Verfahrene Situation

Weil die meisten CSI-Serien inzwischen bei RTL laufen und Vox ja wirklich nicht auf jedem Sendeplatz Criminal Intent zeigen kann, war klar, früher oder später würde mal wieder eine neue Krimiserie kommen müssen. Heute ist es so weit. Gleich nach den neuen Folgen von Criminal Intent. Es wird kein sehr langes Gastspiel für Standoff, weil die Serie in den USA nach 18 Folgen abgesetzt wurde, doch bis dahin kann es sich lohnen, mal reinzuschauen. Es geht um Krisensituationen, vorwiegend Geiselnahmen, und um die beiden FBI-Verhandler, die sie mit Geduld und Worten zu einem Ende bringen.


Foto: Vox

Hauptdarsteller Ron Livingston, Träger der goldenen Peter-Gallagher-Ähnlichkeitsmedaille 2006, spielt einen Mann, der zwar keine Probleme hat, einen bis an die Zähne bewaffneten Terroristen mit sensiblen Worten zur Vernunft zu bringen, ist aber völlig überfordert, wenn er den aktuellen Stand der gemeinsamen Beziehung mit seiner Kollegin (Rosemarie DeWitt) ausdiskutieren soll. Die beiden sind privat und beruflich ein Team, aber beruflich ebenso wie privat nicht immer einer Meinung – und sich doch ähnlich.

Der Einsatzbefehl wurde gegeben! Du verstößt dagegen, und du setzt dich einem Risiko aus. Du verhältst dich wie ich!

Die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren stimmt, und ihre Dialoge machen einen Teil des Reizes der Serie aus. Spannend ist sie sowieso. Das lässt sich gar nicht vermeiden, wenn man sich Geiselnahmen, Bombendrohungen und das Spiel auf Zeit als Thema für seine Serie aussucht und sein Handwerk auch nur einigermaßen beherrscht. Aber dann sind da noch ein paar zusätzliche Kleinigkeiten, die die Serie vom Standard abheben, wie die Szene, in der ein Selbstmordattentäter droht, ein Café in die Luft zu sprengen: Das Handy eines Cafégastes klingelt, und der Klingelton ist eine Instrumentalversion des M.A.S.H.-Titelsongs. Er heißt „Suicide Is Painless“. Das ist so subtil wie makaber und einfach gut gemacht, und wer das Lied nicht kennt, merkt’s gar nicht, stört sich aber auch nicht daran.

Da macht es auch nichts, dass die restlichen Figuren um die beiden Protagonisten herum klischeehaft gestrickt sind und sich entsprechend vorhersehbar verhalten, zum Beispiel der rigorose Leiter des SWAT-Teams, der eigentlich immer nur stürmen statt verhandeln will. Die spielen sowieso keine sonderlich große Rolle, und die beiden, die es tun, sind unterhaltsam anzusehen.

Die Serie wird weder große Diskussionen wie Dexter auslösen noch die Zuschauer in zwei Lager spalten, dafür ist sie nicht „besonders“ genug. Doch ebenfalls im Gegensatz zu Dexter wird sie vermutlich eine recht passable Anzahl an Zuschauern erreichen.

Standoff, mittwochs um 21.10 Uhr bei Vox.

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Michael, 1. Oktober 2008, 06:14.

9 Kommentare


  1. die beiden Protagonisten herum klischeehaft getrickt sind

    Das mit der Rechtschreibung üben wir noch, gell?

  2. Danke für diese Kritik. Ich wollte mir die Serie glatt anschauen. Jetzt werde ichs lassen und sie unter belanglos und Schema F abhacken.

  3. Alberto Green,

    @ SvenR: Erst rumklugscheißern und dann auch noch das „Zsuchauer“ in der drittletzten Zeile übersehen …

  4. Scheint ja nicht sehr aufregend zu werden.
    Apropos aufregend: dieses Eagle Eye-Werbebanner ist ja wohl das letzte… ich hab schon nervöse Augenzucken und muss jetzt irgendwas kaputtma#*Ÿ2ÔÕ›§

  5. Die beiden Links zum „Standoff“-Artikel funktionieren auch nicht.

  6. Wow, der Text war ja eine Großbaustelle. Danke für die Hinweise, jetzt müsste alles stimmen und funktionieren.

  7. Das Problem bei Dexter ist, dass den hier mittlerweile fast jeder im Original gesehen hat. Klar dass dan die Einschaltquote für die zwei Jahre alte und synchronisierte Staffel nicht besonders hoch ist.

  8. Man merkt schon, dass in Deutschland solch eine Sendung nie produziert werden würde – vorher hätte sich die Moralgestapo genötigt gefühlt, nur politisch korrekte Serienmörder auf komplexe aufarbeitbare fragwürdige Opfer losgehen zu lassen.

  9. @Michael: Ja, jetzt stimmt alles… fast alles. Nur beim Standoff-Link im ersten Absatz ist noch was zuviel, der will noch nicht so ganz.
    Sonst aber (mal wieder) eine sehr schöne Kritik. Ich werde der Serie in den nächsten Wochen eine Chance geben, dank Criminal Intent davor bin ich sowieso schon auf dem Sender. Damit ist übrigens Eli Stone endgültig aus meiner Liste geflogen. Das wurde mir in der letzten Zeit zunehmend alles etwas zu klischeehaft und aufgedreht. Vor allem der Maggie-Charakter hat mich immer mehr aufgeregt. Ich komme vom Thema ab: Die Serie Standoff scheint mir zwar nicht außergewöhnlich innovativ zu sein, hat aber ihren Reiz. Ich fürchte nur, dass irgendwann der Overkill eintritt und ich bald genug davon haben werde, jede Woche Geiselnehmern zuzusehen. Mal abwarten.



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