Ein Engel auf Erden
1987–1988 (ZDF); 1988–1992 (RTL). 106-tlg. US-Fantasyserie von Michael Landon („Highway To Heaven“; 1984–1989).
Der gute Engel Jonathan Smith (Michael Landon) wird auf die Erde zurückgesandt, um Menschen zu helfen. Er zieht von Stadt zu Stadt, sondert Weisheiten ab wie „Für seine Sorgen hat man seine Freunde“, „Nicht die Zeiten haben sich geändert, sondern die Menschen“ und „Freuen wir uns an den schönen Dingen, solange es möglich ist“ und greift dort ein, wo jemand vom rechten Weg abgekommen, in Not oder verzweifelt ist. Er löst die Probleme nicht direkt, sondern zeigt den Betroffenen, wie sie es selbst schaffen können. Dazu setzt er, aber nur wenn es sein muss, seine ungewöhnlichen Fähigkeiten ein, die man als Engel nun einmal hat. Er ist übernatürlich stark, weiß fast alles und hat immer genau das sofort zur Hand, was er gerade benötigt. Der lebende Mensch Mark Gordon (Victor French), ein bärtiger Brummbär, zieht mit ihm umher und steht ihm zur Seite. Er war früher mal Polizist und dann Säufer. Ihn hat Jonathan im Pilotfilm aufgelesen, als Mark seiner Schwester auf der Tasche lag.
Hier machten zwei langjährige Freunde gemeinsame Sache: Michael Landon und Victor French hatten bereits in Unsere kleine Farm zusammen gespielt, French außerdem in einer Folge von Landons Serie Vater Murphy Regie geführt. Landon hatte sich auch diese Serie selbst ausgedacht, spielte die Hauptrolle, war ihr Produzent, Autor vieler und Regisseur der meisten Folgen und manchmal sogar so freundlich, auch seinen Kumpel French wieder mal die Regie übernehmen zu lassen. Als French während der Arbeiten an der fünften Staffel an Lungenkrebs erkrankte und wenig später starb, stellte Landon die Serie sofort ein.
In den USA wurde Ein Engel auf Erden überraschend ein Erfolg. Damit hatte nicht einmal der ausstrahlende Sender NBC gerechnet. Das ZDF zeigte die ersten 53 einstündigen Folgen freitags im Vorabendprogramm, 53 weitere liefen nachmittags oder am Vorabend bei RTL unter dem Titel Der Engel kehrt zurück. Die ZDF-Ausstrahlung war noch nicht zu Ende, als die neuen Staffeln bereits bei RTL unter neuem Titel starteten, was beim ZDF für einige Empörung sorgte – solchen Wettbewerb war man ja noch nicht gewohnt. Als Rache wiederholte das ZDF dann gleich noch mal ein paar alte Folgen. Engel kann man ja gar nicht genug haben.
Ein Engel für Felix
1992 (RTL). 10-tlg. dt. Bergschnulze von Karl Heinz Freynik.
Das elternlose Alpenmädchen Vroni (Karin Thaler) verliebt sich in den Frankfurter Werbefritzen Felix Voss (Sascha Hehn). Der kann natürlich nicht in den Bergen bleiben, weil er doch seine Agentur in der Stadt führen muss und überhaupt auf der Alm alles viel zu grün ist. Doch schließlich, holadihi, kriegen sie sich doch.
Die einstündigen Folgen liefen donnerstags um 20.15 Uhr. Die passende Musik war von Eberhard Schoener. Am gleichen Tag zur gleichen Zeit startete in Sat.1 Wolffs Revier. Ein Engel für Felix gewann den Quotenkampf. Heute erinnert sich zu Recht niemand mehr an die Serie, aber Wolffs Revier lief noch viele Jahre, ebenfalls zu Recht.
Ein Fall für Nadja
2007 (ARD). 5-tlg. dt. Familienkrimiserie von Norbert Eberlein, Regie: Patrick Winczewski.
Nadja Paulsen (Marion Kracht) hat den Beruf der Detektivin nie gelernt, übt ihn aber jetzt trotzdem aus. Bei dem Chaoten Henry Wilkens (Michael Greiling) steigt sie als Partnerin ein. Der hat den Job auch nicht gelernt und macht ihn nur, weil er die Detektei von seinem Vater geerbt hat, samt Visitenkarten, auf denen er „Theodor“ durchstrich und „Henry“ darüber schrieb. Vor einem halben Jahr wurde Nadja von ihrem fiesen Mann Leonard (Bernhard Bettermann) geschieden und hatte einen schweren Autounfall, weshalb sie sich nicht mehr traut, in Autos zu steigen und stattdessen Fahrrad fährt. Nach der Reha wohnt sie wieder in dem Haus, in dem sie aufgewachsen ist. Ihre Mutter Irmgard (Grit Boettcher) lebt inzwischen in einem feinen Seniorenstift und nervt. Privat kämpft Nadja darum, ihren Sohn Max (Timon Straka) häufiger zu sehen, für den Leonard, der zu allem Überfluss ein gewiefter Jurist ist, das Sorgerecht beansprucht.
Die 45-minütigen Folgen laufen montags um 20.15 Uhr.
Ein Fall für Titus Bunge
1967 (ZDF). 13-tlg. dt. Comedyserie von Michael Mansfeld und Mischa Mleinek, Regie: Günter Gräwert.
Titus Bunge (Ralf Wolter) hat von seinem Onkel eine Detektei samt Sekretärin Lucy Waldvogel (Ruth Maria Kubitschek) geerbt. Diese muss ihm nun beibringen, was man als Detektiv so macht. Fortan kümmert er sich um die Wiederbeschaffung gestohlener Gegenstände, die Befreiung entführter Personen und die Aufklärung von Erpressungsversuchen. Dabei wird er auch mal selbst entführt oder niedergeschlagen, hat aber gelegentlich aus Versehen eine gute Idee.
Wer angesichts der angekündigten Detektivgeschichten einen soliden Vorabendkrimi erwartete, wurde enttäuscht. Autor Mischa Mleinek hatte zwar seit zehn Jahren etliche Kriminalromane und -hörspiele verfasst, doch diese Serie war durchweg unspannend und albern. Krimis schrieb Mleinek anschließend nicht mehr, stattdessen Sketche für Michael Schanze, Caterina Valente und Dieter Hallervorden, außerdem die Serien Zwei alte Damen geben Gas und Schade um Papa. Günter Gräwert führte später Regie bei Der Alte und Derrick.
Die 25-Minuten-Folgen liefen mittwochs um 18.55 Uhr.
Ein Fall für zwei
Seit 1981 (ZDF). Dt. Krimiserie von Karl Heinz Willschrei.
Der Ex-Polizist Hermann Josef Matula (Claus Theo Gärtner), Rufname Josef, arbeitet in Frankfurt am Main als Privatdetektiv. Als solcher wird er regelmäßig von seinem Freund, dem Rechtsanwalt Dr. Dieter Renz (Günter Strack), engagiert, wenn dessen Klienten in der Klemme stecken und ihre Unschuld bewiesen werden muss. Matula macht sich dann auf die Suche nach dem wahren Täter, dabei geht es meist um Mord. Gemeinsam lösen sie die Fälle, da die mit dem Fall befassten Kommissare fast nie Interesse daran zu haben scheinen, den wirklichen Mörder zu finden. Matula ist Single mit wechselnden Freundinnen; Renz, der in seiner Freizeit gern kocht und Golf spielt, ist geschieden. Anfang September 1988 flammt eine alte Jugendliebe neu auf, und Renz wandert mit ihr in die Toskana aus, um sich dort zur Ruhe zu setzen.
Dr. Rainer Franck (Rainer Hunold) übernimmt in Folge 60 seine Kanzlei und bringt seinen Hund Umba mit (gespielt von Amadeus). Auch Franck arbeitet eng mit Matula zusammen und freundet sich mit ihm an. Beide fahren Motorrad, und beim Billard oder einer Currywurst diskutieren sie über ihre aktuellen Fälle. Als auch Franck im Juni 1997 seinen Beruf als Rechtsanwalt aufgibt, wird der junge Dr. Johannes Voss (Mathias Hermann) in Folge 149 sein Nachfolger und Matulas neuer Partner. Er wird Ende Dezember 2000 Opfer des Rachefeldzugs eines verurteilten Mörders, dessen Gegenseite Voss verteidigt hatte. Der bisherige Frankfurter Staatsanwalt Dr. Markus Lessing (Paul Frielinghaus) lässt überraschend seine sichere Karriere sausen und wird freiberuflicher Rechtsanwalt – und damit ab Folge 182 Matulas vierter Partner. Die Sekretärin und gute Seele in der Kanzlei ist seit der Zeit von Dr. Renz Helga (Renate Kohn). Erst im Herbst 2008 setzt sie sich in Spanien zur Ruhe. Ihre Nachfolgerin ist Kristin (Caroline Grothgar).
Im 75‑minütigen Pilotfilm zur Serie, den das ZDF am 11. September 1981 zeigte, ist Matula noch uniformierter Polizist. Matula macht als Zeuge der gegnerischen Partei vor Gericht mit dem knallharten Anwalt Renz Bekanntschaft, der ihn ordentlich in die Mangel nimmt und seinen Mandanten vor dem Gefängnis bewahrt. Unglückliche Umstände führen dazu, dass Matula bald selbst als Angeklagter vor Gericht steht und ihm Strafvereitelung im Amt vorgeworfen wird. Matula quittiert daraufhin den Polizeidienst und heuert bei Renz an.
Die reguläre Serie mit einstündigen Folgen begann zwei Wochen später und lief jetzt immer freitags um 20.15 Uhr im Wechsel mit den anderen erfolgreichen Freitagskrimis wie Der Alte und Derrick, bot im Vergleich zu diesen aber deutlich mehr Action und interessierte dank des coolen Matula in seiner Lederjacke ein jüngeres Publikum. Auch Ein Fall für zwei wurde, nach anfänglichem Schwächeln, ein großer Erfolg und Dauerbrenner. Die Serie erreichte in Spitzenzeiten 18 Millionen Zuschauer. Claus Theo Gärtner, anfangs nur der zweite Hauptdarsteller neben Günter Strack, wurde der eigentliche Star, schon deshalb, weil die Anwälte wechselten, Matula aber blieb. Außer Gärtner war nur Renate Kohn als Sekretärin Helga dauerhaft dabei. Diese Rolle hatte die meiste Zeit keinen Nachnamen, nur in zwei Folgen wird einer genannt: Einmal heißt sie Bachmann, das andere Mal Sommer. Der Grund dafür war banal: Während des zweiten Drehs konnte sich am Set niemand mehr an Helgas letzten Nachnamen erinnern, Kohn auch nicht.
Ein Fall für zwei war die erste deutsche Krimiserie im Abendprogramm, die kein Polizeikrimi war, wichtiger aber noch: Sie war ideologisch viel fortschrittlicher als ihre ZDF-Vorgänger. Schon die Grundkonstellation implizierte, dass kein Verlass darauf ist, dass die Polizei für Gerechtigkeit sorgt. Statt des bisherigen konservativen Freitagskrimi-Monopolisten Helmut Ringelmann stand Georg Althammer als Produzent hinter Ein Fall für Zwei.
2003 änderte das ZDF den Ausstrahlungsmodus und zeigte seine Freitagskrimis nicht mehr alternierend im Monatsrhythmus, sondern staffelweise mit jeweils mehreren Folgen in aufeinander folgenden Wochen. Vier weitere Folgen hatten Überlänge und dauerten 90 Minuten: Es waren die ersten beiden Anwaltswechsel, die Jubiläumsfolge 200 im Dezember 2002 und der Auftakt zu einer neuen Staffel im Januar 2005.
Ein Fest!
Die Idee, Anke Engelke und Bastian Pastewka in der Verkleidung des fiktiven Volksmusik-Duos Wolfgang und Anneliese eine Parodie auf Weihnachtsshows moderieren zu lassen, ist nahezu genial. Stammzuschauer von ARD und ZDF, die zufällig hineinschalten, könnten glauben, in eine echte Volksmusikshow geraten zu sein und aus Überzeugung dranbleiben, Fans gelungener Parodien (lies: Fans von Switch) dürften schon vorab aufmerksam geworden sein (Mario Barth, Ottfried Fischer, Nina Hagen, Tine Wittler, Howard Carpendale und Peter Zwegat sind ebenfalls dabei, und keiner ist echt), und für die eigenen Stammzuschauer, die den Holzhammer benötigen, gibt Sat.1 der Sendung denselben Untertitel wie jeder anderen Sendung: „Die Comedy-Gala.“ Spricht also alles für einen Erfolg. Und für einen schönen Abend.
Fröhliche Weihnachten! — Heute um 20.15 Uhr in Sat.1.
Ein Grieche erobert Chicago
1990–1991 (Pro Sieben); 1995–1996 (Super RTL). 150-tlg. US-Sitcom („Perfect Strangers“; 1986–1993).
Balki Bartokomous (Bronson Pinchot) kommt aus Griechenland in die USA und zieht bei seinem Cousin Larry Appleton (Mark Linn-Baker) ein. Das bringt dessen bisher so geordnetes Leben gehörig durcheinander, denn der Neuankömmling lernt mit großen Augen das neue Land kennen, begreift es aber nicht immer sofort. Ihre neuen Nachbarinnen sind Mary Anne (Rebecca Arthur) und Jennifer Lyon (Melanie Wilson). Die Cousins finden bald Jobs bei der Zeitung „Chicago Chronicle“, Larry als Reporter und Balki in der Poststelle. Bei der Zeitung arbeiten ferner Mr. Gorpley (Sam Anderson), Balkis Boss, Hariette Winslow (JoMarie Payton-France), die den Fahrstuhl bedient, sowie die Lebensberaterin Lydia Markham (Belita Moreno).
Belita Moreno spielte ihre Rolle als Lydia erst ab der zweiten Staffel, in der ersten hatte sie bereits eine andere Rolle gespielt. JoMarie Payton-France stieg vorzeitig aus und wechselte in die Serie Alle unter einem Dach, spielte dort aber weiter die Rolle der Harriette Winslow. Die Serie lief zunächst im Mittagsprogramm von Pro Sieben und wechselte nach Folge 60 zu Super RTL.
Ein guter Witz am Tatort
Was für ein überraschend guter Tatort!
Das ist ja auch nicht die Regel, dass ein solches Stück mit Botschaft (es geht um Familienehre und Zwangsheirat in einer türkischen Familie) es schafft, sowohl als Sozialdrama als auch als Krimi zu funktionieren. Zum Glück haben die Autorinnen Thea Dorn und Seyran Ates nicht versucht, sich unangreifbar zu machen. Und Regisseur Mark Schlichter hat die Geschichte schnell, opulent und packend inszeniert (nur schien sich ein Hund aus dem ZDF-Samstagvorabendprogramm in den Film verlaufen zu haben).
Mein Herz erobert hat dieser Tatort aber schon, als Kommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel) noch neben der Leiche anfängt, dem Ehemann der Toten (Roman Knizka) unangenehme Fragen zu stellen, und er sie anknurrt:
Ehemann: Pietät ist für Sie wohl ein Fremdwort.
Kommissarin: Pietät ist ein Fremdwort.
Ein Heim für Tiere
1985—1992 (ZDF). 80-tlg. dt. Familienserie von Ted Willis.
Der kauzige Tierarzt Dr. Willi Bayer (Siegfried Wischnewski) führt eine eigene Praxis auf einem Hof in Adelsheim, auf dem viele herrenlose Tiere leben, die Willi bei sich aufgenommen hat. Er wohnt und arbeitet mit seiner Tochter Lisa (Marion Kracht), die den Haushalt schmeißt. Willi ist ein gutmütiger Kerl, der reichen Herrchen seiner Patienten gern mal etwas mehr Geld abnimmt, um den Armen eine günstigere Behandlung zu ermöglichen. Er hasst alle Motorfahrzeuge und fährt mit einer kleinen Kutsche durch die Stadt, die von seinem Pony Blondie gezogen wird. Sein junger Assistent, der begeisterte Motorradfahrer Dr. Horst Nenner (Michael Lesch), macht deshalb anfangs ein dummes Gesicht. In Folge 5 zieht Willis resolute Schwester Martha (Angela Pschigode) ein und übernimmt die Haushaltsführung. Willi lernt die junge Ärztin Ingrid Probst (Loni von Friedl) kennen und freundet sich mit ihr an. Lisa und Horst verlieben sich und heiraten noch im Frühjahr 1985. Alwin Bunte (Kurt Schmidtchen) verehrt Tante Martha, sie erwidert seine Bemühungen aber nicht so sehr, wie er es gern hätte. Im Herbst 1988 wird Lisa von einem Auto angefahren und geht zum Auskurieren nach Kanada, bleibt aber länger dort als erwartet. Willi erleidet Ende des Jahres einen Herzinfarkt, und auf Marthas Initiative reist ihr Bruder Dr. Hannes Bayer (Hans Heinz Moser) an und übernimmt die Praxis. Er ist ebenfalls Tierarzt und hat die letzten Jahre in Brasilien gelebt. Stefanie Sommer (Bettina Spier) wird seine Sprechstundenhilfe. Dr. Erich Dinter (Tobias Meister) vertritt Horst gelegentlich und eröffnet später eine eigene Praxis. Er und Stefanie werden ein Paar. Edith Sommer (Almut Eggert) ist Stefanies Mutter. Im Herbst 1989 lassen sich Horst und Lisa scheiden. Christina Dudek (Kristina Böhm) wird Hannes’ neue Sprechstundenhilfe. Sie ist die Tochter von Hanna (Beate Hasenau), einer alten Bekannten von Hannes, die die Kneipe „Hannas kleine Stube“ führt. Hannes’ Freundin ist die Anwältin Julia Gessner (Vera Tschechowa). Im Juli 1991 verlässt Christina die Praxis und Julia zieht nach Italien. Gudrun Reichert (Eleonore Weisgerber) und ihre zehnjährige Tochter Claudia Reichert (Sabine Martin) ziehen ins Nachbarhaus ein, und Gudrun wird Hannes’ neue Freundin. Neue Sprechstundenhilfe wird Sabine Kupfer (Jeannine Burch), die sich in Horst verliebt. Im Februar 1992 heiraten die beiden. Hannes hat natürlich auch einen besten Freund: seinen Hund Limbo.
Die einstündigen Folgen liefen erfolgreich im Vorabendprogramm. In der ersten Staffel trugen die Episoden jeweils den Namen des Tieres, dessen Behandlung und Geschichte im Mittelpunkt stand.
Ein Herz und eine Seele
1973 (WDR); 1973–1976 (ARD). 25-tlg. dt. Sitcom von Wolfgang Menge. Regie: Jürgen Preen (in zwei Folgen der zweiten Staffel: Jürgen Flimm).
Der körperlich nicht gerade mit Überlänge gesegnete Alfred Tetzlaff (Heinz Schubert) aus Bochum ist ein Griesgram und ewiger Nörgler, dem nichts recht zu machen ist. Oder mal ehrlich: er ist ein verlogener, reaktionärer Spießer. Er mag keine Ausländer, niemanden aus der „Ostzone“, schon gar nicht die rote Regierung und nichts, was neu ist („Pizza! Weiß doch kein Mensch, woraus die besteht. Da wird so ein Stück Kuhfladen ausgerollt, dann kommt ein Klecks Tomatensoße drauf und das Ganze kostet dann fünf Mark. Und schmecken tut’s wie toter Frisör.“). Seinen Schwiegersohn Michael Graf (Diether Krebs; ab Folge 22: Klaus Dahlen) mag er auch nicht, denn der ist SPD-Anhänger, und seine Frau Else (Elisabeth Wiedemann; ab Folge 22: Helga Feddersen) ist eine „dusselige Kuh“, die in die Küche gehört, wie Frauen im Allgemeinen. Seine Wut lässt er ferner an seiner Tochter und Michaels Frau, Rita (Hildegard Krekel), aus.
Ein Herz und eine Seele lief zunächst im WDR und später in einigen anderen Dritten Programmen. Bundesweite Premiere in der ARD war am 31. Dezember 1973 mit der zwölften Folge, „Silvesterpunsch“. Die Episode ist inzwischen ebenso fester Bestandteil jedes Silvesterprogramms wie Dinner for one. Seitdem wurde in Farbe produziert.
Basis für Wolfgang Menges Serie war die britische Comedy „Till Death Us Do Part“ von Johnny Speight, von der Menge sogar die Rollennamen übernahm. Alf, Else, Rita und Mike hießen die Charaktere des Originals, das von 1966 bis 1975 erfolgreich bei der BBC lief und 1971 bereits als „All In The Family“ vom US-Sender CBS adaptiert wurde. Auch die deutsche Fassung wurde innerhalb nur eines einzigen Jahres bundesweiter Ausstrahlung ein Riesenerfolg und Hauptdarsteller Heinz Schubert als „Ekel Alfred“ zum Star.
Ihren Erfolg verdankte die Serie ihrem Gesprächswert. Jeder sprach über das Ekel, viele empörte Zuschauer schrieben Protestbriefe, nicht nur wegen des Inhalts, sondern auch weil Schubert als Ekel Alfred Worte wie „Scheiße“ oder „Arschloch“ in den Mund nahm – damals eine Ungeheuerlichkeit. In vielen Folgen ließ sich Alfred über tagesaktuelle Ereignisse aus. Autor Menge konnte sie kurzfristig in die Drehbücher einflechten, da die einzelnen Episoden erst am Tag ihrer Ausstrahlung vor Live-Publikum aufgezeichnet wurden. Als 21. und eigentlich letzte Folge lief im November 1974 eine Farbfassung der Episode „Der Sittenstrolch“, die bereits ein Jahr zuvor im WDR in Schwarz-Weiß gelaufen war. Zuvor waren bereits drei andere Schwarz-Weiß-Folgen in Farbe neu gedreht und zum Teil inhaltlich etwas aktualisiert worden.
Sieben Wochen nach der vermeintlich letzten Folge würdigte das Fernsehen die Serie am 27. Dezember 1974 zum Abschied mit dem Special „Requiem für ein Ekel“, in dem Politiker, Sozialwissenschaftler und Literaten todernst, hinter enormen Rauchschwaden ihrer Zigaretten versteckt, über die Bedeutung von Ekel Alfred für die Gesellschaft diskutierten.
18 Monate später ging es dann doch noch einmal weiter. In diesen letzten vier Folgen der Serie spielte Klaus Dahlen anstelle von Diether Krebs die Rolle des Michael. Krebs war ausgestiegen, weil der WDR begonnen hatte, die Drehbücher auf Wunsch der SPD zu entschärfen. Als Else wurde Elisabeth Wiedemann durch Helga Feddersen ersetzt. Eine spätere Neuauflage scheiterte ebenfalls aus politischen Gründen. Der WDR wollte nicht vor einer Bundestagswahl mit der Ausstrahlung neuer Folgen beginnen, da wollte Menge gar nicht mehr.
Primetime-Wiederholungen im Jahr 1996, die eigentlich nur kurzfristig als Lückenfüller gesendet wurden, wurden überraschend von mehr als sechs Millionen Zuschauern gesehen. Die über 20 Jahre alte Serie versammelte damit mehr Zuschauer als die meisten Erstausstrahlungen neuer Serien und war sogar in den 90er-Jahren noch einer der größten Erfolge des deutschen Fernsehens.
Sendeplatz war im Dritten wie im Ersten Programm etwa einmal im Monat montags um 20.15 Uhr. Jede Episode war 45 Minuten lang. Die Serie ist auf DVD erschienen.