Surface — Unheimliche Tiefe

2006 (Pro Sieben). 15-tlg. US-Mysteryserie von Josh und Jonas Pate („Surface“; 2005 – 2006).

Die Meeresbiologin Laura Daughtery (Lake Bell) entdeckt im Pazifik gefährliche Wasserkreaturen, die ihr – und der Öffentlichkeit – bisher unbekannt waren. Gleichzeitig machen der Teenager Miles Barnett (Carter Jenkins) und der Hobbytaucher Rich Connelly (Jay R. Ferguson) in völlig anderen Gegenden ähnliche Beobachtungen. Laura will der Sache nachgehen, wird aber von ganz oben behindert. Es stellt sich raus, dass die Behörden Bescheid wissen, die Angelegenheit aber vertuschen. Die Verschwörung führen Davis Lee (Ian Anthony Dale) und der Wissenschaftler Dr. Aleksander Cirko (Rade Šerbedžija) an. Derweil erobern einige der Viecher bereits das Land.

In den USA floppte die Serie und wurde nach nicht einmal einer Staffel abgesetzt, in Deutschland war sie überraschend erfolgreich. Pro Sieben zeigte im Sommer 2006 montags ab 20.15 Uhr jeweils zwei Folgen, und der Erfolg animierte den Sender dazu, in der Folgezeit weitere gefloppte Mysteryserien zu zeigen, darunter Invasion und Jericho – Der Anschlag.

18 — Allein unter Mädchen

2004–2007 (ProSieben). 20-tlg. dt. Comedyserie von Hansjörg Thurn.

Die Teenager Jo (David Winter), Leo (Bert Tischendorf), Maus (Tim Sander) und Toby (Nicolas Kantor) werden als einzige Jungs am Mädcheninternat Heiligendorf aufgenommen – ein Feldversuch des Ministeriums, den Schuldirektorin Dr. Agnes Mensendiek (Annekathrin Bürger) am liebsten so schnell wie möglich beenden möchte. Die Schülerinnen Billy (Susan Hoecke), die Internatssprecherin, und die lesbische Vera (Hannah Herzsprung) sehen das auch so und machen den Jungs ihr geglaubtes Paradies zur Hölle.

Nett gemeinte Serie voller Klischees. Sie entstand in der Folge des eigenproduzierten Pro-Sieben-Films „Seventeen – Mädchen sind die besseren Jungs“, in dem Winter und Sander bereits die gleichen Rollen gespielt hatten. Sie lief montags um 22.15 Uhr. Der Film war ein großer Erfolg. Nur der Film. Trotzdem drehte Pro Sieben nach zehn Teilen noch eine zweite Staffel, die werktags am Vorabend laufen sollte, aber nach der erfolglosen Wiederholung der ersten Staffel auf diesem Sendeplatz kurzfristig abgesetzt wurde. Sie wird erst im Sommer 2007 samstags nachmittags gezeigt.

Sternstunde

Im gleichen „Stern“, in dem sich Horst Seehofer für eine Karriere in der Erpressungsbranche empfiehlt, steht auch ein toller Text von Till Raether über Jörg Pilawa, der im vergangenen Jahr 230 Fernsehsendungen moderiert hat.

Ein Auszug:

Für das laufende Jahr hat er den Vorsatz, etwa 10 bis 20 Sendungen weniger zu machen: „Das heißt, ich bin dann irgendwann eindeutig unter 200 Sendungen, und das ist im Vergleich zu einst 270 oder 280 Sendungen im Jahr schon eine Steigerung der Lebensqualität.“ Hiermit meint Pilawa die Steigerung seiner eigenen Lebensqualität, nicht die der Fernsehzuschauer.

Schlagwörter:
Michael, 2. Juni 2007, 20:43.

Show ging doch nicht an die Nieren

Und plötzlich sind alle erleichtert und sogar voll des Lobes. Alle, die eben noch lauthals Zeter und Mordio keiften.

Sie haben von dieser ominösen Endemol-Show gehört, in der im niederländischen Fernsehen eine todkranke Frau darüber entscheiden sollte, wer von drei Bewerbern ihre Niere erhält? Ja… Schwamm drüber.

Die Show war ein Bluff. Eine Inszenierung. Erfunden. Eine PR-Aktion. Und dadurch plötzlich doch eine ganz nützliche Veranstaltung, die für Organspenden warb. Die vermeintlich Todkranke war eine Schauspielerin. Die Nierenpatienten waren echt, aber eingeweiht, was dem Zweck vermutlich noch mehr diente, als wenn auch dies Schauspieler gewesen wären. Auf diese Weise fehlte der Show der als menschenverachtender Organhandel kritisierte Aspekt, brachte den Zuschauern aber dennoch das Schicksal dreier Menschen näher, die auf eine Spenderniere angewiesen sind und warten. Vielleicht hat der ein andere Zuschauer nun beschlossen, doch Organspender zu werden. Heute ist übrigens der „Tag der Organspende“.

Der Blick in die Fernsehgeschichte bringt auch in Deutschland drei Beispiele zu Tage, mit denen die Zuschauer gefoppt wurden. Zweimal, weil sie’s nicht kapiert haben (Das Millionenspiel und Smog), und einmal mit Absicht (Private Life Show). Die drei Texte aus dem Buch gibt’s jetzt frisch online.

Michael, 2. Juni 2007, 09:01.

Private Life Show

1995 (ARD). Diese Sendung wurde als spektakuläre neue Show-Reihe und „hemmungsloser Seelenstriptease“ angekündigt, war aber in Wirklichkeit eine einmalige Satire von Michael Seyfried. In der fiktiven Show gehen Kandidaten mit Messern aufeinander los und prügeln sich, am Ende wird der Moderator (Burkard Driest) erstochen. Wie schon 25 Jahre zuvor Das Millionenspiel kritisierte die Private Life Show die immer drastischer werdenden Sendeformate im kommerziellen Fernsehen. Und wie damals durchschauten viele die Satire nicht. Einige der entsetzten Zuschauer alarmierten während der Ausstrahlung am späten Samstagabend die Polizei. Am darauffolgenden Montag musste der Saarländische Rundfunk mit der Erklärung an die Presse gehen, dass es sich um einen Fernsehfilm gehandelt habe.

Das Millionenspiel

1970 (ARD). Hellseherischer Fernsehfilm von Wolfgang Menge nach einer Sciencefiction-Kurzgeschichte von Robert Sheckley, in dem eine fiktive Spielshow gezeigt wird, bei der der Kandidat Bernhard Lotz (Jörg Pleva) Millionär werden kann, wenn er eine Hetzjagd durch Profikiller, angeführt von Köhler (Dieter Hallvorden), lebend übersteht. Der Moderator (Dieter Thomas Heck) ruft: „Toi, toi, toi den Killern und alles Gute dem Gehetzten!“

Viele Zuschauer missverstanden die Sendung als tatsächliche Spielshow und bewarben sich als Kandidaten. Erst nach 32 Jahren im Giftschrank wurde das Fernsehspiel 2002 im WDR wiederholt.

Smog

1973 (ARD). Fernsehspiel von Wolfgang Menge, in dem es um die fiktive Bedrohung durch verseuchte Luft ging. Viele Fernsehzuschauer hielten den Film für einen Tatsachenbericht und gerieten in Panik.

Menge musste es bereits gewohnt gewesen sein, dass man seine Fiktion ernst nahm. Seine Spielshow-Satire Das Millionenspiel drei Jahre zuvor hatten viele Zuschauer ebenfalls für die Realität gehalten.

Neuer Senderslogan?

Germany’s Next Topmodel (oder wie die Trailerstimme immer zu artikulieren schien: „Jeremy’s Next Topmodel“) ist endlich zu Ende, ab heute gibt es deshalb… (Trommelwirbel): Germany’s Next Topmodel! Und zwar aufregende Specials mit dem Untertitel „Was keiner sah“.

„Was keiner sah“ ist ein schönes Motto, unter dem Pro Sieben auch schon Lotta In Love, Dr. Psycho und Weeds zeigte.

Anschließend spielt Stefan Raab schon wieder mit Freunden Poker. Da sehen wir dann die größten Bluffs seit „We love to entertain you“.

Michael, 31. Mai 2007, 07:24.

Unentgeltliche Produktplatzierung

Mein Freund und Kollege Kai Karsten ist ein großer Fan von Grey’s Anatomy, was für mich nicht nachvollziehbar ist. Und das ist auch schon der fadenscheinige Fernsehzusammenhang, der vordergründig diesen Eintrag rechtfertigen soll, der aber eigentlich nur der plumpe Hinweis darauf ist, dass Kai Karsten ein wunderbares Buch geschrieben hat, das zwar fast nichts mit Fernsehen zu tun hat (außer dem Kapitel über Fernbedienungen), aber jetzt erhältlich ist.

Wenn Sie also sowieso gerade das Fernsehlexikon kaufen, packen Sie sich doch „Das Leben ist kein Lolli“ gleich mit ein. Und wenn nicht, dann auch.

Schlagwörter:
Michael, 30. Mai 2007, 12:17.

Selten so gelacht

Sagt der Sat.1-Geschäftsführer Matthias Alberti zum „Spiegel“:

Wir zerstören die Loyalität der Zuschauer, wenn wir immer schon nach ein paar Folgen die Reißleine ziehen.

Eine Riesenpointe, die den Sat.1-Funfreitag womöglich im Alleingang gerettet hätte.

Schlagwörter:
Michael, 29. Mai 2007, 18:54.
Blättern:  1 ... 212 213 214 215 216 ... 270


Das Buch

die Autoren

Weitere Bücher

New York für Fern-SeherDie kleine House-Apotheke

Links