Allsendende Müllhalde

Erinnern Sie sich noch an KTI – Menschen lügen, Beweise nicht, den bemitleidenswerten Sat.1-Schnellversuch, auf den CSI-Erfolgszug aufzuspringen, der in Bild, Schauspiel und Inhalt extrem billig und laienhaft aussah und nach einer einzigen erfolglosen Ausstrahlung im vergangenen Mai nicht mehr gesehen ward?

Was damit passiert ist? Abgesetzt und verworfen? Das beantworte ich mit einem klassischen, frankelstnergeprüften JEIN. Denn was passiert wohl mit Sendungen, die in Bild, Schauspiel und Inhalt extrem billig und laienhaft sind?

Richtig. Sie laufen bei RTL2.

Allsendende Müllhalde überlegt es sich anders

Erinnern Sie sich noch an KTI – Menschen lügen, Beweise nicht, den bemitleidenswerten Sat.1-Schnellversuch, auf den CSI-Erfolgszug aufzuspringen, der in Bild, Schauspiel und Inhalt extrem billig und laienhaft aussah, womit er sich für eine weitere Ausstrahlung bei RTL2 empfahl, wo er erst vergangene Woche auf Sendung ging? Nun stellen Sie sich vor, auch dort wollte das niemand sehen, und deshalb läuft ab heute stattdessen eine Folge mehr von Hör mal, wer da hämmert. Manchmal ist es schön, dass das Leben eben doch nicht voller Überraschungen ist.

Aber was passiert jetzt mit der zweimal abgesetzten Pseudodoku? Was passiert mit einer Sendung, die selbst für RTL2 zu schlecht ist? Klar, Ihnen wie mir kommt vermutlich sofort 9Live in den Sinn. Ist im konkreten Fall KTI — Menschen lügen, Beweise nicht aber unwahrscheinlich. Da lügen zwar den ganzen Tag Menschen, Beweise dafür sind aber nur schwer zu erbringen. Die zeigen nämlich gar keine Krimis.

Alltagesthemen

Es war mit großem Abstand nicht das wichtigste Ereignis des Donnerstagabends, aber die Tagesthemen entschieden sich, darüber zu berichten. Dies ist der komplette Wortlaut der Meldung:

In Hamburg ist am Abend zum zweiten Mal der Deutsche Radiopreis verliehen worden. In insgesamt zehn Kategorien wurden die besten Hörfunkproduktionen des Jahres ausgezeichnet, darunter „Beste Reportage“ und „Beste Morgensendung“. Bewertet wurden die Bewerber von einer Jury des Grimme-Instituts. Der Deutsche Radiopreis ist eine Initiative öffentlich-rechtlicher und privater Radiosender. An der Preisverleihung nahmen 900 Gäste teil.

Das Schöne an solchen Meldungen ist, dass sie so viel Arbeit und Aufmerksamkeit ersparen. Wenn man nämlich auf Informationen verzichtet, muss man gar nicht abwarten, bis das Ereignis zu Ende ist, bevor man die Meldung darüber formuliert.

Um der Redaktion der Tagesthemen noch mehr Arbeit abzunehmen, habe ich hier mal ein paar Meldungen über Themen der kommenden Wochen vorformuliert, die ich den Kollegen in Hamburg für später zur freien Verwendung anbiete.

 

  • In Köln ist am Abend zum 13. Mal der Deutsche Fernsehpreis verliehen worden. In insgesamt 18 Kategorien wurden die besten Fernsehproduktionen des Jahres ausgezeichnet, darunter „Beste Unterhaltungssendung Doku/Dokutainment“ und „Förderpreis“. Bewertet wurden die Bewerber von einer Jury. Der Deutsche Fernsehpreis ist eine Preisverleihung. An ihr nahmen Gäste teil.
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  • In Berlin ist am Abend zum 17. Mal das Abgeordnetenhaus gewählt worden. Auf insgesamt 130 Sitze wurden die kompetentesten Politiker der Stadt gewählt, darunter aus dem Wahlkreisverband Marzahn-Hellerdorf und aus Spandau. Gewählt wurden die Bewerber von mehreren Wahlberechtigten. Die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus ist eine demokratische Tradition in der Hauptstadt.
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  • In Frankfurt am Main wurden am Abend die Lottozahlen gezogen. Dabei wurden automatisch und zufällig insgesamt acht Kugeln in drei Kategorien aus einer gläsernen Lostrommel entnommen, darunter „Zusatzzahl“ und „Superzahl“. Ausgelost wurden die Kugeln unter Aufsicht eines Aufsichtsbeamten, der sich vor der Ziehung vom ordnungsgemäßen Zustand des Ziehungsgerätes und der 49 Kugeln überzeugt hatte. Die Ziehung der Lottozahlen ist eine Veranstaltung des Deutschen Lotto- und Totoblocks. An dem Glücksspiel nehmen jede Woche 20 Millionen Spieler teil.
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  • In Deutschland hat sich am Mittag ein Geschehnis zugetragen. Dabei ist etwas passiert. Das Ereignis löste Reaktionen aus. Bereits in der Vorwoche war ebenfalls in Deutschland eine Begebenheit vorgefallen. Immer wieder widerfahren Menschen Erlebnisse.

Alt, Polizei!

Kann mir jemand erklären, warum ausgerechnet in der Krimireihe, bei der schon der Hauptkommissar nichts anderes zu tun hat, als 55 Minuten zu warten, bis sich der Fall von alleine löst, die meisten Assistenten herumlungern?


Fotos: ZDF

Und, wo ich schon dabei bin: Ist es wohl sehr anstrengend, so lange so gelangweilt zu gucken? Oder schummelt wenigstens Pierre Sanoussi-Bliss (unten rechts) und trägt einfach eine Maske?

Alt-64er

Noch bis Dezember verteilt das ZDF Rolf Schimpfs letzte Folgen als Der Alte auf verschiedene Freitagabende, eine neue Staffel beginnt in dieser Woche. Schimpf war Ende 2006 aus der Serie ausgestiegen, weil er glaubte, mit 82 das Renteneintrittsalter für Fernsehkommissare erreicht zu haben.

Heute Vormittag gab das ZDF seinen Nachfolger bekannt: Walter Kreye wird der neue Alte, und in etwa zwei Wochen sollen bereits die Dreharbeiten beginnen. Im Fernsehen war Kreye bisher u.a. in den Serien Reporter, Hecht & Haie, Auf eigene Gefahr und Der Dicke zu sehen. Kreye ist erst 64 Jahre alt und damit immerhin noch zwei Jahre älter als Michael Ande, der seit jeher und wohl für immer der Harry Assistent ist. Wenn auch das Fernsehrenteneintrittsalter stetig steigen wird, kann Kreye die Rolle noch hundert Jahre spielen.

Alte Bäume verpflanzt


Foto: Vox

Bei Vox beginnt heute die idyllische, romantische, witzige Kleinstadt-Wohlfühlserie Men In Trees noch einmal von vorn. Das tat sie zuletzt vor einem halben Jahr, und meine ausführlicheren Gedanken zur Serie stehen noch hier.

Nach der ersten Hälfte der Staffel nahm Vox die Serie damals vorläufig aus dem Programm, und obwohl sie in den USA inzwischen komplett eingestellt wurde, lohnt es, mal reinzuschauen, wer sie noch nicht kennt. Und wer sie schon kennt: Nach den Wiederholungen in den ersten paar Wochen kommt (hoffentlich) der Rest in Erstausstrahlung.

Im Januar kommentierte Marsellinho:

Es nervt mich echt ein kleines bisschen, dass VOX seine ganzen Serien (abgesehen von denen aus dem Krimibereich) nun auf den Freitag legt. Natürlich verstehe ich es ja, dass die anderen Tage alle ziemlich gut laufen, aber für mich als Mittzwanziger ist Freitag abend einfach ein denkbar ungünstiger Tag, den ich eigentlich lieber mit anderem verbringe.

Deshalb noch einmal: Men In Trees jetzt mittwochs ab 21.10 Uhr, jeweils zwei Folgen.

Alte Hits und neues Leben

Es gab schon Autoren, die für Produktionen verschiedener Sender tätig waren und es geschafft haben, eine Klausel im Vertrag unterzubringen, dass ihre Serien niemals in direkter Konkurrenz, also gleichzeitig, gesendet werden dürfen. Den Pastewka-Autoren Chris Geletneky und Sascha Albrecht ist dieses Kunststück nicht gelungen. Deshalb läuft ihre neue RTL-Serie Kinder Kinder von allen 10.080 Minuten einer Woche exakt in derselben halben Stunde, in der auch ihre derzeit einzige andere Reihe Ladyland in Sat.1 zu sehen ist. Da das große deutsche Privatsendergesetz aber offenbar verbietet, Sitcoms zu einer anderen Zeit als freitags zwischen 21.15 Uhr und 22.15 Uhr zu zeigen, war da natürlich nicht viel Spielraum.

Kinder Kinder erzählt die jeweiligen Familiengeschichten von drei Schwestern und ihren Kindern unterschiedlichen Alters. Katjas (Dana Golombek) Sohn Paul ist sieben, greift aber schon der Lehrerin an die Brust (Comedy), Claudias (Judith Pinnow) Tochter Zoe ist noch ein Baby und Jessicas (Carolin Kebekus) Zwillinge wurden gerade erst empfangen.

Die Serie nervt ein wenig, indem sie sich zu angestrengt um Originalität bemüht, dann aber doch auf Klischees zurückgreift  (jaja, dann ist Oma eben plötzlich lesbisch, na und?), und das alles mit totgedudelten Formatradiohits von vor über einem Jahr unterlegt („Upside Down“ von Jack Johnson! „Suddenly I See“ von KT Tunstall!), obwohl die Serie noch gar nicht so lange im Kasten ist und die Möglichkeit gehabt hätte, wenn schon beliebige, dann zumindest aktuelle Titel zu verwenden.

Sie glänzt aber zwischendurch mit witzigen Dialogen und einer ungeheuer praktischen Herangehensweise an gängige Lebenssituationen: „Schüttel sie doch nicht so! Das ist ein Baby und kein Kasten Bier!“ — „Glaub mir, ein Kasten Bier wäre das letzte, was ich schütteln würde.“ Jessica erfährt von ihrer Schwangerschaft am Tag vor der Geburtstagsfeier ihrer Mutter: „Mist, dann kann ich ja morgen nicht mal saufen. Ist ja schon betrunken kaum zu ertragen.“ Ihrem Freund scheint die vermeintlich frohe Kunde derweil mehr zuzusetzen als ihr: „Wieso musst du die ganze Zeit kotzen? Ich bin doch schwanger!“ Und die besorgniserregenden roten Flecken, die Katja an Claudias Baby entdeckt und für Neurodermitis hält, erklärt Claudia lapidar so: „Das ist keine Neurodermitis. Das sind Druckstellen, weil Robert sie schlägt.“

Die größere Überraschung am heutigen Comedyabend ist dennoch die schöne neue Heiner-Lauterbach-Serie Mitten im Leben eine halbe Stunde früher, in der interessanterweise doppelt so viele Kinder vorkommen wie in Kinder Kinder. Und dank Alles Betty ist Kinder Kinder nicht einmal der Serienneustart mit dem dämlichsten Titel des Tages.

Kinder Kinder, freitags, 21.45 Uhr bei RTL.

Alte Nacht

Das ZDF bereitet dem Alten einen nächtelangen Abschied: Zwei Tage vor Rolf Schimpfs Abschied zeigt das ZDF heute Abend um 23.30 Uhr noch einmal seinen ersten Fall von 1986 und vier weitere alte Alte-Folgen. Die letzte neue kommt am Freitag um 20.15 Uhr.

Altersvorsorge

Heißa, meine Damen und Herren, hier etwas Eigensächliches: Das Buch zum Onlineauftritt… ähm, oder umgekehrt, aber egal. Jedenfalls: Das gedruckte Fernsehlexikon ist jetzt endlich auch erschwinglich zu haben! Für den bisherigen Preis können Sie es ab sofort gleich zweimal kaufen (und wenn es nach uns geht, sollten Sie das unbedingt tun!), und haben selbst dann noch zehn Euro übrig. Wenn Sie also mit jemandem zusammenlegen, der auch zwei Fernsehlexika gekauft hat, können Sie gemeinsam noch ein fünftes kaufen! (Ja! Ja! Ja!) Das Buch ist übrigens „DER Geschenktipp“, habe ich früher mal in einer Anzeige gelesen.

Also: Nicht warten! Jetzt, gleich hier bestellen! Für nur noch 19,95 €! Am liebsten bei unseren Freunden von Amazon. Die Konkurrenz von BOL zum Beispiel versucht es allen Ernstes weiterhin für 43,11 €.

P.S.: Alle Links im Text führen schamlos zur gleichen Seite. Bietet sich deshalb auch als lustiges Bürospiel an: Stochern Sie wild und blind im Text herum und wetten Sie, wie oft Sie zu Amazon geleitet werden. Wenn Sie richtig getippt haben, können Sie sich ja zur Belohnung ein weiteres Fernsehlexikon kaufen.

Altersweisheit

Johannes Heesters erklärt, warum er auf der Bühne gelegentlich mal etwas vergisst:

Ich bin schließlich keine hundert mehr.

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