Suchergebnisse:

Haftnotizen

Donnerstag, 15. Januar 2009, 08:25

Eigentlich habe ich ja nur einen blöden Witz machen wollen, als ich vergangene Woche die RTL-Thementage „Knast“ ausrief, weil Prison Break wieder startete und im Dschungelcamp zwei ehemalige Inhaftierte sitzen, Günther Kaufmann und Pferdekrähe aus Silas*. (Außerdem ist Oliver Geissen ja weiterhin in dem Studio eingesperrt, in dem RTL alle seine Shows produziert und in diesen Tagen die Feier zum 20. Sendergeburtstag von vor fünf Jahren neu auflegt.)

Aber seitdem erzählt Ingrid van Bergen Abend für Abend im Dschungel Knastanekdoten: Was tat sie dort, wie verbrachte sie Tage, wann füllte sie ihre Strichliste aus, und gestern Abend sehr ausführlich: Warum kam sie überhaupt rein?

Insofern hat RTL heute Abend vielleicht wirklich versehentlich ideale Voraussetzungen für einen perfekten Audience Flow geschaffen, wenn sofort nach Ich bin ein Star – holt mich hier raus! eine neue Folge von Prison Break kommt. Und seit die Jungs in Panama im Gefängnis sind, hat die Serie sogar einen ähnlichen Farbton wie der Schlammüberzug von Peter Bond.

* Klugschissvorbeugung: In Wirklichkeit spielte natürlich Ingeborg Lapsien die Pferdekrähe. Als Silas gedreht wurde, saß Ingrid van Bergen ja gerade im Knast.

Hagedorns Tochter

Dienstag, 23. Dezember 2008, 16:40

1994 (ZDF). 12-tlg. dt. Familienserie.

Die 25-jährige Studentin Helke Hagedorn (Anja Kling) kämpft für den Erhalt der Gewürzhandlung ihres verwitweten Vaters Paul (Hansjörg Felmy). Ihre Tante Ria (Carola Regnier) schaut eifersüchtig zu, wie Helke erste Erfolge hat. Der Konkurrent Neithard Butenschön (Rainer Goernemann) will Hagedorns Laden übernehmen und schreckt vor nichts zurück. So versucht er, Rias Sohn Martin (Ingo Hülsmann) zu erpressen. Helke verhandelt derweil mit Geschäftspartnern, darunter Karl-Georg Balinger (Günther Maria Halmer), genannt KGB, und nach dessen Tod mit Leo Lansky (Hanno Pöschl). Lilo Grothe (Eva Christian) ist die treue Buchhalterin der Firma, Viktor Siemer (August Zirner) ist Helkes Freund, Dr. Edith Elling (Claudia Wedekind), Doris Roth (Petra Zieser) und Frieda Ackermann (Tana Schanzara) sind gute Freundinnen von Helke.

Die 50-Minuten-Folgen liefen im Vorabendprogramm um 19.25 Uhr.

Halbe Männer, halbe Sachen

Dienstag, 10. Januar 2012, 07:17

„Ich habe fast ein Jahrzehnt damit zugebracht, deine Blechdosen mühelos und auf magische Weise in pures Gold zu verwandeln“, sprach Charlie Sheen vor etwa einem Jahr in die Richtung seines damaligen Chefs Chuck Lorre, Produzent von Two And A Half Men, und meinte damit, dass Lorres lausige Drehbücher keinen Anteil am Erfolg der Serie hatten, sondern allein sein Schauspiel.

Chuck Lorre kommentierte das Zitat Monate später wortlos am Ende der ersten Folge von Two And A Half Men mit Ashton Kutcher, indem er als traditionelles Schlussbild diesmal nicht seine Gedanken in Textform einblendete, sondern nur das Bild von drei Blechbüchsen.

Es war damals nur eine von vielen ähnlichen und gehässigeren Äußerungen eines offenbar wahnsinnig gewordenen Charlie Sheen, der auch seine daraus resultierende Entlassung nur als einen Vorwand sah, die Dreharbeiten einzustellen, weil Chuck Lorre in Wirklichkeit schlicht die Ideen ausgegangen seien.

Es dauerte danach noch eine Weile, bis man als Zuschauer die letzten Episoden zu sehen bekam, in denen Charlie Sheen noch die Hauptrolle spielte. ProSieben zeigte sie bis Mitte Dezember. Und als ich sie dann sah, fragte ich mich schließlich: Hat die öffentliche Wahrnehmung Charlie Sheen zumindest in Teilen Unrecht getan? War sein geistiger Zustand doch noch klarer als es schien? Denn diese letzten Episoden bargen tatsächlich wenige Hinweise darauf, dass die Autoren noch Lust oder Ideen hatten. Da wurden nur noch Witze aneinandergereiht und Ideen angerissen, aber keine wirkliche Handlung mehr erzählt, und schon gar keine zu Ende geführt. Jake, der mit seinem ebenso dämlichen Kumpel Vollidioten-Videos fürs Internet dreht und damit groß rauskommen will? Gut, als Idee in Ordnung, aber wo war die Schlusspointe? Wie endete die Geschichte? Sie endete gar nicht, irgendwann war einfach die Episode zu Ende, und das war’s. Alan, der sich mit einem Schneeballsystem immer mehr Geld bei der eigenen Familie lieh? Und? Wo war der Moment, in dem alles zusammenbrach, der zwangsläufige Höhepunkt einer solchen Geschichte? Nix. Es hörte einfach auf. Höhepunkte gab es nicht mehr. Kein Ziel. Nur noch Wegstrecke.

Insofern werden Chuck Lorre und seine Autoren dankbar gewesen sein, durch den Wechsel des Hauptdarstellers zumindest neue Impulse bekommen zu haben und die Möglichkeit, endlich mal ganz neue Geschichten zu erfinden. Das gelingt ihnen bei der Einführung von Ashton Kutcher als Internet-Milliardär Walden Schmidt auch ganz gut, und dankenswerterweise widerstanden sie der Versuchung, einen Charlie-Abklatsch zu erfinden und dieselben Geschichten weiterhin zu schreiben. Walden Schmidt ist ein naiver Neureicher mit kindlichem Gemüt, der seiner Ex-Frau nachweint, und Alan ist plötzlich der, der mit Rat und Unterstützung erwachsen zur Seite steht — bevor er sich als Dankeschön ein Wohnrecht in Charlies altem Haus erschleicht, das jetzt Walden besitzt und bewohnt.

Jake hat auch einen Handlungsstrang. Der geht so: Er kommt rein, setzt sich hin und furzt. Riesenlacher.

Das gibt die Marschrichtung für den weiteren Verlauf dieser neuen Staffel vor, die ProSieben ab heute zeigt. Die Konstellation ist eine geringfügig andere, und ein paar neue Charaktere sind dabei. Das Thema der meisten Episoden bleibt Sex, und das Niveau der meisten Witze bleibt unten. Aber wer das bis jetzt nicht als störend empfand, wird die Serie auch weiterhin mögen. In den USA sehen in der aktuellen Staffel mehr Menschen zu als in den letzten Jahren mit Charlie Sheen.

Halbnackte Frau auf hellblauem Grund

Mittwoch, 7. März 2007, 23:02

Es ist ja nicht nur so, dass jede Ausgabe einer Fernsehzeitschrift gleich aussieht, sondern alle Ausgaben aller Fernsehzeitschriften gleich aussehen. Springers neueste, TV Guide, Donnerstag erstmals im Verkauf, hält sich ebenfalls daran, denn alles andere wäre ja offenbar illegal.

Dass Springer — oder irgendwer — ausgerechnet jetzt eine neue Fernsehzeitschrift auf den Markt bringt, ist interessant. Immerhin leben wir in einem TV-Zeitalter, in dem Sender immer panischer, überstürzter, kurzfristiger und sinnloser ihr Programm ändern. Allein vom vergangenen Donnerstag bis diesen Donnerstag, und allein im Abendprogramm, waren oder sind die Sendungen Blind Justice, Hüllenlos — Auch nackt gut aussehen, Die Familienanwältin, Allein unter Bauern, GSG 9, The Unit, SK Kölsch, Without A Trace und Kontraste nicht am ausgedruckten Platz zu sehen. Einige der Änderungen waren aus Gründen der Aktualität sogar nachvollziehbar. Doch der Nutzwert Wochen im Voraus gedruckter Zeitschriften steht zunehmend in Frage. Trotzdem gibt es nun ein Blatt mehr, dessen Inhalt spätestens am jeweiligen Gültigkeitstag nicht mehr stimmt.

Andererseits ist Springer mit einer anderen Zeitung, in der Dinge stehen, die nicht stimmen, überaus erfolgreich.

Hallo Taxi

Freitag, 4. April 2008, 18:05

Ab 5. April 2008 (RTL). Comedyserie mit Hape Kerkeling, der sich mit falschen Zähnen, falschem Schnurrbart, Brille und Schiebermütze in den Taxifahrer Günther Warnke verwandelt, der in einem echten Taxi echte Fahrgäste dummdreist zutextet, während das Geschehen von sechs installierten versteckten Kameras gefilmt wird.

Günther Jauchs Firma I&U hatte die Reihe bereits ein Jehr zuvor produziert. Sieben halbstündige Folgen laufen samstags um 22.15 Uhr.


Foto: RTL

Hallo, wir sind die Neuen

Montag, 27. August 2007, 23:29

Im Fernsehen ist der Sommer vorbei. Auf etlichen Sendern begannen heute neue Staffeln bewährter Reihen, und gleich drei komplett neue Shows gingen an den Start.

Ganz & gar (Vox). Die nächste neue Kochshow auf dem alten Sendeplatz von Schmeckt nicht, gibt’s nicht. Jetzt kocht Steffen Henssler, der gleich in seiner ersten Sendung einen Lehrling hat. Hat der keine Nina? Immerhin weiß der Mann Prioritäten zu setzen: Nach knapp zehn Minuten nimmt er erst mal zwei Bier aus dem Kühlschrank. Guter Mann.

Experiment Inkognito (Kabel 1). Eine Prominente, gespielt von Jeanette Biedermann, wird von einem Maskenbildner in einen indischen Filmproduzenten verwandelt und darf nun Menschen begegnen, die sich nicht erkennen. Amüsante Idee, die einen Einspielfilm in Verstehen Sie Spaß? gefüllt hätte oder in einer anderen dieser Sendungen, in denen Humor theoretisch erklärt wird, aber eine ganze Stunde? Mit nur einer Idee? Puh. Aber wenn nur alles oft genug erklärt und lang genug zerredet wird, bekommt man auch eine Stunde voll.

Krügers Woche (ProSieben). Mike Krüger und Hans Werner Olm kommen nicht voneinander los. In Sat.1 machten sie noch eine gemeinsame Show (Die Mike Krüger Show), bei RTL liefen ihre Sendungen Krüger sieht alles und Olm! hintereinander, und auch bei ihrem neuen Sender ProSieben bilden ihre neuen Shows Krügers Woche und Olm unterwegs wieder einen Block. Vorher moderiert noch Jürgen von der Lippe Extreme Activity, und Mike Krüger sagte im DWDL-Interview: „Wir drei alten Knacker bei ProSieben. Das allein ist doch schon Comedy.“ Mehr Comedy wird’s leider auch nicht.
Im gleichen Interview erklärte Mike Krüger, das Format der neuen Reihe, die die fiktive Redaktionskonferenz einer fiktiven Late-Night-Show zeigt, biete die Möglichkeit, auch Gags zu verbraten, die sie in der Redaktionssitzung zu Sieben Tage — Sieben Köpfe noch rausgeworfen hätten, weil sie Humorgrenzen hatten. Man erschrickt ein wenig bei der Vorstellung, dass es dort tatsächlich Gags gegeben haben soll, die nicht gemacht wurden. Und tatsächlich sind die Witze in Krügers Woche noch viel platter und niveauloser, als man es je für möglich gehalten hätte. Wenn es wirklich das erklärte Ziel war, endlich auch diese Witze ins Fernsehen zu bringen: Glückwunsch. Sie wurden ausgestrahlt. Gilt das schon als Erfolg?

Ich hätte wie Steffen Henssler um 18.40 Uhr Bier aus dem Kühlschrank holen sollen, dann wäre der Rest dieses Fernsehabends vielleicht leichter zu ertragen gewesen, bei dem ich mir wünschte, der Sommer wäre nie zu Ende gegangen.

Halt mal was anderes

Donnerstag, 13. August 2009, 15:50

32 Sendeplätze in ihrem Abendprogramm füllen die großen Privatsender jede Woche mit amerikanischen Krimiserien. So viele Serien sind jedoch längst nicht zu sehen: Derzeit sehen Sie jede Woche zweimal CSI: Miami, zweimal Without A Trace, zweimal Medium, dreimal Navy CIS, dreimal CSI: NY, dreimal Criminal Intent und viermal Law & Order: New York (Special Victims Unit). Das liegt in erster Linie an der Einfallslosigkeit und Feigheit deutscher Sender, die lieber Viertausstrahlungen von immer denselben Serien zeigen, als etwas Neues auszuprobieren, das womöglich vom Publikum abgelehnt werden könnte.

Dabei sind durchaus noch US-Krimiserien übrig, die noch nie in Deutschland gezeigt wurden. Wir stellen heute fünf Serien aus den vergangenen Jahren vor. Keine ist wirklich herausragend, aber alle sind solide Unterhaltung, würden sich also gut ins deutsche Fernsehprogramm einfügen. Alle Serien sind bereits eingestellt, doch die teilweise recht geringe Episodenzahl kann kaum ein Argument sein, warum niemand zugriff. Da würde ich sofort Justice (Kabel 1) oder Standoff (Vox) als Gegenargumente anführen, denn auch diese soliden Serien waren weder herausragend noch langlebig.

 

Law & Order: Trial By Jury

Obwohl die anderen drei Serien mit dem “Law & Order”-Stempel in Deutschland erfolgreich sind, wurde diese Serie bei uns nie gezeigt. Sie konzentriert sich auf die Gerichtsverhandlungen und zeigt, wie im Hintergrund Ermittlungsarbeit geleistet wird und sowohl Anklage als auch Verteidigung die Zeugen auf ihre Aussagen vorbereiten. Im Vordergrund stehen drei Staatsanwälte (Bebe Neuwirth, Amy Carlson und Fred Dalton Thompson) und zwei Ermittler (Jerry Orbach und Kirk Acevedo).

Jerry Orbach war der langjährige Star der Mutterserie Law & Order, bevor er in diesen Spin-off wechselte, wo er seine bisherige Rolle des Lennie Briscoe weiterspielte. Es war seine letzte Rolle, er spielte sie nur noch zwei Folgen lang. Orbach starb im Dezember 2004. Die Serie wurde im Mai 2005 nach 13 Folgen eingestellt. 

 

Hack

Die meisten Hauptberufe sind ja langweilig genug, um nebenbei noch bequem Kriminalfälle aufklären zu können. Das wissen wir aus vielen Serien. Auch der Taxifahrer Mike Olhansky (David Morse) klärt nebenbei Kriminalfälle auf und hilft Menschen in Not. Zu diesem Zweck hält er einen guten Kontakt zu seinem Ex-Partner Marcellus Washington (Andre Braugher) von der Polizei, den auch Mike war mal Bulle.

Hauptdarsteller David Morse haben wir als fiesen Bullen Michael Tritter in Dr. House gesehen und im Film „The Green Mile“ an der Seite von Tom Hanks.

Von 2002 bis 2004 liefen in den USA zwei Staffeln mit insgesamt 40 Folgen. 

 

Sue Thomas, F.B.Eye

Die gehörlose Sue Thomas (Deanne Bray) vom Land wird Spezialagentin in Washington, u.a. weil sie so fantastisch Lippen lesen kann. Dann muss man nämlich niemanden mehr abhören. Sie sieht ja von weitem, was geredet wird. Überhaupt sind ihre verbliebenen Sinne geschärft.

Die Serie basierte auf der Lebensgeschichte der gehörlosen Sue Thomas, die ab 1979 vier Jahre lang verdeckt für das FBI gearbeitet hatte. Von 2002 bis 2005 zeigte der winzige US-Sender PAX 57 Episoden und hatte damit einen beachtlichen Erfolg. 

 

Eyes

Eine Privatdetektei unter der Leitung von Harlan Judd (Timothy Daly) ermittelt da, wo das Rechtssystem versagt oder nicht zuständig ist. Mit allerlei technischem Schnickschnack als Unterstützung werden Personen überwacht oder Geld eingetrieben.

Die Serie lief Anfang 2005 in den USA. 13 Episoden wurden produziert. 

 

The Handler

Der FBI-Agent Joe Renato (Joe Pantoliano) bildet Nachwuchsagenten aus, die dann in Los Angeles als verdeckte Ermittler Kriminalfälle aufklären.

16 Episoden entstanden in der Fernsehsaison 2003—2004.

Hammerserie über Familienzirkel

Dienstag, 14. September 2010, 10:09

Es wird langsam zur Gewohnheit, die ARD für ihr Dienstagabendprogramm zu preisen. Zumindest bis 21.05 Uhr. Was heute um 20.15 Uhr losgeht, hat zwar rein gar nichts mit dem hintergründigen, ironischen Humor aus Mord mit Aussicht gemeinsam, aber auch nichts mit den Nonnen und Tierärzten, die sonst den Dienstagabend im Ersten bevölkern.

Weissensee ist ein Familiendrama, das 1980 in Ost-Berlin spielt und eher wirkt wie ein großer Event-Dreiteiler aus 90-Minütern als etwas, das in sechsmal 50 Minuten den wöchentlichen Sendeplatz ganz normaler Familienserien einnimmt. Humor sucht man darin vergeblich, aber Fernsehen muss ja nicht zwingend lustig sein, um gut zu sein. Weissensee ist ein großes Drama über zwei Familien, die mehr gemeinsam haben als ihren jeweiligen Oberhäuptern lieb ist. Eines dieser Oberhäupter ist ein hohes Tier bei der Stasi, das andere eine regimekritische Liedermacherin, die ihre Meinung ungern für sich behält. Protagonisten des Mehrteilers sind aber sein Sohn und ihre Tochter, denn die verlieben sich ineinander, und das darf natürlich nicht sein.


Florian Lukas und Hannah Herzsprung / Fotos: ARD/Julia Terjung

Wie realistisch das Leben in der DDR in Weissensee dargestellt wird, kann ich nicht beurteilen, weil ich dort nicht aufgewachsen bin. Das sind die Autorin Annette Hess und der Regisseur Friedemann Fromm zwar auch nicht, aber mehrere der Hauptdarsteller, und angeblich hat sich niemand über den Inhalt beklagt. Im Gegenteil sollen sogar Hüte gezogen worden sein, wie gut die Situation und der Ton getroffen seien. Dies ist zumindest keine harmlose Ostalgie-Serie, aber auch keine, die pausenlos den Zeigefinger erhebt und alles verteufelt. Diese güldene Mitte ist sehr angenehm.

Florian Lukas als freundlich-naiver Volkspolizist, Jörg Hartmann als knallharter Stasi-Karrierist und Katrin Sass als aufmüpfige Sängerin fallen besonders positiv in diesem Ensemble auf, aus dem es schwer ist herauszuragen, weil einfach alle so gut sind. Entweder gibt es für andere Serien in Deutschland nicht genug gute Schauspieler, oder es gibt nicht genug gute Castingdirektorinnen wie Heta Mantscheff, die offenbar beurteilen kann, was ein guter Schauspieler ist. Denn finden Sie mal eine andere Serie, in der niemand hölzern und unglaubwürdig agiert!


Uwe Kockisch und Katrin Sass
Weder die Einordnung als Familienserie, noch die theoretisch auf dem Papier banal klingende Inhaltsbeschreibung einer verbotenen Liebe, die sich die Liebenden aber nicht verbieten lassen wollen, werden Weissensee gerecht. Zumal das Dilemma der Familien noch auf wesentlich mehr Ebenen beschrieben wird. Das ist gut geschriebenes und  gut umgesetztes Fernsehen, das nicht nur spannend ist, wenn pünktlich zum Episodenende die hochdramatischen Cliffhanger zum Einsatz kommen. Dann aber am spannendsten. Und dann kommt der einzige unerfreuliche Punkt: Dass es eine ganze Woche dauert, bis es weitergeht.

Weissensee, dienstags um 20.15 Uhr im Ersten.

Hans Meiser

Dienstag, 7. November 2006, 12:48


Foto: RTL

1992-2001 (RTL). Einstündige werktägliche Nachmittags-Talkshow.

Hans Meiser, der sich als Anchorman der RTL-Nachrichten einen Namen als lockerer, aber halbwegs seriöser Moderator gemacht hatte, wagte als Erster in Deutschland eine tägliche Talkshow nach amerikanischen Vorbildern. Pate standen vor allem Phil Donahue und Oprah Winfrey. Fast alles an dem Format war für deutsche Fernsehzuschauer neu: die Platzierung am Nachmittag (16.00 Uhr), die tägliche Ausstrahlung, die Besetzung mit nichtprominenten Gästen, die Beteiligung des Publikums an der Diskussion – anfangs taten sich die Zuschauer sichtlich schwer damit, den wildfremden Menschen auf der Bühne ihre Meinung zu sagen. RTL selbst beschrieb Hans Meiser 1994 so: „Eine Sendung, in der Menschen zu Wort kommen, über die man sonst nicht redet.“ So durften z. B. Klofrauen ihre schönsten Anekdoten erzählen.

Anders als seine sämtlichen Kollegen stand Meiser weder im Publikum noch saß er bei den Gästen. Sein Platz war in einem Gang, der beide Gruppen voneinander trennte. Von dort eilte er gelegentlich ins Publikum, um Stimmen einzuholen. Der Moderator trat dabei betont schnoddrig auf („Ja, nun sind wir also zum ersten Mal da“, sagte er zu Beginn der Premierensendung) und verlor häufiger den Faden, womit er gern kokettierte. Themen mit sexuellem Bezug kamen von Anfang an vor, dominierten aber nicht. Meiser betonte dabei häufig, dass man am Nachmittag natürlich nicht schlüpfrig sein dürfe, und tat das so oft, bis die Schlüpfrigkeit sich nicht mehr steigern ließ. Das einfache Verb „stehen“ wurde in solchen Sendungen zu seinem beliebtesten Wort.

Andererseits besprach Hans Meiser viele ernsthafte Themen und führte Diskussionen, denen man den Anspruch anmerkte, zu informieren oder gar aufzuklären. Thema der ersten Sendung waren Partneragenturen, in den folgenden Tagen ging es u. a. um die Homo-Ehe, Wunderkinder, Überschuldung und minderjährige Mütter. Besonders interessant waren im Lauf der Jahre etwa 1992 „Stumme Schreie – Gewalt gegen Kinder“, 1997 „Ihr lasst uns doch verrecken – Obdachlos in Deutschland“ und 2000 „Unbelehrbar? NPD-Anhänger im Kreuzverhör“. Am 4. September 2000 sollte es in einer Sendung unter dem Titel „Albtraum Schönheit – Ausgenutzt und Abgezockt“ um die Machenschaften des Schönheitschirurgen Dr. Spahn gehen. Obwohl diesem in Deutschland die Approbation entzogen worden war, schnippelte er im Ausland weiter. Im Publikum erwarteten ihn Kriminalbeamte, die ihn eine halbe Stunde vor der Live-Ausstrahlung verhafteten. In der Sendung am 29. September 1999 mit dem Thema „Hans macht dich zum Viva-Star“ wurde Oliver Pocher entdeckt und erstaunlicherweise zum Viva-Star gemacht.

Hans Meiser entwickelte sich mit bis zu 4,8 Millionen Zuschauern zu einem Riesenerfolg, den viele in den nachfolgenden Jahren vergeblich zu kopieren versuchten. Die hauptsächlich auf Sex und Streit ausgerichtete Konkurrenz hatte jedoch auch Einfluss auf Meisers Themenauswahl, was sich besonders beim Wettstreit um jüngeres Publikum auswirkte. Meiser konnte zwar auch noch mit zehn weiteren täglichen Talkshows als direkter oder indirekter Konkurrenz die höchsten Einschaltquoten verzeichnen, hatte aber leider auch mit die ältesten Zuschauer. In der 850. Sendung liefen in den Werbepausen Spots für Lefax (gegen Blähungen), Fagorotin (für bessere Durchblutung), Cystofink (gegen Reizblasen), ABC-Pflaster und Biovital. Gegen den Trend sollten Sendungen wie „Ich rede nicht viel, ich schlag gleich zu“ und „Du bist doch bloß ein Flittchen“ wirken. Später bereute Meiser öffentlich, den Weg der „Schmuddeltalkshows“ mitgegangen zu sein.

1999 lieferte er sich allerdings noch eine öffentliche Diskussion, die ungefähr auf dem Niveau seiner damaligen Talkshows lag. Die Sendung „Großmaul trifft Gewitterhexe“ war von der Bayerischen Landesmedienanstalt u. a. beanstandet worden, weil ein F-Wort nicht überpiepst worden war. Der Vorsitzende des Medienrats, Klaus Kopka, sagte öffentlich: „Was bei Hans Meiser läuft, ist unter aller Sau.“ Meiser schrieb ihm einen Brief und warf ihm vor, sein Amt „zur Instrumentalisierung seiner ganz persönlichen geschmäcklerischen Moralvorstellungen“ genutzt zu haben und provozierte ihn u. a. mit einem Kopka-Button, den er in seiner Sendung am Revers trug. Als in einer Sendung ein Gast zu einer dicken Frau sagte, er könne sich nicht vorstellen, „mit einem so dicken Pansen ins Bett zu gehen“, griff Meiser ironisch ein: „… sonst muss ich ins Abendprogramm.“

Seiner Zeit voraus war Hans Meiser auch, als er zwei Sendungen mit erfundenen, von Laiendarstellern nachgespielten Geschichten ausstrahlte: Die eine wurde als Aprilscherz produziert, lief aber verwirrenderweise schon am 31. März 1999 („Heute rechne ich mit Dir ab“), die andere wurde sechs Wochen später zum Muttertag gesendet. Das Thema lautete: „Mami, mit dir hab ich noch eine Rechnung offen“. In immer extremeren Situationen prügelten sich in diesen Sendungen Menschen auf der Bühne, Mütter gaben zu, mit ihren Schwiegersöhnen geschlafen zu haben und bewiesen dies durch Kenntnis des Intimschmucks. Erst am Schluss verriet Meiser, dass es sich um „Märchen“ handelte. Die Quoten der beiden Fake-Sendungen waren bombig.

Anfang 2000 begannen die Quoten aller Daily Talks im Fernsehen zu bröckeln. RTL reduzierte die Zahl seiner fünf täglichen Talks und setzte Birte Karalus und Sabrina im Herbst 2000 ab. Nach acht Jahren auf dem Sendeplatz um 16.00 Uhr talkte Meiser ab jetzt bereits eine Stunde früher. Inzwischen waren auch seine Quoten drastisch zurückgegangen, was er mit Fassung trug („Ich bin nicht traurig, wenn ich diesen Job nicht mehr mache“). Es folgten noch Rettungsversuche durch mehr Live-Shows, die Zuschauern die Möglichkeit boten, direkt in der Sendung anzurufen (in den ersten Jahren war die Show noch regelmäßig live ausgestrahlt worden), sowie durch Versteckte-Kamera-Aktionen und allerlei halbgare Experimente. Doch ein halbes Jahr später war auch für Hans Meiser nach 1700 Talks Schluss. Die letzte Live-Sendung vom 17. Januar 2001 hatte das Thema „Was ist typisch deutsch?“. Als merkwürdiger Gag waren nur der Moderator und das Team angezogen, Gäste und Publikum trugen nichts als Unterwäsche. Die Diskussion war aber brav und sachlich.

Die Sendung lief anfänglich um 16.00 Uhr, ab 2000 um 15.00 Uhr.

Harben Sie gerstern „Brisarnt“ gersehen?

Mittwoch, 13. August 2014, 11:42

Ich habe immer vermutet, dass es einen Grund gibt, warum Brisant nie als komplette Sendung in der ARD-Mediathek zu finden ist. Zum Beispiel weil den Machern selbst ihre Sendung viel zu peinlich ist, um sie den Menschen ein zweites Mal zuzumuten. Das kann es aber nicht sein, denn dann würde die Sendung bestimmt nicht innerhalb von 24 Stunden sechsmal wiederholt. (So dass man als Zuschauer doch noch eine Chance hat zu überprüfen, ob man sich verguckt hat oder nicht.)

Aber was weiß ich schon.

Ich hatte schließlich auch immer vermutet, dass man es als Berühmtheit endgültig geschafft habe, wenn man in einer Verfilmung des eigenen Lebens oder Teilen davon von einem Schauspieler dargestellt wird. Aber offenbar war auch das ein Irrglaube.

Geschafft hat man es vermutlich erst, wenn dann irgendwann sogar Brisant weiß, wie man geschrieben wird.

Blättern:  1 ... 56 57 58 59 60 ... 126


Das Buch

die Autoren

Weitere Bücher

New York für Fern-SeherDie kleine House-Apotheke

Links