Andreas Türck
1998–2002 (ProSieben). Tägliche Nachmittags-Talkshow mit Andreas Türck und unprominenten Gästen.
Anders als bei Hans Meiser oder Bärbel Schäfer trafen sich bei Türck häufig Menschen, die sich kannten und nicht allgemein über ein Thema stritten, sondern unter einem Titel wie „Bäh, du stinkst, wasch dich endlich“ oder „Was willst du mit der Mumie?“ ihre ganz persönlichen Probleme öffentlich austrugen. Der Moderator unterschied sich von seinen Kollegen durch seine betont flapsige Art, häufig machte er sich mit dem Publikum über seine Gäste, ihre Sorgen und ihre Artikulationsschwierigkeiten lustig. Wenn er, was häufiger geschah, gegen ein Schreiduell auf der Bühne nicht ankam, setzte er sich schon mal irgendwo hin und klimperte auf der Gitarre.
Die Themen waren häufig als Anrede an den Moderator formuliert, etwa: „Andreas, mein Busen wird auch dich verrückt machen“ oder „Andreas, komm, lass uns mal so richtig peinlich sein“ (was allerdings als Einzelthema, nicht als Motto der ganzen Reihe gemeint war). Eine typische Sendung trug den Titel „Andreas, hilf mir! Ich will meine Nacktfotos zurück!“. Angeblich ging es um Menschen, die bereuten, sich einst unbekleidet fotografiert haben zu lassen; mehrere von ihnen benutzten ihren Auftritt allerdings dazu, besagte Bilder erst- oder nochmals der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Als im Frühsommer 1998 die so genannte Schmuddeldebatte über die Talkshows hereinbrach, nahm Pro Sieben die besten Themen aus dem Programm, darunter „Glaub mir, Satan ist der wahre Gott“, „Ich will endlich wilden Sex!“ sowie „Andreas, ich find’s geil — ich bin eine Hobbynutte“ (diese Folge wurde ersetzt durch „Andreas, meine Freundin ist magersüchtig — ich hab‘ Angst, dass sie stirbt“). Manche Sendungen wurden auch nur umbenannt, so wurde aus „Andreas, glaub‘ mir, sie hat Schläge verdient“ plötzlich „Andreas, sie hat mich provoziert, da hab‘ ich zugeschlagen“. Ein typischer Satz eines Gasts war der eines gewissen Thomas, der sagte: „Ich habe drei, vier Freundinnen, alle mit Ehemann und Kind. Warum soll ich mir eine Kuh kaufen, wenn ich die Milch einzeln trinke?“ Im Sommer 1999 war ein Micky eingeladen, der gewisse Schwierigkeiten hatte, sich zu artikulieren, aber den schönen Satz sagte: „Woher sind gekommen eigentlich die ganze Laberei?“ Türck unterbrach ihn: „Tut mir wirklich leid, aber das versteht doch keine Sau. — Ist doch wahr.“
Türck war zuvor als Moderator von Dalli Dalli, einer täglichen Neuauflage des Hans-Rosenthal-Klassikers, durchgefallen. Mit seiner eigenen Talkshow wurde Türck zu einem der Stars von Pro Sieben, der dem Sender mehrere Jahre lang hohe Quoten brachte. Berühmt wurde eine Szene, in der Türcks gewaltige Schweißflecken unter den Armen deutlich zu sehen waren — Stefan Raab zeigte sie gleich in der ersten Sendung von TV Total und wiederholte sie gern.
Im Januar 2002 hörte Türck nach rund 850 Sendungen aus mehr oder weniger freien Stücken auf. Nur drei Monate später begann Pro Sieben allen Ernstes, die Talkshow mittags um 12.00 Uhr zu wiederholen.
Angel — Jäger der Finsternis
2001–2005 (ProSieben), ab 22. Oktober 2007 (Kabel 1). 110‑tlg. US‑Fantasyserie von Joss Whedon („Angel“; 1999–2004). Spin-off von Buffy – Im Bann der Dämonen.
Nachdem der Vampir Angel (David Boreanaz) sich von Buffy getrennt hat, zieht er von Sunnydale nach Los Angeles. Grundannahme der Serie ist, dass Los Angeles so voll von merkwürdigen Figuren ist, dass eine lebhafte Subgesellschaft aus Vampiren, Dämonen, Geistern und ähnlichen Geschöpfen nicht weiter auffällt. Früher als „Angelus“ auf der Seite des Bösen, ist Angel heute ein guter Vampir und hilft Menschen mit seiner Agentur Angel Investigations, um damit seine früheren Sünden auszugleichen.
Neben Dämonen und anderen Vampiren bekommt Angel es immer wieder mit den Leuten von der Anwaltskanzlei Wolfram & Hart zu tun, die sich finsterer Mächte für ihre Machenschaften bedient und auch schon mal Vampire als Klienten hat. Unterstützt wird er von Cordelia Chase (Charisma Carpenter), die er noch aus Sunnydale kennt, und ihrem Freund, dem Halbdämonen Allen Francis Doyle (Glenn Quinn). Er opfert sein Leben später der Erhaltung seiner Rasse.
Zu dieser Zeit kommt der freie Dämonenjäger Wesley Wyndham Pryce (Alexis Denisof) neu in die Stadt und schließt sich Angel an. Beide kennen sich ebenfalls schon aus Sunnydale, wo Wesley kurzzeitig als Wächter aufgetaucht war, später aber aus dem Rat der Wächter ausgeschlossen wurde. Vor dem Vampirjäger Charles Gunn (J. August Richards) muss Angel anfangs flüchten, später verbünden sich beide und kämpfen gemeinsam für das Gute. Das Hauptquartier von Angel Investigations befindet sich in einem alten Hotel.
In der zweiten Staffel begegnet Angel und seiner Truppe Lorne (Andy Hallet), ein grüner Dämon, der den Karaoke-Club „Caritas“ betreibt und die Aura von Menschen wie von Dämonen lesen kann, wenn sie singen. Lorne ist zunächst nur als „der Gastgeber“ bekannt, wird aber im Lauf der Serie von einer regelmäßigen Nebenfigur zu einem festen Bestandteil der Truppe.
Neben seinem unermüdlichen Einsatz für die Unschuldigen hat Angel immer wieder Unannehmlichkeiten mit der Vampirin Darla (Julie Benz), mit der er vor etwa 150 Jahren eine Affäre hatte, als er noch böse war. Das Unmögliche wird möglich, als Darla Mitte der dritten Staffel wutentbrannt bei Angel Investigations auftaucht und Angel mitteilt, dass sie von ihm schwanger ist, nachdem die beiden noch einmal miteinander geschlafen hatten, und wissen will, wie das sein kann – denn eigentlich können Vampire sich nicht fortpflanzen.
Ebenfalls in der dritten Staffel taucht der Vampirjäger Holtz (Keith Szarabajka) aus der Vergangenheit auf. Als Angelus hatte Angel seine gesamte Familie umgebracht, weshalb Holtz einen gewissen Groll gegen ihn hegt. Als es ihm nicht gelingt, Angel zu töten, entführt er dessen Baby Connor in eine Dimension der Hölle. Als Connor (Vincent Kartheiser) schließlich aus der Hölle zurückgebracht wird, ist aus dem niedlichen Baby ein rebellischer Teenager geworden, der seinen Vater am liebsten umbringen würde, weil er von dessen Untaten als Angelus erfahren hat. Außerdem hat er eine Affäre mit Cordelia, die dadurch schwanger wird und aufgrund dämonischer Einflüsse zwischenzeitlich auf die Seite des Bösen wechselt.
Wie schon bei Buffy gibt es auch bei Angel eine Reihe von Spezialepisoden, etwa in der vierten Staffel „Die Achse der Pythia“, eine Folge voller Bezüge zu Comics wie „Batman und Robin“ oder „X‑Men“, und „Das Erwachen“, eine Hommage an die „Indiana Jones“-Filme. Außerdem besticht die Serie durch eine Mischung aus aufrichtigem Ernst und der Fähigkeit, sich selbst durch den Kakao zu ziehen: In der Folge „Das Tribunal“ aus der zweiten Staffel muss Angel wohl oder übel unter Lornes Augen singen, um notwendige Informationen zu erhalten, und tut Barry Manilows „Mandy“ schwerste Gewalt an. Unter den Machern muss es zudem einen echten Fan von Bonanza-Star Lorne Greene geben, denn wie sonst wäre zu erklären, dass der singende Dämon Lorne heißt und grün ist?
Pro Sieben zeigte die einstündigen Folgen mittwochs um 21.15 Uhr, jeweils nach den aktuellen Folgen von Buffy – Im Bann der Dämonen; und das war klug, denn auch in den USA liefen die beiden Serien in diesem Doppelpack, und immer mal wieder gab es Crossover-Folgen, bei denen die Buffy-Handlung in der anschließenden Angel-Folge fortgeführt wurde. Diese Klugheit währte nur begrenzte Zeit, und nach dem Ende von Buffy setzte Pro Sieben die Serie im Sommer 2003 mitten in der dritten Staffel ab. Der Rest der Staffel lief erst ab Februar 2005 im Nachtprogramm – immerhin gepaart mit den zugehörigen Buffy-Wiederholungen. Die Staffeln 4 und 5 wurden deutschen Zuschauern weitere zweieinhalb Jahre vorenthalten, bis sie im Montagnachtprogramm von Kabel 1 landeten.
Die Veröffentlichung kompletter Staffeln auf DVD war bereits im Sommer 2004 weiter fortgeschritten als die Fernsehausstrahlung.
Angelas wachsame Holzaugen
Es gibt mehrere Möglichkeiten, unbedarften Zuschauern die Grundkonstellation einer neuen Serie und die wichtigen Eigenschaften ihrer Charaktere näherzubringen. Zum einen die simple: Eine Off-Stimme erklärt einfach alles schon im Vorspann. So geschehen beim A-Team, bei Law & Order, Seven Days oder Immer wenn er Pillen nahm. Im letzten Beispiel war der Erklärtext sogar gereimt.
Zum anderen gibt die natürliche Möglichkeit, von der am häufigsten Gebrauch gemacht wird. Man erzählt die Geschichte einfach ohne Einführung und geht davon aus, dass sich die Zusammenhänge von selbst erklären. Dr. House, Frasier, Seinfeld, Without A Trace, … kurz: Etwa 98 Prozent aller Serien, die je gedreht wurden, entschieden sich für diesen Weg. Es hat immer funktioniert.
Und dann ist da noch das, was wir ab heute „Angela-Henson-Methode“ nennen, nach der neuen RTL2-Serie Angela Henson – Das Auge des FBI. Man kannte sie bisher als Holzhammer-Methode: So unnatürlich wie vorstellbar führen zwei Seriencharaktere, die sich dem Anschein nach schon lange kennen, ein Gespräch, wie es zwei Menschen, die sich schon lange kennen, niemals führen würden. So groß wie bei Angela Henson war der Holzhammer noch nie, und das viele Holz färbt sogar aufs Schauspiel ab:
Leo: „Ach so, ja, deine Gabe, Lügner zu entlarven, klar.“
Angela: „An die du nicht glaubst!“
Da merkt man schon, dass sich die Serie an den DAZ richtet, den dümmsten anzunehmenden Zuschauer. Das bleibt auch so. Jede Schlussfolgerung, mit der der aufzuklärende Kriminalfall ein Stück weitergetrieben wird, ist mit einer Rückblende zu einer Begebenheit verbunden, auf der die Schlussfolgerung basiert, auch wenn diese Begebenheit gerade erst zwei Minuten vorher in einer eigenen Szene gezeigt wurde. Damit passt diese Serie, obwohl sie erst ein Jahr alt ist, überhaupt nicht mehr in die heutige Zeit, in der Zuschauer herausgefordert werden, ihnen eine gewisse Kombinationsgabe, eine gedankliche Eigenleistung abverlangt wird, die sie dankbar erbringen. Vermutlich deshalb wurde Angela Henson nach nur drei Monaten abgesetzt.
Neben dem abgeschlossenen Handlungsstrang mit dem Kriminalfall der Woche etabliert die Pilotepisode noch eine zweite, fortlaufende Handlungsebene, in der es um Angelas kriminellen Vater geht, der als Landesverräter im Knast sitzt und den ein Geheimnis umgibt. Dabei gelingt es der sonst so plumpen Serie sogar, ein gewisses Interesse zu wecken, was es denn nun mit diesem verräterischen Vater auf sich hat. So groß, dass ich deshalb nächste Woche noch einmal einschalten würde, ist das Interesse aber auch wieder nicht.
Angela Henson – Das Auge des FBI, donnerstags um 20.15 Uhr bei RTL2.
Angie
2006–2008 (RTL). 19-tlg. dt. Comedyserie.
Die lebensfrohe Angie (Mirja Boes) ist 30, ledig und auf der Suche. Sie arbeitet in einer Parfümerie zusammen mit ihrer besten und sehr gegensätzlichen Freundin Hannah (Charlotte Bohning), dem schwulen Boris (Roland Peek; 2. Staffel: Manuel Cortez) und der durchorganisierten Melanie (Kirstin Hesse). Das Chaos in ihrem eigenen Leben hat Angie offenbar von ihrer Mutter Inge (Angelika Milster) geerbt, die ebenso chaotisch ist, sich in alles einmischt und Angie permanent verkuppeln will.
Lief freitags. Zwischen 21.15 Uhr und 22.45 Uhr war jede Startzeit mal an der Reihe.
Anitas Welt
1998 (ZDF). 13-tlg. dt. Sitcom, Regie: Michael Werlin, Uli Möller, Ralf Gregan, Franz Josef Gottlieb.
Die resolute Anita Wedel (Anita Kupsch) leitet gemeinsam mit ihrem permanent überforderten Sohn Dietrich (Holger Handtke) die Spedition ihres verstorbenen Mannes in Berlin. Dort arbeiten die zickige Sekretärin Kerstin Winkelmann (Ragna Hein), der pedantische Disponent Hermann Schäfer (Gert Burkard), zugleich Betriebsratsvorsitzender und seit Jahrzehnten ein Verehrer der Chefin, sowie der junge und nicht besonders helle Fahrer Benno (Tim Wilde).
Statt leichter Comedy sahen die Kritiker nur schwerfälliges Boulevardtheater, statt überraschender Situationen vorhersehbare Handlungsstränge, statt Dialogwitz Kalauer. Die Zuschauer sahen es ähnlich: Die Serie mit dreiviertelstündigen Folgen, die sonntags gegen 22.00 Uhr liefen, wurde kein Erfolg.
Anke
2000–2001 (Sat.1). 24‑tlg. dt. Comedyserie von Ralf Husmann, Regie: Sven Unterwaldt.
Anke (Anke Engelke) ist die erfolgreiche Moderatorin einer täglichen Fernsehtalkshow. Täglich diskutiert sie erfolgreich die Probleme der anderen („Meine Mutter ist eine Schlampe“), nur an ihren eigenen scheitert sie genauso regelmäßig. Sie kämpft mit Selbstzweifeln, ihrer überforderten Redaktion, der Einsamkeit, dem Fotokopierer und ihrem nichtsnutzigen Ex-Freund Tom (Ingo Naujoks), der dauernd in der Redaktion rumhängt und leider auch noch der einzige Mann in ihrem Leben ist.
Typische Fragen, die Ankes Leben prägen, sind: Was hat Susann Atwell, was ich nicht habe? Warum muss mich meine Mutter besuchen, wenn wir fünf Nymphomaninnen im Studio haben? Wer hat schon wieder den ganzen Rotwein ausgesoffen? Schroeder (Frank Leo Schröder) ist Ankes cholerischer Redaktionsleiter, Lisa (Roswitha Schreiner) eine überforderte Redakteurin mit nervösem Magen, Nikki (Sandra Leonhard) die mannstolle Sekretärin.
Anke war etwas Besonderes: Eine intelligente deutsche Sitcom, in deren Mittelpunkt keine Heldin stand, die spätestens am Ende jeder Folge strahlend doch noch alles gemeistert hatte, sondern eine Frau, die sich immer im Weg steht. Als sie ihren Ex‑Freund aus der Wohnung wirft, ruft sie ihm nach: „Wenn ich nach Hause komme, will ich Ruhe haben und mich darüber ausheulen können, dass keiner da ist.“ Die Serie und Hauptrolle waren deutlich inspiriert von Ally McBeal, außerdem war Anke eine bissige Satire auf den Talkshowbetrieb und die Absurditäten hinter den Kulissen des Fernsehens insgesamt. Viele Kollegen wie Birte Karalus, Susann Atwell, Thomas Ohrner und Alfred Biolek hatten Gastauftritte und spielten sich selbst.
Wie die meisten Versuche, im Fernsehen das Fernsehen zu parodieren, war auch dieser kein großer Erfolg. Obwohl die Quoten hinter den (hohen) Erwartungen zurückblieben, bewies Sat.1 seinen Glauben an das Format und strahlte eine zweite Staffel aus. Aber erst in späteren Wiederholungen im Doppelpack mit Engelkes ungleich erfolgreicherer Sketchshow Ladykracher fand Anke das Publikum, das die Serie verdiente.
Die halbstündigen Folgen liefen freitags um 21.15 Uhr, ab der zweiten Staffel montags zur selben Zeit.
Anke Late Night
2004 (Sat.1). Einstündige Late-Night-Show mit Anke Engelke.
Die meistdiskutierte Sendung des Jahres 2004: Engelke übernahm den Sendeplatz von Harald Schmidt, der im Streit mit dem Management der Senderfamilie Pro-Sieben-Sat.1 seine Harald Schmidt Show abrupt aufgegeben hatte. Ende 2003 verkündete der neue Sat.1-Geschäftsführer Roger Schawinski, dass die beliebte Komikerin Engelke die als unlösbar geltende Aufgabe übernehmen würde, Schmidts Nachfolge anzutreten. Er schraubte die ohnehin riesigen Erwartungen noch höher und versprach, dies werde die Show, in der Angela Merkel ihre Kanzlerkandidatur verkünden könnte (Arnold Schwarzenegger hatte seine Kandidatur als Gouverneur in Kalifornien in der „Tonight Show“ von Jay Leno bekannt gegeben). Parallel zum Werbewirbel wuchs die Skepsis, vor allem in der lautstarken Gruppe von Feuilletonisten, die um Harald Schmidt trauerten.
Anke Late Night war – abgesehen von der weltweit einzigartigen Tatsache, dass eine Frau sie moderierte – eine klassische Late-Night-Show mit Stand-up am Anfang, Stadtpanorama im Hintergrund, Live-Band, Gags und Gästen. Wiederkehrendes Element waren „Die Engelkes“, in denen sechs von Engelke gespielte Frauenfiguren, die aus Ladykracher bekannt waren, zu mehr oder weniger aktuellen Themen Stellung nahmen.
Die meisten Kritiker waren sich einig, dass der Moderatorin insbesondere der Stand-up-Teil nicht lag; vor allem der allgegenwärtige Vergleich mit Harald Schmidt war tödlich. Die Quoten fielen und erreichten nach der ersten Sendung nie wieder akzeptable Größen. Vorgesetzte und Kollegen gaben Engelke öffentlich Tipps, was sie tun müsse.
Ansätze eines Neubeginns versuchte man nach einer dreiwöchigen Sommerpause, in der u. a. das Studio verkleinert wurde (Rudi Carrell hatte gesagt, sie wirke wie ein Streichholz in der Olympiahalle). Auch wollte man nun verstärkt weibliche Fans erreichen. Als die Quoten immer katastrophalere Tiefen erreichten, setzte Sat.1 die Sendung nach 78 Ausgaben trotz des vorherigen Bekenntnisses, einen langen Atem beweisen zu wollen, auch auf Wunsch von Engelke ab.
Bei Beckmann wettete Rudi Carrell vor dem Start 10 000 €, dass Engelke scheitern werde, Olli Dittrich, der mit Engelke Blind Date gespielt hatte, hielt in der gleichen Sendung dagegen. Später setzte auch Schawinski auf seine „Queen of Late-Night“ und erhöhte den Einsatz auf 20 000 €. Carrell zog die Wette später zurück, damit sie nicht immer wieder polemisch gegen Engelke eingesetzt würde, deshalb zahlten am Ende weder Dittrich noch Schawinski.
Die Sendung lief montags bis donnerstags um 23.15 Uhr. In der letzten Sendung sagte Engelke: „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Leider fehlte uns nach der ersten Sendung der Mut dazu.“
Anna
1987 (ZDF). 6‑tlg. dt. Familienserie von Justus Pfaue, Regie: Frank Strecker.
Die Karriere der talentierten jungen Tänzerin Anna Pelzer (Silvia Seidel) scheint nach einem Autounfall, den ihr Bruder Philipp (Ronnie Janot) verursacht hat, beendet. Anna verliert jeden Lebensmut, was ihren Eltern Stefan (Eberhard Feik) und Ute (Ilse Neubauer) Sorgen macht. Ute hat ein Blumengeschäft, Stefan ist Restaurateur. Er nennt seine Tochter immer beim vollen Namen, „Anna Pelzer“. Im Krankenhaus lernt Anna den gleichaltrigen Rainer Hellwig (Patrick Bach) kennen, der im Rollstuhl sitzt und sie aus ihrer Lethargie reißt. Er ist ein Sonnyboy, frech und aktiv, und filmt mit seiner Videokamera alles, was ihm vor die Räder kommt.
Bei dem gutaussehenden Jakob (João) lernt Anna wieder tanzen und schafft es, Schülerin bei der angesehenen Tanzlehrerin Madame Irena Králowá (Milena Vukotic) zu werden, die schwer krank ist und sich unnahbar und streng gibt. Anna wird die erste Schülerin überhaupt, die die Králowá zu einem Talentwettbewerb nach Paris schickt. Dort lernt Anna Madame Valentine D’Arbanville (Eléonore Hirt) kennen und gewinnt an deren Schule ein Stipendium, das sie jedoch ausschlägt, um weiter bei Madame Králowá Unterricht zu nehmen, die ihrerseits bei Madame D’Arbanville gelernt hat.
Während ihres Aufenthalts in Paris leidet Rainer unter Annas Abwesenheit. Er macht immer gefährlichere Mutproben, fährt mit seinem Rollstuhl Abhänge hinunter oder vor Lastwagen, nur um in letzter Sekunde auszuweichen. Das bringt seine Mutter (Amelie Wagner) zur Verzweiflung, die ihn ohnehin behandelt, als sei er zerbrechlich. Rainer hat sich in Anna verliebt, die Blöde schwärmt jedoch nur noch für Jakob, der bald nach London geht und sich nach einem Misserfolg nicht mehr meldet.
Die Králowá, die immer dagegen war, dass Anna sich um etwas anderes kümmert als um ihre Karriere, bricht nach einem Streit mit Anna zusammen und ringt im Krankenhaus mit dem Tod. Anna bekommt die Möglichkeit, eine Nebenrolle in „Schwanensee“ zu tanzen – ihr erster großer Auftritt. Mit Jakobs Hilfe – aber gegen seinen ausdrücklichen Rat – verlässt die Králowá das Krankenhaus und schleppt sich zur Aufführung. Danach stirbt sie hinter der Bühne. Ob Anna nun doch die große Chance in Paris wahrnimmt, bleibt offen, ebenso die Frage, was aus ihr und Rainer wird, den sie bisher immer nur als guten Freund betrachtet hatte.
Der Song „My Love Is A Tango“ von Guillermo Marchena, der in der Serie immer wieder auftauchte, wurde ein Top-Hit und kam auf Platz eins der deutschen Charts. Der weitere Soundtrack und das Titelthema stammten von Sigi Schwab. Der Schauspieler João, der dank „Bravo“ zum Teenie-Schwarm wurde, benutzte nur seinen Vornamen. Hinten hieß er Ramos.
Anna war mit zwölf Millionen Zuschauern eine der erfolgreichsten Weihnachtsserien des ZDF und schaffte es als einzige ins Kino. „Anna – Der Film“ (Ende 1988 im Kino und zwei Jahre später im ZDF) setzt die Geschichte fort: Anna und Rainer sind endlich ein Paar, doch die Beziehung wird durch Annas gutaussehenden Tanzpartner gefährdet. Anna bekommt die Chance, in New York vorzutanzen.
Anna Maria — Eine Frau geht ihren Weg
1994–1997 (Sat.1). 29‑tlg. dt. Familienserie nach einer Idee von Uschi Glas.
Anna Maria Seeberger (Uschi Glas) ist die Mutter von Manuel (Kevin Dawson) und Patricia (Saskia Preil) und die Gattin des Unternehmers Hannes Seeberger (Michael Degen), der das gemeinsame Kieswerk führt. Einen eigenen Beruf übt sie nicht aus. Als Hannes bei einem Arbeitsunfall stirbt, muss Anna Maria die Leitung des Betriebs übernehmen, der, wie sie erst jetzt erfährt, vor dem Konkurs steht. Sie setzt sich gegen den Widerstand von Chefsekretärin Margot (Karin Rasenack) und Konkurrent Alexander Langer (Christian Kohlund) durch, der sich später in sie verliebt, und macht den LKW‑Führerschein, um selbst mit anpacken zu können. Josef Hauser (Martin Semmelrogge) ist ein Jugendfreund. Als eines Tages Michael Sprenger (Christian Schmidt) auf der Bildfläche erscheint, ein Sohn ihres verstorbenen Mannes, merkt Anna Maria, dass Hannes ihr mehr als nur die Beinahepleite der Firma verheimlicht hat.
Die Serie zeigte einerseits die Geschichte einer starken, selbstständigen, sich durchbeißenden Frau, blieb aber dadurch, dass Eva Maria gegen ihren Willen in die Rolle der Geschäftsfrau gedrängt worden war, gleichzeitig beim traditionellen Familienbild, um das überwiegend ältere, konservative Uschi-Glas-Publikum nicht zu vergraulen. Uschi Glas selbst hatte das Exposé zur Serie geschrieben, jedoch nicht das Drehbuch. Das behauptete sie allerdings. Die tatsächlichen Drehbuchautoren Eva und Horst Kummeth reichten eine Unterlassungsklage ein und bekamen im April 1995 vor dem Münchner Landgericht Recht.
Mit durchschnittlich etwa zehn Millionen Zuschauern am Montagabend um 20.15 Uhr wurde Anna Maria die erfolgreichste Serie, die Sat.1 je hatte. Nach der zweiten Staffel stellte sich jedoch heraus, dass den Zuschauern eine Ausstrahlung völlig ausreichte. Wiederholungen im April 1996 liefen so katastrophal, dass sie nach nur drei Folgen abgesetzt wurden. Im folgenden Januar zeigte Sat.1 noch einmal drei neue Folgen, die jetzt nicht mehr einstündig waren, sondern Spielfilmlänge hatten, und erreichte wieder bis zu acht Millionen Zuschauer. Ende 1999 versuchte der Sender ein erneutes Recycling, gab aber bald wieder auf. Die meisten Folgen der Serie wurden nie wiederholt.
Anna Nicole Smith ist tot
Anna Nicole Smith, Star aus zahlreichen Fotostrecken des „Playboy“, dem Film „Die nackte Kanone 33 ⅓“ und ihrer eigenen Realityserie „Anna Nicole Show“, posierte einmal für eine Kampagne der Tierschutzorganisation PETA als Marylin Monroe. Doch noch mehr verbindet sie mit den Kennedys: Ein schillerndes Leben – und dessen vorzeitiges Ende für viele aus dem Umfeld. Als Anna Nicole Smith 1994 im Alter von 26 Jahren den 89-jährigen Milliardär J. Howard Marshall heiratete, schien dessen baldiger Tod ja noch einkalkuliert. Mit seinem Sohn E. Pierce Marshall stritt sie sich ums Erbe, bis auch dieser im Juni 2006 starb. Drei Monate später starb Smith‘ eigener Sohn Daniel unter mysteriösen Umständen im Alter von 20 Jahren. Nur drei Tage zuvor hatte sie ihr zweites Kind zur Welt gebracht, eine Tochter. Diese wächst nun ohne Mutter auf, denn in der vergangenen Nacht ist auch noch Anna Nicole Smith selbst gestorben, ebenfalls unter merkwürdigen Umständen. Nach einem Zusammenbruch in einem Hotel und Casino in Florida starb sie wenig später im Krankenhaus. Sie war 39.
Ich möchte nicht unbedingt den Begriff „Fluch“ in den Raum stellen. Doch auf dem Höhepunkt ihrer Karriere haben sich viele Männer gewünscht, Anna Nicole Smith persönlich zu kennen. Heute sind sie vielleicht froh, dass es nicht geklappt hat.