Nürnberger Schnauzen
Seit 2008 (ZDF). Zoo-Doku-Soap aus dem Nürnberger Zoo. Sechste ZDF-Variante von Elefant, Tiger & Co. Diesmal hatte das ZDF Glück, dass wenige Tage vor dem Sendestart in just diesem Zoo ein total süüüüüßes Eisbärenbaby namens Flocke geboren worden und am Leben geblieben war, das Zeitungen und Boulevardmagazine gefüllt hatte. Aus diesem Anlass zog das ZDF den ohnehin geplanten Start kurzfristig um eine Woche vor.
Läuft werktags um 15.15 Uhr.
Na also!
1995 (RTL 2). Wöchentliche Live-Show mit Musik, Talk und Gästen, die kuriose Dinge konnten, z. B. ihre Hand um 360 Grad drehen oder eine Flamme mit dem Ohr auspusten. Dieter Moor moderierte diesen Abklatsch von Na sowas! im Studio, Gundis Zámbó war draußen unterwegs und leitete „die Jagd nach dem Handy“, bei der die Zuschauer ein von einem freundlichen Sponsor zur Verfügung gestelltes Mobiltelefon finden mussten, das irgendwo in einer deutschen Stadt versteckt war.
Die Show lief erfolglos am frühen Samstagabend.
Na siehste
1987–1989 (ZDF). Personalityshow, moderiert von Günther Jauch, mit Musik, Gästen und Kuriosem.
Nachdem sein Freund und Kollege Thomas Gottschalk das erfolgreiche Na sowas! aufgegeben hatte, um Wetten, dass …? zu moderieren, übernahm Jauch einfach das Sendungskonzept, das sich als beliebig genug entpuppte, um sich dem neuen Moderator perfekt anzupassen. Unter Jauch wurde die Show ein wenig journalistischer und nahm schon einiges von dem Infotainment vorweg, das Jauch später jahrelang bei Stern TV präsentieren würde.
Na siehste war ursprünglich eine tägliche Nachmittagsshow auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin, die Gottschalk im Sommer 1987 mit Jauch als Außenreporter moderierte. Ab November 1987 lief die dreiviertelstündige Show meist monatlich mittwochs um 19.30 Uhr mit Jauch. Als Titelmusik diente „Out Of The Darkness“ von Little Steven.
Na sowas!
1982–1987 (ZDF). Personalityshow mit Thomas Gottschalk und bunt gemischten Gästen.
In der Sendung traten Musiker auf, prominente Interviewpartner und unbekannte Menschen, die etwas Besonderes konnten. So machten Menschen auf Gießkannen Musik oder führten Tricks mit Tieren vor. Einen Skandal verursachte Gottschalk, als er einer Rentnerin, die gerade artistische Kunststücke in leichter Bekleidung vollführt hatte, hinterher rief, sie solle aufpassen, in dem Alter könne man sich leicht die Eierstöcke erkälten. Später beschrieb Gottschalk das Prinzip der Sendung treffend so: „Da haben die Redakteure irgendeinen Menschen eingeladen, der behauptet hatte, seine Vögel könnten sprechen. Dann kam ein freundlicher, älterer Langweiler, der vier Piepmätze dabeihatte, die überhaupt nichts konnten. Der eine hat mir auf den Finger geschissen, das war der Höhepunkt der Sendung. Aber damit habe ich zwölf Minuten Programm gemacht und unglaubliche Quoten.“
Die erfolgreiche dreiviertelstündige Live-Show lief im Wechsel mit anderen Sendungen insgesamt 75 mal samstags um 19.30 Uhr. Gottschalk wurde mit ihr zum ganz großen Fernsehstar. Und genau das war der Grund für ihre Einstellung im März 1987. Gottschalk war inzwischen so beliebt, dass man ihm die Moderation der erfolgreichsten ZDF-Show Wetten, dass …? zutraute. Um Zeit für die neue Sendung zu haben, gab Gottschalk Na sowas! auf. Sein Freund Günther Jauch moderierte kurz darauf eine ähnliche Show unter dem Titel Na siehste, RTL 2 versuchte es Jahre später noch einmal unter dem Titel Na also!.
Die markante Titelmusik „1980-F“ kam von After The Fire.
Nach MTV kräht kein Hahn
Der ehemalige Fernsehsender Musiksender MTV möchte sich seine Musikkompetenz wohl im Internet zurückerobern. Schon seit Sommer zeigt MTV online nicht nur Videos aus den aktuellen Charts, sondern zum Beispiel auch den schönen Song „You Can’t Count On Me“ der großartigen Gruppe Counting Crows. Die hatten in Deutschland nie einen wirklichen Hit; ihre bekanntesten Songs sind vermutlich die Joni-Mitchell-Coverversion „Big Yellow Taxi“ aus dem Film „Ein Chef zum Verlieben“, „Accidentally In Love“ aus dem Film „Shrek 2“ und „Mr. Jones“ aus dem Radio.
Umso erfreulicher, dass MTV ausgerechnet einen unbekannten Hit über Monate fördert, der nie in den Charts war, und nicht nur dem Mainstream nachrennt. Die Frage ist allerdings: Warum findet man dieses Video dann ausgerechnet in den Charts – und zwar in den aktuellen? Vor einigen Wochen sogar in den Top 10?
Wurde der Song in einem Film verwendet? In einem Werbespot? In einer Castingshow gesungen? Und kam deshalb erstmals in die Charts?
Nichts dergleichen? Ach, schade. Das macht die Sache traurig. Denn dann ist die Präsenz der Counting Crows doch nur ein blöder Fehler an einer Stelle, an die eigentlich der Hit „Du“ des Rappers Cro gehört. Der war im Sommer überall in Deutschland ein großer Hit – außer bei MTV.de, wo der Fehler vielleicht durch eine falsche Autovervollständigung in irgendeinem System entstand und seitdem mitgeschleppt wird, weil natürlich niemand beim MTV die eigene Homepage liest. Aber ich bin sicher, sobald mal ein Nutzer darauf aufmerksam macht, wird der Fehler zügig korrigiert.
Nicht. Aha.
Nach Switch switch zu Switch
Die hervorragende Fernsehparodie Switch Reloaded ist mittlerweile so populär, dass ganze Themenabende um sie herum gestrickt werden. Man kennt das ja von den Sensationserfolgen. Beim Finale von Sex And The City zelebrierte ProSieben eine große Abschiedgala, bei der die eigentliche letzte Episode nur einen kleinen Teil in der Mitte ausmachte. Und wenn RTL am 3. Oktober um 20.15 Uhr zeigt, wie Mario Barth vor 70.000 Menschen im Berliner Olympiastadion hundert Jahre alte Männer-Frauen-Witze erzählt, gibt es vorher einen 70-minütigen Countdown zur Ausstrahlung und am späten Abend eine Aftershow-Party.
Gestern also folgte nach dem Ende von Switch Reloaded ein Talk mit den Hauptdarstellern Martina Hill, Bernhard Hoëcker und Peter Nottmeier. Denn es ist ja immer ganz spritzig, eine halbe Stunde lang theoretisch über Humor zu lamentieren.
Das Ziel solcher Umfeldprogrammierungen ist logischerweise, die Zuschauer der eigentlichen Sendung mit ins Rahmenprogramm zu ziehen, und das hat gestern ganz wunderbar geklappt: 1,5 Millionen Zuschauer sahen Switch Reloaded und sogar 1,6 Millionen den Talk danach. Man kann also…
Wie bitte?
Entschuldigung.
Ich höre gerade, dass es keine nennenswerte Überschneidung zwischen diesen beiden Zuschauermengen gab, weil Switch Reloaded wie üblich auf ProSieben lief, der anschließende Talk aber bei Markus Lanz im ZDF.
Ja, gut, sicherlich. Wenn man keine eigenen Comedystars hat, die man in so eine Sendung einladen könnte…
Fotos: ZDF/Wolfgang Lehmann
Die Switch-Talkrunde ist mit einigen ruppigen Schnitten in der ZDF-Mediathek online, die wesentlich unterhaltsamere Switch-Episode gibt’s in voller Länge ebenfalls online bei ProSieben.
Zusatzaufgabe: Sagen Sie die Überschrift zu diesem Text zehnmal hintereinander schnell laut auf.
Nachmittags in die USA
Kann es sein, dass nach der Primetime bald auch in der Daytime wieder US-Serien kommen? Wenn das doch abends so gut funktioniert, warum sollte das tagsüber anders sein? Früher kamen mittags doch auch immer US-Serien. — Tom
Interessanterweise verabschiedet sich gerade einer der letzten Sender, die bis vor kurzem noch das ganze Nachmittagsprogramm mit US-Serien gefüllt haben, davon. Vox hat den 17.00-Uhr-Termin schon vor einiger Zeit und den 16.00-Uhr-Termin gerade erst mit Dokusoaps neu besetzt, die auffallend gute Einschaltquoten erreichen. Ebenso auffallend ist aber in der Tat der Erfolg von Charmed — Zauberhafte Hexen werktags um 16.00 Uhr auf Pro Sieben, wo vorher viel zu lange hirnrissige Talk- und Realityshows gezeigt worden waren. Das Problem ist: Woher sollen die US-Serien kommen? Sicher, früher liefen viele im Nachmittagsprogramm, aber jetzt laufen sie ja abends. Man könnte nachmittags also schlechtere B-Ware zeigen oder dieselben Serien wie früher, aber davon nimmt ja sogar Kabel 1 allmählich Abstand. Dazu kommt, dass von einer Serie bei werktäglicher Ausstrahlung schon zum Start genug Folgen vorliegen müssen, dass die Serie nicht nach vier Wochen schon wieder vorbei ist. Populäre Serien, die bei uns oft schon starten, wenn in den USA gerade erst 20 Folgen gezeigt wurden, eignen sich daher eher für eine wöchentliche Ausstrahlung.
Immerhin eine Serie steht aber in den Startlöchern, die bisher in Deutschland nicht läuft und in den USA in diesem Monat schon ihre vierte (und womöglich letzte) Staffel beendet. Pro Sieben plant eine Ausstrahlung der High-School-Serie One Tree Hill, und vorstellbar wäre werktags nachmittags. Da sind wir dann aber in der Kategorie B-Ware.
Dauerwiederholungsschleifen erfolgreicher Primetime-Serien, die schon ein paar Jahre auf dem Buckel und genug Folgen im Archiv haben, wären eine andere Möglichkeit, z.B. CSI oder Without A Trace. Doch vor allem erstere ist ja schon für 20.15 Uhr oft zu blutig und muss geschnitten werden, am Nachmittag wäre sie also schwer vorstellbar. Zudem würde eine solche Dauerschleife den Abnutzungseffekt enorm beschleunigen und die Primetime-Ausstrahlung darunter leiden.
Nachtärzte
1980–1986 (ARD). 26-tlg. frz.-dt. Arztserie von Bernard Kouchner (Médecins de nuit; 1978 – 1986).
Der stressige Arbeitsalltag während der Nachtschicht in einem Pariser Krankenhaus. Zum Personal gehören die Ärzte Jean-François Gillot (Rémy Carpentier), Michel Lardieux (Georges Beller), Anne Odiq (Agnès Chateau), Christophe Rossin (Étienne Chicot), Alpha (Greg Germain), Hélène (Brigitte Rouan) und Patrick (Philippe Rouleau). Léone (Catherine Allégret) ist die Sekretärin, Émile (André Lacombe) betreibt die Kantine. In der zweiten Staffel sind außerdem die Berliner Ärzte Fechner (Rüdiger Kirschstein), Helmstedt (Hans-Werner Bussinger), Stein (Monika Woytowicz), Hagen (Benedict Freitag) und Lieblich (Hellmut Lange) im Einsatz.
Eine erste Staffel hatte das französische Fernsehen alleine produziert, 14 einstündige Folgen davon wurden in Deutschland im regionalen Vorabendprogramm gezeigt. Für die zweite Staffel steuerte der SFB sechs Folgen mit eigenem Ärzteteam bei. Später entstanden in Frankreich noch weitere Folgen, die hierzulande nicht mehr gezeigt wurden.
Nackte X
Die Serie beginnt mit „You Can’t Always Get What You Want“ von den Rolling Stones, ein Song, der auch die Pilotfolge von Dr. House prägte. „Californication“ von den Red Hot Chili Peppers kommt in Californication nicht vor. Keine Ahnung, ob das die Band versöhnt hätte oder nicht. Die verklagte den US-Sender Showtime nämlich im vergangenen Jahr, weil sie den Begriff „Californication“ für ihre Erfindung hielt und nicht einfach ein dahergelaufener Fernsehsender kommen und eine Serie so nennen könne.
Die zweite Staffel, die gestern in den USA anlief, heißt trotzdem noch so.
Hank und sein Agent (Evan Handler).
Fotos: RTL2
Heute beginnt bei RTL2 die erste Staffel, und das ist schön, denn Californication ist eine gute Serie, wenn man außer Sex auf wenig andere Themen Wert legt. Doch auch davon abgesehen ist Californication gut, weil es der Serie gelingt, Sex in Wort und Bild zwar das vorherrschende Thema sein zu lassen, es aber trotzdem wirken zu lassen, als stecke noch mehr drin.
Es geht um einen schreibblockierten und sexsüchtigen Schriftsteller, und hätte sein Darsteller, Akte-X-Mulder David Duchovny, sich im wahren Leben nicht schon vor einem Monat wegen seiner eigenen Sexsucht in eine Therapie begeben, sondern erst jetzt, wäre das für die Serie bestimmt eine noch bessere Werbung gewesen. Seine Figur Hank hängt noch an seiner Exfreundin, die aber einen Anderen heiraten will. Hank rät ihr davon ab.
Hank: „Hab‘ ich nicht auch ein Wörtchen mitzureden?“
Karen: „Nein!“
Hank: „Ganz sicher? Ich glaub‘ nämlich doch. Vielleicht.“
Mit Karen teilt sich Hank das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter Becca. Er bemüht sich um Erziehung. Als sie schon wieder „Fluch der Karibik“ sehen will, rät Hank:
„Willst du nicht vielleicht deinen filmischen Horizont erweitern und einen Film sehen, der auf einem Buch und nicht auf einer Freizeitparkattraktion basiert?“
Trotz der Erziehungsbemühungen gelingt es ihm nicht, sein verlottertes Privatleben vor ihr zu verbergen.
Becca: „Vater?“
Hank: „Tochter?“
Becca: „Darf ich dich was fragen? Warum ist da eine nackte Frau in deinem Zimmer? Sie hat keine Haare an der Vagina, Ist sie vielleicht krank?“
Hank: „Ich sehe nach.“
Oder vor Karen:
Karen: „Du riechst nach Muschi.“
Hank: „Dankeschön!“
Ein paar weitere schöne Dialoge machen die sehr monothematische Handlung wett, und vielleicht ist Californication wirklich, wie wiederholt zu lesen war, so eine Art Sex And The City für Männer, aber ich als Mann kann das leider nicht objektiv und seriös beurteilen. Sex And The City fand ich langweilig. Californication nicht.
Hank und seine Affäre Mia. Den Hank-Darsteller David Duchovny erkennen Sie sofort aus Akte X. Die Mia-Darstellerin womöglich erst auf den zweiten Blick: Madeline Zima spielte in den 90er-Jahren die kleine Tochter Gracie in Die Nanny.
Californication, montags um 22.15 Uhr bei RTL2.
Narren gekappt
Traditionell gibt es auch dieses Jahr wieder Ärger unter Karnevalisten. Die Mainzer Hofsänger sind beleidigt, weil sie bei der Mainzer Sitzung nur traditionell zum Finale ein paar Stimmungslieder singen, aber auf ihr ebenso traditionelles politsatirisches Potpourri verzichten sollten. Den Hofsängern war das zu wenig, also haben sie ihren Auftritt gleich ganz abgesagt. Karneval ist eben kein Spaß.
Vergangene amüsante Karnevalsskandale, Eklats und sonstige Unstimmigkeiten haben wir hier und da gesammelt, und außerdem noch da und dort.