Pushing Daisies


Foto: ProSieben

Ab 22. Oktober 2008 (ProSieben). US-Fantasyserie von Bryan Fuller („Pushing Daisies“; seit 2007).

Der Kuchenbäcker Ned (Lee Pace) kennt sich außer mit Torten auch mit Toten aus. So gut, dass er sie durch Berührung wieder zum Leben erwecken kann. Zwar nur kurz, aber die Zeit reicht zum Beispiel für kürzlich Ermordete aus, ihren Mörder zu nennen. Und dann kassieren Ned und der Privatdetektiv Emerson Cod (Chi McBride) gemeinsam die Belohnung. Innerhalb einer Minute berührt Ned die Menschen noch einmal, und sie sind unwiderruflich tot. Tut er das nämlich nicht, stirbt stattdessen jemand aus dem näheren Umfeld. Ist ja logisch. Blöd halt, dass er die Liebe seines Lebens Charlotte „Chuck“ Charles (Anna Friel) nach ihrem gewaltsamen Tod wieder zum Leben erweckt, jetzt aber nie mehr berühren darf, wenn sie nicht endgültig sterben soll. Trotzdem leben die beiden fortan zusammen.

Nach dem Tod ihrer Eltern war Chuck bei zwei persönlichkeitsgestörte Ex-Synchronschwimmerinnen aufgewachsen, weil sie ihre Tanten sind: Lily (Swoosie Kurtz) und Vivian (Ellen Greene). Beide verlassen ihr Haus nicht, aber nur Lily ist einäugig. Dafür lispelt Vivian. Olive Snook (Kristin Chenoweth) ist eine Kellnerin in Neds Café „Pie Hole“. Ein Erzähler (in der deutschen Fassung Norbert Langer) erzählt die ganze Geschichte sehr, sehr ausführlich aus dem Off.

Völlig absurde Serie mit skurillen Charakteren und schnellen Dialogen, die kurz vor der hoffnungslosen Übertreibung gerade noch die Kurve kriegt.

Die einstündigen Folgen laufen mittwochs um 21.15 Uhr.

Magnum

1984–1991 (ARD); 1996–1999 (RTL). 161-tlg. US-Krimiserie von Donald P. Bellisario und Glen A. Larson („Magnum, P.I.“; 1980–1988).

Der schnauzbärtige Draufgänger Thomas Sullivan Magnum (Tom Selleck) arbeitet als Privatdetektiv auf Hawaii und ist außerdem der Sicherheitsbeauftragte von Robin Masters, einem reichen, mysteriösen Schriftsteller, der nie zu sehen (aber gelegentlich zu hören) ist. Magnum wohnt auf Masters‘ Anwesen und darf dankenswerterweise dessen roten Ferrari fahren. Insgesamt überanstrengt sich Magnum in seinem Privatdetektiv-Job wenig, er genießt lieber das Playboy-Dasein im schmucken Haus auf dem schönen Hawaii, angemessen uniformiert in Shorts und buntem Hemd. Auf dem Anwesen wohnt auch Masters‘ Vertreter Jonathan Quale Higgins III. (John Hillerman), ein spießiger kleiner Brite, der alles besser

weiß, und den Magnums Anwesenheit wenig erfreut. Higgins kümmert sich um die Hunde von Robin Masters, die Dobermänner Zeus und Apollo. Aus seiner Zeit bei der Navy hat Magnum zwei alte Freunde, die ebenfalls inzwischen auf Hawaii leben: Der gutmütige Theodore Calvin, genannt „T.C.“ (Roger E. Mosley), betreibt die Helikopter-Charterfirma „Island Hoppers“ und nennt Higgins immer „Higgy Baby“, Orville „Rick“ Wright (Larry Manetti) ist Geschäftsführer des „King Kamehameha Beach Clubs“. Beide müssen Magnum oft zu Hilfe eilen, wenn der mal wieder von seinen Gegnern verprügelt wird. Auch Ricks Unterweltkontakte sind nützlich, vor allem die Infos von seinem halbseidenem Bekannten „Ice Pick“ (Elisha Cook jr.). Lt. Tanaka (Kwan Hi Lim) leitet oft die polizeilichen Ermittlungen in den Fällen, die auch Magnum untersucht. Regelmäßig lässt sich Magnum überreden, unentgeltlich zu ermitteln, z.B. als Freundschaftsdienst für Carol Baldwin (Kathleen Lloyd) von der Staatsanwaltschaft. Macht ja nix, dafür kann er ja dann woanders wieder schnorren. Agatha Chumley (Gillian Dobb) ist mit Higgins befreundet.

Der 90-minütige Pilot und 143 Folgen zu je 45 Minuten liefen staffelweise in der ARD. Sendeplatz war zunächst montags um 20.15 Uhr, ab Ende 1984 dienstags um 21.45 Uhr. RTL synchronisierte diese Folgen später neu und strahlte sie erstmals in voller Länge aus (die ARD hatte ca. drei Minuten aus jeder Folge herausgeschnitten), außerdem zeigte RTL im Frühjahr 1997 weitere 16 Folgen in deutscher Erstausstrahlung. Erst jetzt merkten auch die deutschen Zuschauer, dass Magnum eine Vietnam-Vergangenheit hatte, über die er noch oft grübelte. Diese Folgen und Passagen hatte die ARD ausgelassen oder bei der Synchronisation verfremdet. Die letzte noch übrige Folge, die bis dahin noch nicht in Deutschland gezeigt wurde (Folge 45) lief erstmals im Februar 1999 als Auftakt zu einer Reihe von Wiederholungen bei RTL. In der ursprünglich letzten Folge der Serie war Magnum bei einer Schießerei ums Leben gekommen. Als die Produzenten selbst damit überrascht wurden, dass eine weitere Staffel gedreht wurde, entschieden sie, Magnum habe seinen Tod nur geträumt – ähnlich wie in der legendären Dallas-Folge, als sich die Handlung eines ganzen Jahres als Traum entpuppte, damit Patrick Duffy alias Bobby Ewing nicht mehr tot sein musste. Das kannten die Zuschauer also schon, denn Dallas und Magnum teilten sich in der ARD sogar den gleichen Sendeplatz. In der endgültig letzten Folge überlebte Magnum dann, ging aber zurück zur Navy. Oft wurde spekuliert, ob der nie sichtbare Robin Masters in Wirklichkeit Higgins sei, dieses Rätsel wurde jedoch nie geklärt. Im amerikanischen Original zumindest war seine Stimme nicht die von Higgins-Darsteller Hillerman, sondern die von Orson Welles!

Gedreht wurde an Originalschauplätzen auf Hawaii, genutzt wurden dazu die Produktionsstätten, die Hawaii Fünf-Null hinterlassen hatte und die auf diese Weise nur kurze Zeit ungenutzt blieben. Hawaii Fünf-Null war nur ein halbes Jahr vor dem Start von Magnum zu Ende gegangen. Die Komponisten der berühmten Titelmusik waren Mike Post und Pete Carpenter.

Hätte es Magnum nicht gegeben, wäre Tom Selleck Indiana Jones geworden. Er war der Wunschkandidat für die Hauptrolle in dem Film „Indiana Jones und der Jäger des verlorenen Schatzes“, musste aber wegen seiner Verpflichtungen für Magnum absagen.

Hawaii Fünf-Null

1971–1972 (ARD); 1989–1993 (Pro Sieben); 1993–1994 (Kabel 1). 281-tlg. US-Krimiserie von Leonard Freeman („Hawaii Five-0″; 1968–1980).

Detective Steve McGarrett (Jack Lord) leitet die Polizei-Spezialeinheit 5-0, die das Verbrechen auf Hawaii bekämpft und nur dem Gouverneur Philip Grey (Richard Denning) unterstellt ist. Das macht ihn relativ frei in der Wahl seiner Mittel, und die liegen oft in seiner Waffe oder direkt in den Fäusten. McGarrett nutzt seine Macht, bleibt aber meistens in den Grenzen des Gesetzes. Die kann man ja gegebenenfalls ein wenig dehnen. Der kraushaarige Danny Williams, genannt Dano (James MacArthur), ist McGarretts erster Assistent, zum Team gehören ferner der Chinese Chin Ho Kelly (Kam Fong) und der Hawaiianer Kono Kalakaua (Zulu), dessen Nachfolger ab der fünften Staffel Ben Kokua (Al Harringston) wird. Die Fälle sind keine gewöhnlichen Mordfälle, sonst müsste man ja nicht die Spezialeinheit bemühen. Es geht um organisierte Kriminalität, internationale Spionage, geheime Atomwaffenpläne und politisch motivierte Attentate. Steves Sekretärin ist für kurze Zeit May (Maggi Parker), dann über viele Jahre Jenny Sherman (Peggy Ryan). Der gefährlichste Gegner McGarretts und seiner Spezialeinheit ist der oberste Verbrecherchef Wo Fat (Khigh Dhiegh), der immer wieder entkommt und erst in der allerletzten Folge verhaftet werden kann. Jede Verhaftung der überführten Verdächtigen beschließt den Fall mit dem gleichen Satz von Steve McGarrett an Danny Williams: „Nimm sie fest, Dano!“

Die Zusammensetzung der Einheit ändert sich noch ein paar Mal: Ben geht wieder, Chin Ho wird ermordet, und Duke Lukela (Herman Wedemeyer) rückt nach. Schließlich steigt auch Dano aus, und so ist in der letzten Staffel nur noch McGarrett von der ursprünglichen Mannschaft übrig. Neu an seiner Seite sind jetzt Frank Kemana (Douglas Mossmann), James „Kino“ Carew (William Smith), Truck Kealoha (Moe Keale) und mit Lori Wilson (Sharon Farrell) sogar erstmals eine Frau.

Die Serie war die bis dahin teuerste, was hauptsächlich daran lag, dass sie nicht wie alle anderen Serien in Los Angeles gedreht wurde (ganz gleich wo sie spielten), sondern tatsächlich an Originalschauplätzen auf Hawaii. An allem anderen wurde – teilweise als zwingende Konsequenz daraus – gespart: Die einzigen professionellen Schauspieler waren zu Beginn der Serie Lord, MacArthur und der jeweilige Gaststar. Der Rest rekrutierte sich aus Hawaiianern, die eigentlich einen anderen Beruf hatten. Auch bei Kulissen und Requisiten konnte dank freundlicher Unterstützung aus Honolulu gespart werden: Die benutzten Streifenwagen der Polizei waren echte Streifenwagen, die Polizisten darin Polizisten, und Szenen, die im Büro des Gouverneurs spielten, wurden selbstverständlich im Büro des Gouverneurs gedreht.

Hawaii-Fünf-Null lief zwölf Jahre und blieb für mehrere Jahrzehnte die langlebigste US-Krimiserie (der Rekord wurde erst 2002 gebrochen, als Law & Order ins 13. Jahr ging). Die Produktionsstätten auf Hawaii dürften sich dadurch zwar amortisiert haben, dennoch suchte man dem Serienende einen Weg, sie weiterhin zu nutzen. So entstand Magnum. Hauptdarsteller Jack Lord wurde auf Hawaii zum Nationalhelden, dem zu Ehren alljährlich der „Jack Lord Day“ begangen wird.

Die ARD zeigte gerade mal 27 dreiviertelstündige Folgen im Zwei-Wochen-Rhythmus. Etwa 20 Jahre später brachten Pro Sieben und Kabel 1 jeweils mehr als 100 weitere Folgen in deutscher Erstausstrahlung. Von Morton Stevens stammt die berühmte Titelmelodie.

Wunderbare Jahre

1990–1992 (RTL); 1995 (RTL2). 115-tlg. US-Nostalgieserie von Carol Black und Neal Marlens („The Wonder Years“; 1988–1993).

Der zwölfjährige Kevin Arnold (Fred Savage) lebt im Jahr 1968 mit seinen Eltern Jack (Dan Lauria) und Norma (Alley Mills), seiner älteren Hippie-Schwester Karen (Olivia D’Abo) und seinem älteren Bruder Wayne (Jason Hervey) ein durchschnittliches Leben in einer amerikanischen Vorstadt. Er schlägt sich mit den typischen Problemen eines Jugendlichen herum, mit blöden Lehrern, erster Liebe und generell dem Erwachsenwerden. Durch diese Zeit begleitet ihn vor allem sein bester Freund Paul Pfeiffer (Josh Saviano). Die beiden sind neu an der Kennedy Junior High School. Kevins Nachbarin Gwendolyn „Winnie“ Cooper (Danica McKellar) ist immer mal wieder seine Freundin. Wenn das gerade nicht der Fall ist, trifft er sich mit Becky Slater (Crystal McKellar). Mr. Cantwell (Ben Stein) ist der Naturkundelehrer, Coach Ed Cutlip (Robert Picardo) der Sportlehrer. Am Rande geht es um die Themen, die zur damaligen Zeit Geschichte machten: Gleich in der ersten Folge fällt Winnies Bruder im Vietnam-Krieg. Nach dem Abschluss der Junior High wechseln die Freunde Kevin, Paul und Winnie auf die McKinley High School. Karen zieht von zu Hause aus und bei ihrem Freund Michael (David Schwimmer) ein, den sie nach einer Weile heiratet.

Jede Folge wurde aus der Sicht des inzwischen erwachsenen Kevin geschildert, der zugleich als Off-Erzähler zu hören war und auf seine Jugend in den 1960er und frühen 1970er Jahren zurückblickte. Der erwachsene Kevin war zwar nie zu sehen, doch man konnte ihn sich als großen Mann mit buschigem Schnauzbart und buntem Hemd vorstellen. Die Off-Stimme gehörte Norbert Langer, dem Synchronsprecher von Magnum.

Jede Folge der hochgelobten und mehrfach ausgezeichneten Serie war eine halbe Stunde lang. Die ersten 68 liefen am Samstagnachmittag bei RTL, alle weiteren später im werktäglichen Nachmittagsprogramm bei RTL2. Als Titelsong verwendeten die Macher „With A Little Help From My Friends“ in der Version von Joe Cocker, die in dem Jahr ein Hit war, in dem die Serie anfangs spielte.

RTL ließ sich 15 Jahre später von der Idee zu einer ähnlichen Serie inspirieren, die eine Kindheit in den 1980er Jahren in der DDR schilderte: Meine schönsten Jahre.

Meine schönsten Jahre

2004 (RTL). 8-tlg. dt. Nostalgieserie von Christoph Silber, Regie: Ulli Baumann und Edzard Onneken.

Der 13-jährige Karl Treschanke (Christoph Emanuel Oehme) lebt in den 1980er Jahren in Ost-Berlin gemeinsam mit seinen Eltern (Guntbert Warns und Ulrike Mai) und seinen Geschwistern Janine (Madleine Telge) und Raiko (Michael Wisner). Erzählt wird das Erwachsenwerden in der DDR und die Annäherungsversuche an die erste Liebe Clara (Anne Hausburg) rückblickend vom inzwischen erwachsenen Karl.

Anstatt unverbrauchte Geschichten vom ganz normalen Alltag in einem nicht ganz so normalen Land zu erzählen, benutzte RTL das ungewöhnliche Thema nur, um DDR-Devotionalien und -Klischees über unterdurchschnittlich inspirierte Standard-Serien-Situationen zu streuen. Das Konzept war, wie schon der Titel andeutete, bei der ungleich liebevolleren US-Serie Wunderbare Jahre abgeguckt, in der der Erwachsene nicht auf die 80er in der DDR, sondern die 68er in einer amerikanischen Vorstadt zurückblickt. Statt Joe Cocker ertönte am Anfang und Ende „Boys Don’t Cry“ von The Cure. Was auch immer das mit irgendwas zu tun hatte.

Die halbstündigen Folgen liefen freitags um 21.15 Uhr. Im Osten hatten sie halbwegs akzeptable Zuschauerzahlen, im Westen nicht.

Ausgemachte Sache

Heute in der taz: Die Olivers Kalkofe und Welke über Humor im Allgemeinen und den Deutschen Comedypreis im Besonderen. Darin: Ein schlüssiger Vergleich zwischen Mario Barth und Fips Asmussen und ein Vorschlag zur Güte:

Wer den Fernseher anschaltet, um sich aufzuregen, ist selber Schuld. Bevor ich zu Hause sitze und mir die Aorta platzt vor Wut über eine Sendung, mache ich sie doch spaßeshalber einfach mal aus, nur so als Idee.

Das ganze Interview hier.

Michael, 21. Oktober 2008, 12:03.

Anwälte Reloaded

Ich hab’s ja im Januar schon gesagt:

(…) Dennoch wird die Serie als ulkige Panne in die Fernsehgeschichte eingehen. Da hat RTL doch tatsächlich aus Versehen eine Serie gedreht, die gar nicht in Köln spielt.

Nach der Ausstrahlung nur einer Folge der Serie Die Anwälte über eine Hamburger Kanzlei hat RTL den Fehler damals bemerkt und die Serie sofort abgesetzt. Ab heute laufen Die Anwälte wie berichtet im Ersten, denn da dürfen Serien auch mal außerhalb Kölns spielen. Es geht noch einmal mit der ersten Episode los, bevor nächsten Montag die Erstausstrahlungen beginnen.


Foto: RTL ARD Marion von der Mehden.

Niemand, der die Serie im Januar verpasst hat, sollte heute mir einer Offenbarung rechnen. Die Erwartungshaltung mag hoch sein, weil Berichterstatter wie wir die Serie in den vergangenen Monaten immer wieder priesen und den Umgang mit ihr kritisierten. Dabei ging es in erster Linie um prinzipielle Dinge: Die Feigheit großer Privatsender, die Arroganz gegenüber Millionen von Zuschauern, die Ungeduld, nicht einmal die Quoten einer zweiten Woche abzuwarten, aus denen man zumindest eine Tendenz hätte ablesen können, die Inkonsequenz, ausnahmsweise mal eine gute Serie zu produzieren, dann aber nicht zeigen zu wollen.

Es hat schon bessere Serien als Die Anwälte gegeben, und es werden sicher auch bessere folgen. Dennoch gehören Die Anwälte zu den besten Serien, die zumindest das deutsche Fernsehen in den vergangenen Jahren produziert hat. Die edle ARD als Retter zumindest dieser edlen Serie tut Freunden von Qualitätsfernsehen und vielleicht sogar sich selbst einen Gefallen, indem sie den RTL-Flop ins Programm nimmt.

Lassen Sie sich aber nicht enttäuschen, indem Sie etwas noch nie Dagewesenes erwarten. Erwarten Sie einfach eine nette, freundliche, skurrile, gut geschriebene und gut gespielte Anwaltsserie, die etwas näher an Boston Legal als an Liebling Kreuzberg ist, aber irgendwo dazwischen, und genießen Sie sie unvorbelastet.

Die Anwälte, montags um 20.15 Uhr im Ersten.

Schlagwörter: , ,
Michael, 20. Oktober 2008, 06:27.

Attentat auf George W. Bush (nur im Film)

Dass wir hier nur selten Filme besprechen, hängt in erster Linie damit zusammen, dass wir neben den ganzen Serien und Shows nicht auch noch Filme gucken können. Irgendwann müssen wir ja mal mit dem Bier Gassi gehen.

Heute aber: Tod des Präsidenten. George W. Bush wird darin erschossen.

Auf den ersten Blick mag es verwunderlich sein, dass ein Film solch reißerischen Inhalts, angesichts Bushs Unbeliebtheit auch und vor allem in Deutschland, nicht zur besten Sendezeit im Ersten kommt. Auf den zweiten und dritten Blick fällt dann aber auf, dass niemals interessante Filme zu guten Sendezeiten im Ersten laufen, sondern Das Musikhotel am Wolfgangsee mit Patrick Lindner, Mike Krüger und Karl Moik, und dass Tod des Präsidenten gar kein spannender, mitreißender Thriller ist, sondern ein erschreckend realistisch wirkende politische Dokumentation. Nur eben über ein Ereignis, das nicht stattgefunden hat. Die Ermordung George W. Bushs im Oktober 2007 wird nicht von Schauspielern gespielt, sondern überwiegend anhand authentischer Bilder dargestellt, die lediglich in einen neuen Zusammenhang gebracht wurden. Die Rede, die Bush vor dem Attentat hält, hat er tatsächlich irgendwann mal gehalten. Dass er von Schüssen getroffen zu Boden sinkt, sieht man eh nicht genau, das geht im Tumult unter. Die Grabrede, die Dick Cheney auf Bush hält, war in Wirklichkeit seine Rede bei der Beerdigung Ronald Reagans. Zwischendurch gibt es sehr, sehr viele Interviewausschnitte, durch deren Aussagen die eigentliche Handlung geschildert wird: Der verantwortliche Secret-Service-Chef, die Redenschreiberin des Präsidenten, usw, und diese Menschen sind dann doch Schauspieler. Besonders beunruhigend am gezeigten Szenario ist die damit verbundene Vorstellung der Folgen. In zwei Worten: Präsident Cheney. Die „Schockumentation“ befasst sich zwar auch mit der Suche nach Bushs Mörder, aber vor allem damit, wie Cheney nun endlich ungebremst seine politischen Vorstellungen durchsetzen kann und alles noch viel schlimmer wird: Rechte der Einzelnen werden noch mehr als bisher beschnitten, Kontrolle des Privaten verschärft, und dem „Täter“ wird der Prozess gemacht, weil er zwar unschuldig, aber Muslim ist. Das ist alles sehr inhaltlich, und das ist dann die Erklärung, warum der Film niemals für Das Erste um 20.15 Uhr infrage kommt, sondern nur für das Spätprogramm im Dritten.

„Death of a President“ ist ein bemerkenswerter Film des britischen Privatsenders Channel 4. In den USA wurde er noch nicht gezeigt, soll dort aber nach dem Ende von George W. Bushs Amtszeit im Januar in ausgewählten Kinos laufen. Der Film gewann den Preis der Internationalen Filmkritik beim Toronto Filmfestival 2006, wurde bei der letzten Internationalen Emmy-Verleihung als bester Fernsehfilm ausgezeichnet und kommt heute im deutschen Fernsehen.

Tod des Präsidenten, Montag um 23.15 Uhr im WDR.

Michael, 20. Oktober 2008, 01:11.

Der US-Comedy-Wahlkampf (4)

John McCain und Sarah Palin, das amerikanische Duo, das sich für die Republikaner um die Präsidentschaft bewirbt, hat viel gutzumachen. Vor allem Boden, denn zweieinhalb Wochen vor der Wahl führt Barack Obama in den meisten Umfragen deutlich. Und natürlich ein paar schlimme Patzer, die durch die Medien gingen.

Vize-Kandidatin Palin war in einem CBS-Interview nicht in der Lage, eine einzige Zeitung zu nennen, die sie angeblich lese, und hält es allen Ernstes für ein Zeugnis außenpolitischer Erfahrung, dass Russland so nah an Alaska liegt, dem Staat, dessen Gouverneurin sie ist. Das alles waren fantastische Vorlagen für herrliche Parodien im US-Comedy-Klassiker Saturday Night Live. Seit Wochen spielt Tina Fey Palins Rolle perfekt. (Wir berichteten.)

Vor ein paar Stunden traute sich die echte Sarah Palin in die Show, und da auch Fey im Palin-Kostüm anwesend war, konnte man schon mal durcheinander kommen.

In der Eröffnungsszene spielt Tina Fey eine Pressekonferenz, und Saturday-Night-Live-Produzent Lorne Michaels und Sarah Palin sehen sich die Szene auf einem großen Bildschirm an. Alec Baldwin, der zusammen mit Tina Fey in der Emmy-prämierten Serie 30 Rock spielt, kommt dazu und begrüßt Lorne und „Tina“, die da gar nicht steht. In Anwesenheit Palins bittet er Michaels, sich die Sache noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen: Er könne doch nicht „unsere Tina“ mit dieser furchtbaren Frau auf die Bühne lassen, die so entsetzliche Ansichten habe.

Und John McCain bemühte sich diese Woche um Versöhnung mit David Letterman. Den hatte er vor ein paar Wochen sehr kurzfristig mit gelogenen Ausreden versetzt. Er müsse wegen der Finanzkrise dringend zurück nach Washington, hatte er behauptet, war dann aber in Wirklichkeit in einer anderen Fernsehsendung aufgetreten, die genau wie Lettermans Late Show in New York produziert wurde. (Wir berichteten ebenfalls.)

Jetzt mögen sie sich wieder einigermaßen, denn McCain ist für eine Fernsehsendung immer ein dankbarer Gast. Etwa ein Dutzend Mal war er schon bei Letterman, und diese Woche holte er den für September geplanten Auftritt nach. Letterman ging McCain härter an als gewohnt an, drängte auf eine Erklärung für seine damalige Lüge und fragte nach seinem Verhältnis zu Gordon Liddy, der unter Richard Nixon der Kopf der Watergate-Affäre war und dafür ins Gefängnis musste. Dennoch hielt sich Letterman genügend zurück, um McCain nicht für immer zu vergraulen, denn Letterman möchte, dass McCain wiederkommt. Da derzeit nur noch wenig darauf hindeutet, dass McCain Präsident werden könnte, dürfte er die Zeit dafür haben.

Michael, 19. Oktober 2008, 12:50.

Sat.1 hat einen frühen Vogel

Der Prestigesendeplatz am Samstagmorgen gegen 4.00 Uhr ist in Sat.1 bekannt für seine hochwertigen US-Produktionen. Seit Jahren läuft zu dieser publikumswirksamen Zeit die grandiose, lustige, warmherzige Serie Ed, und ab morgen kommt eine weitere dazu. Kennen Sie noch Will & Grace, die Comedyserie um den homosexuellen Anwalt Will, seine heterosexuelle beste Freundin, die Innenarchitektin Grace, und deren beste Freunde, die überdrehten Jack und Karen? Lief vor ein paar Jahren mal mittags bei ProSieben und war in den ersten Jahren eine wirklich gelungene Sitcom. In späteren Jahren wurde sie leider sehr albern und setzte fast nur noch auf prominente Gaststars statt auf interessante Geschichten und lustige Gags. Trotzdem gehörte sie bis zuletzt (2006) zu den erfolgreichsten Sitcoms, die damals in den USA im Programm waren und gilt immer noch zusammen mit Friends, Frasier, Alle lieben Raymond, King Of Queens und Two And A Half Men als einer der letzten klassischen Sitcom-Erfolge.


Foto: Sat.1

Nun, endlich erlebt die letzte noch verbliebene Staffel dieser Serie ihre deutsche Erstausstrahlung. Und welcher Sendeplatz wäre dafür angemessener als samstags morgens um halb fünf in Sat.1? Genau dann und dort kommt Will & Grace ab morgen. In Doppelfolgen. Direkt nach Ed. Es werden also all die Menschen doch noch etwas zu lachen bekommen, die gerade zu dieser Zeit vor dem Fernseher wach werden, nachdem sie Stunden vorher beim lahmen Fun-Freitag eingeschlafen waren.

Schlagwörter: , ,
Michael, 17. Oktober 2008, 13:12.
Blättern:  1 ... 99 100 101 102 103 ... 270


Das Buch

die Autoren

Weitere Bücher

New York für Fern-SeherDie kleine House-Apotheke

Links