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Der Vorabend war ihr Schicksal

Montag, 2. Juli 2007, 15:56

RTL2 rüstet sich heute für die Nach-Big-Brother-Zeit und schickt zwei neue Doku-Soaps ins Rennen: In Mein Kiez schildern Leute, die da wohnen, wo sich andere amüsieren, wie es ist, da zu wohnen, wo sich andere amüsieren. Aufregend. Und lässt sich bei Erfolg beliebig mit Puffnachbarn und Kirmesplatzanwohnern aus anderen Städten fortsetzen.

In Das Schicksal meines Lebens wiederum schildern Menschen, die weißgottwo wohnen, wie sie ein schweres Schicksal überwunden haben. Auch hier baut RTL2 für den Erfolgsfall vor. Interviewt werden diese Menschen von Jürgen und Alida, zwei ehemaligen Teilnehmern von Big Brother. Auf diese Weise erfahren dieselben Menschen nämlich ein weiteres schweres Schicksal, das sie dann in der zweiten Staffel schildern können.

Der WDR lässt Herrn Schmidt Herrn Feuerstein feiern, und Herr Reufsteck schreibt darüber.

Freitag, 15. Juni 2007, 12:18

Genauso griffig wie diese Überschrift ist der Titel der Sendung zu Ehren von Herbert Feuerstein, der heute Geburtstag hat: „Herr Feuerstein wird 70, und Herr Schmidt bejubelt ihn“. Der WDR schenkt Feuerstein eine Schifffahrt auf dem Rhein und 75 Minuten im Abendprogramm, in denen Harald Schmidt und Feuerstein an einem Tisch sitzen (nicht wie in Schmidteinander an getrennten), permanent gleichzeitig und aneinander vorbeireden oder sich zumindest ins Wort fallen, sich ein paar Anekdoten von früher erzählen, manchmal anzicken und währenddessen essen. Zwischendurch kommen ein paar kleine Schnipsel aus alten Schmidteinander-Shows, und das Rheinufer zieht an ihnen vorbei.

Über Geschenke soll man nicht meckern.

Es ist schön, dass Schmidt und Feuerstein wieder gemeinsam für den WDR arbeiten. Als sie zeitgleich für Sat.1 tätig waren, wäre diese Sendung so nicht vorstellbar gewesen. Damals hätte sie zwei Stunden länger gedauert.

Am Ende resümiert Feuerstein: „Ich glaube, dass ich den Abend allein nicht hätte schöner verbringen können, und das will was heißen.“

Gönnen wir ihm also den schönen Abend, es ist ja sein Ehrentag.

Dann fügt er noch die Aufforderung an Schmidt dazu: „Mach das auch, wenn der Pocher 70 ist.“

Der WDR preist eine Eigenproduktion als „Fernsehtipp“ an, will sie aber nicht zeigen

Samstag, 25. August 2007, 23:55

Beim WDR scheint man die eigenen „Fernsehtipps“ nicht zu mögen. Die gestern im Ersten erstausgestrahlte Huldigung Herr Schmidt wird 50, will aber nicht feiern zu Harald Schmidts Geburtstag sollte heute um 22.40 Uhr im WDR wiederholt werden. Um genau 22.40 Uhr stand sie auch noch unter der Überschrift „Fernsehtipp“ auf der Startseite von WDR.de, während im Fernsehen stattdessen bereits ein Tatort begann.

Der Tatort (aus Berlin) war kurzfristig ins Programm gehoben worden. Das ist aus einem von drei Gründen geschehen. Raten Sie doch mal mit, welcher es sein könnte!
 

  1. Man hat spontan festgestellt, dass gerade Tatorte ja viel zu selten wiederholt werden.
    Könnte sein. In der laufenden Fernsehwoche von heute bis kommenden Freitag werden zum Bespiel in den Programmen der ARD nur acht verschiedene Folgen gezeigt. Das ist wenig, zumal der Donnerstag noch komplett frei ist. (Heute: „Märchenwald“ und „Dschungelbrüder“, Sonntag: „Strahlende Zukunft“, Montag: „Der Passagier“, Dienstag: „Verrat“, Mittwoch: „Schlaflos in Weimar“ und „Dagoberts Enkel“, Freitag: „Elvis lebt“.)
     
  2. Man hat festgestellt, dass 1,98 Millionen Zuschauer bei der Erstausstrahlung von Herr Schmidt wird 50, will aber nicht feiern gar keiner so guten Einschaltquote entsprechen.
    Und will den vielen Blöden, die es nicht gesehen haben, bloß keine Chance geben, das Verpasste nachzuholen? Ja, klingt schlüssig.
     
  3. Die neue WDR-Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff hat die WDR-Produktion gestern im Fernsehen gesehen und dabei Szenen entdeckt, die sie nie wieder im Fernsehen sehen will, weshalb sie das Band jetzt unter Verschluss hält.
    Verdammt, klingt auch total plausibel.

Puh, keine leichte Entscheidung. Na, was glauben Sie? Auflösung demnächst.

Derrick

Donnerstag, 8. Februar 2007, 15:40

1974–1998 (ZDF). 281-tlg. dt. Krimiserie von Herbert Reinecker.

Bei der Münchner Mordkommission klärt Oberinspektor Stephan Derrick (Horst Tappert) gemeinsam mit seinem Assistenten Harry Klein (Fritz Wepper) Morde auf, die meist in der Münchner Schickeria begangen werden. Derrick verhört die reichen Angehörigen in deren Villen und löst die Fälle mit Bedacht und ohne Gewalt. Er nimmt so gut wie nie eine Waffe in die Hand. In der Mordkommission arbeitet auch Willy Berger (Willy Schäfer), der Derrick und Klein manchmal bei den Ermittlungen unterstützt, aber nur im Büro. Bis 1977 ist auch Schröder (Günther Stoll) dabei.

Was Derrick von den meisten Krimiserien unterschied, war, dass man hier nicht Derrick und Harry in harmlosen Situationen zeigte, dann das Telefon klingelte und die beiden zu einem Mord gerufen wurden. Geschildert wurde zunächst ausführlich das Umfeld des späteren Mordopfers, Familie, Freunde, die Gesamtsituation, der Konflikt bis hin zum Mord (ohne den Mörder preiszugeben). Erst dann kam Derrick ins Spiel. Oft kam der Oberinspektor in der ersten halben Stunde der einstündigen Sendung gar nicht vor.

Den Rang des Oberinspektors, den es bei der Polizei in Wirklichkeit schon seit Anfang der 70er‑Jahre nicht mehr gab, behielt Derrick während der gesamten Laufzeit der Serie. Befördert wurde er erst in der allerletzten Episode („Das Abschiedsgeschenk“) auf einen Chefposten bei Europol, womit sein Ausscheiden aus der Serie erklärt wurde. Fritz Wepper hatte die Rolle des Harry Klein bereits in der Krimiserie Der Kommissar gespielt.

Autor Reinecker und Produzent Helmut Ringelmann waren sich erst drei Tage vor Drehstart zur ersten Episode „Waldweg“ über den Rollennamen für den neuen Krimihelden einig geworden, der schon vor dem Ende von Der Kommissar als dessen Nachfolger aufgebaut werden sollte. Weder Derrick noch Klein hatten in der Serie ein Privatleben, sie befassten sich ausschließlich mit den Mordfällen. Nur zweimal lösten Frauen unbekannte Gefühle in Derrick aus: die Psychologin Renate Konrad (Johanna von Koczian) 1975 und eine Innenarchitektin (Margot Medicus) 1984. Diese Phasen vergingen aber schnell wieder, sie hielten jeweils zwei Folgen.

Die Ermittlungen gingen meist schleppend und die Verhöre monoton voran („Hatte Ihr Mann Feinde?“). Lediglich in den Anfangsfolgen war Derrick noch als energischer und euphorischer Polizist zu sehen, dem böse Taten auch mal eine Gefühlsregung entrissen. In den späteren Folgen passierte eigentlich nach dem Mord kaum noch etwas, aber irgendwann gestand jemand, und die Folge war zu Ende. Zwischendurch stand meistens irgendwo Evelyn Opela herum, die Lebensgefährtin und spätere Ehefrau von Produzent Ringelmann, die er ab 1984 innerhalb der nächsten zehn Jahre in sieben verschiedenen Gastrollen unterbrachte. Tappert wandelte nur noch durch die Gegend, und die Anzahl seiner möglichen Gesichtsausdrücke lag bei etwa 1. In der 200. Episode konnte zum ersten Mal ein Fall nicht aufgeklärt werden („Offener Fall“).

Ursprünglich sollte Derrick die Motive beschreiben, die zu einer Straftat führen, und im Gegensatz zum Kommissar sollte der Täter für den Zuschauer von Anfang an bekannt sein. Bei Columbo funktionierte dieses Prinzip auch in Deutschland bestens, bei Derrick gefiel es weder Zuschauern noch Kritikern und wurde sehr bald wieder fallen gelassen.

Derrick war seinerzeit die erfolgreichste deutsche Serie weltweit; sie lief in mehr als 100 Ländern; in Italien z. B. war Hauptdarsteller Tappert ein Superstar. In Deutschland lief Derrick 24 Jahre lang einmal im Monat, zunächst sonntags, ab 1978 freitags um 20.15 Uhr. Derrick erreichte in der Gesamtbevölkerung einen der höchsten Bekanntheitsgrade aller Fernsehcharaktere, obwohl die tatsächlichen Zuschauer – wie bei den meisten ZDF-Sendungen – in der Regel weit über 50 Jahre alt waren. Erste Assoziation mit der Serie war immer Derricks Aufforderung „Harry, hol schon mal den Wagen!“, die zum geflügelten Wort und zur Legende wurde. Jahrelange Überzeugung aller Beteilgten war, der Satz sei tatsächlich nie gesagt worden. Dann begannen sogar die beiden Stars, an den Satz zu glauben: Kurz vor seinem 80. Geburtstag im Frühling 2003 sagte Horst Tappert einer Reporterin, er habe kürzlich eine Derrick-Wiederholung gesehen, in der die Worte vorgekommen seien. Zwei Jahre zuvor hatte Fritz Wepper noch erklärt, der Satz sei eine Erfindung von Harald Schmidt, von nun an erklärten beide einmütig, er sei eben doch gefallen. In welcher Episode das war, konnte jedoch niemand sagen. In der Tat kam die Aufforderung vor, selten allerdings, und nicht im exakten, viel zitierten Wortlaut. Das Image, das der Satz vermittelte, traf ohnehin zu: Harry Klein war immer der minderwertige Assistent und Stichwortgeber, der „Ja, Stephan“ sagen und Handlangertätigkeiten ausüben durfte, während Stephan Derrick als der kluge, kühle Kopf, der mit Ruhe und Sachverstand die Fälle löste, in die Fernsehgeschichte einging, obgleich seine trantütige Art und die fast bis zu den Knien hängenden Tränensäcke Stoff zahlloser Scherze in den Medien waren.

1998 wurde die endgültig letzte Folge ausgestrahlt, und in der Woche zuvor wurde die Serie mit zahlreichen Sondersendungen und Berichten in verschiedenen Magazinen geehrt. Fritz Wepper präsentierte eine lange Derrick-Nacht mit mehreren Folgen hintereinander, und Thomas Gottschalk moderierte samstags um 20.15 Uhr eine Fernsehparty namens „Good-bye, Derrick!“ zu Ehren Tapperts. Als Nachfolgeserie entwickelte Ringelmann Siska.

Komponist und Interpret der Titelmusik war Les Humphries mit seinem Orchester. Mehrere Episoden sind auf DVD erhältlich.

Desperate Housewives

Samstag, 13. Januar 2007, 00:58

Seit 2005 (Pro Sieben). 180-tlg. US‑Soap von Marc Cherry („Desperate Housewives“; 2004–2012).

Alles beginnt damit, dass eines schönen Tages Mary Alice Young (Brenda Strong), geschätzte Hausfrau, Gattin von Paul (Mark Moses) und Mutter von Zach (Cody Kasch), in ihrem ordentlichen Haus hinter dem gepflegten Vorgarten in der Wisteria Lane an den aufgeräumten Schrank geht, eine Pistole herausnimmt, sich an den Kopf hält und abdrückt. Es wird sich herausstellen, dass sie allen Grund dazu hatte, aber zunächst sind die Nachbarn fassungslos – obwohl auch sie alle dunkle Geheimnisse hinter den adretten Fassaden haben.

Mary Alice Young schildert nach ihrem Tod als Erzählerin aus dem Off das Leben und Doppelleben ihrer besten Freundinnen: Das ehemalige Model Gabrielle Solis (Eva Longoria) betrügt Ehemann Carlos (Ricardo Antonio Chavira) mit dem Teenager John (Jesse Metcalfe), muss aber feststellen, dass auch der Reichtum ihres Gatten nur auf Betrug basiert. Bree Van de Kamp (Marcia Cross) ist die makelloseste aller makellosen Hausfrau, die ihren Mann Rex (Steven Culp) und ihre beiden Kinder mit ihrem Perfektionismus in den Wahnsinn und die Familien- und Ehekrise treibt. Lynette Scavo (Felicity Huffman) war eine erfolgreiche Managerin, bis sie nach der Geburt der ersten zwei von vier höllischen Kindern ihre Karriere aufgab, was sie ewig bereut. Die geschiedene Susan Mayer (Teri Hatcher) stolpert von einem Missgeschick ins nächste, aus dem ihre vergleichsweise erwachsene 14‑jährige Tochter Julie (Andrea Bowen) sie dann herausholen muss. Susan verliebt sich in den mysteriösen Mike Delfino (James Denton), der sich als Klempner ausgibt. Ebenfalls in der Nachbarschaft leben die männermordende Edie Britt (Nicollette Sheridan) und die alte Schachtel Martha Huber (Christine Estabrook), die ihre Nase in die Angelegenheiten anderer Leute steckt, was ihr bald zum Verhängnis wird.

Der Grund für den plötzlichen Selbstmord von Mary Alice wurde nur ganz allmählich im Lauf von vielen Folgen aufgedeckt. Währenddessen taten sich immer neue Abgründe hinter den scheinbar anständigen Fassaden der diversen Vorstadtbewohner auf, die sich alle in einem immer weiter ausfasernden Knäuel aus alltäglichen und außergewöhnlichen Lügen und Geheimnissen verstrickten. Diese Elemente einer Hochglanz-Soap mischte Desperate Housewives mit dem schwarzen Humor von Six Feet Under, der Erzählweise von Sex And The City und einer selbstironischen Haltung, die die Familienserie auch zu einer Parodie auf Familienserien machte.

Die ebenso innovative wie massentaugliche Kombination machte Desperate Housewives in den USA auf Anhieb zum erfolgreichsten Neustart seit vielen Jahren und zum landesweiten Gesprächsthema. Die Serie schoss sofort auf den zweiten Platz der meistgesehenen Sendungen. Der Erfolg war so gewaltig, dass die Hauptdarstellerinnen schon nach vier Monaten Gehaltserhöhungen verlangten, was sich bis dato selbst Stars etablierter Quotengaranten üblicherweise frühestens nach einem, in der Regel erst nach mehreren Jahren trauten. Auch die Kritiker liebten die Desperate Housewives. Dem Vergleich mit Dramaserien wie Die Sopranos oder Six Feet Under ging die Serie aus dem Weg und trug sich bei Preisverleihungen in der Kategorie „Comedy“ ein. Die Rechnung ging auf, und die Serie wurde als beste Comedy mit dem Golden Globe geehrt.

Pro Sieben erhoffte sich von der vorstädtischen verheirateten Damenriege einen ähnlichen Erfolg wie mit den großstädtischen Single-Frauen von Sex And The City. Eine Gesprächsthema war die Serie zum Start allemal. Die einstündigen Folgen liefen auf deren früherem Sendeplatz dienstags um 21.15 Uhr, anfangs nach der Wiederholung von jeweils zwei Folgen von Sex And The City. Zuvor hatte der Pay-TV-Sender Premiere mit der Serie Neuland betreten, indem er die Folgen schon kurz nach ihrer US‑Ausstrahlung im Originalton gezeigt hatte.

Desperate Sex In The Netherlands

Dienstag, 10. Juli 2007, 07:06

Vielleicht braucht wirklich jedes Land seine eigene Mischung aus Sex And The City und Desperate Housewives. Deutschland hat Alles außer Sex und die Niederlande haben Feine Freundinnen. Letztere zeigt ab heute das ZDF.

Bevor ich die erste Folge ansah, hatte ich Angst. Die Serie muss zwangsläufig synchronisiert worden sein, doch man kennt Linda de Mols Originalstimme noch aus der Traumhochzeit. Sie jetzt mit einer anderen Stimme zu hören, wäre komisch.
Dann die Erleichterung: Linda de Mol synchronisiert sich selbst. Und die Erkenntnis: Trotzdem komisch. Um sie herum all diese Menschen, die in dem typischen überbetonten Synchronsprecherduktus sprechen, und im Mittelpunkt eine Frau mit holländischem Akzent, die überhaupt nicht ordentlich betont.

Linda de Mol spielt die Frau eines neureichen Schlagersängers, mit dem sie in ein Schickimicki-Viertel zieht, in dem sie zunächst gar nicht willkommen ist. Bei der Ankunft vor ihrem neuen Haus, das noch eine Baustelle ist, sagt sie einen der raren amüsanten Sätze: „Das sieht ja hier aus wie im Gazastreifen“.

Dann erfährt man für etwa eine halbe Stunde etwas zu viel über das Sexualleben der Hauptfiguren, und gerade als ich dachte, ich hätte das Konzept nun verstanden, endet die erste Folge mit einem Knaller.

Ich persönlich kann mit der Serie nichts anfangen. Das ist allerdings auch mein Urteil über die anderen genannten Serien Sex And The City und Desperate Housewives. Wer die mag, könnte womöglich auch an Feine Freundinnen Spaß haben.

Feine Freundinnen, dienstags um 22.45 Uhr im ZDF.

Deutscher Zukunftspreis

Donnerstag, 6. März 2008, 01:06

Seit 1997 (ZDF). Jährlich vom Bundespräsidenten vergebene Auszeichnung zur Förderung wissenschaftlicher Leistungen, Erfindergeistes und innovatorischer Kraft. Das ZDF übeträgt. Moderatoren der ersten drei Verleihungen waren das Knoff-hoff-Show-Duo Joachim Bublath und Babette Einstmann, danach moderierten jedes Jahr andere ZDF-Moderatoren.

Deutschland ist schön

Freitag, 9. Februar 2007, 20:06

Seit 2007 (Sat.1). Halbstündige Comedyshow.

Jürgen von der Lippe schwärmt in schöner Landschaft von den Vorzügen Deutschlands und verbindet auf diese Weise die Sketche, die von einem Ensemble gespielt werden, das es in Größe in Prominenz so noch nicht gab. Zwei Dutzend prominenter Komiker verschiedener Generationen wirken mit, obgleich nie alle zusammen, was die Dreharbeiten enorm vereinfacht haben muss: Wichart von Roëll, Barbara Schöne, Beatrice Richter, Mike Krüger, Ingolf Lück, Dirk Bach, Herbert Feuerstein, Bernhard Hoëcker, Peter Nottmeier, Michael Kessler, Michael Müller, Susanne Pätzold, Heike Siekmann, John Friedmann und Florian Simbeck, sowie die Komiker, die mit ihren eigenen Sendungen ohnehin bei Sat.1 beschäftigt sind, darunter Markus Maria Profitlich, Janine Kunze, Tetje Mierendorf, Volker „Zack“ Michalowski, Nina Vorbrodt, Hanno Friedrich, Mackie Heilmann, Judith Döker und Sabine Menne. Einige der Sketchcharaktere kehren in festen Rubriken wieder.

Markus Maria Profitlich ist zugleich Produzent der Reihe, die ein perfektes Beispiel für den Unterschied zwischen Quantität und Qualität ist. Sie läuft freitags um 21.15 Uhr. Vorbild war wohl das von Kritikern geschätzte „Little Britain“ der BBC.

Deutschland lacht

Donnerstag, 21. September 2006, 15:53

1992 (ZDF). Halbstündige Witzeshow mit Karoline Reinhardt, die mit einem Käfer durch Deutschland fuhr und Menschen „Witze am laufenden Band“ erzählen ließ. Witzkandidaten im Studio konnten eine tolle Radkappe gewinnen. Wirklich.

Einer der Autoren der Sendung war Jürgen Fliege, der später als Talk-Pfarrer mit der Sendung Fliege bekannt wurde. Reinhardt war schon zuvor als Assistentin in Wim Thoelkes Der große Preis aufgefallen. Ihre eigene Show hatte zwar hervorragende Marktanteile, wurde aber sowohl von Kritikern als auch ZDF-intern so sehr als geschmackliche Entgleisung gesehen, dass der Sender sie nach einer Folge an einem Donnerstag am Vorabend und zwei weiteren freitags um 22.15 Uhr absetzte und vier weitere, schon gedrehte im Giftschrank verschwinden ließ. Stattdessen wiederholte er Folgen von Ein verrücktes Paar.

Deutschland sucht den Superstar

Samstag, 10. Februar 2007, 22:28

Seit 2002 (RTL). Talentshow und die Fernsehsensation des Jahres 2003.

Im Rahmen von 15 Abendshows wird ein Nachwuchssänger gesucht, der zum Star aufgebaut werden soll. Unter allen Bewerbern (60 000 allein für die erste Staffel) trifft eine Jury (Popstar und Produzent Dieter Bohlen; der damalige Chef der Plattenfirma BMG, Thomas M. Stein; der Radiomoderator Thomas Bug und die englische Musikjournalistin Shona Fraser) eine Vorauswahl; in mehreren Castingrunden wird schließlich auf 30 Kandidaten reduziert, die sich in der Show bewähren und ab jetzt der Telefonabstimmung durch die Fernsehzuschauer stellen müssen. Die letzten zehn treten in großen Live-Abendshows gegeneinander an. Der jeweils Letztplatzierte scheidet aus, die anderen treten in der nächsten Sendung mit neuen Liedern an. Die Platzierungsreihenfolge der im Wettbewerb verbleibenden Kandidaten wird nie bekannt gegeben. Die Jury sitzt bei jedem Auftritt und kommentiert ihn, maßgeblich ist jedoch die Telefonabstimmung. Im großen Finale schließlich wählen die Zuschauer zwischen den beiden verbliebenen Kandidaten ihren Superstar. Der Gesamtsieger erhält einen Plattenvertrag und muss ein Lied singen, das Dieter Bohlen geschrieben hat.

Die Idee war zwar auch in Deutschland nicht neu – die RTL 2-Reihe Popstars hatte bereits zwei erfolgreiche Gruppen hervorgebracht, andere Reihen waren gefloppt -, doch das Vorbild für diese spezielle Veranstaltung war die britische Show „Pop Idol“, die als „American Idol“ auch schon erfolgreich in die USA exportiert worden war. Auch in Deutschland wurde sie eine Quotensensation. RTL zeigte in der ersten Staffel die Zusammenschnitte der Castings samstags um 19.10 Uhr mit guten, aber nicht überragenden Quoten. Zu sehen waren darin überwiegend Teenager, die mangelndes Talent durch Selbstüberschätzung zu kompensieren versuchten und von Dieter Bohlen rüde abgefertigt wurden. Erst die Entscheidungsshows mit den Live-Auftritten, samstags um 21.15 Uhr, machten die Show zu einem Großereignis, und das trotz der Moderatoren Michelle Hunziker und Carsten Spengemann, der ebenfalls mangelndes Talent durch Selbstüberschätzung wettmachte.

Weil immer nur ein Kandidat ausschied und die Zuschauer zu den übrigen eine Beziehung aufbauen konnten, stieg die Einschaltquote von Woche zu Woche an und gipfelte schließlich bei fast 13 Millionen Zuschauern in der vorletzten Show am 15. Februar 2003, eine Zahl, die das Finale drei Wochen später am 8. März 2003 knapp verfehlte. Die eigentlich auf eine Stunde angesetzten Live-Shows hielten ihre Sendezeit nie ein und überzogen in der Spitze um fast eine Stunde. RTL sah es gern, denn auf diese Weise konnten die hohen Quoten über einen längeren Zeitraum gehalten werden. Eine Stunde nach Ende der Show folgten noch einmal 20 Minuten (es war in der Regel gegen Mitternacht), in denen das Abstimmungsergebnis verkündet wurde. Davon profitierten die Comedyshows Krüger sieht alles und Olm!, die von den Superstars umklammert wurden und ebenfalls Rekordquoten erzielten.

Gesamtsieger der ersten Staffel wurde Alexander Klaws, dessen Song „Take Me Tonight“ umgehend Platz eins der Charts erreichte. Zuvor hatte bereits der Song „We Have A Dream“, den alle zehn Finalteilnehmer gemeinsam aufgenommen hatten, wochenlang den ersten Platz belegt. Eigentlicher Star der ersten Staffel war jedoch der Drittplatzierte Daniel Küblböck, ein 17-jähriger Bayer, dessen Stimme ungefähr so viel Wohlklang hatte wie eine ICE-Bremse, der durch sein kindlich-quirliges und verstörend-androgynes Auftreten jedoch sofort zum Publikumsliebling wurde und die Menschen polarisierte. „Bild“ erfand für ihn die Bezeichnung „schräger Daniel“, eine riesige Fangemeinde versammelte sich hinter ihm, doch schließlich entschied in der vorletzten Sendung die Mehrheit gegen ihn und wählte Alexander und Juliette Schoppmann ins Finale. Daniels Single „You Drive Me Crazy“, die nur zwei Wochen nach der Alexanders erschien, löste Alexander auf Platz eins der Charts ab. Auch sein Hit stammte aus Bohlens Feder. Juliette veröffentlichte ebenfalls eine Single, wollte aber musikalisch nichts mehr mit Bohlen zu tun haben. Ihr „Calling You“ erschien einige Monate später und erreichte knapp die Top 10. Auch andere Finalrundenteilnehmer schafften den Sprung in die Charts. Die Fünftplatzierte Gracia Baur gewann zwei Jahre später haushoch den deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest, bei dem sie dann jedoch ebenso deutlich den letzten Platz belegte.

Im Sog des Erfolgs überschwemmten noch im Sommer 2003 etliche weitere Talentshows den Bildschirm, die erfolgreichste unter den Kopien war Star Search in Sat.1, die ähnlichsten Fame Academy bei RTL 2 und Die Deutsche Stimme im ZDF.

Im September 2003 startete RTL die zweite Staffel und zeigte die Casting-Shows jetzt mittwochs um 20.15 Uhr, ebenfalls die Shows, in denen die Fernsehzuschauer unter den Top 50 ihre Finalkandidaten auswählten. Die zugehörige Ergebnissendung unterbrach am gleichen Abend stern tv. Die Mottoshows liefen wieder am Samstag und blieben weit hinter den Quotenerwartungen zurück, erreichten jetzt kaum noch fünf Millionen Zuschauer und wurden zum Teil von Ausstrahlungen alter Spielfilme auf Sat.1 geschlagen. Auch der Gesprächswert war weg, Charterfolge der Teilnehmer waren nicht mit früheren vergleichbar, die Gewinnerin hieß Elli Erl. Ihr „This Is My Life“ kam immerhin auf Platz 3.

Dennoch startete RTL Ende 2005 die dritte Staffel, die überraschend den Erfolg der zweiten deutlich übertraf. Die Sendeplätze wurden beibehalten, das Personal dagegen fast komplett ausgetauscht. Dieter Bohlen, der einzige wirkliche Superstar in der gesamten Sendung, durfte als Einziger bleiben und saß nun in der auf drei Personen verkleinerten Jury neben der Marketingmanagerin Sylvia Kollek und dem früheren Plattenboss und unverkennbaren Kölner Heinz Henn. Tooske Ragas und Marco Schreyl wurden als neue Moderatoren engagiert, was eigentlich auch egal war. Nur der „Bild“-Zeitung schien es nicht egal zu sein, die eine wochenlange rassistische Hetzjagd auf die Niederländerin Ragas veranstaltete. Der Gesamtsieger Tobias Regner schaffte mit „I Still Burn“ wieder einen Nr.1-Hit, eine Rockballade, mit der Dieter Bohlen diesmal nichts zu tun hatte, ebenso der Zweitplatzierte Mike Leon Grosch mit „Don’t Let It Get You Down“. Sieben Millionen Menschen sahen das Finale, eine Zahl, die in der vierten Staffel schon in der Castingphase übertroffen wurde, dafür später nicht mehr. Neu in der vierten Staffel ab Januar 2007 war Anja Lukaseder, die in der Jury den Platz von Sylvia Kollek übernahm. Moderatorin Tooske Ragas war nur zeitweise dabei, weil sie im Lauf der Staffel Mutter wurde. Es gewann Mark Medlock, dessen wiederum von Dieter Bohlen produzierter Titel „Now Or Never“ Platz 1 erreichte. Bohlen hatte Medlock schon während der Showphase so sehr gefördert wie keinen Kandidaten zuvor. In der Folgezeit traten die beiden als Duo auf und hatten noch im gleichen Jahr mit „You Can Get It“, einer inhaltlichen Variation des alten Modern-Talking-Hits „You Can Win If You Want“, einen weiteren Nr.1-Hit und mit „Unbelievable“ einen weiteren Top-10-Erfolg.

In der fünften Staffel ab Januar 2008 übernahm Andreas „Bär“ Läsker den Jury-Platz von Heinz Henn, und Tooske Ragas war nun dauerhaft schwanger und gar nicht mehr dabei. Gewinner wurde Thomas Godoj, dessen erster Hit den Titel „Love Is You“ erhielt.

Ein Begleitmagazin zur Sendung lief erst auf den RTL-Schwestersendern Vox und Super RTL, schließlich auch bei RTL selbst.

Deutschland sucht den Superstar, von Fans liebevoll abgekürzt als DSDS, erhielt den Deutschen Fernsehpreis 2003 (beste Unterhaltungssendung).

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