Ich geh dann mal lippenstiften

Ich habe nie verstanden, was an Sex And The City lustig gewesen sein soll, finde Grey’s Anatomy langweilig, aber Desperate Housewives und Doctor’s Diary kurzweilig und witzig, und Gilmore Girls ist für mich eine der schönsten Serien, die je gedreht wurden. Man kann also nicht sagen, dass ich Frauenserien pauschal ablehne. Als ich der neuen Serie Lipstick Jungle nichts abgewinnen konnte, weil sie mir zu problembeladen, zu spaßfrei und zu uninteressant war und mir dagegen sogar Sex And The City kurzweilig vorkam, weil deren Episoden wenigstens nur halb so lang waren, suchte ich den Fehler aber dennoch zunächst bei mir. Deshalb habe ich sicherheitshalber eine Frau gezwungen, sich die erste Episode ebenfalls anzusehen. Hier ist ihr Urteil:

Langweilig.
   

Aha. Vielen Dank. Die wenigen Fans der in den USA bereits abgesetzten Serie behaupten ja, die Serie würde ab der zweiten Folge wesentlich interessanter. Um mich bis dahin bei der Stange zu halten, hätte die erste Episode leider viel besser sein müssen.

Lipstick Jungle nach dem Lippenstift-Dschungelbuch von Candace Bushnell ergänzt ab heute um 21.15 Uhr den ProSieben-Frauenmittwoch. Vorher beginnen noch die neuen Folgen von Desperate Housewives.

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Michael, 16. September 2009, 10:32.

Zweieinhalb Männer für Charlie

Es muss ungefähr der Moment gewesen sein, in dem klar denkende Menschen aufgegeben hatten, der wiederkehrenden Behauptung, die Sitcom sei tot, zu widersprechen, als sich zweieinhalb Männer anschickten, das Gegenteil zu beweisen.


Foto: ProSieben

Two And A Half Men mit Charlie Sheen und Jon Cryer ist nicht die einzige verbliebene Sitcom, die noch Erfolg hat, es ist nur die, die den meisten hat, und das trifft mittlerweile auf die USA genauso wie auf Deutschland zu. Das ist nicht selbstverständlich. Oft wurden in Deutschland Sitcoms zum Kult, die in ihrer Heimat zwar solide liefen, aber gar nicht zu den großen Überfliegern gehörten, z.B. Die Nanny oder King Of Queens, während die ganz großen US-Erfolge wie Seinfeld oder Frasier hierzulande ein Schattendasein fristeten.

Unter dem Titel Mein cooler Onkel Charlie startete Two And A Half Men vor vier Jahren auf ProSieben ebenfalls verhalten und entwickelte sich erst allmählich zum Erfolg. Ob das damit zu tun hat, dass ab der zweiten Staffel auch bei uns der Originaltitel verwendet wurde, lassen wir mal dahingestellt. Die Quoten am Samstagnachmittag stiegen, aber es musste erst Kabel 1 kommen und die Serie als Dauerschleife mit Doppelfolgen ins werktägliche Nachmittagsprogramm aufnehmen, bevor ProSieben merkte, welche Perle sie da im Programm haben.

Ab heute ist Two And Half Men im Hauptabendprogramm zu sehen, jeweils dienstags ab 21.15 Uhr zeigt ProSieben zwei neue Folgen, immer nach den Simpsons. Dass die Serie auch zur Primetime ein solch großer Erfolg wird wie nachmittags, ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, denn ProSieben hat sich für den Sendeplatz entschieden, auf dem gleichzeitig bei RTL Dr. House läuft. Aber so miserabel wie der ganze eigenproduzierte Schrott der jüngeren Vergangenheit kann es eigentlich gar nicht laufen.

Michael, 15. September 2009, 13:23.

Schlag dich auf die Seite vom Raab

Wow. Ich glaube, so wenig wie heute bei Schlag den Raab haben sich Fernsehzuschauer noch nie über den Gewinn eines Kandidaten gefreut.

Teilnehmer Hans-Martin, der keine Freunde, sondern eine halbe Million gewinnen wollte, trat von Beginn an mit einer solchen, nennen wir es, Selbstsicherheit auf, dass weder Moderator Mattias Opdenhövel noch Stefan Raab, und nicht einmal Kommentator Frank Buschmann ihre Abneigung verbergen konnten. Von den Zuschauern ganz zu schweigen, denn das taten auch sie oft genug. Raab wurde bejubelt wie noch nie, und Punktgewinne des Kandidaten wurden teilweise mit einer derartigen Stille quittiert, dass ich mich zwischendurch fragte, ob überhaupt durchgehend Publikum anwesend ist. Die Buh-Rufe beantworteten die Frage dann aber recht schnell.

Wenn die Sympathie, die den Kontrahenten von Stefan Raab normalerweise zuteil wird, in den Jackpot wandert, wird Raab in der nächsten Sendung eine sehr aufgebrachte Meute gegen sich haben.

Michael, 13. September 2009, 01:28.

Lang und breit

Bisher hielt ich immer Boston Legal für die Einzelsendung mit dem breitesten Themenspektrum innerhalb einer einzelnen Sendung, weil dort im einen Moment eine ernsthafte Diskussion über den Völkermord im Sudan geführt und im nächsten ein Witz über Penislängen gemacht werden kann. Aber erstens ist Boston Legal ja ohnehin derzeit nicht im Fernsehen, weil der Kochsender Vox hinter den vielen Töpfen keinen Sendeplatz mehr findet; und seit bei Schlag den Raab von Samstagabend bis Sonntagmorgen um drei Millionen Euro Mäxchen gespielt und Flummis gegen eine Wand geworfen wurden und zwischendurch Bilder erkannt und Quizfragen zum Bürgerkrieg in Sri Lanka beantwortet werden mussten, ist das zweitens sowieso obsolet.

Noch eine andere Sache muss man in Relation setzen: Wenn man bedenkt, dass es diesmal fast fünfeinhalb Stunden dauerte, bis entschieden war, das Raabs bisher höchster Jackpot geknackt würde und Raab das offenbar für ein ganz normales Ausmaß für eine einzelne Sendung hält, hat man eine ungefähre Vorstellung der Entscheidungswege bei der ARD, die Stefan Raab als zu lang und zu kompliziert bewertet.

Michael, 24. Mai 2009, 04:58.

Gemany’s Next Mod-Model

Eine der schwierigsten und zugleich wichtigsten Aufgaben für spätere Topmodels hat sich Heidi Klum fürs Finale  aufgehoben: Die Letzten im Rennen sollten moderieren lernen und mussten deshalb gegenseitig ansagen!

Das war endlich mal eine sinnvolle Aufgabe, die sich in der Zukunft auszahlt. Wer nämlich nicht über das geringste Moderationstalent verfügt, ist im Alter darauf angewiesen, durch die Sendung Germany’s Next Topmodel zu führen.

Michael, 22. Mai 2009, 09:48.

Nein! Oh! Tu! Wann? Oh!


Foto: ProSieben

Wären die Autoren der alten Serie Beverly Hills, 90210 auch an der Neuauflage 90210 beteiligt, würde man ihnen ihre Einfallslosigkeit vielleicht verzeihen. Nach so vielen Jahren ist man ja ausgelaugt, hat keine Lust mehr, und vor allem hat längst jeder mit jeder geschlafen. Da kann es mal passieren, dass nur noch alte Klischees aufgewärmt werden. Dass den Neuen aber auch nichts einfällt, ist tragisch: Die Neuauflage wirkt so, als setze sie an der Stelle an, an der die alte Serie aufhörte; wie Hansi Hinterseer sagen würde: Da wo die Luft raus ist. Da wo man sich wünschte, es sei bald vorbei. Da wo man allenfalls noch zusah, weil man sich an die Charaktere gewöhnt hatte und wissen wollte, ob die Serie wenigstens ein anständiges Ende zustande bringen würde.

Einige dieser Charaktere sind auch in der Neuauflage dabei: Kelly Taylor, die jetzt Beratungslehrerin an ihrer alten Schule ist, ihre alte Freundin Brenda Walsh und der alte Wirt des „Peach Pit“, Nat. Die Auftritte der Altstars Jennie Garth und Shannen Doherty und des Uraltstars Joe E. Tata sind leider nur Gimmicks, um Fans von früher für die Serie zu interessieren, nennenswerte eigene Handlungsstränge haben ihre Charaktere nicht.

Das wäre zu verschmerzen, wenn die Handlungsstränge der neuen Hauptcharaktere wenigstens einigermaßen interessant wären, aber auch das ist leider nicht der Fall. Die Intrigen, Betrüge, Liebschaften und Geheimnisse sind bekanntes, niedriges Soap-Niveau, und gleich zu Beginn werden zu viele Fässer auf einmal aufgemacht. Dass man Teenie-Soaps auch origineller und inspirierter drehen kann, hat vor ein paar Jahren O.C., California gezeigt und zeigt in geringerem Maß an diesem Wochenende nur eine Stunde vor 90210 die ebenfalls neue Serie Gossip Girl.

In 90210 sind die Figuren so durchsichtig und ihr Tun so vorhersehbar, dass sich schon im Pilotfilm erahnen lässt, wer später mit wem (wenn’s wie früher ist, dann sowieso jede mit jedem), wer ein Kind vom wem (bekommt oder berteits ist), und wer gegen wen. Ich werde aber nicht mehr dabei sein, um mir das anzusehen.

90210, samstags um 17.00 Uhr auf ProSieben.

Michael, 17. April 2009, 06:11.

Tratschmädel

Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass die Menschen, die in Teenie-Soaps die Eltern der Protagonisten spielen, meistens sehr gut und für ihr Alter jung aussehen? Das ist an sich ja schön für sie, aber da die Hauptcharaktere meistens Teenager sind, die von deutlich älteren Darstellern verkörpert werden, ist es manchmal etwas schwierig, die Familienverhältnisse schnell zu durchblicken und den 35-jährigen Vater korrekt seinem 30-jährigen Sohn zuzuordnen.

Das ist bei Gossip Girl auch so, und auch sonst ist Gossip Girl wie die meisten Teenie-Serien: Irgendwann werden alle ringsherum miteinander geschlafen haben, und dann müssen eben neue Charaktere eingeführt werden. Bis dahin geht es wie üblich um eine Clique neureicher Zicken und ihre Freunde und was sie so treiben und mit wem. Ich kann nicht genau erklären, warum das kurzweiliger ist als die eigentlich baugleiche, aber völlig uninspirierte Serie 90210, die an diesem Samstag direkt im Anschluss startet, aber sie ist es. Es kann an der unterschwelligen Gesellschaftskritik liegen, die man in der Serie aber nur sehen kann, wenn man das will, oder daran, dass sie etwas mehr den Eindruck macht, als spiele in der Gegenwart und sei nicht zu Beginn der 90er-Jahre in einer Zeitschleife gefangen.

Große Überraschungen sollten Sie trotzdem nicht erwarten.


Foto: ProSieben

Gossip Girl, samstags gegen 16.00 Uhr auf ProSieben.

Michael, 17. April 2009, 06:06.

Germany’s Next Topkanzlerin

Wer behauptet eigentlich, ProSieben würde wenig über Politik berichten? Die Kanzlerin wird derzeit ziemlich oft gezeigt.

Michael, 10. April 2009, 14:53.

Bunz deutscher Mädel


Foto: ProSieben

Hätte ProSieben nur die erste Folge der neuen Comedyserie Der kleine Mann verschickt, stünde hier jetzt eine ausschweifende Lobpreisung für die originelle Handlung und die witzigen Dialoge. Bjarne Mädel, bekannt als Ernie aus Stromberg, spielt den Elektrofachverkäufer Rüdiger Bunz, der in einem Werbespot mitspielt und dadurch so etwas ähnliches wie prominent wird, was ihm umgehend noch mehr zu Kopf steigt als der Schnaps, für den er wirbt. Aus dem Off, weil ja keine Serie mehr ohne Off-Erzähler auskommt (Sie kennen das aus sog. Büchern), sagt er Sätze wie:

Unsere Beziehung dauert nun schon länger als das Dritte Reich. Und ist meistens auch lustiger.

Und im Elektrofachgeschäft kommt es zu Diagnosen wie dieser, die der alte Chef über einen reparaturbedürftigen Staubsauger erstellt, während er dessen Besitzerin, eine Rentnerin, ansieht:

Ist eben alt. Und alt ist Scheiße.

Leider hat ProSieben auch die zweite Folge verschickt, die bereits weitgehend ohne Pointen auskommt, dafür mehr Fremdschämmomente enthält, wie man sie aus Stromberg kennt. Kilometer über den Berg sieht man die Peinlichkeiten kommen, und wenn sie da sind, decken sie sich exakt mit der schlimmen Vorstellung, die man gerade noch davon hatte.

Die Macher selbst sind sehr von ihrem Produkt überzeugt. In mehreren Interviews verglichen Hauptdarsteller Mädel und Autor Ralf Husmann ihre Serie mit Seinfeld, was ungefähr so vermessen ist, als vergliche sich ein Realschul-Physiklehrer mit Albert Einstein oder wir unsere kleine Freizeit-Internetseite mit dem Feuilleton der New York Times.

Aber immerhin die erste Folge heute Abend kann ich empfehlen.

Der kleine Mann, heute um 22.45 Uhr auf ProSieben.

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Michael, 24. März 2009, 00:58.

Grenzfallfernsehen

Das Beste an Fringe sind die Ortsmarken zum Szenenwechsel. Wie viele andere Serien lässt auch Fringe seine Zuschauer wissen, wo man sich gerade befindet, und tut dies mit einem visuellen Running Gag: Die Ortsnamen stehen nicht einfach um unteren Bildrand, sondern stehen oder schweben als 3D-Animationen mitten in der Landschaft, als gehörten sie zur Kulisse. So fährt man auf dem Weg zum Flughafen am Schriftzug „Boston Airport“ vorbei, und nachdem man aus der Luft auf Bagdad herabgesehen und darüber die riesige Erläuterung „Bagdad, Irak“ gelesen hat, sieht man nach einem Umschnitt in Blickrichtung Himmel die gigantischen Buchstaben von der anderen Seite.

Ebenfalls gut an Fringe: Joshua Jackson. Der war als Pacey Witter die auf Dauer erträglichste Figur in Dawson’s Creek und erzählte mal bei Conan O’Brien von seinem Traum, eine lange Bierleitung durch sein Haus zu legen und in jedem Zimmer einen Zapfhahn anzubringen (vielleicht hatte er das sogar schon umgesetzt, ich erinnere mich nur noch dunkel an das Interview). Jedenfalls sollte man solche Pläne unterstützen, deshalb ist es gut, dass Jackson wieder einen festen Job hat.

Und schließlich hat Fringe, die neue Serie von J.J. Abrams, gegenüber Abrams‘ alter Serie Lost den Vorteil, dass man auch die Chance hat, sie zu begreifen, wenn man zwischendurch blinzelt.


Foto: ProSieben

Trotzdem ist der Kern der Serie wieder eine Reihe rätselhafter Vorgänge (und fängt wie Lost mit einem Flugzeugunglück an), die einem ebenso rätselhaften Muster folgen, und die Serie folgt dem Muster: Mysteriöses, paranormales Phänomen, Geheimhaltung vor der Öffentlichkeit, können unsere Helden sich mit dem Problem auseinander- und gegen die Verschwörung durchsetzen? Eine toughe Frau und ein genialer verrückter Professor klemmen sich dahinter, und Joshua Jackson spielt den ebenso genialen und schwierigen Sohn des Professors, der vermittelt. So richtig nachvollziehbar erklären, worum genau es eigentlich geht, lässt sich trotzdem nicht. Aber wer Mystery mag, ist bei Fringe genau richtig.

Wie immer bei neuen US-Serien lügt der ausstrahlende Sender übrigens über den Erfolg der Serie in Amerika und weist sie als „Nr. 1“ aus. ProSieben teilt mit:

„Fringe“ (lässt sich im Deutschen mit „Grenzwissenschaften“ übersetzen) startete im September 2008 auf dem US-Sender FOX und war mit 9,1 Millionen Zuschauern auf Platz eins am Dienstagabend.

Wenn man den Quotendurchschnitt der Serie am Dienstagabend als Grundlage nimmt, liegt Fringe aber weit hinter Dancing With The Stars, Navy CIS und The Mentalist zurück. Wertet man natürlich nur den Premierenabend, könnte es schon stimmen, dass Fringe mit 9,1 Millionen Zuschauern die Nr. 1 war, sofern es die NBC-Show America’s Got Talent es mit ihren 11 Millionen Zuschauern aus mysteriösen Gründen nur auf Platz 2 geschafft hätte. Das wäre dann ein echtes paranormales Phänomen.

Fringe, montags um 20.15 Uhr auf ProSieben.

Michael, 16. März 2009, 00:42.
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