Bauer sucht Frisörin


Bild: ProSieben

24 ist wieder da! (Neue Folgen, neuer Sender: Staffel 6 in Doppelfolgen montags ab 22.10 Uhr auf ProSieben).

Leider wurde Jack Bauer durch Vincent aus Die Schöne und das Biest ersetzt, aber was soll’s, wird bestimmt trotzdem spannend.

Wer bis heute Abend nicht warten kann, findet hier noch unseren alten Bastelkasten mit einem Selbstbausatz für eine Staffel 24

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Michael, 23. Juni 2008, 00:17.

Die Schöne und das Biest

1988–1991 (Sat.1). 55‑tlg. US-Fantasyserie („Beauty And The Beast“; 1987–1990).

Nach einem brutalen Überfall wird die Staatsanwältin Catherine Chandler (Linda Hamilton) von Vincent (Ron Perlman) gefunden, der halb Mensch und halb Löwe ist und mit vielen anderen Aussteigern in einem unterirdischen System unter New York wohnt. Ein Mann, der Vater genannt wird (Roy Dotrice), leitet die dortige Gemeinschaft, zu deren Mitgliedern Kipper (Cory Danziger) und Mouse (David Greenlee) gehören. In dieser unterirdischen Gemeinschaft pflegt Vincent Catherine, bis ihre Wunden geheilt sind. Die beiden verlieben sich und müssen sich nach Catherines Rückkehr ins oberirdische New York heimlich treffen, weil niemand das Biest Vincent sehen soll.

Catherines Chef ist der Staatsanwalt Joe Maxwell (Jay Acovone), in dessen Büro auch Edie (Ren Woods) arbeitet. Nicht nur ihre gemeinsame Liebe zur Poesie verbindet Vincent und Catherine. Vincent spürt, wenn Catherine in Schwierigkeiten ist, und rettet sie aus prekären Situationen. Catherine wird schwanger. Kurz nachdem sie Vincents Baby geboren hat, wird sie ermordet. Die Polizistin Diana Bennett (Jo Anderson) untersucht den Mord und trifft dabei auf Vincent, mit dem sie gemeinsam den Mörder fasst. Vincent lebt fortan mit seinem Sohn in der unterirdischen Gemeinschaft.

Die einstündigen Folgen dieser auf einem alten Märchen basierenden romantischen Serie liefen an wechselnden Wochentagen zur Primetime. Vincent-Darsteller Ron Perlman selbst war Regisseur vieler Folgen.

Disharmonica

Wenn Monica Lierhaus sich selbst interviewen könnte, ginge das wahrscheinlich ungefähr so:

Lierhaus: „Erstmal Glückwunsch zu dem fantastischen Interview, das Sie heute geführt haben. Wie fühlen Sie sich jetzt?“
Lierhaus: „Ja, gut, sicherlich, ich sag mal, ich war prima vorbereitet, hab‘ das Spiel, um das es ging, sogar gesehen, und dann im richtigen Moment die richtigen Fragen gestellt.“
Lierhaus: „Aber um noch mal auf Ihre letzten zwölf Interviews zu sprechen zu kommen: Warum waren die alle so entsetzlich?“
Lierhaus: „Ja, gut, sicher, da war ich nicht in Form, die Abstimmung hat nicht gestimmt, das war ärgerlich, so etwas sollte nicht vorkommen, kann aber natürlich schon mal passieren, und deshalb bin ich heute sehr, sehr froh, das es diesmal so gut geklappt hat.“
Lierhaus: „Die waren nämlich wirklich ganz, ganz furchtbar.“

Es ist schade, dass Monica Lierhaus eine halbe Stunde nach dem Abpfiff eines erfolgreichen Spiels, das die deutsche Nationalmannschaft nach einer tollen Leistung diesmal sogar verdient in die nächste Runde gebracht hat, für den richtigen Zeitpunkt hält, die beiden Trainer noch einmal ausgiebig nach den unbefriedigenden Spielen gegen Kroatien und Österreich zu befragen. Im portugiesischen Fernsehen hätte man in der gleichen Situation wahrscheinlich nur den Reporter mit den Trainern zu lauter Musik singen und tanzen gesehen. Aber da die Spieler in den Interviews herausstellten, dass die deutschen Tugenden sie zum Sieg geführt haben, wollte Lierhaus mit der anderen deutschen Tugend, so oft wie möglich schlechte Stimmung zu verbreiten, wohl nicht hinter dem Berg halten.

Wenn das Ergebnis gereicht hat, kann man die Fehleranalyse des Vorhergegangenen doch auf später verschieben. Man nehme sich ein Beispiel an der CDU, die die letzte Bundestagswahl vor drei Jahren viel knapper als erwartet gewonnen und die Fehleranalyse auf später verschoben hatte, einen Zeitpunkt, der bis jetzt nicht gekommen ist, denn gerade läuft’s ja.

Immerhin Gerhard Delling und Günter Netzer lobten die Mannschaft „über den grünen Klo“ (Zitat Delling).

Und es gab noch weitere gute Nachrichten: Diesmal pfiffen wieder Schiedsrichter das Spiel anstelle der komplett blinden Comedytruppe vom Montag, deren Ansicht vom Spielgeschehen einen höheren Humorwert hatte als Ingolf Lücks Nachgetreten und die noch zu blöd waren, um parteiisch zu sein. Und der Kommentator Tom Bartels hatte diesmal ebenfalls frei.
(Sehen Sie, ich lasse mich auch schon von Monica Lierhaus‘ Nachkarten anstecken. Pfui. Schluss jetzt. Tanz auf den Tischen! — Halt, geht nicht, da sind gar keine Tische, sagte Podolski ganz sachlich.)

Ach, und könnte bitte bis nächsten Mittwoch mal jemand das RTL-Team von Mein Garten ins Stadion nach Basel schicken, um dieses Rasenmosaik aufzuhübschen?

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Michael, 20. Juni 2008, 00:36.

Mein Garten

Seit 2004 (RTL). Vorher-Nachher-Show mit der Gartenexpertin Andrea Göpel, dem Landschaftsarchitekten Bernd Franzen und dem Handwerker Michael Penners, die die Gärten unbedarfter Besitzer aufmöbeln.

Nachdem das englische Format „Home Invaders“ bereits Vorbild für einige Einrichtungsshows gewesen war (Do it yourself – S.O.S.; Einsatz in vier Wänden), war es nur eine Frage der Zeit, bis auch das Schwesterformat „Garden Invaders“ einen Nachahmer fand. Die Show läuft am Sonntagnachmittag, Anfang September 2007 schon zum 100. Mal.

Juni ist der neue September


Kommt nächste Woche mit neuen Folgen: Kalkofes Mattscheibe.
Bild: ProSieben

Es gab eine Zeit, da lag im Sommer das Fernsehprogramm brach. Wiederholungen hielten die Sendeplätze warm, bis endlich im September neue Staffeln und neue Serien begannen.

Dann kam die Zeit, in der die Fernsehzuschauer begannen, sich von alten Serien abzuwenden und neue zu verschmähen, weil die Sender sie viel zu lange mit belanglosem Kram unterfordert und mit Kamikazeprogrammierungen vergrault hatten. Die absoluten Zuschauerzahlen sanken, die Marktanteile auch, und ebenso das Niveau der hastig ins Programm gehobenen Reality-Allzweckfüller, wenn mal wieder eine Serie nicht die Erwartungen der Anzugträger erfüllt hatte. Angst und Panik bei den Sendern wuchsen, immer länger lagerten neue Produktionen in den Archiven, weil sich niemand mehr traute, sie zu zeigen, aus Angst vor einem Flop, und immer schneller wurden sie wieder abgesetzt, falls es dann doch soweit war. Einige langlebige Serien fristen ihr Restdasein jetzt im Spätprogramm, wo sie vermeintlich nicht so großen Schaden anrichten können.


Kommt nächste Woche mit neuen Folgen: 24.
Bild: ProSieben

Genau diese Philosophie scheint auch hinter dem diesjährigen Sommerprogramm zu stecken: Bevor im Herbst wieder alles scheitert, versenden wir den Kram doch lieber im Sommerloch, wenn eh alles egal ist! Allein an den ersten beiden Tagen der nächsten Woche starten deshalb die brandneuen Serien Doctor’s Diary und Moonlight und neue Staffeln von 24, Elton vs. Simon, Dr. Psycho und Kalkofes Mattscheibe.


Kommt nächste Woche mit neuen Folgen: Dr. Psycho.
Bild: ProSieben

Das ist zugleich schön und schade. Schön, weil niemand mehr motzen kann, dass im Sommer nichts Neues kommt, und schade, weil die meisten dieser Reihen ein größeres Publikum verdient hätten als im Sommer zu erreichen ist. Die Frage aber ist, ob die Rechnung der Sender aufgeht: Mit den gleichen absoluten Zuschauerzahlen, die im Winter als Flop gelten, kann man vielleicht im Sommer noch einen halbwegs ordentlichen Marktanteil erreichen. Doch mit dem gleichen Marktanteil wie im Winter steht im Sommer bei der absoluten Zuschauerzahl in Millionen womöglich eine Null vor dem Komma. Wie groß die Panik dann erst wird, und wie klein das Vertrauen in neue Programme, darüber will ich gar nicht nachdenken. Und auch nicht darüber, was die Sender jetzt eigentlich im September noch senden wollen.

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Michael, 18. Juni 2008, 07:17.

Doctor’s Diary

Seit 2008 (RTL). „Männer sind die beste Medizin“. Dt. Arztserie von Bora Dagtekin.


Foto: RTL

Kurz vor der Hochzeit hat ihr Verlobter sie betrogen, weshalb Dr. Margarete „Gretchen“ Haase (Diana Amft) aus der gemeinsamen Kinderarztpraxis aussteigt und einen Neuanfang wagt: In dem Krankenhaus, in dem ihr Vater Prof. Franz Haase (Peter Prager) ihr Chef ist. Ihr direkter Vorgesetzter ist allerdings Dr. Marc Meier (Florian David Fitz), in den Gretchen schon in der Schule verliebt war und der seitdem ein arrogantes Arschloch geblieben ist. Trotzdem kommt sie nicht von ihm los, interessiert sich aber gleichzeitig für den Gynäkologen Dr. Mehdi Kaan (Kai Schumann). Privat ist ihr neues Leben ein altes: Sie ist wieder bei ihren Eltern eingezogen, wo auch ihr jüngerer Bruder Jochen (Fabian Oscar Wien) wieder wohnt und sie sich von ihrer überfürsorglichen Mutter Bärbel (Ursela Monn) betüddeln lassen muss. Im Dienst macht ihr die intrigante Zicke Schwester Gabi (Laura Osswald) zu schaffen, die ihre Affäre mit Marc Meier nicht aufgeben will, und Schwester Sabine (Annette Strasser), die zwar herzensgut ist, aber sehr unbeholfen.

Liebenswerte Serie mit der Protagonistin als Ich-Erzählerin, die ihre Gedanken in das titelgebende Tagebuch spricht. Wie schon in der großartigen Serie Türkisch für Anfänger von Autor Bora Dagtekin dominieren auch hier der leichte, freundliche Tonfall und ein überhaupt nicht aufdringlicher Humor.

Die acht einstündigen Folgen der ersten Staffel liefen recht erfolgreich montags um 20.15 Uhr. RTL hat zwei weitere Staffeln angekündigt.

Moonlight

2008 (ProSieben). 16-tlg. US-Fantasy-Krimiserie von Ron Koslow und Trevor Munson („Moonlight“; 2007–2008).

Mick St. John (Alex O’Loughlin) ist Privatdetektiv und Vampir. Aber nicht so einer, der nachts rumläuft und Menschen Blut absaugt, sondern so einer, der die Menschen mag und sogar gegen die bösen Vampire ermittelt, die Sterblichen Übles antun. Der reiche Lebemann Josef (Jason Dohring) ist sein bester Freund und sieht das im Prinzip genauso, ernährt sich aber immerhin lieber von frischem Blut als von Blutkonserven, wie Alex sie vom Gerichtsmediziner Guillermo (Jacob Vargas) bezieht. Gebissen wurde Alex vor 60 Jahren von Coralina (Shannyn Sossamon). Mit der war er damals verheiratet, doch heute interessiert er sich mehr für die Reporterin Beth Turner (Sophia Myles), die für eine Online-Revolverpostille in den gleichen Fällen recherchiert wie er.


Bild: ProSieben

Die Serie startete in den USA recht erfolgreich und wurde nach ein paar Monaten mit dem People’s Choice Award als beste neue Dramaserie ausgezeichnet, wurde dann aber ein Opfer des Autorenstreiks, der die gesamte Film- und Fernsehbranche im Winter 2007/08 lahm legte. Nach nur 12 Folgen musste die Serie in eine dreimonatige Zwangspause. Als sie ins Programm zurückkehrte, hatte das Publikumsinteresse stark nachgelassen, und nach nur vier weiteren Folgen setzte der Sender CBS sie ab.

ProSieben zeigte die einstündigen Folgen montags um 20.15 Uhr.

Rent A Pocher

2003–2006 (ProSieben). Comedyshow mit Oliver Pocher.

Pocher stellt sich für private Zwecke zur Verfügung, Zuschauer und Prominente können ihn kostenlos mieten. Er wäscht dann Autos, arbeitet als Babysitter, vervollständigt Skatrunden, topft Pflanzen ein, verkauft Brötchen oder isst Kühlschränke leer (warum auch immer das gewünscht wird). Einspielfilme zeigen seine Erlebnisse, vor Studiopublikum plaudert er mit Promis.


Screenshot: ProSieben

Die ehrlichsten Rubriken waren »Tagebuch eines B-Promis« (Pocher über sich selbst) und »Olli nervt«, doch weil sich Pocher und die Show nicht so ernst nahmen, war sein Nerven eigentlich ganz erträglich.

Nach 40 halbstündigen Folgen donnerstags um 23.15 Uhr mietete ProSieben Pocher ab der vierten Staffel im Herbst 2004 für eine Viertelstunde länger und gleich für 25 neue Ausgaben. 2005 sorgte eine Langzeitaktion für Aufsehen: Pocher ließ sich von der Fußballnationalmannschaft aus Sansibar als Teamchef mieten, um sie für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland fit zu machen. Mehrere Specials zeigten in unregelmäßigen Abständen die Fortschritte. Als echter Experte gab Winnie Schäfer Ratschläge aus dem Studio.

Die Staffel, die im April 2006 endete, war die letzte. Es folgten noch Wiederholungen und Best-ofs, doch dann kündigte Pocher den Mietvertrag einseitig und zog bei Harald Schmidt ein.

 

EM-TV

Pressekonferenzen mit Fußballspielern erinnern mich immer an Starinterviews in Wetten, dass…?. Jemand stellt eine belanglose Frage, dann schaut der Interviewpartner eine Weile ins Leere, und dann antwortet er.
Bei Wetten, dass…? sind das die Sekunden, die der Dolmetscher braucht, um die Übersetzung der Frage ins Ohr des Stargastes zu sprechen. Und bei Fußballern… Wahrscheinlich hat auch Michael Ballack einen Knopf im Ohr und muss zuerst die Übersetzung der Fragen in Fußballerdeutsch abwarten.

Besonders schön heute übrigens diese Frage der dpa:

Herr Ballack, wo liegt morgen die größte Gefahr in dem Spiel, aus deutscher Sicht?

Nun, ich als Laie hätte ja gesagt, die größte Gefahr liegt darin, dass die Mannschaft verlieren und ausscheiden könnte. Aber was weiß ich schon? Also bitte, Herr Ballack?

Die Gefahr ist, dass man in einem Spiel verlieren kann und ausscheiden kann.

Ah ja. Zurück ins Studio.

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Michael, 15. Juni 2008, 11:28.

In Memoriam Tim Russert


Screenshot: NBC

Amerika trauert um den Politjournalisten Tim Russert. Russert moderierte bis zuletzt den US-Polittalk Meet The Press und war eine amerikanische Institution innerhalb einer Institution. Die Sendung selbst gibt es seit 61 Jahren und ist die weltweit älteste Fernsehsendung. Russert moderierte sie seit 17 Jahren, viel länger als alle seiner Vorgänger. Er starb plötzlich, war erst 58 Jahre alt. Am Freitagnachmittag brach er im Studio zusammen, während er die Sendung für morgen vorbereitete.

Meet The Press wird gern als Vorbild für den deutschen Presseclub genannt, was nicht dadurch richtig wird, dass die Titel so ähnlich klingen und beide Sendungen sonntags am Vormittag oder Mittag laufen. Man kann Tim Russerts Stellenwert schlecht verdeutlichen, wenn man sich als deutsches Gegenstück zum Beispiel Peter Voß vorstellt. Aus so unglaublich vielen Gründen. Während sich im deutschen Presseclub die Presse trifft und unter sich bleibt, treffen in Meet The Press hochrangige Politiker auf die Presse und stellen sich den Fragen. Inhaltlich ist die Show also näher am Sonntagabend-Talk der ARD als am Presseclub, nur eben mit hochrangigen Politikern. Und Fragen. Und einem informierten und motivierten Moderator, den Time Magazine zu den 100 einflussreichsten Menschen weltweit zählte. (Andererseits nennen die Amerikaner auch ihre nationale Baseballmeisterschaft Weltmeisterschaft, aber das ist jetzt nicht das Thema.)

Niemand, der in Washington wichtig ist, wurde von Russert nicht vernommen. Das ist eine oft benutzte Floskel, die in diesem Fall mal stimmt.

Präsident George W. Bush, Ex-Präsident Bill Clinton, die Präsidentschaftskandidaten Barack Obama und John McCain und viele andere wichtige Persönlichkeiten drückten öffentlich ihre Trauer aus. Alle priesen Tim Russert als einen der herausragenden Journalisten unserer Zeit und für seine Fairness in seiner Berichterstattung und seinen hartnäckigen Interviews. Richtig: Russert war hart, aber fair.

Er hatte neben seiner Sonntagssendung immer wieder Kandidatendebatten im Präsidentschaftswahlkampf oder Vorwahlkampf moderiert, trat an Wahlabenden mit seiner Einschätzung auf, mit der er oft scharfsinniger und schneller war als andere, und war auch im aktuellen Wahlkampf einer der prominentesten Berichterstatter. Ferner war er der Washingtoner Büroleiter des Senders NBC, der gestern Nachmittag sein Programm unterbrach, um von Russerts Tod zu berichten.

Die NBC-Hauptnachrichten am Abend behandelten kein einziges anderes Thema, was vielleicht vermessen und nach Selbstbeweihräucherung klingt und wohl auch geringfügig übertrieben ist, aber tatsächlich die Nachrichtenlage recht gut reflektierte. In den USA gab es gestern kein wichtigeres Thema. Auch bei den Konkurrenten ABC und CBS war Tim Russerts Tod der Aufmacher, selbst CBS widmete dem Thema mehr als die Hälfte der Sendezeit seiner Hauptnachrichten.

Russerts plötzlicher Tod führte zu einigen Merkwürdigkeiten in der Berichterstattung. Brian Williams moderierte die nach ihm benannten NBC Nightly News with Brian Williams live von der Bagram Air Base in Afghanistan, was ungefähr darauf hindeutet, welche Inhalte ursprünglich geplant waren. Stattdessen wurden sämtliche Beiträge und Interviewpartner aus New York und Washington zugeschaltet. Moderatorin Katie Couric, Namensgeberin der CBS Evening News with Katie Couric, hatte gestern zwar frei, weshalb Harry Smith sie vertrat, wurde aber in ihrer eigenen Sendung interviewt, um ihre Erinnerungen an Tim Russert zu teilen.

2004 machte Russert auch seinen Vater landesweit berühmt, einen ehemaligen Müllmann mit dem Spitznamen „Big Russ“. Tim Russert veröffentlichte seine Kindheitserinnerungen in einem Buch, das er „Big Russ And Me“ nannte und ein Nr.1-Bestseller wurde.

In diesem Zusammenhang abschließend ein Ausschnitt aus Meet The Press, über den Amerika vor einem Monat herzlich lachte. Russerts Gast war Hillary Clintons Wahlkampfmanager Terry McAuliffe, der zu überzeugen versuchte, dass Hillary Clinton Präsidentin werden könne.

Es ist nicht unmöglich, dass Hillary Clinton noch gewinnt! Auch wenn viele Leute das sagen. Wenn Big Russ jetzt hier säße, er würde sagen: „Nichts ist unmöglich!“ Jack McAuliffe auch, wenn er heute bei uns wäre. Die beiden sitzen jetzt wahrscheinlich im Himmel, trinken einen Scotch, schauen auf uns herab und sagen: „Genau! Der Kampf geht weiter!“

Leider hatte die flammende Rede zwei Schönheitsfehler: Hillary Clinton hatte auch zu diesem Zeitpunkt rechnerisch bereits keine Chance mehr, Präsidentschaftskandidatin der Demokraten zu werden. Und Big Russ lebt noch.

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Michael, 14. Juni 2008, 20:32.
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