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Shaka Zulu

Freitag, 28. Dezember 2007, 22:07

1986 (ZDF). 10‑tlg. US‑ital.‑austral.‑südafrikan.‑dt. Historienfilm, Regie: William C. Faure („Shaka Zulu“; 1985).

Im Jahr 1816 wird Shaka (Henry Cele), unehelicher Sohn der verstoßenen Prinzessin Nandi (Dudu Mkhize), neuer Regent der Zulu in Afrika. Er steigt zum Kriegsherren auf und macht die Zulu zur militärischen Großmacht. Die britische Besatzungsmacht – Expeditionsführer Lieutenant Francis Farewell (Edward Fox), Gouverneur Lord Charles Somerset (Trevor Howard), Lord Bathurst (Christopher Lee) und König Georg IV. (Roy Dotrice) – unterschätzt die „Wilden“ und beißt sich entsprechend die Zähne an ihnen aus.

Der Film zeigte die eindrucksvolle und wahre Geschichte des Zulu Shaka von seiner Kindheit bis zu seinem Sturz und seiner Ermordung im Jahr 1828. Der Ex-Fußballtorwart Henry Cele hatte bereits im gleichnamigen Bühnenstück die Titelrolle gespielt. Cele wirkte auch 1999 in einem neuen Zweiteiler mit dem Titel „Shaka Zulu – Die Festung“ (2003 bei Premiere) mit. An der Seite von David Hasselhoff.

Sportschau

Samstag, 19. Mai 2007, 18:41

1961 (ARD 2); seit 1961 (ARD). Heiliges Sportmagazin am Wochenende mit Berichten über Handballländerspiele der Frauen, Amateurstraßenrennen, Rudern, die Europameisterschaft der Sandbahnfahrer und Trabrennen, nach dem Ende der Sommerpause auch über Fußball.

Die Sportschau hatte ihre Premiere am 4. Juni 1961, mitten in der fußballfreien Zeit. Die oben genannten Themen waren der Inhalt dieser ersten Sendung, die von Ernst Huberty moderiert wurde. Das ZDF gab es damals noch nicht, dennoch war die Sportschau nicht konkurrenzlos. Sie lief anfangs im Zweiten Programm der ARD, das es bis zum Start des Zweiten Deutschen Fernsehens gab, und zwar sonntags um 21.30 Uhr. Um 22.45 Uhr wurde die halbstündige Sendung im Ersten wiederholt. Nach neun Wochen kamen Ausschnitte aus Fußballspielen hinzu, das erste Spiel war Altona 93 gegen Tasmania Berlin. Die Bundesliga war noch nicht gegründet. Noch im gleichen Jahr wurde der Sendeplatz im Ersten auf 19.30 Uhr vorverlegt. Die zusätzliche Ausstrahlung in ARD 2 fand weiterhin statt.

Zur Reportermannschaft der ersten Stunde gehörten neben Huberty Adolf „Adi“ Furler, Günther Siefarth, Dieter Adler, Sammy Drechsel, Herbert Zimmermann, Heinz Eil, Harry Valérien, Armin Basche, Wim Thoelke, Rolf Kramer, Kurt Lavall, Gerd Krämer und Oskar Klose (einige von ihnen gründeten zwei Jahre später Das aktuelle Sport-Studio im ZDF). Zustande kam die Sendung auf Initiative von Robert Lembke, dem damaligen Sportkoordinator der ARD. Gesendet wurde aus Köln, verantwortlich war der WDR-Sportchef Hugo Morero.

1963 wurde die Fußballbundesliga gegründet, am 3. April 1965 gab es die Sportschau erstmals samstags mit sehr ausführlichen Bundesligaberichten, jetzt 45 Minuten lang. Sendebeginn war 17.45 Uhr, zeitgleich mit dem Schlusspfiff in den Stadien, wo die Spiele damals noch um 16.00 Uhr begannen. Um eine zeitnahe Ausstrahlung der Berichte zu ermöglichen, wurden Hubschrauber und Motorradkuriere eingesetzt, die während der Spiele mehrfach das bis dahin gedrehte Material ins nächstgelegene Funkhaus transportierten, wo es entwickelt und geschnitten wurde. Mit der Bundesliga wurde die Sportschau zur Instanz. Deutsche Männer durften am frühen Samstagabend nicht gestört werden. Um keinen Preis. Überliefert ist die Geschichte des Sportschau-Mörders: Ein Mann erdrosselte seine Frau im Affekt mit einem Staubsaugerschlauch, nachdem sie während der Sportschau direkt neben dem Fernseher angefangen hatte zu saugen.

Die Sportschau zeigte jeweils Ausschnitte aus drei, maximal vier Spielen, die schon im Vorfeld als „Spitzenspiele“ festgelegt worden waren. In den anderen Stadien waren gar keine Kameras, was zur Folge haben konnte, dass die langweiligen oder torlosen Spiele gezeigt wurden, während in den anderen Partien die Post abging. Die Ergebnisse der übrigen Spiele wurden lediglich vermeldet, die Tabelle gezeigt, dann folgte meistens noch ein Ausschnitt aus einem Zweitligaspiel, anschließend Kurzberichte über die weiteren Sportereignisse des Tages: Handball, Volleyball, Basketball, Rhythmische Sportgymnastik, Tischtennis, Schwimmen, Reiten. Wenn Adi Furler auftrat, konnten Pferde nicht weit sein.

Der Beginn der Samstagssendung wurde noch mehrmals um einige Minuten hin- und hergeschoben, befand sich aber immer in unmittelbarer Nähe zu 18.00 Uhr. Ab 1971 war die Sportschau auch wieder sonntags da, weitere Ausgaben folgten am Freitagabend mit den Berichten über die Freitagsspiele der Fußballbundesliga sowie an weiteren Werktagen in den „englischen Wochen“, wenn auch dienstags und mittwochs gespielt wurde. 1971 erfand Huberty das „Tor des Monats“, das fortan einmal im Monat sonntags aus mehreren Vorschlägen von den Fernsehzuschauern per Postkartenabstimmung gewählt wurde.

Huberty, Furler und Adler blieben über Jahrzehnte Aushängeschilder der Samstagsausgabe, es kamen noch Werner Zimmer und Hans-Joachim Rauschenbach dazu, in den 70er-Jahren Eberhard Stanjek und Klaus Schwarze und in den 80er-Jahren Heribert Faßbender, Jörg Wontorra, Manfred Vorderwülbecke und Gerd Rubenbauer. Huberty musste 1982 wegen einer ungeklärten Spesenaffäre gehen, Faßbender wurde sein Nachfolger. Furler trat erst 1995 nach 5000 Sendungen (inklusive Sonntags- und Wochenendausgaben) ab.

Der lange Zeit unverrückbare Status der Sportschau drohte zum ersten Mal 1988 ins Wanken zu geraten. Das Privatfernsehen begann sich für die immer teurer werdenden Rechte an der Fußballbundesliga zu interessieren, und RTL startete seine eigene Fußballshow Anpfiff, die jedoch nur über einen Teil der Erstausstrahlungsrechte verfügte und der Sportschau nichts anhaben konnte, die ebenfalls weiterhin bewegte Bilder zeigte. Erst 1992 wurde die Sportschau – was Fußball anging – bedeutungslos: Sat.1 hielt jetzt die Erstausstrahlungsrechte exklusiv und setzte der Sportschau eine große Show namens ran entgegen, in der erstmals alle Spiele gezeigt wurden.

Das, was von der Sportschau übrig geblieben war, vermeldete nun schon wenige Minuten nach Spielende die Ergebnisse und zeigte später einige Standbilder. Andere Sportarten rückten zwangsläufig wieder in den Vordergrund. Während dieser zuschauerarmen Phase geschah das Unglaubliche: Eine Frau moderierte die Sportschau! Es war das Jahr 1999, und vor Anne Will hatte dies tatsächlich keine Frau tun dürfen. Auch die Zeit von Waldemar Hartmann als Moderator fiel in diese Phase. Um den berühmten Sendetitel am Leben zu erhalten, wurden nun Live-Übertragungen sportlicher Ereignisse unter dem Titel Sportschau live oder Sportschau extra gesendet.

2003 wurden Sat.1 die Rechte zu teuer, und die Bundesliga kehrte zurück ins Erste und damit in die komplett modernisierte, jetzt 90‑minütige Sportschau, die eher wie ein leicht überarbeitetes ran als wie eine generalüberholte Sportschau wirkte. Als Moderatoren wechselten sich jetzt Gerhard Delling und Reinhold Beckmann ab, ab 2004 auch Monica Lierhaus. Beckmann und Lierhaus hatten bereits ran moderiert.

Auch in der ARD gab es nun alle Spiele des Tages, dazu Statistiken, Gewinnspiele, Interviews, plakative Überschriften („Die Abrechnung!“) und Werbepausen. Im Verhältnis zur Gesamtsendezeit nahmen die Fußballberichte jedoch einen höheren Stellenwert ein als zuvor in Sat.1. Die Zuschauer dankten es der ARD, der Erfolg kehrte zurück, die Einschaltquoten der Sportschau übertrafen die der letzten Jahre von ran problemlos.

They don’t know Jack

Donnerstag, 22. März 2007, 08:18

Es ist ja schon schade, dass die Schreiber, die bei Fernsehsendern die Pressemitteilungen verfassen, sich die Sendungen, über die sie schreiben, nicht ansehen.
Sat.1 preist die heute beginnende fünfte Staffel von Without A Trace – Spurlos verschwunden wie folgt an:

Er behält immer die Nerven und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen: Anthony LaPaglia als Jack Malone.

Aha. Ob damit wohl die Folge „Requiem“ von Anfang März gemeint ist, in der Jack Malone den Hintermann eines Mordes brutal verprügelt und ihm androht, ihn aufzuspüren und ohne Rücksicht auf Dienstvorschriften fertigzumachen, falls er die bis eben vermisste Familie nicht in Ruhe lasse, die vor ihm geflüchtet war? Oder die Folge „In Sicherheit“ vom vergangenen Herbst, in der sonst so verständnisvolle Jack einen Wutausbruch hat und seinen Mitarbeiter Danny zur Sau macht? Oder die Folge „Malone gegen Malone“, in der er vom Scheidungsanwalt seiner Frau gezwungen wird, ein Kindheitstrauma erneut zu durchleben, was Jack dazu bringt, auszurasten und eine Scheibe im FBI-Büro einzuschlagen?

Die Sat.1-Charakterbeschreibung der Hauptfigur Jack Malone geht nicht über das obige Zitat hinaus. Beim deutschen Fernsehen rechnet vermutlich niemand damit, dass im Ausland Charaktere erfunden werden, die mehrdimensional sind.

Aber bei Sat.1 weiß man ja auch nicht, dass eine neue Staffel normalerweise mit Folge 1 beginnt. Deshalb gibt’s heute zum Auftakt der fünften Staffel Folge 2 und die eigentlich erste Folge in fünf Wochen. Vorher kommen noch Folge 3, zwei Fußballspiele und Folge 23 aus Staffel 4. Das ist zwar alles nicht schlimm, weil die falsch platzierten Folgen in sich abgeschlossen sind und keine fortlaufenden Handlungsstränge berühren, aber merkwürdig ist es trotzdem.

TV total

Samstag, 29. März 2008, 15:01

Seit 1999 (ProSieben). Einstündige Comedyshow mit Stefan Raab.

Raab führt peinliche Ausschnitte aus anderen Sendungen vor und kommentiert sie. Meist unprominente Menschen, die in irgendeinem Programm (unangenehm) aufgefallen sind, lädt er ein, führt sie vor und verleiht ihnen den „Raab der Woche“. Hinzu kommen weitere wiederkehrende Rubriken: „Der Schocker der Woche“ ist ein ganz besonders ekelerregender Ausschnitt aus einem anderen Programm, gern auch aus einer Medizinsendung. In „Raab in Gefahr“ ist Raab auf Veranstaltungen unterwegs, überrumpelt mit der Kamera Leute und verulkt sie. Das „Raabigramm“, ein Spottlied, singt Raab Prominenten direkt ins Gesicht. Erstes Opfer war Rudi Carrell, der sich in seinem Büro sein „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“ vorsingen lassen musste, mit der neuen Textzeile: „Wann wirst Du endlich wieder lustig? So lustig, wie du früher schon nie warst?“

In den ersten Monaten waren die von Raab entdeckten Ö La Palöma Boys Dauergäste, ein Duo, das bekannte englische Hits mit sächsischem Akzent sang und es mit seinem Song „Ö La Palöma“ auf Platz zwei der deutschen Charts schaffte. Ein halbes Jahr später schlachtete Raab einen Fall aus der Sendung Richterin Barbara Salesch aus, in der Regina Zindler aus Sachsen gegen ihren Nachbarn Gerd Trommer klagte, weil dessen Knallerbsenstrauch zu nahe an ihrem Maschendrahtzaun wuchs. Um die Originaltöne der sächsisch gesprochenen Zindler-Worte „Maschendrahtzaun“ und „Knallerbsenstrauch“ herum dichtete Raab einen Countrysong, den er strophenweise in seiner Show vorsang und der sich sieben Wochen an der Spitze der deutschen Single-Charts hielt.

Raab trat einen bis dahin kaum gekannten Medienrummel um die in jeder Hinsicht überforderte Frau Zindler los, von dem er sich später distanzierte. Während die verschiedenen Boulevardmedien noch die privatesten Aspekte des Nachbarschaftsstreits ausschlachteten, ließ er das Thema fallen, hatte aber ein zutiefst beunruhigendes Beispiel seiner Fähigkeit gezeigt, Medienhypes auszulösen.

Die Plattform seiner eigenen Show verhalf Raab  außerdem zum Sieg bei der deutschen Vorentscheidung für den Schlager-Grand-Prix im Mai 2000, an dem er mit dem Lied „Wadde hadde dudde da“ teilnahm und den fünften Platz belegte. Aus einem weiteren Fernsehoriginalton machte Raab im folgenden Herbst seinen nächsten Hit und damit Bundeskanzler Gerhard Schröder zum Popstar. Dessen Satz „Ho mir ma ne Flasche Bier“ schaffte Platz zwei in den Verkaufscharts.

TV total begann als wöchentliche Show montags um 22.15 Uhr. Sie war der größte Erfolg für den Sender Pro Sieben, der mit ihr vier Millionen Zuschauer und in der Zielgruppe der 14‑ bis 49‑Jährigen regelmäßig Marktanteile von über 30 Prozent erreichte. Im Oktober 1999 erhielt Raab den Deutschen Fernsehpreis für die beste Unterhaltungssendung. Er wurde zur Leitfigur einer neuen deutschen Spaßgesellschaft erhoben und war Zeitschriften wie „Spiegel“, „Focus“ und „Stern“ seitenlange Titelgeschichten wert. Der Erfolg veranlasste Pro Sieben, TV total ab Anfang 2001 viermal wöchentlich auszustrahlen, jetzt montags bis donnerstags um 22.15 Uhr.

Gleichzeitig kam die Zeitschrift „TV total“ auf den Markt, die jedoch nach ein paar Monaten mangels Erfolg wieder eingestellt werden musste. Die Sendung erreichte nur noch knapp zwei Millionen Zuschauer, was für den fast täglichen Rhythmus aber immer noch hervorragend war. Raab etablierte mit dem erhöhten Senderhythmus ein paar neue Gimmicks. Zu Beginn jeder Sendung rutschte er das Geländer der Showtreppe herunter, wobei anfangs die Zeit genommen wurde. Er versuchte dauernd, seine eigenen Rutschrekorde zu verbessern und rutschte gegen prominente Gäste. Promis waren jetzt dauernd zu Gast und stellten ihre neuen Shows oder CDs vor – das Format entwickelte sich in Richtung klassischer Late-Night-Show.

Neuer Dauergast war zudem „Showpraktikant Elton“ (Alexander Duszat), der immer wieder bei Raab auf der Couch saß, Aufgaben erledigte und von Haus zu Haus zog und „Bimmel-Bingo“ spielte. Elton klingelte mitten in der Nacht an Haustüren, und wenn die Belästigten bestimmte Schimpfworte fallen ließen, gewannen sie Geld. Eine Lehrerin, die auf diese Weise im Nachthemd ins Fernsehen kam, klagte erfolgreich. Die Produktionsfirma Brainpool zahlte ihr 2550 € Schmerzensgeld. Elton erhielt im Dezember 2001 seine eigene Show namens Elton.TV, war aber weiter bei Raab zu sehen.

Im März 2001 inszenierte Raab ein neues Großereignis. Als „Die Boxnacht des Jahres“ kündigte er einen Kampf gegen die Boxweltmeisterin Regina Halmich an, die ihm in „TV Total Boxen extra“ über fünf Runden die Nase blutig schlug. Sensationelle sieben Millionen Menschen sahen zu. Gelegentlich war TV total zu besonderen Anlässen wie der Fußball-WM schon um 20.15 Uhr ausgestrahlt worden, im November 2003 zeigte Pro Sieben erstmals ein abendfüllendes Special zur Primetime: die dreistündige erste „offizielle Wok-Weltmeisterschaft“. Raab  und andere prominente Teilnehmer rasten auf einem Wok eine Bobbahn hinunter, fast fünf Millionen Fernsehzuschauer waren dabei. Es folgten weitere Wok-Meisterschaften, außerdem ein Reitturnier und das TV total-Turmspringen.

Von Ende 2003 bis Frühjahr 2004 lief zusätzlich eine Freitagsausgabe der Show, und Raab suchte in Castingshows unter dem Titel „SSDSGPS“ (Stefan sucht den Super-Grand-Prix-Star) einen Teilnehmer für den deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest. Raab, Joy Fleming und Thomas Anders bildeten die Jury, Elton und Annette Frier moderierten diese Shows. Was als Parodie auf Deutschland sucht den Superstar begann, wurde zu einem seriösen Talentwettbewerb. Der Sieger Max Mutzke schaffte mit Raabs Komposition „Can’t Wait Until Tonight“ einen Nummer-eins-Hit in den deutschen Charts und Platz acht beim Eurovision Song Contest. Für die Entdeckung und Förderung von Musiktalenten wurde Raab 2005 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

Im Februar 2004 wurde Raabs Produktionsfirma zur Zahlung von 70 000 € Schmerzensgeld an die Schülerin Lisa Loch verurteilt. Loch war in einer RTL-2-Sendung über einen Schönheitswettbewerb aufgetaucht, Raab hatte diesen Ausschnitt etliche Male wiederholt und sich mit sexuellen Anspielungen über ihren Namen lustig gemacht. Lochs Gerichtserfolg spornte Nachahmer an, Raab ebenfalls zu verklagen. Ihren Zenit hatte die Show zu diesem Zeitpunkt längst überschritten. Wenn nicht gerade eine besondere Aktion lief, lagen die Zuschauerzahlen meist unter dem Senderschnitt. Die Fernsehausschnitte, die ihm anfangs als Aufhänger für eigene Ideen gedient hatten, sagte Raab nur noch uninspiriert an. Als tägliche Sendung wirkte TV total in der ersten Hälfte wie eine langatmige Version von Zapping und in der zweiten wie eine Werbeshow für Sendungen und Produkte aller Art. Als kreative Zelle für immer neue Programmideen, die dem Sender Aufmerksamkeit bescheren, ist Raab für Pro Sieben jedoch unverzichtbar.


Screenshot: ProSieben. Zwei Gäste werben für ein Produkt aller Art.

Die feste Startzeit von 22.15 Uhr ist zwischenzeitlich aufgeweicht, und es gab eine Phase, in der die Show jeden Tag zu einer anderen Zeit begann. Inzwischen bewegt sie sich wieder auf einen regelmäßigen Sendeplatz zu, jetzt um 23.15 Uhr.

Unsere Besten

Sonntag, 25. November 2007, 20:56

Seit 2003 (ZDF). Zeitgeschichtsshow, in der ZDF-Zuschauer in loser Folge per Abstimmung Bestenlisten erstellen.

Die erste Frage und damit der erste Untertitel lautete: „Wer ist der größte Deutsche?“ Das ZDF hatte eine Liste mit 300 Vorschlägen in Zeitungen und Internet veröffentlicht und in Kaufhäusern ausgelegt. Per Telefon, SMS und Postkarte durfte jeder seine Favoriten nennen und auch Namen, die nicht auf der Vorschlagsliste standen. Johannes B. Kerner und Steffen Seibert moderierten die Auftaktshow, in der die 100 Meistgenannten vorgestellt wurden, sowie die Finalshow im November 2003, in der die Zuschauer aus den dann noch übrigen zehn Meistgenannten den größten Deutschen wählen konnten.

Beide Shows liefen freitags um 21.15 Uhr. Dazwischen zeigte das ZDF fünf Sendungen, in denen jeweils zwei der besten Zehn porträtiert wurden. Jeder von ihnen hatte außerdem einen prominenten Paten, der seine Vorzüge rühmte. Sieger wurde Konrad Adenauer vor Martin Luther und Karl Marx.

Das Konzept stammt von der BBC, die mit einer ähnlichen Aktion 2003 „Great Britons“ suchte. Weitere ZDF-Aktionen im Jahr 2004 hießen „Das große Lesen“ und „Sportler des Jahrhunderts“. Es gab keine Porträt- oder Auftaktshows mehr, die Bücher oder Sportler vorstellten, sondern nur noch Aufrufe in Spots oder im Rahmen anderer Sendungen und ein großes Finale mit Johannes B. Kerner. Beliebtestes Buch wurde „Herr der Ringe“ vor der Bibel, größter Sportler Michael Schumacher (wobei offen blieb, welches Jahrhundert gemeint war). 2005 ging es um die größten Erfindungen und „Jahrhundert-Hits“, im WM-Jahr 2006 um Fußballer, Lieblingsorte und Lieblingsschauspieler und 2007 um Lieblingskomiker und Musikstars.

Verlass den Raab

Dienstag, 17. Mai 2011, 15:53

Der hervorragende Moderator von Schlag den Raab, Matthias Opdenhövel, der dafür mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde, findet es spannender, Beiträge über bereits beendete Fußballspiele anzusagen, und wechselt deshalb in diesem Sommer zur ARD, um vor allem die Sportschau zu moderieren. Damit verlieren die einzigen beiden bedeutenden Samstagabendshows im deutschen Fernsehen im gleichen Jahr ihren jeweils prägenden Moderator.

Weil ProSieben aber nicht das ZDF und Matthias Opdenhövel nicht Thomas Gottschalk ist, moderiert er seine letzte Sendung nicht erst in einem halben Jahr, und danach noch ein Special und drei abendfüllende Best-ofs, bevor die Sendung in eine neunmonatige Pause geschickt wird, sondern gar keine mehr. Schon bei der nächsten Ausgabe von Schlag den Raab übernächste Woche wird er nicht mehr dabei sein.

ProSieben hätte zwei passende Nachfolger in den eigenen Reihen gehabt: Oliver Pocher steht bei ProSiebenSat1 unter Vertrag, hat aber gerade keine Sendung. Er hat früher schon mit Raab zusammengearbeitet und besitzt die nötige Frechheit, ihn in bekannter Opdenhövel-Manier in seine Schranken zu weisen. Das gilt auch für Elton, der ohnhehin in jeder Sendung das Spiel „Blamieren oder kassieren“ moderiert und inzwischen die nötige Erfahrung und Souveränität besitzt, gleich die ganze Sendung zu übernehmen.

Stattdessen hat ProSieben umgehend Steven Gätjen als neuen Moderator bekanntgegeben.

Steven Gätjen.

Wahrscheinlich war er halt gerade da.

Das ist so, als würde Jörg Pilawa Wetten, dass…? übernehmen. Welch abwegige Vorstellung.

Vielleicht nicht

Dienstag, 30. April 2013, 23:29

Vielleicht ist alles doch nicht so schlimm im deutschen Fernsehen. Nicht einmal im Vergleich mit dem Fernsehen im Ausland, das wir sonst oft so sehr preisen.

In der ganzen Welt ist Deutschland wegen seiner Pünktlichkeit bekannt. Ausgerechnet das Fernsehen pfeift hierzulande aber oft auf Pünktlichkeit, überzieht Sendungen um Minuten oder manchmal Stunden. Und das ist gut so. Denn das Fernsehen richtet sich in Deutschland danach, wann eine Sendung tatsächlich zu Ende ist. Oder sich zu Ende anfühlt. Und erst dann wird ausgeblendet.

Der Pünktlichkeitswahn des sonst so guten britischen Fernsehens dagegen führte schon oft dazu, dass Sendungen just in dem Moment, in dem es spannend wurde, zu Ende waren. Dort wird nämlich abgebrochen, wenn die dafür vorgesehene Zeit erreicht ist.

Im vergangenen Jahr hatte das zur Folge, dass am Ende der Übertragung der Brit Awards ausgerechnet die Trägerin des wichtigsten Preises des Abends, Adele, keine ordentliche Dankesrede mehr halten durfte, während vorher viel Zeit mit Preisträgern in Nebenkategorien verplempert wurde.

Heute Abend hatte der Reporter des Senders ITV das Gespräch mit dem Trainer von Real Madrid, José Mourinho, nach dem Ausscheiden seines Vereins aus der Champions League gegen Borussia Dortmund schon fast beendet, als er abschließend ein vages „Vielleicht nächstes Jahr mit Real Madrid?“ in den Raum stellte. Mourinhos überraschende Antwort: „Vielleicht nicht.“ Das ist die Stelle, an der in Deutschland Fußballer und Trainer nie, aber auch gar nie, etwas Konkretes sagen. Mourinho hatte zwar auch vorher schon angedeutet, in der kommenden Saison eventuell anderswo anzuheuern, doch bisher hatte es nichts Konkretes gegeben. War hier etwa die Chance, wirklich etwas Neues zu erfahren? Der Reporter fragte noch nach: „Vielleicht nicht?“. Mourinho setzte zur Antwort an: „Nun, ich arbeite gern dort, wo man…“ Dann suchte er für einen Moment nach Worten. Englisch ist nicht seine Muttersprache. Zu blöd, dass gerade eine volle Stunde erreicht war. Der Reporter unterbrach. „Das nehmen wir mal so mit. Ich muss Schluss machen.“ Er gab zurück zu den Moderatoren. Die verabschiedeten sich. Ende.

Das wäre bei uns nie passiert. Wer hätte gedacht, dass ich also jemals diesen Satz schreiben würde: Hier könnten sich die Briten am deutschen Fernsehen ein Beispiel nehmen.

Volksphänomen Handball

Donnerstag, 1. Februar 2007, 20:55

Und jetzt malen Sie sich mal aus, wie viel aufregender die Fußball-Weltmeisterschaft noch hätte sein können, wenn die abgeklärten Alles-schon-mal-gesehen-Reporter auch nur einen Hauch der Euphorie, der Energie und der Spannung eingebracht hätten, die zum Beispiel der mitreißende ZDF-Reporter Christoph Hamm beim Halbfinale der Handball-WM an den Tag legte.

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