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Das deutsche Fernsehen wird 60 — Warum es gescheitert ist

Dienstag, 25. Dezember 2012, 15:18

Heute vor 60 Jahren begann das Fernsehen in Deutschland mit der Ausstrahlung von regelmäßigem Programm. Wann es wieder damit aufgehört hat, kann nicht exakt rekonstruiert werden.

Das Fernsehen in Deutschland hat seine besten Zeiten hinter sich. Es ist allerdings nicht mehr ein Auslaufmodell als Zeitungen auf Papier. Es wird es lange geben. Dass es sich Diskussionen über seine Zukunft gefallen lassen muss, hat es sich auch selbst zuzusschreiben.

Denn die Frage nach der Henne und dem Ei stellt sich auch beim Fernsehen. Was war zuerst da? Die technische Möglichkeit, unabhängig vom ausgestrahlten Programm seine Lieblingssendungen ansehen zu können wann und wo man will? Oder war die Motivation, diese technischen Möglichkeiten zu schaffen, getrieben vom unzureichenden Programmangebot?

Das deutsche Fernsehen tut seit langer Zeit viel dafür, es sich mit seinen Zuschauern zu verscherzen. Und das hat viel mit der eingangs angesprochenen Regelmäßigkeit zu tun. Denn Verlass ist auf das Fernsehen nicht. Wann weiß man schon noch mit Sicherheit, wann etwas kommt? Die Tagesschau immer um 20.00 Uhr. Der Tatort immer sonntags um 20.15 Uhr. Two And A Half Men immer. Aber das war’s doch. Selbst die Nachrichtenmagazine Tagesthemen und heute-journal kommen höchstens noch viermal die Woche zur eigentlichen Zeit.

Serienfans sind am meisten gebeutelt. Serien werden gestartet und abgesetzt, kurzfristig auf abwegigen Sendeplätzen versteckt oder in willkürlicher Reihenfolge gezeigt. Oder einfach gar nicht. Sogar Vox, bisher der verlässlichste Sender, überspringt nun die 2. Hälfte der 12. Staffel der Serie Law & Order: Special Victims Unit und damit einen relevanten Handlungsstrang, der zur Auswechslung des Hauptdarstellers führt, und macht gleich bei Staffel 13 weiter. Andere Sender handhaben ihre Ausstrahlungspraxis längst ähnlich, einfach weil es offenbar egal ist. Da ist es doch kein Wunder, wenn Zuschauer, die sich wirklich für die Programme interessieren, auf das Internet oder DVDs ausweichen.

Die Zuschauer, denen es nur darauf ankommt, dass die Glotze läuft, denen das ausgestrahlte Programm aber egal ist, wird das Fernsehen immer behalten. Und damit sind sie in guter Gesellschaft. Denn den Machern ist das Programm ja auch egal. Würden sie andernfalls so lieblos mit ihren eigenen Sendungen umghen?

Es geht nicht nur um die Reihenfolge und die Sendeplätze. Es geht um die Behandlung jeder einzelnen Sendung. Werbeunterbrechungen werden an beliebigen Stellen ins Programm gerotzt, gern mitten in eine Szene und mitten in einen Dialog hinein. Jegliche Dramaturgie geht dabei flöten.

Dass Fernsehsendungen überhaupt von Werbung unterbrochen werden, ist nicht das Problem. Irgendwie muss das Programm schließlich finanziert werden. Das Problem ist, wie dies geschieht. Wenn ich in den USA Serien sehe, werden diese zwar noch häufiger unterbrochen als bei uns, aber es nervt weniger. Denn die Serien sind wie ein Theaterstück in mehrere Akte unterteilt, und am Ende eines Akts gibt es womöglich sogar so etwas wie einen Cliffhanger und dann die Pause. Das deutsche Fernsehen setzt seine Werbeblöcke bei US-Produktionen aber nicht an diese dafür vorgesehenen Stellen, sondern einfach irgendwohin. Darauf angesprochen, erklären die Sender einhellig, die deutschen Werberichtlinien ließen es nicht zu, die Werbung an diesen Stellen zu platzieren. Das ist Quatsch. Es zwingt die Deutschen ja niemand dazu, an allen dieser Stellen Werbung zu platzieren. De facto sind die Positionen der zweiten und vierten Unterbrechung in einer amerikanischen TV-Stunde nahezu identisch mit den den Positionen der ersten und zweiten Unterbrechung bei uns. Nahezu. Will man uns beim Privatfernsehen ernsthaft erzählen, es gebe keinen Spielraum für ein Verschiebung der Blöcke um 30 bis 120 Sekunden? Das wäre seltsam, denn immer wenn die Platzierung der Werbeblöcke exakt an das starke Konkurrenzprogramm im anderen Sender angepasst wird, scheint das kein Problem zu sein.

Es geht außerdem um die Eindeutschung ausländischer Produktionen, mit der oft Übersetzer und Autoren beauftragt sind, denen diese Produktionen selbst, ihr Umfeld und Anlass nicht geläufig sind – oder auch wieder schlicht egal. Die Simpsons wurden fünfzehn Jahre lang von jemandem übersetzt, der die Gags nicht verstannd und sie deshalb in der deutschen Fassung verschwinden ließ. Dr. House wurde von jemandem übersetzt, der die Serie vielleicht nicht einmal sah. Im Serienfinale, das RTL im Dezember zeigte, schlossen die Autoren einen Kreis. Zu Beginn der Pilotfolge hatte House den Krebs einer Patientin als langweilig abgetan. Damit wurde House als jemand eingeführt, der knifflige Rätsel liebt, der medizinisch herausgefordert werden will. Krebs vermag das nicht. „Sie hat Krebs. Sie wird sterben. Langweilig“. Am Ende der letzten Folge bricht House mit seinem an Krebs erkrankten Freund Wilson ins Abenteuer auf Motorrädern auf, um dessen letzte Monate auszukosten. Als Wilson noch einmal auf seinen Krebs zu sprechen kommen will, fährt House ihm über den Mund und sagt: „Krebs ist langweilig“. Es sind die letzten Worte in der Serie. Aber nur im Original. In der deutschen Fassung sagt House: „Scheiß auf den.“ Das mag sinngemäß ähnlich sein, spannt aber nicht den Bogen zurück zum Serienanfang. Es ist nur eine Kleinigkeit, aber solche Details machen viel vom Reiz einer Serie aus. Sonst könnte man auch gleich wieder Ansagerinnen Inhaltsangaben verlesen lassen und müsste die Sendungen selbst gar nicht zeigen.

All dies sind keine Auswüchse des heutigen Privatfernsehens. Früher war nicht alles besser: Auch früher wurden die meisten Serien und von den anderen Serien die meisten Folgen den Zuschauern vorenthalten. Wir haben es nur nicht gemerkt, es gab ja noch kein Internet. Aber wenn ARD oder ZDF in den 1960er-Jahren 13 oder 26 Folgen einer Serie gezeigt hatten, war es meist genug, zum Beispiel bei Auf der Flucht oder Ihr Auftritt, Al Mundy. Ob dann noch hunderte Folgen übrig waren, spielte keine Rolle. Selbst von der 80er-Jahre-Kultserie Ein Colt für alle Fälle wurden bis heute mehr als ein Dutzend Folgen in Deutschland nie gezeigt, von Rauchende Colts fehlen uns etwa 400.

Auch Synchronfassungen hatten damals nur bedingt mit dem Original zu tun. Der Synchronautor Rainer Brandt ergänzte Die 2 im ZDF um viele neue Gags, was ihm allgemein und fälschlerweise den Ruf einbrachte, die Serie dadurch und nur in Deutschland zu einem Erfolg gemacht zu haben. Tatsächlich ließ er in ähnlichem Maße Gags weg und ersetzte den subtilen, hintergründigen Humor der Originaltonfassung mit deutschen Holzhammer-Sprüchen, wie er sie auch in die Filme mit Terence Hill und Bud Spencer einbaute. Die ARD schnitt aus jeder Folge von Magnum mehrere Minuten raus und brachte sie damit nicht nur auf die 45 Minuten Länge, die sie der Serie wöchentlich zubilligten, sondern entfernten aus der Biografie der Hauptfigur die komplette Vietnam-Vergangenheit. Aus Columbo wurden noch größere Stücke entfernt, damit man die Reihe zeitlich im Vorabendprogramm unterbringen konnte. Die niederländische Serie Das Geheimnis des siebten Weges konnte nach 1994 nirgendwo mehr wiederholt werden, weil der SWF sie weggeworfen und damit die deutsche Fassung vernichtet hatte. So scheint es also, als habe das deutsche Fernsehen seine Zuschauer noch nie ernstgenommen, nicht erst neuerdings.

Hat das Fernsehen also noch eine Zukunft? Selbst macht es zumindest keine Anstalten, auch nur den Anschein zu erwecken. Wo investiert das Fernsehen denn noch in die Formate von morgen? Wo bemüht es sich denn, etwas Neues zu schaffen, mit dem man zumindest über das nächste Jahrzehnt kommen könnte, statt immer und immer wieder das Bestehende wiederzukäuen, weil man damit ja immerhin noch über das nächste Jahr kommt, und dann kann man ja weitersehen?

Weder beim öffentlich-rechtlichen noch im privaten Fernsehen finden sich Macher, die ein Gefühl für Fernsehen haben und nicht nur kalkulierend die sichere Bank einfordern. Produzenten haben kaum eine Chance, für ein neues, innovatives Format einen Abnehmer zu finden. Dagegen ist die Chance groß, wenn es sich um ein Überflieger-Format aus dem Ausland handelt, oder noch besser: um ein Format, das es in ähnlicher Form sogar in Deutschland schon gibt und die Zuschauerresonanz deshalb absehbar ist. Aus diesem Grund gab es so lange überall Quizsendungen, bis die Quoten einbrachen, weil die Übersättigung eingetreten war. Ebenso lief es mit Talk- und Gerichtsshows. Mit amerikanischen Forensik-Serien. Derzeit erleben die Castingshows den kollektiven Quotenrückgang, weil es einfach zu viele von ihnen gibt. Und bei den Sendern verzweifelt man, weil man auf die Zeit danach nicht vorbereitet ist. Dazu hätte man ja mal was Neues ausprobieren müssen. Alle warten nur darauf, dass jemand anderem mal ein Zufallstreffer gelingt, damit sie den dann kopieren können.

Das Personal, das zur Präsentation dieser Sendungen verpflichtet wird, wirkt ebenfalls nicht wie eine Investition in die Zukunft. Einzig und ausgerechnet RTL hat in den vergangenen Jahren mit Daniel Hartwich einen Newcomer systematisch gefördert und aufgebaut. Die Öffentlich-Rechtlichen hätten diese Möglichkeit auch. In den dritten Programmen und den Digitalkanälen gibt es talentierte junge Leute. Aber niemand traut sich, sie auf ein großes Publikum loszulassen. So hat das ZDF zum Beispiel Joko & Klaas verloren. Bei der ARD hat man gar keine Zeit, den eigenen Nachwuchs zu sichten, weil man viel zu beschäftigt damit ist, eine Verwendung für vielsprechende junge Neueinkäufe wie Thomas Gottschalk zu finden.

Einer der Gründe, warum hier im Blog so wenig passiert, ist, dass ich es schlicht kaum noch ertragen kann, mir das Fernsehprogramm anzusehen, über das ich dann schreiben würde. Es langweilt mich, mir sogenannte „neue“ Showideen anzusehen, die erstens nur eine Abwandlung von Bewährtem sind und zweitens so stromlinienförmig, dass es schwerfällt, überhaupt eine Meinung zu entwickeln. Es nervt mich, neue Serien zu besprechen, die dann doch nur maximal sechs Wochen im Programm sind und dann abgesetzt werden. Und es kotzt mich an, aus dem Genuss einer Sendung rüde herausgerissen zu werden, weil mitten in der Szene die Werbung kommt, ein Programmhinweis eingeblendet wird oder die sentimentale Schlussszene abgerissen wird, weil der Splitscreen-Abspann mich auf den nächsten Blockbuster hinweist.

Ich gucke weiter meine Lieblingsserien auf DVD oder Festplatte, gucke die heute-show in der ZDF-Mediathek oder sogar manchmal im Fernsehen, und ich gucke Schlag den Raab zeitversetzt vom Festplattenrekorder und hole auf diese Weise meistens nach spätestens zwei Stunden die TV-Ausstrahlung ein. Damit hat sich mein TV-Konsum aber auch schon. Ich informiere mich über Nachrichtenportale im Internet, Deutschlandradio Kultur und für ausführlichere Hintergründe gelegentlich mit dem Blick in gedruckte Zeitungen. Ich gucke was ich will und wann ich es will. Manchmal entdecke ich durch Zufall eine der Dokumentationen, die die ARD zeigt, wenn alle im Bett sind, und sehe sie dann später. Das Fernsehprogramm spielt für mich kaum noch eine Rolle.

Für mich ist es deshalb nicht so, dass das Fernsehen in seiner jetzigen Form keine Zukunft hat. Es hat längst keine Gegenwart mehr.

 

Das Ding

Sonntag, 12. Februar 2006, 00:05

Ich suche den Titel eines mehrteiligen Fernsehfilms aus den 70ern (75/76?). Es ging darin um Leute, die einen Sattelzug voller 5-DM-Münzen geklaut hatten und in einem Bergstollen versteckt haben. Die Bundesregierung nahm das dann zum Anlass, neue 5-DM-Münzen herauszugeben.Peter

Der gesuchte Mehrteiler heißt „Das Ding“, wurde zum ersten Mal 1979 im ZDF gezeigt und geht so: Die mit ihrem Leben unzufriedenen Wehrdienstleistenden Rocky (Wayne Laryea), Sprinter (Stephan Schwartz), Engelchen (Uwe Ochsenknecht) und Joker (Roadent) und ihre Freundin Michaela (Caroline Chaniolleau) überfallen und stehlen gemeinsam einen Geldtransport mit frisch geprägten 5-Mark-Münzen. Die Bundesregierung gibt daraufhin neue Münzen heraus, wodurch die Beute wertlos wird. Auch sonst läuft es schlecht für die Bande: Rocky bleibt nach einem Unfall querschnittgelähmt und fängt an, seine bisherigen Freunde zu hassen. Auf Rache sinnend trainiert er mit einem Gewehr für die geplanten Morde.

„Das Ding“ war die von Uli Edel inszenierte Verfilmung eines Romans von Franz Josef Wagner, der sein Geltungsbedürfnis heute täglich mit seiner fragwürdigen „Post von Wagner“-Kolumne in der „Bild“-Zeitung stillt.
Wegen des gleichen Films erhielten wir in der vergangenen Woche auch Post von Eckhard aus Iserlohn, der „Das Ding“ im Buch vermisst. Das liegt daran, dass es sich um einen Zweiteiler handelte und das „Fernsehlexikon“ in der Regel erst Sendungen ab drei Teilen beinhaltet.

Das doppelte Voxchen

Montag, 8. Januar 2007, 01:17

Der von mir sehr verehrte Sender Vox, der im vergangenen Jahr im Wesentlichen alles richtig gemacht hat, hat eine sehr interessante Programmierungsstrategie für seine Spätfilme entdeckt. Der Film, der sonntags gegen 22.00 Uhr beginnt, kommt ab sofort direkt im Anschluss noch mal. Ohne irgendwas anderes dazwischen. Zum besseren Verständnis: Vox zeigt zweimal sofort hintereinander denselben Film. Einerseits ist das eine ziemlich plumpe Variante, Sendezeit zu füllen, andererseits muss derjenige, der zufällig mitten im Film hineingerät, gefesselt ist und ihn gern komplett sehen würde, nicht lange darauf warten, dass er endlich mal wiederholt wird (im konkreten Fall dieser Woche, „The Crow — Die Rache der Krähe“, ist dieses Verlangen allerdings nicht sehr wahrscheinlich). Wiederum andererseits hat er dann aber gerade vor dem Beginn des Films schon gesehen, wie er ausgeht. Und trotzdem ist das vielleicht die Lösung für das Problem, kompatible Sendungen zu finden, die ein ähnliches Publikum ansprechen, um den audience flow zu verbessern. Ähnlicher geht’s nämlich nicht mehr.

Sie merken, ich weiß noch nicht, ob ich diese Programmplanung blöd oder genial finden soll. Zumindest finde ich sie so absurd, dass ich sie einfach noch ein paar Mal in unterschiedlichen Formulierungen aufschreiben werde, um sie fassen zu können. Also dann: Vox zeigt jetzt sonntags zweimal hintereinander denselben Film. Der Vox-Spätfilm am Sonntag fängt anschließend sofort wieder von vorn an. Vox wiederholt seinen Sonntagsspätfilm direkt nach dem Sonntagsspätfilm. Wenn der Sonntagsspätfilm bei Vox zu Ende ist, fängt er wieder an. Der Sonntagsspätfilm bei Vox kommt anschließend gleich noch mal. Vox bringt also zweimal direkt hintereinander dasselbe! Wenn das jeder machen würde…

Das doppelte Voxchen

Montag, 8. Januar 2007, 01:17

Der von mir sehr verehrte Sender Vox, der im vergangenen Jahr im Wesentlichen alles richtig gemacht hat, hat eine sehr interessante Programmierungsstrategie für seine Spätfilme entdeckt. Der Film, der sonntags gegen 22.00 Uhr beginnt, kommt ab sofort direkt im Anschluss noch mal. Ohne irgendwas anderes dazwischen. Zum besseren Verständnis: Vox zeigt zweimal sofort hintereinander denselben Film. Einerseits ist das eine ziemlich plumpe Variante, Sendezeit zu füllen, andererseits muss derjenige, der zufällig mitten im Film hineingerät, gefesselt ist und ihn gern komplett sehen würde, nicht lange darauf warten, dass er endlich mal wiederholt wird (im konkreten Fall dieser Woche, „The Crow — Die Rache der Krähe“, ist dieses Verlangen allerdings nicht sehr wahrscheinlich). Wiederum andererseits hat er dann aber gerade vor dem Beginn des Films schon gesehen, wie er ausgeht. Und trotzdem ist das vielleicht die Lösung für das Problem, kompatible Sendungen zu finden, die ein ähnliches Publikum ansprechen, um den audience flow zu verbessern. Ähnlicher geht’s nämlich nicht mehr.

Sie merken, ich weiß noch nicht, ob ich diese Programmplanung blöd oder genial finden soll. Zumindest finde ich sie so absurd, dass ich sie einfach noch ein paar Mal in unterschiedlichen Formulierungen aufschreiben werde, um sie fassen zu können. Also dann: Vox zeigt jetzt sonntags zweimal hintereinander denselben Film. Der Vox-Spätfilm am Sonntag fängt anschließend sofort wieder von vorn an. Vox wiederholt seinen Sonntagsspätfilm direkt nach dem Sonntagsspätfilm. Wenn der Sonntagsspätfilm bei Vox zu Ende ist, fängt er wieder an. Der Sonntagsspätfilm bei Vox kommt anschließend gleich noch mal. Vox bringt also zweimal direkt hintereinander dasselbe! Wenn das jeder machen würde…

Das Duell im Ersten

Donnerstag, 22. Oktober 2009, 22:26

Seit 2009 (ARD). Halbstündiges Quiz mit Florian Weber.

Ein Zuschauerkandidat und ein Prominenter treten gegeneinander an. Zehn Fragen werden gestellt, und wer schneller auf den Buzzer haut, darf sie beantworten. Antwortet er richtig, bekommt er Punkte; antwortet er falsch, gehen die Punkte an den Gegner. Für die erste Frage sind zehn Punkte ausgesetzt, für die zweite zwanzig, für die zehnte hundert, und den Rest dazwischen können sie sich nun vermutlich erschließen. Bei den Fragen handelt es sich um Wissensfragen aus unterschiedlichen Bereichen; teilweise müssen auch Suchbilder verglichen, Abbildungen erkannt oder zehn Begriffe abwechselnd memoriert werden. Die Gewinnsumme beträgt 20.000 Euro. Gewinnt der Prominente, spendet er das Geld einem guten Zweck.

Läuft dienstags bis freitags offiziell um 18.50 Uhr, fängt aber meistens drei Minuten später an.

Das Eieiei des Kolumbus

Montag, 24. Februar 2014, 17:29

EinsPlus hat das Rad erfunden. Ach was, das Feuer entdeckt! Nein, noch besser: Der Sender blendet bald Tweets im Fernsehen ein!

So werden die Sendungen des Eurovision Song Contest zu einem „einzigartigen interaktiven Live-Erlebnis“, jubelt die Pressemitteilung.

Der ARD-Digitalkanal überträgt das Clubkonzert aus Hamburg (27.2.), den Vorentscheid (13.3.), die Halbfinals (6. und 8.5.) sowie das Finale (10.5.) live und zeigt gleichzeitig die Kommentare der Zuschauer aus den sozialen Netzwerken im selben Bild.

Das hat es so noch nie gegeben!

Fotos, Tweets und Kommentare, die Zuschauer per #ESC oder #EinsPlus via Twitter, Instagram oder Facebook absetzen, zeigt EinsPlus in seinem innovativen „One-Screen-Angebot“ neben dem Fernsehbild live auf dem Bildschirm.

Potzblitz.

Damit bietet EinsPlus total exklusiven Content, denn Fotos, Tweets und Kommentare von Twitter, Instagram und Facebook können Interessierte sonst allenfalls bei Twitter, Instagram und Facebook lesen. Der Clou: Bei EinsPlus werden all diese Kommentare jetzt auch von Menschen gesehen, die sich einen Scheiß für Twitter, Instagram und Facebook interessieren, dafür aber vielleicht die Auftritte der Musiker gern auf voller Bildschirmgröße gesehen hätten.

Die deutsche Medienlandschaft atmet auf. In der verzweifelten ARD hat man einen Weg gefunden, sein gewollt junges Programm für die junge Zielgruppe des digitalen Zeitalters interessant zu machen. Man blendet einfach die Inhalte, die in den sozialen Netzwerken veröffentlicht werden, auch im Fernsehen ein. Brillant! Man könnte noch weiter gehen und auch Blog-Einträge zum Thema als Laufschrift eins zu eins durchs Bild laufen lassen. Warum nicht? Der Hilflosigkeit sind schließlich keine Grenzen gesetzt.

Wie man beispielsweise Twitter wirklich innovativ und sogar sinnvoll einbinden kann, zeigten vergangene Woche die Brit Awards beim englischen Sender ITV. Während in Deutschland, auch bei diesem ESC, die Publikumsabstimmungen grundsätzlich über teure Anrufe und SMS vollzogen werden, stimmte das englische Publikum per Twitter ab: mit einem Hashtag, einem vorgegebenen Stichwort zur Veranstaltung und dem Namen der Band, die man wählte. Also im Normalfall „#BRITsOneDirection“. Das war neu, kostenlos und auch noch fairer: Während jeder Fan beliebig oft dieselbe Telefonnummer wählen kann, wurde hier nur eine Stimme pro Twitter-Account gewertet. Dezent war es außerdem, denn Desinteressierte wurden nicht mit unqualifizierten Kommentar-Einblendungen belästigt.

Gleichzeitig war es allerdings das Ende der geheimen Abstimmung. Twitter ist öffentlich, und jeder kann nachvollziehen, wer wem seine Stimme gegeben hat. Schon allein deshalb würde dieser Weg in Deutschland nicht funktionieren. Wer würde schon öffentlich zugeben wollen, einen ARD-Jugendkanal zu gucken?

Das Ende der Daily-Talk-Ära

Montag, 31. August 2009, 13:04

Und so endete am vergangenen Freitag nach 17 Jahren die Ära der Daily Talkshow auf RTL:

Man kann das natürlich ein bisschen unwürdig finden. Aber eigentlich war es ein angemessenes Ende für das Genre im Allgemeinen und die Oliver-Geissen-Show im Besonderen: mit noch ein bisschen Sich-gegenseitig-eklig-finden und Durcheinander-Reden, einem vagen „Wenn ihr glücklich seid, hab ich auch nichts dagegen“-Fazit und einem Moderator, der wirkte, als sei er ohnehin nur kurz vorbeigeschlappt, weil das Studio zufällig auf dem Weg vom Bett zum Badezimmer lag.

Britt, die immer noch tapfer werktags um eins Vaterschaftstests öffnet und Lügendetektor-Ergebnisse verliest, ist jetzt die letzte Vertreterin eines Genres, das es zu seiner Hochzeit in der Fernsehsaison 1999/2000 auf 13 verschiedene Sendungen täglich brachte.

Vermutlich wird man sich angesichts des pseudodokumentarischen Quatsches, der sich stattdessen im Tagesprogramm breit macht, schon bald danach zurücksehen, dass man die Hartz-IV-Empfänger wieder in irgendwelchen bunten Fernsehstudios sieht anstatt in ihren Wohnzimmern und dass sie wenigstens nur sich selbst spielen. Aber vorerst ist die Zeit des Daily Talk abgelaufen.

Zur Erinnerung an die guten, schlechten Zeiten bietet Ihnen „Das Fernsehlexikon“ die ganze Epoche auf einen Blick:

Das Ende des Farbfernsehens

Samstag, 18. August 2007, 08:05

Der Abschied des ProSieben-Gründers Georg Kofler als Premiere-Chef ist vor allem deshalb schade, weil das Fernsehen damit den letzten Macher in einer Chefetage verliert, der Visionen und Spaß am Fernsehen hatte.

Nicht, dass es je besonders viele davon gegeben hätte. Der andere, RTL-Erfinder Helmut Thoma, spricht es im Deutschlandfunk aus.

Kofler war jemand, der zumindest ein bisschen Farbe in das Ganze hineingebracht hat, denn momentan schaut’s ja aus, als wäre das eine von Controllern und Betriebswirten beherrschte Branche.

Das Erbe der Guldenburgs

Sonntag, 10. Januar 2010, 02:04

1987-1990 (ZDF). 40-tlg. dt. Hochglanz-Soap von Michael Baier, Regie: Gero Erhardt, Jürgen Goslar.

Der reiche Martin Graf von Guldenburg (Karl Heinz Vosgerau) hinterlässt seiner Familie nach seinem Tod (im Pilotfilm) ein Imperium, das aus einem Schloss mit Gestüt in Schleswig-Holstein, Ländereien und der traditionsreichen Bierbrauerei Guldenburg besteht. Es entpuppt sich jedoch nach und nach als gar nicht so astrein und wohlhabend, wie es zu seinen Lebzeiten schien. Die Hinterbliebenen sind Martins Witwe Christine (Christiane Hörbiger), die gemeinsamen Kinder Alexander (Jochen Horst) und Susanne, genannt Nane (Katharina Böhm), die mit 18 Jahren das Nesthäkchen ist, außerdem Sohn Thomas (Wolf Roth) und Tochter Evelyn (Iris Berben) aus Martins erster Ehe sowie sein Bruder Max (Jürgen Goslar) und allen voran Herta von Guldenburg (Brigitte Horney), seine 80-jährige Mutter und Herrin im Guldenburg-Clan, die von allen mit Respekt behandelt wird, obwohl untereinander sonst Anfeindungen und Intrigen die Regel sind. Evelyn ist mit dem hinterhältigen Werbefritzen Achim Lauritzen (Wilfried Baasner) verheiratet.

Die ärgsten Feinde der Guldenburgs sind die Balbecks, die ebenfalls eine Brauerei besitzen und aus Familienchefin Margot Balbeck (Ruth Maria Kubitschek) und deren Kindern Jan (Sigmar Solbach) und Kitty (Susanne Uhlen) bestehen. Diese Feindschaft wird interessant, als sich Kitty in Thomas von Guldenburg verliebt. Kurt Kröger (Friedrich Schütter) ist der Chauffeur der Guldenburgs, Johanna (Ingeborg Christiansen) seine Frau und Tobias (Alexander Wussow) sein Sohn. Anbusch (Franz Josef Steffens) leitet die Guldenburg-Brauerei. Aenne Günther (Monika Peitsch) ist Christines beste Freundin. Als die Reporterin Carina de Angeli (Sydne Rome) plötzlich auftaucht, kommt heraus, dass Graf Martin ein Verhältnis hatte, aus dem der uneheliche Sohn Martin junior (Arne Kähler) entstand. Graf Steinfeld (Karl Schönböck), Christines Vater in Wien, tröstet seine Tochter, als allmählich der ganze Schlamm aufgewühlt wird.

Nach langem Hickhack beginnen die Balbecks und die Guldenburgs eine Zusammenarbeit, Nane und Tobias bringen Tochter Tina (Laura Wolpers) zur Welt, Hertha von Guldenburg stirbt, Evelyn lässt sich endlich von Achim scheiden, Jan Balbeck treibt seine Mutter in den Wahnsinn, will sie entmündigen lassen und bringt sie in einer geschlossenen Nervenheilanstalt unter. Sein Plan, sich Guldenburg unter den Nagel zu reißen, misslingt. Margot stirbt, und Jan wird verhaftet, Kitty wird die neue Balbeck-Geschäftsführerin. Nane, die Tobias verlassen und eine Romanze mit Claudio Torres (Christopher Buchholz) begonnen hat, nimmt von dessen Vater Frederico Torres alias Friedrich von Guldenburg (Bernhard Wicki) Geld an und übernimmt damit Guldenburg.

Brigitte Horney starb 1988 im Alter von 77 Jahren drei Drehtage vor Ende der zweiten Staffel, weshalb auch ihre Serienrolle in der 26. Folge ziemlich plötzlich sterben musste.

Das Schloss, das den Familiensitz der Guldenburgs spielte, stand in dem kleinen Dorf Wotersen in Schleswig-Holstein. Es gehörte Nikolaus Graf von Bernstorff, der die eindrucksvolle Kulisse dem Fernsehteam gegen viel Geld zur Verfügung gestellt hatte und aus dem gewaltigen Erfolg der Serie richtig Kapital machte. Hunderte Guldenburg-Fans pilgerten täglich in den sonst so ruhigen Ort, zahlten fürs Parken, kauften Dosen mit „Balbeck“-Pils und andere Devotionalien. Graf Bernstorff war eigens nach Dallas gereist, um sich auf der Southfork Ranch zu neuen Vermarktungsstrategien inspirieren zu lassen, und hatte sich die Marke „Guldenburg“ u. a. für Getränke, Nahrungsmittel und Schmuck eintragen lassen. Das ZDF fand allerdings, dass es allein von dem von ihm geschaffenen Namen profitieren sollte, klagte und verlor 1992 vor dem Bundesgerichtshof. Das Bundesverfassungsgericht bestätigte sechs Jahre später (!) dieses Urteil.

Das Erbe der Guldenburgs schaffte den schwierigen Spagat, die absonderlichen Verwirrungen von Serien wie Dallas und Denver-Clan auf deutsche Verhältnisse zu übertragen. Es ging, wie in Dallas, um zwei rivalisierende Familien, die Charaktere waren (zumindest anfangs) eindeutig gut oder böse, aus der Ranch wurde ein Schloss und aus dem typisch texanischen Ölgeschäft das typisch deutsche Biergeschäft.

Drei Staffeln mit 45-Minuten-Folgen liefen höchst erfolgreich samstags um 19.30 Uhr (die Staffeln zwei und drei direkt nacheinander). Das ZDF selbst war auf diesen Erfolg offensichtlich nicht vorbereitet, weshalb die Fortsetzung nach der ersten Staffel unter einem schlechten Stern stand: Viele Schauspieler machten sich rar, es gab interne Differenzen, die möglicherweise weitere Staffeln verhinderten. Die Serie wurde in 15 Länder verkauft. Die Titelmusik stammte von Eberhard Schoener. Wem sie bekannt vorkam, der hatte vermutlich ein paar Jahre vorher die ARD-Serie Schau ins Land gesehen.

Das Familiengericht

Freitag, 28. Dezember 2007, 21:17

2002–2007 (RTL). Einstündige Gerichtsshow mit Richter Frank Engeland, der in nachgestellten Verhandlungen über Familienrecht entscheidet. Die Rechtsanwälte Barbara von Minckwitz und Matthias Klagge vertreten die von Laiendarstellern gespielten Parteien.

Lief werktags um 15.00 Uhr, direkt gegen Richterin Barbara Salesch, die fast zwei Jahre zuvor den Boom dieser Art Sendungen ausgelöst hatte. Zusätzlich hatte RTL noch Das Jugendgericht und Das Strafgericht im Angebot.

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