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Das wäre dann also die Endziffer 60. Haben Sie das jetzt verstanden?

Sonntag, 8. Juni 2008, 20:12

Es ist absurd, dass RTL vorgestern den 60. Geburtstag von Otto Waalkes feierte, der erst in sechs Wochen ist, der heutige 60. Geburtstag eines anderen der wenigen wirklich großen deutschen Komiker aber weitgehend unbemerkt an Fernsehdeutschland vorüberzieht – es sei denn, man schaut seinen langjährigen Heimatsender WDR, der die lange Geburtstagsnacht schon hinter sich hat, Eins Festival, wo heute Nachmittag schon einige Sendungen von und über ihn liefen und ab Mitternacht fünf Stunden lang Höhepunkte aus So isses, Donnerlippchen, Geld oder Liebe und Wat is? gezeigt werden, oder den MDR, der um 20.15 Uhr mit den Feierlichkeiten beginnt.


Mit Gerd Dudenhöfer. Foto: WDR/H. Kratzer

Andererseits passt es aber zu ihm, denn trotz seinem unbestreitbaren Hang zum Herrenwitz fielen seine Fernsehsendungen über viele Jahre dadurch auf, dass sie kaum auffielen, weil sie so leise waren. Sein größter Erfolg, Geld oder Liebe, war immer näher an einem Kindergeburtstag als an den Gladiatorenwettkämpfen, die Programmchefs doch eigentlich viel lieber als Vorbild nehmen. Die ganz große Show fehlte, die kleinen Geschichtchen und das Zwischenmenschliche machten den Reiz aus, der Moderator nahm sich zurück, wenn es angemessen war, und in diesen Kleinigkeiten zeigte sich seine Größe.

Da hatte er die große Krawallshow freilich schon hinter sich: Donnerlippchen sorgte Mitte der 80er-Jahre für einige Aufschreie. Die dreiste Show war ihrer Zeit weit voraus, aber trotzdem erfolgreich.

Der Mann ist einer der vielseitigsten und kreativsten deutschen Entertainer. Er musste sich nie neu erfinden, weil er doch schon immer alles gleichzeitig machte. Wie Peter Frankenfeld und Frank Elstner entwickelte er die von ihm moderierten Sendungen oft selbst, ging mit seinen Comedy-Programmen auf Bühnentournee, schrieb Bücher („Wie rede ich mich um Kopf und Kragen? Anecken in jeder Runde“), drehte als Schauspieler für Film („Nich mit Leo“) und Fernsehen (Heiland auf dem Eiland) und sang sich mit dem, was man Blödelsongs nennt, mehrfach in die Charts: „Kreuzberger Nächte“ der Gebrüder Blattschuss war 1978 fünfzehn Wochen in den deutschen Top 10, als Solist gewann er mit „Guten Morgen, liebe Sorgen“ mehrfach die ZDF-Hitparade und stand zehn Wochen in den Top 10 der deutschen Single-Charts. 1987 hatten beide Errungenschaften noch etwas zu bedeuten.

Wenn man ihn auf der Bühne sieht, wünscht man sich allerdings manchmal, er möge ein paar Lieder weniger singen und dafür lieber etwas länger erzählen, denn seine Alltagsbeobachtungen sind präzise und pointiert und sollten ein Vorbild für jeden sein, der sich Stand-up-Comedian nennt.


Bild: WDR/M. Kohr

Der Mann ist sympathisch und hat Humor, auch wenn er selbst einstecken muss. Er war einer der wenigen Prominenten, die bei Alles nichts oder?! am Ende der Sendung hinter die Tortenwand mussten und beworfen wurden, denn mit ihm konnte es ja machen. Das Schlimmste, was ihm hätte zustoßen können, wäre ein neues Wehleid gewesen, aber darüber hätte er sich dann vermutlich abendfüllend mit Harald Schmidt unterhalten. Elke Heidenreich hat einmal beklagt, dass er im wirklichen Leben genauso sei wie im Fernsehen und zu ihr Sachen sage wie: „Na, mein Vögelchen, jetzt gehen wir aber mal einen heben.“

Erst vor einem Jahr gewann er noch einmal einen wichtigen Fernsehpreis, den Adolf-Grimme-Preis für Extreme Activity, die ProSieben-Spielshow, die so lange erfolgreich war, bis ProSieben anfing, damit Sendeplatzroulette zu spielen. Aus letztem Grund, und weil in den vergangenen Jahren leider ein paar seiner Sendungen gefloppt sind, vergisst man leicht, dass der Mann noch immer eine Größe ist — dieser Mann mit den bunten Hemden und den endlosen Ansagen für seine Gäste, in denen er sich minutenlang um den Namen des Künstlers herummoderiert, weil derweil noch das Bühnenbild umgebaut werden muss, bis er ganz am Ende doch noch sagt, um wen es geht, wenn es die meisten ohnehin schon gemerkt haben: Jürgen von der Lippe.

Gläschen Sekt?

Das weiß doch jedes Kind!

Donnerstag, 5. Juli 2007, 16:37

2007–2008 (Sat.1). Quiz mit Cordula Stratmann.

Erwachsene müssen beweisen, dass sie so schlau sind wie Schulkinder. Jeder Kandidat bekommt zehn Fragen gestellt, deren Antworten zum Lehrplan der ersten fünf Schulklassen gehören. Der Kandidat kann aus zehn vorgebenen Wissengebieten und Schwierigkeitsgraden (nach Schulklassen geordnet) die Reihenfolge der Fragen selbst bestimmen. Als Joker stehen Fünftklässler zur Verfügung, die die ihrer Meinung nach richtige Antwort notieren. Einmal darf der Kandidat die Antwort des Schülers anschauen und dann selbst antworten („spicken“) und einmal die Lösung übernehmen („abschreiben“), schließlich kann ein Kind als „letzte Rettung“ die falsche Antwort des Erwachsenen berichtigen. Die Gewinnsumme pro richtiger Antwort steigt im Lauf des Spiels an. Wer falsch antwortet, fliegt raus und verliert das erspielte Geld. Wer die Lösung nicht weiß, kann aber wie bei Wer wird Millionär? noch rechtzeitig aussteigen, gibt damit aber zu, dümmer als ein Schulkind zu sein, außerdem gibt es auch hier zwei Zwischenstufen, bei denen der bis dahin erspielte Gewinn in jedem Fall gesichert ist.

Die einstündige Show lief staffelweise freitags um 20.15 Uhr. Sie basierte auf dem US-Format „Are You Smarter Than A 5th Grader?“.

Das Wetter im Ersten wird Ihnen präsentiert von „Kontrolle verlieren“

Freitag, 8. Juni 2007, 08:36

Mensch, gibt’s denn das? Bin ich doof oder was?

Das Wetter im Ersten ist also nicht live. In einer Live-Sendung hätte sich Claudia Kleinert gestern vor der Tagesschau nach einem kleinen Versprecher bestimmt nicht zu obigem Ausruf hinreißen lassen. Aber vielleicht ein kleiner Hinweis fürs nächste Mal: Einfach rausschneiden!

Das offizielle Online-Video zur Sendung auf daserste.de wurde bereinigt, aber bei Clipfish gibt’s inzwischen die Originalausstrahlung zu sehen:

 


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Dating Day

Donnerstag, 24. Januar 2008, 18:11

2003 (ProSieben). Große Samstagabendshow mit Ruth Moschner und Andreas Bursche, in der Singles verkuppelt werden sollten. Die Quote war katastrophal, es blieb beim One-Night-Stand.

Dawson’s Creek

Dienstag, 20. März 2007, 21:07

1999–2001 (Sat.1); 2002–2004 (Pro Sieben). 128-tlg. US-Teenieserie von Kevin Williamson („Dawson’s Creek“; 1998–2003).

Die Teenager Dawson Leery (James van der Beek), Pacey Witter (Joshua Jackson), Joey Potter (Katie Holmes) und Jen Lindley (Michelle Williams) gehen gemeinsam zur Schule im Küstenort Capeside in Massachusetts. Dawson liebt Filme und möchte später Regisseur werden. Mit Joey und Pacey ist er schon seit seiner Kindheit befreundet. Seine Freundin ist zunächst Jen, dann aber auch kurz Joey. Die ist anschließend mit Pacey zusammen, dann wieder mit ihrem Seelenverwandten Dawson und später noch mal mit Pacey. Überhaupt geht es fünf Jahre lang hauptsächlich darum, für wen der beiden sie sich nun entscheidet. Darüber zerbricht die Freundschaft der beiden Jungs vorübergehend. Jen wohnt bei ihrer Großmutter Evelyn Ryan (Mary Beth Peil), genannt „Grams“. Ihr bester Freund wird Jack McPhee (Kerr Smith), der erst nach einem kurzen Flirt mit Joey merkt, dass er schwul ist. Dessen Schwester Andie (Meredith Monroe) ist für eine Weile Paceys Freundin. Dawsons Eltern Gayle (Mary-Margaret Humes) und Mitch (John Wesley Shipp) versöhnen sich nach einer Trennung wieder und bekommen in der vierten Staffel noch eine Tochter, die sie Lilly nennen. Etwas später stirbt Mitch bei einem Autounfall.

Nach Abschluss der Schule ziehen Joey, Jen (samt Oma), Jack und Pacey in der fünften Staffel nach Boston, Pacey wird erst Koch und später Finanzbroker, die anderen (sogar Oma) studieren. Joey findet in ihrer Zimmergenossin Audrey Lidell (Busy Philipps) eine beste Freundin. Dawson geht unterdessen nach Kalifornien, um ins Filmgeschäft einzusteigen, und guckt sich den rüpelhaften Regisseur Todd Carr (Hal Ozsan) als seinen Mentor aus. Gegen Ende dreht sich die nach ihm benannte Serie immer seltener um Dawson, dafür immer mehr um dessen Freunde und vor allem um Joey, die in einigen Episoden sogar als Ich-Erzählerin aus dem Off auftaucht. In fünf Folgen der letzten Staffel spielt Dawson nicht einmal mit. Am Schluss sind alle zurück auf Anfang, Dawson und Pacey pleite, Joey mit keinem von beiden zusammen, und Jen, Jack und Grams ziehen nach New York. Das zweiteilige Serienfinale spielt fünf Jahre später. Dawson ist jetzt Fernsehproduzent, Pacey hat ein eigenes Restaurant, Joey arbeitet bei einem Verlag in New York, Jack ist Lehrer und Jen allein erziehende Mutter. Jen stirbt an einer Herzkrankheit, gibt zuvor noch ihre Tochter in Jacks Obhut. Und Joey entscheidet sich endlich, und zwar für Pacey, der mit ihr nach New York zieht.

Liebevolle Kleinstadtromantik und Teenager, die sich über Filme unterhielten wie 50-jährige Feuilletonisten, unterschieden die Serie vor allem in den ersten Jahren von der Standard-Teeniesoap. Jede Episode war eine Stunde lang. Die ersten drei Staffeln liefen sonntagnachmittags in Sat.1, der Rest ab Folge 59 samstagnachmittags auf Pro Sieben. Als Titelsong wurde bei uns in der ersten Staffel „Elsewhere“ von Jann Arden verwendet, ab der zweiten Staffel, so wie in den USA von Anfang an, „I Don’t Want To Wait“ von Paula Cole.

Die Serie ist auf DVD erhältlich.

Dawsons Krieg

Sonntag, 23. Dezember 2007, 08:08

Mal ehrlich, war Ihnen Dawson aus Dawson’s Creek nicht auch immer suspekt? Dieser schielende Typ mit dem schiefen Gesicht, den man uns jahrelang als Sympathieträger verkauft hat? Der in vielen Episoden der nach ihm benannten Serie gar nicht mitgespielt hat? Wer weiß, was der in der Zeit Dubioses getan hat?

Nun, heute findet er vielleicht seine wahre Berufung. Als Gaststar in Criminal Minds spielt James van der Beek jemand Dubiosen. Sat.1 zeigt ab 21.15 Uhr beide Teile der düsteren Doppelfolge hintereinander. In den USA hielt der Sender CBS es für eine gute Idee, den ersten Teil im Anschluss an den Super Bowl zu zeigen, das meistgesehene und fröhlichste Fernsehereignis des Jahres. Die Episode entpuppte sich als enormer Stimmungstöter. Wenn Ihnen kurz vor Weihnachten eher fröhlich zumute ist und das so bleiben soll, ist also vielleicht der Spongebob-Schwammkopf-Film auf ProSieben und das anschließende Shrek-Special die bessere Wahl.

Deal Or No Deal

Montag, 28. Mai 2007, 14:13

2005–2008 (Sat.1). Neuauflage der im Vorjahr wenig erfolgreichen Spielshow Der Millionendeal mit leicht modifiziertem Konzept und der „Glücksspirale“ als Partner.

Weiterhin mussten Kandidaten raten, wie viel Geld in welchem Koffer sein mochte und im Ideal sich den richtigen mit dem vielen Geld aussuchen. Neuer Moderator war Guido Cantz, neuer Sendeplatz donnerstags um 20.15 Uhr, während die Schillerstraße Sommerpause machte. Im Folgesommer liefen gleich zwei Ausgaben wöchentlich, mittwochs um 20.15 Uhr und samstags eine Stunde früher. Der Mittwochssendeplatz blieb bis zum Jahresende bestehen, der am Samstag bis 2008, jeweils staffelweise.

Im Herbst 2008 scheiterte ein Versuch, Prominentenspecials am Freitagabend zu etablieren. Erst wurden diese und zum Jahresende auch die regulären Ausgaben aus dem Programm genommen.

Dealing Housewives

Dienstag, 3. April 2007, 15:13

Der Gatte ist tot, die Serie kann beginnen. Hinterbliebene stehen gern im Mittelpunkt neuer Serien, damit die gezeigte Situation für die Beteiligten wenigstens annähernd so neu ist wie für die Zuschauer.
Die neue Serie Weeds – Kleine Deals unter Nachbarn verschwendet immerhin keine Zeit, den Tod noch umständlich zu schildern, sondern beginnt mittendrin: Die erste Trauerphase ist schon vorbei, und Witwe Nancy Botwin (Mary-Louise Parker) hat bereits einen Weg gefunden, ihre beiden Söhne nun allein durchzubringen. Um Lebensmittel, Strom- und Zahnarztrechnungen zu bezahlen, handelt sie eben mit Marihuana. Das stellt ihre anderen Eigenarten (zum Beispiel einem Zehnjährigen ein Bein zu stellen) in den Schatten, ist aber noch nicht das dunkelste Geheimnis in der Nachbarschaft. Ein ehrenwerter Stadtrat gehört zu Nancys besten Kunden, vorbildliche Gatten gehen fremd, und nur manchmal mit anderen Frauen oder Volljährigen.

Nancy dealt nur deshalb mit Drogen, weil sie eine so gute Mutter ist und es ihr um das Wohl der Kinder geht. Und nicht nur um das der eigenen: Ihrem minderjährigen Dealer-Kollegen setzt sie zu, nicht an Kinder zu verkaufen:

Nancy: „Du hast mir versprochen, keine Kinder! Ich hab‘ gehört, dass ein Zehnjähriger erwischt wurde, ein Zehnjähriger!“
Josh: „Der Junge hat mir gesagt, er sei siebenunddreißig.“

Die kurzweilige Serie von Jenji Kohan, der Schwester des Will & Grace-Erfinders David Kohan, erinnert in Anmutung, Humor und nur vordergründiger Vorstadtidylle stark an Desperate Housewives, ist aber mehr Comedy als Soap. Das Vokabular ist stellenweise unnötig ordinär, doch insgesamt sind die Themen vielseitig. Es geht neben Sex und Drogen um Probleme in der Schule und der Familie, Trauerbegleitung und Fußball. Grob umrissen. Die Gespräche zwischen der weißen Nancy und ihren schwarzen Drogenlieferanten Heylia und Conrad spielen witzig und intelligent die gegenseitigen Vorurteile aus:

Nancy: „Bescheuert, einem Dreijährigen teure Turnschuhe zu kaufen. Am nächsten Tag ist er rausgewachsen.“
Conrad: „Was, du nennst Schwarze bescheuert?“
Nancy: „Und faul, und außerdem klauen sie.“
Heylia: „Aber dafür können wir gut singen und tanzen“.
Conrad: „Weiße klauen genauso. Enron, Worldcom… Die klauen ein paar Milliarden, lassen die Kohle auf einem Bankkonto in Übersee, und dann hocken sie am Strand und zählen fleißig Scheinchen.“
Nancy: „Vielleicht sollten die Schwarzen anfangen in größerem Stil zu klauen.“

Und während sich die Lieferanten und die Dealerin gegenseitig beteuern, ihre Beziehung sei rein geschäftlicher Natur, scheint sich doch etwas Zwischenmenschliches anzubahnen, vor allem zwischen Nancy und Conrad. Wäre aber auch logisch, denn ohne anbahnende Romanze wäre so ein toter Anfangsgatte doch reine Verschwendung.

Weeds — Kleine Deals unter Nachbarn, mittwochs um 22.10 Uhr auf Pro Sieben.

Debakel: Allzeit-Tief für „Wetten, dass…?“-Nachberichterstattung

Sonntag, 26. Januar 2014, 13:53

Wenn man die Schlagzeilen über Zuschauerzahlen und Marktanteile auf den Medienseiten verfolgt, bekommt man seit ein paar Jahren den Eindruck, Wetten, dass…? und Deutschland sucht den Superstar gehörten zu den Sendungen mit den größten Quotenproblemen im deutschen Fernsehen. Beispiel Wetten, dass…? von gestern Abend:

– „Schlechteste Quote“ („Bild“)
– „Debakel“ („Stern“)
– „Miserable Quoten“ („Focus“)

Das ist bemerkenswert, denn Wetten, dass…? und Deutschland sucht den Superstar gehören zu den quotenstärksten Sendungen im deutschen Fernsehen.

Sicher, beide Shows haben heute nur noch etwa halb so viele Zuschauer wie vor zehn Jahren. Das macht sie aber noch immer nicht zu Flops. So groß war nämlich einst ihr Vorsprung, dass sie selbst nach Verlust der Hälfte ihres Publikums noch immer in der Spitzengruppe mitspielen. Die Jahre dazwischen, in denen die Quoten allmählich auf das heutige Niveau sanken, boten allerdings immer und immer wieder die Gelegenheit, auf neue Quoten-Tiefstwerte hinzuweisen. Denn wenn eine Kurve stetig nach unten geht, erreicht man neue Tiefpunkte oft. Gerade Publikationen wie „Bild“, „Stern“ und „Focus“, die sich sabbernd auf die immer neuen „Debakel“ stürzen, müssten das wissen, denn ihre Auflagenkurve geht seit Jahren ungefähr so steil und stetig nach unten wie die Quoten der genannten Shows.

Eingebüßt haben die beiden Shows lediglich ihre einstige Sonderstellung – zumindest aus Quotensicht. Waren sie einst einsame Spitzenreiter, sind sie heute Teil einer größeren Spitzengruppe, zu der z.B. auch die ZDF-Samstagskrimis, Der Bergdoktor, Um Himmels Willen und Wer wird Millionär? gehören. Die Sonderstellung gehört momentan dem Tatort und Ich bin ein Star – holt mich hier raus!, zwei Reihen, denen trotz fortgeschrittenen Alters das Kunststück gelungen ist, seit Jahren kontinuierlich steigende Quoten zu verzeichnen.


Liest aus Langeweile gerade eine Ansichtskarte: Markus Lanz
(hier mit einer stadtbekannten Karlsruher Schlägerin).
Screenshot: ZDF

Komplett ist der Ausnahmestatus vor allem von Wetten, dass.? aber auch mit Markus Lanz noch nicht dahin: Zumindest die Berichterstattung räumt der Show noch immer Platz ein, als sei sie weiterhin das Ereignis, über das am nächsten Tag alle sprechen, wie die ständigen Quotenstandsmeldungen zeigen, aber auch die zuverlässig erscheinenden Nacherzählungen nach jeder Sendung.

DSDS ist mittlerweile in der Normalität angekommen. Es gibt keine Quotenrekorde mehr, keine Sensationen, und auch keine empörten Aufschreie, wie Peer Schader bereits gestern bei DWDL schilderte. Die Entwicklung verläuft parallel zur amerikanischen Version American Idol, der der Variety-Kolumnist Brian Lowry diese Woche ans Herz legte, sich mit dem neuen Status abzufinden, kein Phänomen mehr zu sein, sondern nur noch ein Hit. Dann kann sie noch lange überleben. Dann muss nämlich nicht bei jedem kleinen Quotenrückgang das Gesamtkonzept in Frage gestellt werden. Wer einsieht, dass man nicht Bayern München ist, muss auch nicht gleich den Trainer feuern, wenn man mal nur Zweiter wird.

DSDS scheint das inzwischen verstanden zu haben (abgesehen vom ständigen Wechsel der Co-Trainer) und setzt im Wesentlichen auf das bewährte Format. Auch Wetten, dass…? hat einige der Änderungen rückgängig gemacht, die dazu gedacht waren, ein jüngeres Publikum zu erreichen, die stattdessen aber Teile des älteren Stammpublikums vergrault haben. Wer endlich aufhört, Programm für ein Publikum zu machen, das man gar nicht hat, sondern sich wieder um die kümmert, die „ihre“ Sendung ja wahrscheinlich nicht grundlos immer noch einschalten, kann noch lange erfolgreich senden. Die Quoten von DSDS haben sich in diesem Jahr wieder etwas erholt, die von Wetten, dass…? sind nach einem monatelangen stetigen Rückgang nun schon seit einem halben Jahr weitgehend konstant, auch wenn es gestern noch mal ein bisschen nach unten ging.


Gucken gerade Fernsehen: RTL-Zielgruppe (innen); ZDF-Zielgruppe (außen).
Foto: RTL

Es ist auch nicht so, als sei die Quotenentwicklung eine Überraschung. Irgendwann büßt jede Show einmal den Sensationsstatus ein. Wer wird Millionär? ging es so und lebt trotzdem ganz gut weiter, zumindest solange Günther Jauch die Fragen stellt. Wetten, dass…? zeigte schon deutliche Abnutzungserscheinungen, als Thomas Gottschalk noch moderierte, der zuletzt nur noch um die acht Millionen Zuschauer erreichte. Und doch war klar, dass sein Ausstieg keinen Aufschwung zur Folge haben würde. „Markus Lanz wird diesen Status kaum halten können. Die Sonderstellung wird verlorengehen. Aber selbst wenn die Show noch zwei oder drei Millionen Zuschauer verliert, was mittelfristig wahrscheinlich ist, macht das nichts. Ihr Vorsprung war so groß, dass Wetten dass…? gemessen am Programmumfeld sogar dann noch ein Erfolg wäre“, schrieb vor zwei Jahren bei der Ernennung von Lanz zum neuen Moderator ein sehr weiser Mann, also ich. Allerdings schrieb ich im gleichen Text sinngemäß auch, Markus Lanz sei eigentlich ein ganz passabler Moderator und könne Interviews führen. Gut, jeder macht mal Fehler.

Auch Markus Lanz hat Fehler gemacht. Neben seiner Berufswahl wäre zu nennen, dass er sich viel zu oft in seinen eigenen Sendungen mit der Kritik an seinen Sendungen und mit den Einschaltquoten befasst. Eine Marotte, die er von Thomas Gottschalk übernommen hat. Beide thematisierten regelmäßig vor einem Millionenpublikum Inhalte, die bis dahin nur auf Medienseiten erschienen waren. Medienseiten werden aber fast ausschließlich von Medienjournalisten gelesen, und vielleicht von ein paar hunderttausend anderen, wenn’s hoch kommt. Das ist nichts gegen die mehreren Millionen, die die eigentlichen Sendungen sehen, sich aber nicht mit deren Hintergründen befassen. Diese Normalzuschauer wurden durch die Moderatoren überhaupt erst darauf aufmerksam gemacht, dass es eine „öffentliche“ Kritik gibt und das Einschaltinteresse nachgelassen hat. Die vielen verbliebenen Zuschauer mit unverändertem Einschaltinteresse erhielten erst dadurch die Chance, sich darüber Gedanken zu machen, warum es sich bei anderen anders verhielt. Auf diese Weise waren es letztlich nicht wir Medienjournalisten mit unserer Handvoll Leser, sondern die Moderatoren mit ihrem Millionenpublikum, die ihre eigenen Sendungen niederredeten, indem sie die Kritik ernst und sich erkennbar zu Herzen nahmen, und damit eine Dünnhäutigkeit zeigten, die man als Fernsehmoderator ebensowenig haben darf wie als Politiker oder Musiker. Es wird immer Schwätzer wie mich geben, die sie nicht mögen. Na und? Niemand zwingt mich, es anzusehen. Und wie schon gesagt: Die Sendungen sollen ja für diejenigen gemacht werden, die sie sich ansehen, und nicht für die anderen.

Einen Schritt in die richtige Richtung machte Markus Lanz, als er sich gestern in einer subtilen Randbemerkung über die Online-Petition lustig machte, die gerade seine Absetzung fordert. Es ging um die vielen Baustellen in der Austragungsstadt Karlsruhe, und Lanz sagte, falls jemandem die Situation nicht passe, könne er ja „eine kleine Online-Petition“ machen.

Das ist der richtige Ansatz. Was schert Markus Lanz eine unqualifizierte Petition mit 200.000 Unterzeichnern? Dagegen stehen aktuell 6,31 Millionen Zuschauer. Eine demokratische Entscheidung sollte es sein? Hier ist das vorläufige amtliche Endergebnis: Lanz hat gewonnen.

Ob sie gut ist, ist jetzt nicht die Frage, aber Lanz und das ZDF sollen sich bloß nicht einreden lassen, ihre Show sei kein Erfolg. Die meisten anderen Sendungen wären glücklich, wenn sie einmal wie Wetten, dass…? auf Zahlen über sechs Millionen kämen. Und bestimmt auch einige andere Medien, zum Beispiel die Bild-Zeitung (aktuelle verkaufte Auflage: 2,31 Millionen), der „Stern“ (0,77 Millionen) oder der „Focus“ (0,51 Millionen).

Deich TV — Die Fischkopp-Comedy

Mittwoch, 20. August 2008, 16:36

2004 (Sat.1). Comedyserie von Torsten Wacker und Tom Krause.

Keine durchgehende Handlung, aber durchgehende Charaktere in kurzen Szenen und Sketchen in einem Dorf an der Nordseeküste: die Polizisten Kurt (Matthias Komm) und Gunnar (Frank Thomé), der wortkarge Eiländer Holger (Oliver Krüdener), der Werkstattbesitzer und Rocker Volker (Tetje Mierendorf), die Krabbenpulerinnen Jutta (Katja Brügger) und Dora (Carolin Spieß), der aufdringliche und völlig unwitzige Witzeerzähler Kalli (Michael Lott), das alte Ehepaar Luzie (Siegrid Michalsky) und Gerhard (Rolf Peters), der Arbeitssuchende Horst (Oliver Törner) und seine Sachbearbeiterin Annika (Tina Eschmann), Fischbudenbesitzerin Gerda (Isabella Grothe), Taxifahrer Heinz (Nils Holst) u. a.

Acht halbstündige Folgen mit, wohlwollend formuliert, sehr trockenem norddeutschem Humor liefen freitags um 23.15 Uhr.

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