Ellenlange Nacht — live
1.15 Uhr: Annemarie Warnkross führt durch die Oscarnacht auf Pro Sieben. Sie steht in den Hollywood Hills im Gestrüpp mit den HOLLYWOOD-Buchstaben im Hintergrund. Also ziemlich weit weg vom Geschehen.
1.16 Uhr: Offenbar hat nur Steven Gätjen eine Akkreditierung für den roten Teppich bekommen. Der ist für seine Berichterstattung von gleicher Stelle vor Jahren gescholten worden, doch ich teilte die Schelte damals nicht. Gätjen begleitete die Veranstaltung damals voller ehrlicher Euphorie, und es ist doch schön, wenn im Fernsehen mal jemand auftritt, der sichtbar Spaß an seinem Job hat und nicht nur mit einstudierter Aufgeregtheit seine Texte aufsagt. Und kaum habe ich es geschrieben, ist Annemarie Warnkross nämlich schon wieder im Bild.
1.26 Uhr: Hilfe, ein Quiz. Natürlich, im deutschen Fernsehen scheint es ja illegal zu sein, ohne ein Quiz in eine Werbepause zu gehen. Wann wurden wohl die Oscars zum ersten Mal verliehen, 1929 oder 1789? Das ist sogar eine vergleichsweise schwierige Frage. Normalerweise geht das bei Pro Sieben so: „In welchem Jahr wurden die Oscars zum ersten Mal verliehen? A: 1929, B: Spargel.“
1.30 Uhr: Die Off-Sprecherin im Beitrag über die nominierten Schauspieler beschreibt Leonardo DiCaprio mit „einst Mädchenschwarm“ und spricht ihm diesen Status damit amtlich ab.
1.36 Uhr: Steven Gätjen übernimmt und interviewt den Regisseur und die Hauptdarsteller aus dem nominierten Film „Das Leben der Anderen“. Florian Henckel von Donnersmarck, Ulrich Mühe und Sebastian Koch freuen sich wie Bolle, mal bei der Veranstaltung dabei zu sein, die sie sonst immer im Fernsehen gesehen haben. Dann grüßen sie noch alle, die sie kennen und mögen. Gätjen hat derweil seine Euphorie von früher überwunden und guckt sehr ernst.
1.44 Uhr: Verdammt, Werbepause rum und immer noch kein weiterer Interviewpartner am Start.
1.46 Uhr: Helen Mirren ist da. Sie spielt grundsätzlich jede Queen von England. Steven Gätjen sagt ihr, er habe sich durch sie in die Queen verliebt. Helen Mirren ist charmant, und auch Gätjen ist gut.
1.48 Uhr: Gätjen überbrückt die längeren Lücken zwischen zwei Interviews sehr gekonnt. Er redet ununterbrochen in ganzen, fehlerfreien Sätzen und weiß viel zu erzählen.
1.49 Uhr: Florian Henckel von Donnersmarck schaut unangekündigt nochmal vorbei, er hatte vergessen, seinen Vater zu grüßen. Dann haben wir Pech. Celine Dion hat auch Zeit für ein Gespräch. Wenigstens singt sie nicht.
1.53 Uhr: Das aufgezeichnete Interview mit Jennifer Lopez wird abgebrochen, weil Meryl Streep live da steht. Gut so.
1.57 Uhr: Ich hatte Roger Whittaker anders in Erinnerung. Oh, halt, es ist Forest Whitaker.
2.00 Uhr: Steven Gätjen weiß wirklich alles über die Oscars. Zumindest kam er zu keinem Punkt ins Stocken. Ich wiederhole mich, aber er hat das wirklich gut gemacht. Jetzt ist er durch, und Pro Sieben schaltet die Übertragung des amerikanischen Senders ABC auf.
2.02 Uhr: Toll, noch mehr Interviews am roten Teppich. Der amerikanische Kollege hat etwas mehr Platz als Steven Gätjen und begrüßt zu Beginn einen einstigen Mädchenschwarm. Na, was glauben Sie, wer es ist? A: Leonardo DiCaprio, B: Spargel.
2.06 Uhr: Greg Kinnear stinkt, spaßt Steve Carell, der mit ihm eine Woche in einem Wohnmobil verbringen musste, während sie den nominierten Film „Little Miss Sunshine“ drehten. Steve Carell ist lustig. Er spielt Christoph Maria Herbst in der amerikanischen Adaption von „The Office“ und darf jetzt leider viel zu wenig sagen.
2.14 Uhr: Der Typ, der Will Smith und Familie interviewt, sagt maschinengewehrartig „Great, great, great, cool, cool, cool, great, cool, great, great, cool, great“, während seine Gesprächspartner sprechen. Das wäre selbst für Reinhold Beckmann noch eine Steigerung.
2.26 Uhr: Helen Mirren trägt Christian Lacroix, verrät eine Einblendung. Dann muss so wohl ihr Kleid heißen, denn sie hat niemanden auf den Schultern.
2.29 Uhr: Diese ABC-Fließbandabfertigung der Teppichstars war langweilig. Aber jetzt beginnt endlich die eigentliche Show und Ellen DeGeneres kommt. Gute Unterhaltung.
2.30 Uhr: In einer ganz amüsanten Clipshow treten die Nominierten dieses Jahres auf. Martin Scorsese, Leonardo DiCaprio und Peter O’Toole lassen sich willig unter die Nase reiben, dass sie noch nie gewonnen haben.
2.40 Uhr: Ellen spricht zu den Nominierten im Saal und baut Druck auf. „Es ist nicht so, dass wir keine Zeit für lange Dankesreden haben. Wir haben keine Zeit für langweilige Reden. Wenn Sie nichts Interessantes zu sagen haben, erfinden Sie was. Aber machen Sie sich nicht zu viele Sorgen, vielleicht gewinnen Sie ja gar nicht!“
2.42 Uhr: Jennifer Hudson ist einer der vielen Beweise, dass die Kandidaten der amerikanischen Superstar-Show talentierter und erfolgreicher sind als Dieter Bohlens Schützlinge. Sie spielt in „Dreamgirls“. Ellen sagt: „Jennifer Hudson ist hier. Sie nahm an ‚American Idol‘ teil, aber Amerika hat sie nicht gewählt, und jetzt ist sie für einen Oscar nominiert. Al Gore ist auch hier. Ihn hat Amerika gewählt aber … nun ja, es ist kompliziert.“
2.44 Uhr: Ellen hatte im Vorfeld versprochen, nicht zu singen. Tut sie auch nicht. Stattdessen kommt ein Gospelchor rein, zelebriert musikalisch die Nominierten, und Ellen schlägt aufs Tamburin.
2.52 Uhr: Nicole Kidman und James Bond vergeben den ersten egalen Preis.
2.56 Uhr: Will Ferrell und Jack Black besingen das schwere Los von Komikern, zwar Millionen mit ihren Filmen zu verdienen, aber nie mit einem Oscar ausgezeichnet zu werden. Sie beschimpfen Peter O’Toole und Leonardo DiCaprio und drohen ihnen Prügel an. Nur Helen Mirren wollen sie zusammen mit einem Oscar mit nach Hause nehmen. Lustig. Dann vergeben sie einen weiteren egalen Preis.
3.01 Uhr: Kinder und Tiere gehen immer. Kind Smith liest zu früh die nächste Zeile vom Teleprompter ab und will nach der Nennung der Nominierten für den besten animierten Kurzfilm schon zur nächsten Kategorie schreiten, bevor überhaupt der Umschlag mit dem Gewinner geöffnet wurde. Das wäre in der Tat eine Möglichkeit, die Veranstaltung abzukürzen. Kinder sind eben doch die Zukunft.
3.12 Uhr: Pro Sieben beweist Kontinuität und schafft es auch dieses Jahr nicht, rechtzeitig nach den Werbepausen wieder in die Übertragung einzusteigen. Ellen ist schon mitten in ihrer Anmoderation, als Pro Sieben endlich den Trailer zu Ende gesendet hat, der ja heute Nacht höchstens noch vierzig weitere Male kommt.
3.16 Uhr: Achso, Sie hatten nicht ernsthaft erwartet, dass ich hier die Gewinner mitteile, oder? Wenn Scorsese, O’Toole oder DiCaprio endlich mal gewinnen, werde ich das würdigen.
3.25 Uhr: Gaaaanz zufällig hat Ellen DeGeneres ein Drehbuch in der Hand, das sie behauptet geschrieben zu haben, als sie gerade neben Martin Scorseses Sitz niederkniet, und drückt es ihm in die Hand. „Es ist eine Mischung aus ‚Good Fellas‘ und ‚Big Momma’s House‘ und heißt ‚Good Mamas'“.
3.30 Uhr: Puh, ist wirklich erst eine Stunde der eigentlichen Veranstaltung um?
3.38 Uhr: Leonardo DiCaprio und Al Gore erklären, dass die Oscars in diesem Jahr zum ersten Mal komplett umweltbewusst produziert würden, oder so. DiCaprio fragt Gore, ob er die Gelegenheit nicht nutzen wolle, eine offizielle Ankündigung zu machen. Gore zögert, lässt sich überzeugen, zieht dann einen Zettel aus der Tasche, beginnt mit „My fellow Americans“, setzt zu einer Ankündigung an, die nur auf eine Präsidentschaftskandidatur hinauslaufen kann — und wird vom Orchester von der Bühne gespielt, weil die Zeit um ist.
Jawohl, die bisher beste Comedynummer des Abends kam von Al Gore.
3.49 Uhr: Die Moderatorin der Veranstaltung ist nicht allzu oft zu sehen. Und selbst wenn, fühle ich mich leider eher an Whoopi Goldberg erinnert als an die fantastischen Oscar-Moderatoren der vergangenen Jahre: Jon Stewart, Chris Rock, Steve Martin und Billy Crystal.
3.52 Uhr: Muss wohl die Kategorie „Bestes Drehbuch“ sein, denn Helen Mirren und Tom Hanks lesen Drehbücher vor. Das machen Schauspieler normalerweise am Tisch, bevor gedreht wird. Zu sehen ist das sonst nie. Jetzt wissen wir, warum.
4.05 Uhr: Das Mikrofon wurde auf ungefähr einen Meter Höhe runtergefahren. Das kann doch eigentlich nur eins bedeuten… Aaaaaargh! Tatsächlich, da kommt Tom Cruise!
4.11 Uhr: Ellen will auf ein gemeinsames Foto mit Clint Eastwood und nötigt Steven Spielberg, es zu schießen. Es gefällt ihr nicht, und er muss es nochmal machen.
4.29 Uhr: Die meinten das wirklich ernst und zeigen Ausschnitte aus ALLEN 50 bisherigen besten fremdsprachigen Filmen!
4.30 Uhr: Florian Henckel von Donnersmarck gewinnt tatsächlich für „Das Leben der Anderen“. Sieh mal an. Glückwunsch!
4.33 Uhr: Den wievielten verschiedenen Anzug trägt Ellen eigentlich inzwischen?
4.38 Uhr: Und zum wievielten Mal zeigen die eigentlich gerade den Werbespot für dieses entsetzliche musikalische Wunderkind aus England, das ein Album mit 15 Liedern vollgesungen hat, von denen sie ausgerechnet eins der Kelly Family ausgesucht haben, um damit zu werben? Die wollen wohl nicht, dass es jemand kauft.
4.42 Uhr: Ist noch weit?
4.46 Uhr: Jerry Seinfeld, einer der größten Komiker unserer Zeit, erklärt, warum er niemals im Kino seinen eigenen Dreck aufsammeln würde. Er habe ihn ja schließlich gerade erst fallen lassen. Und außerdem gebe es die stille Vereinbarung zwischen Kinobetreibern und uns Kinobesuchern: „Die hauen uns übers Ohr mit völlig überteuerten, riesigen Tüten mit ungesundem Kram, den wir sowieso nicht essen sollten, und wenn wir damit fertig sind, öffnen wir unsere Hand und lassen den Rest fallen.“
Seinfeld präsentiert den Oscar für den besten Dokumentarfilm und sagt vor der Vorstellung: „Diese fünf unglaublich deprimierenden Filme sind nomiert“. Hinterher drückt er Davis Guggenheim den Oscar für „An Inconvenient Truth — Eine unbequeme Wahrheit“ in die Hand, der ihn an Al Gore weiterreicht.
Merkwürdig. Mit den beiden witzigsten Darbietungen des Abends hatte Al Gore irgendwie zu tun.
4.57 Uhr: Oh nein, jetzt singt Celine Dion doch.
5.01 Uhr: Ennio Morriccone bedankt sich auf Italienisch für seinen Filmmusik-Ehrenoscar, und Clint Eastwood übersetzt. Gut. Hätte man den dauerüberforderten Simultan-Dolmetscher von Wetten, dass…? beschäftigt, hätten wir womöglich nie erfahren, was er wirklich gesagt hat.
5.08 Uhr: Ellen hat mit Sid Ganis, dem Präsidenten der veranstaltenden Academy of Motion Picture Arts and Sciences, gewettet, dass er es nicht schafft, in weniger als einer Minute die Tätigkeitsfelder der Academy zu erklären. Es folgt eine Filmeinspielung, die dadurch lustig wird, dass sie viel zu schnell abgespielt und deshalb gerade rechtzeitig nach einer Minute zu Ende ist.
5.21 Uhr: Als vorhin gleich zwei der nominierten Songs hintereinander gespielt wurden, dachte ich, es kommen gleich alle fünf im Block. Das wäre noch beknackter gewesen als die Idee vor zwei Jahren, vier von fünf nominierten Songs von Beyoncé vortragen zu lassen, in unterschiedlichen Sprachen, von denen sie nur manche beherrschte.
Sattdessen wurden vorhin nur diese beiden Lieder gesungen, und jetzt die anderen drei am Stück, was legitim ist, denn alle drei sind aus „Dreamgirls“. Und da ist dann auch wieder Beyoncé.
5.30 Uhr: Hoppla, „Dreamgirls“, mit drei von fünf Nominierungen, verliert. Der Song-Oscar geht stattdessen an Melissa Etheridge für „An Incovenient Truth“, die Al Gore dankt. Dann könnte ja gleich was Lustiges passieren.
5.31 Uhr: Doch nicht.
5.40 Uhr: Habe ich eigentlich die Filmmontage mit den Toten des Jahres verpasst? In der heutigen Sendung könnte die noch zu einem der Höhepunkte avancieren.
5.49 Uhr: Na also, da war sie ja. Robert Altman gewinnt den Applausometer-Publikumspreis des diesjährigen Lieblingstoten.
5.52 Uhr: Ellen hat sich schon wieder umgezogen und verabschiedet sich. Dabei rühmt sie sich, die Sendung im vorgegebenenm Zeitrahmen beendet zu haben. Über einen imaginären Knopf im Ohr erfährt sie dann, dass noch etliche Preise zu vergeben sind. Wirklich? Etliche???
5.54 Uhr: Helen Mirren bekommt einen der etlichen für eine ihrer etlichen Queens.
6.04 Uhr: Forest Whitaker gewinnt „Bester Schauspieler“. Nicht DiCaprio, nicht O’Toole. O’Toole hat ja immerhin seinen Lebenswerk-Oscar von vor ein paar Jahren. Das muss zu einer Zeit gewesen sein, als DiCaprio noch ein Mädchenschwarm war.
6.10 Uhr: Wenigstens hat Martin Scorsese endlich seinen ersten Oscar bekommen (beste Regie). Er guckte vorher schon wieder so traurig, als wisse er, dass er sowieso wie üblich nicht gewinnen würde. Dann durfte er doch auf die Bühne und sich solange bedanken, wie er wollte, ohne vom Orchester von der Bühne gespielt zu werden. Das war sehr freundlich.
6.14 Uhr: Scorseses „The Departed“ ist auch noch bester Film. Schön.
6.20 Uhr: Wir haben es geschafft. Die Academy Awards waren feierlich, bombastisch, monumental, aber leider nicht sehr lustig. Und obwohl nicht länger als sonst, fühlten sie sich viel länger an. Das lag sicher nicht nur an der Moderatorin, auch die anderen Shownummern zwischendurch, die ich bisher freundlich verschwieg, hauten mich nicht vom Hocker. Dass die Produzenten allen Ernstes Schattenspiele als geeignete Abendunterhaltung für die ganze Welt ansahen, kann ich schwer nachvollziehen.
Ich mag Ellen DeGeneres. Wirklich. Sie hat die Emmys zweimal gut moderiert. Aber nach der heutigen Nacht bin ich unsicher, ob es wirklich an mir lag, dass ich während ihres Comedy-Abends in der New Yorker Avery Fisher Hall eingeschlafen bin.
Sie war als Oscar-Moderatorin recht amüsant und kurzweilig, aber es gab nicht eine einzige Stelle, bei der ich das Bedürfnis hätte, sie nochmal anzuschauen oder allen meinen Bekannten vorzuspielen. Bei Jon Stewart im vergangenen Jahr gab es etwa ein Dutzend.
Gute Nacht allerseits.
Elmis witzige Oldie-Show
1996–1998 (Sat.1). Nostalgie-Musikshow mit Elmar Hörig.
Auf der Bühne standen Stars, die entweder aus gutem Grund in Vergessenheit geraten waren (wer waren nochmal die Tremeloes? Und Jaqueline Boyer??), oder Leute wie Peter Kraus und Ted Herold, die seit den 60er-Jahren immer wieder die gleichen Titel singen mussten, und bewegten ihre Lippen zum Playback.
Sagen wir so: Im Jahr 2026 stünden bei dieser Show Captain Hollywood und Blümchen auf der Bühne und man würde sich gemeinsam an die guten alten Zeiten kurz vor der Jahrtausendwende erinnern, als es noch Techno und billigen Dancepop gab. Die Show vermittelte durch die alten Kracher gute Stimmung, aber nicht unbedingt jedes Wort im Titel der Sendung hielt einer genaueren Überprüfung stand.
Sie lief im Samstagabendprogramm, mal einstündig um 22.00 Uhr, mal als große Show um 20.15 Uhr.
Elstner und die Detektive
1992 (ZDF). Sonntagabendshow mit Frank Elstner.
Die Detektive waren einerseits die Zuschauer, die erraten sollten, wo sich Elstner mit einem prominenten Gast befand, und andererseits bekannte Fernsehkommissare, die Fahndungstipps gaben. Erster Gast war Gloria von Thurn und Taxis, die von Elstner gefragt wurde: „Sie sind Witwe, und Ihr Gatte ist gestorben. War das nicht hart?“
Es blieb bei der einen Sendung. Die Quote war mit 28 Prozent ordentlich, aber die Kritik an der konfusen Show so verheerend, dass sich das ZDF nicht nur von der Sendung, sondern auch von Elstner trennte. Da der ab 1993 ohnehin für RTL arbeitete (Aber Hallo!), lohnte es sich nicht, noch an dem Konzept herumzudoktern.
Elvis und der Kommissar
2007 (ARD). 6-tlg. dt. Familienkrimiserie von Michael Baier.
Als hätte Kommissar Hans Behringer (Jan-Gregor Kremp) nicht schon genug am Hals, muss er sich auch noch um den Schoßhund seiner Mutter Rosa (Ruth Maria Kubitschek) kümmern, einen Norwichterrier namens Elvis, weil in ihrer Seniorenresidenz keine Hunde erlaubt sind. Hans ist frisch von seiner Frau Lilo (Tessa Mittelstaedt) getrennt, die jetzt ausgerechnet mit seinem neuen Chef Werner Seibold (Florian Fitz) liiert ist, der sowieso viel blöder ist als der alte Chef. Behringers Assistent Uli Pröttel (Stefan Haschke) ist ein ängstlicher Teilzeitstreber, der genau solange bei seinen Vorgesetzten kriecht, bis der tariflich vereinbarte Feierabend erreicht ist. Seine Freizeit verbringt Behringer in seiner Stammkneipe Nolte-Eck, wo die Wirtin Anja Nolte (Birge Schade) ein Auge auf ihn geworfen hat.
Familienfreundlicher Schmunzelkrimi. Die 45-minütigen Folgen liefen montags um 20.15 Uhr.
EM-TV
Pressekonferenzen mit Fußballspielern erinnern mich immer an Starinterviews in Wetten, dass…?. Jemand stellt eine belanglose Frage, dann schaut der Interviewpartner eine Weile ins Leere, und dann antwortet er.
Bei Wetten, dass…? sind das die Sekunden, die der Dolmetscher braucht, um die Übersetzung der Frage ins Ohr des Stargastes zu sprechen. Und bei Fußballern… Wahrscheinlich hat auch Michael Ballack einen Knopf im Ohr und muss zuerst die Übersetzung der Fragen in Fußballerdeutsch abwarten.
Besonders schön heute übrigens diese Frage der dpa:
Herr Ballack, wo liegt morgen die größte Gefahr in dem Spiel, aus deutscher Sicht?
Nun, ich als Laie hätte ja gesagt, die größte Gefahr liegt darin, dass die Mannschaft verlieren und ausscheiden könnte. Aber was weiß ich schon? Also bitte, Herr Ballack?
Die Gefahr ist, dass man in einem Spiel verlieren kann und ausscheiden kann.
Ah ja. Zurück ins Studio.
Emergency Room
1995–2009 (Pro Sieben). „Die Notaufnahme“. 329-tlg. US-Krankenhausserie von Michael Crichton („ER“; 1994–2009).
Das Personal der Notaufnahme im County General Hospital in Chicago läuft hektisch durch Krankenhausgänge und managt private und medizinische Krisen. Zum Personal gehören Oberarzt Dr. Mark Greene (Anthony Edwards), der Kinderarzt und Frauenheld Dr. Douglas Ross (George Clooney), Dr. Susan Lewis (Sherry Stringfield), der Anfänger Dr. John Carter (Noah Wyle), Dr. Peter Benton (Eriq LaSalle), OP-Chef Dr. David Morgenstern (William H. Macy), Dr. Angela Hicks (CCH Pounder), Oberschwester Carol Hathaway (Julianna Margulies) sowie die Schwestern Lydia Wright (Ellen Crawford), Connie Oligario (Conni Marie Brazleton), Haleh Adams (Yvette Freeman), Wendy Goldman (Vanessa Marquez), Malik McGrath (Deezer D.) und Lily Jarvik (Lily Marlye).
Die Mitarbeiter des Krankenhauses haben permanent Affären und Beziehungen, die meisten hat Dr. Ross, der wegen fehlenden Verantwortungsbewusstseins oft kurz vor der Kündigung steht. In Folge 52 „Kein Trost für Dr. Ross“ hat eine Frau während eines One-Night-Stands mit ihm einen epileptischen Anfall und stirbt. Ross steht dumm da, weil er nicht einmal ihren Namen kennt. Dr. Greenes Frau Jennifer (Christine Harnos) verlässt ihren Mann gelegentlich, in der zweiten Staffel endgültig. Dr. Benton hat eine Affäre mit der verheirateten Jeanie Boulet (Gloria Reuben), die sich bei ihrem Mann Al (Michael Beach) mit HIV infiziert. Beide lernen, mit der Krankheit zu leben. Im Laufe der Zeit kommen neue Mitarbeiter dazu, so Dr. Kerry Weaver (Laura Innes), Schwester Chuny Marquez (Laura Ceron), Pamela Olbes (Lyann Henderson), Dwight Zadro (Monte Russell), Dr. Donald Anspaugh (John Aylward), Dr. Maggie Doyle (Jorjan Fox), Dumar (Brian Lester), Dr. Elizabeth Corday (Alex Kingston) und Dr. Robert „Rocket“ Romano (Paul McCrane). Andere verlassen die Klinik, unter ihnen Schwester Goldman, Dr. Hicks, Dr. Lewis und Dr. Morgenstern. Dr. Lewis kommt allerdings gut vier Jahre später zurück. Schließlich, nach einer Reihe von diesmal auch medizinischen Fehlentscheidungen, verlässt in Folge 107 im Mai 2000 auch Dr. Ross die Klinik.
Neu hinzu kommen Dr. Luka Kovac (Goran Visnjic) und Schwester Abby Lockheart (Maura Tierney), Kerry Weaver wird neue Chefin der Notaufnahme, und die ehemalige Studentin Jin-Mei Chen (Ming-Na Wen) ist jetzt als Ärztin dabei. Carol Hathaway gründet ihre eigene Klinik, bekommt später Zwillinge und kündigt in Folge 135. Der fiese Romano wird zum Oberarzt befördert und feuert Dr. Benton wenige Folgen später. Bei Dr. Greene wird ein Hirntumor entdeckt, der nicht mehr operiert werden kann. Er erholt sich zwar noch einmal, stirbt aber in Folge 179. Dr. Gregory Pratt (Mekhi Phifer) und eine Staffel später Dr. Neela Rasgotra (Parminder Nagra) und Schwester Samantha Taggart (Linda Cardellini) stoßen neu dazu. In Folge 210 stirbt auch Romano. Ein Hubschrauber stürzt ins Hospital und begräbt ihn unter sich. Glück für Pratt, den Romano gerade gefeuert hatte.
Im Gegensatz dazu verläuft der Abschied von Dr. Carter in Folge 245 Mitte 2006 geradezu unspektakulär. Er verlässt das Krankenhaus durch eine gewöhnliche Kündigung und wird mit einer großen Abschiedsparty überrascht. Anschließend geht Carter nach Afrika, um in einer AIDS-Klinik zu arbeiten. Sein Hilfseinsatz im Sudan ist der Inhalt von vier Folgen der zwölften Staffel, in denen Carter dann doch noch einmal mitspielt. Dr. Lewis hat das County General inzwischen zum zweiten Mal verlassen, und dazugekommen sind Dr. Ray Barnett (Shane West) und Dr. Archie Morris (Scott Grimes), der sich im Lauf von zwei Jahren vom unfähigen Faulpelz zum guten und verlässlichen Arzt mit festem Platz im Kollegium mausert. Und noch ein Neuer: Der attraktive Notarzt Tony Gates (John Stamos) ist in der zwölften Staffel für zwei Folgen und ab der dreizehnten dauerhaft dabei.
Dramatische, oft hektische und ebenso oft rührselige Serie, in der unzählige Handlungsstränge parallel verlaufen, die sich über Wochen und Monate ziehen, während die meisten Patientengeschichten von Episode zu Episode wechseln. Emergency Room war über mehrere Jahre die erfolgreichste Serie überhaupt in den USA. Überraschenderweise änderte auch der Ausstieg von Star George Clooney daran nichts — oder der von fast allen anderen Hauptdarstellern. Bei uns wanderte die Serie im Laufe der Jahre über verschiedene Sendeplätze, läuft jedoch stets an einem Werktag und zur Primetime. Ihre letzten Jahre verbrachte sie mittwochs um 22.15 Uhr.
Emil
1973–1985 (SWR, ARD). Specials von und mit Emil Steinberger, der in Kabarett und Sketchen den Schelm gibt und den Schweizer Akzent und die Langsamkeit zelebriert – oder?
Der Süddeutsche Rundfunk hatte den Kabarettisten Steinberger, der sich schlicht Emil nannte, bei Auftritten in seiner Heimat Schweiz entdeckt und nach Deutschland geholt. Das erste Special „E wie Emil“ lief zunächst im Dritten Programm, im nächsten Jahr in der ARD. Emil wurde auch hierzulande ein Star und weitete seine Bühnentourneen nach Deutschland aus. Weitere Specials mit verschiedenen Titeln folgten in unregelmäßigen Abständen. Sie waren zum Teil Zusammenschnitte aus seinen Bühnenprogrammen und zum Teil aneinandergereihte Sketche und hießen z. B. „Emil auf der Post“, „Emil träumt“ oder „Emil und seine Berufe“.
Emil brauchte nur in den seltensten Fällen Sketchpartner, meist reichte ihm eine Telefonattrappe auf dem Tisch. Der Part des imaginären Gesprächspartners ergab sich aus Emils Antworten (Das Telefon klingelt. „Jetzt versuche ich mal einen Gag!“ Er hebt den Hörer ab. „Hier spricht der automatische Anrufbeantworter. Bitte sprechen sie nach meinem Signal. Piep.“ Er grinst spitzbübisch. Dann erstarrt sein Gesicht. Zum Publikum sagt er: „Mein Chef!“. Pause. Dann: „Nein, hier ist immer noch der Automat.“) Mal war er Postbeamter, mal Polizeibeamter, Garderobier, werdender Vater, Mann in der Sauna oder Blutspender.
Im April 1978 überbrückte Steinberger zur Primetime in dem kurzen ARD-Special „Emil – 10 Minuten warten“ direkt nach der Tagesschau die Viertelstunde bis zum Beginn des Eurovision Song Contest. Er spielte einen Techniker, der erklärt, was kurz vor dem Grand Prix hinter der Bühne passiert, und dabei beinahe die ganze Sendung gefährdet. Sein letztes Programm, „Emil: Feuerabend“, lief abendfüllend am Silvesterabend 1985 in der ARD. Er mimte einen Feuerwehrmann, der während einer Theatervorführung hinter der Bühne seinen Dienst leistet. Kurz vor Mitternacht zog er an den Bühnenseilen, die Glocken aus mehreren Hauptstädten der Welt erklingen ließen, zündete Feuerwerksraketen und zählte den Countdown ins neue Jahr herunter. Danach gab er die Rolle des Emil auf und zog sich zurück.
Steinbergers Sketche wurden noch viele Jahre in Sendungen wie der Sketchparade wiederholt. Im Jahr 2000 zeigte die ARD drei Best-of-Folgen unter dem Titel E wie Emil und anschließend doch noch eine einmalige neue 55-minütige Sendung namens „Emil – Wahre Lügengeschichten“. Steinberger hatte in der Zurückgezogenheit ein gleichnamiges Buch geschrieben, daraus las er jetzt vor.
Emmys Reloaded: Der Folgefragenkatalog
Du hast absolut Recht mit den Emmys — es war nicht die beste Show aller Zeiten, aber doch schwer unterhaltsam! Was ist Amazing Race? Und warum hat ProSieben O’Quinn nicht gesendet? Das ist so ätzend. Sehr guter Anschiss von Herrn Black! Wann kommt letzter Heißer Verdacht im ZDF? Wann kommt Heroes im Deutschen Fernsehen? – Bastian
Amazing Race ist eine Realityshow, in der Kandidaten sich ein Wettrennen um die Welt liefern und unterwegs Aufgaben erfüllen müssen. Sie haben quasi kein Budget und sind auf freundliche Unterstützung der fremden Menschen angewiesen, deren Sprache sie nicht sprechen. RTL zeigte vor zwei Jahren mal wenig erfolgreiche eine Adaption unter dem Titel Peking Express. In den USA gehört Amazing Race zwar nicht zu den erfolgreichsten Realityshows, ist aber die einzige, deren Qualität noch nie angezweifelt wurde. Es entbrannte allenfalls eine Diskussion darüber, ob einzelne Kandidaten überrepräsentiert wurden oder eine neue Staffel möglicherweise schwächer als die letzte war.
Den ProSieben-Patzer, nach der Bekanntgabe der Nominierten, aber vor der Bekanntgabe des Gewinners in der Kategorie „Bester Nebendarsteller Drama“ einen Werbeblock einzuschießen, kann ich nur auf Blödheit zurückführen und bin auch nicht bereit, andere Erklärungen zu akzeptieren.
Das ZDF zeigt das zweiteilige Finale von Heißer Verdacht am 30. September und 7. Oktober jeweils sonntags um 22.00 Uhr. Heroes läuft ab 10. Oktober mittwochs um 20.15 Uhr bei RTL2.
Emmys: Die Autorenfilme
Viele Veränderungen hat die Emmy-Verleihung in den vergangenen Jahren durchgemacht (mal abgesehen von immer denselben Nominierten und Preisträgern), weil die Quoten über mehrere Jahre rückläufig waren und man mit aller Gewalt gegensteuern wollte. Eine Konstante ist zum Glück geblieben: Die witzigen kleinen Filmchen, in denen sich die Late-Night-Autoren namentlich vorstellen, die in der Kategorie „Beste Autorenleistung in einer Comedy-/Varietyshow“ nominiert sind. Die Filme werden von den jeweiligen Teams der nominierten Sendung selbst beigesteuert.
Wir blicken auf die vergangenen vier Jahre zurück.
2009:
2008:
2007:
2006:
Ende gut, alles schon bekannt
Gerade mach‘ ich den Mund zu. Und schon schickt uns RTL den nächsten Beweis dafür, dass es ihnen eigentlich völlig egal ist, ob überhaupt noch jemand zuschaut. Ausgerechnet bei einer der Sendungen, die überhaupt noch jemand schaut, Dr. House.
Im Internet hat es sich eingebürgert, groß SPOILER über Texte zu schreiben, die den Fortgang einer Handlung schildern, die noch gar nicht ausgestrahlt wurde. Im Fernsehen schreibt man offensichtlich einfach nur „RTLtext“ darüber.
Die Videotextseite zur Folge vom Dienstagabend schilderte nicht nur die grobe Ausgangskonstellation, damit man weiß, worum es geht, sondern detailliert den Verlauf der Behandlung des Patienten der Woche, damit man auch gleich weiß, wie es ausgeht („Und zum Schluss stellt House fest…“). Ständig neue Erkenntnisse, zwischenzeitliche Rückschläge und Überraschungen sind das wiederkehrende Muster bei Dr. House. Wer sich vorher im Videotext informiert, wird höchstens noch davon überrascht, an welcher unpassenden Stelle RTL die Werbung reinknallt.