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Einsatz täglich — Polizisten ermitteln

Donnerstag, 17. Juli 2008, 02:03

2004 (ZDF). Tägliche Pseudo-Doku-Soap, in der fünf echte Polizisten in einem Fernsehstudio den Alltag auf einer Berliner Polizeiwache nachspielen. Oder das, was die Drehbuchautoren dafür halten. Oder das, was die Zuschauer gerne dafür halten würden.

Nicht lange zuvor hatten auf diesem Sendeplatz echte Juristen in einem Fernsehstudio den erfundenen Alltag in einem Gerichtssaal nachgespielt (Streit um drei), was immerhin den Vorteil hatte, dass man kostengünstig einfach herumsitzen konnte. Der Etat für Einsatz täglich war genauso groß (rund 50 000 € pro Folge), der Aufwand aber natürlich größer, weshalb die Serie noch hölzerner und unglaubwürdiger daherkam als ihre privaten Vorbilder (K11, Niedrig und Kuhnt, Lenßen & Partner).

Die 45 Minuten langen Folgen liefen werktags um 16.15 Uhr.

Einstürzende Neubauten mit euphorisierender Wirkung

Mittwoch, 12. September 2007, 13:24

Mit einer Dokumentation über den 11. September 2001 erreichte das ZDF gestern für seine Verhältnisse ungewöhnlich viele junge Zuschauer. Das ist zunächst einmal eine Tatsache. Dennoch glaube ich, dass die bewertende Formulierung der Überschrift auf Quotenmeter.de nicht unbedingt zutreffend ist, aber schon gar nicht angemessen, wenn es um eine Sendung geht, die ein Ereignis dokumentiert, bei dem fast 3000 Menschen ums Leben gekommen sind:

ZDF begeistert die Jungen mit Doku über den 11. September.

Update 13. September:
Quotenmeter hat die Überschrift geändert.

Einundzwanzig

Freitag, 18. Juli 2008, 22:18

2000–2002 (RTL). „Spiel das Duell deines Lebens“. Einstündige Quizshow mit Hans Meiser.

Zwei Kandidaten spielen gegeneinander und müssen Multiple-Choice-Fragen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden beantworten. Diesen Grad können sie selbst wählen. Je nach Kniffligkeit bekommen sie für die richtige Antwort einen bis elf Punkte. Ziel ist es, als Erster 21 Punkte zu erreichen. Erschwert wird die Wahl des angemessenen Risikos für sie dadurch, dass sie in schallisolierten Kabinen sitzen und den Punktestand des Gegners nicht kennen. Gibt ein Kandidat zum dritten Mal eine falsche Antwort, scheidet er aus. Er kann einen Vertrauten, der ebenfalls von den Runden des anderen Kandidaten nichts sieht und hört, als Joker zurate ziehen. Auch das ist jedoch ein Risiko: Eine falsche Antwort zählt dann doppelt. Nach zwei Durchgängen gibt es als weitere Verschärfung eine Möglichkeit für beide Kandidaten, das Spiel zu beenden, wenn sie glauben, in Führung zu liegen. Liegen sie dann damit falsch, hat aber der andere sofort gewonnen. Der Champion spielt eine Bonusrunde, in der er – je nach der Zahl richtig beantworteter Fragen mit zwei Antwortmöglichkeiten in Folge – seinen Gewinn weiter erhöhen kann. In den Duellrunden erhöht sich der Gewinn, um den ein Kandidat spielt, mit jedem Herausforderer, den er schlägt. Da er immer wiederkommt und so lange weiterspielen kann, bis ihn ein Herausforderer schlägt, ist die Gewinnsumme theoretisch unbegrenzt und auch praktisch sehr hoch: Am 16. August 2002 ging Thorsten Gatz als erfolgreichster Einundzwanzig-Teilnehmer mit 445 000 € nach Hause.

Nach dem großen Erfolg von Wer wird Millionär? startete RTL eine zweite spannende Quizshow, die zum Start an fünf Tagen hintereinander und dann immer mittwochs und freitags um 20.15 Uhr lief. Ähnlich aufregend wie das Spiel selbst war immer die Frage, ob es Hans Meiser gelingen würde, die komplizierten Regeln, Gewinnmöglichkeiten und Risiken so zu erklären, dass er sie auch selbst verstand. Die Quoten reichten zwar nicht an die Jauchs heran, waren mit fünf Millionen Zuschauern jedoch so gut, dass RTL die erste Staffel kurzfristig um einen Monat verlängerte und statt der geplanten einen Folge pro Woche dann doch zwei zeigte. Die weiteren Staffeln liefen jeweils während der Sommerpause von Wer wird Millionär? auf dessen Sendeplätzen montags und freitags.

Das Konzept stammte von der US-Spielshow „Twenty-One“, die in den USA Anfang 2000 neu aufgelegt worden war (ebenfalls im Sog der dort erfolgreichen Show „Who Wants To Be A Millionaire“) und ursprünglich von 1956 bis 1958 gelaufen war. Schon damals hatte das deutsche Fernsehen die Show übernommen – unter dem Namen Hätten Sie’s gewusst? mit Heinz Maegerlein.

In Programmzeitschriften wurde die Sendung zuvor und auch während ihrer Ausstrahlung unter dem Titel Quiz Einundzwanzig geführt. Im Fernsehen hieß sie nur Einundzwanzig. Den gleichen Titel (ebenfalls mal mit, mal ohne „Quiz“) hatte bereits das österreichische Fernsehen Anfang der 60er Jahre für seine Adaption verwendet.

Elefant, Tiger & Co.

Dienstag, 10. April 2007, 12:30

Seit 2002 (MDR). Zoo-Doku-Soap aus dem Leipziger Zoo.

Zu seinem 125. Geburtstag spendierte der MDR dem Leipziger Zoo eine zunächst elfteilige Doku-Soap, die Vorbereitungen auf das Fest und den Alltag von Pflegern und Insassen begleitete. In einer Mischung aus Expeditionen ins Tierreich und Hinter Gittern erzählte die Serie meist sehr undramatische Geschichten um Figuren wie Horst, das Lama, das als Werbefigur für den Zoo regelmäßig im Außendienst tätig ist, das Elefantenjunge Voi Nam, den pickeligen Esel Jacky oder den breit sächselnden Raubtierpfleger Jörg Gräser. Ihre Hauptbotschaft: Tiere sind auch nur Menschen wie Du und Ich, verspielt, faul oder depressiv, gehen zu spät zum Arzt, lassen sich ungern wiegen oder impfen, haben Liebeskummer und fressen entweder zu viel oder das Falsche oder gar nicht.

Die Geschichten waren gemächlich erzählt, aber voller Cliffhanger (wird es Jörg Gräser am Ende doch noch gelingen, den Mähnenwölfen das Wurmkur-Medikament unterzujubeln?). Aus dem Off kommentierte Christian Steyer das Geschehen mit knarzender Märchenonkelstimme, endlos gedehnt und mit markanter Gute-Nacht-Geschichten-Intonation. Beim Publikum kam die Serie so gut an, dass der MDR sie auch nach dem Zoo-Jubiläum nahtlos fortsetzte, von 2004 an mit verlängerter Sendezeit von 25 Minuten und auf dem festen Sendeplatz am Freitag um 19.50 Uhr. Im April 2007 lief bereits die 200. Folge.

Eine Epidemie löste Elefant, Tiger & Co. aus, als die ARD die Serie als Quotenwundermittel am Nachmittag entdeckte — ungleich günstiger und erfolgreicher als ungefähr alle anderen Formate, die das Erste in den Jahren zuvor hier ausprobiert hatte. Von Oktober 2005 an zeigte die ARD montags bis freitags um 16.10 Uhr Doppelfolgen, erreichte im Schnitt zweieinhalb Millionen Zuschauer (und fragte sich vermutlich, warum man Tierfilmer jahrzehntelang auf teure Fernreisen geschickt hatte, wenn es offenkundig eine S-Bahn-Monatskarte zur Anreise in den nächstgelegenen Tierpark auch getan hätte). Nach 50 Folgen übernahm der WDR, der unter dem Titel Pinguin, Löwe & Co. Geschichten aus dem Münsteraner Zoo zeigte. Es folgten: Panda, Gorilla & Co. (Berlin), Eisbär, Affe & Co. (Stuttgart), Giraffe, Erdmännchen & Co. (Frankfurt / Kronberg), Wolf, Bär & Co. (Wildpark Lüneburger Heide), Nashorn, Zebra & Co. (München) und Leopard, Seebär & Co. (Wildpark Lüneburger Heide). Bereits in Arbeit ist: Seehund, Puma & Co. (Bremerhaven).

Das ZDF, das mit seinen Telenovelas plötzlich gegen die süßen Tiere alt aussah, sprang auf die Welle auf, behauptete tapfer, man habe nicht bei der ARD abgekupfert, zeigt aber nach exakt demselben Muster werktags um 15.15 Uhr eine Dreiviertelstunde lang nacheinander Berliner Schnauzen, Tierisch Kölsch, Ruhrpott-Schnauzen (Duisburg), Dresdner Schnauzen sowie demnächst Ostsee-Schnauzen (Rostock).

Die Tierseuche nahm solche Ausmaße an, dass 2007 kaum eine Stunde am Tag verging, in der nicht irgendein Drittes Programm oder ARD und ZDF eine Tier-Doku-Soap zeigte oder wiederholte. Natürlich sind sie auf DVD erhältlich.

Eli Stone

Montag, 4. August 2008, 21:46


Foto: ProSieben

Seit 2008 (ProSieben). 26-tlg. US-Anwaltsserie von Greg Berlanti („Eli Stone“; 2008–2009).

Eli Stone (Jonny Lee Miller) hat einen tollen Job als Anwalt, eine resolute Sekretärin namens Patti (Loretta Devine), eine hübsche Verlobte namens Taylor (Natasha Henstridge) und einen unheilbaren Hirnschaden namens Aneurysma. Dadurch überkommen ihn Wahnvorstellungen, in denen in erster Linie der Popstar George Michael (George Michael) oder dessen Lieder eine wichtige Rolle spielen, und die ihn dazu bringen, sich für die kleinen Leute einzusetzen statt für die Großen, Reichen und Mächtigen, die die Kanzlei, für die er arbeitet, normalerweise vertritt. Die unerfahrene Nachwuchsanwältin Maggie Dekker (Julie Gonzalo) hilft ihm dabei. Boss der Kanzlei ist sein zukünftiger Schwiegervater Jordan Wethersby (Victor Garber), der nichts von Elis Krankheit weiß und sich wundert, warum sich Eli oft so merkwürdig verhält. Elis vorlauter Bruder Nathan (Matt Letscher) ist zugleich sein behandelnder Arzt, doch wichtigster Ratgeber für Eli ist der chinesische Akupunkteur Dr. Chen (James Saito), dessen Akzent nur aufgesetzt ist. Er hält Eli für einen Propheten.

Skurrile, liebevolle Mischung aus Anwaltsdrama und Comedy mit originellen Charakteren, witzigen Dialogen und den Hits von George Michael und Wham!, aber ohne großen Erfolg.

Die einstündigen Folgen der ersten Staffel liefen mittwochs um 20.15 Uhr, die zweite Staffel läuft im Nachtprogramm.

Eliteeinheitsbrei

Mittwoch, 7. März 2007, 07:25

Früher war Dennis Haysbert mal Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Das war in der zweiten und dritten Staffel von 24. Damals hatte er als David Palmer seinen Dienstsitz zwar in Washington, war aus unerfindlichen Gründen aber immer zufällig gerade in Los Angeles, wenn dort terroristische Akte im Gange waren.

Heute ist Dennis Haysbert einige Ränge niedriger tätig, aber weiterhin in einer Führungsposition, und weiterhin immer gerade da, wo die nationale und internationale Sicherheit bedroht ist.

Als Jonas Blane leitet er in The Unit eine geheime Eliteeinheit der amerikanischen Streitkräfte, die Terroristen und andere Verbrecher weltweit bekämpft. Und das geht so: Man fliegt, fährt, springt oder rennt eine Dreiviertelstunde lang hektisch umher, gruppiert sich schließlich um das Flugzeug, in dem sich die Terroristen verschanzt haben, und dann geht Jonas Blane rein und erschießt alle. Anschließend fährt er nach Hause, und seine Frau fragt: „Wie war’s im Büro, Liebling?“

Die Serie ist sicher kein Glanzlicht in der Riege der jüngeren amerikanischen Serien. Hier käme normalerweise ein Aber. Ich habe aber keins. Nur einen Punkt.

The Unit – Eine Frage der Ehre, heute um 23.15 Uhr, ab nächster Woche mittwochs um 22.15 Uhr in Sat.1.

Elke Heidenreich schlägt Marcel Reich-Ranicki

Mittwoch, 10. Dezember 2008, 01:34

Es war ein kleiner Moment für das Fernsehen, aber ein großer für das „Fernsehlexikon“. Im Jahresrückblick von Switch Reloaded gestern auf Pro Sieben hatte unser Buch einen überraschenden Auftritt als schlagendes Argument von Elke Heidenreich für Marcel Reich-Ranicki:

Wenn man ganz genau hinguckt, kann man erkennen, wie detailverliebt die Requisiteure beim Nachbau waren — und das bei einem Gegenstand, der nicht einmal eine Sekunde im Bild ist. Anstelle der Original-Sendungen sind Szenenfotos aus Switch Reloaded auf dem Cover abgebildet; der Untertitel lautet nicht „Alles über 7000 Sendungen von Ally McBeal bis zur ZDF Hitparade“, sondern „Alles über 7000 Parodien von Alarm für Cobra 11 bis Zwei bei Kallwass“, und unsere Namen sind auch nicht mehr ganz das, was sie mal waren:

Sensationell. Wenn wir nicht längst Switch-Reloaded-Fans gewesen wären, wir wären’s jetzt.

(Die ganze Folge ist eine Woche lang auf prosieben.de zu sehen.)

Ellen

Samstag, 24. Februar 2007, 20:32

1995–1996 (ARD); 1997–2000 (RTL). 109-tlg. US-Sitcom von David S. Rosenthal („These Friends Of Mine“; 1994–1995; „Ellen“; 1995–1998).

Single Ellen Morgan (Ellen DeGeneres) wohnt mit ihrem besten Freund Adam Greene (Arye Gross) in einer Zweier-WG. Sie ist meistens guter Laune und kann nicht mehr aufhören zu reden, wenn sie einmal angefangen hat. Sie springt von einem Thema zum nächsten, folgt dabei aber immer einem roten Faden. Oder verheddert sich vielmehr darin. Ihre weiteren Freunde sind Holly (Holly Fulger) und Adams Freundin Anita (Maggie Wheeler; beide nur in der ersten Staffel) sowie ab der zweiten Staffel Paige Clark (Joely Fisher). Ellen hat einen Buchladen, in dem außer ihr der faule Joe Farrell (David Anthony Higgins) und die schrille Audrey Penney (Clea Lewis) arbeiten, die außerdem Ellens nervende Nachbarin ist. Als Adam in der dritten Staffel ins Ausland zieht, wird Ellens Cousin Spence Kovak (Jeremy Piven) ihr neuer Wohnpartner. Spence beginnt eine Beziehung mit Ellens bester Freundin Paige. Am Ende der vierten Staffel bemerkt Ellen, dass sie lesbisch ist, und hat ihr Coming-out.

Zu Beginn der zweiten Staffel wurde die Serie in den USA umbenannt, bei Wiederholungen liefen alle Folgen als „Ellen“. Bei uns liefen alle Folgen als Ellen, die ersten 62 dienstags um Mitternacht in der ARD, die weiteren zeigte RTL täglich um 0.30 Uhr, später auch im Vormittagsprogramm. Mit dem Coming-out der Serienfigur in Folge 84 schrieb die Ellen Fernsehgeschichte. Es war im Vorhinein groß angekündigt worden, als auch Darstellerin Ellen DeGeneres ihre Homosexualität öffentlich machte. Ellen war damit die erste Serie mit einer offen homosexuellen Hauptdarstellerin.

Ellenlang im Archiv

Dienstag, 23. Oktober 2007, 07:17

Ellen DeGeneres ist in den USA schon lange ein Star. Das wurde sie bereits in den 90er-Jahren durch ihre Sitcom Ellen, durch Stand-up-Comedy auf der Bühne und durch Bücher, die im Laden unter „Humor“ einsortiert sind. Seit dem Beginn ihrer täglichen Talkshow vor vier Jahren ist sie ein noch viel größerer Star geworden. Wenige hatten damit gerechnet, dass ihre Show unter dem enormen Angebot hervorstechen könnte. Doch mit vielen Elementen einer klassischen Late-Night-Show, ihrer sympathischen Art, ihrem charakteristischen, verworrenen Humor, Tanzeinlagen, Kuriositäten, absurden Ideen, die zum Teil an David Letterman erinnern, und hochkarätigen Gästen wurde „The Ellen DeGeneres Show“ eine der meistgesehenen Sendungen im Tagesprogramm und gewann mehrere Emmys für die beste Talkshow und für die beste Moderation. Zweimal moderierte Ellen die Emmys und Anfang des Jahres die Oscars. Als sie vergangene Woche in ihrer Sendung in Tränen ausbrach, weil der Tochter einer befreundeten Familie ein von Ellen adoptierter Hund weggenommen wurde, war das ein Thema für die Nachrichtensendungen.

Warum erzähle ich das alles? Weil heute eine Serie startet, die mit der geschilderten Erfolgsshow überhaupt nichts zu tun hat! Genau. Außer der Protagonistin.

Ellen
Die Sitcom The Ellen Show war der einzige nennenswerte Flop in ihrer Karriere, ist aber keine schlechte Serie. Das war 2001. Die Geschichte der ehemals erfolgreichen Großstadt-Geschäftsfrau Ellen, die in ihr verschlafenes Heimatstädtchen zurückkehrt, hat Charme und einige nette Gags. Ellen DeGeneres erklärte einst, die Idee sei ihr gekommen, als sie Ed gesehen habe, eine grandiose, skurrile, romantische, witzige, originelle, idyllische Serie, die Sat.1 samstags morgens um 5.00 Uhr zeigt, damit es bloß niemand merkt. The Ellen Show reicht zwar weder an Ed, noch an Ellen heran, aber beides sind hohe Messlatten. Unabhängig davon ist die Serie sehenswert. Sie ist inzwischen sechs Jahre alt und wird nun eingeschult endlich auch in Deutschland zum ersten Mal gezeigt.

The Ellen Show, dienstags bis freitags gegen 0.15 Uhr in Sat.1.

Ellenlange Nacht

Samstag, 24. Februar 2007, 21:41

Ellen DeGeneres verheddert sich gern im roten Faden ihrer Alltagsbeobachtungen und hört dann so schnell nicht mehr auf. Sie redet und redet ohne Punkt und Komma und kommt dabei, wie meine Oma sagen würde, von Kuchenbacken auf Arschbacken.
Auch Ellen spricht über ihre Oma.

Als sie 60 war, fing meine Oma an, jeden Tag fünf Meilen zu gehen. Heute ist sie 93 und wir haben nicht den blassesten Schimmer, wo sie inzwischen ist.

Oder über die Schöpfung.

Mehr Angst als vor Außerirdischen habe ich davor, dass es keine gibt. Wir können doch nicht das Beste sein, was die Schöpfung zu bieten hat.

Oder Preisverleihungen.

Ich glaube, alles in allem ist es nicht so wichtig, ob man einen Emmy gewinnt. Wir müssen unsere Prioritäten zurechtrücken. Wir wissen doch alle, was im Leben wirklich wichtig ist. Einen Oscar zu gewinnen!

In der Nacht zum Montag wird Ellen DeGeneres zwar keinen Oscar gewinnen, darf die Verleihung aber zum ersten Mal moderieren. In Deutschland ist sie am ehesten aus der nach ihr benannten Sitcom Ellen bekannt, in den USA inzwischen viel mehr als Komikerin und Moderatorin. Seit September 2003, nach einer fehlgeschlagenen weiteren Sitcom, moderiert sie „The Ellen DeGeneres Show“, eine werktägliche Talk-Comedy-Variety-Frauenshow mit prominenten Gästen und vielen klassischen Late-Night-Elementen, die in den größten Teilen des Landes vormittags oder nachmittags ausgestrahlt wird. Damit trat ihr Starstatus in eine völlig neue Größenordnung ein. Spätestens seitdem ist sie unangefochten. Sie ist der Sonnenschein der Nation.
In allen drei Jahren ihres Bestehens wurde die Show mit dem Emmy als beste Daytime-Talkshow ausgezeichnet, in den vergangenen zwei Jahren Ellen selbst noch zusätzlich als beste Moderatorin.

Zweimal moderierte sie die Primetime-Emmys, 2001 und 2005. Beide Male hatte das Land gerade eine nationale Katastrophe hinter sich – den 11. September bzw. Hurrikan Katrina. Ellen kommt aus New Orleans. Und beide Male wurde sie in höchsten Tönen gelobt, weil sie den exakt den richtigen Ton fand, und dabei trotzdem für einen witzigen, bestens gelaunten Abend sorgte.
Wenn sie mit ihrem Stand-up-Comedyprogramm tourt, füllt sie riesige Säle wie die 2700 Menschen fassende Avery Fisher Hall im New Yorker Lincoln Center. Dass ich in einer der hinteren Reihen eingeschlafen bin, lag wirklich nicht an ihr. Ich war einfach sehr, sehr müde.

In der Oscarnacht gebe ich mir eine zweite Chance. Die Oscar-Verleihung beginnt am frühen Montag um 2.30 Uhr auf Pro Sieben. Im Gegensatz zu den Emmys habe ich zwar keinen einzigen der Nominierten gesehen, denn ginge ich ins Kino, könnte ich ja was im Fernsehen verpassen. Aber wer gewinnt, ist ohnehin egal. Amerikanische Preisverleihungen wie die Emmys und die Oscars sind aus mehreren Gründen auch über etliche Stunden kurzweilig: Die Laudationes sind eher unterhaltsam als staatstragend, und selbst die Dankesreden sind es manchmal, weil viele in Komik geschulte Schauspieler wissen, dass die Zuschauer sonst noch vor der nächsten Werbepause umherzappen werden. Und schließlich werden sie nicht von Thomas Gottschalk moderiert, sondern von lustigen Menschen.

Ellen DeGeneres wird das fantastisch machen. Falls ich doch einschlafe, lasse ich sicherheitshalber eine Aufnahme mitlaufen. In der Avery Fisher Hall wäre das illegal gewesen. Ich halte Sie auf dem Laufenden.

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