Von der Realität eingeholt

Bevor Vox mit seinen Kochshows erfolgreich war, bevor Vox mit den CSI-Serien zu einer festen Marke im Abendprogramm wurde, waren es die US-Serien im Nachmittagsprogramm, die herausstachen, deren Marktanteil den Senderschnitt hob, allen voran Eine himmlische Familie und Gilmore Girls. Dann wurden die Serien nach und nach durch Doku-Soaps ersetzt, bis im Herbst nur noch eine einzige Serie übrig blieb. DWDL.de fragte im August Vox-Chef Frank Hoffmann, wie denn diese eine ins Line-Up passe. Und Hoffmann antwortete:

Ich kenne die Frage, weil sie auf den ersten Blick so naheliegend erscheint. Aber ich mache mir um den Audience Flow keine Sorgen. Es geht beim Audience Flow doch nicht zwingend darum, nur Sendungen gleicher Genres optimal zu verknüpfen. Es geht auch um einen emotionalen Zuschauerfluss. Mit Respekt für die Kollegen: Auch bei ProSieben funktioniert dieses Modell schon sehr erfolgreich. Und den einen Serienslot am Nachmittag können wir künftig das ganze Jahr hindurch hochwertig programmieren.

Damit wissen wir jetzt, dass bei Vox ein Jahr genau vier Monate dauert. Mit dem Beginn der Wohn-Soap Mitbewohner gesucht um 15.00 Uhr ist heute dieser letzte Serienslot gestrichen worden.

Diese Entwicklung passt allerdings zum Aufstieg in die erste Fernsehliga, den Vox-Chef Frank Hoffmann im gleichen Interview ausgerufen hatte. Kleine Sender setzen zunächst immer auf Lizenzserien, und je größer sie werden, desto mehr gehen sie zu Eigenproduktionen über. Außerdem: Warum US-Serien am Nachmittag verschießen, wenn sie doch inzwischen fast alle zur Primetime erfolgreich sind? Men In Trees, eine romantische Kleinstadtserie im Stil von Ausgerechnet Alaska, wäre vor drei Jahren vermutlich im Nachmittagsprogramm gelandet, stattdessen läuft die Serie ab Januar am Freitagabend.

Bis auch das Vox-Abendprogramm vollständig von der Realität eingeholt wird. Die Reality-Reihen Goodbye Deutschland – Die Auswanderer und Das perfekte Promi-Dinner, in denen Menschen alltägliche Dinge erledigen und ausführlich in eine Kamera sagen, was sie davon halten, füllen bereits mehrere Primetime-Stunden.

Dann würde wieder ein kleinerer Sender Zufluchtsort für Zuschauer, die nach fiktionaler Unterhaltung suchen, für Zuschauer, die die große Leistung derer würdigen wollen, die sich etwas Originelles ausdenken, damit wir gut und überraschend unterhalten werden. Die „echten“ Menschen, die sich keine Gedanken machen und einfach in eine Kamera sagen, was ihnen in den Sinn kommt, kenne ich jetzt. Da erwarte ich keine Überraschungen mehr.

Deshalb: Kann mir bitte irgendwer weiterhin etwas Erfundenes zeigen??? Danke.

Schlagwörter: , ,
Michael, 12. Dezember 2007, 19:08.

3 Kommentare


  1. Vielleicht ist das ja die Stunde der Sender der Dritten Reihe. Comedy Central zeigt schon länger das herausragende „Little Britain“ und erst kürzlich die erste Staffel der ebenfalls englischen Sitcom „Respectable“ – beide Formate in deutscher Erstausstrahlung. Und nun zieht SuperRTL nach und bringt nächstes Jahr „The Office“ (wenn auch nur die US-Version) – damit hätte auch niemand gerechnet. Ich weiß ja noch nicht einmal wo auf meiner Fernbedienung dieser Kanal ist…

  2. Cato RTL II könnte da vielleicht der nächste Anwärter sein. Schließlich geht man doch mit Einkäufen wie Dexter, Californication, Sleeper Cell, etc. durchaus in diese Richtung…

    Blöderweise gibts natürlich demnächst wieder die nächste Staffel Big Brother, was meine These natürlich mehr als fies unterhöhlt.

  3. […] habe gelesen, dass Ihr schon wieder das Nachmittagsprogramm ändern wollt. Das wäre dann schon das dritte oder vierte Mal in […]



Das Buch

die Autoren

Weitere Bücher

New York für Fern-SeherDie kleine House-Apotheke

Links