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Sophie – Braut wider Willen

Dienstag, 19. Dezember 2006, 23:19

2005–2006 (ARD). 54-tlg. dt. Telenovela.

Es ist Liebe auf den ersten Blick für die junge Gräfin Sophie von Ahlen (Yvonne Catterfeld), als sie Max Grebe (Ben Bela Böhm) während eines Dorffestes kennen lernt, auf das sie sich als Dienstmagd getarnt eingeschlichen hat. Das Problem ist nämlich, dass wir das Jahr 1864 schreiben und die Welt in Reich und Arm aufgeteilt ist, in Adel und Arbeiter. Da geht es natürlich nicht, dass die Tochter von Graf und Gräfin Otto (Hermann Giefer) und Magda von Ahlen (Alexandra Prusa) den Sohn der einfachen Schneiderin Lotte Grebe (Kathrin Waligura) liebt, zumal doch der reiche Freiherr York von Kettelaer (Kai Albrecht) Sophie einen Heiratsantrag macht. Und auch der Industrielle Friedrich Hartenstein (Sivan-Pierre Leirich) würde Sophie gern ehelichen, um endlich von den Adelskreisen akzeptiert zu werden. Naja, wird schon gutgehen, Telenovelas haben ja immer ein Happy End.

Die ARD setzte große Hoffnungen in diesen Historien-Edel-Kitsch für junge Zuschauer und warb heftig dafür. Der erhoffte Erfolg blieb jedoch aus. Die 25-minütigen Folgen liefen dienstags bis freitags um 18.50 Uhr.

Sozialdrama, Baby, Sozialdrama!

Donnerstag, 25. September 2008, 18:11

Bei Sat.1 sickert jetzt den ganzen Mittwochabend das Leben ins Programm.

Das ist bemerkenswert, denn die Realitätskompetenz des Senders liegt bei null. Tagsüber laufen Schein-Übertragungen aus Gerichtssälen, am Vorabend Schein-Reportagen über Ermittler, abends Romantic Comedys — die Nachrichten zwischendurch guckt natürlich kein Schwein. Vermutlich muss man Ulrich Meyer als das journalistische Aushängeschild des Sender bezeichnen.

Aber im Gefolge von Formaten wie Peter Zwegats Raus aus den Schulden schwappt gerade eine große Non-Fiction-Welle durch das Privatfernsehen, und anders als bei fiktionalen Sendungen scheint die Zuschauer das soziale Elend nicht abzuschrecken, im Gegenteil. Und so kam es, dass man nun immer mittwochs einen ganzen Abend bei Sat.1 nicht nur mit echten Ermittlern, sondern auch echten Hartz-IV-Empfängern, echten kriminellen Jugendlichen und echtem Elend verbringen darf.

Vor der empörenden Sozialschmarotzer-Empör-Doku Gnadenlos gerecht, die schon ein paar Wochen auf Sendung ist, läuft seit gestern Geheime Helfer — der Lichtblick des Abends. Es ist die schon vor über einem Jahr vom Sender angekündigte deutsche Adaption des preisgekrönten und überaus erfolgreichen britischen Channel-4-Formates „Secret Millionaire“: Ein gut betuchter Unternehmer begibt sich für eine Woche an die Armutsgrenze und gibt sich selbst als mittellos aus, um Menschen und Einrichtungen kennenzulernen, die helfen. Hinterher enthüllt er seine wahre Identität und unterstützt die, die es seiner Meinung nach verdient haben, mit Geld bei ihrer Arbeit.

Das klingt arg zynisch, und das letzte Drittel der Sendung, wenn den Bedürftigen reihenweise das Wasser aus den Augen fällt vor so viel unerwarteten Wohltaten und die Kamera bei jeder Umarmung auf Super-Slow-Motion umschaltet, entspricht exakt dem Kitsch- und Klischee-Ende all dieser Wir-haben-den-armen-Leuten-freundlicherweise-ihr-Haus-renoviert-Shows. Aber bis es soweit ist, funktioniert das Konzept tatsächlich als Vehikel, um das Leben am Existenzminimum in die Prime-Time des kommerziellen deutschen Fernsehens zu bringen.

Das liegt vor allem an der Familie von Gelsenkirchener Hartz-IV-Empfängern, die der Wohltäter-in-spe in der ersten Folge trifft, die sich trotz (oder wegen) ihrer eigenen Sorge aufopfern, anderen zu helfen. Sie engagieren sich in verschiedenen Ehrenämtern und strahlen eine außerordentliche Herzenswärme aus. Es liegt aber auch an einer Produktion, die die Not dieser Menschen weder ausstellt noch beschönigt. „2,40 Euro für ein Stück Kuchen“, sagt die Mutter an einer Stelle nüchtern, „wer kann sich das leisten?!“

Die Sendung vermittelt auch ein Gefühl dafür, wie schwer es ist, seinen Stolz zu behalten, wenn man von ein paar Euro vom Staat lebt — und wie groß der Verteidigungsdruck gegen die andauernde Unterstellung, ein Schmarotzer zu sein. „Du brauchst nicht mit dem Kopf nach unten gehen, weil du arbeitslos bist“, sagt die Großmutter. „Wenn Du ein Ehrenamt hast und einer meckert, kannst Du sagen: Ich arbeite für mein Geld.“

Über eine Einrichtung, die der Kandidat kennen lernt, sagt der Sprecher aus dem Off: „Für zwei Euro Wochenbeitrag können Kinder und ihre Eltern hier ein warmes Essen bekommen. Es gehört zur sozialen Realität in Deutschland, dass sich manche selbst das nicht leisten können.“ Das sind bemerkenswerte Sätze für eine Sat.1-Show um 20.15 Uhr.

Aber das klappt nicht immer, dass das Leben wirklich ins Sat.1-Programm durchsickert. Die Reihe Die Jugendcops & Kommissariat 105 im Einsatz zwei Stunden nach den Geheimen Helfern nimmt sich zwar auch eine ganze Stunde Zeit, sich einem einzigen Problemjugendlichen zu widmen, der mit einer Horde Freunde zusammen einen ihm unbekannten, zufällig vorbeikommenden Mann aus einer reinen Laune heraus halb tot getreten hat.


Foto: Sat.1

Aber vielleicht hätte es schon geholfen, wenn die „Cops“ wenigstens einmal „Polizisten“ hätten heißen dürfen. Wenn der Erzähler nicht dauernd Quatschsätze gesagt hätte wie „Sie sind mit einem untrüglichen Gespür für sich anbahnende Straftaten ausgestattet“. Und wenn die coolen Bullen sich nicht auch noch als Musikband in Szene hätte setzen müssen. In keiner Sekunde fühlte sich das an wie das wahre Leben. Dies war bloß die Realität, in der Barbara Salesch Urteile fällt, Niedrig & Kuhnt ermitteln und Lenßen die Unschuldigen am Ende raushaut.

Sat.1 halt.

Spätes Oscar-Echo

Mittwoch, 25. Februar 2009, 11:47

Ich weiß, ich bin spät dran, aber tun wir einfach für einen Augenblick so, als sei das Fernsehlexikon eine Wochenzeitschrift, und schon haben wir einen Grund, auch heute noch brandaktuell über die Echo- und die Oscar-Verleihung zu reden.

Wahrscheinlich war es ein Fehler, beide Preisverleihungen hintereinander zu sehen (oder zu veranstalten), weil so die Qualitätsunterschiede noch deutlicher werden — aber auch schon die Unterschiede im Anspruch an die eigene Gala: Deutsche Preisverleihungen zeichnen sich normalerweise dadurch aus, dass sie sich selbst für ungeheuer wichtig halten, eine enorme Schwere durch den ganzen Abend schleppen und angestrengt bemüht sind, den Grad der ernsten Feierlichkeit bloß keinen Deut abfallen zu lassen. Amerikanische Preisverleihungen sind normalerweise humoristische Veranstaltungen, bei denen zwischendurch Auszeichnungen überreicht werden.

Insofern muss man Oliver Pocher zunächst ein Kompliment machen, dass er sich zumindest bemüht hat, Komik in die Echo-Verleihung zu bringen, und ihm das an vielen Stellen sogar gelungen ist. Retten konnte er den Abend leider auch nicht, der von langweiligen Laudatoren und verkorksten Interviews geprägt war. Depeche Mode musste im Gespräch mit Barbara Schöneberger nicht mehr als seine Anwesenheitspflicht erfüllen, und von Lionel Richie zu erwarten, dass er seine Tourtermine auswendig aufsagen kann, war lächerlich, auch wenn der Termin seines Berlin-Konzerts, der 20. April, für uns in Deutschland „ein ganz besonderer Tag“ ist, so Pocher.

Den peinlichsten Bock schoss die völlig unvorbereitete Barbara Schöneberger mit den bis dahin elfmaligen Echo-Preisträgern Kastelruther Spatzen, als sie sich an einem Witz über das eine von zwölf Jahren versuchte, in dem die Spatzen keinen Preis auf der Echo-Bühne entgegennehmen konnten.

Barbara Schöneberger: Ich weiß ja ganz sicher, dass Ihr auch mal in einem Jahr keinen Echo gewonnen habt. Erinnert ihr Euch noch an dieses schwarze Jahr? Ist das wahr, gab’s auch mal ein Jahr, wo’s nicht geklappt hat? Und was war das los?

Kastelruther Spatz: Ja, das liegt jetzt zehn Jahre zurück schon. Wir haben ihn da schon bekommen, da war damals leider auf schreckliche Art und Weise unser Manager, der Karl-Heinz Groß, ermordet worden, und, ja, da hat jemand anders von uns den Echo abgeholt.

Barbara Schöneberger: Okay, aber ihr habt ihn gewonnen in dem Jahr.

Immerhin eine große Überraschung gab es am Echo-Abend: Der Sänger der Ersten Allgemeinen Verunsicherung, Klaus Eberhartinger, ist jetzt offenbar bei Depeche Mode:

Leider konnte man schon einen Abend später feststellen, wie die Echos sogar gegen eine der langweiligeren Oscar-Verleihungen der vergangen Jahre abstank. Moderator Hugh Jackman war zwar harmlos, aber stellenweise recht lustig, sang nur etwas zu oft. Höhepunkt sowohl aus humoristischer als auch emotionaler Sicht war die Vergabe des Preises für das beste Drehbuch durch die Laudatoren Steve Martin und Tina Fey an Dustin Lance Black für den tollen Film Milk. Zuerst machten sich Martin und Fey mit einigen erfunden Begriffen über Scientology lustig.

Steve Martin: Guten Abend, ich bin Steve Martin.

Tina Fey: Und ich bin Tina Fey.

Martin: Und ich bin Steve Martin.

Fey: Es hieß einst: Schreiben heißt ewig leben.

Martin: Der Mann, der das geschrieben hat, ist tot.

Fey: Aber wir alle wissen, wie wichtig Schreiben ist. Jeder große Film beginnt mit einem großen Drehbuch.

Martin: Oder einer sehr guten Idee fürs Filmplakat. Aber in der Regel mit einem Drehbuch.

Fey: Und jeder Autor beginnt mit einer leeren Seite.

Martin: Und jede leere Seite war einst ein Baum.

Fey: Und jeder Baum war einst ein kleiner Samen.

Martin: Und jeder kleine Samen auf der Erde wurde vom außerirdischen König Rondelay hierher gebracht, um unsere Titrate zu fördern und unseren positiven Transfer anzutreiben.

Fey: Ach Steve, niemand will etwas über unsere Religion hören, die wir erfunden haben.

Sperling

Freitag, 28. Dezember 2007, 21:22

1996–2007 (ZDF); 1998–2005 (arte). 18-tlg. dt. Krimireihe von Rolf Basedow.

Hans Sperling (Dieter Pfaff) ist ein dicker Berliner Kommissar mit traurigen Augen und schweren Beinen. Er weigert sich, eine Waffe zu tragen, und wenn er ermittelt, wirkt er manchmal behäbig und sanft, er kann aber auch wendig, rigoros und hartnäckig sein. Seit seine Frau Selbstmord begangen hat, gibt es für ihn nur noch seinen Beruf. Bei den Ermittlungen unterstützen ihn Karsten Rohde (Benno Fürmann), der oft etwas voreilig agiert, die unsichere Vera Kowalski (Petra Kleinert) und Norbert Wachutka (Achim Grubel). Ab Folge 8 ändert sich die Zusammensetzung der Mitarbeiter ein paar Mal: Rohde und Kowalski sind weg, eine Folge lang ist Bettina Beermann (Dorkas Kiefer) dabei, dann kommen nacheinander Kerstin Sprenger (Gesche Tebbenhoff) und Falk Hofmann (Philipp Moog) dazu, und in Folge 14 ersetzt Marie Winter (Carin C. Tietze) Sprenger. Die Sonderkommission residiert in einer weißen Villa an der Spree vor den Toren Berlins (tatsächlich die Truman-Villa am Griebnitzsee in Babelsberg).

Die Figur des Sperling wurde von Pfaff selbst gemeinsam mit Rolf Basedow erfunden, Regie führte im Pilotfilm und in einigen weiteren Folgen Dominik Graf. Auf Action verzichten die Sperling-Krimis fast vollständig und setzten stattdessen auf bewusste Langsamkeit, auf Intelligenz, Witz und Psychologie sowie auf einen Antihelden als Kommissar, der immer wieder versucht einzugreifen, bevor das Schlimmste geschieht, und an seinem eigenen Scheitern verzweifelt.

Die einzelnen Filme hatten Spielfilmlänge und liefen in loser Folge als Samstagskrimi um 20.15 Uhr. Jede Folge begann mit einem Blick auf Berlin und Sperlings Worten „Schaut auf diese Stadt …“ Einige Filme wurden kurz vor der ZDF-Ausstrahlung auf arte gezeigt.

„Sperling und das Loch in der Wand“ erhielt 1997 den Grimme-Preis; „Sperling und der brennende Arm“ bekam 1999 den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie Bester Fernsehfilm/Mehrteiler, Katrin Saß wurde als beste Schauspielerin in einer Nebenrolle ausgezeichnet.

Sport ist Mord

Montag, 3. September 2007, 10:37

Seit 2007 (RTL). Halbstündige Pannen-Clipshow. Die übliche Mixtur aus Filmchen von Leuten, die stürzen oder gegen eine Wand laufen, diesmal lediglich auf Sportunfälle beschränkt. Beschränkt auch in anderer Hinsicht, denn die Show rühmt sich allen Ernstes, „die härteste Clipshow der Welt“ zu sein, weil sie auch solche Unfälle zeigt, bei denen Menschen verletzt wurden. Tolle Sache.

Läuft samstags gegen Mitternacht.

Sportschau

Samstag, 19. Mai 2007, 18:41

1961 (ARD 2); seit 1961 (ARD). Heiliges Sportmagazin am Wochenende mit Berichten über Handballländerspiele der Frauen, Amateurstraßenrennen, Rudern, die Europameisterschaft der Sandbahnfahrer und Trabrennen, nach dem Ende der Sommerpause auch über Fußball.

Die Sportschau hatte ihre Premiere am 4. Juni 1961, mitten in der fußballfreien Zeit. Die oben genannten Themen waren der Inhalt dieser ersten Sendung, die von Ernst Huberty moderiert wurde. Das ZDF gab es damals noch nicht, dennoch war die Sportschau nicht konkurrenzlos. Sie lief anfangs im Zweiten Programm der ARD, das es bis zum Start des Zweiten Deutschen Fernsehens gab, und zwar sonntags um 21.30 Uhr. Um 22.45 Uhr wurde die halbstündige Sendung im Ersten wiederholt. Nach neun Wochen kamen Ausschnitte aus Fußballspielen hinzu, das erste Spiel war Altona 93 gegen Tasmania Berlin. Die Bundesliga war noch nicht gegründet. Noch im gleichen Jahr wurde der Sendeplatz im Ersten auf 19.30 Uhr vorverlegt. Die zusätzliche Ausstrahlung in ARD 2 fand weiterhin statt.

Zur Reportermannschaft der ersten Stunde gehörten neben Huberty Adolf „Adi“ Furler, Günther Siefarth, Dieter Adler, Sammy Drechsel, Herbert Zimmermann, Heinz Eil, Harry Valérien, Armin Basche, Wim Thoelke, Rolf Kramer, Kurt Lavall, Gerd Krämer und Oskar Klose (einige von ihnen gründeten zwei Jahre später Das aktuelle Sport-Studio im ZDF). Zustande kam die Sendung auf Initiative von Robert Lembke, dem damaligen Sportkoordinator der ARD. Gesendet wurde aus Köln, verantwortlich war der WDR-Sportchef Hugo Morero.

1963 wurde die Fußballbundesliga gegründet, am 3. April 1965 gab es die Sportschau erstmals samstags mit sehr ausführlichen Bundesligaberichten, jetzt 45 Minuten lang. Sendebeginn war 17.45 Uhr, zeitgleich mit dem Schlusspfiff in den Stadien, wo die Spiele damals noch um 16.00 Uhr begannen. Um eine zeitnahe Ausstrahlung der Berichte zu ermöglichen, wurden Hubschrauber und Motorradkuriere eingesetzt, die während der Spiele mehrfach das bis dahin gedrehte Material ins nächstgelegene Funkhaus transportierten, wo es entwickelt und geschnitten wurde. Mit der Bundesliga wurde die Sportschau zur Instanz. Deutsche Männer durften am frühen Samstagabend nicht gestört werden. Um keinen Preis. Überliefert ist die Geschichte des Sportschau-Mörders: Ein Mann erdrosselte seine Frau im Affekt mit einem Staubsaugerschlauch, nachdem sie während der Sportschau direkt neben dem Fernseher angefangen hatte zu saugen.

Die Sportschau zeigte jeweils Ausschnitte aus drei, maximal vier Spielen, die schon im Vorfeld als „Spitzenspiele“ festgelegt worden waren. In den anderen Stadien waren gar keine Kameras, was zur Folge haben konnte, dass die langweiligen oder torlosen Spiele gezeigt wurden, während in den anderen Partien die Post abging. Die Ergebnisse der übrigen Spiele wurden lediglich vermeldet, die Tabelle gezeigt, dann folgte meistens noch ein Ausschnitt aus einem Zweitligaspiel, anschließend Kurzberichte über die weiteren Sportereignisse des Tages: Handball, Volleyball, Basketball, Rhythmische Sportgymnastik, Tischtennis, Schwimmen, Reiten. Wenn Adi Furler auftrat, konnten Pferde nicht weit sein.

Der Beginn der Samstagssendung wurde noch mehrmals um einige Minuten hin- und hergeschoben, befand sich aber immer in unmittelbarer Nähe zu 18.00 Uhr. Ab 1971 war die Sportschau auch wieder sonntags da, weitere Ausgaben folgten am Freitagabend mit den Berichten über die Freitagsspiele der Fußballbundesliga sowie an weiteren Werktagen in den „englischen Wochen“, wenn auch dienstags und mittwochs gespielt wurde. 1971 erfand Huberty das „Tor des Monats“, das fortan einmal im Monat sonntags aus mehreren Vorschlägen von den Fernsehzuschauern per Postkartenabstimmung gewählt wurde.

Huberty, Furler und Adler blieben über Jahrzehnte Aushängeschilder der Samstagsausgabe, es kamen noch Werner Zimmer und Hans-Joachim Rauschenbach dazu, in den 70er-Jahren Eberhard Stanjek und Klaus Schwarze und in den 80er-Jahren Heribert Faßbender, Jörg Wontorra, Manfred Vorderwülbecke und Gerd Rubenbauer. Huberty musste 1982 wegen einer ungeklärten Spesenaffäre gehen, Faßbender wurde sein Nachfolger. Furler trat erst 1995 nach 5000 Sendungen (inklusive Sonntags- und Wochenendausgaben) ab.

Der lange Zeit unverrückbare Status der Sportschau drohte zum ersten Mal 1988 ins Wanken zu geraten. Das Privatfernsehen begann sich für die immer teurer werdenden Rechte an der Fußballbundesliga zu interessieren, und RTL startete seine eigene Fußballshow Anpfiff, die jedoch nur über einen Teil der Erstausstrahlungsrechte verfügte und der Sportschau nichts anhaben konnte, die ebenfalls weiterhin bewegte Bilder zeigte. Erst 1992 wurde die Sportschau – was Fußball anging – bedeutungslos: Sat.1 hielt jetzt die Erstausstrahlungsrechte exklusiv und setzte der Sportschau eine große Show namens ran entgegen, in der erstmals alle Spiele gezeigt wurden.

Das, was von der Sportschau übrig geblieben war, vermeldete nun schon wenige Minuten nach Spielende die Ergebnisse und zeigte später einige Standbilder. Andere Sportarten rückten zwangsläufig wieder in den Vordergrund. Während dieser zuschauerarmen Phase geschah das Unglaubliche: Eine Frau moderierte die Sportschau! Es war das Jahr 1999, und vor Anne Will hatte dies tatsächlich keine Frau tun dürfen. Auch die Zeit von Waldemar Hartmann als Moderator fiel in diese Phase. Um den berühmten Sendetitel am Leben zu erhalten, wurden nun Live-Übertragungen sportlicher Ereignisse unter dem Titel Sportschau live oder Sportschau extra gesendet.

2003 wurden Sat.1 die Rechte zu teuer, und die Bundesliga kehrte zurück ins Erste und damit in die komplett modernisierte, jetzt 90‑minütige Sportschau, die eher wie ein leicht überarbeitetes ran als wie eine generalüberholte Sportschau wirkte. Als Moderatoren wechselten sich jetzt Gerhard Delling und Reinhold Beckmann ab, ab 2004 auch Monica Lierhaus. Beckmann und Lierhaus hatten bereits ran moderiert.

Auch in der ARD gab es nun alle Spiele des Tages, dazu Statistiken, Gewinnspiele, Interviews, plakative Überschriften („Die Abrechnung!“) und Werbepausen. Im Verhältnis zur Gesamtsendezeit nahmen die Fußballberichte jedoch einen höheren Stellenwert ein als zuvor in Sat.1. Die Zuschauer dankten es der ARD, der Erfolg kehrte zurück, die Einschaltquoten der Sportschau übertrafen die der letzten Jahre von ran problemlos.

Star der Show: Lebe deine Woche!

Freitag, 5. September 2008, 22:50

Zwei neue Shows begannen heute um 21.15 Uhr zeitgleich im deutschen Privatfernsehen: Die Show der Woche, ein Wochenrückblick bei RTL, und Lebe deinen Star!, eine Doppelgänger-Meisterschaft in Sat.1.
Ein Hin- und Herschalt-Protokoll.

21.13 Uhr: Gleich geht’s los. Die RTL-Show mit Oliver Geissen mag ich jetzt schon lieber, denn sie ist nach 75 Minuten vorbei. Im Ernst, Sat.1, drei Stunden???

21.15 Uhr, Sat.1: Die Ankündigung im Vorspann der Double-Show verspricht u.a. Amy Winehouse und Tina Turner auf einer Bühne. Geht’s wirklich um Doppelgänger oder darum, wer die meisten Vögel in seiner Frisur verstecken kann?

21.16 Uhr, Sat.1: Hella von Sinnen hat ordentlich abgenommen. Oder wer ist die blonde Frau, die neben Hugo Egon Balder moderiert? Ach so, Mirjam Weichselbraun. Von mir aus.

21.17 Uhr, RTL: Geissen zeigt lustige Pannenvideos. Ein Hochspringer scheitert. Hahahahahaha! Vielleicht ist das bei RTL die Double-Show, und nicht die in Sat.1. Sieht zumindest bis jetzt wie die Kopie von tausend anderen Shows aus.

21.20 Uhr, Sat.1: Verona Pooth. Die echte. Und der echte Sohn von Art Garfunkel, der spricht, als ernähre er sich ausschließlich von Helium. Dann ein Film über ABBA. Balder doubelt seine eigenen Hit-Giganten.

21.22 Uhr, RTL: Thema ist der Gewichtheber Matthias Steiner und sein bewegender Olympiasieg. Ach so, die Show der Woche ist gar kein Rückblick auf die aktuelle Woche, sondern auf irgendeine.

21.24 Uhr, RTL: Matthias Steiner kommt zum persönlichen Talk. Ich verstehe: Jauchs Jahresrückblick kommt jetzt wöchentlich mit Geissen. Vielleicht muss Jauch dann am Jahresende nur noch das Beste aus der Geissen-Show zeigen.

21.25 Uhr, Sat.1: ABBA-Doppelgänger treten auf. Ah, die Show ist also ein Double der Rudi Carrell Show.


Es gibt leider überhaupt keine schönen, interessanten, aufregenden, aussagekräftigen oder unterhaltsamen Bilder aus einer der beiden Shows. Sehen Sie stattdessen Wassertiere. Tiere gehen ja immer.

21.27 Uhr, RTL: Niedlichkeitsoffensive. Ein Kind stellt Passanten Fragen aus dem Einbürgerungstest. Schnell weg.

21.28 Uhr, Sat.1: Mirjam Weichselbraun zu einem ABBA-B: „Du hast ja mehr Haare auf der Brust als Hugo auf dem Kopf.“ Schnell zurück zu dem niedlichen Kind.

21.29 Uhr, RTL: Zu spät. Jetzt geht’s schon um zwei Leute, die eine Woche in einem leeren Raum verbringen und sich ausschließlich kostenlos übers Internet ernähren müssen. Man kann der Show nicht vorwerfen, sie würde jedes Thema zu lange zerreden.

21.32 Uhr, Sat.1: Der Vorspann von Der Prinz von Bel-Air läuft. Cool! Ich bleibe dran.

21.32 Uhr, Sat.1: Pech, es ist wieder nur so ein Einführungsfilm für ein Will-Smith-Double. Aber erst Werbung.

21.34 Uhr, RTL: Zwei Menschen in einem leeren Zimmer sitzen vor einem Computer, öden sich an und sind gereizt. Laaangweilig!

21.37 Uhr, Vox: Werbung für die Kocharena. Aber das ist heute nicht das Thema.

21.38 Uhr, RTL: Matthias Steiner sitzt noch zum Talk da. Sehr sympathischer Mann. Dann Klatsch und Tratsch der Woche in einem auf lustig gemachten Einspielfilm. Und Pol Pot Paul Potts bei The Dome.

21.40 Uhr, Sat.1: Es geht weiter. Der falsche Will Smith erinnert tatsächlich ein bisschen an Will Smith. Vielleicht habe ich mir vorhin nur eingebildet, dass ABBA nicht die geringste Ähnlichkeit mit ABBA hatte. Dann singt der falsche Will Smith und klingt nicht im Geringsten wie Will Smith. Da klang Falsch-ABBA dem Original schon ähnlicher. Aber für mich hören sich auch alle Weißen gleich an.

21.43 Uhr, RTL: Kaya Yanar erzählt Witze. Sind auch nicht unbedingt aus der aktuellen Woche, aber deutlich frischer als die von Mario Barth, der sonst so oft auf diesem Sendeplatz zu sehen ist.

21.46 Uhr, Sat.1: Jeanette Biedermann ist auch da. Die echte. Sie sitzt auf der Couch, um mit Balder alles zu zerreden. Hat die gleiche Stimmlage wie James Garfunkel. Als beide miteinander sprechen, hört man keinen Unterschied.

21.47 Uhr, RTL: Ist RTL jetzt werbefrei? Lustig, wenn man sich über übel platzierte Werbeblöcke mitten in Spielhandlung beschwert, heißt es immer, man sei gesetzlich sehr eingeschränkt in der zeitlichen Platzierung der Werbung. In so einer Freitagabendshow kann man den Block aber wohl erst bequem nach 33 Minuten senden, oder wann immer man Bock hat.

21.48 Uhr, RTL: Nämlich jetzt.

21.50 Uhr, Sat.1: Das Udo-Lindenberg-Double sieht aus wie Udo Lindenberg, aber das ist ja nicht schwer. Er klingt auch wie Udo Lindenberg. Aber das ist ja auch nicht schwer. In der Imitatorenschule ist Udo normalerweise Lektion 1, zum Warmwerden.

21.55 Uhr, Sat.1: Verona Pooth: „Überlegt mal, ihr sucht ein Double für mich! Was macht ihr denn dann? … Warum lacht ihr denn jetzt alle?“ Dann Werbung.

21.57 Uhr, RTL: „Gimmick der Woche“: Kaya und Oli testen zwei Massagestühle eines amerikanischen Shoppingsenders. Ich bekomme nur noch den Rest mit. Man muss wohl dabei gewesen sein.

21.59 Uhr, RTL: Die Kinocharts der Woche. Clips aus den erfolgreichsten Filmen. Ja… Ein bisschen wie Fernsehen der 80er mit Sabine Sauer. Wirkt komisch, aber warum nicht?

22.00 Uhr, RTL: Pierce Brosnan singt „Mamma Mia“ auf Platz 3. Darum nicht!

22.02 Uhr, RTL: Geissen, Yanar und Steiner sitzen auf einer Couchecke und reden über die gerade gesehenen Clips. Irgendwo habe ich auch dieses Konzept schon mal gesehen.

22.03 Uhr, RTL: Fantastisches Jubiläum: 50 Jahre Radarfalle! Diese Fernsehleute berichten über dieselben weltbewegenden Themen wie die Morningshows im Radio.

22.04 Uhr, RTL: Versteckte Kamera: Eine eigens installierte Radarfalle blitzt Radfahrer und Fußgänger, die von einem „Polizisten“ gestellt werden. Nette Idee. Ich habe mich schon immer gefragt, ob man mit seinem Fahrrad eigentlich legal durch eine Spielstraße fahren darf.

22.08 Uhr, RTL: Überraschendes Ende des Einspielfilms: Der falsche Polizist wird von zwei echten Zivilpolizisten gestellt und aufgefordert, seinen Schabernack zu beenden. Das ist tatsächlich mal sehr lustig, wenn auch nicht so geplant. Aber schön, dass es gezeigt wird.

22.10 Uhr, RTL: Nach dem Kino nun die Top 5 der Musikcharts. Konsequent. Ich stelle fest, dass ich seit etwa einer Viertelstunde kein Bedürfnis hatte, mal nachzuschauen, ob in Sat.1 die Werbepause schon vorbei ist.

22.11 Uhr, Sat.1: Ist sie. Schade.

22.12 Uhr, RTL: Thomas Godoj singt ein neues deutsches Lied. Nicht halb so live wie die Sat.1-Doppelgänger, aber auch noch nicht halb so ausgelutscht wie deren Lieder und Stars.

22.13 Uhr, Sat.1: Jon Bon Jovi. Eben. Oder wie Frau Weichselbraun sagt: Tschon äh Bon äh Tschovi. Ich mag Bon Jovi ja, aber dann doch lieber ein Original als ein Double, selbst wenn das Original Thomas Godoj ist. Der wird übrigens Vater, erfahre ich. Sagenhaft. Werbung.

22.18 Uhr, Sat.1: Mit der richtigen Frisur und einer Sonnenbrille sieht vermutlich jeder aus wie Tschon äh Bon äh Tschovi. Sonnenbrillen verdecken das Gesicht ja ganz praktisch.

22.22 Uhr, Sat.1: Filmchen über Justin Timberlake. Verzeihung: Tschustin äh Timberlake. James Garfunkel quietscht seine Meinung zu Justin Timberlake, aber leider können seine Stimmfrequenz nur Hunde hören. Und kann Mirtscham Weichselbraun mal jemand beibringen, wie man ein weiches englisches J spricht?

22.26 Uhr, RTL: Die Kandidaten in dem leeren Raum sind immer noch nicht verhungert, aber weiterhin langweilig.

22.29 Uhr, RTL: Die Show der Woche ist vorbei. Aus aktuellem Anlass schalte ich auch Lebe deinen Star! aus, da ist eh gerade Werbung. Im Vergleich wirkte Die Show der Woche zumindest im letzten Drittel recht unterhaltsam, aber wer weiß, wenn ich die Show von Anfang an ohne Wegschalten gesehen hätte, ob ich überhaupt so lange drangeblieben wäre.

Star Search

Samstag, 10. Februar 2007, 22:28

2003–2004 (Sat.1). Talentshow mit Kai Pflaume.

Über mehrere Wochen wird in vier Kategorien jeweils ein Sieger gesucht: Musiker (ab 16 Jahre), Musiker (10 bis 15 Jahre), Comedian und Model. In jeder Kategorie kämpfen 16 Kandidaten um den Sieg, jeweils zwei treten im Ausscheidungsverfahren gegeneinander an. Eine Prominentenjury (Hugo Egon Balder, Jeanette Biedermann, Alexandra Kamp sowie ein wechselnder Gast) und das Fernsehpublikum per Telefonabstimmung beurteilen die Nachwuchskünstler. Die Summe aus Jury‑ und Zuschauervotum bestimmt, wer in die nächste Runde kommt. Die Sieger erhalten je nach Kategorie einen Plattenvertrag, eine Ausbildungsfinanzierung, einen Vertrag mit einer Modelagentur inklusive Fotoshooting bzw. eine eigene Comedyshow in Sat.1.

Die Show lief in der ersten Staffel samstags und sonntags um 19.00 Uhr und war jeweils 75 Minuten lang, außerdem freitags um 20.15 Uhr mit 90 Minuten Länge. Sie war eine Adaption der gleichnamigen US-Show, die dort wie hier auf den Zug der erfolgreichen Talentshow Deutschland sucht den Superstar aufspringen wollte. In den USA hatte es die Show zwar schon lange vor „American Idol“ gegeben, war aber längst abgesetzt und erst später wieder reanimiert worden. Sat.1 erreichte sehr passable Einschaltquoten.

Die Sieger der ersten Staffel im Sommer 2003 (Finale am 10. August) waren die Sänger Martin Kesici und der zwölfjährige Daniel Siegert, das Model Maureen Sauter und der Komiker Ingo Oschmann. Kesicis erste Single „Angel Of Berlin“ erreichte Anfang September Platz eins in den deutschen Charts. Der im Halbfinale ausgeschiedene Michael Wurst wurde im Oktober Star seiner eigenen Sat.1-Doku-Soap Familie Wurst, Oschmann erhielt später seine eigene Show Wenn Sie lachen, ist es Oschmann.

Die zweite Staffel ab April 2004 lief mit jeweils abendfüllenden Shows donnerstags bis sonntags, ab dem Viertelfinale nur noch donnerstags und sonntags um 20.15 Uhr, außerdem inflationierte Sat.1 die Berichterstattung vorher, hinterher und nebenbei. Jetzt sah kaum noch jemand zu. Daran konnte nicht einmal die Aufregung um Alexandra Kamps Lippen etwas ändern bzw. um die Frage, ob und wie Hugo Egon Balder und der Sender sich über die Frage ihrer Echtheit äußern dürfen (die häufigste Zeitungsüberschrift zu diesem Thema lautete: „Lippenbekenntnisse“). Am Ende eines verwirrenden Streits feuerte Sat.1 öffentlichkeitswirksam Kamp und ersetzte sie durch das Model Eva Padberg. Bei den Musikern gewannen Florence Joy Büttner und die elfjährige Maresa Maisenbacher, Oliver Tienken siegte in der Model- und Oliver Beerhenke in der Comedykategorie (Finale am 20. Mai 2004).

Jeweils eine Woche nach dem Finale traten die Sieger noch einmal in einer großen Abendshow gemeinsam auf.

Stark(e)s Programm

Montag, 14. Januar 2008, 07:08

Man könnte mit dem Vergleich mit Dr. House beginnen, doch das würde dem Anwaltskrimi Shark nicht gerecht. In gewissen Punkten erinnert dieser Sebastian Stark, Spitzname „Shark“, zwar an Gregory House, doch die Unterschiede überwiegen. Stark ist ein ganz anderes Arschloch. Er ist ein Arschloch aus freien Stücken, ohne Schmerzen. Er ist ein Arschloch, weil es ihn beruflich weiterbringt. House ist das Arschloch aus Schmerz, dessen Art ihm im Arztberuf eher hinderlich ist. Und jetzt ist das böse Wort Arschloch aber auch oft genug gefallen.

James Woods ist Sebastian Stark. Stark ist Anwalt. Als Strafverteidiger der bösesten Buben machte ihn seine kompromisslose Art berühmt. Noch mehr aber wurde er durch seine Bilanz berühmt: Stark verliert nicht. Er paukt alle raus. Wäre es nicht toll, so ein Typ würde für die gute Seite arbeiten? Eben. Und da beginnt die Serie: Sebastian Stark wechselt die Seiten, arbeitet fortan für die Staatsanwaltschaft, behält aber seine bisherige Arbeitsweise bei. Das ist für die gute Seite natürlich manchmal problematisch, weil diese Arbeitsweise nicht zwingend mit dem Gesetz in Einklang zu bringen ist.

Hier gibt es wieder eine Gemeinsamkeit mit Dr. House: Beide kommen mit fragwürdigen Methoden zum gewünschten Ziel, und schon ist ihre Arroganz vergessen. Doch es gibt auch eine Gemeinsamkeit mit Edgar Selge im Polizeiruf 110: James Woods als Star der Serie ist so stark, dass nicht einmal Michaela May an seiner Seite stören würde. Stark hat zwar eine ganze Gruppe Lakaien um sich herum, die für ihn die Laufarbeit machen, und die Autoren machen sich sogar die Mühe, deren Charaktere zaghaft zu erforschen, doch es ist nicht zu übersehen: Shark ist eine One-Man-Show. Das Ensemble ist völlig egal. Nach Ansicht der ersten zehn Folgen kann ich aus dem Stand noch immer keinen einzigen Namen eines Teammitglieds nennen. Nur den der Tochter: Julie.

Jawohl, denn Shark hat tatsächlich noch eine zweite Facette: Unter den schnellen Krimi mischt sich eine Familienserie: Denn Teenie Julie entscheidet sich unerwartet, ihre Mutter zu verlassen und bei ihrem geschiedenen Vater einzuziehen, und mit dieser ungewohnten Vaterrolle kann der harte Macho mit den wechselnden Freundinnen überhaupt nicht umgehen. Das heißt nicht, dass er nicht bereit ist zu lernen…

Das Fazit ist trotzdem: Wer Dr. House mag, müsste auch Shark mögen. Und in die erfolgreichen Vox-Krimis reiht sich die neue Serie ohnehin prima ein, denn sie ist im Wesentlichen das, was die meisten Vox-Serien sind: Ein unauffälliger Sensationserfolg. Vox zeigt selten Serien, um die es einen großen Hype gab. Vox-Serien sind zurückhaltend, aber erfolgreich. Vox hat keine Desperate Housewives, Vox hat Criminal Intent, und trotzdem genauso gute Quoten. Das viel gepriesene 24 lief zeitgleich woanders, aber mehr Zuschauer sahen Boston Legal auf Vox. Und die als Kultserie gehandelte Dauerverwirrung in Lost unterlag Woche für Woche dem stringenten und konstanten CSI: NY.

Die Fernsehsaison 2006/2007 brachte in den USA einen neuen Fanfavoriten hervor, um den der Hype enorm war. Die Serie zierte die Cover fast aller relevanten Zeitschriften, die Hauptdarsteller wurden in den populärsten Talkshows gefeiert, ein Merchandising-Imperium aufgebaut, und um Platz für alle mit der Serie verbundenen Diskussionen und Theorien zu haben, musste das Internet vermutlich anbauen. Diese Serie war Heroes. Der nach Zuschauerzahlen erfolgreichste Neustart der Saison war Shark.

Shark, montags um 21.05 Uhr bei Vox.

Subito

Freitag, 17. Juli 2009, 18:44

1995 (ARD). „Die Sendung zum Gerät“. Satirisches Magazin mit Werner Sobotka und der Wiener Kabarettgruppe Die Hektiker.

Sie nehmen die Marotten des modernen Fernsehens auf die Schippe: Live-Schaltungen, Wackelkameras, Straßeninterviews. Als „TV-Fahnder“ karikiert Maximilian Schmidt die pseudoinvestigativen Aufklärer der Boulevardmagazine, es gibt Parodien auf Politiker und Prominente und Witzinterviews mit den Originalen. „Talk im Sturz“ ist der Titel einer Rubrik mit „Europas härtestem Prominenteninterview“, das in einer Achterbahn mit Looping geführt wird. Regelmäßig tritt Hans-Werner Olm auf und parodiert Ost- und Westberliner.

Mit der Sendung wollte die ARD das durch das Ende von Schmidteinander entstandene Witz- und Satireloch füllen, ließ von jeder der fünf beteiligten Anstalten Beiträge zuliefern und erntete für das Ergebnis nur Spott und Entsetzen. Wie die meisten Versuche des Fernsehens, sich selbst zu parodieren, ging auch dieser schief. Nach sieben Ausgaben beschlossen die Programmdirektoren das Aus der Sendung. Subito lief im Wechsel mit dem Scheibenwischer 14-täglich am späten Samstagabend, nach dem Wort zum Sonntag.

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