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Nachmittags in die USA

2. Mai 2007, 18:57

Kann es sein, dass nach der Primetime bald auch in der Daytime wieder US-Serien kommen? Wenn das doch abends so gut funktioniert, warum sollte das tagsüber anders sein? Früher kamen mittags doch auch immer US-Serien. — Tom

Interessanterweise verabschiedet sich gerade einer der letzten Sender, die bis vor kurzem noch das ganze Nachmittagsprogramm mit US-Serien gefüllt haben, davon. Vox hat den 17.00-Uhr-Termin schon vor einiger Zeit und den 16.00-Uhr-Termin gerade erst mit Dokusoaps neu besetzt, die auffallend gute Einschaltquoten erreichen. Ebenso auffallend ist aber in der Tat der Erfolg von Charmed — Zauberhafte Hexen werktags um 16.00 Uhr auf Pro Sieben, wo vorher viel zu lange hirnrissige Talk- und Realityshows gezeigt worden waren. Das Problem ist: Woher sollen die US-Serien kommen? Sicher, früher liefen viele im Nachmittagsprogramm, aber jetzt laufen sie ja abends. Man könnte nachmittags also schlechtere B-Ware zeigen oder dieselben Serien wie früher, aber davon nimmt ja sogar Kabel 1 allmählich Abstand. Dazu kommt, dass von einer Serie bei werktäglicher Ausstrahlung schon zum Start genug Folgen vorliegen müssen, dass die Serie nicht nach vier Wochen schon wieder vorbei ist. Populäre Serien, die bei uns oft schon starten, wenn in den USA gerade erst 20 Folgen gezeigt wurden, eignen sich daher eher für eine wöchentliche Ausstrahlung.

Immerhin eine Serie steht aber in den Startlöchern, die bisher in Deutschland nicht läuft und in den USA in diesem Monat schon ihre vierte (und womöglich letzte) Staffel beendet. Pro Sieben plant eine Ausstrahlung der High-School-Serie One Tree Hill, und vorstellbar wäre werktags nachmittags. Da sind wir dann aber in der Kategorie B-Ware.

Dauerwiederholungsschleifen erfolgreicher Primetime-Serien, die schon ein paar Jahre auf dem Buckel und genug Folgen im Archiv haben, wären eine andere Möglichkeit, z.B. CSI oder Without A Trace. Doch vor allem erstere ist ja schon für 20.15 Uhr oft zu blutig und muss geschnitten werden, am Nachmittag wäre sie also schwer vorstellbar. Zudem würde eine solche Dauerschleife den Abnutzungseffekt enorm beschleunigen und die Primetime-Ausstrahlung darunter leiden.

Michael in Antworten.

2 Kommentare


  1. Ich glaube, ein Problem ist auch, dass die US TV Industrie Mitte der 90er sehr konzentriert für den US Markt gearbeitet hat. Da ist viel gelaufen, was hier keinen interessiert. Dazu kommt, das Sitcoms wie „Friends“ eigentlich noch zu wertvoll fürs Nachmittagsprogramm sind. Ähnliches gilt für alles, was ab 2000 gedreht wurde. Serien wie „Frasier“ oder „Sopranos“ scheinen den Sendern wiederum zu anspruchsvoll zu sein. Das wird noch Jahre dauern, bis CSI oder Monk so abgenudelt sind, dass sie im Nachmittagsprogramm verschwinden.

  2. Stimmt. Es gibt nicht so viele langlaufende Serien die am Nachmittag zufriedenstellende Einschaltquoten holen könnten und für den Abend nicht gut genug sind.
    Sitcoms zum Beispiel.
    Hochklassige Primetime-Serien im Nachmittagsprogramm zu verheizen wäre kontraproduktiv.
    Die Serien kommen heute auch viel früher ins deutsche Fernsehen.
    Offensichtlich ist hier genau der umgekehrte Effekt zu beobachten wie in der Primetime: Im Nachmittagsprogramm sind eigenproduzierte Doku-Soaps mittlerweile unverzichtbar. Sie bringen gute Quoten und sind günstig zu produzieren.



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