Halt mal was anderes

32 Sendeplätze in ihrem Abendprogramm füllen die großen Privatsender jede Woche mit amerikanischen Krimiserien. So viele Serien sind jedoch längst nicht zu sehen: Derzeit sehen Sie jede Woche zweimal CSI: Miami, zweimal Without A Trace, zweimal Medium, dreimal Navy CIS, dreimal CSI: NY, dreimal Criminal Intent und viermal Law & Order: New York (Special Victims Unit). Das liegt in erster Linie an der Einfallslosigkeit und Feigheit deutscher Sender, die lieber Viertausstrahlungen von immer denselben Serien zeigen, als etwas Neues auszuprobieren, das womöglich vom Publikum abgelehnt werden könnte.

Dabei sind durchaus noch US-Krimiserien übrig, die noch nie in Deutschland gezeigt wurden. Wir stellen heute fünf Serien aus den vergangenen Jahren vor. Keine ist wirklich herausragend, aber alle sind solide Unterhaltung, würden sich also gut ins deutsche Fernsehprogramm einfügen. Alle Serien sind bereits eingestellt, doch die teilweise recht geringe Episodenzahl kann kaum ein Argument sein, warum niemand zugriff. Da würde ich sofort Justice (Kabel 1) oder Standoff (Vox) als Gegenargumente anführen, denn auch diese soliden Serien waren weder herausragend noch langlebig.

 

Law & Order: Trial By Jury

Obwohl die anderen drei Serien mit dem “Law & Order”-Stempel in Deutschland erfolgreich sind, wurde diese Serie bei uns nie gezeigt. Sie konzentriert sich auf die Gerichtsverhandlungen und zeigt, wie im Hintergrund Ermittlungsarbeit geleistet wird und sowohl Anklage als auch Verteidigung die Zeugen auf ihre Aussagen vorbereiten. Im Vordergrund stehen drei Staatsanwälte (Bebe Neuwirth, Amy Carlson und Fred Dalton Thompson) und zwei Ermittler (Jerry Orbach und Kirk Acevedo).

Jerry Orbach war der langjährige Star der Mutterserie Law & Order, bevor er in diesen Spin-off wechselte, wo er seine bisherige Rolle des Lennie Briscoe weiterspielte. Es war seine letzte Rolle, er spielte sie nur noch zwei Folgen lang. Orbach starb im Dezember 2004. Die Serie wurde im Mai 2005 nach 13 Folgen eingestellt. 

 

Hack

Die meisten Hauptberufe sind ja langweilig genug, um nebenbei noch bequem Kriminalfälle aufklären zu können. Das wissen wir aus vielen Serien. Auch der Taxifahrer Mike Olhansky (David Morse) klärt nebenbei Kriminalfälle auf und hilft Menschen in Not. Zu diesem Zweck hält er einen guten Kontakt zu seinem Ex-Partner Marcellus Washington (Andre Braugher) von der Polizei, den auch Mike war mal Bulle.

Hauptdarsteller David Morse haben wir als fiesen Bullen Michael Tritter in Dr. House gesehen und im Film „The Green Mile“ an der Seite von Tom Hanks.

Von 2002 bis 2004 liefen in den USA zwei Staffeln mit insgesamt 40 Folgen. 

 

Sue Thomas, F.B.Eye

Die gehörlose Sue Thomas (Deanne Bray) vom Land wird Spezialagentin in Washington, u.a. weil sie so fantastisch Lippen lesen kann. Dann muss man nämlich niemanden mehr abhören. Sie sieht ja von weitem, was geredet wird. Überhaupt sind ihre verbliebenen Sinne geschärft.

Die Serie basierte auf der Lebensgeschichte der gehörlosen Sue Thomas, die ab 1979 vier Jahre lang verdeckt für das FBI gearbeitet hatte. Von 2002 bis 2005 zeigte der winzige US-Sender PAX 57 Episoden und hatte damit einen beachtlichen Erfolg. 

 

Eyes

Eine Privatdetektei unter der Leitung von Harlan Judd (Timothy Daly) ermittelt da, wo das Rechtssystem versagt oder nicht zuständig ist. Mit allerlei technischem Schnickschnack als Unterstützung werden Personen überwacht oder Geld eingetrieben.

Die Serie lief Anfang 2005 in den USA. 13 Episoden wurden produziert. 

 

The Handler

Der FBI-Agent Joe Renato (Joe Pantoliano) bildet Nachwuchsagenten aus, die dann in Los Angeles als verdeckte Ermittler Kriminalfälle aufklären.

16 Episoden entstanden in der Fernsehsaison 2003—2004.

Schlagwörter: ,
Michael, 13. August 2009, 15:50.

10 Kommentare


  1. Erstmal vielen Dank für die Vorstellungen, sehr interessant zu lesen. In die ein oder andere davon hätte ich sicher mal reingeschaut; in die L&O-Serie allerdings eher nicht.

    Eine Nachfrage nur zur Argumentation:

    —ZITAT—
    Da würde ich sofort Justice (Kabel 1) oder Standoff (Vox) als Gegenargumente anführen, denn auch diese soliden Serien waren weder herausragend noch langlebig.
    ———–
    Wurden diese Serien denn gekauft, als sie schon tot waren? Und freiwillig genommen oder den Sendern im Paket mit attraktiverem Programm aufs Auge gedrückt?

  2. Ich bin überfragt, wann sie gekauft wurden. Gezeigt wurden sie jedenfalls erst, als sie in den USA längst abgesetzt waren. Und zumindest gezeigt wurden sie freiwillig.
    Serien, die großen Programmpaketen beiliegen, bleiben gelegentlich auch mal ungesendet.

  3. Kurzlebige Serien, deren Ausstrahlung schon eine Weile her sind billig zu haben, genauso wie Lizenzen für die dritt und viertwerwertung.

    Was die vorgeschlagenen Serien angeht, ich kenn zwar die Kriterien für die Auswahl nicht, aber aber da gibts doch eindeutig Hochkarätigere.
    „Sue Thomas, F.B.Eye“ lief glaub ich erfolglos auf RTL2, „Eyes“ war ganz amüsant, dank Tim Daily, ansonsten aber auch nicht herausragend.

  4. Ach naja, noch mehr US-Krimis? Ich freu mich eher, dass ProSieben mit „Two and a Half Man“ bald eine US-Sitcom ins Abendprogramm nimmt.

  5. Was mich maßlos ärgert, ist, daß eine nette Serie, „Angela’s Eyes“ nach 12 Folgen eingestellt wurde, dabei hatte die Serie nur 13 Episoden. Das Finale hat man so nicht zu sehen bekommen! Da die Ausstrahlung in D so lange hinter der in den USA hinterherhinkte, waren auch alternative Möglichkeiten, die Serie zu „bekommen“, ausgeschöpft. Dang!

  6. @ Dent: Sue Thomas lief noch nicht in Deutschland, Du meinst wahrscheinlich „Angela Henson – Das Auge des FBI“, was auch Siggi erwähnt. Fand ich aber sehr plump.

  7. Stimmt, hab ich verwechselt. Krimi ist nicht gleich Krimi, hier ist ja die Rede vor allem von procedurals, davon gibts echt genug.
    Solange solche, nicht ganz frischen, Perlen wie The Sopranos, The Wire, Veronica Mars, Hustle, Durham County, Oz, The West Wing, Rescue me, Deadwood, u.v.a. hierzulande nicht zu sehen sind, in den Archiven verstauben, von unfähigen Sendern zu unzeiten versendet werden oder ein dasein im Pay-TV fristen, kann ich Liste da oben nicht ganz ernst nehmen.

  8. @Dent
    Mit den Sopranos hat es zuerst das ZDF, dann glaube ich RTL 2 und zum Schluß Kabel 1 versucht. Aber , vermutlich wegen der Altersfreigabe, zu fürchterlichen Uhrzeiten und dann klappt es halt nicht.
    Ähnlich doof verfurh das ZDF mit Veronica Mars.
    Warum man Hustle und Durham County bei RTL Crime (!) versauern lässt, anstatt es ins RTL-Programm zu holen – es ist mir ein Rätsel.
    An Deadwood hat sich Premiere versucht, keine Ahnung wie da der Erfolg war.

    The Wire, so großartig es ist scheint mir ein Grenzfall in Sachen Synchronisation zu sein, ich kanne es mir auf deutsch einfach nicht vorstellen.

    Überhaupt, die BBC-Serien, das dauert ja unglaublich lange, bis man sich hier erbarmt.

  9. @ Dent: Die Hoffnung, all diese guten Serien mit fortlaufender, anspruchsvoller Handlung in einem großen Sender zu sehen, habe ich längst aufgegeben. Was ich mit dieser Liste sagen wollte war: Nicht einmal diese Serien, die für das deutsche Fernsehen durchschnittlich genug wären, bekommen eine Chance.

  10. Aus dieser Perspektive betrachtet, hast du natürlich recht.



Das Buch

die Autoren

Weitere Bücher

New York für Fern-SeherDie kleine House-Apotheke

Links