Ladykracher


Foto: Sat.1

Seit 2002 (Sat.1). Halbstündige Sketchcomedy von Tommy Jaud und Chris Geletneky mit Anke Engelke.

Zum Ensemble gehörten Thomas Gimbel, Dana Golombek, Guido Hammesfahr, Christoph Maria Herbst, Bettina Lamprecht, Kai Lentrodt, Katja Liebig, Peter Nottmeier und Julia Stinshoff sowie in der dritten Staffel Diana Greenwood und Angela Sandritter und in der vierten Staffel Charly Hübner, Friederike Kempter, Lena Dörrie, Holger Stockhaus und Daniel Wiemer.

Die Mutter hat Geburtstag und hat voller Erwartung das Geschenk von ihrer kleinen Tochter aufgerissen. Umso größer die Enttäuschung: „Ist das alles? Ist ja selbst gebastelt! Sarah, du weißt, dass die Mama sich die Freisprecheinrichtung gewünscht hatte, hm? Was soll das überhaupt sein?“ — „Eine Ente.“ — „Eine Ente. Kann die Mama damit telefonieren? Hm? So, du gehst jetzt rein. Die Mama ist sehr enttäuscht.“

Die Sketche in Ladykracher nahmen alltägliche Situationen und drehten sie einen Tick (oder auch einen gewaltigen Schwung) ins Absurde. Anke Engelke trat in Hunderten von Rollen und Verkleidungen auf und bewies ihr Verwandlungstalent. Ladykracher war in vielerlei Hinsicht das Gegenteil von SketchUp: Die Figuren waren keine Lachnummern mit absurd dicken Brillengläsern und fiesen Zähnen, sondern hatten selbst in der Karikatur eine ernsthafte, menschliche Tiefe. Und am Ende eines Sketches stand nicht die Knaller-Pointe mit dem schrägen Blick in die Kamera, im Gegenteil: Meistens schwenkte die Kamera einfach langsam weg, während die Szene scheinbar weiterging. Ebenso wie SketchUp setzte Ladykracher aber Standards und löste nach Jahren, in denen die Sketchcomedy im deutschen Fernsehen kaum eine Rolle gespielt hatte, eine Welle von Nachahmern aus. Die Serie selbst war offensichtlich von Stil und Themen der britischen Comedyserie Smack The Pony inspiriert, in vielen Geschichten ging es um das Spiel mit Frauen- und Männerklischees, häufig (trotz der männlichen Chefautoren) aus weiblicher Sicht.

Mit Ladykracher etablierte sich Engelke nach ihrer enttäuschend erfolglosen Sitcom Anke wieder als mit Abstand populärste deutsche Komikerin; für Christoph Maria Herbst, der die meisten Männerrollen spielte, bedeutete die Serie den Durchbruch. Am Anfang und am Ende jeder Sendung trat Engelke mit einem Stand-up vor Publikum auf, was der mit Abstand schwächste Teil der Show war. Deshalb verblüffte die Entscheidung, ihr als Nachfolgerin von Harald Schmidt eine Late-Night-Show zu geben, die im Wesentlichen genau darauf aufbaute. Mit zu Anke Late Night nahm sie aus Ladykracher die schwarz-weiß gedrehten Szenen mit Frauentypen, die direkt in die Kamera sprachen und später „die Engelkes“ genannt wurden.

Zunächst 40 Folgen liefen in drei Staffeln freitags um 22.15 Uhr. Der Erfolg war enorm, zumal die direkte Konkurrenz das sonst übermächtige Sieben Tage, sieben Köpfe war. Nur sechs Monate nach dem Ende der ersten startete bereits eine zweite Staffel. Wegen Anke Late Night wurde die Produktion trotz anhaltenden Erfolges eingestellt. 2008 kehrte Ladykracher mit dem bewährten Konzept und zwölf neuen Folgen und einem einstündigen Special auf den alten Sendeplatz zurück.

Ladykracher erhielt den Deutschen Fernsehpreis 2002 als beste Comedy.


Das Ensemble der vierten Staffel. Hinten: Matthias Matschke, Holger Stockhaus, Charly Hübner, Kai Lentrodt, Daniel Wiemer; vorne: Lena Dörrie, Anke Engelke, Bettina Lamprecht, Friederike Kempter. Foto: Sat.1

Frauentausch

Seit 2003 (RTL 2). Realityshow.

Zwei Frauen müssen für zehn Tage den fremden Haushalt der jeweils anderen führen und sich um deren Familien kümmern. Anfangs bestimmt die Familie die Regeln des Zusammenlebens, am Ende darf die Gastmutter versuchen, Vorgaben zu machen. Die Zuschauer zuhause wählen hinterher, wer ihnen sympathischer war, und die Gewinnerin erhält 200 Euro.

Richtig Spaß, weiß RTL 2, macht die Sendung, wenn unterschiedliche Welten aufeinander prallen. Also werden die Konstellationen so gewählt, dass Konflikte vorprogrammiert sind: Eine Frau vom Land, die Abgase nicht verträgt, wird in die Großstadt geschickt und vom Gast-Ehemann gezwungen, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Eine reaktionäre Spießerfamilie muss selbstverständlich eine lesbische Punkerbraut beherbergen. Regelmäßige Differenzen zwischen Frau und Gastfamilie sind die Folge, Tränen fließen, Schimpfworte werden gebrüllt, die Kinder kauern mittendrin, und die Einschaltquoten steigen. Im Sommer 2006 landete eine Teilnehmerin nach den Dreharbeiten im Krankenhaus, weil es beim ersten Aufeinandertreffen der Tauschmütter nach dem Fremdfamilienaufenthalt zu einem „Handgemenge“ gekommen war, bei dem sich eine der Teilnehmerinnen stark verletzt hatte.

Das Konzept stammte von der britischen Show „Wife Swap“. Das Originalformat hatte der Muttersender RTL gekauft, aber unter dem Titel Ich tausche meine Familie erst lange nach der frei adaptierten RTL-2-Version und deutlich harmloser auf Sendung gebracht.

RTL 2 zeigte zunächst acht einstündige Zusammenschnitte und einen Rückblick montags um 20.15 Uhr. Wegen des für RTL-2-Verhältnisse gigantischen Erfolgs wurden neue Folgen auf zwei Stunden gedehnt. Im Februar 2004 liefen zwei Promi-Specials mit Ralf Richter und Martin Semmelrogge.

Ich tausche meine Familie

2004 (RTL). Doku-Soap. Zwei Frauen tauschen für eine Woche ihre Familien und übernehmen den Haushalt und auch den Job der anderen.

Klingt genauso wie Frauentausch des Schwestersenders RTL 2, doch RTL legte großen Wert darauf, das Original im Programm zu haben, offiziell adaptiert von der britischen Show „Wife Swap“. Die ein ganzes Jahr zuvor gestartete RTL 2-Version sei nur ein billiger Abklatsch.

Sieben einstündige Folgen liefen freitags um 20.15 Uhr.

Deutschland sucht den Superstar

Seit 2002 (RTL). Talentshow und die Fernsehsensation des Jahres 2003.

Im Rahmen von 15 Abendshows wird ein Nachwuchssänger gesucht, der zum Star aufgebaut werden soll. Unter allen Bewerbern (60 000 allein für die erste Staffel) trifft eine Jury (Popstar und Produzent Dieter Bohlen; der damalige Chef der Plattenfirma BMG, Thomas M. Stein; der Radiomoderator Thomas Bug und die englische Musikjournalistin Shona Fraser) eine Vorauswahl; in mehreren Castingrunden wird schließlich auf 30 Kandidaten reduziert, die sich in der Show bewähren und ab jetzt der Telefonabstimmung durch die Fernsehzuschauer stellen müssen. Die letzten zehn treten in großen Live-Abendshows gegeneinander an. Der jeweils Letztplatzierte scheidet aus, die anderen treten in der nächsten Sendung mit neuen Liedern an. Die Platzierungsreihenfolge der im Wettbewerb verbleibenden Kandidaten wird nie bekannt gegeben. Die Jury sitzt bei jedem Auftritt und kommentiert ihn, maßgeblich ist jedoch die Telefonabstimmung. Im großen Finale schließlich wählen die Zuschauer zwischen den beiden verbliebenen Kandidaten ihren Superstar. Der Gesamtsieger erhält einen Plattenvertrag und muss ein Lied singen, das Dieter Bohlen geschrieben hat.

Die Idee war zwar auch in Deutschland nicht neu – die RTL 2-Reihe Popstars hatte bereits zwei erfolgreiche Gruppen hervorgebracht, andere Reihen waren gefloppt -, doch das Vorbild für diese spezielle Veranstaltung war die britische Show „Pop Idol“, die als „American Idol“ auch schon erfolgreich in die USA exportiert worden war. Auch in Deutschland wurde sie eine Quotensensation. RTL zeigte in der ersten Staffel die Zusammenschnitte der Castings samstags um 19.10 Uhr mit guten, aber nicht überragenden Quoten. Zu sehen waren darin überwiegend Teenager, die mangelndes Talent durch Selbstüberschätzung zu kompensieren versuchten und von Dieter Bohlen rüde abgefertigt wurden. Erst die Entscheidungsshows mit den Live-Auftritten, samstags um 21.15 Uhr, machten die Show zu einem Großereignis, und das trotz der Moderatoren Michelle Hunziker und Carsten Spengemann, der ebenfalls mangelndes Talent durch Selbstüberschätzung wettmachte.

Weil immer nur ein Kandidat ausschied und die Zuschauer zu den übrigen eine Beziehung aufbauen konnten, stieg die Einschaltquote von Woche zu Woche an und gipfelte schließlich bei fast 13 Millionen Zuschauern in der vorletzten Show am 15. Februar 2003, eine Zahl, die das Finale drei Wochen später am 8. März 2003 knapp verfehlte. Die eigentlich auf eine Stunde angesetzten Live-Shows hielten ihre Sendezeit nie ein und überzogen in der Spitze um fast eine Stunde. RTL sah es gern, denn auf diese Weise konnten die hohen Quoten über einen längeren Zeitraum gehalten werden. Eine Stunde nach Ende der Show folgten noch einmal 20 Minuten (es war in der Regel gegen Mitternacht), in denen das Abstimmungsergebnis verkündet wurde. Davon profitierten die Comedyshows Krüger sieht alles und Olm!, die von den Superstars umklammert wurden und ebenfalls Rekordquoten erzielten.

Gesamtsieger der ersten Staffel wurde Alexander Klaws, dessen Song „Take Me Tonight“ umgehend Platz eins der Charts erreichte. Zuvor hatte bereits der Song „We Have A Dream“, den alle zehn Finalteilnehmer gemeinsam aufgenommen hatten, wochenlang den ersten Platz belegt. Eigentlicher Star der ersten Staffel war jedoch der Drittplatzierte Daniel Küblböck, ein 17-jähriger Bayer, dessen Stimme ungefähr so viel Wohlklang hatte wie eine ICE-Bremse, der durch sein kindlich-quirliges und verstörend-androgynes Auftreten jedoch sofort zum Publikumsliebling wurde und die Menschen polarisierte. „Bild“ erfand für ihn die Bezeichnung „schräger Daniel“, eine riesige Fangemeinde versammelte sich hinter ihm, doch schließlich entschied in der vorletzten Sendung die Mehrheit gegen ihn und wählte Alexander und Juliette Schoppmann ins Finale. Daniels Single „You Drive Me Crazy“, die nur zwei Wochen nach der Alexanders erschien, löste Alexander auf Platz eins der Charts ab. Auch sein Hit stammte aus Bohlens Feder. Juliette veröffentlichte ebenfalls eine Single, wollte aber musikalisch nichts mehr mit Bohlen zu tun haben. Ihr „Calling You“ erschien einige Monate später und erreichte knapp die Top 10. Auch andere Finalrundenteilnehmer schafften den Sprung in die Charts. Die Fünftplatzierte Gracia Baur gewann zwei Jahre später haushoch den deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest, bei dem sie dann jedoch ebenso deutlich den letzten Platz belegte.

Im Sog des Erfolgs überschwemmten noch im Sommer 2003 etliche weitere Talentshows den Bildschirm, die erfolgreichste unter den Kopien war Star Search in Sat.1, die ähnlichsten Fame Academy bei RTL 2 und Die Deutsche Stimme im ZDF.

Im September 2003 startete RTL die zweite Staffel und zeigte die Casting-Shows jetzt mittwochs um 20.15 Uhr, ebenfalls die Shows, in denen die Fernsehzuschauer unter den Top 50 ihre Finalkandidaten auswählten. Die zugehörige Ergebnissendung unterbrach am gleichen Abend stern tv. Die Mottoshows liefen wieder am Samstag und blieben weit hinter den Quotenerwartungen zurück, erreichten jetzt kaum noch fünf Millionen Zuschauer und wurden zum Teil von Ausstrahlungen alter Spielfilme auf Sat.1 geschlagen. Auch der Gesprächswert war weg, Charterfolge der Teilnehmer waren nicht mit früheren vergleichbar, die Gewinnerin hieß Elli Erl. Ihr „This Is My Life“ kam immerhin auf Platz 3.

Dennoch startete RTL Ende 2005 die dritte Staffel, die überraschend den Erfolg der zweiten deutlich übertraf. Die Sendeplätze wurden beibehalten, das Personal dagegen fast komplett ausgetauscht. Dieter Bohlen, der einzige wirkliche Superstar in der gesamten Sendung, durfte als Einziger bleiben und saß nun in der auf drei Personen verkleinerten Jury neben der Marketingmanagerin Sylvia Kollek und dem früheren Plattenboss und unverkennbaren Kölner Heinz Henn. Tooske Ragas und Marco Schreyl wurden als neue Moderatoren engagiert, was eigentlich auch egal war. Nur der „Bild“-Zeitung schien es nicht egal zu sein, die eine wochenlange rassistische Hetzjagd auf die Niederländerin Ragas veranstaltete. Der Gesamtsieger Tobias Regner schaffte mit „I Still Burn“ wieder einen Nr.1-Hit, eine Rockballade, mit der Dieter Bohlen diesmal nichts zu tun hatte, ebenso der Zweitplatzierte Mike Leon Grosch mit „Don’t Let It Get You Down“. Sieben Millionen Menschen sahen das Finale, eine Zahl, die in der vierten Staffel schon in der Castingphase übertroffen wurde, dafür später nicht mehr. Neu in der vierten Staffel ab Januar 2007 war Anja Lukaseder, die in der Jury den Platz von Sylvia Kollek übernahm. Moderatorin Tooske Ragas war nur zeitweise dabei, weil sie im Lauf der Staffel Mutter wurde. Es gewann Mark Medlock, dessen wiederum von Dieter Bohlen produzierter Titel „Now Or Never“ Platz 1 erreichte. Bohlen hatte Medlock schon während der Showphase so sehr gefördert wie keinen Kandidaten zuvor. In der Folgezeit traten die beiden als Duo auf und hatten noch im gleichen Jahr mit „You Can Get It“, einer inhaltlichen Variation des alten Modern-Talking-Hits „You Can Win If You Want“, einen weiteren Nr.1-Hit und mit „Unbelievable“ einen weiteren Top-10-Erfolg.

In der fünften Staffel ab Januar 2008 übernahm Andreas „Bär“ Läsker den Jury-Platz von Heinz Henn, und Tooske Ragas war nun dauerhaft schwanger und gar nicht mehr dabei. Gewinner wurde Thomas Godoj, dessen erster Hit den Titel „Love Is You“ erhielt.

Ein Begleitmagazin zur Sendung lief erst auf den RTL-Schwestersendern Vox und Super RTL, schließlich auch bei RTL selbst.

Deutschland sucht den Superstar, von Fans liebevoll abgekürzt als DSDS, erhielt den Deutschen Fernsehpreis 2003 (beste Unterhaltungssendung).

Star Search

2003–2004 (Sat.1). Talentshow mit Kai Pflaume.

Über mehrere Wochen wird in vier Kategorien jeweils ein Sieger gesucht: Musiker (ab 16 Jahre), Musiker (10 bis 15 Jahre), Comedian und Model. In jeder Kategorie kämpfen 16 Kandidaten um den Sieg, jeweils zwei treten im Ausscheidungsverfahren gegeneinander an. Eine Prominentenjury (Hugo Egon Balder, Jeanette Biedermann, Alexandra Kamp sowie ein wechselnder Gast) und das Fernsehpublikum per Telefonabstimmung beurteilen die Nachwuchskünstler. Die Summe aus Jury‑ und Zuschauervotum bestimmt, wer in die nächste Runde kommt. Die Sieger erhalten je nach Kategorie einen Plattenvertrag, eine Ausbildungsfinanzierung, einen Vertrag mit einer Modelagentur inklusive Fotoshooting bzw. eine eigene Comedyshow in Sat.1.

Die Show lief in der ersten Staffel samstags und sonntags um 19.00 Uhr und war jeweils 75 Minuten lang, außerdem freitags um 20.15 Uhr mit 90 Minuten Länge. Sie war eine Adaption der gleichnamigen US-Show, die dort wie hier auf den Zug der erfolgreichen Talentshow Deutschland sucht den Superstar aufspringen wollte. In den USA hatte es die Show zwar schon lange vor „American Idol“ gegeben, war aber längst abgesetzt und erst später wieder reanimiert worden. Sat.1 erreichte sehr passable Einschaltquoten.

Die Sieger der ersten Staffel im Sommer 2003 (Finale am 10. August) waren die Sänger Martin Kesici und der zwölfjährige Daniel Siegert, das Model Maureen Sauter und der Komiker Ingo Oschmann. Kesicis erste Single „Angel Of Berlin“ erreichte Anfang September Platz eins in den deutschen Charts. Der im Halbfinale ausgeschiedene Michael Wurst wurde im Oktober Star seiner eigenen Sat.1-Doku-Soap Familie Wurst, Oschmann erhielt später seine eigene Show Wenn Sie lachen, ist es Oschmann.

Die zweite Staffel ab April 2004 lief mit jeweils abendfüllenden Shows donnerstags bis sonntags, ab dem Viertelfinale nur noch donnerstags und sonntags um 20.15 Uhr, außerdem inflationierte Sat.1 die Berichterstattung vorher, hinterher und nebenbei. Jetzt sah kaum noch jemand zu. Daran konnte nicht einmal die Aufregung um Alexandra Kamps Lippen etwas ändern bzw. um die Frage, ob und wie Hugo Egon Balder und der Sender sich über die Frage ihrer Echtheit äußern dürfen (die häufigste Zeitungsüberschrift zu diesem Thema lautete: „Lippenbekenntnisse“). Am Ende eines verwirrenden Streits feuerte Sat.1 öffentlichkeitswirksam Kamp und ersetzte sie durch das Model Eva Padberg. Bei den Musikern gewannen Florence Joy Büttner und die elfjährige Maresa Maisenbacher, Oliver Tienken siegte in der Model- und Oliver Beerhenke in der Comedykategorie (Finale am 20. Mai 2004).

Jeweils eine Woche nach dem Finale traten die Sieger noch einmal in einer großen Abendshow gemeinsam auf.

Popstars

2000–2001 (RTL 2); seit 2003 (Pro Sieben). Doku-Soap und Castingshow, die die Entstehung einer Popgruppe inszeniert und begleitet – vom Casting über Proben und Plattenvertrag bis hin zu Aufnahmen und Auftritten. Eine Jury entscheidet über die Zusammensetzung der Band.

Popstars war in Deutschland der Vorreiter unter den Castingshows, deren Anzahl später durch den Sensationserfolg von Deutschland sucht den Superstar überhand nehmen sollte. Eine ähnliche Reihe war bereits ein paar Wochen zuvor beim Muttersender RTL unter dem Namen Deine Band gestartet, wurde aber mangels Anteilnahme der Zuschauer schnell wieder begraben. Die RTL 2-Reihe dagegen war auf Anhieb erfolgreich.

Die erste Staffel mit 17 Sendungen suchte eine Girlgroup. Anfang Februar 2001 stand das Produkt: No Angels hieß die Band, „Daylight In Your Eyes“ der erste Titel, der erwartungsgemäß eine Woche nach Erscheinen Platz eins der deutschen Charts erreichte. Unerwartet hingegen war, dass die Band eine dauerhafte Größe im Popgeschäft werden konnte, doch es folgten tatsächlich noch drei Jahre lang etliche Top 10- und sogar drei weitere Nr. 1‑Hits („There Must Be An Angel“, „Something About Us“ und „No Angel [It’s All In Your Mind]“). In der Jury saßen die Sängerin und Moderatorin Simone Angel, der Konzertveranstalter Mario M. Mendrzycki und der Musikmanager Rainer Moslener, Choreograf war der als „Dee!“ bekannte DJ und Tanzlehrer Detlef Soost.

Im Herbst 2001 begann eine zweite Staffel, in der auch Jungs für eine gemischte Band gecastet wurden. Die neuen Folgen liefen jetzt zweimal wöchentlich, dienstags und sonntags um 20.15 Uhr. Auch die neue Band Bro’Sis (kurz für Brothers & Sisters) schaffte mit ihrer ersten Single „I Believe“ den Sprung an die Spitze der Charts. Die Jury bestand diesmal aus Soost, der Moderatorin Noah Sow und dem Musikproduzenten Alex Christensen, als Gesangscoach war ab jetzt Artemis Gounaki dabei. Der Untertitel der ersten beiden Staffeln lautete „Du bist mein Traum“.

Die dritte Staffel 2003 schnappte sich überraschend der Konkurrent Pro Sieben, der sie „Popstars – Das Duell“ nannte und in die Doku-Soap das zusätzliche Element des Zuschauerentscheids einbaute. Wie das eigentliche Popstars-Format war auch dieser neue Dreh zuvor bereits im Ausland über die Bühne gegangen („Popstars – The Battle“). Jetzt wurden zwei Bands parallel gecastet, aufgebaut und dann gegeneinander ins Rennen geschickt. Die Jury, bestehend aus Detlef Soost (dessen Bühnenname jetzt nur noch „D!“ lautete), Sängerin Sabrina Setlur und Produzent Uwe Fahrenkrog-Petersen, der zugleich die Songs der Bands produzierte, entschied über die Zusammensetzung der Gruppen.

Die Girlgroup Preluders und die Boygroup Overground nahmen getrennt voneinander CDs auf und tourten durch kleine Clubs. 90‑minütige Sendungen am Montag und später auch am Freitag um 20.15 Uhr dokumentierten die Fortschritte und Erlebnisse. Im großen Finale im November (moderiert von Arabella Kiesbauer) entschied eine Kombination aus Zuschauerstimmen, Verkaufszahlen (die beiden CD‑Singles waren wochenlang in Fastfood-Läden verkauft worden) und Jurymeinung über die Sieger des Duells. Die Boyband Overground gewann, ihr Song „Schick mir ’nen Engel“ stieg drei Wochen später erwartungsgemäß auf Platz eins der deutschen Single-Charts. Natürlich brachten die Preluders eine CD heraus, die ebenfalls erfolgreich wurde.

Im September 2004, als die Zuschauer von Castingshows offensichtlich längst genug hatten, wagte Pro Sieben noch einen weiteren Anlauf. „Popstars – Jetzt oder nie“ hieß entsprechend fatalistisch der Titel. Gesucht wurde diesmal – im Rahmen zweistündiger Sendungen mittwochs um 20.15 Uhr – wieder eine gemischte Band, über deren Zusammensetzung am Schluss auch das Publikum mitentscheiden konnte. Das entstandene vierköpfige Produkt nannte sich Nu Pagadi und versuchte, musikalisch und optisch nicht mehr ganz so glatt wie seine Vorgänger zu wirken. Auch die Vorgarten-Rammsteins schafften es auf den ersten Platz der Single-Charts. In der Jury saßen in dieser Staffel Fahrenkrog-Petersen, die No-Angels-Sängerin Sandy Mölling und der Sänger und Songschreiber Lukas Hilbert, der die Gelegenheit nutzte, sich selbst in die Charts zu bringen: mit einem Lehrvideo, in dem er alle Fehler, die er bei den anderen anprangerte, konsequent selbst umsetzte. Pro Sieben kündigte diese vierte Popstars-Staffel als „die definitiv letzte“ an.

Die fünfte Staffel startete im Herbst 2006 unter dem Motto „Neue Engel braucht das Land“, in Anspielung auf die ersten „Popstars“ No Angels, die sich als einzige längere Zeit im Pop-Geschäft halten konnten, und hatte entsprechend wieder eine reine Mädchenband zum Ziel. Detlef D! Soost war erneut dabei, neben ihm bildeten die Rocksängerin Nina Hagen und der Musikproduzent Dieter Falk die neue Jury. Eine ganze Reihe von Coaches trainerte die Teilnehmer ab jetzt in verschiedenen Bereichen. Sendeplatz war von nun an abendfüllend donnerstags um 20.15 Uhr, und zur allgemeinen Überraschung waren die Einschaltquoten so hoch wie bei keiner der vorherigen Staffeln. Die Gruppe der neuen Sieger, die den Namen Monrose erhielt, schaffte logischerweise ihren obligatorischen Nr.1-Hit, er hieß „Shame“. Wie schon bei früheren Castingshows waren kurz vor dem Ende der Staffel Gerüchte aufgekommen, es gehe nicht mit rechten Dingen zu, und die Sieger stünden ohnehin bereits fest. Bei einem Internethändler war schon vor Bekanntgabe der Gewinner ein CD-Cover abgebildet, auf dem eindeutig drei der Mädchen zu erkennen waren. Pro Sieben beeilte sich zu erklären, dass die Veröffentlichung dieses konkreten Fotos ein Versehen gewesen sei und selbstverständlich für alle erdenklichen Kombinationen Coverfotos hergestellt worden seien.

Dem Finale schloss sich noch einige Wochen die Dokusoap Popstars – Ninas Engel an, die weit weniger erfolgreich die ersten beruflichen Schritte der neuen „Stars“ begleitete. Die Gruppe Monrose schaffte aber tatsächlich noch einen weiteren N.1-Hit und vier weitere Top-10-Erfolge.

Die sechste Staffel mit der Jury aus Soost, Hagen, Falk sowie Jane Comerford und Marusha blies ProSieben auf ein halbes Jahr auf. Unter dem Motto „On Stage!“ sollte „der heißeste Live-Act Deutschlands“ gefunden werden, dem erstmals auch Tänzer angehören sollten. Die zusammengestellte Gruppe Room2012 ging entsprechend wenig später schon auf Tournee, doch die endlose Fernsehsuche hatte die Zuschauer so sehr ermüdet, dass die Single „Haunted“ Anfang 2008 gerade mal einen zehnten Platz in den Charts erreichte.

Die siebte Staffel kehrte deshalb im Herbst 2008 zur Girlgroup-Suche zurück („Just 4 Girls“), mit Soost sowie der Sängerin Loona und dem Rapper Sido in der Jury. Das Ergebis erhielt den Namen Queensberry.

Fame Academy

2003 (RTL 2). Talentshow mit Nova Meierhenrich, die auf der durch Deutschland sucht den Superstar ausgelösten Casting-Welle mitschwamm und Teile des Konzepts schlicht kopierte.

In einer Auftaktshow werden aus 30 Bewerbern 16 herausgefiltert, die in die „Fame Academy“ am Kölner Rheinufer einziehen. Dort lernen die Popstudenten, was sie als Popstar benötigen. Die „Dozenten“ sind Gesangstrainerin Jane Comerford, Choreograph Renick Bernadina, Schauspiellehrer Norbert Ghafouri und Fitnesstrainer Franco Carlotto. Kim Moke, die langjährige Chefin der Hamburger „Stage School“, hat auch hier die Leitung. Regelmäßig kommen Prominente zu Besuch und berichten von ihren Erfahrungen. Eine tägliche einstündige Sendung am Vorabend zeigt die Ereignisse des Tages in der Akademie (das ist der Teil der Sendung, der bei Big Brother abgekupfert wurde). Sonntags um 18.00 Uhr treten in einer zweistündigen Show die drei Kandidaten mit ihren Liedern gegeneinander an, die nach Meinung der Dozenten die wenigsten Fortschritte gemacht haben. Die Fernsehzuschauer entscheiden per Telefon über einen Kandidaten, der weiterkommen und in der Folgewoche erneut antreten soll. Von den beiden Übriggebliebenen können die Studenten einen weiteren retten. Wer dann noch übrig ist, fliegt raus.

Endemol produzierte die Show in Deutschland wie in Großbritannien, wo sie bereits unter gleichem Titel bei der BBC gelaufen war. Weder dort noch hier war sie sonderlich erfolgreich. RTL 2 musste nach drei Wochen die Werbepreise um 67 Prozent senken und verlegte den Sendeplatz von 19.00 auf 17.00 Uhr.

Die deutsche Stimme 2003

2003 (ZDF). Talentshow mit Andrea Kiewel und Kai Böcking, bei der fast alles genauso funktionierte wie bei Deutschland sucht den Superstar, in dessen Sog die Castingshows massenhaft auf den Bildschirm fluteten, und wie bei Fame Academy. Unterschied: Im ZDF wurde ausschließlich deutsch gesungen. Aus den Bewerbern bestimmte eine Jury durch Castings in mehreren Schritten neun Teilnehmer der Endrunde. In sieben großen Live-Shows traten diese gegeneinander an, per TED stimmten die Fernsehzuschauer am Ende der Sendung telefonisch ab. Der Letztplatzierte flog raus, die anderen traten beim nächsten Mal wieder gegeneinander an, bis schließlich im Finale die letzten drei um den Gesamtsieg sangen. Die Jury kommentierte in den Live-Shows nur noch und hatte keine Bestimmungsbefugnis.

Die Jury bestand aus den Musikern Jule Neigel und Oli. P, der Moderatorin Stefanie Tücking und dem Komponisten und Musikproduzenten Ralph Siegel, der die Rolle von Dieter Bohlen einnahm und von dem sich der Sieger namens Eddie Leo Schruff daher eine Single schreiben lassen musste. Die Reihe wurde von wenigen Menschen gesehen, was im Nachhinein eigentlich auch im Sinne des ZDF gewesen sein muss. Sie begann mit den Casting-Zusammenschnitten samstags am Vorabend, die Live-Shows liefen wöchentlich donnerstags um 20.15 Uhr.

Deutschland sucht den Superstar – Das Magazin

2002–2004 (Vox); seit 2005 (Super RTL); ab 24.02.2007 (RTL). Einstündiges Begleitmagazin zur RTL-Show Deutschland sucht den Superstar. Lief montags um 20.15 Uhr und wurde während der ersten beiden Staffeln von Peer Kusmagk und Tamara Gräfin von Nayhauß moderiert. Als sei Kusmagks Name nicht schon kompliziert genug, nannte er sich ab der zweiten Staffel Peer Karlinder Kusmagk. Zur dritten Staffel behielt das Magazin zwar seinen Sendeplatz, wechselte aber den Sender und die Moderatoren. Auf Super RTL waren dies Nina Moghaddam und David Wilms. Nina Moghaddam moderiert auch die RTL-Version, die ab Ende Februar 2007 zusätzlich auf den Bildschirm kommt.

Unglaubvoll

Deutschland-sucht-den-Superstar-Jurorin Anja Lukaseder findet, dass die Wahl der Kandidatin Madeleine, den Hit „Unfaithful“ von Rihanna zu singen, „etwas hoch gegriffen“ sei. Hallo? Hat Frau Lukaseder das Lied schon mal gehört? Rihanna mag zwar eine tolle Interpretin für tanzbare Musik sein, scheitert an dieser Ballade jedoch selbst kläglich. Was soll man denn von den Kandidatinnen erwarten, wenn sie sich an solchen Vorbildern orientieren? Kann Rihanna bitte mal bei Dieter Bohlen, Heinz Henn und Anja Lukaseder vorbeischauen, mich würde die Meinung der anderen beiden dazu interessieren.

Michael, 10. Februar 2007, 21:26.
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