Die spinnen, die Kakerlaken
Lorielle London. Die Antwort auf der Frage nach der Dschungel-Heulsuse 2009 war schon mal einfach und ist keine Überraschung. Auch nicht, dass Lorielle von den Zuschauern für die nächste Dschungelprüfung bestimmt wurde, denn wir sind schließlich alle gemein.
Vorn von links: Michael Meziani, Giulia Siegel, Lorielle London: hinten von links: Norbert Schramm, Günther Kaufmann, Ingrid van Bergen, Peter Bond, Christina „Mausi“ Lugner, Nico Schwanz, Gundis Zámbó.
Foto: RTL / Stefan Menne
Was war sonst nocht bemerkenswert in der Staffelpremiere von Ich bin ein Star – holt mich hier raus!?
Als Ingrid van Bergen sagte:
Das schlimmste Problem ist für mich immer, wenn ich sehe, wie jemand ungerecht ist. (…) Ich kann bei meiner Einmischung schon härter werden.
Dann holt sie nämlich ihre als Luxusartikel mitgebrachte Knarre hervor und knallt denjenigen ab, und Günther Kaufmann gesteht die Tat. Könnte also spannend werden. Falls van Bergen verfehlt, hat Gundis Zámbó für alle Fälle als Luxusartikel einen Strick dabei. Die Sache mit Strick ist wirklich wahr, keine Ahnung was sie damit vorhat.
Ingrid van Bergen ist mit 77 Jahren die bisher älteste Teilnehmerin eines Dschungelcamps, und Mausi Lugner offenbar die jüngste. Sie kann höchstens zehn sein, denn sie kichert jedes Mal, wenn sie den Namen Nico Schwanz hört.
Schwanz sagt von sich selbst: „Ich habe Steherqualitäten“ und sieht nicht so aus, als habe er den Witz verstanden, den er gerade gemacht hat. Von der Sorte kommen noch mehr, aber Dirk Bach begreift wenigstens, was er meint, wenn er fragt: „Ist auch ein Nico Schwanz hart genug für die Dschungelprüfung?“
Lorielle und Giula Siegel zicken sich noch vor der Abreise ins Camp an. Es geht um unterschiedliche Auffassungen, wer am Vorabend über wen gelästert habe. Dirk Bach stellt fest:
Wahnsinn, die sind noch nicht aus dem Hotel raus, und es ist schon mehr passiert als beim letzten Mal.
Vielleicht sollte die nächste Staffel einfach im Hotel stattfinden.
Mein neuer Favorit und damit Nachfolger von Bata Illic als gemütlicher Sympathieträger ist Günther Kaufmann, auch wenn er vielleicht nicht ganz so bescheiden auftritt wie Bata. Und selbst?
Die Stein
Seit 2008 (ARD). Dt. Schulserie von Gabriele Herzog und Scarlett Kleint.
Die Stein (Julia Stemberger), Vorname Katja, tritt ihre neue Stelle als Lehrerin an der Heinrich-Heine-Schule an und trennt sich noch am gleichen Abend von ihrem untreuen Mann Oliver (Konstantin Graudus), damit die Serie beginnen kann. Nach obligatorischer anfänglicher Abneigung mögen die Schüler ihre neue Klassenlehrerin schnell, und neue Männer tun sich auch bereits am Horizont auf. Der Schulleiter Alexander Fumetti ist eigentlich gar nicht so neu: Mit ihm hatte Katja früher mal was, und er ist auch heute noch ein Frauenheld, weshalb es ordentlich Reibungsfläche gibt. Seine Aktuelle ist die Referendarin Victoria Treff (Ivonne Schönherr). Der richtige Neue ist Stefan Hagen (Jochen Horst), der einen Reiterhof in der Nähe des Landhotels besitzt, das Katja bis eben noch mit ihrem Mann geführt hat. Katjas immer essende Kollegin Renée Reinhardt (Petra Kleinert) wird schnell eine gute Freundin und Katjas Schwester Karola König (Katja Studt) noch schneller eine schlechte Schwester, denn mit ihr hatte Oliver Katja betrogen. Katjas Eltern Christa (Annekathrin Bürger) und Ulrich (Klaus Manchen) sind zunächst auch keine große Hilfe, bemühen sich dann aber und kaufen das Hotel. Es ist der gute Wille, der zählt.
Biedere Serie mit verstaubten Klischees, die genauso gut aus den frühern 90er-Jahren stammen könnte. Die 45-minütigen Folgen liefen dienstags um 20.15 Uhr und hatten Quoten wie in den 90er-Jahren, als es nur halb so viele Sender gab.
Die Steinzeit-Kinder
2007 (ARD). 3-tlg. Reality-Doku-Soap, die sich näher mit den sechs Kindern aus der Reihe Steinzeit – Das Experiment befasste und wie sie die zweimonatige Zeitreise bewältigten. Lief entsprechend im Kinderprogramm und startete schon einen Tag vor der eigentlichen Reihe.
Die stillen Stars
1986–1994 (ZDF). „Nobelpreisträger privat gesehen“. Gesprächsreihe, in der Frank Elstner Nobelpreisträger zu Hause oder an ihrem Arbeitsplatz interviewte.
Das ZDF zeigte die Reihe alle 14 Tage am späten Montagabend, zeitweise auch im Nachmittagsprogramm. Insgesamt liefen 113 Folgen.
Die Straßen von San Francisco
1974–1979 (ZDF); 1989–1990 (Pro Sieben); 1994 (Kabel 1). 120‑tlg. US-Krimiserie von Edward Hume nach dem Roman „Poor, Poor Ophelia“ von Carolyn Weston („The Streets Of San Francisco“; 1972–1977).
Die Straßen von San Francisco sind steil und stellenweise kurvig, wodurch eine Autoverfolgungsjagd nicht langsamer wird, aber mehr Blechschäden fordert. Der alte Polizeiveteran Lieutenant Mike Stone (Karl Malden) und der junge Inspektor Steve Heller (Michael Douglas) bilden gemeinsam ein Team bei der Polizei von San Francisco. Stone hat seine ganze Erfahrung in mehr als 20 Dienstjahren auf der Straße gesammelt, Heller hat studiert. Jetzt ist er heiß darauf, das in der Theorie Erlernte in der Praxis umzusetzen. Sie haben Respekt voreinander, Stone kümmert sich um seinen Ziehsohn, und Heller blickt zu ihm auf. Gemeinsam suchen und verfolgen sie Verbrecher, gehen gegen Zuhälter, Betrüger, Drogendealer und Mörder vor und fahren in ihrem Dienstwagen durch San Francisco, Heller auf dem Beifahrersitz. Zum Revier gehört ferner Lieutenant Lessing (Lee Harris). Zu Beginn der fünften Staffel wird Heller angeschossen und scheidet aus dem Polizeidienst aus, um an der Berkeley University Kriminologie zu unterrichten. Inspektor Dan Robbins (Richard Hatch) wird Stones neuer Partner. Jean (Darleen Carr) ist Mikes erwachsene Tochter.
Michael Douglas‘ Rollenname wurde bei der Synchronisation geändert. Aus dem Originalnamen Steve Keller wurde in der deutschen Fassung Steve Heller, denn einen Kommissar Keller gab es bereits: in der Serie Der Kommissar. Bei nur zwei Sendern und entsprechend wenigen Serien insgesamt war man damals noch bemüht, Dopplungen bei den Namen der Hauptfiguren zu vermeiden.
Michael Douglas, beim Serienstart 27 Jahre alt, wurde durch die Serie berühmt und machte in der Folge eine Weltkarriere als Filmstar. Als Karl Malden Anfang 2004 von der Schauspielergewerkschaft Screen Actors Guild für sein Lebenswerk geehrt wurde, hielt Douglas die Laudatio.
Die Straßen von San Francisco war eine der wenigen US-Serien, von denen das ZDF nicht nur die sonst üblichen 13 Folgen zeigte, sondern immerhin ganze 100. Alle waren knapp eine Stunde lang und liefen erfolgreich im Abendprogramm nach 21.00 Uhr, oft erst nach 22.00 Uhr. Wiederholungen waren Anfang der 80er-Jahre am Vorabend zu sehen. Die Folgen stammten aus allen fünf Staffeln, zwischendurch wurden aber 20 ausgelassen. Die meisten davon wurden erst zehn Jahre später auf Pro Sieben erstmals gezeigt, zwei noch fehlende reichte Kabel 1 nach. 1992 entstand ein neuer Fernsehfilm aus der Reihe mit dem mittlerweile 80‑jährigen Karl Malden in der Rolle des Mike Stone, der 1993 bei RTL lief. Ein erfolgloser Spin-off der Serie war Superstar.
Die Strandclique
1998–2002 (ARD). 39‑tlg. dt. Abenteuerserie.
Die Freunde Mark Röders (Marco Girnth), Ann Petersen (Lisa Karlström), Björn Sagmeister (Patrick Bach), Viola Kimmling (Eva Habermann) und Rai Bartholdy (Steffen Groth), alle Mitte 20, sind die Strandclique. Gemeinsam bauen sie am Strand von St. Peter-Ording ein Camp, in dem junge Leute wohnen können. Im Pfahlbau leben alle außer Ann. Sie war früher Marks große Jugendliebe. Nach anfänglicher Distanz werden sie nun ein Paar. Frauenliebling Mark ist der Anführer der Truppe. Zusammen mit seiner Mutter Hilke (Eva Scheurer) kümmert er sich seit dem Tod des Vaters um seinen zwölfjährigen Bruder Lukas (Maxi Villwock). Rai hat für eine Mark die Surfschule gekauft, als sie vor der Pleite stand. Andere Bewohner aus der Umgebung sind Gunnar (Hermann Toelcke) und Svenja Haagenkamp (Henrike Fehrs).
Die Strandclique war quasi die Nachfolgeserie von Gegen den Wind. Auch sie spielte in St. Peter-Ording und handelte vom Strand und vom Surfen. Marco Girnth hatte bereits in Gegen den Wind mitgespielt, bekam aber in der neuen Serie eine andere Rolle.
Die Folgen der ersten beiden Staffeln waren jeweils eine Stunde lang und liefen im Wochenrhythmus um 18.55 Uhr. Ab Sommer 2002 waren die Folgen nur noch halb so lang (ab Folge 14), liefen jetzt aber viermal die Woche, dienstags bis freitags, zur selben Anfangszeit.
Die strengsten Eltern der Welt
Ab 1. März 2009 (Kabel 1). Dokutainmentreihe.
Schwer erziehbare Kinder werden für zehn Tage zu einer fremden Familie geschickt, wo sie auf deutlich strengere Eltern treffen als zu Hause. In dieser ungewohnten Umgebung — und oft einem anderen Kulturkreis — sollen sie Benehmen lernen und einen Blick für Verhältnisse bekommen. Davon hat jeder was: Die Kinder machen einen aufregenden Ausflug, die Eltern haben für eine Weile Ruhe, und Kabel 1 füllt sonntags um 20.15 Uhr eine Stunde Sendezeit.
Die Super Nanny
Seit 2004 (RTL). Dokutainmentshow.
Katharina Saalfrank ist das perfekte Kindermädchen. Für jeweils eine Woche zieht sie bei einer Familie ein, deren ungehorsame Kinder die Eltern überfordern, und versucht aus den frechen Bälgern brave Kinder zu machen.
Die Reihe ist eine Adaption des britischen Formats „Supernanny“, von dem nur zwei Wochen später beim Tochtersender RTL 2 eine eigene Version startete: Die Supermamas – Einsatz im Kinderzimmer.
Die einstündige RTL-Version lief zum Start mit zwei losen Einzelfolgen, die bemerkenswerte Marktanteile erreichten, und so bekam sie ab November 2004 einen festen Sendeplatz am Mittwoch um 20.15 Uhr. Dort wurde sie mit mehr als fünf Millionen Zuschauern der einzige nennenswerte Erfolg der neuen TV-Saison, und RTL gab so schnell wie möglich neue Folgen in Auftrag. Damit die Folgen schnell produziert werden konnten, wechselte sich Katharina Saalfrank vorübergehend mit Nadja Lydssan als zweiter Supernanny ab. Einer von Saalfranks Ratschlägen an die Familien war oft, nicht zu viel fernzusehen. RTL schnitt das dann raus.
Saalfrank erhielt 2007 den Deutschen Fernsehpreis als „bester TV-Coach“.
Die Surprise-Show
1994–1995 (RTL). Samstagabendshow mit Linda de Mol, in der nichtsahnende Menschen überrascht und ihnen lang gehegte Wünsche erfüllt werden.
Co-Moderator für Außenreportagen war Kai Pflaume. Die Einschaltquoten blieben hinter den Erwartungen zurück, und die Show war wegen des großen Rechercheaufwands teuer. Trotzdem legte RTL sie zwölf Jahre später als Surprise, Suprise mit Oliver Geissen neu auf. Das ursprünglich britische Format („Surprise, Surprise“) hatte zuvor bereits Rudi Carrell importiert und zum Bestandteil der Rudi Carrell Show gemacht.
Die Tiny & Calli Show
Die Sonja & Dirk Show sollte eine Überraschungsshow werden, eröffnete aber noch vor dem eigentlichen Beginn mit einem Standard: Reiner Calmund. Ehrlich, da kann doch niemand überrascht sein, der tritt doch in jeder RTL-Show auf. Diesmal gab er den bombastischen Ansager, der die Inhalte und Mitwirkenden der Show marktschrie. Während er das tat, stand er in einer Sprecherkabine und ruderte wild mit den Armen, und wenn man ihn synchronisiert hätte, hätte das einigermaßen professionell gewirkt. Hat man aber nicht, und deshalb wurde deutlich: Reiner Calmund kann das wirklich überhaupt nicht. Das war deshalb ulkig, weil wenig später eine nichts ahnende Zuschauerin aus dem Publikum mit heimlichen Karaoke-Aufnahmen bloßgestellt wurde, aus denen hervorging, dass sie das mit dem Singen wirklich überhaupt nicht kann. Das war etwa eine Viertelstunde lang Stoff für Häme seitens Sonja Zietlow und Dirk Bach, und das wiederum war gut so, denn aus dem Dschungel wissen wir, das können die beiden. Aber über Reiner Calmund verloren sie kein Wort. Dem hatten die Autoren nur die üblichen „Ich esse dauernd“-Witze in den Mund gelegt.
Der Rest der Show barg tatsächlich ein paar Überraschungen und war eine kunterbunte schrille und größtenteils kurzweilige Mischung aus originellen Ideen und absurden Spielen, die manchmal ein bisschen an alte Peter-Frankenfeld-Shows oder an Donnerlippchen erinnerten, weil die Moderatoren immer mehr über ihr Publikum wussten, als es diesem lieb zu sein schien. Das vermeintliche, lang angekündigte Highlight des Abends, bei dem ein Kandidat aus dem Studiopublikum alle Produkte eines kompletten Werbeblocks gewinnen konnte, kam ohne eine erneute Ausstrahlung dieses Werbeblocks aus (es war ein zwei Monate alter Block aus einer Ultimativen Chartshow) und die Aufzählung der Produkte ohne Nennung der Marken. Das war zum Beispiel so eine Überraschung. In den Dauerwerbesendungen der 90er-Jahre hätte diese Chance niemand vertan. Über dieses Spiel hinaus gab es keinen roten Faden. Na und?
Private Streiche wurden geoutet, Peinlichkeiten öffentlich gemacht, und trotzdem hielt sich der Fremdschämfaktor in Grenzen. Noch eine Überraschung. Eine Zuschauerin wurde auf die Bühne gezerrt und musste ihre eigene Show moderieren, die „Tiny-Dopfer-Show“, für die es sogar ein eigenes Titellied und ein Bühnenbild gab. Ihre Moderationstexte las sie primavista von einem Teleprompter ab und gab dabei etwas mehr von sich preis, als sie freiwillig getan hätte. Ein anderer Kandidat wurde in einem Kinosaal aufgegriffen, in ein albernes Katzenkostüm gesteckt und in den Kampf mit einer Maus geschickt. Zwischendurch wurde ein Haushaltsgerät an eine Zuschauerin verschenkt („Die kriegt ’nen Fön“).
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Und dann waren da noch Sonjas und Dirks Doppelgänger: Ein blondes und ein dickes Kind in den gleichen Klamotten wie die Moderatoren interviewten Til Schweiger und stellten ihm Fragen wie diese: „In Ihre Filme gehen viele Leute. Sie haben bestimmt ganz viel Geld. Würden Sie mich adoptieren?“ oder „Haben Sie schon mal in einem guten Film mitgemacht?“
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Es ist schade, dass die Show nur ein einmaliger Test war und angesichts eines mauen Marktanteils vielleicht nicht fortgesetzt wird. Sie war noch lange nicht perfekt, aber sie hätte vielleicht noch Fahrt aufnehmen und es werden können.