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Live aus Maden-Maden

Freitag, 11. Januar 2008, 22:09

22:08. Sie sehen an der Überschrift, Damen und Herren, das wird ein fröhliches Pointenlimbo heute abend, mit der alten Der-Preis-ist-heiß-Regel: Nicht überbieten. Und wenn Sie sich für den weiteren Verlauf des Abends vielleicht jetzt schon die Information merken möchten: DJ Tomekk kann nicht schwimmen.

Frau Zietlow und Herr Bach scheinen sich schon auf eine angenehme Gehässigkeit vorgeglüht zu haben. Gleich geht’s los: Die dritte Staffel der einzigen Show im deutschen Fernsehen mit einem ironischen Titel: Ich bin ein Star — holt mich hier raus!

22:10. Ich geb’s zu: Das find ich schon lustig. Wie Dirk Bach und Sonja Zietlow mit einem braunen Schrumpelsäckchen mit zwei Augen dastehen, das der Teddybär von Ross sein soll, und Bach hält, als der geschriebene Text schon zuende ist, das Gammelteil noch einmal hoch und sagt: „Süß, ne?“ Und Zietlow antwortet, diplomatisch: „Geht so.“

22:16. DJ Tomekk hat Angst davor, jemandem auf die Fresse zu hauen. Bata Illic wünscht sich, dass sie Freunde werden. Hauptsache, Björn Hergen Schimpf hat Karlchen mitgebracht.

22:21. Ja gut, das ist jetzt alles egal. Diese Hotel-Anreisegeschichte mit Vorab-Interviews, in denen alle sagen, was für eine „Herausforderung“ das für sie ist. Muss aber wohl sein, schon weil man ja die Leute nicht kennt. Also, die „Stars“.

22:22. Frau Schaffrath geht in den Dschungel, um zu lernen, „Nein“ zu sagen. Frau Schaffrath? Clever wär es gewesen, vorher Nein zu sagen.

22:23. Bata Illic IST Franz Josef Wagner! Sieht aus wie 205 und man versteht kein Wort.

22:28. Ich mag die beiden. Also Sonja und Dirk. Die Dialoge von denen sind möglicherweise die ehrlichsten Gespräche im Privatfernsehen überhaupt. Mit soviel echter Lust an der Bosheit. Und dieser immer wieder zu spürenden Verachtung für diese Idioten da unten im Dschungel.

22:30. Das ist das, was an dieser Show so toll ist: Sie zeigen Julia Biedermann, wie sie sagt, dass sie dummes Geschwätz nicht ausstehen kann. Dann schneiden sie daran einen Endlos-Dummes-Geschwätz-Monolog von Ross. Und dann schwenken sie auf Julia, die neben ihm steht, und zeigen ihr eingefrorenes Gesicht.

22:32. Frau Edvardsson heult schon im Hotel!

22:34. Julia Biedermann ging noch nie. Julia Biedermann war immer schon eine der schlimmsten Frauen im deutschen Fernsehen. Schon als Kind. Julia Biedermann geht gar nicht. Maden für Julia Biedermann!

22:39. PR-Berater aus der Hölle: „Das ist für mich ganz wichtig“, sagt Lisa Bund, in den Dschungel zu gehen, „damit die Leute sehen, dass ich gar nicht die Zicke bin, als die ich bei DSDS abgestempelt werde“.

22:41. Lisa Bund hat sich ein Kissen mitgebracht mit Fotos von ihren Freunden drauf, sagt sie. Nun geht sie die Bilder durch: „Das bin ich, das bin ich, das bin ich, das da bin ich…“

22:43. Bach und Zietlow: „Was designt Barbara Herzsprung?“ — „Dirndlschürzen!“ — „Es gibt Designer für Dirndlschürzen?“ — „Barbara Herzsprung!“

22:45. Ach: die, die aussieht wie Cordula Stratmann, ist die Pornotusse?!

22:46. Diese ganzen Witze auf Kosten von Ross gehen mir auf den Sack, aber schön isses schon, wenn er mit seinem englischen Akzent sagt, es sei so „schwul und stickig“ da unten.

22:49. Wenn man Frau Illic sieht, ahnt man, warum er in den Dschungel will. Cordula Stratmann Gina Wild Frau Schaffrath heult auch schon. Ross auch! Was fürn Geheule. War das früher auch schon so?

22:58. Werbepause. Und leider die Erkenntnis, dass mich die Show jetzt schon wieder so gepackt hat wie die beiden Male davor. Ein Grund ist glaube ich, dass es sonst fast keine Sendung im Fernsehen gibt, bei der man wirklich nicht weiß, was passiert. Gut, es ist vollständig egal, was passiert, aber das ist ja nicht der Punkt. Wann wird dieses alberne profilneurotische Rumgepose von Tomekk aufhören (kleiner Spoiler: HEUTE NOCH)? Wer bringt Ross zum Schweigen? Wird Lisa Bund die Zickenkönigin des Camps oder Julia Biedermann? Wer erweist sich dann doch als überraschend sympathisch, wer als unerwartet unerträglich? Es ist tatsächlich irgendwie auch ein echtes psychologisches Experiment, bei dem man zugucken darf. Und keiner, der dabei ist, kann sagen, er hätte nicht gewusst, worauf er sich einlässt, und sei ein Opfer. (Außer Lisa Bund, vielleicht, wegen der PR und so.)

23:00. Lustiger als hier oben ist es unten in den Kommentaren: „Wurde Bata Illics Frau gerade von Anke Engelke gespielt?“ — „Die Frau von Bata Ilic sieht aus wie Jabba the Hut…“

23:07. Julia Biedermann sieht jetzt schon um zehn Jahre gealtert aus. DJ Tomekk hat angeblich versucht, Wodka in seiner Wasserflasche ins Camp zu schmuggeln. Diverse Leute versuchten es mit Zigaretten. Bata Illic wollte drei verbotene „Nimm zwei“-Bonbons mitnehmen. Und Ross hat seinen abgenagten Teddykopf als Hülle für Schmuggelgut missbraucht! Wer macht denn sowas?

23:13. Als ich Björn-Hergen Schimpf das letzte Mal gesehen habe, sah der mindestens 30 Kilo dicker aus. Der hat bestimmt voll strebermäßig vorher abgenommen, um im Dschungel gut auszusehen, und nun macht er auf: „Oh Gott, ich muss hier nicht gewinnen.“ Vielleicht kann ihm Frau Herzsprung aus der Ledergesichtshaut von Bata Illic ein Ersatz-Karlchen basteln?

23:17. Ach herrjeh, am Ende der heutigen Sendung werden dann schon alle geheult haben. Lisa Bund fällt immer wieder vom Superwackelsteg ins Camp, hängt an so einem Sicherheitsseil, aber weint vor Panik. (Musik: „Hard To Be A Girl“.) Und irgendeine blöde Kandidatenkuh ruft vom sicheren Rand: „Lisa, geh mal weiter!“

23:21. Und nun Bata Illic mit Magenproblemen. Sonja: „Camp-Rentner ist eben nicht mehr so geschmeidig wie Barbara (Herzsprung)“.

23:28. Die Zeiten, in denen Ich bin ein Star… die Show mit den kürzesten Werbeblöcken überhaupt war, weil es den Unternehmen angeblich zu fies war, sind anscheinend vorbei.

23:31. Herr Schimpf gibt sich wenig Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen: „Ist das schon das Camp?“

23:32. DJ Tomekks Ansage im Camp: Dass das mal klar ist, alle sollen morgens um 7 aufstehen und „salutieren“. „Das machen die Frauen bei mir auch.“ Michaela Schaffrath: „Wovon träumst Du nachts?“

23:38. Hach, das ist auch immer wieder schön, wenn alle einzeln und doch gemeinsam den Gipfel der Heuchelei erklimmen. Beim Vorschlagen, wer die erste fiese Prüfung machen soll, so Sätze wie: „Ich glaube, das ist der beste Weg für Ross, seine Ängste zu überwinden.“

23:43. Tomekk hat sich das wirklich verdient, diese Dschungelprüfung. Ist das nicht schön? Die ersten 90 Minuten erarbeitet es sich ein „Star“ ganz alleine die Schadenfreude, die man dann empfindet, wenn man ihn zwischen Krabbelgetier unter Wasser leiden sieht. Das ist bestimmt gesund — kathartisch, oder wie man das nennt.

23:54. Und mit einem Rutsch ist die ganze coole „Ich besorg Euch das Abendessen, Mädels“-Nummer vom Ober-DJ dahin: Aale sind nicht seins. Aale sind definitiv nicht seins. Die Prüfung bricht er vorher ab, mit der Hälfte der möglichen Sterne, die ins Abendessen umgewandelt werden. „Mit Fischen komm ich nicht zurecht“, sagt er, „ganz besonders, wenn es Baby-Krokodile sind.“

23:57. Ross vermisst seine Eltern, seine Famile. Fühlt sich dreckig. Heult. Die müssen sich doch noch ein Steigerungspotential für die nächsten Wochen lassen!

0:01. Die Dschungelprüfung für morgen hat RTL in der Pressemitteilung so angekündigt: „Hier wird aus Gläsern allerlei Getier gekostet, aber nicht gegessen. Wer es also schafft, z.B. eine Hand voll lebender Maden 30 Sekunden im Mund zu behalten, erhält zwei Sterne.“ Und die arme Lisa muss ran. Weil sie ihren ganzen Fans gesagt hat, sie sollen für sie anrufen, sagt sie. Genau.

0:03. Gina Wild erzählt Lisa Bund, sie soll sich keine Sorgen machen, weil Regenwürmer eigentlich nach nichts schmecken. Und Ross sitzt neben ihr und sieht aus, als kotzt er gleich.

0:07. Hach, ja, ich werde mir das jetzt wieder jeden Abend angucken. Vermutlich schön auf dem Festplattenrekorder, um die langweiligen Teile vorzuspulen. Aber so kondensiert von zwei Stunden ist das eine gepflegte Stunde gute Fernsehunterhaltung. Und das ganze Gerede vom Trash-Fernsehen ist eh Unfug: Musikauswahl, Schnitt, Moderationen, all das ist so professionell und gleichzeitig liebevoll gemacht. Und, Hand aufs Herz: An welchem Ort würden wir die Leute, die da im Dschungel sitzen und zu unserem Vergnügen und mit der Hoffnung auf den großen PR-Effekt leiden, lieber sehen?

Nur die Tiere müssen einem natürlich wieder leid tun.

0:10. Aber zum Livebloggen eignet sich das nur so mittel — die boshafte Kritik des Geschehens an sich steckt schon in der Sendung selbst; da kann man als Kritiker kaum noch was nachlegen und draufpacken. Aber in den Kommentaren schien ja Stimmung zu sein, das les ist jetzt noch mal in Ruhe durch. Schönen Abend noch und bis bald!

Maden-Maden ruft Mainz

Dienstag, 15. Januar 2008, 13:30

Unser Korrespondent Andreas berichtet:
Im Schaufenster des Strapsladens von Lisa Bunds Eltern in der Mainzer Altstadt hat man inzwischen eine Ecke mit einem Papierdschungel dekoriert und einem großen Bild von Lisa verziert.

Ich bin ein Schlüpfer und ich bin im Sonderangebot — hol mich hier raus!

Neues aus Maden-Maden (1)

Sonntag, 13. Januar 2008, 00:06

Zietlow: Zweiter Tag im Dschungel, und wir haben bereits zwei Notfälle zu vermelden. Bata Illic hat es beim Eintreten ins Camp erwischt, und Barbara Herzsprung diese Nacht beim Austreten.

Zietlow: Wir schalten zu Stars, denen zwar viel ähnlich sieht, nur sie sich selbst nicht besonders. — Oh, das wäre jetzt ein guter Satz für Katja Burkard gewesen.

Bach: Ich liebe es ja, wenn Ross und Bata miteinander sprechen.
Zietlow: Miteinander sprechen, ist vielleicht der falsche Ausdruck.
Bach: Ich meine, Ross ist Engländer, Bata war mal Englischlehrer, warum quälen die sich so mit Deutsch?
Zietlow: Und vor allem: uns?

Zietlow: Zehn Sterne kann Lisa bei der Dschungelprüfung maximal gewinnen, aber das ist ja kein Problem: Mit Sternen kennt Lisa sich ja aus — Sie wollte mal Superstar werden.
Bach: Und Teen-Star und Popstar und Star-Search-Star… — Oh, das war wieder ein Satz für Katja Burkard.
Zietlow: Also eine absolute Überqualifizierung, sozusagen. — Star-Search-Star, gibt’s doch gar nicht.
Bach: Aber Katja Burkard.

Zietlow: Komm, lass uns ein bisschen Bildungsfernsehen machen: Was haben Erroll Flynn und die Kronprinzessin Marie von Dänemark gemeinsam? — Sie kommen beide aus Australien, und zwar aus Hobart in Tasamanien.
Bach: Toll. Aber bist Du sicher, dass irgendeiner unserer Zuschauer noch weiß, wer Errol Flynn ist?
Zietlow: Sie kennen ja auch noch Bata Illic.

Bach: Wir haben vor der Werbung gesehen, wie DJ Tomekk zum Franz Assisi des Camps mutiert ist. Er kann nicht nur mit Tieren reden, er versteht sogar Bata Illic.
Zietlow: Und Barbara Herzsprung schmiert sich den Nachtisch ins Gesicht. Bisher war es im Camp immer andersrum, da haben die Stars nämlich ihre Gesichtscreme immer gegessen.
Bach: Ich glaube, der Leidensdruck ist einfach noch nicht hoch genug.

Neues aus Maden-Maden (10)

Samstag, 26. Januar 2008, 14:28

Ich glaube nicht, dass Häme die einzige Erklärung für den Erfolg der Dschungelshow ist, vielleicht nicht einmal die wichtigste. Ohne echte Sympathie und sogar Anteilnahme zu wecken, würde sie nicht funktionieren. Und die Produzenten geben sich sichtlich Mühe, eine Balance zwischen den verschiedenen Emotionen zu finden. Tagelang reduzieren sie die Kandidaten auf Karikaturen ihrer selbst; aber dann kommt immer auch ein Moment, in dem sie – etwas überpathetisch formuliert – zeigen, dass ein liebenswerter Mensch hinter der Karikatur steckt, und die Wirkung ist umso stärker.

Bata Illic zum Beispiel hatte die Dschungelshow fast ausschließlich als leicht debilen, aber harmlosen Alten gezeigt, der in einer fremden Sprache zu uns spricht. Er war in der Darstellung der Show nur eine Witzfigur. Und dann saß er am Donnerstag plötzlich da und erzählte, wie sehr er seine Frau vermisst, kämpfte mit den Tränen, sang ein bisschen, und es war, so unwahrscheinlich das klingen mag, ein sehr bewegender Augenblick. Überhaupt wirkt der ganze rührende Glaube von Illic an das Miteinander, an das Gute im Menschen, inzwischen nicht mehr so lächerlich weltfremd, seit Ich bin ein Star – holt mich hier raus auch Szenen zeigt, in denen man sieht, wie er das tatsächlich mit Leben füllt und eine wichtige Funktion im Camp zu erfüllen scheint.

Selbst bei Barbara Herzsprung konnte man, wenn man wollte, mit Unterstützung der Show-Dramaturgen sehen, dass sie in der Gruppe nicht nur die Rolle der verrückten Hexe hatte, sondern auch die der warmherzigen Mutter.

Ganz zu schweigen von der zarten Liebesgeschichte zwischen Michaela Schaffrath und Eike Immel, der gestern herausgewählt wurde. Und Michaela stand da neben ihm, packte seine Sachen (mit Frauenarbeit hat er’s nicht so) und sagte so wunderbar vorsichtig und ungelenk:

Michaela: Wer schlägt sich denn jetzt mit mir die Nächte immer um die Ohren?
Eike: Wie meinst du das?
Michaela: Naja. Ich fand das immer sehr angenehm, mit dir zu quatschen.

Im übrigen fordere ich die sofortige Ablösung von Schmidt & Pocher durch Zietlow & Bach. Allein durch die Art, wie sie die Dschungelprüfung von Ross kommentierten, ihn abwechselnd anfeuerten und sich über ihn lustig machten, parallel zur Panik und zum selbstironischen Trotz von Ross selbst, hätten sie sich dafür qualifiziert.

Zietlow: Ist ja wie Indiana Jones.
Bach: Indiana Ross.

Schön auch die Anmoderation eines Spiels, bei dem Michaela und Isabel sich halbnackt… Ach, das erzählt der Dirk ja gleich selbst:

Zietlow: Nachdem Michaela und Isabel bei der letzten Dschungelprüfung nicht ganz so gut abgeschnitten haben, hat RTL beschlossen, Mensch, da sind wir mal nicht so, geben wir den beiden noch eine zweite Chance: bei der Schatzsuche.
Bach: Richtig. Das war der Grund bei RTL. Und nicht dass man sich halbnackt räkeln und mit Wasser bespritzen lassen muss.
Zietlow:Nein! Das ist RTL doch erst hinterher aufgefallen.
Bach: Und dann hätten sie’s sogar fast noch rausgeschnitten.
Zietlow: Hmmm.
Bach: Wenn sie noch Zeit gehabt hätten.
Zietlow: Hmmm.
Bach: Aber da war die Sendung schon dran.
Zietlow: Hmmm…
Bach: Und die Werbung verkauft.
Zietlow: Hmmm!

Ganz grandios schließlich: eine Parodie der beiden auf die hölzernen Moderationen und unfassbar schlechten Witze bei Ups, die Superpannenshow — eine Art Sketch, der nicht nur deshalb so lustig war, weil die beiden selbst sich schon wegwarfen vor Lachen. Und am Schluss tippte der Dirk der Sonja noch übermütig mit dem Zeigefinger auf die rechte Brustwarze, und sie sagte „Dingdong“, und — ich merke gerade, das lässt sich nicht nacherzählen. Es war sehr, sehr albern, und ich werde sie vermissen, denn die Frau, die von nächster Woche an wieder roboterhaft Die Zehn wegmoderiert, das ist eine andere.

Und nachher heißt es: Ross for Dschungelkönig!

Neues aus Maden-Maden (2)

Montag, 14. Januar 2008, 00:27

Sieht man Ich bin ein Star, holt mich hier raus allein unter dem Unterhaltungsaspekt, war heute ein schlechter Tag. Es fehlen Streit, Grüppchenbildung und Intrigen, und dass die Produzenten sich nicht scheuen, das Fehlen von spannenden Erlebnissen selbstironisch zu thematisieren, ist hübsch, aber auf Dauer auch kein Ersatz. Es ist noch nicht einmal zu erahnen, wo die Sollbruchstellen im Team liegen: Wird es die fehlende Diplomatie von Björn-Hergen Schimpf sein? Der Sextrieb von DJ Tomekk? Die Esoterik von Barbara Herzsprung? Oder doch das Gesicht von Bata Illic?

Aber die Show ist ja auf zwei Ebenen ein soziales Experiment: Die Dynamik im Dschungel ist das eine; die Dynamik, die beim Publikum entsteht, das andere. Besonders deutlich wurde der zweite Faktor in der letzten Staffel, als die Insassen des Camps fassungslos zur Kenntnis nehmen mussten, dass die Zuschauer ausgerechnet die Spalterin Désirée Nick siegen sehen wollten. Diesmal ist eine der interessanten Fragen: Ab wann wird der Sadismus, ausgerechnet den sichtlich leidenden und immer wieder weinenden Sänger Ross per Telefonvotum in die Dschungelprüfungen zu schicken, einem Mitleid weichen — wenn überhaupt?

(Vor der Dschungelprüfung, in der Ross auf eine Gruppe Strauße treffen wird.)
Zietlow: Was schenkt man jemandem, der schon alles hat? Oder viel besser gesagt: Wie schont man jemanden, der vor allem Angst hat?
Bach: Ja, innerhalb von zwei Tagen wissen wir jetzt schon: Ross hat Angst vor Dunkelheit, vor Regen, vor Ratten und vor Ungeziefer. Er hat Höhenangst, Platzangst, sogar Angst vor der Angst. Er hat Angst, etwas essen zu müssen, Angst zu früh rauszufliegen, Angst bis zum Schluss drinzubleiben, und er hat Angst, allein aufs Klo zu gehen.
Zietlow: Ja, da fehlen ja eigentlich nur noch: Strauße.
Bach: Wie heißt eigentlich Angst vor Straußen? Emophobie?
Zietlow: Straußophobie?
Beide: Fleuropobie!!

(Nach der Dschungelprüfung.)
Zietlow: Waren das eigentlich die selben Vögel wie bei Spengemann?
Bach: Nicht alle. Zwei sind noch in Therapie, und einer ist Alkoholiker.

Bach: Weißt du, Julia Biedermann erinnert mich ganz leicht an Angela Merkel.
Zietlow:Wie meinst du das denn?
Bach:Im positivsten Sinne. — Vielleicht ist es diese Fröhlichkeit.

Neues aus Maden-Maden (3)

Dienstag, 15. Januar 2008, 11:12

Der Spaß ist vorbei. Die Sängerin Lisa Bund und ihr Kollege Ross Anthony scheinen am Ende ihrer Kräfte.

Und natürlich kann man staunen über die Lebensuntüchtigkeit bei einem Teil der Kandidaten, bei denen schon die normalen Zumutungen eines Pfadfinderzeltlagers reichen, ganz ohne die speziellen Folterelemente von Ich bin ein Star — holt mich hier raus, um aus ihnen seelische Wracks zu machen.

Die eine Frage ist: Warum sind die so? Die viel spannendere Frage aber lautet: Wenn die so sind, warum machen die das dann? Warum gehen diese Leute in den Dschungel? Warum setzen sie sich Dreck, Nässe, Wildnis, Einsamkeit aus, wenn sie wissen, dass sie keinen Tag ohne Sauberkeit, Wärme, Zivilisation, Familie leben können?

Die Antwort ist beunruhigender, als man es sich wünschen würde: Weil sie glauben, dass sie das tun müssen.

Wenn sich Menschen überwinden, Dinge zu tun, die sie sich eigentlich nicht zutrauen, die sie eklig finden oder vor denen sie panische Angst haben, kann das etwas Positives haben: Als Lisa Bund vor zwei Tagen mit erstaunlicher Disziplin die Übung absolvierte, diverses Krabbelgetier für jeweils eine halbe Minute im Mund zu behalten, schien ihr Wille, ihr Mut bewundernswert.

Als Ross Anthony gestern mit anderem Krabbelgetier auf dem Kopf durch einen See schwimmen musste und hinterher in grenzenloser Panik versuchte, die Ratten, die sich an ihm festgeklammert hatten, loszuwerden, wirkte das nicht mehr bewunderswert, sondern beängstigend: Nicht nur das Ausmaß seiner Angst und seines Ekels, sondern auch das offensichtliche Gefühl, diese Übung schicksalshaft hinnehmen zu müssen. Nicht sagen zu können: Nö, das ist nicht meins, dann essen wir heute abend halt Reis und Bohnen. Es schien keine Herausforderung, sondern alternativlose Notwendigkeit. Kein Spiel mehr; blutiger Ernst.

Und das ganze Elend von jemandem in diesem Showgeschäft, der ehrgeizig ist und dessen Karriere besser laufen könnte, die ganzen Zwänge und Zumutungen, die ganze Fremdbestimmheit und Ungerechtigkeit, hat selten jemand so anschaulich gemacht wie die weinende Lisa Bund im Camp:

Ich hab soviel Heimweh. Ich hab keinen Bock, hinterher rauszugehen und dass ich mich dann so fertig gemacht hab. Für mich hab ich hier schon bewiesen, dass ich gut war. Ich weiß, egal was ich jetzt mache, wäre falsch. Ich kann nicht hier bleiben, ich kann aber irgendwie auch nicht rausgehen, weil ich Angst habe, wieder was falsch gemacht zu haben. Ich fühl mich nicht wohl hier. Gar nicht.

Ich weiß nicht, ob ich gehen soll oder ob ich bleiben soll. Ich hab versuchen wollen, dass die Leute mich lieben wegen meiner Musik. Und das hat alles nicht so funktioniert, wie ich es wollte. Und jetzt muss ich hierher kommen, um den Leuten was zu beweisen.

Ich hab ein Problem mit mir selber. Ich weiß gar nicht, warum ich hier bin.

Neues aus Maden-Maden (4)

Dienstag, 15. Januar 2008, 23:34

Gäbe es beim Deutschen Fernsehpreis eine Kategorie Bester Kalauer — dieser Satz, den die Autoren Sonja Zietlow schenkten, wäre nicht zu schlagen (laut lesen!):

Wir präsentieren aus unserem christlichen Pfadfinderlager, dem YMCA des Dschungels: The Illic People!

Aber das Zitat des Tages stammt von Björn-Hergen Schimpf. Er war mit Barbara Herzsprung, mit der ihn eine innige Abneigung verbindet, bei der Dschungelprüfung, und sie musste ein Stück gekochten Rattenschwanz essen. Sie nahm es, wedelte damit bedeutungsschwanger herum und fragte:

Wisst ihr, wie klug Ratten sind?“

Und Schimpf antwortete:

Barbara, das ist wie bei den Männern: Die Klugheit sitzt nicht im Schwanz.

Neues aus Maden-Maden (5)

Donnerstag, 17. Januar 2008, 11:25

Tja. Gepflegte Langeweile. Die Autoren für die Moderationen scheinen ihr Pulver in den ersten Tagen verschossen zu haben. Und im Camp passiert auch nicht mehr viel. Die Tränen sind getrocknet, und selbst die Antipathie zwischen Barbara Herzsprung und Björn-Hergen Schimpf sowie zwischen Lisa Bund und DJ Tomekk scheint sich nur jeweils in einem kurzen Gefauche zu entladen, das dann in der Nachbearbeitung mühsam auf Überlebensgröße aufgeblasen wird. Hömpf.

Neues aus Maden-Maden (6)

Freitag, 18. Januar 2008, 12:51

Schwer zu sagen, worüber sich Isabel Edvardsson und DJ Tomekk überhaupt genau in die Haare gekriegt haben. Irgendwie wirft er ihr vor, nicht oft genug Wasser geholt und sich stattdessen stundenlang geschminkt zu haben, vor allem aber soll sie ihn angelogen oder ihm was vorgemacht oder jedenfalls ein Versprechen gebrochen oder sogar geleugnet zu haben — das war in seiner Unergründlichkeit und Phrasenhaftigkeit („Nein, ich bin noch nicht fertig! Nein. Nein. Nein. Jetzt lässt du MICH mal ausreden“) ein Stück Daily Talk im Dschungel, und wenn Olli Geißen reingekommen und die Ergebnisse des Schwangerschaftstests mitgebracht hätte (oder wenigstens Britt mit dem Lügendetektor), es wäre nicht aufgefallen.

Aber wir lernen, so hört sich das an, wenn der HipHop-Sprech und das Respektgetue in Alltagssituationen durchsickert (mit den üblichen Rapper-Handbewegungen im Takt vorstellen):

DJ Tomekk: Das find ich richtig Scheiße. Da hab ich gar keinen Bock drauf. Da werden wir auch keine Freunde, gar nichts. Ich unterstell dir einfach, dass du eine Schwätzerin bist und dass du mich anlügst. Jetzt im Moment verlier ich komplett den Respekt vor dir, weil: Du versuchst mir, irgendnen Quatsch zu erzählen.

Gut, dann können wir uns darauf einigen: Ich mag dich nicht, gut ist, und ich fühl mich von dir angelogen, und ich kann dich jetzt auch nicht mehr respektieren.

Ende des Gesprächs.

Die Empörung der anderen Campbewohner über Tomekks Verhalten schien aber nur so lange anzuhalten, wie er nicht da war (weil er Sterne aus einem sinkenden Auto sammeln musste). Womöglich hat er es wirklich geschafft, dass die anderen Schiss haben vor ihm und seinem Messer. Er würde es sicher fälschlicherweise „Respekt“ nennen.

Am Ende der ersten Woche im Dschungel ist es Zeit für einen Überblick, welche Rollen die Kandidaten inzwischen haben (wie sehr sie durch tatsächliches Verhalten oder geschickten Schnitt geprägt wurden, lässt sich von außen ja nicht beurteilen).

DJ Tomekk:
sexfixierter Ober-Macho mit Gewaltpotential, aber Wassertierphobie und womöglich weichem Herz; kompromisslos, schroff; mit Lisa Bund und Isabel Edvardsson zerstritten

Lisa Bund:
anfangs schlimm überfordertes, inzwischen eher unscheinbares junges, naives Ding, das aber, wenn es sein muss, die Zähne zusammenbeißen kann

Michaela Schaffrath:
freundlicher, unauffälliger Kumpeltyp; genießt die ungeschickten Avancen von Eike Immel und taut ihn langsam auf

Isabel Edvardsson:
schöne, aber ununterbrochen mit ihrem Äußeren beschäftigte Frau mit Hang zur Faulheit (oder wenigstens Hang zum Blick in den Spiegel, der das Erledigen von Aufgaben erschwert)

Barbara Herzsprung:
verrückte, aber harmlose alte Kreativ-Hexe, die ihre Pillen vergessen, aber dafür Unmengen Stoff mitgebracht hat, aus denen sie jedes beliebige Kleidungsstück in allen Farben der Welt zaubern kann (insbesondere Wende-Unterhosen)

Bata Illic:
seniler, alter Mann, der in fremden Zungen spricht und gelegentlich singt, aber nicht weiter stört

Julia Biedermann:
Angela-Merkel-Imitation mit Pflichtgefühl, aber ohne Eigenschaften

Eike Immel:
zunächst ungeduschter Langweiler, inzwischen ungeduschter netter, aber konfliktscheuer Knuffel, der auf niedlich-ungeschickte Art mit Michaela Schaffrath flirtet

Björn-Hergen Schimpf:
oberrationaler, ungeduldiger, unsensibler Kommandeur, Gegenspieler von Barbara Herzsprung

Ross Antony:
hyperaktiver, extrovertierter Klischeeschwuler mit extremen Stimmungsschwankungen, Seele von Mensch, aber lebensunfähig; war auf dem Weg zur Maria Schell des Camps, inzwischen eher an den Rand des Geschehens gerückt

Das sind ungefähr die Rollen, die die Kandidaten in der Dschungelsoap zugewiesen bekommen oder sich erarbeitet haben. Welche davon werden Gewinnerrollen sein?

Neues aus Maden-Maden (7)

Sonntag, 20. Januar 2008, 18:17

Ich frage mich, ob die einzelnen Folgen von Ich bin ein Star — holt mich hier raus hinterher wissenschaftlich ausgewertet werden. Als Anschauungsmaterial für ein Psychologie-Hauptseminar zum Beispiel, das sich mit der Frage beschäftigt, wie verschieden Menschen unter großem Druck reagieren.

Da war zum Beispiel Isabel Edvardsson, die am Freitag eine Prüfung machen musste, die für sie besonders unerträglich war: Sie, die offenbar einen größeren Teil jedes Tages damit verbringt, sich um ihr makelloses Aussehen zu kümmern, musste den Kopf in allerlei Schleim und Getier halten und hatte am Ende den ganzen Körper voller Insekten und undefinierbarem Dreck. Und faszinierend war, dass sie diese Prüfung scheinbar fast unbewegt absolvierte, mit höchster Disziplin eine Zumutung nach der anderen ertrug — und hinterher, als sie wieder zu den anderen ins Lager kam, umso massiver zusammenbrach. Es war eine der erschütterndsten Szenen, wie sie verzweifelt, hysterisch, weinend im Teich badete und dabei wirkte, als wollte sie nicht nur die Überreste der Prüfung von ihrem Körper entfernen, sondern auch jede Erinnerung daran.

War das nur die Überreaktion einer Frau, die bessesen ist von ihrem makellosem Aussehen? Die es schlimmer findet, von anderen in dreckigem Zustand gesehen zu werden, als den Kopf in Insekten zu stecken? Oder ist ihr Verhalten ganz normal für einen professionellen Sportler, der es mit seiner antrainierten Disziplin schafft, eine Weile lang die Unerträglichkeit einer Situation auszublenden (und hinterher, in diesem Fall zumindest, erst recht von ihr eingeholt zu werden)?

Im Gegensatz dazu Julia, die die Aussicht, in 40.000 Kakerlaken zu baden, nur so lange ausblenden konnte, bis sie die Tiere unmittelbar über sich sah. Natürlich kann man streiten, ob das für oder gegen sie spricht: dass sie die Prüfung noch vor dem Beginn abbrach (insbesondere weil Julia ungefähr jeden Belastbarkeitstest in der Sendung nicht bestanden hat). Aber ich fand es sehr beruhigend, dass es da auch Kandidaten gibt, die reif genug sind, Nein zu sagen, und es nicht demütigender finden als zigtausend Insekten über sich gekippt zu bekommen.

Und dann Lisa, die das Camp wegen einer Entzündung der Magenschleimhaut verlassen musste. Ein paar Stunden vorher hatte sie noch die meisten Mitstreiter verdächtigt, falsch zu sein und sie hinter ihrem Rücken zu verraten. Nun umarmte sie jeden und nannte sie alle, alle „ganz tolle Menschen“, und ich glaube nicht mal, dass das bewusst geheuchelt war. Am traurigsten war der Moment, als sie mit ihrer Mutter telefonierte und ihr sagte, dass sie aufgeben musste, und immer wieder betonte, wie unbedingt sie durchhalten und stark sein wollte: „Du weißt, ich bin so stark gewesen, du hast es selber gesehen.“ Ich glaube, Starksein wird überschätzt.

Schön war Lisas Komplimentversuch für Barbara Herzsprung:

Mit der könnte man heute noch in die Disco gehen, und die würde abgehen wie ein… wie ein… nasser Turnschuh.

Aber natürlich nicht so schön wie diese Synonyme von Sonja Zietlow und Dirk Bach für die Kandidaten:

„tag- und nachtaktiver Tanzbär“
(Ross Antony)

„Gottesanbeterin, die sogar ihre Farbe wechseln kann“
(Barbara Herzsprung)

„Zauberpony“
(Barbara Herzsprung)

„gefährliches Aggro-Äffchen“
(DJ Tomekk)

„singender Schlafsack“
(Bata Illic)

„das Innenfutter von Karlchen“
(Björn-Hergen Schimpf)

Über Schimpf verrieten die Moderatoren noch, dass er der einzige gewesen sei, der sich selbst um eine Teilnahme an der Show beworben habe. Weitere Moderations-Höhepunkte:

(nachdem Julia die Dschungelprüfung abgebrochen hat)
Zietlow: Und ich hab die ganze Nacht hier gesessen und 40.000 Kakerlaken abgezählt…

Bach: Ein trauriger Tag im Dschungel. Neun hungrige Mägen und 40.000 enttäuschte Kakerlaken. Wir hätten denen nicht vorher noch den „Playboy“ zeigen sollen.

Bach: Medizinisch sieht es im Camp folgendermaßen aus. Babba hat offene Füße vom Barfußlaufen, der Bata Liegeschwielen und der Rest hat Hornhaut an den Ohren vom Eike Immel.

Zietlow: Ich finde es total süß, dass sich da unten im Camp ein zartes Pflänzchen entwickelt zwischen Eike und Michaela.
Bach: Die passen aber auch einfach gut zusammen. Beide sind Singles, beide hatten früher die gleiche Zielgruppe, beide waren sehr erfolgreich in ihrem Beruf…
Zietlow: Eike Immel zum Beispiel hat in 147 Partien keinen reingelassen!
Bach: Ja, gut, es gibt Unterschiede…

Und schließlich die vielleicht ehrlichste Eigenpromotion einer RTL-CD überhaupt:

Beide (machen nach einem Gesangswettbewerb unter den Kandidaten Michaelas Lied nach und singen): Ich habe Zwiebeln auf dem Kopf, ich bin ein Döner…
Zietlow: Ja, meine Damen und Herren, auch dieser Song ist nicht auf dieser CD, die ab sofort im Handel erhältlich ist (zeigt die offizielle CD zur Sendung).
Bach: Und auch Eikes Rap-Versuche sind nicht auf dieser CD. Für mich zwei wichtige Gründe, diese CD zu kaufen — wenn nicht sogar die einzigen.
(Er wirft die CD von einer Brücke in den Dschungel. Als Sonja protestiert, beruhigt er sie:)
Bach: Schatz, was gut ist, kommt auch wieder zurück. (Beide schauen der CD hinterher in die Tiefe.) — Komisch, bleibt unten.

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