Der Bergdoktor
Seit 2008 (ZDF). Dt. Heimatserie. Neuauflage der gleichnamigen Sat.1-Serie aus den 90er-Jahren.
Dr. Martin Gruber (Hans Sigl) kommt nach vielen Jahren aus New York zurück ins österreichische Bergdorf Ellmau und übernimmt dank der Überredungskünste des alten Dr. Roman Melchinger (Siegfried Rauch) dessen Hausarztpraxis. Seine Mutter Elisabeth Gruber (Monika Baumgartner), sein Bruder Hans (Heiko Ruprecht) von der Bergwacht und dessen elfjährige Tochter Lilli (Ronja Forcher) leben ebenfalls in Ellmau. Mit Hans gab es jahrelange Differenzen, weil früher beide in die gleiche Frau verliebt waren, Lillis Mutter, die nun tot ist. Christina Pagel (Mareike Fell) wird Martins Sprechstundenhilfe und Hans‘ Freundin, und Susanne Dreiseitl (Natalie O’Hara), die Wirtin der örtlichen Gaststube, war schon früher in Martin verliebt und entdeckt ihn jetzt neu. Ja, sie ist verheiratet. Na und? Alexander Kahnweiler (Mark Keller) ist ein schmieriger Arzt in der nahen Haller Klinik, der gern Melchingers alte Hausarztpraxis übernommen hätte, um eine Schönheitsklinik daraus zu machen.
Die bergige Kulisse und der riesige Topf Schmalz, in den die klischeehaften, komplett humorfreien Geschichten getunkt wurden, sind die Gemeinsamkeiten, ansonsten hat dieser Bergdoktor mit der alten Serie nichts zu tun. Die 45-minütigen Folgen laufen donnerstags um 20.15 Uhr. Das ZDF hatte einige Jahre zuvor bereits Wiederholungen der Sat.1-Serie gezeigt.
Der bessere Fernsehpreis
Der Deutsche Comedypreis hat auch in diesem Jahr wieder mehr Zuschauer interessiert als der Deutsche Fernsehpreis. Beim Gesamtpublikum war der Vorsprung knapp, bei jüngeren Menschen gewaltig.
Dass der Eindruck existiert, der Deutsche Comedypreis werde im Vergleich zum Fernsehpreis weniger ernst genommen, kann zum einen daran liegen, dass die Juroren nicht damit aufhören können, Cindy aus Marzahn auszuzeichnen, aber auch daran, dass man in Deutschland Preisverleihungen im Allgemeinen für eine ernste Sache hält und man besser nicht nur darüber, sondern auch im deren Rahmen keine Witze macht. So ist zu erklären, warum die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises (mit Ausnahme von 2009) immer so langweilig ist.
Offenbar kommt es Zuschauern gar nicht darauf an, Zeuge der Ehrung großer Leistungen zu werden, sondern eine unterhaltsame Sendung zu sehen (und schalten deshalb eher den Comedypreis als den Fernsehpreis ein), während es den Veranstaltern des Fernsehpreises kein bisschen darauf ankommt, Unterhaltungswert zu erzeugen, sondern ausschließlich darauf, sich auf einer Bühne selbst zu preisen und oft genug zu betonen, wie unglaublich wichtig das alles ist.
Das unterscheidet ihn von der amerikanischen Emmy-Verleihung, und deshalb ist es unfair, den deutschen mit dem amerikanischen Fernsehpreis immer wieder zu vergleichen. Die Amerikaner wollen schlicht eine gute kurzweilige Sendung auf die Beine stellen, in deren Rahmen eben ein paar Preise verliehen werden. In der Regel moderiert deshalb ein Komiker, und die Laudationes werden zum großen Teil von Schauspielern gehalten, die dafür bekannt sind, lustig zu sein.
Insofern ist das deutsche Gegenstück zu den Emmys eigentlich der Deutsche Comedypreis. Zwar ist es klar, dass bei einer fast dreistündigen Veranstaltung nicht jede Laudatio gleich lustig sein und nicht durchgehend eines jeden Humor getroffen werden kann, doch im Grunde geht es auch hier um einen unterhaltsamen Abend, in dessen Rahmen Preise verliehen werden.
Sechseinhalb Millionen Menschen, die gerade noch den Münster-Tatort gesehen hatten, schalteten vor einer Woche zum Deutschen Fernsehpreis ab. Von den gerade noch mehr als zehn Millionen blieben im Schnitt weniger als vier Millionen Zuschauer übrig. Wenig andere Sendungen im Deutschen Fernsehen haben eine so hohe Abschaltquote; kaum jemand versagt so sehr darin, sich ein starkes Vorprogramm zu Nutze zu machen.
Wenn der Fernsehpreis nächstes Jahr wieder ohne eine gute Vorlage antreten muss, könnte es also wieder deutlich düsterer aussehen. Denn es ist bemerkenswert, wie eine Sendung, deren einziger Zweck es ist, gutes Fernsehen zu ehren, konsequent so schlechtes Fernsehen sein kann.
Die Lösung wäre, den Deutschen Fernsehpreis in seiner bisherigen Form abzuschaffen und den Deutschen Comedypreis zum Gesamt-Fernsehpreis umzuwandeln. Man müsste nur ein paar Preiskategorien austauschen und das Spektrum der Laudatoren geringfügig erweitern, Dieter Nuhr unbedingt als Moderator behalten und auch sonst alles beim Alten belassen. So einfach wäre das. Schon hätte man eine Sendung, die vielleicht nicht nur ihren Machern, sondern auch dem Publikum gefiele. (Falls das nämlich nicht das Ziel des Abends ist: Es wird ja niemand gezwungen, die Verleihung im Fernsehen zu zeigen!) Und wem dann die nötige Schwere der Veranstaltung fehlt, der kann ja zu Hause bleiben. Dann würden auch weniger eitle Fernsehschaffende, die es schon als Riesenerfolg werten, wenn sie mit ihrer Arbeit mal sieben Millionen Zuschauer erreichen, sich darüber empören, wenn wieder die Protagonisten eines Fernsehereignisses, das locker vier Mal so viele Menschen anzieht, den Fernseh-Ehrenpreis bekommen, wie 2010 die Fußball-Nationalmannschaft für ihre WM-Spiele.
Der Bluff
2008 (RTL 2). Doku-Reality-Reihe. In wenigen Wochen sollen Menschen lernen, sich in einem ihnen völlig fremden Beruf zu bewähren, so dass eine Jury sie in einem Test nicht von echten Profis unterscheiden kann. Ein zarter Poet muss sich in einen Gangsta-Rapper verwandeln, eine Burger-Braterin zur Sterne-Köchin werden.
Der Bluff war bereits der dritte Anlauf des deutschen Fernsehens, das wunderbare britische Format „Faking It“ von Channel 4 zu importieren. 2002 scheiterte RTL mit einer Fassung namens Die Blender, ein Jahr später probierte es der WDR unter dem Titel Fake. Der späte RTL-2-Versuch misslang völlig und wurde nach nur zwei zweistündigen Sendungen, die montags um 21.15 Uhr liefen, aufgegeben.
Der Bulle von Tölz
Seit 1996 (Sat.1). Dt. Krimiserie von Claus Peter Hant.
Der schwergewichtige Kommissar Benno Berghammer (Ottfried Fischer) und seine Kollegin Kommissarin Sabrina Lorenz (Katerina Jacob) klären im bayerischen Bad Tölz Mordfälle auf. Dabei kommen oft genug Korruption und Amigo-Sumpf in der örtlichen Politik oder Kirche zutage, doch Benno scheut sich nicht, gegen hohe Herren vorzugehen. Er ist hartnäckig, oft stur, bleibt dabei aber bayerisch-gemütlich. Sabrina kommt aus Berlin und muss sich mit den bayerischen Gepflogenheiten erst noch anfreunden. Und insbesondere mit Bennos Dienstauffassung, in der Gerechtigkeit vor Gesetz geht. Ihr Vorgesetzter ist anfangs Polizeichef Matern (Hans-Peter Hallwachs).
Gelegentlich wird auch Bennos Mutter Resi (Ruth Drexel) in die Fälle verwickelt, entweder zufällig oder weil sie sich mal wieder in die Ermittlungen einmischt. Sie führt eine kleine, altmodische Pension, in der die Duschen noch auf dem Gang sind. Sehr zum Leidwesen seiner Mutter ist Benno ledig, kinderlos und wohnt noch bei ihr. Zum Umfeld gehören der uniformierte Polizist Pfeifer (Udo Thomer), den Benno nicht mag, was er sich deutlich anmerken lässt, Prälat Hinter (Michael Lerchenberg), Staatsanwältin Dr. Zirner (Diana Körner), Landrat Wallner (Friedrich von Thun), Staatssekretär Berthold von Gluck (Klaus Guth) und Bennos zwielichtiger alter Freund Anton Rambold, oder wie man in Bayern sagt: der Rambold Toni (Gerd Anthoff). Der Staatssekretär wird in Folge 53 Anfang 2005 ermordet. Zur gleichen Zeit wird der neue Staatsanwalt Dr. Georg Lenz (Moritz Lindbergh) Dr. Zirners Nachfolger. Er hat eine gänzlich andere Berufsauffassung als Benno und teilt Benno im Februar 2007 eine neue Kollegin zu, für die Benno ebenfalls zunächst nur eine Abneigung verspürt. Und dann kommt sie nicht einmal aus Bayern, sondern aus dem Osten! Nadine Richter (Katharina Abt) wird Sabrinas Nachfolgerin, die aus einem Urlaub nicht zurückkommt, weil sie zwischenzeitlich schwanger geworden ist. Und Nadine gibt Benno ordentlich Kontra.
Jede Folge hat Spielfilmlänge. Die Reihe lief zunächst staffelweise in Blöcken von jeweils wenigen Folgen sonntags um 20.15 Uhr, ab Herbst 1999 mittwochs um 21.15 Uhr. Dort entwickelte sie sich zum großen Erfolg mit regelmäßig mehr als sechs Millionen Zuschauern. Anfang 2002 waren die guten Quoten sogar das Aufmacherthema auf der Titelseite der Münchner „Abendzeitung“, weil der Bayer Ottfried Fischer eine höhere Einschaltquote hatte als ein gleichzeitig im ZDF übertragenes Fußball-DFB-Pokalspiel des FC Bayern München. Da auch Wiederholungen noch hohe Marktanteile einfuhren, sendete Sat.1 bald fast gar nichts anderes mehr am Mittwochabend und hielt den Sendeplatz mit zahllosen Zweit-, Dritt- und Viertausstrahlungen warm, bis wieder eine neue Folge fertig war. Ottfried Fischer selbst war der Meinung, das ständige Durcheinander alter und neuer Folgen tue der Serie nicht gut, sein Wunsch nach einer Pause wurde von Sat.1 jedoch nicht erfüllt. Stattdessen kündigte Fischers Co-Star Katerina Jacob nach einem öffentlichen Streit, u. a. über die Höhe ihres Gehalts, ihr Ausscheiden aus der Serie für das folgende Jahr an. Mit dem Einstieg ihrer Nachfolgerin Katharina Abt im Februar 2007 zog die Reihe auf den neuen Sendeplatz am Montag um 20.15 Uhr. Auch Udo Thomer als Polizist Pfeifer fehlte nun; der Schauspieler war im Vorjahr gestorben.
Der Clan der Wölfe
1991-1992 (RTL). 85-tlg. mex. Telenovela („Cuna de lobos“; 1986).
In der Familie Larios sind Intrigen an der Tagesordnung, jeder betrügt jeden, allen voran die grausame Catalania (Maria Rubio) ihre Stiefsöhne Alejandro (Alejandro Camacho) und José Carlos (Gonzalo Vega). Sie begeht einen kaltblütigen Mord nach dem anderen und versucht so, an das große Geld zu kommen.
Die brutale Serie lief werktags am Nachmittag.
Der Clown
1998—2001 (RTL). 42-tlg. dt. Actionserie von Hermann Joha.
Der Top-Agent Max Zander (Sven Martinek) jagt internationale Verbrecher. Offiziell ist er tot, doch er lebt als Phantom weiter. Seine Familie und sein bester Freund wurden ermordet, und er hat nichts mehr zu verlieren. Bei seinen Einsätzen trägt er eine Clownsmaske, so kann er unerkannt arbeiten. Die Journalistin Claudia Diehl (Diana Frank), Hubschrauberpilot Dobbs (Thomas Anzenhofer) und der ehemalige BKA-Mitarbeiter Ludowski (Volkmar Kleinert) unterstützen ihn und sind die Einzigen, die seine wahre Identität kennen. Ludowski wird 1999 erschossen, Max erhält seine Aufträge fortan von der Organisation „Die Schatten“, die ihm eine neue legale Identität verschafft und ihm den neuen Namen Max Hecker gibt. Seine Aufträge erledigt er aber weiterhin als Clown. Zum Abschluss der dritten Staffel am 2. November 1999 geraten die Helden eine Folge lang per Zeitmaschine nach Spanien ins Mittelalter. Unrealistischer als all das, was sonst in der „Gegenwart“ passiert, ist das aber eigentlich auch nicht.
Der erfolgreichen Serie war am 3. November 1996 ein erfolgreicher Fernsehfilm vorausgegangen. Beim Casting ging die Produktion ungewohnte Wege: Weil die Serie nur so von Explosionen und Stunts wimmelte, wurden die Schauspieler danach ausgewählt, ob sie den Stuntmen, die die Actionszenen darstellten, ähnlich sahen. Hermann Johas Firma Action Concept hatte für RTL bereits erfolgreich Alarm für Cobra 11 entwickelt. Im Pilotfilm erhält der Clown konsequenterweise Unterstützung von den beiden Kollegen von der Autobahnpolizei. Der Clown erhielt von Alarm für Cobra 11 sogar zum Start deren etablierten Action-Sendeplatz am Dienstagabend.
Die Serie wurde zwar nach dreieinhalb Jahren abgesetzt, doch ein Clown-Film kam Anfang 2005 ins Kino.
Der Club der Ex-Frauen
2007 (RTL2). Realityshow mit Claudia Effenberg, Giulia Siegel und Maja von Hohenzollern, die sich durch in Boulevardzeitungen breitgetretetene Trennungen von ihren jeweiligen Männern offenbar als Trennungsexpertinnen qualiziert haben und jetzt Frauen in gleichen Situationen zur Seite stehen, indem sie sie seelisch aufmuntern, optisch aufmotzen und die Autoreifen der Verflossenen aufschlitzen. Anschließend gibt’s die Konfrontation mit dem Ex und entweder eine Versöhnung oder nicht.
Zwei einstündige Folgen liefen mit verheerenden Quoten montags um 20.15 Uhr, dann gab RTL2 auf und kündigte an, den Rest irgendwann zu versenden.
Der Denver-Clan
1983–1990 (ZDF). 218-tlg. US-Soap von Richard und Esther Shapiro („Dynasty“; 1981–1989).
Affären und Intrigen sowie viele, viele Hochzeiten und Scheidungen in der Welt der Reichen und Schönen. Die Geschichte beginnt mit der Hochzeit von Blake Carrington (John Forsythe) und Krystle Jennings (Linda Evans), beide bereits geschieden. Der Ölmulti Blake ist der Kopf eines einflussreichen Familienclans in Denver. Zum Personal seines pompösen Anwesens gehört anfangs Butler Joseph Anders (Lee Bergere). Die Tochter Fallon Carrington (Pamela Sue Martin; ab Folge 115: Emma Samms) heiratet den Politiker Jeff Colby (John James), von dem sie sich später wieder scheiden lässt. Colby heiratet dann Kirby Anders (Kathleen Beller), die Tochter des Butlers. Der bisexuelle Sohn Steven Carrington (Al Corley) verunglückt bei einer Ölexplosion. Er überlebt knapp, muss sich aber wegen schwerer Verbrennungen einer Gesichtsoperation unterziehen (und wird ab Folge 46 von Jack Coleman gespielt). Blakes Ex-Frau Alexis Carrington (Joan Collins), die es geschafft hat, sich dauerhaft im Gästehaus des Carrington-Anwesens einzuquartieren, ist ein intrigantes und skrupelloses Biest. Weil sie Blake zurückhaben oder wenigstens unglücklich machen will, ist Krystle ihre Erzfeindin, mit der die Auseinandersetzungen oft auch handgreiflich enden. Alexis ist in der Wahl ihrer Mittel nicht zimperlich. So verursacht sie einen Reitunfall, bei dem Krystle ihr Kind verliert, ist für ein Attentat verantwortlich, bei dem Blake zwischenzeitlich erblindet, und bezahlt Krystles Nichte Sammy Jo Dean (Heather Locklear), damit sie Steven Carrington verlässt, mit dem Sammy Jo inzwischen verheiratet ist. Steven heiratet danach für einige Zeit die nervenkranke Claudia Blaisdel (Pamela Bellwood), sitzengelassene Ehefrau des Geologen Matthew Blaisdel (Bo Hopkins), mit dem Krystle früher zusammen war. Verheiratet war Krystle jedoch mit dem Tennisprofi Mark Jennings (Geoffrey Scott).
Adam Carrington (Gordon Thomson), der lange verschollene Sohn von Alexis und Blake, der als Kind entführt wurde, taucht wieder auf und heiratet später Dana Waring (Leann Hunley); ebenfalls kommt Alexis‘ Tochter Amanda (Catherine Oxenberg, ab Folge 149: Karen Cellini) nach Denver und entpuppt sich als weitere Tochter Blakes, von der er nichts wusste. Auch erfährt Blake jetzt erst, dass er eine Halbschwester namens Dominique Deveraux (Diahann Carroll) hat, eine uneheliche Tochter seines Vaters.
Blake und Krystle betrügen sich gegenseitig mehrfach, lassen sich zweimal scheiden, heiraten aber auch zwei weitere Male. Die gemeinsame Tochter Krystina (Jessica Player) kommt zur Welt und wächst heran. Eine ihrer Affären hat Krystle mit Daniel Reece (Rock Hudson). Alexis und Dex Dexter (Michael Nader) heiraten ebenfalls, lassen sich aber auch wieder scheiden und kommen sich danach wieder näher. Nach der Scheidung von Claudia wird Luke Fuller (William Campbell) Stevens Liebhaber. Amanda heiratet den Prinzen von Moldawien, moldawische Terroristen metzeln jedoch während der Zeremonie die gesamte Hochzeitsgesellschaft nieder. Alle überleben. Krystle wird entführt, und die Doppelgängerin Rita (natürlich auch Linda Evans) schlüpft in ihre Rolle. Hinter der Entführung stecken Sammy Jo und Joel Abrigore (George Hamilton). Sammy Jo heiratet Clay Fallmont (Ted McGinley), den Sohn des Senators Buck Fallmont (Richard Anderson).
Durch Betrug und neue Intrigen vertreibt Alexis Krystle und Blake vom Carrington-Anwesen und hat nun das alleinige Sagen. Schließlich fällt Krystle ins Koma, Fallon und Krystina werden auf der Suche nach einem Nazi-Schatz in einem Tunnel verschüttet, Adam stürzt Alexis und Dex vom Balkon, wodurch Dex stirbt, ein korrupter Polizist schießt auf Blake, und die Serie ist zu Ende.
Nach einem zweistündigen Pilotfilm „Kopf oder Adler“ (nahe liegender Originaltitel schlicht: „Oil“) liefen die 45-Minuten-Folgen mittwochs um 21.00 Uhr.
Dallas hatte den Trend der Primetime-Soaps ins Rollen gebracht, Der Denver-Clan war der erfolgreichste Abklatsch – und die teurere Serie: 1,2 Millionen US-Dollar pro Folge stellte Produzent Aaron Spelling zur Verfügung, Dallas hatte nur 700 000 US-Dollar gekostet (die zur Kulisse gehörenden Satinlaken in den Schlafzimmern und der Kaviar auf dem Tisch waren angeblich echt, was die Produktionskosten zumindest in Teilen erklären würde). Nolan Miller war der Schöpfer der pompösen Kostüme. Auch nach Quoten überholte Dynasty bald Dallas und alle anderen Serien, jedoch nur für kurze Zeit. Ab dem berühmten Massaker von Moldawien in der Mitte der Serie wurden die Geschichten immer irrsinniger und die Einschaltquoten in den USA immer schlechter, weshalb eine Fortsetzung nach insgesamt neun Staffeln schließlich nicht mehr rentabel war. Der Irrsinn gipfelte in der Sammlung von Einzelkatastrophen in der letzten Episode. Zwei Jahre später entstand ein zweiteiliger Fernsehfilm „Denver – Die Entscheidung“ („Dynasty – The Reunion“; 1991), der in Deutschland bei RTL zu sehen war. Darin waren alle Hauptdarsteller plötzlich wieder quietschlebendig und bestens genesen mit von der Partie.
Die größte Aufregung verursachte kein Massaker, Mord oder Eheschluss, sondern der schlichte Kuss zwischen Rock Hudson und Linda Evans. Nachdem Hudson seine Aids-Erkrankung öffentlich gemacht hatte, war der amerikanische Fernsehzuschauer überzeugt, dass Hudson auch Evans extrem gefährdet hatte. Evans sagte später, dass sich Leute daraufhin von ihr distanzierten und sie nicht umarmten, und Produzent Aaron Spelling sagte, er hätte den Kuss nie erlaubt, wenn er von Hudsons Erkrankung gewusst hätte.
Etliche hochkarätige Gaststars wirkten im Lauf der Jahre mit, darunter in Folge 72 Ex-Präsident Gerald Ford, seine Frau Betty und Henry Kissinger. John Forsythe spielte als Einziger der Hauptdarsteller in allen 218 Folgen mit. Für die Rolle der Alexis war im Vorfeld Sophia Loren im Gespräch, Spelling gab jedoch Joan Collins den Vorzug.
Eine Spin-off-Serie namens Die Colbys – Das Imperium mit einigen Darstellern aus der Originalserie lief in Sat.1. Die absurden Handlungsstränge des Denver-Clan wurden darin noch übertroffen, als Fallon von Außerirdischen entführt wurde. Nach dieser Episode wurden Die Colbys jedoch abgesetzt, und Fallon kehrte zum Denver-Clan zurück.
Der Deutsche Fernsehpreis 2007 – LIVE
Okay, nicht „live“ im Sinne von live, schließlich herrscht zwischen dem Coloneum in Köln-Ossendorf und dem Rest der Welt heute eine zweistündige Zeitverschiebung, aber so live, wie es vom Sofa aus geht.
19.25 Uhr. Ist noch gar nicht losgegangen, und schon der erste Knaller: Michael Schumacher bekommt den Deutschen Fernsehpreis 2007. In der Kategorie „Bester ehemaliger Rennfahrer“… nee, gar nicht wahr. Ohne Kategorie. Ein „Sonderpreis“. Von wem Schumacher ausgewählt wurde, ist unklar. Vielleicht hat der federführende Sender (in diesem Jahr Formel-1-Sender RTL) einfach einen PR-technisch nützlichen Preisträger frei. Ah ja, der RTL-Sportchef schwärmt in der Pressemitteilung: „…hat die Formel 1 2006 zwar eine Lichtgestalt verloren, doch schon 2007 hat sie eindrucksvoll bewiesen, welcher Glanz weiter von ihr ausgeht.“ Kann man so sehen, muss man aber nicht.
19.38 Uhr. SMS-Hilferuf live aus dem Coloneum:
Es wird ganz schlimm. Schon das warm up. Horror.
Ist grade der große Autorenstreik? Niemand da zum Moderationen schreiben. Schreyl schnauzt alle an.
19.42 Uhr. SMS-Hilferuf live aus dem Coloneum:
Einige haben sich Bücher mitgebracht und lesen in der letzten Reihe. Echt. Es ist endlos.
Rückfrage von mir: „Im Saal??“ Antwort:
Ja. Schwöre.
19.52 Uhr. Ah, schön, RTL hat natürlich das gleiche dehnbare Verständnis von einer „Live“-Berichterstattung und blendet schon während der (vor mindestens zwei Stunden aufgezeichneten) Vorberichterstattung mit Frauke Ludowig das LIVE-Logo in der Ecke ein.
19.57 Uhr. Frauke Ludowig verrät, was Moderator Marco Schreyl vor der Sendung macht: Oh Gott ja, er wird geschminkt. Ich dachte, wir sehen jetzt endlich mal, wie er auf eine Moderationskarte die Worte schreibt: „Herzlich Willkommen, meinen Damen und Herren, in Köln!“
20.02 Uhr. Armin Morbach kommentiert im RTL-„Klamottencheck“ die Kleidung der weiblichen Gäste und hat dafür so einen bemalbaren Monitor bekommen, auf dem sonst die Fußballexperten Aufstellungen und Spielzüge einzeichnen, und kringelt die Dinge ein, von denen er redet. Endlich sieht man mal, was die Modeleute meinen, wenn von „Handtaschen“ oder „Schuhen“ die Rede ist.
20.14 Uhr. Marco Schreyl sagt: „Wir können schon mal sagen, es wird ein besonders schöner Fernsehpreis.“ Genau.
20.18 Uhr. Gut, wenigstens kann man Schreyl nicht vorwerfen, die Veranstaltung mit Glamour und, äh, Bedeutung zu überfrachten. Er schlappt halt so auf die Bühne, der spärliche Applaus versiegt, und dann erklärt er nochmal die Telefonnummern, unter denen man seinen Superstar — ach nee. Klingt aber so.
20.24 Uhr. Noch kein Preis verliehen, und schon der erste fiese Moment zum Fremdschämen. Schreyl sagt, RTL-Sportfrau Ulrike von der Gröben soll doch mal RTL-Nachrichtenmann Peter Kloeppel erklären, „wieso, weshalb, warum Borussia Mönchengladbach in der nächsten Saison Erstligafußball spielen wird.“ Stille. Drei Menschen applaudieren im Publikum. Stille. Schreyl: „Hat sie eigentlich mehr Applaus verdient, oder?“ Pause. Zögernder, pflichtbewusster Beifall.
Und wann hatte ich das letzte Mal so ein Gefühl von Sympathie für Oliver Pocher? Schreyl erklärt aus unerfindlichen Gründen, was Werbung ist, und sagt, dass Pocher in dieser Zeit ein Kaugummi unter seinem Stuhl verstecken könnte. Und Pocher stöhnt, runzelt die Stirn und zeigt demonstrativ gelangweilt auf die Uhr. Spontan-Fernsehpreis für Pocher!
20.30 Uhr. SMS-Hilferuf aus dem Coloneum, in Sachen Michael Schumacher:
Geschichte habe er geschrieben. Hah. Standing Ovation für diesen Trottel. Unfassbar.
20.32 Uhr. Ich bin ein bisschen hintendran. (Sorry, Pizza ist grad fertig geworden.) Fernsehpreis „Beste Sportsendung“ für Petra Höfer und Freddie Röckenhaus für „Blut und Spiele“ (ARD).
20.36 Uhr. Tim Mälzer liest eine Definition vor, was eine Sitcom ist, erzählt einen Witz („wirklich so passiert“) und wirft unwillkürlich die Frage auf, warum eigentlich die Dankesreden der Preisträger zeitlich begrenzt werden anstatt der Reden der Laudatoren und Preisüberreiche. Hilfe.
20.37 Uhr. Beste Sitcom: „Stromberg“. (ProSieben) Gut, man muss nur lange genug überleben als Sitcom im Deutschen Fernsehen, bis die nominierte Konkurrenz so schwach oder völlig abwegig (Mitten im Leben!?) ist, um den Deutschen Fernsehpreis zu bekommen. Trotzdem verdient, bringt aber die Absurdität der Veranstaltung ganz gut auf den Punkt.
20.40 Uhr. Oliver Pocher, gerade von mir mit dem Spontan-Fernsehpreis für notwendige Bösartigkeit ausgezeichnet, disst auf der Bühne nochmal Schreyl, klatscht ihn fies an und sagt: „Ich hätt den Geissen hier lieber gesehen. — Aber wir sind hier nicht bei nem Wunschsender“. Pocher vergibt den Preis für die beste Informationssendung:
Informationssendungen — ja, einige sind heute nicht nominiert. Schade für Sat.1.
Ungefähr erster großer Lacher des Abends. Ah ja. Pocher:
Da klatschen jetzt 200 Ex-Mitarbeiter.
Und als Sat.1-Chef Alberti gezeigt wird, legt er noch einen drauf:
Nächstes Jahr sitzt da ein anderer.
Wenn er nicht so quietschen würde vor Vergnügen über seine eigene Lustigkeit, wär er fast gut.
20.43 Uhr. Beste Informationssendung: RTL aktuell. Na, das ist ja mal eine Überraschung. Zufällig in dem Jahr, in dem RTL die Show… Ach, es langweilt mich schon beim Hinschreiben. Oder wie Peter Kloeppel sagt: „Wir wissen, die anderen beiden oder die anderen vier hätten genauso gut hier oben stehen können wie wir.“ In der Tat. Können ja alle immer irgendwie gewinnen, warum auch nicht; der Versuch herauszufinden, warum es der eine ist oder nicht der andere, ist bei dieser Veranstaltung so aussichtslos, dass die These vom Kuschelpreis für den ausrichtenden Sender mindestens so überzeugend ist wie jede andere.
20.45 Uhr. Wenn man beim Fernsehpreis 2007 Ulrich Wickert schon 13 Monate nach seinem Abschied für seinen „Abschied 2007“ feiert, könnte man dann nicht wenigstens in dem eingeblendeten Ausschnitt von seiner Abschiedssendung die Datumseinblendung „tagesthemen, 31.08.2006“ unkenntlich machen? Amateure.
20.47 Uhr. Okay, ein bisschen rumlügen muss man bei solchen Veranstaltungen. Aber man kann Marco Schreyl doch nicht ernsthaft von „einer der beliebtesten und witzigsten weiblichen Comediens“ sprechen und damit Mirja Boes meinen lassen.
20.50 Uhr. Bester Schauspieler Nebenrolle: Gabriela Maria Schmeide für Die Flucht. Schade, ich hätte viel Geld auf Roeland Wiesnekker für Blackout gesetzt. Und es ihm gegönnt.
20.56 Uhr. Wer hat den Laudatoren eigentlich gesagt, dass es eine gute Idee sei, diverse Definitionen des Genres, das sie auszeichnen, vorzulesen? Nach der Sitcom erklärt uns Sandra Maischberger nun, was der Unterschied zwischen Kabarett und Comedy ist. Beste Comedy: Neues aus der Anstalt (ZDF).
21.00 Uhr. Ach herrje, da funktioniert aber auch nichts. Die Preisträger Urban Priol und Georg Schramm haben sich offenbar vorgenommen, so lange durcheinander zu reden, bis das Mikrofon, wie angekündigt, automatisch runterfährt und die Musik anfängt zu spielen und sie schließlich zu übertönen. Aber das Mikro fuhr nicht, die Kapelle spielte nicht und, ja, in anderen Ländern hätte man das hingekriegt.
21.03 Uhr. Ist fast angenehm, Piet Klocke beim Reden zuzuhören, weil es da immerhin die Möglichkeit gibt, dass er extra Dinge sagt, die vollständig unverständlich und unwitzig sind.
21.05 Uhr. Bester Schauspieler: Matthias Koeberlin. Dem glaub ich sogar, dass er nicht damit gerechnet hat, den Preis zu gewinnen. Und ein feiner Dankesredensatz:
Ich möchte mich bei meiner Agentin bedanken, weil sie mich drum gebeten hat.
21.06 Uhr. Weitere Argumente, die Autoren von Marco Schreyl zu entlassen und aus dem Land zu jagen:
Meine Damen und Herren, es gibt Dinge, die sind einfach so. Wenn man mit einem Nachnamen zur Welt kommt, der auf den Buchstaben „ko“ endet, muss man einfach Berufsboxer werden — Wladimir Klitschko.
21.07 Uhr. Niki Lauda bereut sichtlich, bei diesem Unsinn als Laudator zugesagt und damit mehrere Stunden kostbarer Lebenszeit unwiderbringlich verschwendet zu haben.
21.12 Uhr. Beste Unterhaltungssendung: Schlag den Raab (ProSieben). Absolut verdient. Und es scheint der Abend von ProSieben werden — wie man dem glücksstrahlenden Gesicht von Jobst Benthues ansieht, dem Unterhaltungschef, der schon zum zweiten Mal auf die Bühne darf.
21.13 Uhr. Raab:
…und möchte mich bedanken bei ProSieben und Haim Saban, oder wem der Sender gerade gehört…
21.21 Uhr. Ich muss mein Urteil über die Autoren der Sendung revidieren. Sie sind nicht unfähig, sondern grausam. Sie haben Schreyl sagen lassen:
Wie heißt’s doch so schön? Kannst du nix, dann geh zum Fernsehen, und genau mit diesem Vorurteil würd‘ ich gern mal aufräumen.
Ach könnt‘ er’s doch.
21.24 Uhr. Damit war wirklich nicht zu rechnen. Sonja Zietlow schafft es, sich trotz scheinbar uneinholbarer Vorlagen ihrer Vorgänger unter die Favoriten für die Kategorie „missglückteste Ansage des Abends“ zu katapultieren. Sie erklärt die Aufgabenteilung zwischen ihr und ihrem Autor und Ehemann:
Ich steh hier vorne und bin sozusagen das Gesicht. Und er arbeitet eher hinten, unten im Dunklen. Er ist dann sozusagen dahinter. Aber wie das Leben so spielt: Viel zu selten werden Autoren für das gelobt, was hinten rauskommt.
21.27 Uhr. Bestes Drehbuch: Ralf Husmann (Dr. Psycho, Stromberg). Okay, es wird definitiv der Abend von ProSieben. Ich mag Husmann und seine Arbeit, auch wenn er auf der Bühne nicht gerade als Sympathieträger rüberkam, und dass ein Autor von Sitcoms und Comedyserien ausgezeichnet wurde, ist für Fernsehpreis-Standards eine kleine Sensation, denn traditionell ist diese Kategorie eigentlich für die großen Fernsehfilme reserviert. Husmann in seiner Dankesrede:
Ich möcht‘ mich bedanken bei den fünf-, sechs-, manchmal siebentausend Leuten, die das gucken, was ich mache.
21.34 Uhr. Franziska fürchtet sich (in den Kommentaren) vor dem Busen von Anke Schäferkordt. Ich kann sie verstehen, aber nichts dagegen tun.
21.35 Uhr. Beste Serie: KDD Kriminaldauerdienst. Absolut verdient, eine Revolution im ZDF-Freitagskrimi, leider nur mäßig vom Zuschauer goutiert. Manfred Zapatka, einer der Hauptdarsteller, ist völlig aus dem Häuschen und empört, dass ihr Erfinder Orkun Ertener den Drehbuchpreis nicht gewonnen hat. Schön, dass für ein paar Preisträger dieser Preis wirklich etwas wert ist, und für solche Sendungen wie KDD, die es auch senderintern schwer haben, hat die Auszeichnung wohl tatsächlich eine Bedeutung.
21.48 Uhr. Marco Schreyl erklärt gekonnt die Bedeutung des Sonderpreises — nicht dass jemand denkt, er verhalte sich zu anderen Preisen wie die Sonderschule zur Schule.
Mit ihm werden Persönlichkeiten geehrt, die mit außerordentlichen Leistungen Millionen von Menschen begeistert haben, und das eben nicht nur einen Sommer lang, sondern über Jahre. Solche Menschen sind rar, und aus diesem Grund ist der Sonderpreis auch nur sehr selten verliehen worden — der Halleysche Komet kommt ja schließlich auch nicht jeden Tag vorbei geflogen.
21.50 Uhr. So. Dank Niki Lauda ist nun klar, warum Michael Schumacher den Deutschen Fernsehpreis gewonnen hat:
Er war in der Lage, auch Großmütter hinter dem Kamin hervorzuholen, durch seine Leistung, damit sie alle vor den Fernseher gekommen sind, und darum sind wir heute alle hier. Die deutsche Gründlichkeit und seine Leistung hat es zustande gebracht, dass viele Deutsche sich mit ihm personifiziert haben und alle versucht haben, die lange Leitung zu verkürzen, dass sie mit ihrem eigenen Leben schneller und besser zurecht kommen.
Hilfe.
21.53 Uhr. Da sind sie nun, die stehenden Ovationen für Schumacher.
22.00 Uhr. Tatsächlich, auch Katja Burkard und Nazan Eckes scheinen den Schreylschen Gagautor zugeteilt bekommen zu haben. Ich kann den ganzen Unfug unmöglich transkribieren. Beste Kochshow: Das perfekte Dinner (Vox), und Tim Mälzer sieht aus, als ob er gleich heult. Es ist der erste Deutsche Fernsehpreis für Vox, und wirklich schön ist, dass von der Bühne aus Daniel Werner gelobt wird, der unverzicht- und wunderbare Off-Sprecher des Perfekten Dinners.
22.04 Uhr. Hat irgendjemand die Rede von Cordula Stratmann verstanden?
22.06 Uhr. Franz Dinda bekommt den ersten Nachwuchspreis — es trifft ihn wunderbar unerwartet, als erste Reaktion im Publikum fragt er seine Nachbarin: „Wusstest du das?“, und als erste Reaktion auf der Bühne fragt er Cordula Stratmann: „Und wofür jetzt genau?“ (Die Antwort: Blackout.)
22.10 Uhr. Der zweite Nachwuchspreis geht an Dennis Jacobsen, Randa Chahoud, Oliver Jahn für Ijon Tichy: Raumpilot (ZDF), und entweder ist die Musikkappelle, die ihren Auftritt und alle anderen begleitet, Entschuldigung: Scheiße. Oder schläft, wie das Publikum, in Teilen schon.
22.14 Uhr. Vielleicht könnte man gesetzlich verordnen, dass sich jede Jury, die mit dem Gedanken spielt, Veronika Ferres für einen Preis zu nominieren, den Ausschnitt ansehen muss, in dem Marco Schreyl sie auf ihre Konkurrenz anspricht, sie mit dem (zugegebenermaßen sehr blöden) Satz konfrontiert: „Ich bin der Meiunung, dieses Kleid muss doch auf die Bühne, oder?“, und sie sehr pikiert antwortet:
Wir sind keine Konkurrentinnen, wir sind Kolleginnen, und ich fand’s wunderschön, wie wir drei uns eben im Arm hatten.
22.21 Uhr. Schreyl nennt den „Late Night Talker“ „LNT“ und stellt den „LNT des ZDF vor: JBK“.
22.26 Uhr. Bester Fernsehfilm: Rose (ARD). Hm, hab ich nicht gesehen. Aber die Gewinner sind hin und weg, das ist doch schön.
22.31 Uhr. Laudatorin Maybrit Illner trägt zwar aus mir unbekannten Gründen eine Fahrradkette von imposanter Größe um den Hals, erzählt aber die schöne Geschichte, wie sie Post-Chef Zumwinkel nach den Zustellern fragen wollte, aber von den Zuhältern sprach. Andererseits — und das mag jetzt ein sehr abwegiger Gedanke sein: Aber wäre es nicht schön gewesen, wenn jemand im Rahmen der Kategorie „Reportage“, statt die üblichen Standards zu erzählen, kurz dem japanischen Fotografen Kenji Nagai gedacht hätte, der gerade in Birma getötet wurde?
22.35 Uhr. Beste Reportage: Gert Monheim für Der Gotteskrieger und seine Frau (ARD).
22.40 Uhr. Okay, meine Meinung über Reinhold Beckmann und Johannes B. Kerner ist vermutlich bekannt, aber diese Nominierungen in der Kategorie „Beste Moderation Information“ sind eine Farce. Nominiert wurden offensichtlich nicht die Moderatoren, sondern ihre außergewöhnlichen Gäste (Bert Dietz, Marina Litwinenko, Michael Buback/Peter-Jürgen Book). „Bester Gast in einer Talkshow“, das wäre doch noch eine Kategorien-Idee fürs nächste Jahr. Gewonnen hat jedenfalls: Reinhold Beckmann.
22.44 Uhr. Beste Regie: Lars Kraume für Guten Morgen, Herr Grothe.
22.47 Uhr. Schon irgendwie ’ne schöne Idee, und ausnahmsweise passend: Erika Berger den merkwürdigen neuen Preis für den „besten TV-Coach“ überreichen zu lassen. Leider hat auch ihr niemand eine paar nette Worte zum Aufsagen aufgeschrieben. Gewinnerin: Katharina Saalfrank. Für sie kommt der Preis natürlich spät, drei Jahre nach Sendestart, aber irgendwie doch verdient. Wenn man sich die Super-Nanny ansieht, entdeckt man, dass entgegen vieler Kritik es nicht nur um Voyeurismus geht, sondern auch um Lebenshilfe, und dass das so ist, liegt fast ausschließlich an ihr.
23.00 Uhr. Die Vorstellung der vier Gewinner in den Kategorien Schnitt, Musik, Ausstattung, Kamera ist immerhin marginal weniger peinlich als in den Vorjahren. Da mussten sie alle einmal kurz im Publikum aufstehen; diesmal durften sie immerhin für schätzungsweise zweieinhalb Sekunden gemeinsam auf der Bühne stehen, bevor Schreyl sagte: „Ihr Applaus, und vielen Dank“, und das auch erledigt war. Wer wer war, und für welche Sendungen sie gearbeitet haben, scheint aber nicht so wichtig gewesen zu sein.
23.02 Uhr. Es wird still in den Kommentaren. Wahrscheinlich liest keiner mehr mit. Wahrscheinlich guckt auch keiner mehr. Kurt Krömer soll die „beste Dokumentation“ ansagen, hat die Hose offen und liest aus seinem „Tagebuch“ vor.
23.05 Uhr. Immer noch.
23.07 Uhr. Warum überreicht Kurt Krömer den Preis für die beste Dokumentation? Warum? Warum? „So, Mädels“, sagt er, „Viel Spaß“. Und gibt den Preis an Jana Matthes und Andrea Schramm für Im Schatten der Blutrache (ARD). Hihi.
23.12 Uhr. Heiner Lauterbach. Ich hatte für Sekunden die Hoffnung, dass jemand aus Publikum auf die Bühne stürmen würde und ihn mindestens knebeln würde, wenn nicht Schlimmeres, wenn nicht das gesamte Publikum, wie ein Mann. Deklassiert alle bisher Nominierten in der Kategorie „Peinliche Laudatio“. Als sei es nicht schlimm genug für den Abend, dass seine traurige Sitcom nominiert war. Heiner, geh nach Hause.
23.15 Uhr. Die Dankesreden heute sind zumindest besser als die Vorreden. Maria Furtwängler, beste Schauspielerin, sagt:
Wow. Meine Güte. Mein Kopf ist ganz blutleer. Ich hatte mich so irrsinnig darauf konzentriert, was für ein Gesicht ich mache, wenn ich ihn nicht kriege, dass ich jetzt gar nicht mehr weiß, was ich sagen wollte.
23.27 Uhr. Regisseur und Produzent Nico Hofmann hält eine Laudatio auf Götz George. Und es ist wirklich eine Laudatio, eine genaue, ehrliche, persönliche Lobrede auf den Schauspieler und den Menschen, mit dem Satz:
Das Verhältnis der Deutschen zu ihrem großen Star Götz George erzählt auch viel über Deutschland und seine Stars, dass wir nämlich manchmal unfähig sind, unsere Stars zu lieben.
Es ist ein völliger Bruch mit dem Rest des Abends, weil hier echtes Interesse am Fernsehen und seinem Protagonisten zu spüren ist, und dass Hofmann behauptet, George sei im letzten Sommer 70 geworden, obwohl das erst im nächsten Jahr soweit sein wird, ist da auch egal.
Lange Standing Ovations.
23.30 Uhr. Ah, Abspann. Um das dann doch mal festzuhalten: Autoren der Sendung waren Klaus de Rottwinkel (früher bei Geld oder Liebe), Jens Oliver Haas (der Mann von Sonja Zietlow und Autor von Ich bin ein Star, holt mich hier raus) und Tim Gorbauch (kenn‘ ich nicht).
23.36 Uhr. Es gibt dann doch noch positive Überraschungen des Abends: Frauke Ludowig schafft es, neben einem sympathisch rumpöbelnden und auf RTL herumhackenden Stefan Raab große Gelassenheit und sogar ein gewisses Vergnügen auszustrahlen, bevor sie ihn mit ein paar Zetteln Papier aus dem Bild schubst.
23.38 Uhr. Weitere gute Nachrichten, diesmal von Marco Schreyl, der über den Fernsehpreis sagt:
Das kann man nur einmal moderieren.
Besser wird’s nicht. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und die rege Teilnahme und werde jetzt noch ein paar Screenshots von gelangweilten Saalgästen einbauen. Bis zum nächsten Jahr, dann im ZDF und, wenn wir Pech haben, präsentiert von Markus Lanz.
Der Doc – Schönheit ist machbar
2001 (Sat.1). 9-tlg. dt. Comedyserie von Ralf Husmann.
Der Schönheitschirurg Dr. Konrad Arnold (Ingolf Lück) hat eine eigene kleine Praxis, in der er seinen Patienten auch die ausgefallensten Wünsche nach Körperkorrekturen erfüllt. An seiner Freundin Karin (Alexandra Helmig) liebt er vor allem ihren reichen Vater, der Konrads chaotischem Unternehmen immer wieder das Notwendige zuschießt. In der Praxis arbeiten noch die coole Chirurgin Mona (Lucia Gailová), der unsichere Anästhesist Richard (Bernd Michael Lade) und die überforderte Empfangsdame Margret (Billie Zöckler).
Lief erfolglos freitags um 21.15 Uhr.