Der US-Comedy-Wahlkampf (5)
Man muss unterscheiden im großen Medienreich des Rupert Murdoch, so wie er selbst das auch zu tun scheint: Sein Nachrichtensender Fox News ist ein radikal auf konservative Linie gebrachter Sender. Dessen Schwestersender Fox hingegen gewährt in seinem Unterhaltungsprogramm große künstlerische und politische Freiheiten.
Und so kam es, dass auf Fox am vergangenen Sonntag eine Episode von Family Guy lief, in der Stewie und sein sprechender Hund Brian mit einer Zeitmaschine ins Dritte Reich reisten, einer Gruppe von Nazis die Uniformen stahlen, um sich zu verkleiden, und Stewie an seinem Mantel einen Werbebutton des aktuellen republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain und seiner Vizekandidatin Sarah Palin fand:
„Tse“, sagt Stewie, …
… „das ist merkwürdig.“
Vielleicht ist die subtile Botschaft, dass Nazis McCain wählen würden, eine Anspielung darauf, dass Kritiker McCain und Palin vorwerfen, im Kampf gegen Barack Obama auch rassistische Vorurteile zu bedienen. Vielleicht muss man in den Humor von Family Guy aber auch nicht zuviel hineininterpretieren.
Jedenfalls waren es dann die Kollegen vom Schwestersender Fox News, die hinterher auf den vermeintlichen Skandal hinwiesen, und offenbar eine Lawine kritischer Berichte auslösten.
Die komplette Folge online
Die umstrittene Szene und Bill O’Reillys Kommentar auf Fox News
Der US-Comedy-Wahlkampf — Die Woche danach
Gut, dass die USA endlich einen Präsidenten gewählt haben. Jetzt kann sich der Wahlverlierer John McCain wieder auf eine Rolle konzentrieren, in der er schon immer sympathisch war: Talkshowgast.
Jay Leno: „Wie geht’s Ihnen?“
John McCain: „Ich schlafe wie ein Baby. Ich schlafe zwei Stunden, wache auf und weine, schlafe wieder zwei Stunden, wache wieder auf und weine…“
Am Tag nach der Wahl sah man John McCain, wie er sich in ein Auto setzte und wegfuhr. Allein. Ohne Fahrer, und ohne die Begleitung einer Horde von Secret-Service-Agenten.
Jay Leno: „Wo fuhren Sie hin?
John McCain: „Einen Kaffee trinken. Keine Zeitung kaufen. Ich wusste, was darin stehen würde.“
Der US-Comedy-Wahlkampf 2008
Alle noch verbliebenen Kandidaten im Rennen um die amerikanische Präsidentschaft haben eines gemeinsam: Humor. Sogar Hillary Clinton. Zwischen ihren Debatten, Reden und Vorwahlkämpfen finden sie immer wieder Zeit, sich für kurze Gags oder längere Gastauftritte in den Late-Night-Comedyshows herzugeben und erobern damit Sympathien beim jungen, aufgeschlossenen, gebildeten Publikum. Denn eigentlich werden in diesen Shows eher Witze über sie gemacht, und nicht mit ihnen.
John McCain
Der republikanische Senator John McCain, der bisher einzige quasi feststehende Präsidentschaftskandidat, besuchte schon elfmal die Daily Show with Jon Stewart — häufiger als jede andere Show, inklusive politischer Talkshows, und häufiger als jeder andere Gast die Daily Show besuchte. Bei seinem zehnten Gastauftritt im vergangenen August scherzte er bereits:
Haben Sie’s schon gehört, ich übernehme die Show, und Jon Stewart geht in den Senat!
In der Late Show with David Letterman zeigte er sich im Januar in einem kurzen Einspieler unter dem Titel „Candidate Spotlight“ und verkündete, während er hinter einem Schreibtisch vor der amerikanischen Flagge saß:
Meine lieben amerikanischen Mitbürger. Ich verwende kanadische Münzen, um mir am Süßigkeitenautomaten des Sensats Twix-Riegel zu ziehen. Was wollen Sie dagegen tun?
An einem anderen Tag erklärte er von gleicher Stelle, er habe mal wegen einer Wette einen halben Liter Motoröl getrunken und 40 Dollar gewonnen.
Es war auch bei David Letterman, wo John McCain vor einem Jahr erstmals bekannt gab, damals völlig im Ernst, dass er als Präsidentschaftskandidat antrete.
Barack Obama
Als Barack Obama 2004 als einziger schwarzer Politiker in den Senat gewählt worden war, wurde er von Jon Stewart einem landesweiten Comedypublikum vorgestellt. Seitdem ließ er sich mehrfach von Stewart befragen und erklärte dies gegenüber den CBS Evening News so:
In erster Linie bin ich ein Fan, denn Jon Stewart bringt die Absurdität des Wahlkampfs gut ans Tageslicht, und dadurch haben seine Inhalte manchmal mehr Substanz als in anderen Sendungen. (…) Außerdem ist das Publikum in solchen Sendungen da, um Spaß zu haben, es ist also meistens freundlich.
Bei David Letterman trug der Senator von Illinois seine Top 10 Wahlkampfversprechen vor, die wir hier schon gezeigt haben.
Hillary Clinton
Auch die New Yorker Senatorin Hillary Clinton präsentierte bei David Letterman eine Top-10-Liste mit Wahlkampfversprechen. Darunter:
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- Sie haben die Möglichkeit gegen das Finanzamt um Ihre Steuern zu würfeln: doppelt oder nichts.
- Wenn Sie Schwierigkeiten haben, einen Flug zu buchen, und Air Force One ist gerade verfügbar, gehört sie Ihnen!
- Ich ernenne ein Komitee, das herausfinden soll, was zum Teufel eigentlich bei Lost passiert.
Als David Letterman nach längerer Pause im Januar wieder auf Sendung ging, eröffnete Hillary Clinton die Show noch vor dem Vorspann:
Acht lange Wochen war David Letterman wegen des Autorenstreiks nicht auf Sendung. Jetzt ist er wieder da. Nun denn, alles Gute geht einmal zu Ende.
Mike Huckabee
Der ehemalige Gouverneur von Arkansas war der Überraschungssieger der ersten Vorwahl in Iowa Anfang Januar, und die Late-Night-Moderatoren Conan O’Brien, Stephen Colbert und Jon Stewart inszenierten einen mehrtägigen, sendungs- und senderübergreifenden Streit, wem Huckabee diesen Erfolg zu verdanken habe. Alle drei beanspruchten ihn aus unterschiedlichen Gründen für sich, weil Huckabee entweder bei ihnen zu Gast war oder sie ihm durch Zuspruch zum Sieg verholfen hätten. Der Streit gipfelte in einer fünfminütigen gespielten Schlägerei in Late Night with Conan O’Brien, die in erster Linie den Zweck erfüllte, sinnlos Sendezeit zu füllen, während die Autoren noch im Streik waren. Am Ende der Schlägerei meldete sich Huckabee schlichtend zu Wort:
Drei unserer größten Talkshow-Moderatoren haben sich windelweich geprügelt im Streit über die Frage, wem ich meinen Erfolg zu verdanken habe. Damit das klar ist: Keinem von ihnen. Ich habe ihn unserer großartigen Nation zu verdanken. Also wählen Sie mich. Gott segne Amerika, und vergessen Sie diese Idioten.
Der Vorabend war ihr Schicksal
RTL2 rüstet sich heute für die Nach-Big-Brother-Zeit und schickt zwei neue Doku-Soaps ins Rennen: In Mein Kiez schildern Leute, die da wohnen, wo sich andere amüsieren, wie es ist, da zu wohnen, wo sich andere amüsieren. Aufregend. Und lässt sich bei Erfolg beliebig mit Puffnachbarn und Kirmesplatzanwohnern aus anderen Städten fortsetzen.
In Das Schicksal meines Lebens wiederum schildern Menschen, die weißgottwo wohnen, wie sie ein schweres Schicksal überwunden haben. Auch hier baut RTL2 für den Erfolgsfall vor. Interviewt werden diese Menschen von Jürgen und Alida, zwei ehemaligen Teilnehmern von Big Brother. Auf diese Weise erfahren dieselben Menschen nämlich ein weiteres schweres Schicksal, das sie dann in der zweiten Staffel schildern können.
Derrick
1974–1998 (ZDF). 281-tlg. dt. Krimiserie von Herbert Reinecker.
Bei der Münchner Mordkommission klärt Oberinspektor Stephan Derrick (Horst Tappert) gemeinsam mit seinem Assistenten Harry Klein (Fritz Wepper) Morde auf, die meist in der Münchner Schickeria begangen werden. Derrick verhört die reichen Angehörigen in deren Villen und löst die Fälle mit Bedacht und ohne Gewalt. Er nimmt so gut wie nie eine Waffe in die Hand. In der Mordkommission arbeitet auch Willy Berger (Willy Schäfer), der Derrick und Klein manchmal bei den Ermittlungen unterstützt, aber nur im Büro. Bis 1977 ist auch Schröder (Günther Stoll) dabei.
Was Derrick von den meisten Krimiserien unterschied, war, dass man hier nicht Derrick und Harry in harmlosen Situationen zeigte, dann das Telefon klingelte und die beiden zu einem Mord gerufen wurden. Geschildert wurde zunächst ausführlich das Umfeld des späteren Mordopfers, Familie, Freunde, die Gesamtsituation, der Konflikt bis hin zum Mord (ohne den Mörder preiszugeben). Erst dann kam Derrick ins Spiel. Oft kam der Oberinspektor in der ersten halben Stunde der einstündigen Sendung gar nicht vor.
Den Rang des Oberinspektors, den es bei der Polizei in Wirklichkeit schon seit Anfang der 70er‑Jahre nicht mehr gab, behielt Derrick während der gesamten Laufzeit der Serie. Befördert wurde er erst in der allerletzten Episode („Das Abschiedsgeschenk“) auf einen Chefposten bei Europol, womit sein Ausscheiden aus der Serie erklärt wurde. Fritz Wepper hatte die Rolle des Harry Klein bereits in der Krimiserie Der Kommissar gespielt.
Autor Reinecker und Produzent Helmut Ringelmann waren sich erst drei Tage vor Drehstart zur ersten Episode „Waldweg“ über den Rollennamen für den neuen Krimihelden einig geworden, der schon vor dem Ende von Der Kommissar als dessen Nachfolger aufgebaut werden sollte. Weder Derrick noch Klein hatten in der Serie ein Privatleben, sie befassten sich ausschließlich mit den Mordfällen. Nur zweimal lösten Frauen unbekannte Gefühle in Derrick aus: die Psychologin Renate Konrad (Johanna von Koczian) 1975 und eine Innenarchitektin (Margot Medicus) 1984. Diese Phasen vergingen aber schnell wieder, sie hielten jeweils zwei Folgen.
Die Ermittlungen gingen meist schleppend und die Verhöre monoton voran („Hatte Ihr Mann Feinde?“). Lediglich in den Anfangsfolgen war Derrick noch als energischer und euphorischer Polizist zu sehen, dem böse Taten auch mal eine Gefühlsregung entrissen. In den späteren Folgen passierte eigentlich nach dem Mord kaum noch etwas, aber irgendwann gestand jemand, und die Folge war zu Ende. Zwischendurch stand meistens irgendwo Evelyn Opela herum, die Lebensgefährtin und spätere Ehefrau von Produzent Ringelmann, die er ab 1984 innerhalb der nächsten zehn Jahre in sieben verschiedenen Gastrollen unterbrachte. Tappert wandelte nur noch durch die Gegend, und die Anzahl seiner möglichen Gesichtsausdrücke lag bei etwa 1. In der 200. Episode konnte zum ersten Mal ein Fall nicht aufgeklärt werden („Offener Fall“).
Ursprünglich sollte Derrick die Motive beschreiben, die zu einer Straftat führen, und im Gegensatz zum Kommissar sollte der Täter für den Zuschauer von Anfang an bekannt sein. Bei Columbo funktionierte dieses Prinzip auch in Deutschland bestens, bei Derrick gefiel es weder Zuschauern noch Kritikern und wurde sehr bald wieder fallen gelassen.
Derrick war seinerzeit die erfolgreichste deutsche Serie weltweit; sie lief in mehr als 100 Ländern; in Italien z. B. war Hauptdarsteller Tappert ein Superstar. In Deutschland lief Derrick 24 Jahre lang einmal im Monat, zunächst sonntags, ab 1978 freitags um 20.15 Uhr. Derrick erreichte in der Gesamtbevölkerung einen der höchsten Bekanntheitsgrade aller Fernsehcharaktere, obwohl die tatsächlichen Zuschauer – wie bei den meisten ZDF-Sendungen – in der Regel weit über 50 Jahre alt waren. Erste Assoziation mit der Serie war immer Derricks Aufforderung „Harry, hol schon mal den Wagen!“, die zum geflügelten Wort und zur Legende wurde. Jahrelange Überzeugung aller Beteilgten war, der Satz sei tatsächlich nie gesagt worden. Dann begannen sogar die beiden Stars, an den Satz zu glauben: Kurz vor seinem 80. Geburtstag im Frühling 2003 sagte Horst Tappert einer Reporterin, er habe kürzlich eine Derrick-Wiederholung gesehen, in der die Worte vorgekommen seien. Zwei Jahre zuvor hatte Fritz Wepper noch erklärt, der Satz sei eine Erfindung von Harald Schmidt, von nun an erklärten beide einmütig, er sei eben doch gefallen. In welcher Episode das war, konnte jedoch niemand sagen. In der Tat kam die Aufforderung vor, selten allerdings, und nicht im exakten, viel zitierten Wortlaut. Das Image, das der Satz vermittelte, traf ohnehin zu: Harry Klein war immer der minderwertige Assistent und Stichwortgeber, der „Ja, Stephan“ sagen und Handlangertätigkeiten ausüben durfte, während Stephan Derrick als der kluge, kühle Kopf, der mit Ruhe und Sachverstand die Fälle löste, in die Fernsehgeschichte einging, obgleich seine trantütige Art und die fast bis zu den Knien hängenden Tränensäcke Stoff zahlloser Scherze in den Medien waren.
1998 wurde die endgültig letzte Folge ausgestrahlt, und in der Woche zuvor wurde die Serie mit zahlreichen Sondersendungen und Berichten in verschiedenen Magazinen geehrt. Fritz Wepper präsentierte eine lange Derrick-Nacht mit mehreren Folgen hintereinander, und Thomas Gottschalk moderierte samstags um 20.15 Uhr eine Fernsehparty namens „Good-bye, Derrick!“ zu Ehren Tapperts. Als Nachfolgeserie entwickelte Ringelmann Siska.
Komponist und Interpret der Titelmusik war Les Humphries mit seinem Orchester. Mehrere Episoden sind auf DVD erhältlich.
Des Königs fehlende Kleider
Heute kommt wieder Die Tudors, die Kostümserie über die Matratzen des Königs, die ProSieben so schnell und unauffällig wie möglich im Gegenprogramm zur EM versenden wollte, die dann aber versehentlich doch einige Menschen eingeschaltet haben – womöglich weil Hauptdarsteller Jonathan Rhys Meyers oft so wenig bekleidet ist – und weil sie es historisch mit dem Leben von Henry VIII. nicht so genau nimmt.
Foto: ProSieben
In Wirklichkeit hatte Henry VIII. nämlich eher Ähnlichkeit mit Chris Elliot, dem verpickelten Typen aus „Verrückt nach Mary“. Aber wer hätte den schon dauernd nackt in den vielen Liebesszenen sehen wollen?
Des Osterrätsels Lösungen
Sie standen zwar schon allesamt in den Kommentaren (ich bin sehr beeindruckt!), aber hier sind noch mal gesammelt die Auflösungen des Osterrätsels vom Wochenende.
Die Antwort auf Frage 1: Das links ist in der Tat Peter Alexander, und das rechts ist auch Peter Alexander. In der Peter-Alexander-Show 1993 parodierte er gleich alle vier Golden Girls gleichzeitig und wurde dabei von den deutschen Originalstimmen synchronisiert. Den ganzen Ausschnitt sehen Sie hier.
Antwort auf Frage 2: Die moderieren Ein Lied für Göteborg, den deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 1985 — warum auch immer sie das auf Rollschuhen tun. Bei den Rollmoderatoren handelt es sich um Wolfgang Mascher, dessen einzige andere nennenswerte Fernseharbeit seine Mitwirkung im Michael-Pfleghar-Klamauk Die Gimmicks war, und Margit Geissler, die in mehreren anspruchsvollen Kinoproduktionen wichtige Rollen spielte, darunter „Zum Gasthof der spritzigen Mädchen“, „Graf Dracula beißt jetzt in Oberbayern“, „Die schönen Wilden von Ibiza“ und „Nackt und heiß auf Mykonos“. Später führte sie im Marienhof die Gaststätte „Wilder Mann“. Das passte ja. Der Ausschnitt zeigt, dass das Fernsehen früher auch nicht besser war.
Heike Schäfer wurde an diesem Abend übrigens Zweite. Es gewann die Gruppe Wind mit „Für alle“, die damit später beim Grand Prix wiederum Zweite wurden.
Antwort auf Frage 3: Sie gurgelt gerade ihren Hit „My Heart Will Go On“. Celine Dion war 2007 bei Wetten, dass…? , und was will man da machen?
Desperate Housewives
Seit 2005 (Pro Sieben). 180-tlg. US‑Soap von Marc Cherry („Desperate Housewives“; 2004–2012).
Alles beginnt damit, dass eines schönen Tages Mary Alice Young (Brenda Strong), geschätzte Hausfrau, Gattin von Paul (Mark Moses) und Mutter von Zach (Cody Kasch), in ihrem ordentlichen Haus hinter dem gepflegten Vorgarten in der Wisteria Lane an den aufgeräumten Schrank geht, eine Pistole herausnimmt, sich an den Kopf hält und abdrückt. Es wird sich herausstellen, dass sie allen Grund dazu hatte, aber zunächst sind die Nachbarn fassungslos – obwohl auch sie alle dunkle Geheimnisse hinter den adretten Fassaden haben.
Mary Alice Young schildert nach ihrem Tod als Erzählerin aus dem Off das Leben und Doppelleben ihrer besten Freundinnen: Das ehemalige Model Gabrielle Solis (Eva Longoria) betrügt Ehemann Carlos (Ricardo Antonio Chavira) mit dem Teenager John (Jesse Metcalfe), muss aber feststellen, dass auch der Reichtum ihres Gatten nur auf Betrug basiert. Bree Van de Kamp (Marcia Cross) ist die makelloseste aller makellosen Hausfrau, die ihren Mann Rex (Steven Culp) und ihre beiden Kinder mit ihrem Perfektionismus in den Wahnsinn und die Familien- und Ehekrise treibt. Lynette Scavo (Felicity Huffman) war eine erfolgreiche Managerin, bis sie nach der Geburt der ersten zwei von vier höllischen Kindern ihre Karriere aufgab, was sie ewig bereut. Die geschiedene Susan Mayer (Teri Hatcher) stolpert von einem Missgeschick ins nächste, aus dem ihre vergleichsweise erwachsene 14‑jährige Tochter Julie (Andrea Bowen) sie dann herausholen muss. Susan verliebt sich in den mysteriösen Mike Delfino (James Denton), der sich als Klempner ausgibt. Ebenfalls in der Nachbarschaft leben die männermordende Edie Britt (Nicollette Sheridan) und die alte Schachtel Martha Huber (Christine Estabrook), die ihre Nase in die Angelegenheiten anderer Leute steckt, was ihr bald zum Verhängnis wird.
Der Grund für den plötzlichen Selbstmord von Mary Alice wurde nur ganz allmählich im Lauf von vielen Folgen aufgedeckt. Währenddessen taten sich immer neue Abgründe hinter den scheinbar anständigen Fassaden der diversen Vorstadtbewohner auf, die sich alle in einem immer weiter ausfasernden Knäuel aus alltäglichen und außergewöhnlichen Lügen und Geheimnissen verstrickten. Diese Elemente einer Hochglanz-Soap mischte Desperate Housewives mit dem schwarzen Humor von Six Feet Under, der Erzählweise von Sex And The City und einer selbstironischen Haltung, die die Familienserie auch zu einer Parodie auf Familienserien machte.
Die ebenso innovative wie massentaugliche Kombination machte Desperate Housewives in den USA auf Anhieb zum erfolgreichsten Neustart seit vielen Jahren und zum landesweiten Gesprächsthema. Die Serie schoss sofort auf den zweiten Platz der meistgesehenen Sendungen. Der Erfolg war so gewaltig, dass die Hauptdarstellerinnen schon nach vier Monaten Gehaltserhöhungen verlangten, was sich bis dato selbst Stars etablierter Quotengaranten üblicherweise frühestens nach einem, in der Regel erst nach mehreren Jahren trauten. Auch die Kritiker liebten die Desperate Housewives. Dem Vergleich mit Dramaserien wie Die Sopranos oder Six Feet Under ging die Serie aus dem Weg und trug sich bei Preisverleihungen in der Kategorie „Comedy“ ein. Die Rechnung ging auf, und die Serie wurde als beste Comedy mit dem Golden Globe geehrt.
Pro Sieben erhoffte sich von der vorstädtischen verheirateten Damenriege einen ähnlichen Erfolg wie mit den großstädtischen Single-Frauen von Sex And The City. Eine Gesprächsthema war die Serie zum Start allemal. Die einstündigen Folgen liefen auf deren früherem Sendeplatz dienstags um 21.15 Uhr, anfangs nach der Wiederholung von jeweils zwei Folgen von Sex And The City. Zuvor hatte der Pay-TV-Sender Premiere mit der Serie Neuland betreten, indem er die Folgen schon kurz nach ihrer US‑Ausstrahlung im Originalton gezeigt hatte.
Detektiv Rockford — Anruf genügt
1976–1980 (ARD); 1995–1996 (RTL); 1997 (Vox); 1998 (RTL2). 123-tlg. US-Krimiserie von Roy Huggins und Stephen J. Cannell („The Rockford Files“; 1974–1980).
Jim Rockford (James Garner), der zuvor unschuldig im Gefängnis saß (er sollte einen Bankraub begangen haben), wohnt jetzt in einem Wohnwagen mit Telefon und Anrufbeantworter und arbeitet als Privatdetektiv. Aufgrund seiner eigenen Erfahrung mit der Justiz kümmert er sich hauptsächlich um Fälle, die die Polizei bereits abgeschlossen hat, und sucht nun den wahren Schuldigen. Dafür verlangt er 200 Dollar am Tag plus Spesen, tut es aber oft genug auch nur aus reiner Gutmütigkeit und wird deshalb wohl nie reich werden.
Rockford ist ein liebenswürdiger Tollpatsch, der in Fettnäpfe tritt und häufig auch einfach Pech hat – am Ende führen ihn seine Recherchen aber ans gewünschte Ziel. Sein Ermittlungsapparat besteht hauptsächlich aus einem Bündel falscher Visitenkarten, die er immer mit sich führt und die zugleich seine Verkleidung sind: Er gibt sich als irgendwer aus und erschleicht sich die notwendigen Informationen. Rockford besitzt zwar eine Waffe, benutzt sie aber nicht gern, und selbst eine herkömmliche Schlägerei vermeidet er lieber. Polizei-Sergeant Dennis Becker (Joe Santos) ginge am liebsten Rockford aus dem Weg, muss aber zähneknirschend dulden, dass sich das eigentlich feststehende Ermittlungsergebnis doch noch einmal ändert, sobald Rockford die Sache anpackt.
Jims Vater Joseph „Rocky“ Rockford (Noah Beery Jr.), ein Ex-Trucker, unterstützt seinen Sohn, wobei es mehr der gute Wille ist, der zählt. Auch ein paar Bekannte aus seiner Zeit im Gefängnis können noch behilflich sein. Einer von ihnen ist der schmierige Ganove „Angel“ Martin (Stuart Margolin), der zwar gelegentlich nützliche Tipps gibt, Rockford aber auch mit seinen krummen Geschäften in Schwierigkeiten bringt und ihn bei Gefahr sofort verraten und verkaufen würde. Rockford ist mit der Anwältin Beth Davenport (Gretchen Corbett) befreundet, was ganz nützlich ist, wenn er mal wieder das Gesetz gedehnt hat, um an Informationen zu kommen. Ihre Stelle nimmt später John Cooper (Bo Hopkins) ein. Der wurde zwar aus der Anwaltskammer ausgeschlossen, doch seine alten Verbindungen sind weiter dienlich. In der letzten Staffel bekommt Rockford Konkurrenz von dem Privatdetektiv Lance White (Tom Selleck), der ihm ein Dorn im Auge ist, weil er immer alles richtig – und legal – macht und ihm alles auf Anhieb gelingt.
Jede Folge begann mit dem berühmten Anruf, der ja laut Sendetitel genügte. Der Anrufbeantworter schaltete sich ein und nahm zunächst eine Nachricht auf, die eher witzig als wichtig war.
Produzent Roy Huggins hatte bereits die unkonventionelle Westernserie Maverick gedreht, Garner darin die Titelrolle gespielt. Nun wollte Huggins etwas Ähnliches als Krimi machen und etwas Humor ins Genre bringen, was ihm gelang: Ein sympathischer, weil fehlbarer Anti-Held trug die Serie, und Garner wurde endgültig einer der großen Stars der Fernsehgeschichte.
Im Pilotfilm hatte Robert Donley die Rolle von Rockfords Vater gespielt. Die Titelmusik stammte von Mike Post und Pete Carpenter und wurde ein Hit. In den 70er Jahren erschien wegen des Erfolgs im Fernsehen auch eine Romanheftserie.
Die ARD zeigte 67 Folgen aus allen Staffeln, übersprang also zwischendurch etwa jede zweite Folge. Sendeplatz war zunächst donnerstags, später dienstags um 21.45 Uhr. Jede Folge dauerte 45 Minuten. RTL zeigte 1995 bisher nicht ausgestrahlte Folgen dienstags um 21.15 Uhr (inklusive Werbung jetzt eine Stunde lang), weitere im Folgejahr werktags nachmittags (jetzt nur noch unter dem Titel Rockford), und der Rest wurde zu etwa gleichen Teilen bei Vox und RTL 2 erstmals gesendet, jeweils gebündelt mit Wiederholungen. 14 Jahre nach dem Ende der Serie kehrte James Garner noch mehrere Male in die Rockford-Rolle zurück: Von 1994 bis 1999 entstanden acht neue abendfüllende Filme, die von verschiedenen Sendern in Deutschland gezeigt wurden.
Detektivbüro Roth
1986–1987 (ARD). 35-tlg. dt. Krimiserie von Horst Otto Oskar Bosetzky (alias -ky) und Felix Huby.
Bruno Roth (Manfred Krug) leitet sein eigenes Detektivbüro in einer alten Berliner Villa und ermittelt in verschiedenen Fällen. Seine Mitarbeiter sind seine Freundin Ricarda (Ute Willing), seine Schwägerin Olga Roth (Eva Maria Bauer) und deren Sohn Uli (Peter Seum). Die Roths arbeiten anfangs mal mit, mal gegen den Detektiv Albert Löffelhardt (Klaus Löwitsch), später mal mit, mal gegen Egon Fetzer (Heinz Schubert).
Jede Folge dauerte eine knappe Stunde und lief im Vorabendprogramm. Sieben Jahre später kam die Serie unverhofft zum Primetime-Einsatz, als die Sitcoms Harrys Nest und Der Dünnbrettbohrer floppten und kurzfristig Wiederholungen von Detektivbüro Roth ins Programm gehievt wurden. Eine Woche nach der letzten Folge 1987 startete Löwitsch bereits in einer neuen Serie als Hafendetektiv.