Extreme Activity

Seit 2006 (Pro Sieben). Einstündige Spielshow mit Jürgen von der Lippe.

Zwei Mannschaften aus je drei Prominenten spielen gegeneinander, Frauen gegen Männer. In 90 Sekunden langen Spielrunden versuchen sie, möglichst viele Begriffe zu erraten, die ihnen ihr Team-Mitglied pantomimisch darstellt, zeichnet oder umschreibt. Welche Version gespielt wird, wird vorher durch einen Zufalls-Buzzer ermittelt. Zeigt er „Extreme“ an, gelten verschärfte Bedingungen: Der Kandidat muss die Begriffe zum Beispiel erklären, während er von zwei Catchern bearbeitet wird oder in einem Schwungrad sitzt, oder er muss seine Erklärungen singen, oder die Rater dürfen nur antworten, wenn sie vorher Helium aus Luftballons eingeatmet haben. Als Lohn gibt es zwei Punkte statt einem pro erratenen Begriff. Im Finalspiel spielen beide Teams gleichzeitig: Zwei Kandidaten raten, die vier anderen umschreiben nacheinander die Begriffe, für die es jetzt drei Punkte gibt.

Lustiger Kindergeburtstag, der von einer perfekten Umsetzung und der Spielfreude der Kandidaten lebt. Zum Stammpersonal gehörten unter anderem Verona Pooth, Janine Kunze und Sonya Kraus sowie Bernhard Hoecker, Oli Petszokat und Wigald Boning. Das Format — eine Eigenentwicklung von Pro Sieben — beruht auf dem Gesellschaftsspiel „Activity“, man könnte aber natürlich auch sagen: Da hat einer einfach die Fernsehklassiker Nur keine Hemmungen, Die Montagsmaler und Die Pyramide neu zusammengerührt. 2007 erschien „Extreme Activity“ auch als Gesellschaftsspiel — quasi: das Spiel zur Show zum Spiel.

Von der Lippe kokettierte bereits in der Premierensendung mit der Frage, was denn der dicke alte Mann da ausgerechnet bei Pro Sieben mache. Die Show lief wöchentlich samstags um 20.15 Uhr mit so großem Erfolg, dass sie statt der geplanten sieben Wochen gleich vier Monate auf diesem Sendeplatz im Programm blieb. Im Dezember 2006 zog sie auf dienstags um 20.15 Uhr um, wo sie deutlich weniger erfolgreich war.

Extreme Activity wurde mit dem Grimme-Preis 2007 ausgezeichnet.

Nur keine Hemmungen

1983–1986 (SWR); 1986–1992 (ARD). „Scharaden mit Michael Schanze“. 45-minütige Spielshow, in der sich Kandidaten gegenseitig pantomimisch Begriffe und Redewendungen vorspielen, die sie dann erraten müssen. Prominente und nichtprominente Kandidaten spielen in Teams zusammen. Zwischendurch gab es immer einen Showblock, den Schanze gelegentlich einfach selbst singend am Klavier bestritt. Die Jürgen-Franke-Band lieferte die Begleitmusik.

Die Show war im Dritten Programm gestartet, wurde nach drei Jahren ins Vorabendprogramm des Ersten befördert und schaffte ab November 1990 den Sprung in die Primetime. Sie lief nun monatlich dienstags um 20.15 Uhr. Insgesamt brachte sie es auf 85 Ausgaben.

Die Pyramide

1979–1994 (ZDF). Spielshow mit Dieter Thomas Heck.

Zwei Teams aus je einem Prominenten und einem Unbekannten spielen gegeneinander. Abwechselnd können sie sich aus sechs Themen, die pyramidenförmig an einer Ratewand aufgeführt sind, eines auswählen. Zu diesem Thema gehören sieben Begriffe. Es geht darum, diese nacheinander erscheinenden Begriffe seinem Teampartner möglichst schnell mit Worten und Gesten zu umschreiben, ohne Teile des gesuchten Begriffs zu nennen. Gelingt es einem Team, in 30 Sekunden alle Begriffe durchzuspielen, hat es die „Pyramide“ geschafft. Das Siegerteam nach insgesamt sechs Spielen einer Runde kann seinen Gewinn verdoppeln. Es spielt dazu eine Bonusrunde. Darin geht es um schwierigere Begriffe oder Redensarten, und der erklärende Prominente darf nicht einmal mit Gesten nachhelfen: Er muss seine Handgelenke deshalb in zwei Gurte am Sitz legen. Die Konzentration in dieser Runde ist besonders hoch: Wenn der Prominente einmal einen Teil des gesuchten Begriffs verrät, ist die Runde sofort zu Ende und der Kandidat um viel Geld gebracht. Nach dieser Bonusrunde beginnt das Spiel mit sechs neuen Themen auf der Ratewand von vorn.

Die Sendung lebte von dem Reiz, Prominente in der ungewohnten Stress-Situation zu sehen — und von einer ganzen Reihe Ritualen: Dazu gehörte das „Anschnallen“ in der Zwischenrunde, das Heck vor allem bei Frauen immer wieder sanft, aber nachdrücklich und auch körperlich einforderte. Der Countdown vor den Spielen, den Heck mit einem Fingerschnipsen beendete und oft herauszögerte, um die Spannung zu steigern. Und das regelmäßige Eingreifen des Schiedsrichters bei zweifelhaften Entscheidungen: Dann klingelte bei Heck am Pult das Telefon, und der Jurist Dr. Heindl, den man nie sah, erklärte ihm, warum ein Punkt abgezogen werden musste. Oft feilschte Heck, der mit einer Mischung aus Unterwürfigkeit und Ironie mit der Autorität des Schiedsrichters umging, um einzelne Punkte.

Die Show lief anfangs freitags um 21.15 Uhr, dann auch mal montags und schließlich über Jahre erfolgreich samstags um 19.30 Uhr, meist staffelweise mit 13 Folgen im Wochenrhythmus. 1993 folgte eine Verlegung auf Dienstag um 20.15 Uhr, doch der frühere Erfolg war verflogen. Die letzten Ausgaben, in denen der Gewinn an die Hans-Rosenthal-Stiftung ging und Kinder in der ersten Runde spielten, wurden weitgehend unbeachtet am Nachmittag gezeigt.

Die Pyramide brachte es auf 155 Folgen mit jeweils 45 Minuten Länge. Sie basierte auf einem US Format, das 1973 als „The $10 000 Pyramid“ startete und 1991 als „The $100 000 Pyramid“ endete. Ein ähnliches Konzept hatte zuvor bereits die Show Passwort verwendet. Zwei Jahre nach dem Ende im ZDF startete Sat.1 eine billige Neuauflage unter dem Titel Hast Du Worte.

Hast Du Worte

1996–1999. Halbstündige Vormittags-Gameshow mit Jörg Pilawa, ab Januar 1998 mit Thomas Koschwitz.

Das Format beruhte, wie Dieter Thomas Hecks frühere ZDF-Show Die Pyramide, auf dem amerikanischen Format „The $10.000 Pyramid“: Vier Kandidaten spielen in zwei Zweierteams gegeneinander. Einer aus dem Team muss dem anderen möglichst viele Begriffe in einer vorgegeben Zeit mit Worten und Gesten umschreiben, ohne Teile des Begriffs zu nennen. In der Schlussrunde darf man nicht einmal mit Gesten nachhelfen und wird deshalb angegurtet.

Hast du Worte war eine der ersten Shows in Deutschland, die konsequent industriell hergestellt wurden, d. h. kostengünstig am Fließband. Sechs Sendungen wurden täglich aufgezeichnet: ein Rekord.

Passwort

1964–1966. Halbstündiges Ratespiel mit Wolf Mittler.

Zwei Kandidatenpaare spielen gegeneinander. Jedes Team besteht aus einem Prominenten und einem »Normalo«. Einer bekommt Begriffe gezeigt, die sein Partner erraten muss. Als Hilfe nennt er Synonyme oder Hinweise, die aber nur aus einem einzigen Wort bestehen dürfen. Je schneller sein Gegenüber das gesuchte „Passwort“ errät, desto mehr Punkte gibt es. Das Gewinnerteam zieht in die Finalrunde ein, in der aus mehreren Einzelbegriffen ein Oberbegriff oder eine Kategorie erschlossen werden muss.

24 Folgen liefen im regionalen Vorabendprogramm. Vorlage war das US Format „Password“. Ein ähnliches Konzept verwendete später auch Die Pyramide.

Die Montagsmaler

1974–1992 (ARD); 1992–1996 (SWR). 45-Minuten-Spielshow am Dienstagabend von und mit Frank Elstner.

Vier Mannschaften treten in jeder Sendung an. Zunächst spielen zwei Kinderteams gegeneinander, anschließend zwei Erwachsenenmannschaften. Jeweils ein Kandidat zeichnet einen Begriff, den die anderen aus seinem Team erraten sollen. Ist das geschafft, kommt der Nächste an den Malbildschirm. Das muss ganz furchtbar schnell gehen, denn die Uhr läuft. Es gewinnt, wer in der vorgegebenen Zeit die meisten Begriffe errät. Im Finale spielen die erwachsenen Sieger gegen das Siegerteam der Kinder. Es gewinnt die Kindermannschaft.

Die Fernsehzuschauer sahen die gesuchten Begriffe ebenso eingeblendet wie die entstehenden Zeichnungen. Der Beginn jedes Rateversuchs für einen neuen Begriff pendelte sich schnell bei „Hund! Katze! Maus! Esel! Elefant!“ ein. Die Erwachsenenmannschaften bestanden anfangs aus Prominenten. In der Premiere spielten Kicker des VfB Stuttgart und von Schalke 04 gegeneinander, auch in den nächsten drei Sendungen traten Fußballer gegeneinander an. Danach waren es meist Teams zweier Fernsehsendungen. Die Sendung lebte von einem enormen Tempo, lediglich ein Showblock verschaffte eine Verschnaufpause. Entsprechend groß war der Kontrast, als in einer Sendung 1976 das Zeichengerät ausfiel und Elstner seine Live-Qualitäten bewies: Er überbrückte 18 Minuten — also fast die Hälfte der eigentlichen Sendezeit — durch reines Gespräch.

Weil Elstner zum ZDF wechselte, um dort Wetten, dass …? zu erfinden, moderierte er Die Montagsmaler am 8. Dezember 1979 zum 53. und letzten Mal. Nachfolger wurden der Liedermacher Reinhard Mey, der nur drei Sendungen moderierte, und ab August 1980 Sigi Harreis, die mit der Sendung zum Fernsehstar wurde. Die Erwachsenenteams bestanden jetzt auch aus Nichtprominenten, die einer bestimmten Berufsgruppe angehörten oder andere Gemeinsamkeiten aufwiesen, und Harreis führte weiterhin mit der von Elstner vorgebenen Hektik durch die Spiele.

Nach vier Jahren am Montagabend wurde die Show ab Januar 1978 auf Dienstag um 20.15 Uhr verlegt, behielt aber trotz des neuen Sendetags — nach langer öffentlicher Diskussion — ihren Titel bei. Anfang 1989 erfolgte nach 121 Folgen zur Primetime eine Verlegung ins regionale Vorabendprogramm (Harreis redete die Degradierung wie folgt schön: „Viele Kinder haben uns geschrieben, ob wir nicht mal früher senden könnten“) und Ende 1992 ins Dritte Programm Südwest 3. Die Show war jetzt nur noch eine halbe Stunde lang, lief aber wesentlich häufiger, staffelweise im Wochentakt, und sogar wieder montags. Nach insgesamt 244 Ausgaben wurde sie eingestellt.

Bereits 1971/72 war die Vorgängershow Punkt, Punkt, Komma, Strich in den Dritten Programmen gelaufen, ebenfalls mit Elstner als Moderator.

Punkt, Punkt, Komma, Strich

1969–1972 (SWR). Spielshow mit Fred Sackmann, ab 1971 mit Frank Elstner.

Teams aus zwei Städten treten im Zeichenwettstreit gegeneinander an. Aus der Show entstanden später Die Montagsmaler.

Die Tracey Ullman Show

1994 (RTL). 81-tlg. US-Personalityshow von Jerry Belson, James L. Brooks, Ken Estin und Heide Perlman („The Tracey Ullman Show“; 1987–1990).

Die britische Entertainerin Tracey Ullman tritt in verschiedenen Rollen auf, spielt Sketche, singt und tanzt. Zu ihren festen Partnern gehören Julie Kavner, Dan Castellaneta, Joe Malone und Sam McMurray, viele prominente Gaststars schauen vorbei.

Die Show war eine der ersten Serien des jungen US-Networks Fox, wurde von Kritikern gelobt, preisgekrönt und erfolgreich. In die Geschichte eingegangen ist sie aber als „die Show, bei der die Simpsons begannen“. Matt Groening, der damals einer Fangemeinde durch seine Comicstripreihe „Life In Hell“ bekannt war, zeichnete kurze Cartoons, die zwischen den Sketchen und Show-Auftritten liefen. Darunter erschien zunehmend mehr die damals noch stärker überzeichnete gelbe Familie, die später eine eigene Serie bekommen sollte. In Großbritannien schnitt die BBC die Cartoons übrigens aus der Tracy Ullman Show heraus, weil sie sie als unwitzig empfand. RTL war cleverer und zeigte die ein- bis zweiminütigen Simpsons-Auftritte als Pausenfüller immer wieder im Programm – das war allerdings schon 1992, nachdem die Simpsons auch in Deutschland schon mit ihrer eigenen Serie aufgetreten waren.

Hinter der für Ullman maßgeschneiderten Show stand vor allem James L. Brooks, der Erfinder von Taxi und Cheers. Choreografin der Tanzszenen war die damals noch unbekannte Paula Abdul. Die Show wurde in den USA mit dem Emmy ausgezeichnet. Ullmans Sketchpartner Dan Castellaneta und Julie Kavner wurden als amerikanische Originalstimmen von Homer und Marge Simpson berühmt.

RTL zeigte die halbstündigen Folgen gegen 1.00 Uhr nachts.

Mary Tyler Moore

1998–1999 (RTL). 168‑tlg. US‑Sitcom („The Mary Tyler Moore Show“; 1970–1977).

Neue Ausstrahlung der früheren ARD-Serie Oh Mary unter neuem Titel in neuer Synchronisation. RTL zeigte diverse von der ARD nicht ausgestrahlte Folgen täglich im Nachtprogramm. Zuvor hatte sich RTL bereits an einer deutschen Version der Serie versucht, die jedoch ungesendet im Giftschrank verschwand. Schon der Titel „Alles prima Nina“ lässt erahnen, dass das eine gute Idee war.

Oh Mary

1974–1977 (ARD). 110‑tlg. US-Sitcom von James L. Brooks und Allan Burns („The Mary Tyler Moore Show“; 1970–1977).

Mary Richards (Mary Tyler Moore) arbeitet als Co‑Producerin für die Abendnachrichten des erfolglosen Fernsehsenders WJM‑TV in Minneapolis, die der eitle Ted Baxter (Ted Knight) auf dem Bildschirm präsentiert. Murray Slaughter (Gavin MacLeod) schreibt die Meldungen, Lou Grant (Edward Asner) ist der grimmige Chef. Gordy Howard (John Amos) ist der Wettermann. Er verlässt den Sender später. Etwa zu dieser Zeit kommt Sue Ann Nivens (Betty White) dazu, die eine Kochshow für Hausfrauen moderiert. Mary ist Single und lebt allein, ihre Couch wird aber meist von ihrer Nachbarin Rhoda Morgenstern (Valerie Harper) belagert. Auch ihre neugierige Vermieterin Phyllis Lindstrom (Cloris Leachman) schaut regelmäßig rein.

Warmherzige, realistische, erfolgreiche und einflussreiche Sitcom der 70er-Jahre, die ihre Hauptdarstellerin zum Star machte. Zwar hatte es vorher Serien gegeben, deren Hauptfiguren Frauen waren (der Prototyp aller Sitcoms, das in Deutschland nie gezeigte „I Love Lucy“ aus den 50ern, war bereits um eine Frau herumgestrickt), doch erstmals drehte sich eine Sitcom um eine Single-Frau, die auf eigenen Beinen steht und erfolgreich im Beruf ist. Wie sehr sie das Leben genießt, zeigte bereits der Vorspann, in dem sie sich zum Titelsong „Love Is All Around“ von Sonny Curtis fröhlich im Kreis dreht und ihren Hut in die Luft wirft.

Mit dem wichtigen Fernsehpreis Emmy wurde Oh Mary dreimal in der Kategorie Beste Comedyserie und insgesamt 29‑mal ausgezeichnet, so oft wie keine Serie bis dahin. Der Rekord wurde erst ein Vierteljahrhundert später von Frasier gebrochen. Mary Tyler Moore produzierte die Serie mit ihrer eigenen Firma.

In der ARD lief die Serie im regionalen Vorabendprogramm. Etwa 20 Jahre später zeigte RTL sie unter dem Titel Mary Tyler Moore täglich im Nachtprogramm. Neben den Wiederholungen liefen dort 58 Folgen in deutscher Erstausstrahlung. Edward Asner bekam nach dem Ende der „Mary Tyler Moore Show“ seine eigene Serie als Titelheld Lou Grant, der nach seinem Rauswurf bei WJM‑TV Chefredakteur einer Zeitung wird. 2000 entstand der zweistündige Fernsehfilm „Mary & Rhoda“, der die beiden Freundinnen wiedervereinte. Er lief im Dezember 2002 auf Vox.

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