Suchergebnisse:

Nonstop Nonsens

Freitag, 19. September 2008, 08:20

1975–1980 (ARD). Erfolgreiche Slapstick-Comedy-Show von und mit Dieter Hallervorden, Regie: Heinz Liesendahl.

Jede Folge hatte eine Rahmenhandlung mit Hallervorden in der Hauptrolle, der Tücken des Alltags zu überwinden hat (Rendezvous, Hochzeit, Urlaub, Umzug, Preisausschreiben) oder verschiedene Jobs durchprobiert (Torwart, Taxifahrer, Polizist, Kellner). Hallervordens Spielpartner waren vor allem Kurt Schmidtchen, Rotraud Schindler und Gerhard Wollner. Die Rahmenhandlung wurde meist in vier Teile zerstückelt und von abgeschlossenen Sketchen unterbrochen, die im Wesentlichen daraus bestanden, dass Hallervorden mit Hut, schriller Stimme, schrägen Grimassen und absurden Anliegen Kurt Schmidtchen in den Wahnsinn trieb, sei es als Opernzuschauer, der nicht den blassesten Schimmer vom Geschehen hat, oder als Kunde einer Zoohandlung, der unbedingt ein Zirpelschwein kaufen will. Am Anfang und Ende moderierte Hallervorden in einem Studio vor Live-Publikum. Immer am Ende der Sendung, noch nach dem Abspann, führten die Darsteller den „gespielten Witz“ vor. Interessant war die Kameraeinstellung, während Hallervorden den Witz ansagte: Während der Abspann über den Bildschirm lief, stand er vor dem Publikum, das im Bild war, während er selbst nur von hinten gezeigt wurde. Berühmt wurde der Witz mit der Flasche Pommes Frites aus Folge 3 („Palim palim!“).

1975 und 1976 lief jeweils nur eine Folge. Die Hauptfigur der Rahmenhandlung hieß damals noch Herr Slap (angelehnt an Slapstick). Als regelmäßige Serie startete Nonstop Nonsens erst 1977, und jetzt wurde Hallervorden zu Didi. Drei Staffeln mit je sechs Folgen liefen jeweils monatlich dienstags in der Primetime. Jede Folge dauerte 45 Minuten, was mutig war, da die Frequenz von Hallervordens Didi-Stimme schon nach zehn Minuten Kopfschmerzen verursachte. Weitere Klassiker wurden u.a. der Sketch mit Didi auf einer belebten Kreuzung, der den gesamten Verkehr aufhält, weil er alle Autofahrer befragt, wie doch gleich die Titelmelodie aus „Doktor Schiwago“ ging („Schneuf-schneuf-di-schneuf…“), sowie der Sketch mit Didi als Butler, der seinem Herrn mitteilt, die Kuh Elsa sei gestorben, und erst allmählich und beiläufig damit rausrückt, dass dies die Folge eines Scheunenbrands war, ausgelöst durch den Funkenflug des abgebrannten Landsitzes, der durch den Sturz seines Sohnes entfacht wurde, der sich dabei beide Arme brach und den Kerzenleuchter fallen ließ, nur weil er es ein wenig nett machen wollte zur Beerdigung der Ehefrau.

Im Februar 1980 folgte eine Spezialausgabe mit dem Titel „Nonsens nach Noten“, die Didis beste Lieder beinhaltete, durch eigene Stummfilmszenen untermauert, darunter „Larry Stiletti vom Syndikat“, „Doof bleibt doof, da helfen keine Pillen“ und „Freibier (Gratis saufen kostet nix)“. Im April 1980 gab es noch ein weiteres Best-of. Über die Jahrzehnte folgten mehrere Reinkarnationen des gleichen Materials. 1993 schnitt die ARD aus der alten Serie 20 halbstündige Folgen zusammen, vier Zusammenschnitte wurden als Mixed Pickles gesendet. Zwei Jahre später wurde noch einmal neu gemischt und das bisherige Material auf 24 Folgen verteilt, die jetzt weitere fünf Minuten kürzer waren und im Vorabendprogramm gezeigt wurden.

Notizen aus der Provinz

Sonntag, 8. März 2009, 20:35

1973–1979 (ZDF). Halbstündige politische Satirereihe von und mit Dieter Hildebrandt. Die Sendung parodierte Politmagazine, der Kabarettist Hildebrandt moderierte in einem entsprechenden Stil am Schreibtisch Beiträge an. Die Reihe lief sehr erfolgreich einmal im Monat am Sonntag um 21.00 Uhr.

Das ZDF hatte offenbar ein eher harmloses, lustiges Magazin erwartet und kündigte Notizen aus der Provinz als „amüsanten Reflex auf Zeiterscheinungen“ an, doch Hildebrandt wurde zunehmend schärfer. Immer wieder protestierten vor allem konservative Politiker gegen die satirisch-kritischen Inhalte, z. B. 1978 der medienpolitische Sprecher der CDU, Christian Schwarz-Schilling, der sich in einem Brief an den Intendanten beschwerte, Hildebrandt habe ihn in „übler, journalistisch unqualifizierter Weise“ diffamiert, als er einen von Schwarz-Schilling nachträglich gestrichenen Satz aus einem heute-journal-Interview verwendete. 1975 setzte das ZDF eine Ausgabe zum Thema Abtreibung ab, 1977 eine über Terrorismus. Im Jahr dazwischen wurde Hildebrandt für die Reihe mit dem Grimme-Preis mit Bronze geehrt.

Ab Januar 1978 gab es beim ZDF eine Dienstanweisung, dass dokumentarisches Material, das die Notizen immer wieder in die neu gedrehten Beiträge eingebaut hatten, nicht mehr für solche Zwecke verwendet werden dürfe — dadurch verlor die Sendung an Schärfe. Ein Jahr später verlor sie den Schreibtisch. Hildebrandt hatte eine neue Studiodekoration und die Sendung nicht mehr den Zusatz „Magazin“ sondern „Satirische Randbemerkungen“, weil man, so Hildebrandt, beim ZDF der Meinung sei, „dass Schreibtisch und Magazincharakter das Publikum verleiten könnten, die Sendung ernst zu nehmen“.

Für das Wahljahr 1980 verordnete ZDF-Programmdirektor Dieter Stolte Hildebrandt und seiner Reihe nach 66 Folgen eine „Denkpause“ — vermutlich auch, um sich bei den Politikern beliebt zu machen: Stolte musste schließlich von  Politikern zum Intendanten gewählt werden. Die Pause endete nie, Hildebrandt wechselte zur ARD, wo er ein halbes Jahr später mit Scheibenwischer auf Sendung ging.

O.C., California

Freitag, 28. Dezember 2007, 21:23

2005–2007 (ProSieben). 92-tlg. US-Soap von Josh Schwartz („The O.C.“; 2003–2007).

Die Welt der Reichen und Schönen im kalifornischen Nobelort Newport in Orange County wird durch einen Neuzugang aus dem weit weniger betuchten Chino gestört: Der Pflichtverteidiger Sandy Cohen (Peter Gallagher) nimmt Ryan Atwood (Benjamin McKenzie) bei sich zu Hause auf. Der Teenager war in Schwierigkeiten geraten, als sein Bruder ihn in einen Autoklau hineinzog, und dann brannte auch noch seine alkoholkranke Mutter durch. Nun wohnt Ryan bei den Cohens. Natürlich stört der grundgute Junge nicht wirklich, doch die stinkreichen Schnepfen aus der Nachbarschaft, deren Tagesinhalt darin besteht, ein Loch in die Welt zu leben und das Geld ihrer Männer zu verplempern, mögen ihn nicht, denn er kommt ja aus Chino. Schön ist er selbstverständlich trotzdem.

Bei den Cohens ist Anwalt Sandy das Familienmitglied mit dem geringeren Einkommen. Seine Frau Kirsten (Kelly Rowan) ist die Tochter des Baumoguls Caleb Nichol (Alan Dale), der mindestens den halben Ort erbaut hat, und sie arbeitet in Vaters Unternehmen. Sohn Seth (Adam Brody), in Ryans Alter, freut sich über den Familienzuwachs und hat endlich einen Freund gefunden.

Ryan verliebt sich sogleich in die schöne Nachbarstochter Marissa Cooper (Mischa Barton), die aber mit dem Kapitän des Schulfußballteams, Luke Ward (Chris Carmack),  zusammen ist, was eine Überraschung ist, denn normalerweise sind die Mädchen in Soaps immer mit dem Kapitän des American-Football-Teams zusammen. Auch Luke mag Ryan nicht, verprügelt ihn, doch Ryan wehrt sich. Marissas Vater Jimmy (Tate Donovan), ein Anlageberater, hat gerade das Vermögen all seiner Klienten verschleudert und muss nun ganz von vorn anfangen. Seine Frau Julie (Melinda Clarke) lässt sich deshalb von ihm scheiden – sie hatte ihn nur wegen seines Geldes geheiratet.

Jimmy ist eng mit Kirsten befreundet. Nicht nur sind sie Nachbarn, auch waren die beiden vor Jahren mal liiert, bevor Kirsten Sandy heiratete. Marissas beste Freundin ist die aufgedrehte Summer Roberts (Rachel Bilson), für die sich Seth schon seit Jahren interessiert, die ihn aber bisher nie eines Blickes würdigte. Das ändert sich alles, als der coole Ryan plötzlich dazugehört. Wahrscheinlich allein durch seine Aura. Er und Marissa werden ein Paar, als Marissa Luke mit einem anderen Mädchen erwischt. Wenig später kann man auch Marissa mit einem anderen Mädchen erwischen, doch ihre lesbische Phase währt nur kurz. Sie kehrt zu Ryan zurück und stirbt am Ende der dritten Staffel nach einem Autounfall in seinen Armen.

Endlich eine Soap, die man als legitime Nachfolgerin von Beverly Hills, 90210 betrachten konnte, und das völlig ohne Beteiligung von Aaron Spelling! Produzent war neben Serienerfinder Schwartz der Musikvideo-Regisseur McG, der auch die „Charlie’s Angels“-Kinofilme und die Serie Fastlane gedreht hatte. Nach einem zweistündigen Pilotfilm liefen die einstündigen Folgen mittwochs um 21.15 Uhr. Man muss Pro Sieben zugute halten, dass es an diesem Sendeplatz trotz mittelmäßiger Quoten ganze zwei Staffeln lang hartnäckig festhielt. Die dritte Staffel lief ab Sommer 2006 dann aber doch am Samstagnachmittag und die vierte ein Jahr später sonntags.

Pastewka

Sonntag, 4. März 2007, 16:23

Seit 2005 (Sat.1). Dt. Comedyserie von Chris Geletneky, Sascha Albrecht und Bastian Pastewka.

Wer es privat mit dem Fernsehstar Bastian Pastewka (Bastian Pastewka) zu tun bekommt, kommt fast unweigerlich zu dem Schluss, dass er ein Arschloch ist. Gut, Bastian ist vielleicht nicht der Sensibelste. Den Jahrestag seiner Beziehung merkt er sich, falls überhaupt, nur durch eine Eselsbrücke, die mit dem Todestag von Louis de Funès zu tun hat. Während die anderen neugeborene Babys streicheln, spielt er schon an der Fernbedienung rum. Und wenn ihm jemand sein Leid klagt, der Zuspruch verlangt, hat Bastian bestimmt gerade etwas über Synchronsprecher in Fernsehserien zu erzählen. Aber ein Arschloch ist er eigentlich nicht. Außer wenn er anderen Kunden Dinge vom Einkaufswagen stößt, um selbst vordrängeln zu können oder seine Nachbarin wegen Lärmbelästigung anschwärzt, selbstverständlich unter falschem Namen. Doch meistens ist er einfach nur ungeschickt. Die Verkettung blöder Zufälle, Unachtsamkeiten und Missverständnisse führt dann zwangsläufig zum eingangs erwähnten Urteil, das die Betroffenen auf keinen Fall für sich behalten.

Auf wundersame Weise hält es seine Freundin Anne (Sonsee Neu), eine Krankenschwester, schon seit Jahren mit ihm aus, doch allmählich möchte sie mit ihm zusammenziehen und ein Kind. Dabei hätte Bastian viel lieber einen neuen Fernseher. Viele Versuche Annes, eine gemeinsame Wohnung zu finden, scheitern ebenfalls an den typischen Verkettungen unglücklicher Umstände, was Bastian gar nicht so arg schmerzt. In der zweiten Staffel ziehen sie schließlich zusammen. Anne liebt seine Macken und seinen Humor, ist aber auch diejenige, die ihn bei Bedarf auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Bastians Bruder Hagen (Matthias Mattschke) ist geschieden und arbeitslos und lädt gelegentlich seine wild pubertierende Tochter Kim (Christina do Rego) bei Bastian ab. Sie hasst ihn. Sie hasst sowieso alle. Noch mehr hasst ihn seine Nachbarin Frau Bruck (Bettina Lamprecht), mit der sich Bastian Schreiduelle im Treppenhaus liefert. Regine (Sabine Vitua) ist seine rauchende, trinkende und abgebrühte Managerin.

Die Grundidee basierte auf der US-Serie „Curb Your Enthusiasm“, in der der Seinfeld-Autor Larry David durch eine fiktionalisierte Version seines Privatlebens stolpert, sich von anderen beschimpfen lässt und viele Fernsehprominente als Gaststars auftreten. Letzteres ist auch bei Pastewka der Fall: Ingolf Lück, Helmut Krauss, Michael Kessler, Martin Semmelrogge, Hugo Egon Balder, Oliver Kalkofe, Martin Schneider, Thomas Kausch, Anke Engelke, Georg Uecker und andere spielten sich selbst. Inhaltlich gibt es keine größeren Überschneidungen mit der weit weniger witzigen Vorlage. Zumindest seine Besessenheit von Film- und Fernsehdetails wirkt glaubhaft eng an Pastewkas wirkliches Privatleben angelehnt.

Die erste Staffel lief erfolgreich freitags um 21.45 Uhr und wurde innerhalb der nächsten zwölf Monate noch zweimal komplett sonntags am Vorabend wiederholt, bevor die zweite Staffel den Sendeplatz am Freitag eine halbe Stunde früher bezog. Pastewka wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter die Rose d’Or für Pastewka als besten Sitcom-Darsteller und der Deutsche Fernsehpreis 2006 für die beste Sitcom.

Peter Steiners Theaterstadl

Montag, 22. Dezember 2008, 23:18

1989–1991 (Sat.1); 1992–1994 (RTL); 1995–2000 (Super RTL). Bayerisches Volkstheater.

Die Bauernschwänke setzten sich aus den Grundbausteinen Liebe, Verwechslungen, Schadenfreude und Hochzeiten zusammen und beinhalteten grundsätzlich einen hinterlistigen alten Grantler (Peter Steiner sen.), ein fesches Maderl (typische Besetzung: Manuela Denz), eine vorlaute Resolute (Gerda Steiner jun.) und einen Hausdeppen (Erich Seyfried). Weitere Mitglieder des Ensembles waren Erna Wassmer, Gerda Steiner-Paltzer, Egon Biscan, Rudi Decker, Winfried Frey, Petra Auer, Peter Steiner jun. und Franz Huber.

Peter Steiner sen., ein kleiner Mann mit Bäuchlein, schütterem grauem Haar und Schnauzbart, ließ die Stücke im hauseigenen Theater aufführen, spielte selbst die Hauptrolle, führte Regie und bearbeitete die Textvorlagen, indem er z. B. alle Probleme herausstrich, denn: „Probleme haben im Volkstheater nichts verloren.“

In früheren Jahren war Steiner sen. bereits im späteren Abendprogramm von Sat.1 und RTL zu sehen gewesen: In 70er-Jahre-Bumsklassikern wie „Liebesgrüße aus der Lederhose“, „Zum Gasthof der spritzigen Mädchen“ oder „Lass jucken Kumpel 5“ hatte er meist den Bürgermeister, den Wirt oder den Sepp gespielt.

Unter der Dachmarke Unser kleines Theater liefen die Stücke des Theaterstadls mit beachtlichem Erfolg montags um 21.00 Uhr in Sat.1, doch erst der Wechsel zu RTL machte Steiner zum Star. RTL zeigte jeden Samstag um 20.15 Uhr eine Aufführung, und zwar einmal im Monat eine neue und dazwischen Wiederholungen. Der Sender erreichte damit bis zu sechs Millionen Zuschauer.

RTL war derart von den Steiners begeistert, dass man mit ihnen weitere Sendungen produzierte. Mit dem kompletten Ensemble wurde die Comedyserie Zum Stanglwirt gedreht, die sogar noch höhere Einschaltquoten erreichte. Außerdem wurden Peter Steiner sen. und seine Tochter Gerda Steiner jun. Moderatoren der Volksmusiksendung Heimatmelodie. Beigeistert war der Sender auch von den Produktionskosten, die laut RTL-Redakteur Friedemann Beyer „lächerlich niedrig“ waren, was sie nach Meinung vieler Kritiker mit dem Niveau der Schwänke gemeinsam hatten. Eine Minute Theaterstadl kostete 3000 DM, eine Minute Fußball beispielsweise 20 000 DM.

Nach knapp drei Jahren setzte RTL alle Sendungen mit den Steiners ab. Die Quoten waren zwar noch gut, aber dem Sender das Publikum zu alt. Der Theaterstadl eröffnete nun im Schwestersender Super RTL.

Pinocchio

Donnerstag, 21. September 2006, 15:55

1977–1978 (ZDF). 52-tlg. jap. Zeichentrickserie nach den Kinderbüchern von Carlo Collodi („Pinocchio Yori Piccolino no Boken“; 1976).

Der alte Holzschnitzer Geppetto schnitzt aus einem besonders schönen Stück Holz die Puppe Pinocchio, die ein Eigenleben entwickelt und sprechen kann. Geppetto ist einerseits froh, endlich so etwas wie einen Sohn zu haben, andererseits muss er immer wieder das Chaos beseitigen, das Pinocchio angerichtet hat. Das Püppchen ist noch ziemlich naiv und meint es oft nur gut, lernt aber allmählich die wesentlichen Dinge des Lebens („Ach ja, natürlich, in die Schule geht man ja nicht nackt“). Auf Geppettos Hof leben noch der Specht Rocco und die träge Hauskatze Giulietta. Pinocchios ständige Begleiterin wird die Ente Gina, die in der zweiten Folge aus einem Ei schlüpft, das Pinocchio gerade verspeisen wollte. Pinocchio verspricht, ein braver Junge zu werden und zur Schule zu gehen, ist dann aber von einem Marionettentheater so sehr fasziniert, dass er sich stattdessen diesem anschließt. Nach kurzer Zeit besinnt er sich darauf, zu Geppetto zurückzukehren, womit eine lange abenteuerliche Reise beginnt, die viele Umwege beinhaltet.

Immer wieder begegnen Pinocchio und Gina dem hinterlistigen Fuchs und dem räudigen Straßenkater, auf die Pinocchio jedes Mal wieder trotz der mahnenden Worte Ginas hereinfällt, was die Reise weiter verzögert. In Folge 7 wird zum ersten Mal Pinocchios Nase lang. Nun hat jeder seine Eigenart: Immer wenn Pinocchio lügt oder aufschneidet, wächst seine Nase, und immer wenn Gina den Schnabel aufmacht, nervt sie. Schließlich finden die beiden den alten Geppetto wieder. Sie begegnen einander durch Zufall im Bauch eines Wal-„Fischs“, der sie alle verschluckt hat, und werden hinausgeschleudert, als der Wal-„Fisch“ niesen muss. Gemeinsam gehen sie nach Hause, Pinocchio ist ab jetzt brav, und eine gute Fee verwandelt die Holzpuppe in einen richtigen Jungen.

Bekannteste Fernsehversion der x-mal verfilmten Geschichten, die Collodi ab 1881 geschrieben hatte. Die erste Kinoversion entstand bereits 1911 als Stummfilm, 1940 wurde Pinocchio als Disney-Zeichentrickfigur berühmt. Das ZDF zeigte die halbstündigen Episoden am Donnerstagnachmittag. Für diese Zeichentrickversion wurden einige Figuren dazuerfunden, die in der eigentlichen Geschichte nicht vorkamen, z. B. Gina und Rocco. Für die deutsche Synchronisation war Eberhard Storeck verantwortlich, der auch Die Biene Maja und Wickie und die starken Männer ins Deutsche übertrug. Pinocchios Stimme gehörte Helga Anders. Das Titellied „Kleines Püppchen, freches Bübchen, wo hat man dich zuletzt gesehen? Du wolltest doch zur Schule gehen!“ sang Mary Roos.

Mehrere Episoden sind auf DVD erhältlich.

Plattenküche

Dienstag, 22. April 2008, 21:19

1976–1977 (WDR); 1977–1980 (ARD). Musik- und Nonsensshow mit Helga Feddersen und Frank Zander.

Eingebettet in eine beknackte Rahmenhandlung mit Feddersen und Zander, die Kalauer, Grimassen und Slapstickeinlagen beinhaltet und bei der immer irgendwann etwas explodiert, treten internationale Stars mit ihren aktuellen Hits auf.

Chris Howlands Musik aus Studio B und Ilja Richters Disco hatten bereits damit begonnen, Musik und Comedy zu vermischen, aber diese Ulkshow trieb es auf die Spitze. Sie verließ sich nicht darauf, dass Helga Feddersens Stimme schon lustig genug sei, sondern setzte auf absurde Komik und Knalleffekte und bezog außer einigen Nebenfiguren, darunter der Unterhaltungschef Prof. Moser (Benno Swienty), der Kantinenwirt (Karl Dall) und ab 1980 die Schreibkraft Fräulein Papierkorb (Karin Wolffram), teilweise auch die Musiker mit ein. Die Handlung spielte sich erst in der Küche, dann am Getränke- und Speiseautomaten, in der Kantine und später in einer Portiersloge ab.

Das Konzept stammte von Bernard Wilkie, Thomas Woitkewitsch, Klaus von Schilling und Rolf Spinrads. Die Show startete im Dritten Programm des WDR und wurde im Herbst 1977 ins Erste übernommen. Die jeweils 45 minütigen Folgen liefen dort dienstags um 20.15 Uhr, in Einzelfällen samstags nach der Primetime.

Wie bei jeder erfolgreichen Sendung gab es ungezählte Kritiker, die sie geschmacklos, platt oder sexistisch fanden, auch Zuschauer protestierten gegen den albernen Wahnsinn der Show. Stärker waren die Proteste jedoch, als sie 1978 abgesetzt werden sollte. Nach einem Dreivierteljahr Pause kam sie zurück und hielt noch zwei Jahre durch. Die Quoten waren zu diesem Zeitpunkt noch immer hervorragend. Als Nachfolgesendung wurde für 1981 die „Josef-Schaschlik-Show“ angekündigt, die jedoch nie das Licht des Bildschirms erblickte. Stattdessen startete Bananas, das erneut Blödeleien mit aktueller Popmusik verband.

Qualitätsfernsehen im Spiegel der Zeit

Freitag, 14. November 2008, 13:56

Schade eigentlich. In der ursprünglichen Version des nachfolgenden Texts waren mehrere Zitate den falschen Personen zugeordnet. Danke an die Kommentarschreiber für die entsprechenden Hinweise. Jetzt stimmt hoffentlich alles, aber wir sind verwirrt und garantieren sicherheitshalber für nichts. Qualitätsjournalismus ist eben auch nicht mehr, was er mal war.

Komik beruht immer auf einem gewissen Gefälle. Wenn einem jungen Mann oder einem Kind womöglich etwas misslingt, sagt man: Naja, das steht ihm zu. Wenn einem Älteren mit der ganzen Erfahrung, die er hat, dasselbe passiert, ist es viel komischer, weil er ja mit einem ungeheuren Anspruch an sich und die Welt auftritt. Wenn der sich irrt, wenn der fällt, dann ist das komisch.
(Loriot)

Wer aktuelle Talkshows kritisiert, wer Marcel Reich-Ranickis Abgesang auf die Qualität des deutschen Fernsehens mitpfeift, oder wer denkt: „Früher war alles besser, denn früher war alles aus Holz“, der wurde gestern Abend von Loriots Geburtstagscollage eines Besseren belehrt.

Zwischen Ausschnitten aus Loriots humoristischem Schaffen konnte man Teile von Interviews aus fünf Jahrzehnten sehen und musste zu dem Schluss kommen: Früher war vieles tatsächlich sehr hölzern — und nicht unbedingt besser.

Journalisten wie Gero von Boehm, Gerhard Schmitt-Thiel, Hellmuth Karasek, Axel Corti, Lea Rosh, Marianne Koch und der inzwischen verstorbene Theatermann August Everding stellten Behauptungen auf, zitierten, und manchmal fragten Sie Loriot sogar etwas. Allen gemein war die unfassbar geschmacklose Kleidung, die nur zum Teil der damaligen Mode geschuldet war, denn neben einem tadellos stilsicheren Loriot fiel sie umso mehr auf.

Lea Rosh quatschte Loriot ständig dazwischen und glänzte mit Bürgertums-Bildung: „Tristan ist meine Lieblingsoper!“

Hellmuth Karasek fragte nicht, sondern interpretierte den Loriot-Sketch „Bettenkauf“.

Axel Corti versuchte sich in Meta-Fragen:

Corti: „Wenn man öfter interviewt wird, und das passiert ja manchmal, können Sie Ihre eigenen Antworten noch erhören?“

Loriot: „Ich kann vor allen Dingen die Fragen nicht mehr hören. Meine Antwort kenn ich ja.“

Andere (Schmitt-Thiel und von Boehm) überlegten, machte lange Pausen mitten im Satz, um dann schließlich doch grammatische oder inhaltliche Fehler zu machen.

‚Triumph eines Genies‘ (Titel eines Films, in dem Loriot mitwirkte, Anm. d. Autors). Erinnert Sie das?

Axel Corti:

Als 1938 in Deutschland das geschah, was komischerweise immer noch Reichskristallnacht heißt, und wohl richtigerweise Progromnacht (sic!) hieße, da waren Sie wo?

Marianne Koch wollte ein bisschen provozieren, fiel dabei aber auf sich selbst herein:

Koch: „Ich finde, dass die ganze Sammlung dieser Loriot-Typen, ob jetzt gezeichnet, oder in persona, irgendwie’n bisschen freudlos, asexuell ist, ich mein‘ gerade noch verheiratet, aber…. ja — ist das irgendwie, äh, ich mein, woran liegt das?“

Loriot: „Wahrscheinlich wollte ich zu mir selbst einen wirkungsvollen Gegensatz schaffen.“

In diesem Zusammenhang wirkten die aktuellsten Interview-Ausschnitte von Beckmann weit weniger schmierig, als es die sagenhafte Switch-Reloaded-Parodie seiner Sendung vermuten ließe.

Auf Beckmanns Frage, ob es unter den Fernsehmenschen von heute jemanden gäbe, den er gerne karikieren würde, fiel Loriot keiner ein. Wahrscheinlich war er aber einfach zu höflich.

R.I.S. — Die Sprache der Toten

Samstag, 17. März 2007, 15:58

2007–2008 (Sat.1). 25-tlg. dt. Krimiserie nach einem italienischen Originalkonzept von Pietro Valsecchi.

Der verschlossene Philip Jacobi (Julian Weigend), den man fast nie lächeln sieht, leitet die Rechtsmedizinische Investigative Sonderkommission R.I.S. in Berlin und klärt mit seinen Kollegen Mordfälle auf: die Perfektionistin Judith Karimi (Proschat Madani), der Frauenheld Timo Braun (Tillbert Strahl-Schäfer), Paul Schneider (Hansa Czypionka) und Marie Severin (Jana Klinge). Marie ist die Neue und Paul der Älteste im Team. Er ist mit Philip befreundet und hat eine Tochter, Franka (Jytte-Merle Böhrnsen), die im Rollstuhl sitzt. Sie alle sind faktenorientierte Wissenschaftler und arbeiten mit den Polizisten Benno Wilms (Denis Petkovic) und Katja Fried (Catherine Bode) zusammen, die die Verhöre mit Verdächtigen leiten, und der Pathologin Dr. Stefanie Peters (Nicole Marischka), die wie alle Gerichtsmediziner Näheres weiß, wenn die Leiche bei ihr auf’m Tisch liegt.

Die Serie ist in Aufbau, Bild und Inhalt eindeutig an den US-Erfolg CSI angelehnt, offiziell jedoch eine Adaption des italienischen Formats „R.I.S. – Delitti imperfetti“. Auch hier werden zwei Fälle pro Folge abgeschlossen und noch ein dritter angerissen, der am Ende als Cliffhanger dient, um sich über mehrere Folgen zu ziehen.

Sat.1 paarte die einstündigen Folgen erst sonntags und dann donnerstags um 21.15 Uhr bzw. 22.15 Uhr mit der erfolgreichen US-Serie Navy CIS. Die Einschaltquoten waren auf beiden Sendeplätzen unbefriedigend, und Sat.1 beschloss, die bereits gedrehten Folgen ab 2008 donnerstags erst um 23.15 Uhr zu versenden.

Raumpatrouille

Dienstag, 23. Dezember 2008, 17:47

1966 (ARD). „Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“. 7-tlg. dt. Sciencefiction-Serie von Rolf Honold und W.G. Larsen, Regie: Michael Braun und Theo Mezger.

„Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein. Hier ist ein Märchen von übermorgen: Es gibt keine Nationalstaaten mehr. Es gibt nur noch die Menschheit und ihre Kolonien im Weltraum. Man siedelt auf fernen Sternen. Der Meeresboden ist als Wohnraum erschlossen. Mit heute noch unvorstellbaren Geschwindigkeiten durcheilen Raumschiffe unser Milchstraßensystem. Eins dieser Raumschiffe ist die Orion, winziger Teil eines gigantischen Sicherheitssystems, das die Erde vor Bedrohungen aus dem All schützt. Begleiten wir die Orion und ihre Besatzung bei ihrem Patrouillendienst am Rande der Unendlichkeit.“

Commander Major Cliff Allister McLane (Dietmar Schönherr) wird mit seinem schnellen Raumkreuzer Orion für drei Jahre zur Verkehrsüberwachung im Sektor 219-33-9 strafversetzt, weil er entgegen der Anordnung auf dem Planeten Rhea gelandet ist, nur um zu demonstrieren, dass eine Landung auf Rhea möglich ist. Sicherheitsoffizier Leutnant Tamara Jagellovsk (Eva Pflug) vom Galaktischen Sicherheitsdienst GSD wird ihm zugeteilt, um zu kontrollieren, dass er seinen Dienst brav nach Vorschrift verrichtet. Anfangs nervt sie durch das hirnlose Beharren auf Paragraphen, ohne sich um die Konsequenzen zu scheren, doch allmählich wird sie ein engagierter Bestandteil der eingeschworenen Crew, zu der auch Armierungsoffizier Leutnant Mario de Monti (Wolfgang Völz) gehört, ein erfolgloser Frauenheld, Raumüberwachungsoffizier Leutnant Helga Legrelle (Ursula Lillig), Bordingenieur Leutnant Hasso Sigbjörnson (Claus Holm) und Astrogator Leutnant Atan Shubashi (Friedrich Georg Beckhaus). Gleich beim ersten Routineeinsatz mit der Orion 7 (sechs Raumschiffe hat McLane schon zu Schrott geflogen, nach der zweiten Folge wird das achte fällig) stoßen sie auf eine bisher unbekannte exoterrestrische Rasse, die intelligenter ist als die Menschheit und gegen deren Strahlenwaffen immun, aussieht wie glitzernde, glibbrige Silhouetten und die Vernichtung der Erde im Sinn hat. Sie nennen die Außerirdischen „Frogs“, weil „Frösche“ zu vertraut klingt, und haben es im weiteren Verlauf noch oft mit ihnen zu tun. Zum Glück behält McLane immer einen klaren Kopf und rettet die Erde ein ums andere Mal. Die Terrestrischen Raumaufklärungsverbände T.R.A.V. und die Oberste Raumbehörde ORB sind dem Raumkreuzer übergeordnet, dort haben es McLane und Co. meist mit Bürokraten zu tun, die McLanes Alleingänge zwar insgeheim wegen ihrer Effektivität bewundern, nach außen aber die Einhaltung vielziffriger Paragraphen der Erhaltung der Welt überordnen. Die Anweisungen, denen sich McLane ja doch widersetzt, kommen von seinem direkten Vorgesetzten, T.R.A.V.-Chef General Winston Woodrov Wamsler (Benno Sterzenbach), dem undurchsichtigen Oberst Henryk Villa (Friedrich Joloff), dem ORB-Vorsitzenden Sir Arthur (Franz Schafheitlin), dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte Marschall Kublai-Krim (Hans Cossy) und dem hochnäsigen bürokratischen Ordonnanz-Leutnant Michael Spring-Brauner (Thomas Reiner). Lydia van Dyke (Charlotte Kerr) ist die Befehlshaberin der Schnellen Raumverbände, denen McLane bis zu seiner Strafversetzung angehörte. Für sie würde McLane durchs Feuer gehen – und tut es auch. Ihre Freizeit verbringen die Raumfahrer im Starlight-Casino, einer Bar auf dem Meeresgrund mit einem großen Fenster nach oben, hinter dem merkwürdige, riesige Fische schwimmen, und in der die Menschen auf eine Weise tanzen, wie man in den 60er Jahren dachte, dass Menschen im Jahr 3000 tanzen würden. Aus dem Meer startet die Orion auch zu jedem neuen Flug. In der letzten Folge ergreifen die Frogs Besitz von Villas Gehirn, der daraufhin von oberster Stelle die Machtübernahme auf der Erde vorbereitet. McLane durchschaut es als einziger und rettet mal wieder die Welt, woraufhin seine Strafversetzung aufgehoben und er zum Oberst befördert wird, und er und Tamara knutschen endlich.

Orion-Erfinder Rolf Honold hatte die Schwarzweiß-Serie unter dem Pseudonym W.G. Larsen erfunden (das „und“ zwischen beiden Namen im Vorspann war also ein Hohn), mehrere Mitarbeiter der Bavaria-Studios, die die Serie produzierten, steuerten unter dem gleichen Pseudonym Drehbücher bei. Die Titelmusik war von Peter Thomas. Raumpatrouille lief erfolgreich alle zwei Wochen am Samstagabend um 20.15 Uhr, jede Folge war eine Stunde lang. Die Produktionskosten waren die bis dahin höchsten für eine Serie, was nichts darin ändert, dass die Spezialeffekte heute extrem billig aussehen. Die Kulisse war aus gängigen Haushaltgegenständen zusammengeschustert, Bügeleisen und Duschköpfe stellten technisches Navigationsgerät dar, und man musste nicht einmal genau hinsehen, um das zu erkennen. Dennoch war die Serie ein Vorreiter, der das Sciencefiction-Genre im Fernsehen populär machte. Raumschiff Enterprise war nur neun Tage vorher in den USA gestartet, und es dauerte noch sechs Jahre, bis die Serie nach Deutschland kam. Wegen der hohen Kosten wurde trotz des Erfolgs auf eine Fortsetzung verzichtet, die dann auch noch in Farbe gedreht worden wäre, obwohl Honold die Geschichten für sieben neue Folgen angeblich bereits fertig hatte.

Nachdem die Serie jahrelang komplett vom Bildschirm verschwunden war, wurde sie Mitte der 1980er Jahre wiederbelebt, wenn auch nur in Wiederholungen. Zunächst liefen die alten Folgen als Kinovorstellungen, danach wurden regelmäßig alle Folgen auf verschiedenen Sendern wiederholt. 2002 kam eine überarbeitete Fassung als Spielfilm ins Kino, die aus den sieben abgeschlossenen Folgen eine einigermaßen durchgehende Handlung geschnitten hatte, deren Lücken von Elke Heidenreich als Nachrichtensprecherin der „Sternenschau“ geschlossen wurden, indem sie Ereignisse schildert, die damals schlicht nicht gedreht worden waren. Die Serie ist komplett auf DVD erhältlich.

Blättern:  1 ... 9 10 11 12 13 14 15


Das Buch

die Autoren

Weitere Bücher

New York für Fern-SeherDie kleine House-Apotheke

Links