Wasser auf die Mühlen

Entern oder Kentern. Das klingt ein bisschen nach „Blamieren oder Kassieren“, dem Show-Bestandteil aus TV Total und Schlag den Raab. Blamieren kann man sich bei dem neuen RTL-Schlamm- und Wasserspektakel, einer Kreuzung aus Spiel ohne Grenzen und Fort Boyard, aber nicht, denn dazu müsste man öffentlich in Erscheinung treten. Die insgesamt 90 Kandidaten, die in Entern oder Kentern über acht Hindernis-Spielrunden um den Schatz im Wert von läppischen 3000 Euro kämpfen, sind aber viel zu viele, um alle einzeln vorgestellt zu werden. Also lässt man gleich gar niemanden zu Wort kommen und gibt lediglich den drei Teams Gruppennamen. Die einzelnen Teilnehmer bleiben anonyme Statisten in einer großen Schlammschlacht, in deren Mittelpunkt Kulissen und Kostüme stehen. Dabei sind selbst die teilweise originellen Spielrunden offenbar so zweitrangig, dass man sie zusammenschneidet und nur in gekürzter Form zeigt. Zeitweilig wirkte es am Freitagabend, als sende RTL versehentlich noch eines weiteres Mal den Trailer, und immer noch nicht die ganze Show.

Große Spannung kommt bei den Spielen deshalb nicht auf, denn es gibt niemandem, mit dem man mitfiebern könnte, da man ja niemanden kennt. Letzteres trifft auch auf die drei prominenten Paten zu, die entweder gar nicht so prominent oder Axel Schulz sind, das aus Unterhaltungssendungen nicht wegzudenkende allgegenwärtige Privatsender-Pendant zum öffentlich-rechtlichen Roberto Blanco.

Die aufgesetzte Rahmenhandlung mit fiesen, stinkenden Piraten und der edlen Comtessa Sonja soll wohl für einen Hauch Hollywood-Atmosphäre wie in „Fluch der Karibik“ sorgen, weckt aber eher Erinnerungen an das Piratenschiff von Playmobil. Die etepetete Comtessa nimmt man Sonja Zietlow sofort ab, die Spielshow-Moderatorin leider nicht so sehr. Zumindest Götz Otto als Oberpirat spielt seine Rolle großartig, und die gespielten Witzchen mit ihm und seinen Untergebenen sind oft sogar recht lustig.

Die Show ist eine nette Idee für den Sommer, mehr aber noch nicht. Aber sie fängt ja gerade erst an. Ebenso wie der Sommer selbst ist sie noch ausbaufähig.

Michael, 30. Juni 2007, 12:42.

Entern oder Kentern

Seit 2007 (RTL). Abenteuerspielshow mit Sonja Zietlow.

Drei Teams aus je 30 Teilnehmern (Gruppen, Cliquen oder Vereine) müssen darum kämpfen, den Schatz der grazilen Comtessa Sonja (Zietlow) zurückzuerobern, der derzeit im Besitz des fiesen Piratenkapitäns Henry Raff (Götz Otto) auf dessen Schiff ist. Dazu müssen sie einen Parcours aus acht Hindernissen überwinden, zum Beispiel durch ein sich drehendes Fass laufen oder durch ein Labyrinth, einen Sumpf überqueren oder einen glitschigen Hang hinaufklettern, gern bekleidet mit Fässern oder riesigen Kokosnussschalen. Wer unterwegs ausscheidet, was sich in der Regel dadurch äußert, dass jemand ins Wasser fällt, ist „für immer verloren“. Die Mannschaften werden im Lauf des Spiels also immer kleiner. Jedem Team steht ein prominenter Pate vor, der bei Bedarf selbst an den Spielen teilnehmen und auf diese Weise „für immer Verlorene“ zurück ins Spiel holen kann. Bei den Spielen werden die Kandidaten zusätzlich von der fiesen Piratenbande behindert, die keine Grausamkeit scheut und die Teilnehmer gegebenenfalls mit albernen Plastikfischen bewirft. Die Mannschaft, die zuerst das Piratenschiff erreicht, gewinnt 3000 Euro. Im Finale am Ende der Staffel geht um 30.000 Euro.

Aufwändiges Action-Spektakel mit vielen und großen Kulissen, in dem die vielen Kandidaten jedoch nur eine Statistenrolle spielen. Zu Wort kommt kaum jemand, und selbst ihre Spiele sind oft nur als gekürzter Zusammenschnitt zu sehen. Zwischendurch kommentieren kleine gespielte Witzchen mit dem Piratenkapitän und seinen Untergebenen das Geschehen, und Sonja Zietlow steht grazil mit einem Schirmchen herum. Die Erklärungen der einzelnen Spielrunden kommen von einem Off-Sprecher und werden durch Computeranimationen des bevorstehenden Spielverlaufs verdeutlicht.

Die 90-minütige Show enthält Elemente aus Spiel ohne Grenzen und Fort Boyard, erinnert aber vor allem an Takeshi’s Castle. Sie läuft freitags um 20.15 Uhr.

Fort Boyard

1990–1991 (Sat.1); 2000–2002 (Pro Sieben). Einstündige Abenteuer-Spielshow auf einer jahrhundertealten Festung auf einer Insel vor der französischen Atlantikküste.

Die Kandidaten müssen verschiedene schwierige Aufgaben in den unheimlichen Gemäuern bewältigen, die Geschicklichkeit, Ausdauer und starke Nerven erfordern. So soll z. B. im Dunkeln in einem Raum voller Spinnen und Ratten ein bestimmter Gegenstand gefunden werden. Und dann ist da noch dieses alte Männlein, das verworrene Aufgaben stellt, die schon deshalb kaum lösbar sind, weil man sein Genuschel mit dem französischen Akzent nicht versteht. Im Schlussspiel können die Sieger die gewonnene Zeit dazu nutzen, Goldmünzen aus einem Schatz zu scheffeln. Nach Ablauf der Zeit geht langsam ein Tor zu, durch das die Kandidaten zuvor noch herauskommen müssen – denn sobald es zu ist, öffnet sich die Verbindung der Schatzkammer zu den Löwen, die die ganze Zeit schon höchst dekorativ um das Spielfeld herumschleichen.

Reiner Schöne als strenger „Herr von Boyard“ und Rita Werner moderierten die Sat.1-Version, die donnerstags um 20.00 Uhr lief und es auf nur acht Folgen brachte. Zehn Jahre später startete Pro Sieben eine Neuauflage, in der Prominente die Kandidaten waren. Die neuen Folgen liefen sonntags um 18.00 Uhr und wurden von Alexander Mazza und Steven Gätjen moderiert. Die Rolle des hutzeligen Alten übernahm Sonya Kraus. Die Show trug jetzt den Untertitel „Stars auf Schatzsuche“. Zwei Jahre später im Sommer lief eine weitere Staffel mit gleicher Besetzung. Von der gleichen französischen Produktionsfirma, die Fort Boyard maßgeschneidert für Sender aus aller Welt herstellte, stammte auch die Wüstenvariante Desert Forges, die ebenfalls bei Pro Sieben lief.

Whodunit

Wenn man einen spannenden Krimi wirklich genießen will, sollte man auf gar keinen Fall vorher den Videotext einschalten. Davor haben wir an anderer Stelle schon gewarnt, darauf fallen wir also nicht mehr rein.

Dass aber auch Fernsehzeitschriften die halbe Geschichte einer Krimifolge abdrucken, das musste ich gestern Abend erleben.

RTL zeigt CSI, gut, es war eine Wiederholung aus der fünften Staffel, aber ich kannte die Folge noch nicht. Oder vielleicht doch? Um dies zu klären, schlug ich kurz vor Sendungsbeginn im Fachblatt „TV Spielfilm“ nach, und siehe da, die Folge hatte ich tatsächlich noch nicht gesehen:

Kasino-Besitzer Bruce Eiger ist in Las Vegas von seinem Balkon gestürzt. Oder wurde er etwa gestoßen? Bei der Hausdurchsuchung entdeckt die Spurensicherung, dass „Baby Bruce“ in einem überdimensionalen Kinderzimmer seine sexuellen Fantasien auslebte.

Das Dumme an der Geschichte kommt jetzt: Dass Casinobesitzer Eigner ein bisschen schräg drauf war, und dass diese Neigung natürlich die heißeste Spur zum Täter ist, finden Gil Grissom und sein Team nach einer halben Stunde Bruttospielzeit heraus, also genau nachdem die Hälfte der Folge schon vorbei ist. Ich und bestimmt auch viele andere Leser der „TV Spielfilm“ wussten das also alles schon mindestens eine halbe Stunde vorher. Toll, was?

In der Onlineausgabe steht übrigens genau derselbe Text, gefolgt von einem

Achtung! Weitere Infos vom Sender:“

Und dann steht da die gesamte Synopsis der Folge. Dass hier nicht erwähnt wird, wer denn jetzt der Täter ist, war wahrscheinlich nur ein Versäumnis des Senders.

Und hier noch eine Anekdote (tatsächlich, wirklich und in Echt so passiert):

Ort: Kinokasse. Handelnde Personen: Zwei Kinobesucher, die noch nie in ihrem Leben einen King-Kong-Film gesehen haben (ja, solche Leute gibt es wirklich), eine Kassiererin.

Zuschauer 1: „Zweimal King Kong bitte.“
Zuschauer 2: „Entschuldigung, wie lang geht der Film denn?“
Kassiererin: „So lange, bis der Affe vom Hochhaus fällt und stirbt!“

Danke fürs Gespräch.

Epilog: Zuschauer 1 und 2 sind dann nicht ins Kino, sondern in eine Kneipe gegangen.

Der Marktanteil von CSI war gestern einer der niedrigsten seit sehr, sehr langer Zeit. Vielleicht sind ja ein paar zu gut informierte Zuschauer ebenfalls lieber in eine Kneipe gegangen.

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Jochen, 29. Juni 2007, 15:55.

Man sendet dänish

Die Dänen kochen ihre Fernsehserien also auch mit den gleichen Zutaten. Als Anna Pihl ihre neue Stelle in Dänemarks größter Polizeistation in Kopenhagen antritt, sind die alteingesessenen Kollegen ihr gegenüber zunächst feindlich gestimmt.

Das ist in allen ZDF-Serien so: Die Schwarzwaldklinik, Der Landarzt, Forsthaus Falkenau. Insofern werden sich die Zuschauer nicht sonderlich umstellen müssen, wenn das ZDF heute zum ersten Mal seit  rund 15 Jahren wieder eine ausländische Produktion am Vorabend zeigt. In den 80ern war der ZDF-Vorabend noch von Serien wie Rauchende Colts, Ein Colt für alle Fälle und Die Fälle des Harry Fox geprägt, in den frühen 90ern gab es noch ALF und Inspektor Hooperman, und das war’s. Seitdem alles deutsch.

Jetzt, im Erstausstrahlungssommer 2007, in dem an vielen Stellen Neuware statt gut sortierter Wiederholungen zu sehen ist, hat das ZDF wieder auswärts eingekauft. Da es keine US-Serie ist, sondern eine dänische, ist sie nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch den ZDF-Eigenproduktionen deutlich näher ist als es US-Ware wäre, schon allein weil Häuser, Straßen und Autos in Europa europäischer aussehen als in den USA.

Anna Pihl ist Streifenpolizistin in einem dänischen Großstadtrevier und schlägt sich mit Fällen herum, die zunächst so klein und egal wirken, dass man schon eine willkürliche Aneinanderreihung von Lappalien über die Dauer der gesamten Folge befürchtet, doch dann erkennt man plötzlich einen roten Faden. In der Mitte ist die Pilotfolge schon nicht mehr langweilig und gegen Ende sogar so etwas ähnliches wie spannend.

Auf dem bisherigen Sendeplatz von Notruf Hafenkante sorgt sie zumindest für Kontinuität.

Anna Pihl – Auf Streife in Kopenhagen, donnerstags um 19.25 Uhr im ZDF.

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Michael, 28. Juni 2007, 07:12.

Man singt deutsh

Wer hätte gedacht, dass Prison Break schon jetzt in einer Reihe mit Kultserien wie Mister Ed und Flipper steht? 

Wie weiland die Serien der 60er-Jahre erhielt Prison Break von RTL einen deutschsprachigen Titelsong, der zweifelsohne im Original noch nicht zu hören war. Damals allerdings geschah dies mutmaßlich aus Gründen besserer Verständlichkeit, denn damals hätte die Serie wahrscheinlich auch nicht ihren amerikanischen Originaltitel behalten. Heute scheint es eher wie ein Geschäftsmodell: Die Single mit dem Song erscheint Mitte Juli, und warum immer nur neue CDs im Werbeblock bewerben, wenn man sie doch auch über einen Vorspann kleben kann?

Die Zeiten, in denen Titellieder von Fernsehserien zu weltbekannten Ohrwürmern wurden (wie „Unknown Stuntman“ aus Ein Colt für alle Fälle“ oder „I’ll Be There For You“ aus Friends), scheinen allerdings vorbei. Viele Serien haben heute gar keinen Vorspann mit Musik mehr, sondern unterlegen die Einblendungen der Darstellernamen bereits mit Handlung (Frasier; 24), um Zeit zu sparen, andere verwenden schlicht längst veröffentlichte Hits (z.B. „California“ von Phantom Planet für O.C., California oder „Who Are You“ von The Who bei CSI.)
Und schließlich wird es allmählich international uneinheitlich, was meist lizenzrechtliche Gründe hat. So z.B. bei Dr. House, als dessen Titelmusik in den USA „Teardrop“ von Massive Attack zu hören ist, bei uns aber irgendetwas Waberndes, das ähnlich anmutet, aber offensichtlich billiger zu haben war. Das ist keine Entscheidung von RTL, sondern wird vom internationalen Vertrieb so herausgegeben, weshalb auch in England, Australien und wo auch immer die „falsche“ Titelmusik ertönt.

Das Eindeutschen von Musik ist unterdessen kein Phänomen, das seit den 60ern pausierte. In den 70er Jahren wurden die Titellieder für viele populäre Kinderserien nicht nur neu betextet, sondern komplett neu komponiert (Captain Future; Sindbad), wovon Christian Bruhn noch heute einen bedeutenden Teil seines Lebensunterhalts bestreitet. Und in den 90er-Jahren versah RTL selbst noch die Sitcoms Harry und die Hendersons (die übrigens gerade donnerstags nachts in der ARD wiederholt wird) und Die Nanny mit einer eingedeutschten Version des Titelsongs, damals jedoch noch ohne Absichten, daraus Profit zu schlagen.

Nun hat Prison Break also einen deutschen Titelsong, er heißt „Prison Break Anthem (Ich glaub an Dich)“, ist von Azad feat. Adel Tawil und muss sich irgendwann zwischen dem Versand der Presse-DVD und der Ausstrahlung hineingemogelt haben.

Wer aber in Erinnerungen an Zeiten schwelgen möchte, als man als Titelsong noch jemand war, dem sei die CD-Reihe „Generation Fernseh-Kult“ von hi-hat Records empfohlen, die Dutzende Titelsong-Klassiker aus vergangenen Fernsehzeiten enthält.

Prison Break, donnerstags ab 22.15 Uhr (jeweils zwei Folgen) bei RTL.

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Michael, 28. Juni 2007, 06:53.

Anna Pihl — Auf Streife in Kopenhagen

Seit 2007 (ZDF). Dän. Polizeiserie von Adam Price, Regie: Carsten Myllerup („Anna Pihl“; seit 2006).

Die Streifenpolizistin Anna Pihl (Charlotte Munck) ist die neue in der Kopenhagener Polizeistation Bellahøj. Sie ist mutig, entschlossen und manchmal etwas übermütig. Nur ihre erste Streifenpartnerin Mikala (Iben Hjejle) steht ihr sofort offen gegenüber, doch auch ihre anderen Kollegen lernen sie nach anfänglicher Abneigung zu schätzen: der Wachhabende Ole (Henrik Birch), ihre späteren Streifenpartner Kim (Paw Hendriksen) und Martin (Claes Bang und Kriminalkommissarin Eva (Tammi Øst), die zickige „Eisprinzessin“, die sich für etwas Besseres hält.

Im Privatleben kümmert sich Anna als allein erziehende Mutter um ihren kleinen Sohn Mikkel (William Hagedorn-Rasmussen) und um ihren Vater Henning (Kurt Ravn), der den Tod ihrer Mutter vor einem Jahr noch nicht überwunden hat. Sie wohnt bei dem herzensguten Marktforscher Jan (Peter Mygind).

Großstadtrevier auf Dänisch. Die 50-Minuten-Folgen liefen donnerstags um 19.25 Uhr, nach neun Folgen kippte das ZDF die Serie kurzfristig mangels Erfolg aus dem Programm. Neue Folgen laufen donnerstags im Nachtprogramm.

Wie Peter Hahne sich selbst interviewt

Nein, stimmt gar nicht, das war ja Volker Kauder.

Jochen, 25. Juni 2007, 23:03.

Letzte Worte am Sonntag

Sie ist weg. Weg! Und Guido ist wieder allein, allein.
Mit diesen Worten verabschiedete sich Sabine Christiansen am Ende ihrer letzten Sendung, nachdem sie Bundespräsident Köhler eine Stunde lang Ausschnitte aus ihren alten Sendungen vorgespielt hatte:

Wir sehen uns im nächsten Jahr sicher das eine oder andere Mal in der ARD wieder. Ihnen herzlichen Dank für die lange Treue und auf Wiedersehen. Vielen Dank. Tschüs.

Und mit diesen Worten schloss ihre Nachfolgerin Anne Will zwanzig Minuten später ihre letzten Tagesthemen:

Bei Ihnen, meine Damen und Herren, bedanke ich mich für sehr viel Wohlwollen, das ich gespürt habe, aber von Ihnen muss ich mich nicht verabschieden. Stattdessen sage ich von Herzen und mit großer Vorfreude auf meine neue Sendung, die ich am 16. September beginnen will, auf Wiedersehen.

Rührend.
Zum Vergleich noch einmal die Abschiedsworte von Bob Barker vor neun Tagen nach 35 Jahren „The Price Is Right“:

Denken Sie dran: Helfen Sie mit, die Haustierpopulation unter Kontrolle zu halten. Lassen Sie Ihre Tiere kastrieren. Tschüs zusammen!

Michael, 24. Juni 2007, 23:12.

Langweido

Ich weiß, ich weiß, vor fünf Tagen trompetete ich noch laut, das Privatleben von Prominenten interessiere mich nicht, und heute schaue ich mir Privado an, den neuen RTL-Sendeplatzfüller über Prominente und ihre Häuser. Wie passt das zusammen?

Das hat natürlich vor allem berufliche Gründe. Ich gebe aber zu, dass ich sehen wollte, wie Thomas D. heute lebt. Vor etwa zehn Jahren bin ich mal mit in seinem Wohnmobil gefahren, als er gerade seine Phase hatte, in der er darin wohnte. Wir telefonierten damals auch gelegentlich, weil ich ihn für SWF3 interviewte und er seine jüngsten Wohnmobil-Erlebnisse erzählte. Als er dann plötzlich der Meinung war, in Kürze Jenny Elvers zu heiraten und das ZDF für Leute heute krampfhaft versuchte, das Thema schnellstmöglich zu besetzen, kam ich als Interviewpartner ins Spiel. Ich erfand also ein paar Antworten und hörte dann abends bei der Ausstrahlung, wie ich als „guter Freund“ von Thomas D. angetextet wurde, der „ihn schon lange kennt“. Beides war zwar gelogen, erfüllte aber offenbar den Zweck, Sendezeit zu füllen. Noch ein Grund, warum ich auf Sendungen über Prominente nichts gebe.

Ich schweife ab.

Die Häuser seiner Eifel-Kommune sind zwar ganz nett anzusehen, und er gab sich große Mühe bei der Führung und hat das nett und lustig gemacht, dennoch wurde es langweilig, weil RTL es zu breit trat. Wenn ich jemanden zum ersten Mal besuche, dauert die Hausführung ja auch nicht länger als fünf bis zehn Minuten. Warum? Weil’s dann öde wird. Aha. Oh, ein Raum! Ach, und noch einer. Und was ist das hier? Ah ja, das ist also ein weiterer Raum. Toll.

Da die Porträts in Privado nicht nacheinander, sondern ineinander verschachtelt gezeigt werden, hatte ich leider keine andere Chance als auch zu erfahren, wie Sonja Zietlow und Uwe Fellensiek leben. Und wow, ist das spannend: Auch sie haben Küchen, Bäder, Wohnzimmer und Bilder an der Wand. Sensationell. Gut, es ist natürlich alles etwas größer als bei uns weniger Reichen zu Hause, aber wer einmal Einrichtungen der katholischen Kirche in Rom besucht hat, hält sowieso nichts mehr für prunkvoll, das nicht aus purem Gold besteht.

Wenigstens ein Lob sei RTL für die Auswahl der Privado-Titelmusik gezollt. Der Song ist zwar entsetzlich, aber die Titelzeile „This Is The World We Live In“ von Alcazar passt im Gegensatz zur normalerweise offenbar zugelosten Musikauswahl wenigstens mal zum Inhalt der Sendung.

Michael, 24. Juni 2007, 20:32.
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