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Das Frühlingsfest der Eurovisionsmusik

Montag, 11. Mai 2009, 11:22

Pause für Urban Legend: Die langjährige Stimme des Eurovision Song Contest, Peter Urban, der mit sarkastischen Bemerkungen und dem Aussprechen von dem, was eh alle dachten, den Lieder-Grand-Prix seit vielen Jahren aufwertet, setzt in diesem Jahr aus gesundheitlichen Gründen aus.

Wir wünschen gute Besserung und stellen Ihnen im neuen Fernsehlexikon-Podcast schon mal die Stimme vor, die Sie stattdessen in den Halbfinalsendungen am Dienstag und Donnerstag und im Finale am Samstag hören werden. Sie gehört Tim Frühling, dem auch das Gesicht auf dem Foto gehört, und wir sind sehr zuversichtlich, dass das auch in diesem Jahr schön wird. So schön ein Eurovison Song Contest eben werden kann.

Bitte sehr, der Podcast:

[podcast]http://www.fernsehlexikon.de/podtim4.mp3[/podcast]
Die Sendetermine:
1. Halbfinale: Di., 12. Mai, 21.00 Uhr auf Phoenix.
2. Halbfinale: Do., 14. Mai, 23.00 Uhr im NDR (Aufzeichnung)
Finale: Samstag, 16. Mai, 21.00 Uhr im Ersten.

Das gab’s schon einmal, das kommt bald wieder

Freitag, 24. Januar 2014, 12:41

Das Fernsehen von morgen findet man in den 80er-Jahren.

Ein interessanter Trend ist im amerikanischen Fernsehen bemerkbar, und ich bin gespannt, wann er auch zu uns kommt: Man hat keine neuen, eigenen Ideen mehr. Moment, ist das nicht seit jeher die Kernkompetenz des deutschen Fernsehens?

Es ist keine gänzlich neue Erscheinung, dass frühere Erfolgsformate reanimiert werden. Schon 1984 legte man in den USA das Quiz Jeopardy neu auf, das erstmals in den 60er-Jahren auf Sendung gegangen war. Die neue Version läuft bis heute, und immer noch mit dem Moderator von 1984. Sogar die deutscheVersion von Jeopardy war eine Neuauflage, zuvor war das Format bereits unter dem namen Riskant gelaufen. Aber allmählich häuft es sich.

Manchmal klappts, wie bei Hawaii 5-0, Battlestar Galactica oder sogar Dallas und Beverly Hills, 90210. Häufiger nicht. Knight Rider. Flash Gordon. Auf der Flucht (Die Jagd geht weiter).

Drei Engel für Charlie konnten zwar im Kino erfolgreich reanimiert werden, aber eine Neuauflage als Fernsehserie überlebte 2011 keine zwei Monate. Das Remake von Der Chef hielt im Herbst 2013 nicht mal einen Monat durch und war nach vier Folgen schon wieder Geschichte. Beide Serien schafften es erst gar nicht ins deutsche Fernsehen, im Gegensatz zur neuen Sieben-Millionen-Dollar-Frau unter dem Originaltitel Bionic Woman, obwohl die 2007 in ihrer Heimat auch nach nur acht Folgen schon wieder abgesetzt worden war. Ein neuer Detektiv Rockford von den Machern von Dr. House erreichte gar lediglich die Planungsphase und wurde schon vor Produktionsbeginn wieder zu den Akten gelegt. So ergeht es nun wohl auch dem Versuch, Mord ist ihr Hobby neu aufzulegen, eine Serie, die schon beim Start 1984 wirkte, als sei sie versehentlich 30 Jahre zu spät auf Sendung. Octavia Spencer hätte die neue Hobbydetektivin spielen sollen. Die ursprüngliche Hauptdarstellerin Angela Lansbury, die heute 88 Jahre alt ist und noch immer regelmäßig Theater spielt, machte im vergangenen Herbst lautstark ihren Unmut deutlich, als die Pläne bekannt wurden. Diese Woche legte der Sender NBC die Pläne auf Eis und entließ Spencer aus ihren vertraglichen Verpflichtungen.

Dennoch ist es nachvollziehbar, warum die Sender sich immer wieder auf früher bewährte Formate verlassen wollen. Die Erfolgsquote von Neuauflagen liegt grob bei einem Viertel. Das ist eine höhere Erfolgsquote als bei komplett neuen Sendungen. In Deutschland wurden die Sender mit Updates von Der Bergdoktor und Dalli Dalli (das jetzt Das ist Spitze! heißt) glücklich, weniger mit Spiel ohne Grenzen, Der große Preis, Stahlnetz, Traumhochzeit und Einer wird gewinnen.

Deutlich sicherer ist der Flop beim gegenteiligen Versuch, also kein alter Stoff besetzt mit neuem Personal, sondern neuer Stoff besetzt mit alten Säcken. Dennoch setzen die US-Sender immer wieder genau darauf: Erst setzen sie nicht mehr ganz junge Schauspieler, die vor längerer Zeit mal Stars erfolgreicher Serien waren, als Stars neuer Serien ein, und dann die Serien ab. Das funktioniert nämlich fast nie.

Paul Reiser, Autor, Produzent und Hauptdarsteller der Erfolgsserie Verrückt nach dir, erlebte es 2010 mit der Paul Reiser Show, deren Ende nach nur zwei Folgen kam. Tim Allen aus Hör mal wer da hämmert ist zwar seit 2011 mit seiner neuen Serie Last Man Standing auf Sendung, dass die aber immer noch läuft, wissen nicht viele. Nach der ersten Staffel verschob der Sender ABC sie auf den im US-Fernsehen weitgehend bedeutungslosen Freitagabend. Robin Williams‘ neue Serie The Crazy Ones von Starautor David E. Kelley fiel schon wenige Folgen nach dem Start im vergangenen Oktober unter den Senderschnitt von CBS, hat damit aber immer noch dreimal so viele Zuschauer wie die Michael J. Fox Show, die am gleichen Tag Premiere hatte und nur deshalb noch auf Sendung ist, weil NBC sich zur Ausstrahlung aller 22 Folgen der ersten Staffel verpflichtet hatte, um die Rechte zu erhalten. Auf kaum höheren Quotenniveau läuft donnerstags direkt vorher Sean Saves The World mit Sean Hayes aus Will & Grace, aber wohl auch höchstens noch bis Mai. Happily Divorced mit Nanny Fran Drescher wurde im vergangenen Sommer schon wieder aus dem Programm genommen. Die Zuschauerzahlen beim Klassiker-Sender TV Land hatten knapp über einer Million gelegen. Sogar noch unter dieser Schwelle liegt die neue Serie Kirstie mit Kirstie Alley, ebenfalls bei TV Land. Sie läuft erst seit Dezember. Es gibt etliche weitere Beispiele, die waren aber so erinnerungsunwürdig, dass sie nicht mal mir mehr einfallen, und im meinem Kopf ist wirklich wenig anderes als Fernsehen.

Und trotz allem: Einen Tag nach der Verkündung, ein neues Mord ist ihr Hobby werde zunächst nicht weiter verfolgt, kündigte NBC eine neue Serie an. Mit Bill Cosby. Klammer auf: 76. Klammer zu. Weil aber sogar NBC wohl nicht damit rechnet, dass der alte Mann allein noch ein werberelevantes Publikum hinter dem iPad hervorlockt, soll er den Patriarchen einer Mehrgenerationenfamilie spielen. Also wie Ed O’Neill in Modern Family. – Ah, ein Gegenbeispiel! Na immerhin.

Mal sehen, welche alten Serien das deutsche Fernsehen noch neu verfilmt. Im ZDF geht es im März schon mal los mit Ein Fall für zwei, nur ein Jahr nach dem Ende des gleichnamigen Originals. Die Frage nach Stars von einst in neuen Serien stellt sich hierzulande nicht so sehr. Denn die sind ja alle noch versorgt und ohnehin bis an ihr Lebensende regelmäßig im Fernsehen. Jedenfalls solange es das Traumschiff und die ARD-Freitagsfilme gibt.

Das geheime Leben der Spielerfrauen

Mittwoch, 20. Juni 2007, 13:01

2005 (RTL). 4-tlg. dt. Klischeeserie.

Das „aufregende“ Leben hinter den Kulissen des Profi-Fußballvereins 1. FC Düsseldorf aus der Sicht der Spielerfrauen, die auf Partys, in Boutiquen und Schönheitssalons das von ihren Männern finanzierte Luxusleben genießen. Petra (Niki Greb) ist seit vielen Jahren mit dem Stürmer Mario Faller (Ben Tewaag) verheiratet, Vera (Ellen Schlootz) mit Henning Kahmke (Axel Wedekind), der ihrer Meinung nach Mannschaftskapitän werden sollte, Karina (Judith Hoersch) mit Mannschaftskapitän Torsten Bader (Oliver Kniffki), und sie möchte Sängerin werden. Fabiana Costa e Silva (Anna Huber) ist Model und die Freundin des Stürmers Vincent Novak (Rhon Diels). Der Mittelfeld-Einkauf Luca Pirani (Bruno Bruni jr.) ist Single, aber die Kellnerin Melanie (Jana Straulino) und Caré (Anne Sarah Hartung) umwerben ihn. Caré ist die Tochter des Vereinssponsors Maximilian Graf von Rohrschach (Mathieu Carrière). Manager Badenweiler (Hansjürgen Hürrig), Trainer Horst Woikowski (Christian Tasche) und sein Assistent Udo Wagner (Thomas Wüpper) führen den Verein und Désiré (Julia Dietze) den Beauty-Salon, in dem sich die Frauen treffen, um Strippen zu ziehen und herumzuzicken.

Die Reihe beruhte auf der ITV-Serie „Footballers‘ Wives“, die in Großbritannien 2004 für viel Gesprächsstoff und gute Zuschauerzahlen sorgte. Die einstündigen Folgen liefen donnerstags um 21.15 Uhr.

Das geheime Tagebuch des Adrian Mole, 13¾

Donnerstag, 15. März 2007, 17:54

1987 (BR); 1991 (ARD). 13‑tlg. brit. Comedyserie von Sue Townsend nach ihren eigenen Büchern („The Secret Diary Of Adrian Mole, Aged 13¾“; 1985/„The Growing Pains Of Adrian Mole“; 1987).

Adrian Mole (Gian Sammarco) ist, nun ja: fast 14, und eigentlich hätte er genug mit dem Kampf gegen die Pickel zu tun und damit, das Herz von Pandora (Lindsey Stagg) zu erobern. Doch außerdem muss er sich mit seiner zerbrechenden Familie herumschlagen: Seine ohnehin meist peinlichen Eltern, Pauline (Julie Walters, ab Folge 8: Lulu) und George (Stephen Moore), streiten nur noch. Wenigstens seine Oma (Beryl Reid) ist mit gutgemeinten Ratschlägen da. Adrian kümmert sich um den alten Griesgram Bert Baxter (Bill Fraser); Nigel (Steven Mackingtosh) ist sein bester Freund in der Schule. In der zweiten Staffel ist Adrian 15 – aber sonst ändert sich wenig.

Die ersten sieben halbstündigen Folgen zeigte zuerst das Bayerische Fernsehen und wenige Monate später die ARD, der Rest lief gleich im Ersten. Die zweite Pauline-Darstellerin Lulu war in den 60er‑Jahren ein Popstar und benötigte deshalb keinen Nachnamen.

Das Geheimnis der blauen Krone

Freitag, 7. Dezember 2007, 15:45

1974–1975 (ARD). 11-tlg. US-Mysteryserie („Coronet Blue“; 1967).

Michael Alden (Frank Converse) wird aus dem New Yorker Hafen gefischt und kann sich an fast nichts mehr erinnern. Offensichtlich hat jemand versucht, ihn umzubringen. Nicht einmal sein Name stimmt, doch irgendeinen muss er ja haben, und den richtigen weiß er nicht mehr. Aber irgendetwas von einer blauen Krone schwirrt noch in seinem Kopf herum. Michael freundet sich mit dem Mönch Anthony (Brian Bedford) und dem Café-Besitzer Max Spier (Joe Silver) an und versucht herauszufinden, wer er ist und was es mit dieser blauen Krone auf sich hat.

Das Geheimnis blieb für immer ungelöst, denn die Serie wurde vorzeitig abgesetzt. Spätere Serien mit ähnlicher Prämisse, Nowhere Man und Der Fall John Doe! ereilte das gleiche Schicksal.

Die einstündigen Folgen liefen im regionalen Vorabendprogramm.

Das Geheimnis des siebten Weges

Dienstag, 25. Dezember 2012, 14:55

1984 (ARD). 13-tlg. niederld. Jugendserie von Karst van der Meulen („De Zevensprong“; 1982).

Der Lehrer Frans van der Steg (Peter Bos) sucht einen geheimnisvollen Schatz, der im Schloss des Grafen Grauenstein (Fred Hugas) versteckt sein soll. Der Graf hält dort seinen Neffen Geert-Jan (Czeslaw de Wijs) gefangen, dem der Schatz zusteht. Frans schafft es, sich als Geert-Jans Privatlehrer in das Schloss einzuschleichen.

Die 25-minütigen Folgen liefen sonntags nachmittags.

Das Geheimnis von Twin Peaks

Donnerstag, 13. September 2007, 20:33

1991 (RTL); 1992 (Tele 5). 30‑tlg. US‑Krimi-Mysteryserie von David Lynch und Mark Frost (Twin Peaks; 1990–1991).

Der FBI-Agent Dale Cooper (Kyle MacLachlan) kommt in das Städtchen Twin Peaks, um dort gemeinsam mit dem örtlichen Sheriff Harry S. Truman (Michael Ontkean) den Mord an der 17‑jährigen Schülerin Laura Palmer (Sheryl Lee) aufzuklären. Cooper genießt den örtlichen Kirschkuchen und den verdammt guten Kaffee und spricht alle wichtigen Ermittlungsschritte und neuen Erkenntnisse für seine (nie zu sehende) Assistentin Diane in ein Diktiergerät. Nach und nach lernt er die merkwürdigen Menschen von Twin Peaks und ihre Geheimnisse kennen, ebenso die der so harmlos erscheinenden Schülerin Palmer, die sich posthum als sexbesessene, drogensüchtige Schlampe entpuppt.

Zu den Einwohnern gehören: Die Truckerfrau Shelley Johnson (Madchen Amick), Lauras Freund Bobby Briggs (Dana Ashbrook), der Hotelbesitzer Benjamin Horne (Richard Beymer), seine Tochter Audrey (Sherilyn Fenn), Dr. William Hayward (Warren Frost), seine Tochter Donna (Lara Flynn Boyle), die Lauras beste Freundin war, die Restaurantbesitzerin Norma Jennings (Peggy Lipton), James Hurley (James Marshall), sein Onkel Big Ed (Everett McGill), ein Tankstellenbesitzer, Lauras Vater Leland Palmer (Ray Wise), der Trucker Leo Johnson (Eric Da Re), die Witwe Jocelyn „Josie“ Packard (Joan Chen) und ihre Schwägerin Catherine Martell (Piper Laurie), der Psychiater Dr. Lawrence Jacoby (Russ Tamblyn), Lauras Cousine Madeleine Ferguson (Sheryl Lee), die „Log Lady“ Margaret (Catherine E. Coulson), die immer mit einem Stück Holz herumläuft und mit ihm spricht, und Sheriff Trumans Deputies Tommy Hill (Michael Horse) und Andy Brennan (Harry Goaz). Nach monatelanger Suche findet Cooper Lauras Mörder schließlich in ihrem eigenen Vater, der von einem bösen Geist besessen ist und sich oft in den Amok laufenden Irren Bob (Frank Silva) verwandelt.

Die Suche nach Lauras Mörder erstreckte sich über den größten Teil der Serie, jedoch nicht bis zum Ende. In Folge 16 wird Leland alias Bob entlarvt, und FBI-Agent Cooper kümmert sich anschließend um andere Merkwürdigkeiten, die in der Stadt vorgehen, in der niemand ist, was er scheint, und nicht einmal das ist, was er gerade noch war. Der Mord an Laura Palmer gehört für Cooper zu einem ganzen Netz von Verbrechen, mit dem sein ehemaliger Kollege Windom Earl (Kenneth Welsh) auf eine verstiegene Art Rache an ihm zu nehmen versucht. Formaler gesagt, löst sich Twin Peaks nach der Täterfindung von der Simulation einer endlichen Krimiserie in die Simulation einer unendlichen Soap auf und kehrt damit in genau jene Fernsehwelt zurück, in der in vielen Folgen im Hintergrund immer wieder Ausschnitte aus der fiktiven Soap „Invitation to Love“ liefen.

Als einziger halbwegs „normaler“ Charakter geht nur der Sheriff Harry S. Truman durch – der allerdings dank seines Namens allem, was er tut, trotzdem eine ironische Wendung gibt. Eine kleine Nebenrolle hat der noch unbekannte David Duchovny, der später mit Akte X weltberühmt wurde. Er spielt den ermittelnden Transvestiten Dennis/Denise Bryson. Darstellerin Sheryl Lee war gleich in zwei Rollen zu sehen. Sie spielte Lauras Cousine und zugleich auch die ermordete Laura, die immer wieder in Traumsequenzen und Rückblenden auftauchte. Regisseur und Serienerfinder David Lynch selbst trat in einer Nebenrolle als Gordon Cole auf. Sherilyn Fenn spielte nicht nur in der Serie als Audrey mit ihren weiblichen Reizen, sie zog sich auch für den „Playboy“ aus, was dazu führte, dass der „Twin Peaks“-Kalender von Ladenketten in den USA boykottiert wurde.

RTL zeigte nur die ersten 21 Folgen freitags um 21.15 Uhr; die übrigen hatte der Sender von Anfang an nicht gekauft. Die restlichen neun liefen im Anschluss innerhalb von vier Wochen bei Tele 5.

Als die Serie startete, versuchte Konkurrenzsender Sat.1 den Zuschauern die Spannung zu verderben, indem er in seinem Videotext bereits den Mörder verriet, und zwar mit den Worten: „Liebes RTLplus, sei nicht traurig. Sat.1 hilft allen Deinen Zuschauern beim Gewinnspiel zu ›Twin Peaks‹, auf die Gewinnerstraße zu kommen. Laura Palmer wurde von ihrem Vater Leland Palmer umgebracht. Der Vater war sauer über seine kokainsüchtige Tochter, die der Wanderpreis (jeder hatte sie mal) der Gemeinde war. Außerdem wollte sie verraten, dass er vom bösen Geist besessen ist. So war’s in den USA – aber vielleicht synchronisiert RTL ja einen anderen Mörder rein …?“ RTL klagte dagegen und erwirkte einen Beschluss des Landgerichts Hamburg, wonach Sat.1 „sittenwidrig“ gehandelt habe. Sat.1 wies darauf hin, dass die Auflösung schon vorher in zwei Zeitschriften gestanden habe. Kritiker merkten an, dass es sich offensichtlich um ein Déjà-vu handele, siehe Das Halstuch. Und fast niemand wies darauf hin, dass es ein großes Missverständnis war, Twin Peaks überhaupt als klassische Detektivgeschichte aufzufassen. Die Ermittlungen waren für David Lynch nur der Vorwand, immer neue Abgründe der Einwohner von Twin Peaks zu zelebrieren und die Erwartungen der Zuschauer an einen irgendwie rational nachvollziehbaren oder auch nur in sich stimmigen Krimiplot immer wieder zu brechen.

Eine Methode, mit der Cooper der Lösung des Falls näher kommt, stammt angeblich aus der tibetanischen Mystik. Er hat sie unbewusst in seinen Träumen erlernt (die überhaupt ebenso verstörend wie hilfreich bei seiner Arbeit sind). Cooper ordnet den Verdächtigen Glasflaschen zu, auf die er mit einem Stein wirft. Je nachdem, ob der Stein die Flasche verfehlt oder trifft oder gar trifft und zerbricht, gilt ihm jemand als mehr oder weniger verdächtig. Wer nach dieser Szene (und Dutzenden ähnlichen) die Serie mit der Logik einer Derrick-Folge nachzuvollziehen versucht, ist selbst schuld.

Twin Peaks lebte nicht vom „Whodunnit“ einer klassischen Detektivgeschichte, sondern von seiner Komplexität, Vieldeutigkeit und der bewussten Verwirrung seiner Zuschauer. In der letzten Szene zerbricht Cooper einen Spiegel, in dem Bob erscheint, der Mörder, von dem nun anscheinend Cooper besessen ist. Das lässt sich als Parallele zur ähnlich komplexen Serie Nummer sechs interpretieren, in der ebenfalls am Ende angedeutet wird, dass die beiden scheinbaren Gegenspieler „Nummer 6″ und „Nummer 1″ in Wahrheit identisch sind. Vor allem aber ließ der Schluss unendlich viele Fragen offen. Die Antwort erhofften sich Fans vom Fernsehfilm „Twin Peaks – Der Film“ („Twin Peaks: Fire Walk With Me“; 1992), der 1995 auf Pro Sieben lief und natürlich alle Fragen offen ließ. Er stellte sich als Prequel heraus, das die letzten Wochen der Laura Palmer vor ihrem Tod schilderte.

Der große Erfolg der Serie blieb in Deutschland aus, und auch in den USA ließ die anfangs gewaltige Anteilnahme der Zuschauer nach dem ersten Hype schnell nach. Doch eine kleine Fangemeinde ließ sich vom einzigartig surrealen und seltsamen Universum von Twin Peaks dauerhaft faszinieren. Die verstörend schöne Titelmusik stammt von Angelo Badalamenti.

Die Serie ist komplett auf DVD erhältlich.

Das Geständnis

Dienstag, 19. Dezember 2006, 23:15

2004–2006 (Pro Sieben). „Heute sage ich alles“. Einstündige Pseudo-Psychoshow mit Alida Kurass.

Laiendarsteller spielen Menschen, die unbedingt ein Geständnis machen wollen. Sie sitzen meist hinter einer Schattenwand. Weniger, weil es ihnen peinlich ist, ihr mangelndes Talent auch noch in einer so bizarren Sendung zur Schau zu stellen, was nachzuvollziehen wäre, sondern weil das die Authentizität verstärken soll.

Das Geständnis erhielt den werktäglichen Sendeplatz um 14.00 Uhr, den zehn Jahre lang Arabella innegehabt hatte. Eigentlich hätte Arabella Kiesbauer auch die neue Sendung moderieren sollen. In ihrer Show war das Format schon seit dem Vorjahr als Plug-in gelaufen, als Show in der Show. Pro Sieben und Frau Kiesbauer hatten sich jedoch im Frühsommer 2004 getrennt, nachdem sie durchblicken ließ, dass selbst ihr das Konzept zu trashig war. Alida Kurass war die Gewinnerin der zweiten Staffel von Big Brother und hatte seitdem bei Neun Live moderiert.

Das goldene Ei

Donnerstag, 7. Mai 2009, 22:54

1995–1996 (Sat.1). Spielshow.

In verschiedenen Geschicklichkeits-, Aktions- und Ausdauerrunden müssen Kandidaten möglichst viele goldene Eier sammeln, die z. B. auf einem wackligen Gerüst liegen. Die acht Kandidaten der ersten Runde werden aus dem Studiopublikum ausgelost und spielen in Zweierteams. Wer nur wenige Eier sammelt, wird etwa durch ein spontanes Schlammbad bestraft. Nach jeder Runde scheidet das Paar mit den wenigsten Eiern aus, bis die letzten beiden Teilnehmer gegeneinander antreten. Der Verlierer fällt in einen Pool, der Sieger darf sich einen von zwei Schlüsseln aussuchen, der dann im Idealfall in ein Riesenei passt, in dem sich der Geldgewinn in Höhe von 65.000 DM verbirgt.

Mit Das Goldene Ei versuchte Sat.1, die erfolgreiche 100.000 Mark Show von RTL zu kopieren. Die Show war anfangs eine Stunde lang und wurde von Michael Tasche moderiert. Zwei Staffeln liefen samstags um 22.00 Uhr. Im Sommer 1996 rückte sie für drei Ausgaben und mit leichten Konzeptänderungen als große Samstagabendshow auf 20.00 Uhr vor und wurde jetzt von Jörg Pilawa präsentiert. Danach wurde Das Goldene Ei eingestellt.

Das große Geschichtsklittern mit Jörg Pilawa

Montag, 7. April 2008, 22:14

Jörg Pilawa hat dem Online-Medienmagazin DWDL ein langes, zorniges Interview gegeben, dessen Aussagen sich ungefähr in einem Satz zusammenfassen lassen: Alle außer mir machen nur Kacke.

Meine Lieblingsstelle ist diese:

Aber auch die Talksendungen haben sich verändert. Ich habe vor kurzem ins Archiv geguckt: Was waren unsere ersten Themen beim Daily Talk? Eine meiner ersten Sendungen war ein Interview mit einer zu lebenslanger Haft verurteilten Frau. Das war ein ruhiges, reflektiertes Gespräch. Liefe das heute in der ARD, würde sich niemand an den Kopf greifen und „Oh Gott, Daily Talk!“ aufjaulen. Wenn ich heute in eine tägliche Talkshow schaue, sehe ich ins Zahnlose. Da sitzen nur noch die „Schlampen“ und „Sozialschmarotzer“. Solche Sendungen haben wir früher nicht gemacht! Da hätten uns die Landesmedienanstalten sofort verboten! Wir waren deutlich harmloser.

Das ist ja interessant.

Pilawas erste Sat.1-Talkshow am 19. Januar 1998 hatte das Thema „Mein Kind ist fett — ich schäme mich so“.

Weitere Höhepunkte seiner Sendung, die morgens um 11 Uhr ausgestrahlt wurde, waren in den folgenden zwölf Monaten:
 

  • Frauen sind dümmer als Männer! — Ich kann’s beweisen (20.1.1998)
  • Unsere Welt — ich kann sie nur im Suff ertragen (5.2.1998)
  • Mami, warum gehst du auf den Strich? (13.2.1998)
  • Starr nicht auf meinen Busen — Ich hab auch ein Gesicht! (17.2.1998)
  • Liebling, was hast du gegen Pornos? Guck doch einfach mit! (25.2.1998)
  • Dicke in Dessous — das will ich sehen! (3.2.1998)
  • Mein Nachbar nervte, da hab‘ ich zugeschlagen (4.2.1998)
  • Schaut her! Ich zeig‘ mich gerne nackt (17.3.1998)
  • Keiner kann mich leiden, weil ich so häßlich bin (2.4.1998)
  • Schatz, kauf‘ dir endlich Strapse, dann hab‘ ich wieder Lust auf dich (16.4.1998)
  • Meine Tochter ist eine Hure, ich steh‘ zu ihr (7.5.1998)
  • Sex ist alles, was ich von dir will (12.5.1998)
  • Nur Groupie? Ich will ein Kind von einem Star! (15.5.1998)
  • Ich laß‘ nur dicke Frauen in mein Bett (8.6.1998)
  • Zeig‘ mir deinen Körper und ich sag‘ dir, ob ich dich will (18.6.1998)
  • Wenn du mit dem Fressen nicht bald aufhörst, verlasse ich dich (3.9.1998)
  • Dir sollte man die Kinder wegnehmen (9.9.1998)
  • Vergiß das Kleid – dafür bist du zu dick (23.9.1998)
  • Mein Busen ist mein ganzer Stolz (30.9.1998)
  • Für meine Karriere treib‘ ich ab (5.10.1998)
  • Ich schäme mich: Die Nacht mit dir ist mir peinlich (26.10.1998)
  • Schämst du dich nicht? Er ist doch viel zu alt für dich (11.12.1998)
  • Schatz, ich halte es nicht mehr aus: Ich will getrennte Betten (21.12.1998)
  • Du bist eine Schande für unsere Familie (4.1.1999)

Historisch (und psychologisch) bemerkenswert auch, dass Pilawa neben den „Schlampen“ ausgerechnet die „Sozialschmarotzer“ als Erkennungsmerkmal heutiger schlimmer Talkshows ausgemacht hat — im Gegensatz zu den harmlosen Zeiten damals. Bereits in der zweiten Sendewoche lautete das Thema seiner Show: „Laßt mich in Ruhe – Ich will nicht arbeiten“. Es folgten u.a.:
 

  • Sozialschmarotzer! Für euch zahl‘ ich nicht mehr (2.3.1998)
  • Wozu arbeiten? Ich werde lieber Mutter und kassier‘ das Kindergeld (4.6.1998)
  • Hausfrauen sind doch zu faul zum Arbeiten (16.6.1998)
  • Laßt mich in Ruhe — ich will nicht arbeiten (8.7.1998)
  • Du liegst mir auf der Tasche — such‘ dir endlich einen Job (22.10.1998)
  • Wer heutzutage noch arbeitet, ist zu dumm, Sozi zu kassieren (2.11.1998)

Übrigens war Anlass des Interviews mit Pilawa ein Geschichtsbuch, das er geschrieben hat. Gegen das von ihm produzierte Fernsehquiz zum Thema, beklagt er sich, hätte die ARD viele Einwände gehabt, denn Geschichte sei für viele „ja per se etwas Trockenes, Seriöses, das muss ja wissenschaftlich untermauert und fundiert und mit Quellen belegt sein“.

Dabei muss das gar nicht sein. Man kann sie sich schon nach zehn Jahren nach Belieben zurechtklittern.

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