„Wer?“ gegen „Wetten“

Vor etwa sieben Jahren, als Wer wird Millionär? noch recht neu war jede Woche mehrmals bis zu 12 Millionen Zuschauer anlockte, unkte der damalige RTL-Chef, es werde der Tag kommen, an dem man den Mut habe, die Show gegen das übermächtige Wetten, dass…? zu programmieren, also zeitgleich am Samstag um 20.15 Uhr.
Damals lief die Samstagsausgabe noch eine Stunde früher, wenn Gottschalk antrat, seit längerer Zeit setzte sie in diesen Fällen schlicht aus.

Heute hat Wer wird Millionär? im Vergleich zu damals etwa die Hälfte seiner Zuschauer verloren, ist aber immer noch eine der erfolgreichsten Sendungen im deutschen Fernsehen. Und heute nun, nur sieben Jahre nach der Vorhersage, ist dieser Tag gekommen: Wer wird Millionär? und Wetten, dass…? senden zum ersten Mal gleichzeitig.

Man kann das Gefühl haben, dass das weniger mit dem damals prognostizierten Mut als mit Unachtsamkeit oder Gleichgültigkeit zu tun hat, denn eine Chance gegen Gottschalk hat Jauch heute nicht mehr. Zumal in der Vergangenheit Jauch zu dieser Jahreszeit auch längst in der Sommerpause war. Dieses Jahr wird die vertraglich vereinbarte Anzahl an Sendungen eben im Sommer weggesendet, nachdem viele Samstagsausgaben wegen Deutschland sucht den Superstar ausgefallen waren.

Doch Fakt ist: Seit die gleichzeitige Ausstrahlung von Deutschland sucht den Superstar im März Wetten, dass…? in dessen 27. Sendejahr etliche Zuschauer abjagte, haben die Privaten gemerkt, dass man nicht zwingend die Ausstrahlung jeglichen attraktiven Programms einstellen muss, nur weil Gottschalk nebenan Zoten runterrattert. Das ist eine gute Erkenntnis.

Ein Beweis für die Existenz von Schnellmerkern im Privatfernsehen ist es allerdings nicht.

Michael, 23. Juni 2007, 19:43.

Diese Männer verdienen die Tapferkeitsmedaille

Stefan und Peer halten es für zumutbar, sich die Sommerausgabe von Wetten, dass…? mit Thomas Gottschalk, Dieter Bohlen und Roberto Blanco anzusehen und wollen wahrscheinlich die Frage, ob geteiltes Leid wirklich halbes Leid ist, einer Belastungsprüfung unterziehen.
Hier bloggen sie live.

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Michael, 23. Juni 2007, 12:44.

Schlagzeile über’n Bruch

Ein halbes Jahr nach dem erbärmlichen Ende der letzten Gefängnisserie Hinter Gittern — Der Frauenknast stellt RTL ab heute seine Sendezeit wieder eingebuchteten Fernsehcharakteren zur Verfügung. Die gute Nachricht: Prison Break hat nichts, aber auch wirklich rein gar nichts mit Hinter Gittern zu tun: Prison Break ist spannend, durchdacht, hochwertig produziert und mit Schauspielern besetzt, die schauspielen können.

Man könnte sich darüber wundern, denn warum sollte man viel von einer Serie erwarten, die mit Doppelfolgen im Hochsommer nach 22 Uhr versendet wird, in die also offenbar auch der Sender selbst kein allzu großes Vertrauen hat? Ganz einfach: Weil wir aus Erfahrung wissen, dass Serien, in die RTL großes Vertrauen hat, auch nicht unbedingt etwas taugen.

Deshalb zurück zu Prison Break, der neuen Suchtserie für Freunde des atemberaubenden Thrillers, dem spannendesten Fernsehereignis seit 24. Inhaltlich haben auch diese beiden Serien nichts gemeinsam: Es geht diesmal nicht um die Rettung der Welt, sondern um einen Ausbruch aus dem Hochsicherheitsknast, und Hauptheld Michael Scofield hat auch kein Handy. Das braucht man ja nur zur Rettung der Welt.

Trotzdem gibt es Gemeinsamkeiten: Beide Vorhaben scheinen kaum umsetzbar, und ein Netz aus Intrigen und Verschwörungen erschweren sie zusätzlich. Zufällig kurz vor dem Ende jeder Episode passiert dann noch etwas Unerwartetes, das alle Pläne zu zerstören droht. Und: Keine der beiden Serien spielt in Echtzeit, Prison Break behauptet es aber nicht einmal.

Doch glaubt RTL ernsthaft, eine Serie vom Schlag eines 24, welches in Deutschland bei RTL2 schon seit Beginn keine besonders guten und seit fünf Staffeln mit sinkenden Einschaltquoten zu kämpfen hat, könne nun der große Publikumsmagnet beim Marktführer sein? Kaum. Was uns zurück zum Sendeplatz führt. Der ist aber letztlich gar nicht so schlecht: Die Doppelprogrammierung kommt dem Suchtfaktor entgegen, und die späte Sendezeit dem zu erwartenden Wetter in den kommenden elf Wochen, das im Sommer am früheren Abend oft als fernsehunfreundlich empfunden wird.

Wem 24 schon nicht gefällt, muss auch Prison Break nicht unbedingt gucken. Wer Hinter Gittern für eine gut gemachte Serie hielt, vielleicht besser auch nicht. Und wer sein Sofa schonen will, erst recht nicht. Das könnte nämlich durchgescheuert werden, weil man vor Spannung ganz ordentlich auf seinem Sitz herumrutscht.

Eine weitere Sache haben dann aber doch noch alle drei Serien gemeinsam: Plausibel ist keine. Aber wie schon am Wochenende in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in einem ganz fantastischen  Artikel von… ähm, mir, … zu lesen war: Logik ist eine überholte Tugend, die zugunsten von Spannung gern eingetauscht werden darf.

Prison Break, donnerstags ab 22.15 Uhr (jeweils zwei Folgen) bei RTL.

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Michael, 21. Juni 2007, 07:24.

Renitent

Leider lässt sich aus dem Wort „Internet“ kein so positiv besetztes und optisch gut umsetzbares Anagramm machen, wie es Ehrensenf aus dem Wort „Fernsehen“ gemacht hat. Ehrensenf, die freundliche, weil so unkommerzielle, und lustige, weil so schön geschriebene Internetfernsehsendung steht vor einem radikalen Umbruch. Nach über 300 Sendungen verlässt die gut aussehende Moderatorin Katrin Bauerfeind Ehrensenf, wahrscheinlich um richtiges Fernsehen zu machen. Heute steht schon die letzte Sendung im Netz, nebst einer Ankündigung, dass es noch eine allerletzte echte Abschiedssendung geben wird.

Katrin Bauerfeind ist bereits bei der Künstleragentur Schönhauser unter Vertrag: „Es gibt viele Gespräche und spannende Angebote“, sagt das Management. Soso. 

Ich bin gespannt, wo Katrin in nächster Zeit auftauchen wird, sie selbst sagte bei Harald Schmidt, sie habe Angebote aus dem Comedy-Bereich. Na hoffentlich nicht am Freitagabend in Sat.1.

Der/die neue Ehrensenf-Moderator/in soll am 2. Juli vorgestellt werden. Und hier bin ich eigentlich noch gespannter, ob es gelingt, einen würdigen Nachfolger zu finden, der nur annähernd den Charme der leicht schwäbisch eingefärbten rauchigen Stimme einer Katrin Bauerfeind (stammt aus Aalen, schwäbische Ostalb) erreicht.

Wo Katrin demnächst auftaucht, erfahren Sie natürlich hier.

Jochen, 20. Juni 2007, 15:16.

Nip/Tuck — Schönheit hat ihren Preis

Seit 2004 (Pro Sieben). US-Arztserie von Ryan Murphy („Nip/Tuck“; seit 2003).

Die Schönheitschirurgen Christian Troy (Julian McMahon) und Sean McNamara (Dylan Walsh) betreiben eine gemeinsame Privatklinik in Miami. Christian ist ein Draufgänger und Frauenheld, und das nutzt er oft, um potentielle Patientinnen anzulocken. Wenn es um seinen beruflichen Erfolg geht, ist er skrupellos. Sean ist das zuwider. Er ist ein bodenständiger Familienvater und ehrenwerter Arzt, nimmt den Job ernst und sieht auch die Schattenseiten. In seiner Familie mit Frau Julia (Joely Richardson) und Sohn Matt (John Hensley) kriselt es allerdings.

Blutrünstige Serie, die dem Genre der Arztserie eine neue Dimension gab und den Kalauer liebte. Die noch rechtzeitige Korrektur eines falsch eingesetzten Po-Implantats wird mit den Worten kommentiert: „Das hast du mir ja gerade noch den Arsch gerettet.“ Noch bevor die Serie in Deutschland startete, ging der uninspirierte deutsche Abklatsch Beauty Queen bei RTL auf Sendung und floppte. Das Original lief kurz darauf nicht ganz so erfolglos mit einstündigen Folgen dienstags um 21.15 Uhr, aber immerhin so erfolglos, dass die zweite Staffel erst zwei Jahre später mittwochs nach 22.00 Uhr startete und nach Unterbrechung erst weitere 15 Monate später kurz vor Mitternacht fortgesetzt wurde. Da läuft sie jetzt, immer mittwochs um 23.45 Uhr.

Beauty Queen

2004 (RTL). 4-tlg. dt. Arztserie von Natalie Scharf, Regie: Jorgo Papavassiliou.

Oskar Seeberg (Jochen Horst) ist ein idealistischer Familienvater und Schönheitschirurg. Sein Bruder Mark (Carsten Spengemann) ist ein opportunistischer Draufgänger und ebenfalls Schönheitschirurg. Die ungleichen Brüder betreiben eine gemeinsame Privatklinik am Bodensee. Im Berufsalltag prallen ihre Vorstellungen ständig aufeinander, denn Oskar geht es um die Patienten und Mark nur ums Geld. Schwester Emily (Barbara Lanz) unterstützt die Ärzte im OP. Oskar ist mit Katja (Ulrike Knospe) verheiratet und hat zwei Kinder, die 17-jährige Jeanette (Zoe Weiland) und den 15-jährigen Julian (Marc Bennert). In der Ehe kriselt es, und zwischen Oskar und Laura Jäger (Marion Mitterhammer) beginnt es zu knistern.

Dreiste Kopie der US-Serie Nip/Tuck, die noch vor dem Original in Deutschland startete. RTL hatte es schneller geschafft, die Serie nachzudrehen als Pro Sieben, die US-Version lediglich synchronisiert zur Ausstrahlung zu bringen. Der Schnellschuss zahlte sich jedoch nicht aus: Trotz massiven Einsatzes von Sexszenen mit Spengemann und tiefen Einblicken in offene Wunden und blutige Nasen schalteten nur wenige Zuschauer ein.

Die einstündigen Folgen liefen dienstags um 20.15 Uhr. Den Titelsong „Change“ sang Sarah Connor.

Das geheime Leben der Spielerfrauen

2005 (RTL). 4-tlg. dt. Klischeeserie.

Das „aufregende“ Leben hinter den Kulissen des Profi-Fußballvereins 1. FC Düsseldorf aus der Sicht der Spielerfrauen, die auf Partys, in Boutiquen und Schönheitssalons das von ihren Männern finanzierte Luxusleben genießen. Petra (Niki Greb) ist seit vielen Jahren mit dem Stürmer Mario Faller (Ben Tewaag) verheiratet, Vera (Ellen Schlootz) mit Henning Kahmke (Axel Wedekind), der ihrer Meinung nach Mannschaftskapitän werden sollte, Karina (Judith Hoersch) mit Mannschaftskapitän Torsten Bader (Oliver Kniffki), und sie möchte Sängerin werden. Fabiana Costa e Silva (Anna Huber) ist Model und die Freundin des Stürmers Vincent Novak (Rhon Diels). Der Mittelfeld-Einkauf Luca Pirani (Bruno Bruni jr.) ist Single, aber die Kellnerin Melanie (Jana Straulino) und Caré (Anne Sarah Hartung) umwerben ihn. Caré ist die Tochter des Vereinssponsors Maximilian Graf von Rohrschach (Mathieu Carrière). Manager Badenweiler (Hansjürgen Hürrig), Trainer Horst Woikowski (Christian Tasche) und sein Assistent Udo Wagner (Thomas Wüpper) führen den Verein und Désiré (Julia Dietze) den Beauty-Salon, in dem sich die Frauen treffen, um Strippen zu ziehen und herumzuzicken.

Die Reihe beruhte auf der ITV-Serie „Footballers‘ Wives“, die in Großbritannien 2004 für viel Gesprächsstoff und gute Zuschauerzahlen sorgte. Die einstündigen Folgen liefen donnerstags um 21.15 Uhr.

Der Bäcker und das Bravo-Girl

Guten Abend. Dies ist ein vorprogrammierter und per Zeitschalter automatisch veröffentlicher Beitrag, der vortäuschen soll, dass ich in diesem Augenblick allen Ernstes vor dem Fernseher sitze und Gülcans Traumhochzeit schaue.

Also dann: Coole Sendung bisher, oder? Behält Gülcan nach der Hochzeit eigentlich ihren Nachnamen, den ohnehin keiner kennt?

In Wirklichkeit sitze ich gerade irgendwo draußen, was in erster Linie mit Wetter und Bier zu tun hat. Aber auch damit, dass mir Prominenz schleierhaft ist. Und zwar das ganze Konzept von Prominenz. Ich schätze gute Schauspieler und Moderatoren und freue mich, wenn sie mich mit herausragender Leistung beglücken. Aber warum soll ich mich deshalb für etwas interessieren, das mich gar nichts angeht, nämlich deren Privatleben? Berechtigt mich ein Interesse am Beruflichen zur Invasion ins Private? Oder angesichts der Fülle entsprechender Sendungen: Verpflichtet es mich gar?

Gilt doch auch nicht in anderen Lebensbereichen: Nur weil ich das Brot meines Bäckers verehre und mit Heißhunger verschlinge, muss ich deshalb wissen, auf welche Partys er geht? Weil mein Frisör soll toll Haare schneiden kann, muss ich mich deshalb darum scheren, mit wem er verheiratet ist? — Okay, schlechtes Beispiel. Augenblick bitte. „Ein Pils bitte noch. Und welche Unterwäsche tragen Sie?“– Da bin ich wieder. Zurück zum Bäcker. Die örtliche Lokalzeitung berichtet schließlich auch nicht über dessen Privatleben, obwohl viele Bäcker in kleinen Orten zur lokalen Prominenz gehören. Und ich hoffe auch nicht, dass sie bald damit anfangen.

Mal ganz abgesehen davon, dass offenbar willkürlich festgelegt werden kann, wer nun prominent ist oder nicht.

Halt. Gerade erzählt mir der Wirt, dass Gülcan einen Bäckerei-Unternehmer heiratet, der demnach wesentlicher Bestandteil ihrer Heiratssoap ist.

Verdammt, es geht los.

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Michael, 19. Juni 2007, 20:45.

Klausjürgen Wussow ist tot

Wir er es in seinem unnachahmlichen Standardsatzbau gesagt hätte:
„Du, Professor Brinkmann ist nicht mehr unter uns, nich?“

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Michael, 19. Juni 2007, 18:44.

Gülcans Traumhochzeit

2007 (Pro Sieben). 8-tlg. Doku-Soap.

Die Bravo-TV-Moderatorin Gülcan Karahanci heiratet live im Fernsehen den Unternehmer Sebastian Kamps, und acht Wochen lang zeigt Pro Sieben dienstags um 20.15 Uhr jeweils eine Stunde lang, was vorher in deren von Kameras gefilmtem Privatleben während der Vorbereitungen passiert. Das große Finale mit der Hochzeit dauert mehr als zwei Stunden und wird von Steven Gätjen moderiert.

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