Suchergebnisse:

Ganz eigene Welt

Donnerstag, 20. März 2008, 18:50

Ich weiß nicht genau, wie alt die Liste von Welt online ist, die ich heute entdeckte, denn es steht nirgendwo ein Datum, und aus den Fakten lässt sich auch nicht auf das genaue Alter schließen, denn dazu müssten welche drinstehen.

Überschrieben ist die Liste mit „Die besten 40 Sendungen der Saison 2007/08″, gelistet sind stattdessen aber die erfolgreichsten. Quelle ist der Kress-Report, dessen simple Auflistung aber natürlich nur ein Vierzigstel der Klicks generieren würde, für die eine ausschweifende Bildergalerie das Potenzial hat. Der Nachteil solcher Bildershows ist natürlich, dass man zu jedem TV-Foto eine Bildunterschrift dichten muss. Das muss jedoch kein Nachteil sein, wenn man einfach keine Gedanken daran verschwendet.

Zu Platz 1 steht da:

Laut Kress-Report sind dies die erfolgreichsten Serie der Saison 2007/08: Für 3,91 Millionen Zuschauer zählt dienstags um 21.15 Uhr nichts anderes als „Dr. House„. Der kauzige Arzt genießt schon Kultstatus!

Mal abgesehen davon, dass die „Saison“ noch gar nicht vorbei, das letzte Wort noch nicht gesprochen und die letzte Episode noch nicht gesendet ist, ist das zwar wahr, jedoch ist Kress so freundlich, eine ergänzende Angabe über die Zusammensetzung dieser Zuschauer zu machen: Es sind natürlich die 14-49-jährigen, was Welt online unterschlägt und den Eindruck erweckt, es handele sich um die Gesamtzuschauerzahl. Die liegt in Wirklichkeit bei knapp sechs Millionen.

Vor allem Thomas Gottschalk dürfte das ärgern, der auf diese Weise auf Platz 2 degradiert wurde. Er hat zwar ständig mehr als zehn Millionen Zuschauer, doch Welt online spricht ihm zwei Drittel davon ab.

Wenn Thomas Gottschalk zu Gast bittet und kuriose Wetten und internationale Gäste zu bestaunen sind, schalten 3,88 Millionen Menschen regelmäßig ein.

Zu Platz 17 (rpt.: 17) schreibt Welt online nur

Platz 9: Tine Wittler
  

Platz 28:

Nach dem Vorbild der amerikanischen „CSI„-Serien: „Post-Mortem„. Das deutsche Ermittlerteam erfreut sich wachsender Beliebtheit.

Dann hätte RTL die Serie also gar nicht wegen konstant gefallener Quoten absetzen müssen?

Platz 38:

Mirja Boes spielt „Angie„. Die zweite Staffel lief gerade erfolgreich mit 1,60 Millionen Zuschauern.

Sicher, der Erfolg muss der Grund dafür gewesen sein, dass die Serie ihren Sendeplatz räumen musste.

Und schließlich werden die Zusammenschnitte der Formel-1-Rennen als eigene Sendung unabhängig von den eigentlichen Übertragungen der Rennen gewertet.

„Formel 1 – die Highlights“ auf dem letzten Platz.
  

Letzter Platz? Oder vielleicht doch nur letzter gelisteter Platz? Gibt es wirklich nicht mehr als 40 Sendungen im deutschen Fernsehen? Ich bin sicher, wäre die Liste bis Platz 100 weitergegangen, wären darunter noch einige Sensationserfolge gewesen.

Ganz neu und doch so vertraut

Samstag, 18. September 2010, 20:25

Es hat mich schon ein bisschen überrascht, dass die erste Verleihung des Deutschen Radiopreises erst um Mitternacht als Aufzeichnung im NDR-Fernsehen gezeigt wurde und nicht live. Die Zusammenstellung der Laudatoren hatte eher nach einer Fernsehsendung ausgesehen und nicht den Eindruck erweckt, als scherten sich die Veranstalter auch nur im Entferntesten um eine interessante Zusammenstellung aus Mitarbeitern der gefeierten Branche. Stattdessen traten auf: Kim Fisher, Maybrit Illner, Thomas Herrmanns, Roman Knižka, Gesine Crukowski, Thomas Heinze, Reinhold Beckmann und sogar Christine Neubauer, also ohne Ende Schauspielerinnen und Schauspieler, Fernsehmoderatoren und Fernsehmoderatorinnen, die dann von Situationen erzählten, in denen sie mal Radio gehört haben. Das war beim Radiopreis ungefähr so logisch, als würden beim Deutschen Fernsehpreis als Laudatoren ausschließlich Fernsehzuschauer auftreten, die dann erzählen, wie sie abends auf der Couch sitzen und glotzen.

Man muss allerdings einräumen, dass auch die Radioleute selbst sich wenig um ihr eigenes Medium scherten, das die Veranstaltung flächendeckend bundesweit live übertrug. Ihre Dankesreden hatten in der Regel die doppelte Länge dessen, was bei den meisten ausstrahlenden Sendern als Maximum für Wortbeiträge erlaubt ist, und waren ferner so langweilig, dass jeder dieser Redakteure sie dem Merksatz „Im Zweifel lieber weglassen“ hätte zum Opfer fallen lassen.

Der Deutsche Radiopreis war nicht, wie es dem Thema angemessen gewesen wäre, eine Radiosendung, die eben auch im Fernsehen gezeigt wurde, sondern eine Fernsehsendung, die in ihrer ganzen Langeweile live im Radio übertragen wurde.

Dass es langweilig würde, war leider zu erwarten gewesen, seit bekannt war, dass man sich für den neuen Deutschen Radiopreis am Deutschen Fernsehpreis orientieren wolle, der sich selbst ja ebenfalls viel zu wichtig nimmt. Es wurde dann aber noch viel langweiliger, denn dass eventuell Spannung aufkommen könnte, wurde schon dadurch verhindert, dass es keine Nominierten gab, sondern jeweils nur der Preisträger bekannt gegeben wurde. Der zu allem Überfluss auch noch vorher wusste, dass er gewinnen würde. Letzteres war wohl organisatorisch nicht anders möglich, denn im Saal war neben Hans-Dietrich Genscher, Stefan Aust, Lena, Max Mutzke, Wladimir Klitschko, Reiner Calmund und den ganzen Fernsehmoderatorinnen und Schauspielerinnen beim besten Willen kein Platz für zusätzliche Radioleute.

Genau wie beim Fernsehpreis wurde man aber auch beim Radiopreis den Eindruck nicht los, dass manche der Preisträger nur ausgezeichnet wurden, damit die Preise einigermaßen gleichmäßig auf die gemeinsam veranstaltenden privaten und öffentlichen-rechtlichen Sender verteilt würden, die sich den Rest des Jahres eigentlich nur mit gegenseitiger Verachtung begegnen.

Immerhin am Ende gab es einen Sonderpreis für einen Mann, der private und öffentliche-rechtliche Sender verbindet, denn er ist nicht nur bei beiden zu hören, sondern füllt im deutschen Radio insgesamt so viel Sendezeit wie kein anderer Radiomitarbeiter irgendeines Sender jemals tat oder tun wird: Phil Collins. Das war natürlich nicht der einzige Grund, warum Phil Collins ausgezeichnet wurde. Der andere: Er war sowieso anwesend, um seine neue Single zu singen. Da konnte man für ihn auch gleich einen Sonderpreis erfinden.

Also doch alles genau wie bei deutschen Fernsehpreisen.

Ganz zu schweigen von Tom Cruise

Samstag, 24. Januar 2009, 20:51

Vor einem Jahr verlor Wetten, dass…? zum ersten Mal das Quotenrennen beim jungen Publikum, als RTL Deutschland sucht den Superstar und das Finale von Ich bin ein Star – holt mich hier raus zeitgleich dagegen programmierte. Heute schickt RTL dieses Aufgebot wieder ins Rennen, und obwohl man sich beim ZDF in aller Ruhe auf den erwartbaren Quotensieg beim Gesamtpublikum freuen und die Konkurrenz gelassen ignorieren könnte, scheint man zumindest ein bisschen nervös zu sein. Anders sind die Anspielungen auf das Gegenprogramm kaum zu erklären, und wohl auch nicht, warum ausgerechnet heute Ex-Dschungelkönigin Désireé Nick auf der ZDF-Couch sitzt. Dafür gibt es nämlich eigentlich nie einen Grund.

Schon der Ansager brüllte: „Und hier ist der Superstar im Fernsehdschungel: Thomas Gottschalk!“ Und der erste Gast Jörg Pilawa fasste in seinem ersten Satz die Show so zusammen: „Ein Theologiestudent auf allen vieren und ein schwuler Karnevalsverein, das ist besser als jedes Dschungelcamp.“

Dass man Anspielungen auf die Konkurrenz auch witzig gestalten kann, beweist jeden Abend ausgerechnet dieses Dschungelcamp. (Sonja Zietlow: „Mir reicht’s, ich gehe wieder zum Sat.1.“ Dirk Bach: „Ehrlich?“ Sonja Zietlow: „Quatsch. Warst Du schon mal in Unterföhring?“)

Um mal eine Floskel zu vermeiden: Es kann sein, dass der Schuss nach hinten losgeht. Denn wenn Wetten, dass…? nicht unterhaltsamer wird, dienen diese Hinweise vielleicht am ehesten als Erinnerung, wohin man umschalten könnte, nur falls man die Superstars und den Dschungel mal für einen Moment vergessen hat.

Wichtiger Nachtrag:

Um 22.42 Uhr mussten Wettkandidaten allen Ernstes am Geruch von Kot erkennen, welches Tier den Haufen ausgeschieden hatte. Das war ekliger als alle Dschungelprüfungen der vergangenen 16 Tage zusammen. Dies nur so als Diskussionsbeitrag, falls mal wieder ein öffentlich-rechtlicher Würdenträger das private Ekelfernsehen kritisiert.

Welch eine Scheißsendung.

Gegen den Wind

Donnerstag, 26. Februar 2009, 18:29

1995–1999 (ARD). 53‑tlg. dt. Abenteuerserie.

Niklas Andersen (Ralf Bauer), genannt Nik, und Sven Westermann (Hardy Krüger jun.) verbringen ihre Freizeit am Strand von St. Peter-Ording. Sie sind begeisterte Surfer, beste Freunde und werden schließlich sogar quasi Brüder, als Svens Vater John (Henry van Lyck) Niks Mutter Christine (Daniela Ziegler) heiratet, die die Pension „Godewind“ leitet. Nik arbeitet nach einem schweren Surfunfall eine Weile in John Westermanns Hotel, schmeißt dann aber hin und geht mit Sven gemeinsam in die Werbung. Außerdem erteilt er Surfunterricht. Britta Behrend (Julia Heinemann) ist anfangs Niks Krankengymnastin, in die sich sowohl Sven als auch Nik verlieben. Sie kommt mit Sven zusammen, trennt sich jedoch von ihm, und Nik wird ihr Freund. Rocky (Antonio Putignano) gehört die örtliche Pizzeria, er heiratet Martina (Katrin Weißer) am Tag von Johns und Christines Trauung im Rahmen einer großen Doppelhochzeit. Britta verlässt St. Peter-Ording. Svens neue Freundin Sonja (Sonja Zimmer-Storelli) kommt bei einem Motorradunfall ums Leben. Er verliebt sich später in Julia (Katja Woywood).

Auf Hawaii lernt Nik Sarah (Dennenesch Ninnig, später als Dennenesch Zoudé) kennen, die seine Freundin wird und mit ihm nach St. Peter-Ording kommt. Mit Julia und Martina gründet sie den Lokalsender Radio SPO. Nach einem Spaziergang am Strand kehrt Christine nicht nach Hause zurück und bleibt für immer verschwunden. Westermann und Nik engagieren danach Melissa (Janette Rauch) als Kindermädchen für die kleine Stine (Ricarda Reffo). Nik und Sven werden von ihren Freundinnen verlassen und verlieben sich neu, Sven in Vicky (Ursula Buschhorn), Nik in Yvonne (Julia Dahmen), die gemeinsam mit ihrem Bekannten Patrick (Marco Girnth) neu in die Stadt gekommen ist. Patrick ist ebenfalls ein hervorragender Surfer und eine echte Konkurrenz für Sven und Nik. Zur Surferclique gehören noch Tjard (Hendrik Martz), Boje (Heinrich Schmieder), Lonzo (Henry Hübchen), Tanja (Tabea Tiesler), Timo (Christian Näthe), Dennis (Patrick Harzig) und Sascha (Sandra Leonhard).

Sonne, Strand und Liebe. Geht immer. Marco Girnth blieb auch nach dem Ende der Serie Dauergast in St. Peter-Ording und drehte dort die Nachfolgeserie Die Strandclique. Die einstündigen Folgen liefen um 18.55 Uhr.

Geheimnisse unseres Universums

Donnerstag, 6. März 2008, 01:08

1999–2000 (ZDF). 45‑minütiges Wissenschaftsmagazin von und mit Joachim Bublath, der die Urknalltheorie näher betrachtete, Geheimnisse von Licht und Zeit und andere Rätsel des Weltalls erläuterte.

Sechs Folgen liefen in zwei Staffeln sonntags um 19.30 Uhr.

Geht’s noch schlimmer? Thema verfehlt UND Eigenwerbung!

Mittwoch, 26. Oktober 2011, 13:04

Es gibt was Neues:

Das Neue: Zum ersten Mal geht es in diesem Buch nicht ausschließlich ums Fernsehen.

Das Besondere: In diesem Buch stimmt noch weniger als bei Wikipedia und in der Bild-Zeitung. Und wer es kauft, wird schon bald einen großen Geldgewinn machen und später in den Himmel kommen! (Oh oh, da geht’s schon los…)

Geld oder Liebe

Sonntag, 28. Januar 2007, 14:07

1989–2001 (ARD). Große Abendspielshow mit Jürgen von der Lippe.

Spiele für Singles mit je, drei Frauen und drei Männer, die einen außergewöhnlichen Beruf, ein kurioses Hobby oder eine ungewöhnliche Fähigkeit haben. Die jeweils anderen fünf Kandidaten müssen diese aus drei vorgegebenen Möglichkeiten erraten. Von der Lippe erzählt frei, übertreibt, Fachwissen sprudelt aus ihm heraus, und nach beispielsweise einem umfassenden Biologieexkurs schließt er mit den Worten: „Aber das wissen Sie natürlich alles“. Nach der jeweiligen Raterunde folgt ein erklärender Film über das Hobby oder den Beruf oder eine Bühnenvorführung des Kandidaten.

Daneben gibt es weitere Aktionsspiele, lustige Partyspielchen, eine Mischung aus Dalli Dalli und Kindergeburtstag, die die  Kandidaten einzeln oder in wechselnden Paarungen gegeneinander bestreiten. Für richtige Antworten oder gewonnene Spiele gibt es Geld. Erst am Ende der Show werden  die erspielten Beträge eingeblendet. Die Kandidaten müssen sich dann für „Geld“ oder „Liebe“ entscheiden und ein entsprechendes Schild hochhalten.

Entscheiden sie sich für „Geld“, bekommen sie den doppelten erspielten Betrag, in der Regel zwischen 500 und 2500 Mark. Entscheiden sie sich für „Liebe“, bekommen sie ihr erspieltes Geld nicht, haben aber die Chance auf eine höhere Summe: Die Fernsehzuschauer wählen per TED das Siegerpaar des Abends. Diese beiden Sieger gewinnen je 5000 Mark. Wählt das Publikum einen Kandidaten in das Gewinnerpaar, der sich zuvor für „Geld“ entschieden hat, geht dessen Anteil in den Jackpot und erhöht die Gewinnsumme für das Siegerpaar der nächsten Sendung. Die Kandidaten, die „Liebe“ gewählt, aber nicht gewonnen haben, bekommen als Trostpreis Fanartikel von Geld oder Liebe. Über diese scherzte von der Lippe stets, dass man sie zwar nicht kaufen könne, ihr Schwarzmarktwert aber enorm hoch sei.

Von der Lippe hatte die Show gemeinsam mit Wendelin Haverkamp konzipiert. Es war eine der wenigen Sendungen im deutschen Fernsehen, die nicht von einem ausländischen Vorbild adaptiert wurden. Die jedes Mal anderen Spiele dachte sich Klaus de Rottwinkel aus, der auch die Spiele für Alles nichts oder?! erfand. Lediglich das „Kiosk-Spiel“ war eine feste Einrichtung: Ein Kandidatenpaar steht in einem Kiosk, an dessen Front über den Köpfen des Paares Begriffe erscheinen, die nur das Studiopublikum sehen kann. Das muss diese Begriffe durch Gesten oder Geräusche darstellen, und die Kandidaten müssen sie erraten. Von der Lippe bedient dabei die mechanische Begriffsanzeige mit einem großen Hebel. Weil in jeder zweiten Sendung die Anzeige oben hängen blieb und per Hand nachgeholfen werden musste, wurde nicht etwa eine computergesteuerte Digitalanzeige, sondern ein ständiger Hochsitz eingeführt. Auf dem nahm anfänglich einer der Assistenten („Die international Erfahrenen“) von der Lippes Platz, später immer ein Zuschauer, der dem Gerät den nötigen Schubs geben konnte.

Zu Beginn jeder Show erzählte Jürgen von der Lippe selbst ein paar Witze und las Witze vor, die ihm Kinder geschickt hatten. Dafür erhielten sie eine Flasche Schokolinsen, später kamen zwei Plüschtiere dazu. Zu den Maskottchen der Show waren inzwischen der Geld-Otter und der Otter Liebe geworden (die Erklärung liegt im Titel: „Geld Otter Liebe“). Weitere kleine Elemente ergänzten die Spielrunden, gerne etwa ein Fotowettbewerb, bei dem die Zuschauer zu vorgegebenen Oberthemen Bilder einsandten, denen von der Lippe dann witzige Untertitel gab. Das Saalpublikum stimmte anschließend über das Siegerbild ab.

Ein Ritual waren von der Lippes nicht enden wollende Anmoderationen für die in den Showblöcken auftretenden Künstler, deren komplette Biografie er referierte und deren Musik er stets in den allerhöchsten Tönen lobte. Der sonst scheinbar so alberne Showmaster demonstrierte durch die Auswahl der musikalischen Gäste eine enorme Musikkompetenz. Er lud überwiegend unbekannte Künstler mit eingängigen, aber anspruchsvollen Liedern ein. Der Auftritt in Geld oder Liebe bescherte vielen Musikern einen Hit in den Charts, wenn auch nicht unbedingt noch einen Folgehit. Bekannt wurden hier u. a. Soraya („Suddenly“), Natalie Imbruglia („Torn“), Jonny Lang („Lie To Me“), Dakota Moon („Another Day Goes By“) und Eagle-Eye Cherry („Save Tonight“). Geld oder Liebe war die Sendung, die – mehr noch als Wetten, dass…?Menschen dazu brachte, am folgenden Montag in die Plattenläden zu gehen.

Ein weiteres Ritual war die ausführliche Erklärung der Endziffernzuteilung für die Telefonabstimmung per TED. Bei drei männlichen und drei weiblichen Kandidaten gab es neun Möglichkeiten der Paarbildung, jede mögliche Konstellation hatte ihre eigene Endziffer. Sie waren auf einem Schaubild zugeordnet, über das von der Lippe ausführlich referierte und per Stichprobe im Studiopublikum testete, ob das nun alles verstanden worden sei. Für richtige Antworten bekamen die Zuschauer ein „Gläschen Sekt“.

Das Geheimnis der leisen Show war ihre Warmherzigkeit. Wer am Ende wie viel gewinnen würde, war die ganze Sendung über zweitrangig. Es ging darum, einen geselligen Abend mit sympathischen Gästen zu erleben, für die von der Lippe ein ähnlich aufrichtiges Interesse zeigte wie für die auftretenden Musiker. Zu den vielen Ritualen der Show gehörte auch von der Lippes Satz, wenn er jemanden verabschiedete: „Wir sehen uns ja gleich noch nach der Sendung“. Wenn er auf die Bühne kam, berührte er in einer merkwürdig liebevollen Geste die Haare mehrerer Leute im Publikum, an denen er vorbeikam. Er nannte dies „Handauflegen“. Ähnlich wie bei So isses machte die Einbeziehung der Zuschauer zu Hause durch kreative Aktionen aller Art einen wesentlichen Teil der Sendung aus.

Die Live-Sendung Geld oder Liebe lief zu Beginn donnerstags um 21.03 Uhr als 87-Minuten-Show. Im Februar 1993 wanderte sie auf den begehrten Samstagabend-Sendeplatz um 20.15 Uhr, wurde nach und nach auf etwa zwei Stunden verlängert und zu einer der erfolgreichsten Shows in der ARD. 1994  erhielt sie den Grimme-Preis.

Nach 90 Ausgaben nahm von der Lippe seinen Hut und hängte ihn zu Sat.1.

Germany’s Next Shawn Spencer

Freitag, 27. Februar 2009, 12:50

Eigentlich wollte ich über den Text zum Serienstart von The Mentalist ja „The Next Vincent Raven“ schreiben, weil es um einen Mentalisten geht. Haben Sie schon am Titel erraten, gell? Aber dann fürchtete ich, niemand würde mehr diesen Text lesen, und alle würden deshalb diese schöne Serie verpassen, die rein gar nichts mit dem Uri-Geller-Hokuspokus zu tun hat. Denn erstens ist sie unterhaltsam, und zweitens hat die Hauptfigur schon vor geraumer Zeit mit dem Betrügen aufgehört. Zudem ist sie Fiktion. (Halt, das ist die ProSieben-Realityshow ja eigentlich auch.)


Foto: Sat.1

The Mentalist ist wie viele Krimiserien: Im Grunde gewöhnliche Mordfälle werden von jemand Ungewöhnlichem aufgeklärt. Dieser war früher Betrüger, spielte Menschen vor, er könne hellsehen oder mit den Toten reden. In Wirklichkeit beobachtet er nur sehr präzise und schlussfolgert scharfsinnig. Diese Gabe nutzt er, um als Berater der Polizei bei der Aufklärung von Verbrechen zu helfen. Das liest sich exakt wie die Serie Psych, ist aber überraschenderweise ganz anders. Niemand käme auf die Idee, The Mentalist einen Schmunzelkrimi zu nennen, obwohl es selbst hier amüsante Momente gibt. Aber es geht etwas härter und weniger tollpatschig zur Sache, und der Protagonist Patrick Jane ist auch kein sympathischer Chaot, sondern ein arroganter Fatzke.

Psychologe: „Sie reden wohl nicht gern mit Ärzten?“
Patrick Jane: „Ach, die wollen immer die Klügsten im Raum sein. Stimmt doch, oder? Obwohl ich das doch bin, ist doch offensichtlich.“

Ihm dabei zuzusehen, wie er Fälle erst an sich reißt und dann aufklärt und es sich zwischendurch mit Verdächtigen und Kollegen gleichermaßen verscherzt, weil er alle durchschaut und ihre Intentionen ausspricht, bevor sie sie umsetzen können, macht großen Spaß. Aber insgesamt ist die Serie nicht so außergewöhlich, dass sie irgendjemanden verschrecken könnte. Wahrscheinlich deshalb ist sie in der USA der erfolgreichste Neustart seit Jahren. An diesem Wochenende startet sie bei uns.

The Mentalist, sonntags um 21.15 Uhr in Sat.1.

Gesundheitsmagazin Praxis

Donnerstag, 21. September 2006, 15:53

1964–2004 (ZDF). Monatliches Servicemagazin zu den Themen Gesundheit und Medizin, dessen Gründer Hans Mohl es drei Jahrzehnte lang moderierte und zum meistvertrauten Mediziner Deutschlands wurde.

Dabei war er nicht einmal Arzt. Mohl legte besonderen Wert auf Vorsorge und Früherkennung von Krankheiten, schilderte immer wieder eindringlich Symptome, die man am nächsten Morgen sogleich an sich selbst entdeckte. „Morbus Mohl“ nannten das die Ärzte, deren Wartezimmer am Tag nach der Sendung auffallend voller waren als gewöhnlich, oft sogar voller als montags. Mohl brachte seinen Zuschauern erste Hilfe nach Unfällen bei, bei Bedarf verpackt in ein Quiz, und animierte sie, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen gegen Krebs machen zu lassen. Aktionen wie „I. d. R. — Iss das Richtige“ und „Fit in 30 Tagen“ forderten zur aktiven Teilnahme auf. Er erläuterte die Folgen falscher Ernährung und des Rauchens und kurz vor den Sommerferien die Gefahren im Reiseverkehr und von Badeschäden. Natürlich hatte anschließend niemand mehr Lust auf Ferien. Bei allen Warnungen blieb Mohl selbst immer ruhig und besonnen. Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl musste er sich deshalb Beschwichtigung vorwerfen lassen. Neben der praktischen Medizin zum Selbstanwenden packte Praxis auch brisante Themen an. Ein Apothekentest deckte 1972 unzählige Fälle schlechter Beratung auf. Ein neuer Test Jahre später zeigte deutliche Verbesserungen. Im Folgejahr prangerte eine Reportage Missstände in psychiatrischen Anstalten an. Die damalige Bundesregierung gründete zur Behebung dieser Zustände eine Kommission.

Der Sendeplatz war über viele Jahre ein verlässlicher Termin. Das 45 minütige Magazin lief im ersten Jahr freitags gegen 21.30 Uhr, dann für jeweils 18 Jahre montags um 20.15 Uhr und mittwochs um 21.00 Uhr.

Mohl, der auch Mitgründer und Vorsitzender der Aktion Sorgenkind war, erhielt für seine Leistungen etliche Auszeichnungen, darunter 1974 den Grimme-Preis mit Bronze und das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. 1980 verlieh ihm die Universität Erlangen-Nürnberg als erstem Journalisten den Ehrendoktortitel. Nach 375 Sendungen und 30 vollen Jahren ging Mohl im Dezember 1993 in den Ruhestand. Dr. Christian Floto übernahm. Ende der 90er Jahre wurde die Sendung umbenannt in Praxis — Das Gesundheitsmagazin. So hatte sie bereits kurz nach Sendestart geheißen. Unter diesem Namen lief sie ab 2001 nur noch halbstündig und um 22.15 Uhr, Moderatorin war jetzt Sabine Helmbold. Ihr folgte im September 2002 Sascha Rusch. Die Themen und ihre Aufmachung passten sich der Zeit an, mit 3D Grafiken und Animationen wurden nun auch Themen wie Fett-weg-Spritzen, Impotenz und Schönheitschirurgie behandelt, die klassischen Informationen zu Rücken- und Zahnschmerzen waren aber ebenfalls weiterhin Bestandteil. Gelegentliche „Praxis extra“-Sendungen im Nachtprogramm gingen auf einzelne Themenschwerpunkte besonders ausführlich ein.

Im Januar 2004 feierte das ZDF mit einer Sonderausgabe den 40. Geburtstag der Sendung, neun Monate später setzte es sie ab.

Gewinnen Sie Günther Jauchs Geld!

Dienstag, 3. Februar 2009, 10:22

DWDL berichtet exklusiv über ein eine gemeinsame Show von Günther Jauch und Oliver Pocher, die gerade pilotiert wird, in der Pocher der Moderator wäre und Günther Jauch ein Quizkandidat, gegen den vier andere antreten müssten.

Das klingt ein bisschen nach Win Ben Stein’s Money. Aber nur ein klitzekleines bisschen.

Von 1997 bis 2003 zeigte der US-Sender Comedy Central diese höchst originelle und mehrfach ausgezeichnete Show. Moderator war über mehrere Jahre der Komiker Jimmy Kimmel, der heute eine eigene tägliche Late-Night-Show beim großen Network ABC moderiert, Star der Show war aber der Anwalt, Autor, Schauspieler und Wirtschaftsexperte Ben Stein, gegen den Kandidaten antraten und Wissensfragen beantworten mussten. Das Konzept folgte grob dem Jeopardy! , mit einer großen Ratewand, auf der verschiedene Kategorien mit Quizfragen von unterschiedlichem Wert standen. Der Gag war aber natürlich, dass die Kandidaten gegen einen Prominenten spielten und vorgeblich um dessen eigenes Geld.

Eine solche Idee wirkt wie geschaffen wie Günther Jauch, den die meisten Deutschen für steinreich und allwissend halten. Das genaue Konzept von Win Ben Stein’s Money würde mit Günther Jauch allerdings nicht funktionieren. Stein spielte den überheblichen, arroganten Schnösel, und die Kulisse untermauerte das. Wenn in der Finalrunde Stein und der verbliebene Kandidat in schalldichten Kabinen saßen und dieselben Fragen gestellt bekamen, war Steins Kabine ein luxuriös mobliertes Palastzimmer mit allerlei goldenem Geschnörkel und die des Kandidaten eine karge Gefängniszelle.

Diese Rolle würde dem netten Onkel Jauch natürlich niemand abnehmen. Das wäre eher etwas für Harald Schmidt. Aber erstens wäre das ein neues Projekt, bei dem er vielleicht nicht nur einfach seine Zeit absitzen könnte, und zweitens: Wer würde eine Show mit Schmidt und Pocher sehen wollen?

Blättern:  1 ... 52 53 54 55 56 ... 126


Das Buch

die Autoren

Weitere Bücher

New York für Fern-SeherDie kleine House-Apotheke

Links