Tote tragen keine Lacher

Um noch einmal auf eine Frage zurückzukommen, die das amerikanische Magazin „Entertainment Weekly“ vor sieben Jahren gestellt hat, als Friends, Frasier und Sex And The City zu Ende gingen:

Sind Sitcoms tot?

Antwort: Nein. Sie lagen nur kurz auf der Intensivstation. Für Langzeitbeobachter des Fernsehens dürfte das keine Überraschung gewesen sein. Jedes Genre hatte seine Glanzzeiten und seine stillen Phasen, und bisher ist noch fast jedes Genre immer wieder aus der Versenkung zurückgekehrt.

Entertainment Weekly: Sind Sitcoms tot?Das Quiz war lange kein Thema im Fernsehen, bis Wer wird Millionär? kam. Krimis galten als altbacken, bis CSI kam. Und auch die Sitcom war in den frühen 80er-Jahren schon einmal für tot erklärt worden, bis die Bill Cosby Show kam. All diese Serien lösten jeweils die Trendwende für ein ganzes Genre aus.

Die neue Trendwende wurde im Herbst 2009 durch den Erfolg des inzwischen mehrmaligen Emmy-Gewinners Modern Family ins Rollen ausgelöst. Gut zwei Jahre später ist die Sitcom wieder voll da. Zu den erfolgreichsten Sendungen des US-Fernsehens gehören wieder so viele halbstündige Comedys wie seit den Zeiten von Friends und Frasier nicht mehr. Und weil Comedyserien gerade so gut laufen, gibt es davon auch wieder wesentlich mehr als in den vergangenen Jahren. Auch die meisten deutschen Sender mit Ausnahme der Öffentlich-Rechtlichen und RTL haben das gemerkt und profitieren davon. Two And A Half Men, The Big Bang Theory und How I Met Your Mother sind auch bei uns erfolgreich, Mike & Molly, The Middle oder 2 Broke Girls hätten das Potenzial ebenfalls.

ProSieben zeigt ab heute eine der neuen Serien vom gerade erst vergangenen Herbst: New Girl mit Zooey Deschanel als junge Frau, die in eine Männer-WG zieht. Der Sender setzt offenbar große Stücke darauf und hat einen ungewöhnlich prominenten Sendeplatz für einen Neustart ausgewählt (sprich: nicht am Nachmittag): Die „Vorpremiere“ läuft heute nach The Voice Of Germany, fester Sendeplatz soll dann immer mittwochs um 21.15 Uhr nach Desperate Housewives sein. Beim US-Sender Fox startete die Serie mit hervorragenden Quoten, wodurch deutlich wird, wie sehr das US-Publikum nach all den Jahren voller Mord und Forensik wieder Lust auf Lachen hat. Denn die Serie selbst ist nicht mehr als Durchschnitt, aber Comedys sind eben im Trend. Stilistisch erinnert New Girl mit schnellen Schnitten und witzigen Flashbacks an andere moderne Serien wie Modern Family und How I Met Your Mother, es müsste halt nur noch genauso lustig werden.


Foto: ProSieben

Interessant ist übrigens auch, welche Sitcom derzeit die erfolgreichste von allen ist, und zwar in den USA wie auch bei uns. Das ist nämlich mit Two And A Half Men eine Serie, die nicht nur ganz altmodisch auf Rückblenden, Einschübe und schnelle Schnittmöglichkeiten verzichtet und weiterhin auf einer Bühne vor Publikum gedreht wird, sondern die 2004, als die Sitcom als solche für tot erklärt wurde, auch schon auf Sendung war.

Michael, 5. Januar 2012, 10:04.

Danni Colonia

Eigentlich weiß ja sogar Sat.1 selbst, dass es montags abends nur mit Spielfilmen Erfolg hat. Das neue Montagabendprogramm ist es im Gegensatz zu früheren Versuchen aber wenigstens wert, noch mal was anderes zu probieren.


Foto: Sat.1

Die Ausgangskonstellationen beider heute startenden Serien sind sehr abwegig, aber nur eine davon wirkt auch so. Das ist Der letzte Bulle. Ein Essener Bulle, der Polizeiarbeit, Gesellschaft und Umgangsformen nur aus den 80ern kennt, erwacht nach 20 Jahren aus dem Koma und kehrt zurück zur Kriminalpolizei, wo es ihm schwerfällt, sich schlagartig an die Neuzeit anzupassen. Für diese Vorgeschichte verschwendet die erste Episode keine drei Minuten, bevor die normale Polizeiarbeit beginnt. Und schon dann wird klar, dass die an sich originelle Idee, wenn auch im Prinzip nur eine Umkehrung von Life On Mars, eigentlich nur der Vorwand für eine ganz konventionelle Krimiserie mit dem üblichen Gegensätzliche-Ermittler-Klischee ist: Der harte Macho, der sich nicht um Vorschriften schert, bekommt nämlich einen peniblen Karrieristen zur Seite, der immer alles richtig macht. Die beiden können sich eingangs nicht riechen, und niemand muss ein Genie sein, um weissagen zu können, dass die beiden sich in Kürze prima verstehen und ein tolles Team werden werden, ohne ihre Gegensätzlichkeiten aufzugeben. Ist doch immer so.

Einen Mann wie ein Baum mit der Rolle des harten Bullen zu besetzen (Wortspiel nicht beabsichtigt, auch wenn dieser Hauptdarsteller Henning Baum ist), ist zwar einerseits logisch, anderseits ist zwanzig Jahre regungslos im Bett liegen nicht unbedingt die Art von Aufbautraining, aus der diese Art von Muskeln resultieren sollten. Oder kommen die etwa aus der Sechs-Wochen-Reha nach dem Erwachen? Die hat ja offenbar auch ausgereicht, um den Mann, der vor zwanzig Jahren gerade erst seinen Dienst begonnen haben kann (Henning Baum ist 37), zum Kommissar zu machen.

Zwischen die Szenen werden lieblos Ausschnitte aus willkürlichen 80er-Hits geklatscht, und haha, der Typ kennt ja gar keine Handys, das Internet oder Fernbedienungen fürs Auto und raucht, wo er gar nicht darf. Die lustigen 80er! Verpasst wurden Gelegenheiten wie: „Warum haben die Polizeiautos so eine komische Farbe?“

Der letzte Bulle, montags um 20.15 Uhr in Sat.1.


Foto: Sat.1

Danni Lowinski dagegen wirkt (anders als das PR-Foto des Senders oben) frisch und ambitioniert. Auch hier würde niemand auf die Idee kommen, die Geschichte zu glauben: Eine Ex-Friseurin macht auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nach und schließt ein Jurastudium an und sogar ab, wird als Anwältin zugelassen, findet aber keinen Job. Also eröffnet sie in einer Kölner Einkaufspassage einen Stand und bietet für einen Euro pro Minute Rechtsberatung an. Daraus resultieren aber tatsächlich ausgewachsene Gerichtsverhandlungen, in denen sie sich aufopferungsvoll für die kleinen Leute einsetzt und auch noch gewinnt.

So abwegig das auch ist, so charmant umgesetzt ist es auch. Das fängt schon beim Vorspann an, in dem Hauptdarstellerin Annette Frier durch eine animierte Welt läuft, in der sie Zebrastreifen auf die Straße wirft und Säulen umkippt, um darüberlaufen zu können, der zeigen soll: Dieser Frau stellt sich nichts in den Weg. Und doch hat sie so angenehm wenig von Uschi Glas. Die Besetzung ist ein Traum: Annette Frier spielt die friseusenhafteste Anwältin, die es je im Fernsehen gab, und Jan Sosniok als ihr Kontrahent ist wie üblich damit betraut, schön zu sein und die Protagonistin zu ärgern.

Einen zusätzlichen Bonus erhält die Serie, weil sie die erste deutsche Produktion seit geraumer Zeit ist, bei der ich nicht sofort an irgendein ausländisches Vorbild denken musste.

Marc Terjung steckt als Autor dahinter, der auch schon Edel & Starck und Die Anwälte mit amüsanten Justizgeschichten füllte und damit wohl der deutsche David E. Kelley ist, der auch kaum was anderes als kurzweilige Anwaltsserien schreibt. Hoffentlich schreiben beide noch ein paar.

Danni Lowinski, montags um 21.15 Uhr in Sat.1.

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Michael, 12. April 2010, 05:43.

Gute Frauen

Nachdem ProSieben die Ausstrahlung der aktuellen Staffel von Desperate Housewives vergangenen Mittwoch an einer willkürlichen Stelle abgebrochen hat, kehrt heute das Sommerprogramm mit Grey’s Anatomy zurück. Anschließend schickt ProSieben The Good Wife an den Start, einen der erfolgreicheren Newcomer der laufenden US-Saison.

The Good Wife ist eine ganz klassische Justizserie: Engagierte Anwälte setzen sich vor Gericht für ihre Mandanten ein, die ein straf- oder zivilrechtliches Problem haben. Das ist dann aber auch schon alles, was sie mit Boston Legal gemeinsam hat. The Good Wife ist ernst und weitgehend humorfrei, kümmert sich um die Fälle und um die Charaktere.

Leider werde ich ausgerechnet mit der Hauptfigur nicht richtig warm. Julianna Margulies, bekannt als Oberschwester Carol Hathaway aus Emergency Room, spielt eine gebeutelte Frau: Ihr prominenter Mann (gespielt von „Mr. Big“ Chris Noth aus Sex And The City) sitzt nach einer Sex- und Korruptionsaffäre im Knast, und in ihrem neuen Job als Anwältin droht sie von ihrem deutlich jüngeren Konkurrenten (Matt Czuchry, der Logan aus Gilmore Girls) untergebuttert zu werden. Dabei ist sie nicht die klassische Serienheldin, die eine starke Frau wäre, die ihren eigenen Kopf durchsetzen und allen zeigen würde, wo’s langgeht. Sie ist aber auch nicht der klassische Anti-Held, der sympathische Loser oder das unsympathische Genie. Sie ist irgendwo dazwischen. Und das ist das Problem: Serienhelden sind einfach nicht „irgendwo dazwischen“, sondern stellen alle anderen in den Schatten. Aber auf mich wirken ihr Ex-Mann, ihr Konkurrent, ihre Detektivin, ihre Schwiegermutter, ihr Studienfreund und ihre Chefin allesamt stärker als sie selbst. Sie selbst wirkt unsicher, manchmal unbeholfen bis resignierend und macht es schwer, mit ihr mitzufiebern. Das betrifft nicht nur die Pilotepisode, sondern ist noch wochenlang der Fall. Falls sie eine Entwicklung durchmacht, dann lässt sie sich dafür viel Zeit.

Das mag die Serie zwar realistischer machen, aber „realistisch“ steht für mich nicht ganz oben auf der Liste der Eigenschaften, die eine gute Serie erfüllen muss.

Den Listenpunkt mit den interessanten Geschichten erfüllt sie aber zum Glück sehr gut. Und wer Für alle Fälle Amy mochte, wird wohl auch an dieser Serie Gefallen finden.

The Good Wife, mittwochs um 22.10 Uhr auf ProSieben.

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Michael, 31. März 2010, 06:26.

Vampire State Of Mind


Foto: ProSieben

Sind Vampire wirklich die Lösung?

Seit ProSieben das quotenträchtige Seriendoppel aus Desperate Housewives und Grey’s Anatomy auseinandergerissen hat, um auch in der anderen Jahreshälfte etwas zu haben, das mittwochs um 20.15 Uhr gesendet werden kann, sucht der Sender eine Serie, für die die Zuschauer von Desperate Housewives noch eine Stunde länger dranbleiben.

Der Gedanke, Lipstick Jungle im Anschluss zu programmieren, war grundsätzlich nicht schlecht, Genre, Anmutung, und Darstellerinnen sprachen formal die gleiche Zielgruppe an. Schlecht war aber leider Lipstick Jungle, und deshalb funktionierte es nicht. Vorher hatte sich schon Pushing Daisies nicht bewährt.

Der neue Versuch ab heute ist The Vampire Diaries, eine Teenieserie, die so ist wie alle Teenieserien sind, außer dass die Hälfte der Hauptfiguren Vampire sind und einige von ihnen gelegentlich mal jemanden totbeißen. Das ist besonders schlimm für Lieblingsvampir Stefan, der doch so gern ein unauffälliges Menschenleben mit seinem Schwarm Elena in diesem kleinen Kaff führen würde und schon lange niemanden mehr gebissen hat. Der Oberböse ist nämlich ausgerechnet sein Bruder.


Foto: ProSieben

Das erinnert alles sehr an Roswell, wo die Vampire noch Außerirdische waren und die meisten auch gute Seelen und gut integrierte Bürger, mit Ausnahme dieser einen intriganten Verwandten, die den Menschen eben doch Böses wollte.

The Vampire Daisies The Vampire Diaries ist gar nicht schlecht und im Rahmen dessen, was Teenieserien zu leisten vermögen, ganz unterhaltsam und zuweilen spannend. Es ist um Längen besser als als 90210 und One Tree Hill und nicht so schickimicki wie Gossip Girl. Außerdem sind Vampire im Moment ja ohnehin sehr gefragt. Das heißt aber noch nicht, dass verliebte Mädchen um die 16 und blutsaugende Schönlinge um die 150 die Richtigen sind, um die Fans von verzweifelten Hausfrauen um die 50 am Fernseher zu halten.

The Vampire Diaries, mittwochs um 21.15 Uhr auf ProSieben.

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Michael, 20. Januar 2010, 05:50.

Warum RTL uns spanisch vorkommt

Eigentlich hätte RTL es ja gar nicht mehr nötig, noch eigene Serien zu drehen. Sämtliche Sendeplätze könnten mit US-Wiederholungen gefüllt werden oder mit Menschen, die um die Wette auftreten oder verkuppelt werden.

Insbesondere hätte RTL es nicht nötig gehabt, die Serie Countdown – Die Jagd beginnt zu drehen, weil es sie nämlich schon gibt. In Spanien. Dort heißt sie „Cuenta atrás“, und die Protagonisten sehen fast genauso aus und heißen teilweise auch genauso wie ab heute bei uns.

Aber es gibt natürlich drei triftige Gründe, die dagegen sprechen, einfach das Original zu übernehmen:

  1. Der Standort: Die spanische Serie war irrtümlich nicht in Köln angesiedelt.
  2. Das Risiko: Obgleich RTL ohne gesundheitliche Folgen jede Woche etliche Stunden US-Serien zeigen kann, gibt es keine Untersuchungen darüber, ob die Zuschauer oder das RTL-Logo im Bildschirmeck bei Ausstrahlung einer europäischen Lizenzserie möglicherweise umgehend juckenden Ausschlag und hässliche Warzen bekommen.
  3. Die Statistik: Noch nie hatte ein deutscher Privatsender damit Erfolg, einfach eine ausländische Serie in Deutschland nachzudrehen. Irgendwann muss es also mal klappen, oder?


Oben: Countdown. Foto: RTL/Guido Engels. Unten: Cuenta atrás. Foto: Cuatro

Was die Serie von anderen unterscheidet, ist dieser Kniff: Sie beginnt mit dem dramatischen Höhepunkt, in der Regel mit einer Person, deren Leben gerade von einer anderen Person akut bedroht wird. Dann springt die Uhr zurück, und es wird die Geschichte erzählt, wie es zu dieser Situation kommt.

Das hat den Nachteil, dass der dramatische Aufbau bis zum Spannungshöhepunkt zwar gezeigt wird, die Spannung sich aber trotzdem in Grenzen hält, weil man ja weiß, was gleich noch passiert. Und dass dann das Opfer im nächsten Moment nicht wirklich stirbt, sondern von einem tollkühnen Helden gerettet wird, ist eigentlich auch klar, sonst wäre es ja noch langweiliger.

Was die Serie von allen anderen nicht unterscheidet, ist der Rest: Ein unkonventioneller Draufgänger als Protagonist, dem Regeln ein Dorn im Auge sind und der mit allem schläft, was befragt werden muss, zwischen dem und seiner Kollegin es aber knistert. Daneben ein paar wurstegale Nebenfiguren, ein feindseliger Chef und Kriminalfälle, die manchmal interessant genug sind, um die Serie über die Zeit zu retten.

Wie im Fernsehen ähnelt aber auch in diesem Text der Schluss dem Anfang: Eigentlich wäre diese Serie nicht nötig gewesen.

Countdown – Die Jagd beginnt, donnerstags um 21.15 Uhr bei RTL.

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Michael, 14. Januar 2010, 06:21.

Bloß kein Knight!

Fällt Ihnen an dem Foto was auf?

Foto: RTL

Richtig: Der Typ ist nicht David Hasselhoff. Das wäre im Normalfall eher ein Vor- als ein Nachteil, aber wenn man schon eine Neuauflage von Knight Rider dreht, ist das irgendwie blöd. Man hat nämlich schon das Original nicht gebraucht. Dieses hat sich jedoch durch Alkohol und Verklärung zum Kult entwickelt, was dem Remake nicht passieren wird.

Die neue Fassung von Knight Rider, mit der RTL heute um 21.15 Uhr beginnt und damit den Abstand zwischen zwei Hälften einer CSI-Doppelfolge auf zwei Wochen ausdehnt, ist nah am Original, zumindest was ihre Qualität angeht. Leider hat sich die Qualität anderer Serien in dem Vierteljahrhundert maßgeblich weiterentwickelt. Und deshalb erwecken nicht nur die kargen, verdorrten Wüstenlandschaften, durch die auch der neue Michael Knight mit seinem Auto rast, den Eindruck, als seien sie dieselben wie damals, sondern auch die kargen, dürren Drehbücher. KITT kann jetzt auch noch seine Form wandeln, was vielleicht dazu dient, ein paar logische Fehler mehr zu kaschieren, aber ein echter Gewinn ist das auch nicht.

Es ist ein bisschen, wie wenn wir damals auf dem Schulhof Colt Seavers oder Thomas Magnum gespielt haben und so getan haben, als seien wir die Stars aus dem Fernsehen: Junge Leute spielen Knight Rider nach. Sie tun das sicher geringfügig professioneller als wir damals, aber auch nicht unterhaltsamer.

Der Pilotfilm läuft heute Abend um bei RTL, die Serienepisoden samstags nachmittags. Natürlich noch nicht ab dieser Woche, sondern erst ab der Woche danach. Man hätte die beiden CSI-Hälften, die nicht weniger sind als der Abschied von Gil Grissom nach acht Jahren, also gar nicht so weit auseinanderzerren müssen, sondern hätte den Film auch noch nächste Woche zeigen können, quasi zum Serienstart. Aber warum sollte die Programmplanung logischer sein als die Serie Knight Rider selbst?

Wer seine Zeit unterhaltsamer verbringen will, sollte sich durch die ausführliche alkoholgetriebene Fehleranalyse der Knight-Rider-Originalserie bei Sprittwoch klicken. Da wird höchst lustig alles auseinadergenommen, was damals schieflief: Zu offensichtliche Stunt-Doubles, Anschlussfehler, erkennbarer Einsatz von Modellautos, schlechte Schnitte und alles, was unlogisch war. Zum Thema Logikfehler steht dort einführend: „OK, eigentlich ist jede Folge ein 45-minütiger Logikfehler. Aber wir konzentrieren uns hier nur auf die wirklich auffälligen Schnitzer. Wenn die Story hakt und alle Gesetze der Physik ignoriert werden, wenn Michael zum Telefonieren mit Devon eine Telefonzelle aufsucht, obwohl KITT 5 Minuten vorher selbst Devon anrufen konnte, dann ist das ein Fall für die Kategorie Logik.“ Es gibt Screenshots, die beweisen, wie sich öde Wüstenlandschaften in Sekundenbruchteilen in grüne Wiesen verwandeln, und es gibt liebevolle Kosenamen für David Hasselhoffs Original-Michael Knight: „Bumskopp fährt in ein Flugzeug. Dieses fängt an zu explodieren, bevor KITT es auch nur annähernd gestreift hat.“

Und das ist der eigentliche Tipp für heute.

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Michael, 8. Oktober 2009, 06:32.

Ich geh dann mal lippenstiften

Ich habe nie verstanden, was an Sex And The City lustig gewesen sein soll, finde Grey’s Anatomy langweilig, aber Desperate Housewives und Doctor’s Diary kurzweilig und witzig, und Gilmore Girls ist für mich eine der schönsten Serien, die je gedreht wurden. Man kann also nicht sagen, dass ich Frauenserien pauschal ablehne. Als ich der neuen Serie Lipstick Jungle nichts abgewinnen konnte, weil sie mir zu problembeladen, zu spaßfrei und zu uninteressant war und mir dagegen sogar Sex And The City kurzweilig vorkam, weil deren Episoden wenigstens nur halb so lang waren, suchte ich den Fehler aber dennoch zunächst bei mir. Deshalb habe ich sicherheitshalber eine Frau gezwungen, sich die erste Episode ebenfalls anzusehen. Hier ist ihr Urteil:

Langweilig.
   

Aha. Vielen Dank. Die wenigen Fans der in den USA bereits abgesetzten Serie behaupten ja, die Serie würde ab der zweiten Folge wesentlich interessanter. Um mich bis dahin bei der Stange zu halten, hätte die erste Episode leider viel besser sein müssen.

Lipstick Jungle nach dem Lippenstift-Dschungelbuch von Candace Bushnell ergänzt ab heute um 21.15 Uhr den ProSieben-Frauenmittwoch. Vorher beginnen noch die neuen Folgen von Desperate Housewives.

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Michael, 16. September 2009, 10:32.

Gähnende Lehre

Man könnte die Frage aufwerfen, was eigentlich eine „Sommer-Comedy“ ist. Als solche kündigt RTL seine Serie Der Lehrer an, die im Herbst spielt und im Frühling 2007 gedreht wurde. Aber dazu müsste man vorher mal geklärt haben, was genau man überhaupt unter „Comedy“ versteht. Bei RTL verhält es sich offenbar so, dass alle Formate mit einer Sendelänge von 30 Minuten automatisch als Comedy deklariert werden, und das ist auch schon die einzige Voraussetzung. Der Lehrer ist zwar nicht durchweg langweilig, aber in einer „Comedy“ hätte man vielleicht gelegentlich eine Pointe erwartet.


Foto: RTL

Die neue Lehrer-Schüler-Serie fällt vor allem durch die gängigen Schulklischees auf, die schon ausgelutscht waren, als Unser Lehrer Doktor Specht noch praktizierte. Hendrik Duryn als Lehrer Vollmer ist zwar auch nicht realistischer als Doktor Specht, nervt aber wenigstens nicht so wie Robert Atzorn. Erwarten Sie trotzdem keine Überraschungen.

Der Lehrer ist wieder eine dieser Serien, die irgendwann produziert und dann sehr lange ungenutzt ins Archiv gelegt wurden. Vielleicht liegt sie da in Wirklichkeit auch schon 40 Jahre, und nicht nur zwei, denn die Schüler nennen ihre Lehrer allen Ernstes noch „Pauker“. RTL will ab heute acht der neun gedrehten Folgen zeigen, jeden Montag zwei. Was mit der neunten geschieht, ist ungewiss, aber wenn die Quoten schlecht sind, ist ja auch schon ungewiss, was mit allen ab der fünften passiert. Sollten die Quoten stimmen, müsste für eine neue Staffel wahrscheinlich eine neue Besetzung für die Schulklassen her. Die alten Darsteller dürften mittlerweile im Ruhestand sein.

Der Lehrer, montags um 21.15 Uhr bei RTL.

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Michael, 10. August 2009, 00:42.

Lassgutsein — Die Rache Gottes

Mit Lasko — Die Faust Gottes steigt RTL ins Genre der Religionsgedönsproduktionen ein. Die sind einfach: Man braucht nur ein paar kriminelle alte Männer in bunten Katholikenkostümen, dramatische Musik, ein paar Schnittbilder vom Petersdom und optional eine verwirrende Handlung. Schon hat man einen Riesenerfolg. Denken Sie nur an „Illuminati“. Oder die ZDF-Serie Ihr Auftrag, Pater Castell.

So unterschiedlich diese beiden Produktionen dennoch schon sind, so sehr unterscheidet sich auch Lasko noch einmal von den beiden. Hermann Johas Cobra-11-Firma action concept hat die Serie für RTL produziert, insofern besteht kein Anlass zur Annahme, auch nur irgendetwas an der Serie könne schwer zu begreifen oder betulich sein. Johas Serien gelingt es auf wundersame Weise, zwar nicht verworren, aber genauso wenig plausibel zu sein. In Lasko werden zwar deutlich weniger Autos zerstört als in Alarm für Cobra 11, dafür noch mehr Gehirnzellen.

Im Wesentlichen geht die Serie so: Böse Menschen führen eine brenzlige Situation herbei, dann kommt ein schöner Mönch und haut eine halbe Stunde lang allen eine rein, und am Ende gibt es noch einen humoristischen Moment, und alle lachen. Man fühlt sich zwar nicht beim Produktionsaufwand, aber bei Aufbau und Inhalt ein wenig an US-Serien aus den 80ern erinnert, als Schlägereien noch ein probates Mittel zur Verbrechensbekämpfung waren, quasi die DNA-Analyse des 20. Jahrhunderts. Insofern ist Lasko ein bisschen wie Trio mit vier Fäusten, nur nicht so geistreich. Und eher ein Duo mit zwei Fäusten, denn Lasko (Mathis Landwehr) hat noch einen lustigen dicken Trunkenbold (Stephan Bieker) zur Seite, damit der Humor eben nicht zukurz kommt, hihi.

RTL verbrät seine erste Eigenproduktion seit einem Jahr im Sommer, damit die Gefahr nicht so groß ist, dass sie all zu viele Menschen sehen könnten. Wenn Sie dem Sender einen Gefallen tun wollen, kommen Sie einfach erst zu CSI aus dem schönen Wetter zurück.

Lasko – Die Faust Gottes — donnerstags um 20.15 Uhr bei RTL.

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Michael, 18. Juni 2009, 00:39.

Nein! Oh! Tu! Wann? Oh!


Foto: ProSieben

Wären die Autoren der alten Serie Beverly Hills, 90210 auch an der Neuauflage 90210 beteiligt, würde man ihnen ihre Einfallslosigkeit vielleicht verzeihen. Nach so vielen Jahren ist man ja ausgelaugt, hat keine Lust mehr, und vor allem hat längst jeder mit jeder geschlafen. Da kann es mal passieren, dass nur noch alte Klischees aufgewärmt werden. Dass den Neuen aber auch nichts einfällt, ist tragisch: Die Neuauflage wirkt so, als setze sie an der Stelle an, an der die alte Serie aufhörte; wie Hansi Hinterseer sagen würde: Da wo die Luft raus ist. Da wo man sich wünschte, es sei bald vorbei. Da wo man allenfalls noch zusah, weil man sich an die Charaktere gewöhnt hatte und wissen wollte, ob die Serie wenigstens ein anständiges Ende zustande bringen würde.

Einige dieser Charaktere sind auch in der Neuauflage dabei: Kelly Taylor, die jetzt Beratungslehrerin an ihrer alten Schule ist, ihre alte Freundin Brenda Walsh und der alte Wirt des „Peach Pit“, Nat. Die Auftritte der Altstars Jennie Garth und Shannen Doherty und des Uraltstars Joe E. Tata sind leider nur Gimmicks, um Fans von früher für die Serie zu interessieren, nennenswerte eigene Handlungsstränge haben ihre Charaktere nicht.

Das wäre zu verschmerzen, wenn die Handlungsstränge der neuen Hauptcharaktere wenigstens einigermaßen interessant wären, aber auch das ist leider nicht der Fall. Die Intrigen, Betrüge, Liebschaften und Geheimnisse sind bekanntes, niedriges Soap-Niveau, und gleich zu Beginn werden zu viele Fässer auf einmal aufgemacht. Dass man Teenie-Soaps auch origineller und inspirierter drehen kann, hat vor ein paar Jahren O.C., California gezeigt und zeigt in geringerem Maß an diesem Wochenende nur eine Stunde vor 90210 die ebenfalls neue Serie Gossip Girl.

In 90210 sind die Figuren so durchsichtig und ihr Tun so vorhersehbar, dass sich schon im Pilotfilm erahnen lässt, wer später mit wem (wenn’s wie früher ist, dann sowieso jede mit jedem), wer ein Kind vom wem (bekommt oder berteits ist), und wer gegen wen. Ich werde aber nicht mehr dabei sein, um mir das anzusehen.

90210, samstags um 17.00 Uhr auf ProSieben.

Michael, 17. April 2009, 06:11.
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