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Das aktuelle Sportstudio

Samstag, 13. Oktober 2012, 12:35

Seit 1963 (ZDF). Sport-Show am späten Samstagabend mit Filmberichten über die Sportereignisse des Tages wie die Fußball-Bundesliga sowie Talks mit prominenten Gästen aus der Welt des Sports. Fester Bestandteil ist die Torwand mit zwei Löchern, auf die jeder Gast aus sieben Meter Entfernung schießen muss (drei unten, drei oben), wobei gelegentlich auch mal ein Scheinwerfer zu Bruch geht. Jede Sendung beginnt mit der Einblendung einer alten Bahnhofsuhr, dazu erklingt die seit jeher gleiche und dadurch berühmte Titelmusik von Max Greger.

Ein Klassiker unter den Sportsendungen, der in den 60ern eine der beliebtesten Fernsehsendungen überhaupt war. Erster Moderator war Heribert Meisel, der nur fünf Sendungen moderierte. Dann wechselten sich u.a. Wim Thoelke, Rainer Günzler und Harry Valérien ab. Diese drei hatten die Sendung gemeinsam entwickelt. Günzler moderierte 75-mal, Thoelke 123-mal. Vom Gründungstrio hielt Valérien am längsten durch, und manchmal fand er sogar die richtige Kamera („Wo sammer? Da sammer!“). Erst 1988, 18 Jahre nach Thoelke, trat er nach 283 Sendungen ab. Auf mehr Einsätze brachte es nur Dieter Kürten (375 Sendungen von 1967 bis 2000). Die Torwand, so die Legende, war eine Idee des Moderators Werner Schneider (72 Sendungen), inspiriert durch die Trainingsmethoden von Richard Schneider, dem Trainer des 1. FC Kaiserslautern, der schon in den 50er Jahren eine durchlöcherte Wand vors Tor gestellt hatte, um die Treffsicherheit seiner Spieler zu trainieren. Es gibt aber auch anders lautende Legenden.

Wenig Freunde machte sich der neue Moderator Hanns Joachim Friedrichs (1971 – 1981), zugleich ZDF-Sportchef, als er das eigentlich ziemlich stupide Torwand-Ritual abgeschaffte, weil er glaubte, „alle Möglichkeiten, während der endlosen Ball-Auflege-Pause einen halbwegs intelligenten Satz zu sagen, hätten sich im Laufe der Jahre erschöpft“. Nach Protesten der Zuschauer wurde es wieder eingeführt.

Der Einsatz von Carmen Thomas ab dem 03.02.1973 war eine kleinere Sensation. Sie war die erste Frau, die diese Männerdomäne präsentierte. In ihre erste Sendung brachte sie die druckfrische „Bild am Sonntag“ vom nächsten Morgen mit und hielt somit bereits den ersten Verriss (Schlagzeile „Charme allein genügt nicht“) der Sendung in den Händen, die gerade erst begonnen hatte. Ihr legendärer Versprecher „Schalke 05“ in der Sendung vom 21.07.1973 führte entgegen landläufiger Meinung nicht zu ihrer Kündigung, obgleich „Bild“ damals titelte, das ZDF habe Thomas unter anderem deshalb gefeuert. Nach dieser Schlagzeile moderierte sie noch zehn weitere Sendungen.

Die häufigsten Moderatoren mit jeweils mehr als 100 Einsätzen waren neben Kürten, Valérien, Thoelke und Friedrichs Bernd Heller (1980–1993), Karl Senne (1981–1992), Michael Steinbrecher (seit 1992) und Wolf-Dieter Poschmann (1994–2011). Auf mehr als 50 Einsätze kamen neben Günzler und Schneider Doris Papperitz (1984–1990), Günther Jauch (1988 – 1997), Johannes B. Kerner (1997–2006), Rudi Cerne (1999–2006) und Katrin Müller-Hohenstein (seit 2006). Weitere Moderatoren: Helmuth Bendt, Gerd Krämer, Arnim Basche, Kabarettist Werner Schneyder, Kurt Lavall, Walter Schmieding, Alfons Spiegel, Olympiasieger Erhard Keller, Willi Krämer, Sissy de Mas und Joan Haanappel (als Duo), Bruno Morawetz, Norbert König, Christine Reinhart und seit 2011 Sven Voss. Nur jeweils einmal moderierten Jochen Bouhs und Volker Tietze (als Duo), Udo Hartwig, Robert Seger (vom ORF), Dr. Kurt Jeschko, Frank Elstner und Dieter-Thomas Heck.

1966 kam die Sendung am Abend des Endspiels um die Fußball-WM direkt vom Abschlussbankett in einem Londoner Hotel. Solche „Auswärtsspiele“ gab es fortan häufiger.

Die Sendung produzierte einige berühmt gewordene Momente: Der Boxer Norbert Grupe antwortete auf Rainer Günzlers Fragen nicht und schwieg beharrlich (1969), ein Schimpanse riss Johnny Weissmüllers Frau die Perücke vom Kopf (1971), und Franz Beckenbauer traf in die obere Ecke der Torwand mit einem Ball, den er von einem vollen Weißbierglas herunterkickte (1994). Beckenbauer war mit etwa 50 Besuchen der häufigste Studiogast. Zu den besten Torwand-Schützen mit jeweils fünf Treffern gehörten u.a. Günther Netzer und Rudi Völler, Guido Baumann und Mike Krüger lagen mit je vier Treffern ebenfalls weit über dem Durchschnitt.

1977 entstand mit Pfiff einen Ableger für Kinder.

22.00 Uhr war die ursprüngliche und eigentliche Startzeit der einst 80-minütigen Show am Samstagabend – die genaue Zeit war jedoch schon immer von der Länge des Vorprogramms abhängig. Ab Ende 1999 hieß die Show vorübergehend nur noch ZDF SPORTstudio. Vielleicht hatte jemand bemerkt, dass Bundesliga-Berichterstattung erst fünf Stunden nach Spielende an der Schwelle zum neuen Jahrtausend gar nicht mehr so aktuell ist. Und weil das ohnehin so war, begann das ZDF 2004, vor den Sendebeginn noch eine zusätzliche Krimiserie zu packen, was den Quoten- und Bedeutungsverlust der Sendung weiter beschleunigte. Dennoch kehrte man 2005 zum alten Namen zurück. Heute ist die Sendung nur noch eine Stunde lang.

Das deutsche Fernsehen wird 60 — Warum es gescheitert ist

Dienstag, 25. Dezember 2012, 15:18

Heute vor 60 Jahren begann das Fernsehen in Deutschland mit der Ausstrahlung von regelmäßigem Programm. Wann es wieder damit aufgehört hat, kann nicht exakt rekonstruiert werden.

Das Fernsehen in Deutschland hat seine besten Zeiten hinter sich. Es ist allerdings nicht mehr ein Auslaufmodell als Zeitungen auf Papier. Es wird es lange geben. Dass es sich Diskussionen über seine Zukunft gefallen lassen muss, hat es sich auch selbst zuzusschreiben.

Denn die Frage nach der Henne und dem Ei stellt sich auch beim Fernsehen. Was war zuerst da? Die technische Möglichkeit, unabhängig vom ausgestrahlten Programm seine Lieblingssendungen ansehen zu können wann und wo man will? Oder war die Motivation, diese technischen Möglichkeiten zu schaffen, getrieben vom unzureichenden Programmangebot?

Das deutsche Fernsehen tut seit langer Zeit viel dafür, es sich mit seinen Zuschauern zu verscherzen. Und das hat viel mit der eingangs angesprochenen Regelmäßigkeit zu tun. Denn Verlass ist auf das Fernsehen nicht. Wann weiß man schon noch mit Sicherheit, wann etwas kommt? Die Tagesschau immer um 20.00 Uhr. Der Tatort immer sonntags um 20.15 Uhr. Two And A Half Men immer. Aber das war’s doch. Selbst die Nachrichtenmagazine Tagesthemen und heute-journal kommen höchstens noch viermal die Woche zur eigentlichen Zeit.

Serienfans sind am meisten gebeutelt. Serien werden gestartet und abgesetzt, kurzfristig auf abwegigen Sendeplätzen versteckt oder in willkürlicher Reihenfolge gezeigt. Oder einfach gar nicht. Sogar Vox, bisher der verlässlichste Sender, überspringt nun die 2. Hälfte der 12. Staffel der Serie Law & Order: Special Victims Unit und damit einen relevanten Handlungsstrang, der zur Auswechslung des Hauptdarstellers führt, und macht gleich bei Staffel 13 weiter. Andere Sender handhaben ihre Ausstrahlungspraxis längst ähnlich, einfach weil es offenbar egal ist. Da ist es doch kein Wunder, wenn Zuschauer, die sich wirklich für die Programme interessieren, auf das Internet oder DVDs ausweichen.

Die Zuschauer, denen es nur darauf ankommt, dass die Glotze läuft, denen das ausgestrahlte Programm aber egal ist, wird das Fernsehen immer behalten. Und damit sind sie in guter Gesellschaft. Denn den Machern ist das Programm ja auch egal. Würden sie andernfalls so lieblos mit ihren eigenen Sendungen umghen?

Es geht nicht nur um die Reihenfolge und die Sendeplätze. Es geht um die Behandlung jeder einzelnen Sendung. Werbeunterbrechungen werden an beliebigen Stellen ins Programm gerotzt, gern mitten in eine Szene und mitten in einen Dialog hinein. Jegliche Dramaturgie geht dabei flöten.

Dass Fernsehsendungen überhaupt von Werbung unterbrochen werden, ist nicht das Problem. Irgendwie muss das Programm schließlich finanziert werden. Das Problem ist, wie dies geschieht. Wenn ich in den USA Serien sehe, werden diese zwar noch häufiger unterbrochen als bei uns, aber es nervt weniger. Denn die Serien sind wie ein Theaterstück in mehrere Akte unterteilt, und am Ende eines Akts gibt es womöglich sogar so etwas wie einen Cliffhanger und dann die Pause. Das deutsche Fernsehen setzt seine Werbeblöcke bei US-Produktionen aber nicht an diese dafür vorgesehenen Stellen, sondern einfach irgendwohin. Darauf angesprochen, erklären die Sender einhellig, die deutschen Werberichtlinien ließen es nicht zu, die Werbung an diesen Stellen zu platzieren. Das ist Quatsch. Es zwingt die Deutschen ja niemand dazu, an allen dieser Stellen Werbung zu platzieren. De facto sind die Positionen der zweiten und vierten Unterbrechung in einer amerikanischen TV-Stunde nahezu identisch mit den den Positionen der ersten und zweiten Unterbrechung bei uns. Nahezu. Will man uns beim Privatfernsehen ernsthaft erzählen, es gebe keinen Spielraum für ein Verschiebung der Blöcke um 30 bis 120 Sekunden? Das wäre seltsam, denn immer wenn die Platzierung der Werbeblöcke exakt an das starke Konkurrenzprogramm im anderen Sender angepasst wird, scheint das kein Problem zu sein.

Es geht außerdem um die Eindeutschung ausländischer Produktionen, mit der oft Übersetzer und Autoren beauftragt sind, denen diese Produktionen selbst, ihr Umfeld und Anlass nicht geläufig sind – oder auch wieder schlicht egal. Die Simpsons wurden fünfzehn Jahre lang von jemandem übersetzt, der die Gags nicht verstannd und sie deshalb in der deutschen Fassung verschwinden ließ. Dr. House wurde von jemandem übersetzt, der die Serie vielleicht nicht einmal sah. Im Serienfinale, das RTL im Dezember zeigte, schlossen die Autoren einen Kreis. Zu Beginn der Pilotfolge hatte House den Krebs einer Patientin als langweilig abgetan. Damit wurde House als jemand eingeführt, der knifflige Rätsel liebt, der medizinisch herausgefordert werden will. Krebs vermag das nicht. „Sie hat Krebs. Sie wird sterben. Langweilig“. Am Ende der letzten Folge bricht House mit seinem an Krebs erkrankten Freund Wilson ins Abenteuer auf Motorrädern auf, um dessen letzte Monate auszukosten. Als Wilson noch einmal auf seinen Krebs zu sprechen kommen will, fährt House ihm über den Mund und sagt: „Krebs ist langweilig“. Es sind die letzten Worte in der Serie. Aber nur im Original. In der deutschen Fassung sagt House: „Scheiß auf den.“ Das mag sinngemäß ähnlich sein, spannt aber nicht den Bogen zurück zum Serienanfang. Es ist nur eine Kleinigkeit, aber solche Details machen viel vom Reiz einer Serie aus. Sonst könnte man auch gleich wieder Ansagerinnen Inhaltsangaben verlesen lassen und müsste die Sendungen selbst gar nicht zeigen.

All dies sind keine Auswüchse des heutigen Privatfernsehens. Früher war nicht alles besser: Auch früher wurden die meisten Serien und von den anderen Serien die meisten Folgen den Zuschauern vorenthalten. Wir haben es nur nicht gemerkt, es gab ja noch kein Internet. Aber wenn ARD oder ZDF in den 1960er-Jahren 13 oder 26 Folgen einer Serie gezeigt hatten, war es meist genug, zum Beispiel bei Auf der Flucht oder Ihr Auftritt, Al Mundy. Ob dann noch hunderte Folgen übrig waren, spielte keine Rolle. Selbst von der 80er-Jahre-Kultserie Ein Colt für alle Fälle wurden bis heute mehr als ein Dutzend Folgen in Deutschland nie gezeigt, von Rauchende Colts fehlen uns etwa 400.

Auch Synchronfassungen hatten damals nur bedingt mit dem Original zu tun. Der Synchronautor Rainer Brandt ergänzte Die 2 im ZDF um viele neue Gags, was ihm allgemein und fälschlerweise den Ruf einbrachte, die Serie dadurch und nur in Deutschland zu einem Erfolg gemacht zu haben. Tatsächlich ließ er in ähnlichem Maße Gags weg und ersetzte den subtilen, hintergründigen Humor der Originaltonfassung mit deutschen Holzhammer-Sprüchen, wie er sie auch in die Filme mit Terence Hill und Bud Spencer einbaute. Die ARD schnitt aus jeder Folge von Magnum mehrere Minuten raus und brachte sie damit nicht nur auf die 45 Minuten Länge, die sie der Serie wöchentlich zubilligten, sondern entfernten aus der Biografie der Hauptfigur die komplette Vietnam-Vergangenheit. Aus Columbo wurden noch größere Stücke entfernt, damit man die Reihe zeitlich im Vorabendprogramm unterbringen konnte. Die niederländische Serie Das Geheimnis des siebten Weges konnte nach 1994 nirgendwo mehr wiederholt werden, weil der SWF sie weggeworfen und damit die deutsche Fassung vernichtet hatte. So scheint es also, als habe das deutsche Fernsehen seine Zuschauer noch nie ernstgenommen, nicht erst neuerdings.

Hat das Fernsehen also noch eine Zukunft? Selbst macht es zumindest keine Anstalten, auch nur den Anschein zu erwecken. Wo investiert das Fernsehen denn noch in die Formate von morgen? Wo bemüht es sich denn, etwas Neues zu schaffen, mit dem man zumindest über das nächste Jahrzehnt kommen könnte, statt immer und immer wieder das Bestehende wiederzukäuen, weil man damit ja immerhin noch über das nächste Jahr kommt, und dann kann man ja weitersehen?

Weder beim öffentlich-rechtlichen noch im privaten Fernsehen finden sich Macher, die ein Gefühl für Fernsehen haben und nicht nur kalkulierend die sichere Bank einfordern. Produzenten haben kaum eine Chance, für ein neues, innovatives Format einen Abnehmer zu finden. Dagegen ist die Chance groß, wenn es sich um ein Überflieger-Format aus dem Ausland handelt, oder noch besser: um ein Format, das es in ähnlicher Form sogar in Deutschland schon gibt und die Zuschauerresonanz deshalb absehbar ist. Aus diesem Grund gab es so lange überall Quizsendungen, bis die Quoten einbrachen, weil die Übersättigung eingetreten war. Ebenso lief es mit Talk- und Gerichtsshows. Mit amerikanischen Forensik-Serien. Derzeit erleben die Castingshows den kollektiven Quotenrückgang, weil es einfach zu viele von ihnen gibt. Und bei den Sendern verzweifelt man, weil man auf die Zeit danach nicht vorbereitet ist. Dazu hätte man ja mal was Neues ausprobieren müssen. Alle warten nur darauf, dass jemand anderem mal ein Zufallstreffer gelingt, damit sie den dann kopieren können.

Das Personal, das zur Präsentation dieser Sendungen verpflichtet wird, wirkt ebenfalls nicht wie eine Investition in die Zukunft. Einzig und ausgerechnet RTL hat in den vergangenen Jahren mit Daniel Hartwich einen Newcomer systematisch gefördert und aufgebaut. Die Öffentlich-Rechtlichen hätten diese Möglichkeit auch. In den dritten Programmen und den Digitalkanälen gibt es talentierte junge Leute. Aber niemand traut sich, sie auf ein großes Publikum loszulassen. So hat das ZDF zum Beispiel Joko & Klaas verloren. Bei der ARD hat man gar keine Zeit, den eigenen Nachwuchs zu sichten, weil man viel zu beschäftigt damit ist, eine Verwendung für vielsprechende junge Neueinkäufe wie Thomas Gottschalk zu finden.

Einer der Gründe, warum hier im Blog so wenig passiert, ist, dass ich es schlicht kaum noch ertragen kann, mir das Fernsehprogramm anzusehen, über das ich dann schreiben würde. Es langweilt mich, mir sogenannte „neue“ Showideen anzusehen, die erstens nur eine Abwandlung von Bewährtem sind und zweitens so stromlinienförmig, dass es schwerfällt, überhaupt eine Meinung zu entwickeln. Es nervt mich, neue Serien zu besprechen, die dann doch nur maximal sechs Wochen im Programm sind und dann abgesetzt werden. Und es kotzt mich an, aus dem Genuss einer Sendung rüde herausgerissen zu werden, weil mitten in der Szene die Werbung kommt, ein Programmhinweis eingeblendet wird oder die sentimentale Schlussszene abgerissen wird, weil der Splitscreen-Abspann mich auf den nächsten Blockbuster hinweist.

Ich gucke weiter meine Lieblingsserien auf DVD oder Festplatte, gucke die heute-show in der ZDF-Mediathek oder sogar manchmal im Fernsehen, und ich gucke Schlag den Raab zeitversetzt vom Festplattenrekorder und hole auf diese Weise meistens nach spätestens zwei Stunden die TV-Ausstrahlung ein. Damit hat sich mein TV-Konsum aber auch schon. Ich informiere mich über Nachrichtenportale im Internet, Deutschlandradio Kultur und für ausführlichere Hintergründe gelegentlich mit dem Blick in gedruckte Zeitungen. Ich gucke was ich will und wann ich es will. Manchmal entdecke ich durch Zufall eine der Dokumentationen, die die ARD zeigt, wenn alle im Bett sind, und sehe sie dann später. Das Fernsehprogramm spielt für mich kaum noch eine Rolle.

Für mich ist es deshalb nicht so, dass das Fernsehen in seiner jetzigen Form keine Zukunft hat. Es hat längst keine Gegenwart mehr.

 

Das Ende der Daily-Talk-Ära

Montag, 31. August 2009, 13:04

Und so endete am vergangenen Freitag nach 17 Jahren die Ära der Daily Talkshow auf RTL:

Man kann das natürlich ein bisschen unwürdig finden. Aber eigentlich war es ein angemessenes Ende für das Genre im Allgemeinen und die Oliver-Geissen-Show im Besonderen: mit noch ein bisschen Sich-gegenseitig-eklig-finden und Durcheinander-Reden, einem vagen „Wenn ihr glücklich seid, hab ich auch nichts dagegen“-Fazit und einem Moderator, der wirkte, als sei er ohnehin nur kurz vorbeigeschlappt, weil das Studio zufällig auf dem Weg vom Bett zum Badezimmer lag.

Britt, die immer noch tapfer werktags um eins Vaterschaftstests öffnet und Lügendetektor-Ergebnisse verliest, ist jetzt die letzte Vertreterin eines Genres, das es zu seiner Hochzeit in der Fernsehsaison 1999/2000 auf 13 verschiedene Sendungen täglich brachte.

Vermutlich wird man sich angesichts des pseudodokumentarischen Quatsches, der sich stattdessen im Tagesprogramm breit macht, schon bald danach zurücksehen, dass man die Hartz-IV-Empfänger wieder in irgendwelchen bunten Fernsehstudios sieht anstatt in ihren Wohnzimmern und dass sie wenigstens nur sich selbst spielen. Aber vorerst ist die Zeit des Daily Talk abgelaufen.

Zur Erinnerung an die guten, schlechten Zeiten bietet Ihnen „Das Fernsehlexikon“ die ganze Epoche auf einen Blick:

Das Fernsehlexikon-Bilderrätsel (4)

Donnerstag, 4. Dezember 2008, 11:00

Wow: Über 300 Einsender haben in dem kleinen gelben Balken, den wir gestern zeigten, den Anfang von 24 erkannt.

Da trifft es sich gut, dass wir das Preisangebot gerade weiter aufstocken konnten: Unser Verlag VGS hat uns freundlicherweise noch fünf Ausgaben der „Kleinen House-Apotheke“ zur Verfügung gestellt. Und ProSieben packt noch die dritten Staffel von Switch Reloaded auf DVD oben drauf. (Von der dritten Rätselwoche an wird es möglich sein, die bevorzugten Preise mit der Lösung anzugeben.)

Vorher gilt es aber natürlich noch, diese harte Nuss zu knacken:

Welches bekannte Musikstück ist zu hören?

Die Antwort steht hier.

Spielregeln und Preise des großen Fernsehlexikon-Bilderrätsels.

Das Fernsehlexikon-Bilderrätsel (5)

Freitag, 5. Dezember 2008, 11:00

Ja, das war schwer. Nur zwei, drei Handvoll richtige Antworten haben wir auf unsere gestrige Frage nach der Titelmusik von Johannes B. Kerner bekommen — der Vormittagstalkshow, die der gleichnamige Moderator 1996 bis 1998 auf Sat.1 moderierte. Dabei ließ sich die Lösung sogar mithilfe von Google finden (allerdings tief versteckt in den Newsgroups). Es handelt sich um den Disco-Klassiker „Relight My Fire“ von Dan Hartman (später gecovert von Take That mit Lulu, was wir als Antwort auch haben durchgehen lassen).

Das heutige Bilderrätsel dürfte für Fernsehkenner dagegen ein Klacks sein:

Welches Möbelstück fehlt hier noch?

Die Antwort steht hier.

Spielregeln und Preise des großen Fernsehlexikon-Bilderrätsels.

Das geheime Leben der Spielerfrauen

Mittwoch, 20. Juni 2007, 13:01

2005 (RTL). 4-tlg. dt. Klischeeserie.

Das „aufregende“ Leben hinter den Kulissen des Profi-Fußballvereins 1. FC Düsseldorf aus der Sicht der Spielerfrauen, die auf Partys, in Boutiquen und Schönheitssalons das von ihren Männern finanzierte Luxusleben genießen. Petra (Niki Greb) ist seit vielen Jahren mit dem Stürmer Mario Faller (Ben Tewaag) verheiratet, Vera (Ellen Schlootz) mit Henning Kahmke (Axel Wedekind), der ihrer Meinung nach Mannschaftskapitän werden sollte, Karina (Judith Hoersch) mit Mannschaftskapitän Torsten Bader (Oliver Kniffki), und sie möchte Sängerin werden. Fabiana Costa e Silva (Anna Huber) ist Model und die Freundin des Stürmers Vincent Novak (Rhon Diels). Der Mittelfeld-Einkauf Luca Pirani (Bruno Bruni jr.) ist Single, aber die Kellnerin Melanie (Jana Straulino) und Caré (Anne Sarah Hartung) umwerben ihn. Caré ist die Tochter des Vereinssponsors Maximilian Graf von Rohrschach (Mathieu Carrière). Manager Badenweiler (Hansjürgen Hürrig), Trainer Horst Woikowski (Christian Tasche) und sein Assistent Udo Wagner (Thomas Wüpper) führen den Verein und Désiré (Julia Dietze) den Beauty-Salon, in dem sich die Frauen treffen, um Strippen zu ziehen und herumzuzicken.

Die Reihe beruhte auf der ITV-Serie „Footballers‘ Wives“, die in Großbritannien 2004 für viel Gesprächsstoff und gute Zuschauerzahlen sorgte. Die einstündigen Folgen liefen donnerstags um 21.15 Uhr.

Das Supertalent

Samstag, 20. Oktober 2007, 23:25

Seit 2007 (RTL). Talentshow.

Menschen aller Altersklassen dürfen ihre Talente vor einem tausendköpfigen Publikum und einer dreiköpfigen Jury vorführen. Alles ist möglich: Singen, tanzen, turnen, jodeln, zaubern oder Witze erzählen. Dieter Bohlen, Ruth Moschner und der Zirkusdirektor André Sarrasani geben anschließend ihren Senf dazu und legen per Mehrheitsentscheid fest, wer in die nächste Runde kommt. Sie können die Auftritte auch schon vorzeitig abbrechen: Jeder hat einen Buzzer vor sich, der mit einem großen X das Ende der Geduld signalisiert. Dreimal X heißt Aus. Wie früher in der Gong-Show. Hinter der Bühne steht Moderator Marco Schreyl und ist nett zu den Teilnehmern. Im Finale entscheiden dann die Fernsehzuschauer per Telefonabstimmung darüber, wer das „Supertalent“ ist und 100.000 Euro gewinnt.

Die Show ist eine Adaption der Sendungen „America’s Got Talent“ und „Britain’s Got Talent“, hinter denen Simon Cowell als Produzent und Juror steht, der in gleicher Rolle auch die Vorlagen von Deutschland sucht den Superstar prägte.

Zwei 75-minütige Halbfinalsendungen und ein abendfüllendes Finale liefen samstags um 20.15 Uhr. Sieger dieser ersten kurzen Staffel wurde 19-jährige singende Schüler Ricardo Marinello aus Düsseldorf.

In der zweiten Staffel saßen neben Dieter Bohlen nun Sylvie van der Vaart und Bruce Darnell in der Jury, Marco Schreyl wurde von Daniel Hartwich unterstützt und der Auswahlprozess zog sich über insgesamt sieben Sendungen hin. Es gewann der 44-jährige Mundharmonika-Spieler Michael Hirte aus Karzow, der vor sechs Millionen Fernsehzuschauern spielte statt wie bisher vor Passanten in der Fußgängerzone.


Foto: RTL

Das wäre dann also die Endziffer 60. Haben Sie das jetzt verstanden?

Sonntag, 8. Juni 2008, 20:12

Es ist absurd, dass RTL vorgestern den 60. Geburtstag von Otto Waalkes feierte, der erst in sechs Wochen ist, der heutige 60. Geburtstag eines anderen der wenigen wirklich großen deutschen Komiker aber weitgehend unbemerkt an Fernsehdeutschland vorüberzieht – es sei denn, man schaut seinen langjährigen Heimatsender WDR, der die lange Geburtstagsnacht schon hinter sich hat, Eins Festival, wo heute Nachmittag schon einige Sendungen von und über ihn liefen und ab Mitternacht fünf Stunden lang Höhepunkte aus So isses, Donnerlippchen, Geld oder Liebe und Wat is? gezeigt werden, oder den MDR, der um 20.15 Uhr mit den Feierlichkeiten beginnt.


Mit Gerd Dudenhöfer. Foto: WDR/H. Kratzer

Andererseits passt es aber zu ihm, denn trotz seinem unbestreitbaren Hang zum Herrenwitz fielen seine Fernsehsendungen über viele Jahre dadurch auf, dass sie kaum auffielen, weil sie so leise waren. Sein größter Erfolg, Geld oder Liebe, war immer näher an einem Kindergeburtstag als an den Gladiatorenwettkämpfen, die Programmchefs doch eigentlich viel lieber als Vorbild nehmen. Die ganz große Show fehlte, die kleinen Geschichtchen und das Zwischenmenschliche machten den Reiz aus, der Moderator nahm sich zurück, wenn es angemessen war, und in diesen Kleinigkeiten zeigte sich seine Größe.

Da hatte er die große Krawallshow freilich schon hinter sich: Donnerlippchen sorgte Mitte der 80er-Jahre für einige Aufschreie. Die dreiste Show war ihrer Zeit weit voraus, aber trotzdem erfolgreich.

Der Mann ist einer der vielseitigsten und kreativsten deutschen Entertainer. Er musste sich nie neu erfinden, weil er doch schon immer alles gleichzeitig machte. Wie Peter Frankenfeld und Frank Elstner entwickelte er die von ihm moderierten Sendungen oft selbst, ging mit seinen Comedy-Programmen auf Bühnentournee, schrieb Bücher („Wie rede ich mich um Kopf und Kragen? Anecken in jeder Runde“), drehte als Schauspieler für Film („Nich mit Leo“) und Fernsehen (Heiland auf dem Eiland) und sang sich mit dem, was man Blödelsongs nennt, mehrfach in die Charts: „Kreuzberger Nächte“ der Gebrüder Blattschuss war 1978 fünfzehn Wochen in den deutschen Top 10, als Solist gewann er mit „Guten Morgen, liebe Sorgen“ mehrfach die ZDF-Hitparade und stand zehn Wochen in den Top 10 der deutschen Single-Charts. 1987 hatten beide Errungenschaften noch etwas zu bedeuten.

Wenn man ihn auf der Bühne sieht, wünscht man sich allerdings manchmal, er möge ein paar Lieder weniger singen und dafür lieber etwas länger erzählen, denn seine Alltagsbeobachtungen sind präzise und pointiert und sollten ein Vorbild für jeden sein, der sich Stand-up-Comedian nennt.


Bild: WDR/M. Kohr

Der Mann ist sympathisch und hat Humor, auch wenn er selbst einstecken muss. Er war einer der wenigen Prominenten, die bei Alles nichts oder?! am Ende der Sendung hinter die Tortenwand mussten und beworfen wurden, denn mit ihm konnte es ja machen. Das Schlimmste, was ihm hätte zustoßen können, wäre ein neues Wehleid gewesen, aber darüber hätte er sich dann vermutlich abendfüllend mit Harald Schmidt unterhalten. Elke Heidenreich hat einmal beklagt, dass er im wirklichen Leben genauso sei wie im Fernsehen und zu ihr Sachen sage wie: „Na, mein Vögelchen, jetzt gehen wir aber mal einen heben.“

Erst vor einem Jahr gewann er noch einmal einen wichtigen Fernsehpreis, den Adolf-Grimme-Preis für Extreme Activity, die ProSieben-Spielshow, die so lange erfolgreich war, bis ProSieben anfing, damit Sendeplatzroulette zu spielen. Aus letztem Grund, und weil in den vergangenen Jahren leider ein paar seiner Sendungen gefloppt sind, vergisst man leicht, dass der Mann noch immer eine Größe ist — dieser Mann mit den bunten Hemden und den endlosen Ansagen für seine Gäste, in denen er sich minutenlang um den Namen des Künstlers herummoderiert, weil derweil noch das Bühnenbild umgebaut werden muss, bis er ganz am Ende doch noch sagt, um wen es geht, wenn es die meisten ohnehin schon gemerkt haben: Jürgen von der Lippe.

Gläschen Sekt?

Der Alte

Dienstag, 27. Februar 2007, 11:39

Seit 1977 (ZDF). Dt. Krimiserie.

Erwin Köster (Siegfried Lowitz) ist Kommissar bei der Münchner Mordkommission. Ein grantiger Alter, der eigenwillige Wege geht und lieber unverständlich vor sich hin brummelt, als seine Gedankengänge seinen Kollegen mitzuteilen. Wenn Verdächtige ihm dumm kommen und ihn anlügen, lügt er zurück, blufft, spiegelt falsche Tatsachen vor und bringt sie so zum Geständnis – oder wenigstens zur Kurzschlusshandlung, die sie verrät. Köster geht nicht immer den Weg, seine Marke zu zeigen, um an Informationen zu kommen, sondern gibt sich auch mal als jemand anders aus und kommt so an sein Ziel.

Die Alleingänge verärgern seinen Vorgesetzten, Kriminalrat Franz Millinger (Henning Schlüter). Die Mitarbeiter des Alten sind Kriminalhauptmeister Gerd Heymann (Michael Ande) und Inspektor Martin Brenner (Jan Hendriks). Es ist weniger eine Zusammenarbeit als eine Zuarbeit: Köster zieht sein Ding durch, Heymann und Brenner besorgen hauptsächlich Informationen (im Unterschied zu Derrick hat der Alte also gleich zwei Harrys). Weitere Kollegen sind Löwinger (Jan Meyer) und Maier Zwo (Wolfgang Zerlett). Das Privatleben des Kommissars spielt kaum eine Rolle, er hat aber eins: Köster ist geschieden, Anna Gautier (Xenia Pörtner) ist seine Lebensgefährtin. Anfang 1986 wird Köster durch den Schuss eines Mörders tödlich verletzt.

Sein Nachfolger als Leiter der Mordkommission München II wird der Augsburger Leo Kress (Rolf Schimpf), der gleich seinen Assistenten Henry Johnson (Charly Muhamed Huber) von dort mitbringt. Brenner wurde gerade in eine andere Mordkommission versetzt, auch diese Stelle war also frei. Heymann ist nach wie vor dabei. Die Atmosphäre im Revier hat sich etwas verändert. Vor allem Heymann war Köster immer mit großem Respekt begegnet und siezte ihn. Den neuen Chef duzen schon nach kurzer Zeit alle. Kress ist ein besonnener Mann, der die Fälle mit Ruhe und Gelassenheit angeht und zwar genauso dickköpfig sein kann wie sein Vorgänger, aber nicht so wirkt. Er ist ebenfalls geschieden und hat eine erwachsene Tochter namens Sabine (Bettina Redlich), die in den ersten Jahren gelegentlich mal auftaucht.

Löwinger und Maier Zwo verschwinden, und zwei weitere Neue rücken in den Vordergrund: Der Polizeiarzt (Ulf J. Söhmisch), der immer nur „Doktor“ genannt wird, stellt Todesursache und ‑zeitpunkt fest und hat zuvor schon mit Köster zusammenarbeitet; der junge Werner Riedmann (Markus Böttcher) vom Ermittlungsdienst sichert jetzt die Spuren. Seine Rolle wird im Lauf der Jahre immer größer. Johnson verlässt im Frühjahr 1997 die Kripo, sein Nachfolger wird ab Folge 226 Axel Richter (Pierre Sanoussi-Bliss).

Knapp 100 Folgen später tritt im März 2008 der dritte Alte seinen Dienst an. Leo Kress ist unspektakulär in den Ruhestand getreten, und ebenso unspektakulär setzt sich sein Nachfolger Rolf Herzog (Walter Kreye) auf seinen Stuhl und geht ans Werk.

Der Alte wurde von Helmut Ringelmann produziert und war der Serienersatz für dessen vorherige Serie Der Kommissar. Im Unterschied zu den Ringelmann-Serien Der Kommissar und Derrick verfassten aber verschiedene Autoren die Bücher. Oliver Storz und Jochen Wedegärtner schrieben das erste, die meisten stammten von Volker Vogeler, Axel Willschrei oder Alfred Vohrer.

Der Alte war als Person und als Serie weit weniger konservativ als sein Vorgänger; bereits im ersten Jahr löste er Zuschauerproteste aus, weil er auch mit nichtlegalen Methoden vorging, was beim Kommissar undenkbar gewesen wäre. Noch größer war die Aufregung allerdings, als der neue Assistent Johnson auftrat: ein Schwarzer! Dass dies „unrealistisch“ sei, war noch der harmloseste Vorwurf, aus Zuschauerpost floss kübelweise Hass und Rassismus. Ausgerechnet die „Bild“-Zeitung versuchte zu vermitteln und tat 1986 einen schwarzen Kriminalbeamten bei der Münchner Mordkommission auf, Überschrift: „Inspektor Henry – bei der Münchner Kripo gibt’s ihn wirklich“.

Nach genau 100 Folgen hatte Hauptdarsteller Lowitz keine Lust mehr, und mit dem Wechsel zu Rolf Schimpf wechselte neben dem größten Teil des Teams auch die Titelmusik (die der Köster-Folgen stammte von Peter Thomas, die neue von Eberhard Schoener) sowie Tempo und Tonfall der Serie. Alles wurde etwas mehr wie Derrick: Langatmige Dialoge, endlose Wiederholungen, unglaubwürdige Gesichtsausdrücke, und man hatte den Eindruck, in jeder dritten Folge spiele Evelyn Opela eine Gastrolle (tatsächlich war sie von 1986 bis 1993 in neun Folgen dabei, immer in einer anderen Rolle, so oft wie niemand sonst). Opela und Produzent Ringelmann hatten 1986 geheiratet.

Dennoch knüpften die neuen Folgen an den alten Erfolg an; Rolf Schimpf blieb sogar noch länger im Amt und machte die Serie zu einer der langlebigsten im deutschen Fernsehen. Unter Titeln wie „The Old Fox“, „El Viejo“ oder „Lenard“ wurde sie in mehr als hundert Länder verkauft. Zwar kündigte Hauptdarsteller Schimpf Ende der 90er‑Jahre in den Medien mehrfach seinen Abschied an, überlegte es sich aber offenbar anders. Im Dezember 2004 feierte die Serie ihre 300. Folge. Kurz zuvor war Schimpf 80 Jahre alt geworden. Erst nach 222 Fällen drehte Schimpf Ende 2006 seine letzte Folge, die im Dezember 2007 ausgestrahlt wurde.

Der Alte begann mit einem 90‑minütigen Pilotfilm am Ostermontag 1977. Beim ZDF hatte man zuvor lange überlegt, ob man den Zuschauern an einem solchen Feiertag einen „harten Krimi“ zumuten könne. Alle weiteren Folgen dauerten eine Stunde und liefen für den Rest des Jahres etwa einmal im Monat sonntags, ab 1978 im Wechsel mit anderen Dauerbrennern wie Derrick oder Ein Fall für zwei auf dem Freitagstermin um 20.15 Uhr.

Der Bergdoktor

Donnerstag, 7. Februar 2008, 13:17

1992–2005 (Sat.1). 95-tlg. dt. Heimatserie.

Der Witwer Dr. Thomas Burgner (Gerhart Lippert) übernimmt eine Arztpraxis im beschaulichen Bergdorf Sonnenstein. Dort wohnt auch sein grantiger Schwiegervater, der Tierarzt Pankraz Obermayr (Walther Reyer). Mit seinem Sohn Maximilian, genannt Maxl (Manuel Guggenberger), zieht Burgner zu Pankraz und dessen Haushälterin Franzi Pirchner (Enzi Fuchs), die außerdem die örtliche Poststelle leitet. Thomas Burgners Freundin Rosi (Jutta Speidel) beendet die Beziehung, weil sie München nicht verlassen will. Thomas lernt die Italienerin Dr. Sabina Spreti (Anita Zagaria) kennen und verliebt sich in sie. Nach einiger Zeit heiraten sie, und Tochter Julia (Anna Patterer) kommt zur Welt. Rica Althäuser (Winnie Marcus) ist Sabinas Tante. Traudl (Carin C. Tietze) ist Burgners Sprechstundenhilfe, ihre Nachfolgerin wird später Christl (Michaela Heigenhauser). Markus Graf Brauneck (Klaus Wildbolz) und seine Frau Alexandra (Michaela May) sind alte Freunde des Bergdoktors. Ihr Sohn Johannes (Dennis Gerbel) leidet unter einem Tumor. Rufus Staudinger (Werner Asam) verwaltet den gräflichen Besitz. Er ist ein guter Kerl, aber ein windiger Geschäftsmann. Alois Angerer (Gerhard Riedmann) und seine Frau Elfriede (Ingeborg Schöner) führen den örtlichen Gasthof. Alois ist außerdem der Bürgermeister in Sonnenstein. Andere Einwohner sind Herr Konrad (Herbert Fux), Bauer Xaver Zirngiebel (Georg Marischka) und seine Frau Waltraud (Diana Körner), Krämerin Anna Pölz (Margot Mahler), Bergführer Luis Kofler (Hermann Giefer), Gendarm Toni Gilch (Maxl Graf) und Pfarrer Hauberer. In Folge 60 im Januar 1997 kommen Dr. Burgner und seine Frau bei einem Lawinenunglück ums Leben, und Dr. Justus Hallstein (Harald Krassnitzer) übernimmt die Praxis. Maxl Burgner bietet ihm an, im Doktorhaus zu wohnen. Kurz darauf zieht auch Hallsteins alter Freund Paul Reuther (Siemen Rühaak) mit Sohn Flo (Fabian Blumhagen) nach Sonnenstein und übernimmt den Gasthof Angerer. Hallsteins Freundin ist die Lehrerin Lisa Brunner (Janina Hartwig). Den Posten des Bürgermeisters übernimmt Bergführer Luis, der sein Amt jedoch Anfang 1998 niederlegt. Franzi wird seine Nachfolgerin. Ihre Stelle im Postamt gibt sie an Anna Pölz ab.

Der Bergdoktor war eine der frühen Eigenproduktionen von Sat.1 und der erste ganz große Erfolg. Die Serie basierte auf der gleichnamigen Groschenromanreihe und bot erwartungsgemäß Herz, Schmerz und Berge. Die einstündigen Folgen liefen montags um 20.15 Uhr, und bis zu zehn Millionen Menschen sahen zu (in der Geschichte des Senders hatte nur eine Serie noch höhere Einschaltquoten: Anna Maria – Eine Frau geht ihren Weg). Diese waren jedoch nicht mehr die Jüngsten, was man schon daran merkte, dass die Sendung von „Doppelherz“ präsentiert wurde. Gut ein Jahr nach dem Hauptdarstellerwechsel, weil Lippert nicht mehr Bergdoktor sein wollte, beschloss Sat.1-Chef Fred Kogel, dass gar niemand mehr Bergdoktor sein sollte und setzte die Serie ab, weil ihm die Zuschauer jetzt endgültig zu alt waren, und so viele wie früher waren es auch nicht mehr. Also kam die Serie dorthin, wo sie hingehörte: Ins ZDF. Ab Januar 2000 wurde sie komplett im dortigen Vormittagsprogramm wiederholt. Es war das erste Mal, dass ein öffentlich-rechtlicher Sender eine Eigenproduktion eines Privatsenders wiederholte. Trotzdem kehrte die Serie noch einmal mit „neuen“ Folgen zu Sat.1 zurück: Ende 2005 zeigte der Sender samstags vormittags erstmals sieben damals übrig gebliebene Folgen inklusive eines spielfilmlangen Finales.

Ab Februar 2008 zeigt das ZDF eine gleichnamige Neuauflage.

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