Fünftklassiges Quiz (manchmal auch erstklassig)
Ungefähr eine Minute lang dachte ich, wie erfrischend es sei, dass das neue Sat.1-Quiz Das weiß doch jedes Kind! ganz anders aussieht als alle anderen Quizshows seit Wer wird Millionär?, nämlich dem Thema angemessen ganz bieder nach Schulklasse mit Holz und hell und so. Also so angenehm nach Sat.1. Aber dann kamen doch das unvermeidliche blaue Licht und die albern-dramatische Musik wie überall.
Die Idee ist originell, Erwachsenen Kinderwissen abzuverlangen und zu zeigen, wie die anwesenden Fünftklässler die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn der Kandidat schon an der ersten Frage scheitert, wie viele Ecken eine Bienenwabe hat. Immerhin Cordula Stratmann ist erfrischend anders als Quizmoderatorin, und weil es ja Schulwissen geht und die Fragen deshalb formal nicht so schwer sind, gibt es zur Abwechslung mal keine vorgegebenen Antwortmöglichkeiten. Leider währt der Spaß an der originellen Idee nicht ewig, und so kosten die ganzen Schulklassensperenzchen, Wechsel der „Banknachbarn“ (Kinder, die als Joker zur Verfügung stehen) etc. letztlich einfach nur viel Zeit, in der man lieber ein paar Fragen mehr hören würde. Auch die schauspielerische Leistung der Kinder, die offensichtlich angewiesen wurden, die Hände möglichst oft über dem Kopf zusammenzuschlagen oder mit den Augen zu rollen, hält sich auch in Grenzen.
Ihr Wissen dagegen ist bemerkenswert. Ich sollte bei ihnen Nachhilfe nehmen.
Für alle Fälle Amy
2003–2005 (Vox). 138-tlg. US-Familienserie von Barbara Hall, Connie Tavel, Bill D’Elia, John Tinker und Amy Brenneman („Judging Amy“; 1999–2005).
Amy Gray (Amy Brenneman) ist nach ihrer Scheidung zurück in ihre Heimatstadt Hartford gezogen. Dort arbeitet sie als Jugendrichterin und lebt mit ihrer kleinen Tochter Lauren (Karle Warren) wieder bei ihrer starrsinnigen Mutter Maxine (Tyne Daly), einer Sozialarbeiterin. Zur Familie gehören noch Amys Brüder Vincent (Dan Futterman) und Peter (Marcus Giamatti) und dessen Frau Gillian (Jessica Tuck). Amys Kollegen sind Rechtspfleger Bruce Van Exel (Richard T. Jones) und die etwas wunderliche Sekretärin Donna Kozlowski-Pant (Jillian Armenante).
Die Serie basierte auf den wirklichen Erlebnissen von Hauptdarstellerin Amy Brennemans Mutter. Die einstündigen Episoden liefen werktags nachmittags. Tyne Daly wurde mit dem Emmy als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet. Daly hatte Jahre zuvor bereits viermal den Emmy als beste Hauptdarstellerin für die Rolle der Mary Beth Lacey in Cagney & Lacey gewonnen.
F**k die Menschenrechte!
Nicht alle Sendungen wählen zur musikalischen Untermalung ihrer Beiträge das jeweils Naheliegendste, wie wir es hier schon parodiert haben, also zum Beispiel „Bicycle Race“ von Queen, wenn jemand mit dem Fahrrad fährt, oder „Money“ von Pink Floyd, wenn es um Geld geht. Andere machen es sich noch einfacher und spielen einfach etwas völlig Egales ein, das nicht den geringsten Bezug zum Gezeigten hat, aber wahrscheinlich gerade irgendwo in Armnähe rumlag.
Erkennen Sie die Musik, die über weite Strecken diesen Beitrag aus Brisant über Hannes Jaenicke untermalt, während er über Bio-Lebensmittel und die Verletzung der Menschenrechte in China spricht? Es ist die Bloodhoung Gang mit „Screwing You On The Beach At Night“. Auf diese Idee muss man erst mal kommen.
Bitte beachten Sie nebenbei auch, dass Hannes Jaenicke, sofort nachdem er erklärt hat, er kaufe aus praktischen Gründen grundsätzlich keine weiße Wäsche, damit er alles in einer Maschine waschen könne, in einem weißen T-Shirt am Strand zu sehen ist. (Die Sendung ist schon vom vergangenen Jahr, das T-Shirt also wahrscheinlich mittlerweile grau.)
Fackeln im Sturm
1987 (ZDF); 1995 (Sat.1). 15-tlg. US-Familiensaga nach den Romanen von John Jakes (“North And South”; 1985; “North And South, Book II”; 1986; “North And South, Book III”; 1995).
Orry Main (Patrick Swayze) stammt aus einer aristokratischen Südstaatenfamilie, George Hazard (James Read) aus dem frühkapitalistischen Norden. 20 Jahre vor Ausbruch des Amerikanischen Bürgerkrieges freunden sie sich an, und auch zwischen ihren Familien beginnt eine lange Freundschaft, die Jahrzehnte überdauert, obwohl sie durch die Nord-Süd-Meinungsverschiedenheiten oft belastet wird. So sind George und seine Schwester Virgilia (Kirstie Alley) gegen die Sklaverei in den Südstaaten. Zu ihrer Familie gehören die Mutter Maude (Inga Swenson), der ältere Bruder Stanley (Jonathan Frakes), dessen Frau Isabel (Mary Crosby) und der jüngere Bruder Billy (John Stockwell, ab Folge 7: Parker Stevenson). Orrys Verwandte sind seine Mutter Clarissa (Jean Simmons), seine böse Schwester Ashton (Terri Garber), deren Mann James Huntoon (Jim Metzler), Orrys jüngere und gute Schwester Brett (Genie Francis) und Cousin Charles (Lewis Smith). Orry ist in die vornehme Madeline (Lesley-Anne Down) verliebt, die aber mit Justin LaMotte (David Carradine) verheiratet ist. George heiratet Constance (Wendy Kilbourne), die Tochter des Colonel Patrick Flynn (Robert Mitchum). Virgilia verhilft dem schwarzen Sklaven Grady (George Stanford Brown) zur Flucht und heiratet ihn. Als er getötet wird, kommt Virgilia als unliebsame Zeugin ins Irrenhaus. Billy und Brett Main heiraten. Als der Bürgerkrieg ausbricht, kämpfen Orrys und Georges Familien auf verschiedenen Seiten, doch die Freundschaft hält. LaMotte entführt Madeline, Orry spürt ihn auf, tötet ihn und heiratet Madeline. Ashton beginnt eine Beziehung mit dem kriminellen Elkanah Bent (Philip Casnoff). Madeline erfährt von Ashton, dass sie das Kind einer schwarzen Prostituierten ist und flüchtet. Unterwegs bringt sie einen Sohn zur Welt. Orry kann sie und seinen Sohn jedoch finden.
Jede Folge hatte Spielfilmlänge. Die Serie war in Deutschland wie auf der ganzen Welt ein enormer Quotenerfolg. Sie bestand ursprünglich aus 12 Folgen, die im ZDF liefen. Acht Jahre später entstanden drei neue Folgen, die nach dem Bürgerkrieg spielten. Darin tötet Elkanah Bent Orry und Constance, wird jedoch aufgespürt und ebenfalls getötet. George und Madeline verlieben sich ineinander. Diese Folgen waren in Sat.1 zu sehen.
Fahles Mondlicht
Bild: ProSieben
Keine Ahnung, was da bei dieser Leiche so absteht. Wahrscheinlich ist Pinocchio beim Lügen gestorben.
Man würde sich wirklich wünschen, dass mal wieder eine Serie daherkommt, die auf den Ich-Erzähler aus dem Off verzichtet. Doch auch die Vampirserie Moonlight tut es nicht. Anderseits blieben uns dann schöne Erklärungen wie diese vorenthalten:
Mein bester Freund Joseph. Einer der ältesten Vampire in L.A.. Er wird 400, benimmt sich aber wie 30. Er ist das lebende, na ja, untote Beispiel dafür, dass Paranoia niemals aus der Mode kommt.
Das ist ganz nett, aber besser als das wird es nicht mehr. Wir lernen noch, dass Null-positives Blut einen besseren Nachgeschmack hat als A-positives, fragen uns aber, wie weit die Autoren der Serie gegangen sind, um die Behauptung zu recherchieren.
Der Titelheld ist natürlich kein böser, sondern ein guter Vampir, der auf der Seite der Menschen steht und niemals einem Normalsterblichen Blut absaugen würde. Er klärt aufregende Kriminalfälle auf, verliebt sich in ein Menschenweibchen und nervt mit der künstlich cool-arroganten Intonation seiner Off-Erzählung.
In den USA ist die Serie schon wieder abgesetzt worden, und damit ist sie wie geschaffen für den Mystery-Montag auf ProSieben. Wer aber lieber lebensbejahende Kurzweile mag, sollte stattdessen zur gleichen Zeit Doctor’s Diary bei RTL schauen.
Moonlight, montags um 20.15 Uhr auf ProSieben.
Fahndungsakte
1997–2000 (Sat.1). Einstündiges Kriminalmagazin mit Michel Weber. Wie im Klassiker Aktenzeichen XY … ungelöst werden aktuelle oder länger zurückliegende Verbrechen vorgestellt, deren Klärung man sich durch die Mithilfe der Fernsehzuschauer erhofft. Produzent war Ulrich Meyer.
Die Polizei sah die neuen Helfer mit gemischten Gefühlen. Zu reißerisch und unseriös kam die Sendung vor allem am Anfang daher, oft wurden auch das Leid der Angehörigen und private Aufnahmen etwa von der Beerdigung der Opfer unnötigerweise zur Schau gestellt. Während XY nur auf Betreiben der Polizei aktiv wurde und auch dann nicht immer, war der Weg bei der Fahndungsakte umgekehrt: Meistens suchten sich die Fernsehmacher spektakuläre Fälle und fragten die Polizei, ob man daraus nicht was machen könnte.
Die Reihe lief zunächst montags um 22.15 Uhr und wurde im Juni 1999 auf Mittwoch verlegt.
Fahndungserfolg
Man verliert bei vielen Serien leicht den Überblick, wann sie eigentlich gezeigt werden, weil sie so oft verlegt werden. Bei Without A Trace – Spurlos verschwunden kommt erschwerend dazu, dass die Serie auch noch permanent den Sender wechselt. Eigentlich müsste Jack Malones Fahndungsdezernat genug damit zu tun haben, den eigenen Sendeplatz zu finden, doch tatsächlich bleibt noch ein wenig Zeit, vermisste Personen aufzuspüren.
Nun, nach ProSieben, Kabel 1 und Sat.1 ist die Serie jetzt mit neuen Folgen zurück bei Kabel 1, aber nicht mehr wie früher freitags, oder wie zuletzt donnerstags, oder wie ganz früher mittwochs, sondern montags um 20.15 Uhr. Diese Verlegung ins Gegenprogramm der Vox-Serie CSI:NY, die nicht nur an den meisten Montagen Zielgruppenmarktführer ist, sondern auch ein sehr ähnliches Publikum ansprechen dürfte, ist sicher nicht die beste Idee, die Kabel 1 je hatte, aber die treuen Zuschauer von Without A Trace werden ihre Serie schon finden. Sie haben ja Übung darin.
Fahrradkette
Die Harald Schmidt Show ist Geschichte. Mal wieder. Aber diesmal wahrscheinlich endgültig. Denn wo hätte Schmidt mit seiner Show nach Sky noch senden können? Außer vielleicht in diesem Internet, von dem man so viel hört. Dort, wo die letzte Show gestreamt wurde, damit wenigstens zum Abschied noch einmal ein paar Menschen auch außerhalb des Sky-Abonnentenkreises die Gelegenheit hatten, zuschauen zu können.
„Danke, dass Sie eingeschaltet haben. Wäre schön gewesen, wenn Sie es auch in den letzten drei Jahren mal gemacht hätten“, sagte Schmidt sinngemäß, sprach aber später von 19 fantastischen Jahren.
Dass die Harald Schmidt Show in den letzten 11 dieser 19 Jahre kaum noch eine Rolle spielte, ist seine eigene Schuld. Zu spät erkannte er, dass Late Night und sonst nichts seine Berufung ist. Er wäre in der Lage gewesen, dem Genre auch in Deutschland einen Stellenwert zu geben, den es in den USA hat. Aber gerade, als er seine Show nach acht Jahren nicht nur etabliert, sondern auch zu einem Erfolg gemacht und die Anzahl der wöchentlichen Sendungen von vier auf fünf erhöht hatte, warf er Ende 2003 hin. Ein Late-Night-Format lebt von der Regelmäßigkeit und der Sehgewohnheit. Eine solche Sendung nicht zu sehen, ist auch eine Gewohnheit. Harald Schmidt gab den Zuschauern ab 2004 viel Gelegenheit, sich daran zu gewöhnen, seine Sendung nicht zu sehen. Indem erst ein ganzes Jahr lang gar nicht gesendet wurde und danach über viele Jahre an mindestens vier Tagen in der Woche und vier Monaten im Jahr ebenfalls gar nicht. Denn irgendwann war schließlich immer Sommerpause, Fernsehpreis, Satire-Gipfel, Montag, Freitag oder Schmidt & Pocher. Richtig, Schmidt & Pocher. Noch zwei Jahre, in denen die regelmäßige Harald Schmidt Show aussetzte. Zwei weitere Jahre für viele der verbliebenen Fans zur Abgewöhnung.
Schmidt hat uns sich selbst über viele Jahre schrittweise abgewöhnt. Auf diese Weise ist es klar, dass man nicht ewig auf Sendung bleiben kann. Für kaum noch jemanden wird sich nach dem Ende seiner Sendung eine Gewohnheit ändern.
Hätte er Ende 2003 einfach weitergemacht, könnte er jetzt vielleicht noch unverändert fünfmal pro Woche in Sat.1 auf Sendung sein und wäre die Instanz, von der sich Deutschland vor der Bettruhe das Tagesgeschehen durch den Kakao ziehen lassen. Oder durch das deutsche Wasser. Das wäre schön gewesen. Dann hätte es ganz allein in seiner eigenen Entscheidung gelegen, ob und wann er abtritt.
Falls er abtritt.
Zum Ende der letzten Sendung wurde jedenfalls noch mal die Ticket-Hotline eingeblendet.
Fake
2003 (WDR). Doku-Reality-Reihe, in der Menschen in wenigen Wochen einen ihnen fremden Beruf so erlernen müssen, dass sie andere damit überzeugen.
Anders als die RTL-Version Die Blender hatte der WDR die Lizenz des britischen Originals „Fakin‘ it“ gekauft und nicht lieblos kopiert. Anders als bei RTL waren auch die Ähnlichkeiten der neu angelernten Berufe zu den ursprünglichen hier zweifellos erkennbar: Ein Frittenbräter wurde Sternekoch, ein Schafscherer Starfrisör. Bei RTL hatte z. B. ein Lokführer als Modedesigner gearbeitet.
Es blieb trotzdem bei nur drei Ausgaben.
Fakt
Seit 1992 (ARD). Aktuelles Magazin.
Nach der Wiedervereinigung bestand die neu gegründete ARD-Anstalt MDR darauf, sich mit einem eigenen prestigeträchtigen Magazin in die Reihe von Monitor, Panorama und Report einzufügen. Ihre eigene Variante ist populistisch, serviceorientiert und konservativ. Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ nannte Fakt „eine Art Bizz für ostdeutsche Senioren“. Typische Themen sind „Benzinwut in Deutschland“, „Wie sicher ist Deutschland?“ oder „Kükenmord in Deutschland“.
1993 kam es zu heftigen Turbulenzen, weil Redakteure der Sendung ihrem Chef Wolfgang Fahndrich vorwarfen, insbesondere politisch einseitig und naiv zu berichten. Sie protestierten zunächst intern und kündigten dann. Ein liebedienerisches Porträt über den umstrittenen Präsidentschaftskandidaten Steffen Heitmann sorgte auch bei anderen ARD-Sendern für Unmut.
Erste Moderatorin war Sabine Hingst, die im Januar 2001 abrupt vom Bildschirm verschwand, als herauskam, dass sie für die Stasi gearbeitet hatte. Der MDR hatte dies seit Anfang der 90er-Jahre gewusst. Bis zum August 2001 moderierte Redaktionsleiter Wolfgang Fahndrich, ihm folgte Cathleen Pohl. Von 2004 bis 2008 wurde Fakt von Angela Elis präsentiert, im Mai 2008 übernahm Thomas Kausch, der im Vorjahr als Moderator der Sat.1 News entlassen worden war.
Die Sendung lief zunächst 45-minütig mittwochs um 21.45 Uhr. Im Mai 1993 wechselte sie auf den Sendeplatz der Politmagazine am Montag um 21.00 Uhr. 2004 wurden die Politmagazine auf 21.45 Uhr verlegt, ein Jahr später auf eine halbe Stunde gekürzt, weil die Tagesthemen 15 Minuten früher beginnen wollten.