Spannungsstufe Falb

Allmählich scheinen dem deutschen Fernsehen die US-Serien auszugehen. Deshalb gräbt Sat.1 jetzt als Deutschlandpremiere einen Terrorthriller aus, der schon vor fünf Jahren gefloppt ist.

Threat Matrix – Alarmstufe Rot ist wieder so eine extrem amerikanische Serie im Stil von The Unit – Eine Frage der Ehre oder E-Ring – Military Minds und zum Teil auch in der Art, aber nicht in der Qualität von 24. Im Grunde geht es auch hier wieder darum, dass arabisch sprechende Terroristen die Welt (sprich: die USA) zerstören wollen und eine Gruppe mutiger Spezialkräfte die Welt (sprich: Amerika) retten muss. Doch so spezial diese Kräfte auch sein mögen, sie werden immer wieder davon überrascht, dass die Vereinigten Staaten nicht von einer Horde planloser Dreijähriger angegriffen werden, sondern von ausgebildeten Terrorkämpfern. Zumindest fallen Sätze wie „Wir haben es mit Profis zu tun“ in den ersten beiden Folgen auffallend häufig. Auch sonst ist die Serie sehr klischeehaft, wird aber in den letzten Minuten doch sehr spannend, wie es immer sehr spannend wird, wenn eine Bombe in letzter Sekunde entschärft oder ein Terrorist im letzten Augenblick überwältigt werden muss. Da ist es fast schon verschossen, dass diese Szenen immer nur wenige Minuten dauern. Daraus hätte man mehr machen können, und dann wäre die Serie vielleicht nicht schon nach 14 Folgen abgesetzt worden.


Foto: Sat.1

Ein nachträglicher Vorteil für die Serie von 2003 mag sein, dass nach all den Jahren die beiden Hauptdarsteller bei uns einigermaßen bekannt sind. James Denton kennen wir, oder zumindest Frauen, als Mike Delfino in Desperate Housewives, und Kelly Rutherford kennen wir, oder zumindest unerschütterliche Sat.1-Zuschauer, als Sonny Liston aus E-Ring – Military Minds. Beide Serien entstanden nach dem Threat-Matrix-Flop, wurden in Deutschland aber vorher gezeigt.

Threat Matrix – Alarmstufe Rot, donnerstags um 22.15 Uhr in Sat.1.

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Michael, 22. Mai 2008, 07:39.

Threat Matrix — Alarmstufe Rot

2008 (Sat.1). 14-tlg. US-Actionserie von Daniel Voll („Threat Matrix“; 2003–2004).

Die Bedrohungslage der USA ändert sich ständig, ist aber immer ausreichend hoch, dass Special Agent John Kilmer (James Denton) und sein Team von der Homeland Security Agency einen Anschlag zu verhindern und ein paar Terroristen zur Strecke zu bringen haben. „Wir beschützen Amerika“ schmalzt sein Chef Colonel Roger Atkins (Will Lyman) schon im Vorspann. Zu Kilmers Spezialistentruppe gehören seine Ex-Frau Frankie (Kelly Rutherford), Mohammad „Mo“ Hassain (Anthony Azizi), Jelani Harper (Mahershalalhashbaz Ali), Tim Serrano (Kurt Caceres), Anne „Lark“ Larkin (Melora Walters) und die taubstumme Holly Brodeen (Shoshanna Stern).

Die einstündigen Folgen liefen donnerstags um 22.15 Uhr.

Donna rührt wieder

Wenn Amerikas bekannteste Postleitzahl im Herbst ins US-Fernsehen zurückkehrt, werden gleich mehrere geliftete bekannte Gesichter wieder auftauchen. In 90210, einer Neuauflage von Beverly Hills, 90210, wird Jennie Garth einige Auftritte in ihrer alten Rolle als Kelly Taylor haben, die jetzt Beratungslehrerin an der West Beverly High School ist, was schon seit ein paar Wochen bekannt ist, und auch Tori Spelling (90) und Ian Ziering (210) haben offenbar Interesse geäußert. Logisch, wer soll sie auch sonst engagieren. Zumindest Toris Auftritt als Donna Martin steht wohl auch schon fest.

Die eigentlichen Hauptdarsteller können Sie in einem ersten Trailer sehen, den der Sender CW vergangene Woche veröffentlicht hat. Sie sind natürlich jünger und hübscher als früher, haben kürzere Koteletten, noch weniger an und zumindest in einem Fall schwärzere Haut. Der Trailer ist nicht sehr aussagekräftig, aber dafür schnell geschnitten. Und wenn darüber nachdenkt, ist genau das wahrscheinlich doch ziemlich aussagekräftig.

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Michael, 21. Mai 2008, 22:19.

Westgeld

Wer den neuen Bezahlsender Fox über ArenaSat oder sonstwie empfängt, kann endlich in Deutschland und deutscher Sprache die fantastische US-Politserie The West Wing sehen, die bisher keiner zeigen wollte, weil sie inhaltlich zu amerikanisch sei. Sie wissen schon, dieselben keinen, die 24, The Unit – Eine Frage der Ehre, E-Ring – Military Minds oder Threat Matrix – Alarmstufe Rot für völlig unamerikanisch hielten und nach Deutschland importierten.

Der Unterschied zu all diesen Serien aus der Bush-Ära, die zwar teilweise gut und spannend sind, aber Amerikagegner in ihrem Bild von Bushland bestätigen, ist, dass The West Wing noch aus Clintonland stammt. Jawoll, so alt ist dieses Meisterwerk schon, und so lange liegt es schon hierzulande ungesendet rum, obwohl vor allem Vox diese Qualitätsserie so wunderbar gestanden hätte. Hier agieren ein demokratischer Präsident und sein Team besonnen und diplomatisch in nationalen und internationalen Affären, es geht um die Strategen, Redenschreiber und Berater des Präsidenten, die gemeinsam Politik machen, und wenn mal eine schwere Entscheidung ansteht, dann wird der Gewissenskonflikt illustriert und nicht gleich alles plattgemacht.

Die Serie ist intelligent, schnell, subtil, informativ und oft witzig und gilt zusammen mit den Sopranos als die prägende Serie, die das Genre des amerikanischen TV-Dramas Ende der 90er-Jahre zurück zum Hochglanz geführt hat. Wer nicht längst das Geld für die Originalton-DVDs ausgegeben hat, aber für Fox, sollte dringend mal reinschauen.

Serienstart war schon vorgestern, aber weil Fox sonst nicht viel zu senden hat, wird die Pilotfolge bis nächste Woche noch zehnmal wiederholt (alle Termine hier).

The West Wing, neue Folgen montags um 21.00 Uhr bei Fox (Pay-TV).

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Michael, 21. Mai 2008, 20:36.

Das Lesen der Anderen

Ich habe ein Buch gelesen. Das kommt gelegentlich vor. Weil dieses aber sehr, sehr entfernt etwas mit dem aktuellen Fernsehprogramm zu tun hat, sei es Ihnen empfohlen.

Als in den 90er-Jahren der Roman „Der Waffenhändler“ erschien, war sein Autor Hugh Laurie in Deutschland noch völlig unbekannt und das Buch kein großer Verkaufserfolg. Heute ist der Schauspieler Hugh Laurie als Dr. House bekannt, weshalb Heyne das Buch neu aufgelegt hat. Irgendwer muss dabei gedacht haben: „Mensch, ‚Der Waffenhändler‘, das klingt ja gar nicht lustig und knackig, dabei ist Dr. House doch so lustig. Nennen wir den Roman doch einfach ‚Bockmist‘!“ Wahrscheinlich jemand, dessen Berufsbezeichnung „Head of“, „creative“ und/oder „director“ beinhaltet, aber das klingt natürlich nicht sehr knackig, also nennen wir ihn doch einfach Volldepp. Volldepp entschied sich also für „Bockmist“, was mit dem Inhalt des Buchs so viel zu tun hat wie „Stinkender Teppich“, ließ aber den Übersetzer gegen Ende zweimal das Wort „Bockmist“ in den Dialog einbauen. Volldepp entschied wahrscheinlich auch, dass es bumskomisch sei, wenn man den Titel auf eine blaue Unterhose druckt, die mit dem Inhalt des Buches noch weniger zu tun hat als der Bockmist. Überflüssig zu erwähnen, dass der weitere Aufdruck auf dem Buchdeckel „Hugh Laurie ist Dr. House!“ ebenfalls nur eine verkaufsfördernde Irreführung ist. Und wenn der gewollte Comedyeffekt durch den blöden Titel nicht eintritt, dann kann man ja vielleicht wenigstens die wenigen Leser vom ersten Versuch vor gut zehn Jahren um 8,95 Euro prellen, weil sie womöglich denken, Hugh Laurie habe noch einen zweiten Roman geschrieben.

Aber jetzt zum Buch: Schöne Sache. Der große Komödiant Hugh Laurie ist auch schriftlich sehr witzig, obwohl sein Roman eigentlich ein Wirtschaftsthriller ist.

Die Hauptfigur Thomas Lang ist ein Ex-Soldat, der in den Tag lebt und für ein Attentat auf einen Industriellen angeheuert werden soll. Er lehnt zwar ab, aber jetzt weiß er von dem Plan, und damit ist er in die Sache verwickelt. Zumal er sich auch noch in die Tochter des Industriellen verliebt.

In der ersten Hälfte liest sich „Bockmist“ locker, beinahe wie eine Parodie. Würde man die Geschichte nur mit den Dialogen aus dem Buch verfilmen, wirkte die Angelegenheit vermutlich von Beginn an einigermaßen ernst, denn es sind vor allem die lapidaren und oft selbstverständlichen, aber nicht offensichtlichen Beschreibungen des Ich-Erzählers und dessen direkte Ansprache des Lesers, die den Humor in den Text bringen.

Er hieß Rayner. Vorname unbekannt. Mir jedenfalls und daher auch Ihnen, nehm‘ ich an.

Ich glaube, er hatte die tiefsten und weitestverteilten Poren, die ich je auf einer Menschenhaut gesehen habe, und ich musste unwillkürlich an den städtischen Golfplatz in Dalbeattie denken, damals nach dem langen und trockenen Sommer ’76.

Meine Wohnung lag noch da, wo ich sie verlassen hatte, kam mir aber kleiner vor als früher. Der Anrufbeantworter hatte keine Nachrichten aufgezeichnet, und der Kühlschrank war leer bis auf den Becher Biojoghurt und die Selleriestange, die ich von meinem Vormieter übernommen hatte.

Richie hatte das Zimmer nur einmal verlassen, um sich einen Stuhl zu holen. Während er draußen war, versuchte ich, mich loszureißen, das Laken zusammenzuknoten und mich aus dem Fenster abzuseilen, schaffte es aber nur, mich a Oberschenkel zu kratzen, bevor zurückkam.

Währenddessen wälzt Laurie bereits ganz große politische Probleme, erklärt, wie das Wohlergehen einer ganzen Nation im Grunde auf krummen Geschäften basiert. Das führt langsam auf die zweite Hälfte zu, in der das Buch einen neuen Klang bekommt. Viel des Leichten verschwindet, es ist jetzt eher spannend als lustig, die Geschichte wird verworrener, es häufen sich Lügen, Intrigen und Gewaltbereitschaft, und das ist eigentlich nicht mehr das Buch, über das ich mich in der ersten Hälfte so gefreut habe. Aber die Beschreibungen des Erzählers bleiben ähnlich lapidar.

Wir fuhren ungefähr eine Stunde die M4 entlang und müssen sie nach meiner Schätzung in der Nähe von Reading verlassen haben. Ich würde Ihnen ja nur zu gern die genaue Abfahrt sagen und die Landstraßennummern, aber da ich den größten Teil der Fahrt auf dem Boden des Diplomat verbrachte und man mir das Gesicht in den Teppich drückte, war der Input an Sinnesdaten etwas eingeschränkt. Der Teppich war dunkelblau und roch nach Zitrone, falls Ihnen das weiterhilft.

Er nickte und summte weiter vor sich hin. Puccini, glaub‘ ich. Kann auch Take That gewesen sein.

Wir haben jetzt Mitte Dezember und stehen vor der Abreise in die Schweiz, wo wir ein bisschen Skilaufen, ein bisschen entspannen und einen holländischen Politiker ein bisschen erschießen wollen.

Kurzweilig ist „Bockmist“ bis zum Ende, und lesenswert ist es schon deshalb, weil es zeigt, dass Hugh Laurie nicht nur witzig ist, wenn er die Texte anderer Autoren aufsagt, sondern auch, wenn er seine eigenen schreibt.

„Bockmist“, Heyne, 440 Seiten, 8,95 €.
Im Original: „The Gun Seller“, Random House UK, 9,45 €.

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Michael, 21. Mai 2008, 20:00.

Wunder-Bar

1995–1996 (ZDF). Monatliche 45-Minuten-Show am Donnerstagabend.

Elke Schneiderbanger präsentierte unglaubliche Geschichten, die wahr oder doch erfunden waren. Prominente Gäste mussten es erraten und Aktionsspiele meistern. In der Sendung wurden ferner die monatlichen Gewinner der Fernsehlotterie Aktion Sorgenkind gezogen.

Es war nicht leicht, eine noch erfolglosere Aktion-Sorgenkind-Sendung zu machen als den Vorgänger Goldmillion. Dieser Sendung gelang es. Dazu trugen prominente Gäste bei (zur Premiere Michael Schanze, Elmar Hörig und Heintje), denen es erkennbar egal war, ob diese blöden Geschichten nun wahr waren oder nicht. Nach fünf Ausgaben schloss das ZDF das Etablissement und holte Dieter Thomas Heck zu Hilfe, der Das große Los zog.

Robinson Crusoe

1964 (ZDF). 4-tlg. dt.-frz. Abenteuerfilm nach dem Roman von Daniel Defoe.

Der Seefahrer Robinson Crusoe (Robert Hoffmann) überlebt als Einziger den Untergang des Schiffs „Esmeralda“ und strandet auf einer einsamen Insel. Er verschanzt sich in einer Höhle und reflektiert sein bisheriges Leben, bis er auf einen Indianer trifft, den er aus der Gewalt von Kannibalen befreit und Freitag nennt. Freitag (Fabian Cevallos) wird sein Gefährte, rettet ihm das Leben und ermöglicht ihm die Heimreise nach England.

In dieser ersten TV-Fassung des berühmten Romanstoffs war Eugen von Metz für die Fernsehbearbeitung verantwortlich — hinter diesem Pseudonym verbarg sich Walter Ulbrich. Mit dem Vierteiler begann die jahrzehntelange Tradition der ZDF-Abenteuervierteiler, die später oft in der Weihnachtszeit ausgestrahlt wurden. Der nächste war Don Quijote von der Mancha.

Die spielfilmlangen Folgen liefen samstags um 20.00 Uhr.

Hinter den Kulissen von KDD

Für alle Fans von Kriminaldauerdienst: Das ZDF hat ein kleines Making-Of zur zweiten Staffel bei YouTube veröffentlicht.

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Stefan, 15. Mai 2008, 13:41.

Housemacher Wurst

Danke an alle fürs Mitmachen und die vielen lustigen und netten Mails zu unserem Dr.-HouseGewinnspiel, bei dem es tatsächlich fünfmal das Buch „Die kleine House-Apotheke“ zu gewinnen gab, was manche der Teilnehmer angesichts der Gewinnfrage für einen Scherz gehalten hatten.

Wie heißt die Hauptfigur in der Serie Dr. House?
a) Dr. House
b) Wurstsalat

Unter den acht falschen Antworten haben wir eine Dauerwurst verlost (das ist jetzt wirklich ein Scherz) und unter allen richtigen Einsendern die Bücher. Herzlichen Glückwunsch an die Gewinner, die von uns benachrichtigt wurden:
Tim R. aus Hamburg, Alan C. aus Nürnberg, Roman G. aus Wien, Torsten N. aus Wissenwirnochnicht Wickede und Johannes K. aus Wissenwirauchnochnicht Bonn.

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Michael, 14. Mai 2008, 18:42.

„Boston Legal“ und „Shark“: Anwaltslizenz entzogen

Am Ende hatte der Autorenstreik in Hollywood doch noch etwas Gutes: Noch nie wurden am Ende einer Fernsehsaison in den USA so wenige Serien abgesetzt wie in diesem Jahr. Weil der Autorenstreik genau in die Jahreszeit fiel, in der normalerweise neue Serienstoffe entwickelt werden, hatten die Senderbosse diesmal keine so große Auswahl an neuen Serien, die die alten hätten ersetzen können. Von manchen neuen Serien aus dem Vorjahr waren außerdem zu viele Episoden ausgefallen, um objektiv beurteilen zu können, ob sie eine Fortsetzung wert wären oder nicht, also wurden sie sicherheitshalber mal fortgesetzt.

Die einzige auch in Deutschland bekannte Serie, die jetzt in den USA abgesetzt wurde, ist Shark. Selbst Scrubs, das eigentlich in diesem Monat plangemäß auslaufen sollte, kommt nun doch noch einmal mit neuen Folgen zurück, allerdings bei einem anderen Sender.

Ebenfalls abgesetzt wurde die Vampirserie Moonlight, die bei uns erst Ende Juni bei ProSieben starten wird. Auch hier gibt es aber Mutmaßungen, sie könne eventuell von einem kleineren Sender wiederbelebt werden.

Dass Jericho im zweiten Anlauf endgültig Geschichte ist, wurde schon vor zwei Monaten bekannt.

Darüber hinaus wurde das bevorstehende Ende von Boston Legal bekannt gegeben. Diese Serie wurde zwar für eine weitere Staffel verlängert, die im Herbst in den USA startet, diese soll allerdings nur noch 13 statt 24 Episoden umfassen und die letzte sein.

Vox verliert also in absehbarer Zeit zwei weitere Serien, die ganz ordentliche Zuschauerzahlen erreichen. Von Shark sind ab jetzt noch 21, von Boston Legal 33 Folgen übrig.

Nachtrag: Ach ja, und Men In Trees, ebenfalls Vox, ist leider auch schon zu Ende. Auch diese Meldung ist nicht ganz neu, gehört aber der Vollständigkeit halber dazu.

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Michael, 14. Mai 2008, 10:44.
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