Top 5 der peinlichen Verwechslungen

ARD-Sportreporter Waldemar Hartmann erklärte am Wochenende versehentlich einen ehemaligen Boxer für tot und schafft es damit von null auf Platz drei in unserer Liste der lustigsten peinlichen Verwechslungen. Das ist schon der zwei Neueinstieg in diesem Monat, nachdem CNN am 1. Januar durch einen Schreibfehler einen angesehenen Senator zum gesuchten Terroristen machte.

  1. Max Schautzer begrüßt beim ARD-Wunschkonzert Ehefrauen von Politikern und stellt „die Frau unseres Bundeskanzlers“ mit den Worten vor: „Die Gattin von Helmut Schmidt, Hannelore Kohl!“ Frau Kohl reagierte humorvoll: „Jetzt darf ich Sie aber auch mit Herr Gottschalk ansprechen!“
  2. Alfred Biolek begrüßt in Boulevard Bio den Rennfahrer Michael Schumacher als „Harald Schumacher!“ Dieser nimmt Platz und teilt mit: „Sie dürfen mich Michael nennen“. Biolek bemerkt seinen Fehler noch immer nicht und glaubt, „Herr Schumacher“ biete ihm das „Du“ an, weshalb Biolek entgegnet: „Ach, das ist aber nett“.
  3. Waldemar Hartmann spricht während einer Box-Übertragung vom „vor kurzem verstorbenen deutschen Schwergewichtsboxer Jürgen Blin“. Jürgen Blin sitzt derweil zu Hause vor dem Fernseher und wird von der Nachricht seines Todes ziemlich überrascht.
  4. CNN schreibt zu einem Beitrag über die Suche nach dem Terroristen Osama Bin Laden ganz groß „Wo ist Obama?“ auf den Bildschirm. Nach Obama wird aber gar nicht gesucht. Barrack Obama ist Senator des US-Bundesstaates Illinois und inzwischen Präsidentschaftsbewerber und sein Aufenthaltsort in der Regel bekannt.
  5. Bei der Zieleinfahrt der Tour de France spricht ARD-Reporter Jürgen Emig die Mutter des Radprofis Jan Ullrich mit „Mama Becker“ an.
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Michael, 24. Januar 2007, 08:52.

Rauchende Berge

Als ich klein war, wurde sonntags nachmittags immer Am Fuß der blauen Berge geschaut. Der Hilfssheriff hieß Festus. Immer, wenn ich den im Bekanntenkreis erwähne, kennt den keiner. Bin ich denn die Einzige, die sich den gemerkt hat, oder hieß der doch anders?Anita

Du bist nicht die Einzige, aber Du wirfst zwei Serien in einen Topf. Lass sie uns sortieren, und dann werden auch Deine Bekannten womöglich laut „Ach so!“ rufen.
Am Fuß der blauen Berge handelte von den beiden Ranchern Slim und Jess, die eine Pferdewechselstation betreiben, quasi die 19.-Jahrhundert-Version einer Busumsteigestelle. Mit ihnen auf der Ranch lebten erst Andy und Jonesy, später Mike und Daisy.
Festus hingegen war der kauzige Hilfssheriff von Matt Dillon in Rauchende Colts.

Brutales Tempo

Was wisst ihr noch über Speed Racer? Ich erinnere mich nur noch daran, dass wir erwartungsvoll vor dem Fernseher saßen, und es wurde verkündet, dass es abgesetzt wurde wegen Brutalität. Das müsste so um 1970 gewesen sein.Ulrich

Speed Racer, eine japanische Zeichentrickserie über einen jungen Rennfahrer mit einem Wunderauto, war so brutal, dass sie heute im Mittagsprogramm von RTL2 nicht mehr auffallen würde. Heute würde man das Genre natürlich Animé nennen. Nach gut einem Monat setzte die ARD die Reihe Ende 1971 wegen massiver Kritik an ihrer Brutalität ab. Sie versuchte es im folgenden Jahr für die Dauer eines Blinzelns erneut, doch dann war Schluss. Als die Serie zwanzig Jahre später mittags bei RTL lief, scherte sich niemand mehr darum.

Speed Racer

1971–1972 (ARD); 1993–1994 (RTL). 41‑tlg. jap. Zeichentrickserie von Tatsuo Yoshida („Mach Go Go Go!“; 1967–1968).

Der 18‑jährige Rennfahrer und Kampfsportler Speed fährt das futuristische, auch in der Luft und unter Wasser fahrtüchtige Rennauto „Mach 5″, das sein Vater konstruiert hat, und kämpft gegen diverse Bösewichter.

Zum Start schrieb die ARD: „Der Comic stammt aus Japan, Technik und Stilmittel sind außerordentlich wirkungsvoll. Figuren und Storys leben von krassen Gegensätzen und grellen Farben. Alles daran ist Abenteuer, nichts erinnert an unseren eigenen Alltag.“ Nun ja, wegen massiver Kritik an ihrer Brutalität wurde die Serie nach drei Folgen vorläufig abgesetzt, tauchte aber im Herbst 1972 wieder im Programm auf. RTL zeigte gut zwei Jahrzehnte später samstags vormittags weitere, aber auch nicht alle der im Original 52 Folgen.

Rauchende Colts

1967–1972 (ARD); 1977–1986 (ZDF); 1989–1991 (Sat.1); 1997 (Kabel 1). 229-tlg. US‑Westernserie von Norman Macdonnell, John Meston und Charles Marquis Warren („Gunsmoke“; 1955–1975).

Dodge City im Jahr 1873: Matt Dillon (James Arness) sorgt als Marshal für Recht und Ordnung, kann großmütig und gelassen sein, aber bei Bedarf auch mit den Fäusten oder seinem Colt austeilen. Seine Hilfssheriffs sind das kauzige Unikum Festus Haggen (Ken Curtis) und der junge Waffenschmied Newly O’Brien (Buck Taylor). Weil der Marshal bei den ständigen Schießereien nicht unverletzt bleibt, operiert ihm Doc Galen Adams (Milburn Stone) regelmäßig Pistolenkugeln aus allen erdenklichen Körperteilen heraus. Man trifft sich im örtlichen Saloon, den Kitty Russell (Amanda Blake) betreibt, mit der Matt Dillon eine platonische Freundschaft verbindet. Der Barmann Sam (Glenn Strange) bedient, und der Säufer Louie Pheeters (James Nusser) trinkt dort.

Rauchende Colts ist die langlebigste Westernserie in der Geschichte des Fernsehens. 20 Jahre lang spielte James Arness den Matt Dillon, überarbeitete sich dabei aber nicht. Viele Episoden waren um andere Bewohner von Dodge City oder durchreisende Ganoven herum gestrickt und im Prinzip in sich abgeschlossene Geschichten. Selbst die Konflikte wurden oft ohne Zutun von außen innerhalb der Familie oder von den Gaunern unter sich gelöst. Arness‘ Aufgabe in diesen Folgen bestand darin, kurz jemanden mit irgendetwas zu beauftragen oder mal eben in den Saloon zu kommen, um Anwesenheit zu demonstrieren. Im Mittelpunkt standen dann die Gaststars, die zwar vorher nie dabei, aber trotzdem sofort vertraut waren: Die Ganoven sahen immer aus wie Ganoven, waren schmutzig und unrasiert, die liebenden Väter waren fast immer sauber, hell gekleidet und verwitwet, ließen sich aber auf die schiefe Bahn ziehen, um der blinden Tochter ein gutes Leben zu ermöglichen. Dass Festus Haggen für den Comedyfaktor zuständig war, merkte man schon an seiner deutschen Synchronstimme. Er wurde mit Gerd Duwner besetzt, dessen raue Fistelstimme immer dann herhalten musste, wenn’s lustig klingen sollte (neben kleinen, kauzigen Westernhelden war er auch die Stimme von Ernie in der Sesamstraße und von Barney Geröllheimer in Familie Feuerstein).

Für die Rolle des Matt Dillon war ursprünglich John Wayne vorgesehen, der jedoch ablehnte, angeblich, weil er nicht als Cowboy abgestempelt werden wollte. In der vorausgegangenen gleichnamigen Radioserie hatte William Conrad den Matt Dillon gesprochen.

Die deutsche Ausstrahlung begann erst zwölf Jahre nach dem US-Start, und zwar mitten in der Serie. Bis dahin waren in den USA bereits mehr als 400 Folgen gelaufen, die in Deutschland nie gezeigt wurden. In diesen Folgen war die Figur des Festus Haggen, die in Deutschland zum Publikumsliebling wurde, noch nicht dabei, und Dennis Weaver spielte die Rolle des Chester B. Goode, der damals Dillons Deputy war. Drei Jahre lang hatte ferner Burt Reynolds als Hufschmied Quint Asper eine feste Rolle in der Serie. Auch als nach der ARD die Sender ZDF, Sat.1 und Kabel 1 die Serie ins Programm nahmen, liefen nur spätere Folgen in deutscher Erstausstrahlung. Die ARD hatte 74 Folgen gezeigt, die ersten zehn noch in Schwarz-Weiß, 69 neue liefen am Vorabend im ZDF, Sat.1 zeigte 76 weitere, und Kabel 1 kramte noch zehn aus, so dass immerhin mehr als 200 von insgesamt 633 Folgen bei uns zu sehen waren. In den 80er-Jahren bis zehn Jahre nach Ende der Serie wurden in den USA mehrere Rauchende-Colts-Fernsehfilme mit den Originalschauspielern gedreht, die in Deutschland von verschiedenen Sendern ausgestrahlt wurden.

Am Fuß der blauen Berge

1959–1970 (ARD). 52‑tlg. US‑Westernserie („Laramie“; 1959–1963).

Slim Sherman (John Smith) hat von seinem Vater eine Ranch in Laramie im US‑Bundesstaat Wyoming geerbt. Gemeinsam mit seinem Partner Jess Harper (Robert Fuller) betreibt er dort eine Pferdewechselstation des Postkutschendiensts. In den ersten Folgen geht ihnen der Vormann Jonesy (Hoagy Carmichael) zur Hand. Der Teenager Andy (Bobby Crawford Jr.) ist Slims jüngerer Bruder und lebt anfangs ebenfalls auf der Ranch. Später nehmen Slim und Jess den Waisenjungen Mike (Dennis Holmes) bei sich auf und engagieren die gutmütige Haushälterin Daisy Cooper (Spring Byington). Klingt harmonisch, doch der Westen ist wild und die Luft pulverhaltig. Wo viele Menschen vorbeikommen, wie zum Beispiel in einer Pferdewechselstation für den Durchgangsverkehr, sind auch viele Schurken dabei. Und so gibt es ausreichend Gelegenheiten für Schießereien und Schlägereien.

Robert „Bob“ Fuller wurde mit dieser frühen Westernserie einer der beliebtesten Fernsehstars in Deutschland. Die Episoden waren 45 Minuten lang und liefen wie viele Serien damals ohne festen Sendeplatz und in loser Folge, einige Male am Samstagnachmittag. Die Premiere Ende 1959 war eine einzelne Folge unter dem Titel „Ein Film aus dem Wilden Westen“. Erst ab März 1960 wurden die weiteren Folgen als Am Fuß der blauen Berge ausgestrahlt, einzelne Folgen wurden dennoch weiterhin nur unter dem ersten Titel angekündigt. Ab 1969 wurde die Serie in Farbe gezeigt. Die meisten der 124 Originalfolgen waren in Deutschland nicht zu sehen.

American Chopper

Seit 2005 (RTL 2). US-Docutainment-Show („American Chopper“; seit 2003).

Paul Teutul senior und sein Sohn Paul betreiben eine Werkstatt im Norden des US-Bundesstaat New York, in der sie Motorräder bauen, alles extravagante Unikate, und wenn Vatter nicht gerade ein Nickerchen macht, schreien sie sich an.

Überraschend erfolgreiche Reihe des amerikanischen Discovery Channel, die RTL2 am Sonntagnachmittag und zeitweise am späten Dienstagabend zeigte. Sie lief auch schon beim deutschen Discovery Channel im Pay-TV und später bei XXP und dessen Nachfolgesender DMAX.

Faule Auslese

Wer dachte, nach Opas letzter Wille sei die Talsohle im Reality-TV durchschritten, muss umdenken. „Are U Hot“ ist noch schlimmer, findet nur nicht mehr ganz so öffentlich statt, nämlich bei Viva.

„Are U Hot“ ist im Prinzip wie Deutschland sucht den Superstar, nur dass die Kandidaten nichts mehr tun müssen, bevor sie abgeurteilt werden. Sie müssen einfach nur da und schön sein. Wer schön genug ist, darf bleiben. Um nichts anderes geht es. In einer ersten Runde siebt die dreiköpfige Jury gut die Hälfte der Teilnehmer aus, nachdem sie sich bei jedem einzelnen ausreichend Zeit zur Beratung nimmt, ob sie den „Hot“- oder den „Not“-Buzzer drücken. Wirklich, es kann bis zu zehn Sekunden dauern, bevor jemand nach Hause geschickt wird. Sprechen darf in dieser Runde noch niemand, weder Jury noch Kandidaten. Deshalb ist das sogar noch die erträglichere Runde. Nur eine Off-Stimme kündigt die Schönlinge mit Sätzen an wie „Gut aussehen ist sein Hobby. Na, dann zeig dich mal.“ Und Moderatorin Collien Fernandes plärrt rum, als sei sie auf der Kirmes. Kirmes hat aber mehr Anspruch.

In der zweiten Runde urteilt die Jury verbal über die Verbliebenen. Es ist eine hochkarätig besetzte Jury. Wer würde beim Stichwort „Anmut“ nicht sofort an Scooter denken? Scooter-„Sänger“ H.P. Baxxter („How Much Is The Fish?“), Nova Meierhenrich und der Künstlermanager Alain Midzic, der fast so prominent ist wie Nova Meierhenrich, arbeiten sich durch die Kategorien. Jaaha, es gibt mehrere! Man kann Menschen schließlich nicht nach nur einem Gesichtspunkt bewerten. Nein, die drei Kategorien sind „Face“, „Body“ und „Sex-Appeal“. Und dann sitzt Alain Midzic da, und eklig schwitzend sagt er zum Beispiel: „Face, … ja, … is okay.“ H.P. erkennt auf einem fremden Kopf eine Frisur, die ihn an einen explodierten Wellensittich erinnert. Das Schlimme ist, dass man ihm zutraut, tatsächlich schon mal einen explodierten Wellensittich gesehen zu haben. Auch die kaum noch bekleideten Teilnehmerinnen und Teilnehmer dürfen in dieser Runde sprechen. Eingangs sagen sie einstudierte Sprüche auf wie „Mit meinem Hintern kann man Nüsse knacken“, ausgangs „Danke“ oder „Tja, war wohl nix“. Letzterem schließe ich mich insgesamt an. Am Ende bleiben eine junge Frau und ein junger Mann übrig, die angeblich die Sieger der Show sind. Sie müssen im Finale in ein paar Wochen noch einmal antreten. Wie sehr dies ein Gewinn ist, ist also strittig.

Immerhin habe ich bei der Gelegenheit festgestellt, dass bei Viva zur besten Sendezeit die alte Pro-Sieben-Abschlussklasse wiederholt wird. Keine Ahnung, wie lange die das schon tun, aber noch ein Grund, noch seltener Viva zu schauen. Ich habe ohnehin schon einen Klingelton.

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Michael, 23. Januar 2007, 07:14.

Opas letzter Wille

2004 (Kabel 1). Reality-Erbschleichershow für die ganze Familie: Opa lädt seine Verwandtschaft für ein Wochenende in ein Schloss ein. Dort müssen sich alle solange bei ihm einschleimen, bis er sie in seinem Testament begünstigt. Dabei gilt es listig gestellte Fallen zu überwinden. Da Opa am Ende der Sendung nicht exekutiert wird, verschiebt sich die Übergabe des Gewinns.

Die Show hingegen wurde nach der Hälfte der geplanten sechs Folgen (donnerstags um 20.15 Uhr) vorzeitig eingeschläfert.

Schützenhilfe

Verfechter der These, das Fernsehen sei obsolet und wurde oder werde bald von anderen Unterhaltungsformen abgelöst, erhielten in dieser Woche unerwartete Unterstützung. Und zwar ausgerechnet vom Fernsehen. Der Sender Super RTL untermauerte die Argumente mit einer neuen Show namens „Webmix – Das Lustigste aus dem Internet“.

Michael, 21. Januar 2007, 16:39.
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