Alles im Fluss

Man merkt, dass man in einer pulsierenden Stadt lebt, wenn einen Block weiter ein Flugzeug runterkommt, und irgendwann sieht jemand auf und fragt: „Glaubst du, es war ein Unfall?“

Jon Stewart, der seine Show in New York in einem  Studio am Hudson River aufzeichnet, in der Nähe der Stelle, an der das Flugzeug gestern notwasserte, zu Beginn der gestrigen Show.

Michael, 16. Januar 2009, 19:27.

In Memoriam Ricardo Montalban

Auch Ricardo Montalban ist gestorben. Und auch Ricardo Montalban war mal ein Mörder bei Columbo. Außerdem war er in einigen erfolgreichen Kinofilmen zu sehen, darunter „Die nackte Kanone“ und „Star Trek 2: Der Zorn des Khan“, und im Denver-Clan und dem Spin-off Die Colbys – Das Imperium.

Doch auch er spielte eine Rolle, die man wie keine andere mit ihm verbindet: Den mysteriösen Inselherrn auf Fantasy Island, der die Wünsche der Besucher erfüllte. Seine Rolle als Engel in Einmal Himmel und zurück war im Grunde nur eine logische Folge daraus.

Ricardo Montalban wurde 88 Jahre alt.

Michael, 16. Januar 2009, 08:34.

Einmal Himmel und zurück

1997 (Super RTL). 13-tlg. US-Fantasyserie („Heaven Help Us“; 1994).

Der Profisportler Doug Monroe (John Schneider) und seine frisch Angetraute sexy Lexy (Melinda Clarke) stürzen mit Dougs Privatflugzeug in ein Hotel und sterben. Oberengel Mr. Shepherd (Ricardo Montalban) schickt die beiden zurück ins irdische Leben, wo sie anderen Menschen helfen sollen.

Jede Folge dauerte eine Stunde. Die Serie wurde Jahre später bei RTL2 wiederholt.

In Memoriam Patrick McGoohan

So oft wie niemand sonst spielte Patrick McGoohan in Columbo den Mörder, immer in einer anderen Rolle. Und weil RTL die vier Folgen „Des Teufels Corporal“ und „Tod am Strand“ aus den 70er-Jahren und „Mord nach Termin“ und „Das Aschenpuzzle“ aus den 90er-Jahren in den 90ern gefühlte fünftausendmal wiederholte, hatte man oft den Eindruck, Patrick McGoohan sei neben Peter Falk der zweite feste Hauptdarsteller der Serie.

Ein Star wurde der Brite Patrick McGoohan bereits in den 60er-Jahren als Geheimagent John Drake und ein noch größerer wenig später als Nummer 6 („The Prisoner“). McGoohan hatte sich diese verstörende, verwirrende, paranoide Mysteryserie ausgedacht, war ihr Produzent, schrieb etliche Episoden, führte mehrere Male Regie und spielte die Hauptrolle. Diese Bandbreite findet man heute im Fernsehen nur noch bei den Amerikanerinnen Bonnie Hunt und Tina Fey, niemand sonst ist noch so vielseitig.

Patrick McGoohan starb im Alter von 80 Jahren in einem Krankenhaus in Los Angeles.

Michael, 15. Januar 2009, 13:59.

Nummer 6

1969–1970 (ZDF). 13-tlg. brit. Mysteryserie von Patrick McGoohan („The Prisoner“; 1967–1968).

Ein Geheimagent (Patrick McGoohan) wird von einer namenlosen Organisation entführt, weil er seinen Job an den Nagel gehängt hat. Er wacht in einem Ort namens „The Village“ auf. Er trägt ein blaues Sakko mit weißer Paspel und einem Button am Revers – darauf ein Hochrad mit einem Sonnenschirm und die Zahl 6. Er ist jetzt nur noch eine Nummer, wie alle anderen in diesem mysteriösen Ort auch. Niemand weiß, wer die Gefangenen sind und wer die Wärter. Ein total überwachter Ort, der einen abgeschlossenen Kosmos aus reiner Paranoia darstellt. Sein Gegenspieler ist Nummer 2, hinter der sich immer jemand anderes verbirgt. In jeder Folge versucht Nummer 2 erneut herauszubekommen, warum Nummer 6 den Dienst quittiert hat. Wenn er dieses Geheimnis preisgibt, dann wird er auch alles andere erzählen. Dabei werden alle Register gezogen: Täuschung durch eine falsche Liebhaberin, Drogen, Hypnose, Amnesie, Konfrontation mit einem Doppelgänger, der seinen Platz einnimmt, um ihn wahnsinnig zu machen, bis hin zu einem Körpertausch! Doch man hat die Rechnung ohne Nummer 6 gemacht – die Inkarnation des freien Willens. Nummer 6 widersteht allen Versuchen, und Nummer 2 muss jeweils gehen, weil er oder sie versagt hat. In der letzten Folge gelingt es Nummer 6, das System zur Implosion zu bringen und sogar Nummer 1 zu enttarnen. Es ist: Nummer 6.

Der verwegene Schluss, der den Zuschauergewohnheiten nicht entsprach, indem er keinen „bösen Oberschurken“ lieferte, führte in England bei der Erstausstrahlung zu einem solchen Sturm der Entrüstung, dass McGoohan Morddrohungen erhielt und mit seiner Familie auswanderte.

Gedreht wurde die Serie – außer im Studio – in dem walisischen Küstenort Portmeirion. Hier hatte sich der reiche Architekt Sir Clough Williams-Ellis im 19. Jahrhundert eine imaginäre Kleinstadt aus bizarren architektonischen Versatzstücken verschiedener Gegenden und Jahrhunderte bauen lassen. Die zeit- und ortlose Atmosphäre war der perfekte Hintergrund für Nummer 6. Noch heute pilgern jährlich Tausende von Fans hierher, halten die jährlichen „Prisoner“-Conventions ab und decken sich im Andenken-Laden mit Fanartikeln jeder Art ein.

Viele Spekulationen gab es darüber, ob McGoohan die Rolle des Agenten aus Geheimauftrag für John Drake, die er zuvor gespielt hatte, hier fortsetzte. Immerhin war auch Nummer 6 ein früherer Geheimagent, und sein Name wurde nie genannt. McGoohan selbst bestritt, dass es sich um Drake handele. Zumindest das Geheimnis um das Hochrad mit Sonnenschirm lüftete er in einem seiner wenigen Interviews – es sei eine tragische Karikatur darauf, dass der Mensch mit all seinem Streben nach Fortschritt und der Entdeckung des Unbekannten immer auch Sicherheit garantiert haben wolle. Einer von vielen menschlichen Widersprüchen und Abgründen in den Klüften zwischen Denken und Fühlen, die den Stoff für die Serie darstellten.

Jede Folge war eine Stunde lang. Das ZDF strahlte sie im Abstand von jeweils mehreren Wochen samstags gegen 23.00 Uhr aus.

Für viele Fernsehkritiker gilt Nummer 6 als eine der größten Leistungen des Mediums, die mit ihrer Rätselhaftigkeit und Originalität ein Phänomen produzierte, das höchstens noch mit Das Geheimnis von Twin Peaks vergleichbar ist. Vier besonders verstörende Folgen wurden in Deutschland nicht gezeigt.

Geheimauftrag für John Drake

1962–1968 (ARD). 47-tlg. brit. Abenteuerserie von Ralph Smart („Danger Man“; 1961–1967).

John Drake (Patrick McGoohan) ist Geheimagent. Er hat keinen festen Auftraggeber, sondern arbeitet wechselweise für den, der seine Dienste benötigt. Zur Durchführung seiner Aufträge reist Drake durch die ganze Welt. Er verabscheut rohe Gewalt und trägt keine Waffe bei sich.

Anders als andere Serien wie Kobra, übernehmen Sie! zu dieser Zeit war Geheimauftrag für John Drake nicht antikommunistisch, sondern eher zynisch: Beide Seiten, der Westen und der Osten, sind korrupt und skrupellos, aber auch ineffizient und unfähig.

Die Serie war ausgesprochen aufwändig produziert und stellte das Vorbild für die James-Bond-Verfilmungen dar. McGoohan sollte zunächst auch die Hauptrolle im ersten Kinofilm spielen, er lehnte aber ab – stattdessen entwickelte und drehte er die Geheimagenten-Serie Nummer Sechs, die ironischerweise damit beginnt, dass er seinen Geheimagentenjob an den Nagel hängt. Die ersten 39 Folgen waren eine halbe Stunde lang und liefen im regionalen Vorabendprogramm. Nach fünf Jahren Pause liefen acht neue Folgen, jetzt 50 Minuten lang und am Abend. Zuschauer in England und den USA konnten von der Neuauflage 45 Folgen sehen. In den USA liefen diese neuen Folgen unter dem neuen Titel Secret Agent.

Kobra, übernehmen Sie!

1967–1977 (ARD); 1990–1992 (Pro Sieben); 1993 (Kabel 1). 169-tlg. US-Krimiserie von Bruce Geller („Mission: Impossible“; 1966–1973).

Die Spezialeinheit IMF, Impossible Missions Force, handelt in geheimer Mission im Auftrag der Regierung. Meist geht es darum, einen gewaltsamen Putsch in einem befreundeten Staat oder terroristische Aktivitäten kommunistisch unterwanderter Länder zu verhindern. Kopf des Teams ist zunächst Dan Briggs (Steven Hill), nach sehr kurzer Zeit wird aber schon Jim Phelps (Peter Graves) der neue Erste Mann der Einheit. Den Auftrag erhält Phelps stets von einer Stimme auf einem Tonbandgerät, das immer an einem anderen geheimen Ort gemeinsam mit einem Umschlag voller Fotos hinterlegt ist. Dabei weist die Stimme auf folgendes hin: „Sollten Sie oder ein Mitglied ihrer Mannschaft gefangen genommen oder getötet werden, der Minister weiß von nichts. Wie immer.“ Und abschließend: „Diese Botschaft wird sich in fünf Sekunden selbst vernichten“. Dann löst sich das Tonband mit einem Zischen in Nichts auf. Zur IMF gehören neben Phelps das Model Cinnamon Carter (Barbara Bain), der Verwandlungskünstler Rollin Hand (Martin Landau), das Technik-Genie Barney Collier (Greg Morris) und der muskulöse Willie Armitage (Peter Lupus) – obwohl am Anfang jeder Folge aus einer Reihe von Profilen die Spezialisten für diesen Job eigens herausgesucht werden. Da sich Qualität bewährt, sind es zufälligerweise fast immer diese vier, bis auf ganz seltene Ausnahmen, in denen ein Gaststar die zu besetzende Funktion übernimmt. Als Hand und Carter die Einheit verlassen, wird der neue Verwandlungskünstler Paris (Leonard Nimoy) engagiert, der das Team ebenfalls später wieder verlässt. Außerdem kommen Doug (Sam Elliot), Dana Lambert (Lesley Warren), Lisa Casey (Lynda Day George) und Mimi Davis (Barbara Anderson) dazu.

Steven Hill als ursprünglicher Kopf des Teams wurde nach nur neun Folgen von Peter Graves als Jim Phelps ersetzt (in Deutschland ab Juni 1969). Graves war bis zum Ende der Serie dabei und spielte auch zwanzig Jahre später in einer Neuauflage wieder die Rolle des Jim Phelps. Diese lief in Deutschland unter dem Titel In geheimer Mission. Die ARD zeigte 22 Folgen der Original-Serie unter dem Titel Kobra, übernehmen Sie! freitags gegen 21 Uhr. 28 neue Folgen liefen ab 1976 im regionalen ARD-Vorabendprogramm unter dem Titel Unmöglicher Auftrag. Unter dem ursprünglichen Titel liefen von 1990 bis 1993 noch einmal 119 weitere Folgen in deutscher Erstausstrahlung bei Pro Sieben und Kabel 1. Lalo Schifrin komponierte die weltberühmte Titelmusik. Weitere Neuauflagen kamen 1996, 2000 und 2006 als Spielfilme mit Tom Cruise ins Kino, die auch in Deutschland unter dem Originaltitel „Mission: Impossible“ gezeigt wurden (bzw. der zweite Teil als „M:I 2″).

In geheimer Mission

1991–1992 (ARD); 1995 – 1996 (ProSieben). 34-tlg. US-Actionserie („Mission Impossible“; 1988–1990).

Neuauflage der Erfolgsserie Kobra, übernehmen Sie!: Jim Phelps (Peter Graves) ist wieder Kopf der IMF, der Impossible Missions Force, die im geheimen Auftrag für die Regierung arbeitet. Sein Team besteht jetzt aus Grant Collier (Phil Morris), Max Harte (Tony Hamilton), Nicholas Black (Thaao Penghlis), Casey Randall (Terry Markwell) und Shannon Reed (Jane Badler). Die Aufträge kommen nicht mehr vom Band, sondern von einer Laser Disc, die sich jedoch weiterhin nach Auftragserteilung selbst zerstört.

IMF-Mitglied Grant Collier war in der Serie der Sohn von Barney Collier, der in Kobra, übernehmen Sie! bei der IMF gearbeitet hatte. Das Verwandtschaftsverhältnis spiegelte sich im wirklichen Leben: Phil Morris, der Darsteller des Sohnes, war der Sohn von Greg Morris, dem Darsteller des Vaters. Während im Deutschen ein völlig neuer Titel für die Neuauflage der Serie benutzt wurde, unterschieden sich in den USA die Sendetitel von Original und Neuauflage nur durch den Doppelpunkt zwischen den beiden Worten. Die ARD zeigte 27 Folgen dienstags im Vorabendprogramm und übersprang dabei sieben Folgen, die Pro Sieben später nachreichte. Eine Wiederholung in Sat.1 lief ab Sommer 2000 unter dem Originaltitel Mission: Impossible, der mittlerweile durch zwei Kinofilme auch in Deutschland geläufiger war als die ursprünglichen deutschen Serientitel.

Haftnotizen

Eigentlich habe ich ja nur einen blöden Witz machen wollen, als ich vergangene Woche die RTL-Thementage „Knast“ ausrief, weil Prison Break wieder startete und im Dschungelcamp zwei ehemalige Inhaftierte sitzen, Günther Kaufmann und Pferdekrähe aus Silas*. (Außerdem ist Oliver Geissen ja weiterhin in dem Studio eingesperrt, in dem RTL alle seine Shows produziert und in diesen Tagen die Feier zum 20. Sendergeburtstag von vor fünf Jahren neu auflegt.)

Aber seitdem erzählt Ingrid van Bergen Abend für Abend im Dschungel Knastanekdoten: Was tat sie dort, wie verbrachte sie Tage, wann füllte sie ihre Strichliste aus, und gestern Abend sehr ausführlich: Warum kam sie überhaupt rein?

Insofern hat RTL heute Abend vielleicht wirklich versehentlich ideale Voraussetzungen für einen perfekten Audience Flow geschaffen, wenn sofort nach Ich bin ein Star – holt mich hier raus! eine neue Folge von Prison Break kommt. Und seit die Jungs in Panama im Gefängnis sind, hat die Serie sogar einen ähnlichen Farbton wie der Schlammüberzug von Peter Bond.

* Klugschissvorbeugung: In Wirklichkeit spielte natürlich Ingeborg Lapsien die Pferdekrähe. Als Silas gedreht wurde, saß Ingrid van Bergen ja gerade im Knast.

Michael, 15. Januar 2009, 08:25.

Heiteres Beruferaten

Kurzinfo für alle, die sich gefragt haben, was diese Lorielle  London eigentlich beruflich macht, außer „sein“.

Peter Bond zu Lorielle London:

Es gibt Künstler, und es gibt Leute, die arbeiten. Verstehst Du? Du bist Künstlerin.

Michael, 13. Januar 2009, 08:22.
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