Ellenlange Nacht — live

Also gut, ich habe bis 14 Uhr geschlafen. Das müsste eigentlich reichen, um die Oscar-Verleihung im halbwegs wachen Zustand zu überstehen. Vielleicht hätte ich sicherheitshalber nicht anfangen sollen, Bienzle zu gucken.

Ab 1 Uhr werde ich hier die Werbepausen mit erwähnenswerten Ereignissen vollbloggen. Falls es solche gibt.

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Michael, 25. Februar 2007, 20:49.

Ellenlange Nacht

Ellen DeGeneres verheddert sich gern im roten Faden ihrer Alltagsbeobachtungen und hört dann so schnell nicht mehr auf. Sie redet und redet ohne Punkt und Komma und kommt dabei, wie meine Oma sagen würde, von Kuchenbacken auf Arschbacken.
Auch Ellen spricht über ihre Oma.

Als sie 60 war, fing meine Oma an, jeden Tag fünf Meilen zu gehen. Heute ist sie 93 und wir haben nicht den blassesten Schimmer, wo sie inzwischen ist.

Oder über die Schöpfung.

Mehr Angst als vor Außerirdischen habe ich davor, dass es keine gibt. Wir können doch nicht das Beste sein, was die Schöpfung zu bieten hat.

Oder Preisverleihungen.

Ich glaube, alles in allem ist es nicht so wichtig, ob man einen Emmy gewinnt. Wir müssen unsere Prioritäten zurechtrücken. Wir wissen doch alle, was im Leben wirklich wichtig ist. Einen Oscar zu gewinnen!

In der Nacht zum Montag wird Ellen DeGeneres zwar keinen Oscar gewinnen, darf die Verleihung aber zum ersten Mal moderieren. In Deutschland ist sie am ehesten aus der nach ihr benannten Sitcom Ellen bekannt, in den USA inzwischen viel mehr als Komikerin und Moderatorin. Seit September 2003, nach einer fehlgeschlagenen weiteren Sitcom, moderiert sie „The Ellen DeGeneres Show“, eine werktägliche Talk-Comedy-Variety-Frauenshow mit prominenten Gästen und vielen klassischen Late-Night-Elementen, die in den größten Teilen des Landes vormittags oder nachmittags ausgestrahlt wird. Damit trat ihr Starstatus in eine völlig neue Größenordnung ein. Spätestens seitdem ist sie unangefochten. Sie ist der Sonnenschein der Nation.
In allen drei Jahren ihres Bestehens wurde die Show mit dem Emmy als beste Daytime-Talkshow ausgezeichnet, in den vergangenen zwei Jahren Ellen selbst noch zusätzlich als beste Moderatorin.

Zweimal moderierte sie die Primetime-Emmys, 2001 und 2005. Beide Male hatte das Land gerade eine nationale Katastrophe hinter sich – den 11. September bzw. Hurrikan Katrina. Ellen kommt aus New Orleans. Und beide Male wurde sie in höchsten Tönen gelobt, weil sie den exakt den richtigen Ton fand, und dabei trotzdem für einen witzigen, bestens gelaunten Abend sorgte.
Wenn sie mit ihrem Stand-up-Comedyprogramm tourt, füllt sie riesige Säle wie die 2700 Menschen fassende Avery Fisher Hall im New Yorker Lincoln Center. Dass ich in einer der hinteren Reihen eingeschlafen bin, lag wirklich nicht an ihr. Ich war einfach sehr, sehr müde.

In der Oscarnacht gebe ich mir eine zweite Chance. Die Oscar-Verleihung beginnt am frühen Montag um 2.30 Uhr auf Pro Sieben. Im Gegensatz zu den Emmys habe ich zwar keinen einzigen der Nominierten gesehen, denn ginge ich ins Kino, könnte ich ja was im Fernsehen verpassen. Aber wer gewinnt, ist ohnehin egal. Amerikanische Preisverleihungen wie die Emmys und die Oscars sind aus mehreren Gründen auch über etliche Stunden kurzweilig: Die Laudationes sind eher unterhaltsam als staatstragend, und selbst die Dankesreden sind es manchmal, weil viele in Komik geschulte Schauspieler wissen, dass die Zuschauer sonst noch vor der nächsten Werbepause umherzappen werden. Und schließlich werden sie nicht von Thomas Gottschalk moderiert, sondern von lustigen Menschen.

Ellen DeGeneres wird das fantastisch machen. Falls ich doch einschlafe, lasse ich sicherheitshalber eine Aufnahme mitlaufen. In der Avery Fisher Hall wäre das illegal gewesen. Ich halte Sie auf dem Laufenden.

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Michael, 24. Februar 2007, 21:41.

Die Letzten werden die Vorletzten sein

Sieben Wochen nach dem großen Finale zeigt das Erste am Sonntagabend den letzten neuen Tatort mit Dietz-Werner Steck als Kommissar Bienzle, weil die ARD den vorletzten Fall für einen besseren Abschluss der Reihe hält als den eigentlichen letzten.

15 Jahre währte die Ära Bienzle, und ein anderer Kommissar als der gemächliche Schwabe hätte das gleiche Pensum vielleicht in sechs Jahren durchgezogen. Doch mit seinem Abschied scheidet auch eine der letzten Spuren des ursprünglichen Tatort-Konzepts dahin, die Ermittler erkennbar regional zu verankern. Nach uns die Hochdeutschen.

Die private Fanseite tatort-fundus.de würdigt Bienzle zum Abschied mit einem riesigen und sehr schönen Special.

Nachtrag Sonntag, 21.45 Uhr:

Na schön, Bienzle rastete einmal aus, packte einen Verdächtigen am Kragen, schüttelte ihn und schrie ihn an. Betrachtet man die anderen laaaangen 88 Minuten, verabschiedete sich Bienzle mit einem depressiven Kammerspiel, das fast komplett mit trauriger Klaviermusik unterlegt war. Ich bleibe dabei: Hätte man als letzten Bienzle-Tatort auch den letzten gezeigt, wäre das ein würdiger Abschluss gewesen. So leider nicht. Und warum die Folge „Bienzles schwerster Fall“ hieß, weiß ich auch nicht. Er brauchte wie immer nur knapp 90 Minuten, bis der Fall gelöst war.

Kurz vor Schluss sagte übrigens der gefasste Mörder: „Ich bin froh, dass es vorbei ist“. Soso.

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Michael, 24. Februar 2007, 21:41.

Schmidt auf der Kippe

Der Ladenschluss weicht immer mehr auf, ein Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen und Gaststätten ist plötzlich sehr wahrscheinlich, und sogar das Fernsehprogramm wird besser. Es gibt also immer weniger Gründe auszuwandern, was das Ende für eine erfolgreiche Dokusoap bedeuten könnte.

Eine Frage bleibt: Gelten auch Fernsehstudios als öffentliche Einrichtungen? Und wenn ja, werden wir Helmut Schmidt dann nie mehr im Fernsehen sehen? Das wiederum wäre schade.

Michael, 23. Februar 2007, 23:32.

Sechs Thesen zu Lutter

• Joachim Król ist ein sehr populärer Schauspieler, der ZDF-Samstagskrimi eine beliebte Sendeform. Wenn Herr Król also im neuen Samstagskrimi Lutter die Hauptrolle spielt, kann eigentlich nichts schiefgehen.

• Irgendwann wird ein Fernsehkommissar total crazy aus dem Rahmen fallen, der ganz normal Dienst nach Vorschrift macht und den Mörder trotzdem fängt. Lutter jedenfalls ist wieder einer dieser unkonventionellen Ermittler, die in Krimis ein derartiges Monopol haben, dass dies schon wieder sehr konventionell ist.

• Wirtschaftskriminalität als Samstagabend-Unterhaltung ist einfach nicht sexy.

• 45 oder 60 statt 90 Minuten würden auch reichen.

• Der zweite Fall, den das ZDF am 17. März zeigt, ist wesentlich kurzweiliger und durchschaubarer und hätte sich zum Start besser geeignet.

• Joachim Król ist aber nicht nur ein sehr populärer, sondern auch ein hervorragender und sehr sympathischer Schauspieler, dem man trotz allem gern zusieht, egal was er spielt.

Lutter, Samstag um 20.15 Uhr im ZDF.

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Michael, 23. Februar 2007, 16:56.

Offene Hose

Vielen Dank für den Vorschlag, der mich am Abend erreichte, doch mal was über Big Brother zu bloggen.

Stimmt, das kommt ja wieder.

Gut, das wäre erledigt.

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Michael, 22. Februar 2007, 02:00.

Bleiben Sie doch einfach dran!

Also gut. Die Quoten für Die Familienanwältin waren nicht berauschend und die Werbeblöcke nicht ausgebucht. Keine guten Zeichen. Schon wird Kritik am Sendeplatz laut, auf dem zuvor schon Im Namen des Gesetzes nur mäßig erfolgreich, aber immerhin etwas erfolgreicher war. Auf diesem Sendeplatz sei die Serie zum Abschuss freigegeben, befindet zum Beispiel unser Leser Thomas, RTL wolle eine dritte Staffel verhindern und setze die Serie deshalb auf den „Todes-Slot“, mutmaßt Marius in einer Mail an unsere Antworten-Rubrik.

Genau. Als würden Sender für teures Geld Serien produzieren, um sie dann gezielt einem Misserfolg auszusetzen. Viele Programmverantwortliche mögen zwar aus Ungeschick oder Arroganz gegenüber dem Publikum erfolgversprechende Sendungen gegen die Wand fahren, aber so bescheuert, dass sie dies sogar mit Absicht täten, sind sie auch wieder nicht.

Der Sendeplatz an sich dürfte eigentlich nicht das Problem sein, er ist de facto der beste, den RTL hat. Direkt vorher läuft mit Wer wird Millionär? die im Gesamtpublikum erfolgreichste Sendung des Senders, die auch bei der Zielgruppe noch einigermaßen populär ist, über die sich die Werbewirtschaft ein zweites Loch in den Bauch freut, und eigentlich müsste sich jeder wünschen, danach an den Start gehen zu dürfen. Zur Verdeutlichung: Sabine Christiansen hat ja nicht deshalb so viele Zuschauer, weil sie so toll ist und die Menschen gezielt für sie einschalten, sondern weil viele Tatort-Zuschauer einfach dranbleiben. Von diesem Überschwapp-Effekt profitierte Mariele Millowitsch einst selbst. Ihre Serie Nikola hatte ihre erfolgreichste Phase, als sie nach Wer wird Millionär? gezeigt wurde.

Das Problem ist möglicherweise, dass die vergangenen drei Monate noch nicht ausgereicht haben, um die Zuschauer wieder daran zu gewöhnen, dass montags um 21.15 Uhr bei RTL überhaupt etwas Interessantes kommen könnte. Zehn Jahre Hinter Gittern – Der Frauenknast haben Spuren hinterlassen, die nicht einfach so in einem Quartal weggewischt werden können. Millionen Menschen haben ihre Sehgewohnheiten seit den 90er-Jahren gezielt um diesen Sendeplatz herummanövriert. Natürlich war Hinter Gittern lange Zeit sehr erfolgreich, doch die Schnittmenge mit potentiellen Zuschauern der Familienanwältin dürfte nicht allzu groß sein. Dass viele Zuschauer von Wer wird Millionär? sich auch für Die Familienanwältin interessieren könnten, erscheint dagegen gar nicht so abwegig.

Vielleicht muss man also einfach den Tatsachen ins Auge sehen. Vielleicht liegt es an der Serie selbst. Vielleicht ist sie zu düster, um die Massen anzusprechen. Vielleicht sähen die Zuschauer Mariele Millowitsch lieber wieder in komischen Rollen. Fakt ist, dass Die Familienanwältin auch auf ihrem alten Sendeplatz nur durchschnittliche Zuschauerzahlen hatte. Und auf dem läuft heute Dr. House so erfolgreich wie sonst nur Freibier.

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Michael, 20. Februar 2007, 12:20.

Karneval ist eben kein Spaß

Dass es bei Karnevalssitzungen regelmäßig zu Eklats kommt, sind wir ja längst gewohnt. Zuletzt zum Beispiel Anfang des Monats, als während der Verleihung des „Ordens wider den tierischen Ernst“ nach dem Dafürhalten Wichtiger der Name der Fluggesellschaft Air Berlin zu häufig genannt wurde (was einigermaßen logisch erscheint, da deren Chef doch mit dem Orden geehrt wurde und diese Ehrung der einzige Zweck der ganzen Veranstaltung war), woraufhin der WDR beschloss, die Sendung nicht mehr live und nur noch im dritten Programm zu zeigen und sich der Hauptsponsor Zentis zurückzog. Aber natürlich auch schon früher, und besonders gern bei den Mainzer Sitzungen.

Heute war auch ein Rosenmontagsumzug betroffen, also die an sich lustigere Hälfte des Karnevals. Ein Motivwagen in Düsseldorf zeigte zwei gleich aussehende Mullahs, beide bis an die Zähne bewaffnet, von denen einer mit „Klischee“ und der andere mit „Wirklichkeit“ beschriftet war. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland beschwerte sich bereits über die hetzerische Provokation, was man ja nachvollziehen kann. Wie gesagt: Karneval ist eben kein Spaß.

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Michael, 19. Februar 2007, 22:18.

Hellsehen mit Mike Krüger

Heute Abend läuft die zweite Folge von Der Comedy-Flüsterer, die Kabel-1-Show, in der zwei verkleidete Prominente vor versteckter Kamera nach den Anweisungen von Mike Krüger grausame Spiele mit unschuldigen Opfern treiben. Und wer nach knapp einer Stunde immer noch zuguckt, wird für sein Durchhaltevermögen (oder die Klugheit, gerade erst eingeschaltet zu haben) dadurch belohnt, dass er für 50 Cent anrufen und aus den beiden Prominenten den „Lockvogel der Woche“ wählen darf und möglicherweise sogar noch was gewinnt. Der Sieger-Promi freut sich dann total und der andere guckt ein bisschen bedröppelt.

Und das ist doch erstaunlich, denn selbstverständlich ist Der Comedy-Flüsterer keine Live-Sendung. Woher wusste Mike Krüger also schon bei der Aufzeichnung der heutigen Sendung, ob die Zuschauer Lucy von den No Angels besser finden würden als Thomas Anders? Oder haben die das vorher einfach ausgelost (kann ja von außen eh niemand kontrollieren, wie das Publikum wirklich abgestimmt hat)?

Die Kabel-1-Sprecherin ist dann aber ein bisschen empört, dass man ihrem freundlichen kleinen Sender so einen Zuschauerbetrug zutraut. Nein, sagt sie, natürlich sei der „Lockvogel der Woche“, der da ausgezeichnet wird, exakt der, den das Publikum gewählt hat. Bei der Aufzeichnung werden einfach zwei Fassungen vom Ende der Sendung gedreht. Einmal gewinnt der eine, einmal der andere, und je nach Zuschauervotum hängt der diensthabende Kabel-1-Techniker am Abend der Ausstrahlung den passenden Schluss an.

Hm. Vielleicht bin ich altmodisch oder naiv, aber das ist doch Käse. Welchen Sinn hat es denn, den Gewinner zu küren, wenn ich nicht einmal sehen kann, wie er sich über seinen Gewinn freut, sondern nur, wie er spielte, wie er sich freuen würde, wenn er gewinnen täte? Ruft dann morgen wenigstens noch jemand bei Lucy an und sagt ihr: „Hey, Lucy, ich weiß nicht, ob du’s gesehen hast… nicht? okay, jedenfalls: Die Zuschauer haben mehrheitlich für dich gestimmt und wir mussten nicht die Fassung ausstrahlen, in der du enttäuscht guckst, weil du nicht gewonnen hast.“ Oder wird sie es womöglich nie erfahren, dass sie „Lockvogel der Woche“ war?

Was kommt als nächstes? Sind vielleicht schon alle Finalshows von Deutschland sucht den Superstar fertig aufgezeichnet und RTL muss je nach Zuschauervotum nur noch die einzelnen Gewinner- und Verlierergesichter korrekt zusammenpuzzeln?

Okay, ich reg mich wieder ab. Natürlich ist es vollständig egal, wer „Lockvogel der Woche“ war oder wird. Fairerweise könnte man das natürlich auch den Zuschauern sagen. Und um trotzdem Einnahmen aus den Telefonanrufen zu generieren, könnte man einfach sagen: „Rufen Sie jetzt für 50 Cent an, wenn Ihnen diese Sendung gefallen hat.“

…ah, halt, ich sehe, warum das nicht funktionieren würde.

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Stefan, 19. Februar 2007, 16:33.

Nur eine kleine Erinnerung

Für die Kölnerin Dr. Mariele Millowitsch muss es unbefriedigend sein, dass die neuen Folgen ihrer Serie Die Familienanwältin ausgerechnet am Rosenmontag starten, wenn in ihrer Heimatstadt kaum jemand zu Hause sein wird — und die wenigen anderen vermutlich schon ziemlich benebelt schlafen werden. Oder beides.
Andererseits ist ein besseres Alternativprogramm zu Kamelle und Konfetti kaum vorstellbar, denn unkarnevalistischer als Die Familienanwältin geht’s nicht.
Die zweite Staffel beginnt am Montag um 21.15 Uhr bei RTL.

Michael, 18. Februar 2007, 18:39.
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