Desperate Sex In The Netherlands

Vielleicht braucht wirklich jedes Land seine eigene Mischung aus Sex And The City und Desperate Housewives. Deutschland hat Alles außer Sex und die Niederlande haben Feine Freundinnen. Letztere zeigt ab heute das ZDF.

Bevor ich die erste Folge ansah, hatte ich Angst. Die Serie muss zwangsläufig synchronisiert worden sein, doch man kennt Linda de Mols Originalstimme noch aus der Traumhochzeit. Sie jetzt mit einer anderen Stimme zu hören, wäre komisch.
Dann die Erleichterung: Linda de Mol synchronisiert sich selbst. Und die Erkenntnis: Trotzdem komisch. Um sie herum all diese Menschen, die in dem typischen überbetonten Synchronsprecherduktus sprechen, und im Mittelpunkt eine Frau mit holländischem Akzent, die überhaupt nicht ordentlich betont.

Linda de Mol spielt die Frau eines neureichen Schlagersängers, mit dem sie in ein Schickimicki-Viertel zieht, in dem sie zunächst gar nicht willkommen ist. Bei der Ankunft vor ihrem neuen Haus, das noch eine Baustelle ist, sagt sie einen der raren amüsanten Sätze: „Das sieht ja hier aus wie im Gazastreifen“.

Dann erfährt man für etwa eine halbe Stunde etwas zu viel über das Sexualleben der Hauptfiguren, und gerade als ich dachte, ich hätte das Konzept nun verstanden, endet die erste Folge mit einem Knaller.

Ich persönlich kann mit der Serie nichts anfangen. Das ist allerdings auch mein Urteil über die anderen genannten Serien Sex And The City und Desperate Housewives. Wer die mag, könnte womöglich auch an Feine Freundinnen Spaß haben.

Feine Freundinnen, dienstags um 22.45 Uhr im ZDF.

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Michael, 10. Juli 2007, 07:06.

Man sendet dänish

Die Dänen kochen ihre Fernsehserien also auch mit den gleichen Zutaten. Als Anna Pihl ihre neue Stelle in Dänemarks größter Polizeistation in Kopenhagen antritt, sind die alteingesessenen Kollegen ihr gegenüber zunächst feindlich gestimmt.

Das ist in allen ZDF-Serien so: Die Schwarzwaldklinik, Der Landarzt, Forsthaus Falkenau. Insofern werden sich die Zuschauer nicht sonderlich umstellen müssen, wenn das ZDF heute zum ersten Mal seit  rund 15 Jahren wieder eine ausländische Produktion am Vorabend zeigt. In den 80ern war der ZDF-Vorabend noch von Serien wie Rauchende Colts, Ein Colt für alle Fälle und Die Fälle des Harry Fox geprägt, in den frühen 90ern gab es noch ALF und Inspektor Hooperman, und das war’s. Seitdem alles deutsch.

Jetzt, im Erstausstrahlungssommer 2007, in dem an vielen Stellen Neuware statt gut sortierter Wiederholungen zu sehen ist, hat das ZDF wieder auswärts eingekauft. Da es keine US-Serie ist, sondern eine dänische, ist sie nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch den ZDF-Eigenproduktionen deutlich näher ist als es US-Ware wäre, schon allein weil Häuser, Straßen und Autos in Europa europäischer aussehen als in den USA.

Anna Pihl ist Streifenpolizistin in einem dänischen Großstadtrevier und schlägt sich mit Fällen herum, die zunächst so klein und egal wirken, dass man schon eine willkürliche Aneinanderreihung von Lappalien über die Dauer der gesamten Folge befürchtet, doch dann erkennt man plötzlich einen roten Faden. In der Mitte ist die Pilotfolge schon nicht mehr langweilig und gegen Ende sogar so etwas ähnliches wie spannend.

Auf dem bisherigen Sendeplatz von Notruf Hafenkante sorgt sie zumindest für Kontinuität.

Anna Pihl – Auf Streife in Kopenhagen, donnerstags um 19.25 Uhr im ZDF.

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Michael, 28. Juni 2007, 07:12.

Merkwürdiger Montag

Mit dem Neustart seines Mystery-Montags war Pro Sieben vor einer Woche gleich dreifach erfolgreich. Sowohl das Urzeitmonster-Spektakel Primeval als auch der Runterzieher Jericho erreichten ordentliche Zuschauerzahlen, und wenig später kündigte der US-Sender CBS an, das bereits abgesetzte Jericho doch weiterführen zu wollen.

Heute glaubt Pro Sieben deshalb wohl, nun austesten zu können, wie weit sie eigentlich gehen können. Im Anschluss an diese beiden startet eine dritte neue Serie, und gegen die sind die vor einer Woche von mir verrissenen Primeval und Jericho echte Perlen.

Blade — Die Jagd geht weiter ist diplomatisch ausgedrückt ein hirnloser Dreck, und man könnte das auch drastischer formulieren, wenn man sich des vulgären Vokabulars der Serie bediente.

Noch vor dem Vorspann wird das inhaltliche Niveau deutlich: Titelfigur Blade, halb Mensch, halb Vampir, ein finsterer Schläger, vermöbelt brutal jemanden, dem er eine Information entlocken will, erhält sie schließlich, lässt von ihm ab und sagt: „Du kannst gehen.“ Sein blutendes Opfer entgegnet ungläubig: „Ist wohl ein Witz?“, Blade sagt „Ja“ und schlägt ihm den Kopf ab.

Eigentlich hätte ich an dieser Stelle schon abgeschaltet, aber es hätte ja noch besser werden können. Na ja, man kann sich ja mal irren. Die Serie ist inhaltlich, stilistisch, handwerklich und schauspielerisch schlecht, aber wenigstens auch noch schlecht synchronisiert. Oder anders ausgedrückt: Man würde sie viel eher bei RTL2 als bei Pro Sieben vermuten.

Schlimm ist, dass dieser Schmutz schon um 22.15 Uhr Sendezeit zerstört und die dritte Staffel der zwar oft verwirrenden, aber deutlich niveauvolleren Spionageserie Alias erst danach an den Start geht. Deshalb spare ich mir heute mal den fett gedruckten Sendehinweis für Blade.

Alias — Die Agentin, montags um 23.10 Uhr auf Pro Sieben.

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Michael, 11. Juni 2007, 06:39.

Trompeten und Monster

Ein Atompilz steigt auf. Die Stadt ist von der Außenwelt abgeschnitten. Was ist passiert? Ein Unfall? Krieg? Außerirdische? Ein Anschlag? Es ist bemerkenswert, wie Pro Sieben das Spiel mit der Ungewissheit, das die neue Serie Jericho anfangs treibt, schon in der Titelzeile brutal zerstört, indem der Sender dem Originaltitel den deutschen Zusatz „Der Anschlag“ verpasst. Riesenidee, oder?

Jedes Jahr werden in den USA düstere, verworrene Serien wegen Erfolglosigkeit vorzeitig abgesetzt. Das sind die Serien, mit denen Pro Sieben wenig später seinen Mystery-Montag bestückt und das für ein Prestigeobjekt hält, seit in den 90er-Jahren mit Akte X mal eine Mysteryserie erfolgreich war.

Wer wissen will, welche Serien in einigen Monaten im Nachtprogramm von Pro Sieben oder bei Kabel 1 zu sehen sein werden, der muss sich nur das heutige Primetime-Programm anschauen. Dass Jericho für die Dauer der gesamten Staffel seinen Sendeplatz behalten wird, ist unwahrscheinlich. Das lässt sich so zuverlässig vorhersagen wie Regen. Die Regenwahrscheinlichkeit berechnet sich auch ausschließlich aus Erfahrungswerten in ähnlichen Situationen. Pro Sieben hat sich in den letzten zwei Jahren mit Las Vegas, Invasion, Numb3rs, Verrückt nach Clara, 5ive Days To Midnight usw. einen Namen als der Sender gemacht, der von den meisten Serien nur noch die ersten paar Folgen zeigt. Manche kommen auf einem ungünstigeren Sendeplatz zurück, andere gar nicht. Aber das steckt ja schon im Sendernamen, der erfüllt werden will. ZDF steht für „Zweites Deutsches Fernsehen“, RTL für „Radio Télé Luxembourg“ und Pro Sieben steht eben für „Pro Erfolg sieben Flops“.

Doch fangen wir vorn an. Der neue Mystery-Montag beginnt mit Primeval — Rückkehr der Urzeitmonster. Immerhin ist hier die Wahrscheinlichkeit des hartnäckigen Durchsendens auf dem 20.15-Uhr-Sendeplatz deutlich größer, denn es handelt sich um eine englische Serie, und deshalb ist die erste Staffel nur sechs Folgen lang.
Furchteinflößende Riesenmonster von vor Millionen von Jahren haben durch ein Magnetfeld ein Tor zur Gegenwart gefunden und halten nun die Menschheit in Schach. Es gibt noch die Suche nach der Erklärung für das Phänomen und die Geschichte einer verschwundenen Ehefrau, die der Wissenschaftlerdarsteller in der Hauptrolle aufspüren will, doch vordergründig geht es in der lauten Actionserie um nichts anderes als zu zeigen, wie geil echt die Viecher aussehen, die die Trickabteilung am Rechner gebastelt hat, und mit welch tollen Spezialeffekten die alles platt machen. Wer „Jurassic Park“ oder „Godzilla“ mochte, wird an Primeval Gefallen finden.

Und wer nach dieser aufwühlenden Stunde ein wenig runterkommen muss, kann gleich dranbleiben. Jericho — Der Anschlag zieht so sehr runter wie keine andere Fernsehsendung seit der Live-Übertragung der Terroranschläge vom 11. September 2001. Die Serie ist düster und deprimierend, apokalyptisch ohne jeglichen Hoffnungsschimmer und verschwendet keine Zeit damit, mal ein paar der vielen Rätsel wirklich aufzuklären. Und schließlich, ohne Inhaltliches vorwegzunehmen, wird sie auch offen mit einem Cliffhanger enden, der nie aufgelöst wird, und damit auch nicht das große Gesamträtsel, das hinter der Serie steckt, weil sie vor wenigen Wochen vom US-Sender CBS abgesetzt wurde. Nach 22 Folgen. So lange muss es Pro Sieben erst mal schaffen.

Primeval — Rückkehr der Urzeitmonster, montags um 20.15 Uhr auf Pro Sieben.

Jericho — Der Anschlag, montags um 21.15 Uhr auf Pro Sieben.

Michael, 4. Juni 2007, 06:18.

Dealing Housewives

Der Gatte ist tot, die Serie kann beginnen. Hinterbliebene stehen gern im Mittelpunkt neuer Serien, damit die gezeigte Situation für die Beteiligten wenigstens annähernd so neu ist wie für die Zuschauer.
Die neue Serie Weeds – Kleine Deals unter Nachbarn verschwendet immerhin keine Zeit, den Tod noch umständlich zu schildern, sondern beginnt mittendrin: Die erste Trauerphase ist schon vorbei, und Witwe Nancy Botwin (Mary-Louise Parker) hat bereits einen Weg gefunden, ihre beiden Söhne nun allein durchzubringen. Um Lebensmittel, Strom- und Zahnarztrechnungen zu bezahlen, handelt sie eben mit Marihuana. Das stellt ihre anderen Eigenarten (zum Beispiel einem Zehnjährigen ein Bein zu stellen) in den Schatten, ist aber noch nicht das dunkelste Geheimnis in der Nachbarschaft. Ein ehrenwerter Stadtrat gehört zu Nancys besten Kunden, vorbildliche Gatten gehen fremd, und nur manchmal mit anderen Frauen oder Volljährigen.

Nancy dealt nur deshalb mit Drogen, weil sie eine so gute Mutter ist und es ihr um das Wohl der Kinder geht. Und nicht nur um das der eigenen: Ihrem minderjährigen Dealer-Kollegen setzt sie zu, nicht an Kinder zu verkaufen:

Nancy: „Du hast mir versprochen, keine Kinder! Ich hab‘ gehört, dass ein Zehnjähriger erwischt wurde, ein Zehnjähriger!“
Josh: „Der Junge hat mir gesagt, er sei siebenunddreißig.“

Die kurzweilige Serie von Jenji Kohan, der Schwester des Will & Grace-Erfinders David Kohan, erinnert in Anmutung, Humor und nur vordergründiger Vorstadtidylle stark an Desperate Housewives, ist aber mehr Comedy als Soap. Das Vokabular ist stellenweise unnötig ordinär, doch insgesamt sind die Themen vielseitig. Es geht neben Sex und Drogen um Probleme in der Schule und der Familie, Trauerbegleitung und Fußball. Grob umrissen. Die Gespräche zwischen der weißen Nancy und ihren schwarzen Drogenlieferanten Heylia und Conrad spielen witzig und intelligent die gegenseitigen Vorurteile aus:

Nancy: „Bescheuert, einem Dreijährigen teure Turnschuhe zu kaufen. Am nächsten Tag ist er rausgewachsen.“
Conrad: „Was, du nennst Schwarze bescheuert?“
Nancy: „Und faul, und außerdem klauen sie.“
Heylia: „Aber dafür können wir gut singen und tanzen“.
Conrad: „Weiße klauen genauso. Enron, Worldcom… Die klauen ein paar Milliarden, lassen die Kohle auf einem Bankkonto in Übersee, und dann hocken sie am Strand und zählen fleißig Scheinchen.“
Nancy: „Vielleicht sollten die Schwarzen anfangen in größerem Stil zu klauen.“

Und während sich die Lieferanten und die Dealerin gegenseitig beteuern, ihre Beziehung sei rein geschäftlicher Natur, scheint sich doch etwas Zwischenmenschliches anzubahnen, vor allem zwischen Nancy und Conrad. Wäre aber auch logisch, denn ohne anbahnende Romanze wäre so ein toter Anfangsgatte doch reine Verschwendung.

Weeds — Kleine Deals unter Nachbarn, mittwochs um 22.10 Uhr auf Pro Sieben.

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Michael, 3. April 2007, 15:13.

Neu-Ulmen

Ich war nie ein großer Fan von Christian Ulmen, als er noch bei MTV Unter Ulmen moderierte. Seine Reality-Comedyshow Mein neuer Freund war schon ziemlich gut, aber leider erfolglos. Doch heute Abend könnte ich tatsächlich ein großer Fan von Christian Ulmen werden.

In seiner ersten großen Serienrolle spielt er Max Munzl, die Titelfigur in Dr. Psycho, der wie alle Fernsehpsychologen selbst einen Hau weg hat. Von diesem oft strapazierten Klischee abgesehen ist die Serie von Stromberg-Autor Ralf Husmann aber originell geschrieben und schön umgesetzt, und Ulmen macht seine Sache großartig. Seine Figur ist zwar kompetent, offensichtlicher aber verwirrt, unbeholfen, naiv und (für die anderen Seriencharaktere) nervtötend, und bei all dem trotzdem sympathisch und glaubwürdig. Feine Sache. Unter ein schöner Erfolg für Christian Ulmen, mit seiner neuen Serie genau den Sendeplatz zurückzubekommen, den er mit Mein neuer Freund nach nur einer Folge räumen musste.

Und bleiben Sie danach unbedingt dran für Switch Reloaded.

Dr. Psycho, montags um 21.20 Uhr auf Pro Sieben.

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Michael, 26. März 2007, 08:19.

Maden in Germany

Es ist schon interessant, wie jeder abstreitet, bei CSI zu klauen. RTL beharrte ernsthaft darauf, Post Mortem sei in Wirklichkeit auf der Basis des eigenen 1997er-Fernsehfilms „Post Mortem – Der Nuttenmörder“ entstanden, und Sat.1 hat für R.I.S. – Die Sprache der Toten zumindest offiziell die italienische Serie „R.I.S. – Delitti imperfetti“ adaptiert.
Die deutsche Version startet heute im Anschluss an Navy CIS, dessen drei Buchstaben am Ende ja auch total zufällig die gleichen wie bei CSI sind, nur in anderer Reihenfolge.

R.I.S. hat viel von CSI, vom grummeligen Teamchef bis hin zu den Maden, für die er sich brennend interessiert. Was R.I.S. bislang nicht hat, sind sympathische Charaktere, für die man sich interessieren würde. Auf Dauer wird es nämlich doch lästig, als einzige Charakternuance eines Chefermittlers Verschossenheit zu haben. Der Rest des Ensembles ist ohnehin unüberschaubar. Acht Hauptpersonen werden in der Pilotfolge eingeführt, zu viele auf einmal, um sie kennenlernen oder überhaupt unterscheiden zu können. CSI baute sein Ensemble allmählich auf, was die Zurechtfindung erleichterte. Die Mordfälle müssen den Job des Zuschauerfangs also allein machen, was wohl ohnehin so vorgesehen war, denn die Inflation der forensisch-pathologischen Krimiserien zeigt, dass die Sender voller Hoffnung sind, den Zuschauern sei es völlig wurscht, wem sie bei der Verbrechensaufklärung zusehen.

Während Post Mortem bei RTL noch als gute und originelle Krimiserie durchging, wenn man so tat, als habe es CSI nie gegeben, wirkt R.I.S. sogar ohne Vorlage wie ein lauwarmer Abklatsch. Da die Serie aber quasi konkurrenzlos an den Start geht, weil um 21.15 Uhr nach dem Ende von Navy CIS die Filme aller anderen Sender schon halb vorbei sind und nirgendwo eine neue Sendung beginnt, wird auch sie wie bisher Criminal Minds vom Erfolg der vorausgehenden Serie profitieren.

R.I.S. — Die Sprache der Toten, sonntags um 21.15 Uhr in Sat.1.

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Michael, 25. März 2007, 08:59.

Eliteeinheitsbrei

Früher war Dennis Haysbert mal Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Das war in der zweiten und dritten Staffel von 24. Damals hatte er als David Palmer seinen Dienstsitz zwar in Washington, war aus unerfindlichen Gründen aber immer zufällig gerade in Los Angeles, wenn dort terroristische Akte im Gange waren.

Heute ist Dennis Haysbert einige Ränge niedriger tätig, aber weiterhin in einer Führungsposition, und weiterhin immer gerade da, wo die nationale und internationale Sicherheit bedroht ist.

Als Jonas Blane leitet er in The Unit eine geheime Eliteeinheit der amerikanischen Streitkräfte, die Terroristen und andere Verbrecher weltweit bekämpft. Und das geht so: Man fliegt, fährt, springt oder rennt eine Dreiviertelstunde lang hektisch umher, gruppiert sich schließlich um das Flugzeug, in dem sich die Terroristen verschanzt haben, und dann geht Jonas Blane rein und erschießt alle. Anschließend fährt er nach Hause, und seine Frau fragt: „Wie war’s im Büro, Liebling?“

Die Serie ist sicher kein Glanzlicht in der Riege der jüngeren amerikanischen Serien. Hier käme normalerweise ein Aber. Ich habe aber keins. Nur einen Punkt.

The Unit – Eine Frage der Ehre, heute um 23.15 Uhr, ab nächster Woche mittwochs um 22.15 Uhr in Sat.1.

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Michael, 7. März 2007, 07:25.

In Farbe. Und bunt.

Also gut, die Wiederbelebung von Pssst… ist in die Hose gegangen. Der Spaß von früher war da, die Zuschauer leider nicht. Neuer Versuch: Switch. Gemein haben beide, dass sie Relikte aus den 90er-Jahren sind und damals gar keine so außerordentlichen Publikumserfolge waren. Von ihren Fans wurden sie jedoch zum Kult erklärt. Der Unterschied ist, dass die Fernsehparodie Switch mit der kompletten Originalbesetzung zur Neuauflage antritt — unter dem beknackten Namen Switch Reloaded. Nur Bettina Lamprecht und Annette Frier, die erst in späteren Staffeln dazugekommen waren, sind nicht mehr dabei, dafür zwei Neue.

Es wird Zeit, dass Switch zurückkehrt. Seit dem Ende im Jahr 2000 blieben zu viele neue Fernsehstars unparodiert: Tim Mälzer, Florian Silbereisen, Dr. House und Monk. Und zum Glück gibt es Peter Kloeppel, Antonia Rados und Thomas Gottschalk immer noch. Zum Glück für Switch.

Switch Reloaded, montags, 22.15 Uhr auf Pro Sieben.

Nachtrag: Vielleicht liegt es ja an mir, aber ich fand das wiederbelebte Switch so genial wie früher. Ging mir ja auch bei Pssst… schon so. Deshalb lassen Sie mich kurz etwas überprüfen: Also, die Paukerfilme mit Hansi Kraus mochte ich als Achtjähriger, die gehen heute gar nicht mehr. Thomas Gottschalk hat sich auch überholt. Und die Neuauflage von Am laufenden Band mit Florian Silbereisen… reden wir besser nicht darüber. Gut, es kann also nicht nur an mir liegen.

Wer es nicht gesehen hat, findet hier einige Videos aus der Sendung. Da sehen Sie dann, dass es Switch sogar gelingt, Serien zu parodieren, die an sich schon lustig sind, wie Dr. House. Und nächste Woche sollten Sie sich dringend die ganze Sendung ansehen.

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Michael, 5. März 2007, 13:16.

Von Donna gerührt

Ordensschwester Lotte, König Herodes Antipas, der Capuccino-Mann Angelo und Johnny Flodder klären gemeinsam Verbrechen auf.

Wäre dies wirklich so, hätte die neue ZDF-Serie Donna Roma einen Platz in unseren Top 5 der bescheuertsten Krimiserien aller Zeiten verdient, die wir morgen an dieser Stelle veröffentlichen werden. Aber dies sind zum Glück nur die bisher populärsten Rollen der vier Hauptdarsteller.

Jutta Speidel ist aus Um Himmels Willen, einer der erfolgreichsten deutschen Serien der letzten zehn Jahre, ausgestiegen, um das zu spielen, was sie schon immer spielen wollte: Eine Kommissarin. Keine Nobelpreisträgerin, keine Friedenstifterin, keine Heilige, nein, eine Kommissarin. Gut, wenn das jeder macht, will man das natürlich auch. Als Berliner Kriminalpsychologin jagt sie nun per Amtshilfe in Rom raffinierte Mörder und hat dabei zwei einheimische Kollegen zur Seite, von denen einer, Luca Barbareschi, im letzten „Jesus“-Film mitspielte und der andere, Bruno Maccallini, früher seiner Nachbarin in der Fernsehwerbung verklickerte, er habe gar kein Auto und heute in der wirklichen Welt Speidels Lebensgefährte ist. In der Fernsehwelt wiederum ist Jutta Speidel gerade noch mit Johnny Flodder verheiratet, der in der wirklichen Huub Stapel heißt und in seiner neuen Rolle Konstantin.

Man ist zunächst versucht, Donna Roma als Blödsinn abzutun, denn auf den ersten Blick scheint vieles ungereimt: Warum will man uns weismachen, ein Flug von Berlin nach Rom dauere fünf Stunden? Warum sollen wir mit einer Frau sympathisieren, die in einer fremden Stadt bei den neuen Kollegen ankommt und erst mal alle barsch herumkommandiert? Warum sollen wir glauben, dass das Deutsch, das Jutta Speidel mit ihrer Familie in Berlin spricht, tatsächlich Deutsch ist, das Deutsch, das sie mit ihren Kollegen in Rom spricht, aber Italienisch? (Es werden lediglich einige obligatorische Allerweltsitalienismen wie „scusi“, „prego“, „pronto“ und „grazie“ eingestreut – nicht, dass ich mir wünschen würde, die ganze Sendung würde in italienischer Sprache gezeigt, aber es wirkt einfach komisch, wenn Jutta Speidel vom Kollegen für ihr hervorragendes Italienisch gelobt wird.) Will man uns für dumm verkaufen, wenn einerseits aus den Dialogen hervorgeht, dass die Handlung am Monatsanfang spielt, aber gleichzeitig alle Hotels ausgebucht seien, weil der Papst Geburtstag habe? (Der Papst wurde am 16. April geboren, sein Vorgänger am 18. Mai.)

Auch die Akustik ist sehr gewöhnungsbedürftig. Sie kennen doch den typischen Studioklang einer synchronisierten Serie und den typischen affektierten Tonfall deutscher Synchronsprecher? Beides steht nun leider im krassen Gegensatz zu der atmosphärischen Originaltonaufnahme, die beim Vor-Ort-Dreh tatsächlich entsteht. Hier treffen nun beide aufeinander, denn jeder Darsteller spielte in seiner Muttersprache. Auf der Presse-DVD, die das ZDF verschickt hat, sind hinten noch ein paar unsynchronisierte Originalaufnahmen, und da klingt es recht lustig, wenn Jutta Speidel eine deutsche Frage stellt und Luca Barbareschi auf Italienisch antwortet. In der TV-Fassung ist Barbareschi aber synchronisiert, Speidel nicht, und das klingt einfach merkwürdig.

Jetzt kommen wir zum großen „Aber trotzdem!“: Lässt man nämlich all diese Dinge hinter sich, was überraschend leicht fällt, ist die Serie gut. Nicht ZDF-gut, sondern gut. Also auch gut für Menschen, die sich noch selbst ernähren können, den Fernseher auch bei normaler Lautstärke hören und nicht bei der Gründung der Stadt Rom schon gelebt haben. (Ich übertreibe natürlich und entschuldige mich dafür schon jetzt beim ZDF und bei allen, die sich beleidigt fühlen könnten. Fakt ist aber: Der durchschnittliche ZDF-Zuschauer ist fast 60 Jahre alt. Bei den Zuschauern unter 50, derentwegen die Werbewirtschaft freudig im Dreieck springt, liegt das ZDF im laufenden Jahr auf Platz sechs, hinter RTL, Pro Sieben, Sat.1, der ARD und Vox. Rechnete man Wetten, dass…? heraus, sähe alles noch viel, viel düsterer aus.)

Während die meisten ZDF-Serien in den vergangenen zwanzig Jahren entweder Abwandlungen der Drombuschs, des Landarztes oder von SOKO 5113 waren, ist Donna Roma originär und originell. Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern stimmt, die im Vordergrund ebenso viel Wärme und Charme versprühen wie im Hintergrund die schönen Aufnahmen Roms, und die Fälle sind kurzweilig und die ausgefallensten seit CSI. Mit CSI hat Donna Roma aber rein gar nichts zu tun. Der Fall spielt zwar eine große Rolle, aber die Charaktere sind ebenso wichtig. Es sind extrem eigensinnige Charaktere. Sie forsch und hartnäckig, er grummelig, doch entspannt. Aber beide im Grunde freundlich und sympathisch. Und obwohl es anfangs gar nicht so aussieht, als sprühten auch in dieser Serie die obligatorischen romantischen Funken zwischen weiblichem und männlichem Hauptdarsteller, führt wohl kein Weg daran vorbei.

Donna Roma ist sehenswert – und enthält außerdem den besten Dialog der Woche:

Sie: „Tanzen Sie?“
Er: „Nein, ich trinke lieber.“

Donna Roma,
donnerstags um 20.15 Uhr im ZDF.

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Michael, 1. März 2007, 02:26.
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